Manche Werke führen ein Schattendasein, weil eines da ist, das viel Berühmtheit erlangt hat ( Händel Oratorien würden dies sicher beklagen).
Hier soll aber ein Schubert-Quartett vorgestellt werden, das unbedingt in die erste Reihe von Kammermusik gehört. Sein letztes in G-Dur steht im Schatten von "Tod und das Mädchen" und "Rosamunde". Sehr unberechtigt. Schuberts letztes Quartett ist von großer Kühnheit, steht in einer Reihe mit dem zweiten Satz des Streichquintetts oder dem zweiten Satz der späten A- Dur Sonate D. 959. Schubert schrieb visionäre Musik, die überhaupt nicht ins Biedermeier passte. Weit ausgreifend über Zeitgeschmack und übliche kompositorische Verarbeitung. Der erste Satz, wenn man alle Wiederholungen spielt, dauert allein so lange wie die durchschnittliche Dauer eines Quartetts von Mozart oder Haydn.
Das G-Dur-Quartett entstand 1826, hat nun keinen Beinamen ( vielleicht sollte man einen erfinden) und wird selten gespielt. Ich hörte es einmal live in Bremen mit dem Alban-Berg-Quartett, kannte es vorher nicht und war wie elektrisiert.Habe mir dann natürlich sofort eine Aufnahme gekauft und es gibt sehr gute Aufnahmen davon, die mit dem Emerson-Quartett ist für mich die beste von Quartett-Formationen.
Aber dann kam Kremer ands frieds. Kaskashian und YoYoMa und spielten das Quartett und alle anderen Aufnahmen wurden zur Seite gelegt.
Das ist eine Aufführung,die man nur als Sternstunde bezeichnen kann. Kremer, den ich als Solisten gar nicht sonderlich schätze, ist ein großartiger Kammermusiker. Er kann- rein technisch gesehen- Dinge, die vielleicht weniger begabten gar nicht zur Verfügung stehen. Die Art und Weise wird speziell der erste Satz dargestellt wird, ist einfach unglaublich.
Ich wünsche mir, dass mit diesem thread ein wenig dazu beigetragen werden kann, dass dieses Quartett bekannter wird.
Sagitt