Operninszenierungen - modern vs. "altmodisch"

  • Hallo Blondchen,
    na, dann lies einem Kind einmal ein erbauliches Märchen vor - am besten, so das Kind ein Haustier hat, den "Herr Korbes". Aber es gibt auch noch andere, die sich ideal eignen, um Alpträume zu garantieren.
    Ich kann Dir nur aus eigener Erfahrung sagen, daß mir als Kind Märchen mitunter eine höllische Angst verursacht haben. Zu lebhafte Fantasie? - Mag sein... Jetzt lese ich sie sehr gerne. Aber ich hab ja überhaupt eine Schwäche für Horror-Geschichten.


    Eine andere Frage ist nun, wie auf der Bühne mit den Inhalten einer Oper umgegangen wird.
    Opern enthalten Szenen voller Sex und Brutalität - sind wir uns soweit einig? Nun kann der Regisseur über diese Szenen den Mantel des Beschönigens breiten. Oder er zeigt eben, daß es in diesen Szenen um Sex oder/und Tod geht. Ein paar Beispiele:


    Don Giovannis "Liebes"-Erlebnisse haben nichts Poetisches.
    Siegmunds Tod ist nicht hehr, er krepiert, weil ihm Hunding einen Speer in den Leib rammt.
    Tristan krepiert an Wundbrand.
    Die Hexe in "Hänsel und Gretel" wird im Ofen verbrannt - Nachklang der mittelalterlichen Hexenverbrennungen durch "reine Bürger".
    Tannhäuser erlebt eine Sex-Orgie.
    Parsifal auch (nur macht er nicht mit, weil er nicht weiß, wie es geht).
    Euridice krepiert an Schlangengift.
    Aegisth und Klytämnestra werden mit einer Axt erschlagen.
    Jochanaan wird geköpft, nachher hat Salome Sex mit dem abgeschlagenen Kopf.
    Wozzeck wird brutal zusammengeschlagen (oder gar vergewaltigt?), ehe er selbst Marie mit einem Messer ermordet. In derselben Oper macht ein Arzt Menschenversuche.
    Katerina Ismailowas Schwiegervater krepiert an einer Dosis Rattengift, die ihm seine chwiegertochter beibringt.
    Macbeth ermordet ein paar Menschen.
    usw. usw.


    Und jetzt ist der Regisseur der Böse, weil er die Menschen nicht in Schönheit sterben läßt und weil er es wagt, Sex als Triebkraft darzustellen?


    Komponisten haben ihre Opern eben nicht für Kinder geschrieben (es sei denn, sie haben richtige Kinderopern geschrieben, wie es Britten, Henze, Knussen, Hiller oder Menotti gemacht haben). Wenn man von einem Regisseur verlangt, diese Opern "jugendfrei" zu inszenieren, verkleinert man die Werke, sie werden beschönigend statt wahrhaftig.


    Damit will ich keineswegs sagen, daß es im Regietheater nicht Auswüchse gibt (Alviano etwa akzeptiert wesentlich radikalere Lösungen als ich). Aber für mich ist der schlimmste Auswuchs der Regie dieses verniedlichende harmlose Herumsteh- oder Herumhops-Theater, wie es ein Sanjust, ein Schenk, ein Zeffirelli, ein (wohl am grauenhaftesten) Karajan etc. auf die Bühne gebracht haben oder bringen.


    :hello:

    ...

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Die Hexe in "Hänsel und Gretel" wird im Ofen verbrannt - Nachklang der mittelalterlichen Hexenverbrennungen durch "reine Bürger".


    Lieber Edwin,


    Teils hast Du Recht; teils nicht.


    Erstens sehen die Kinder jene Verbrennung nicht. Das ist wesentlich.


    Zweitens sind Kinder oft grausam und blutdürstig. Schau mal bei einem Puppenspiel, wie die Kinder ihre Kehle wund schreien, nur um die schlechte Puppe Leid beizubringen. Es ist Teil ihrer Phantasie. Das kann auch bei einer Oper.


    Drittens mußt Du das Alter der Kinder in Beziehung nehmen. Kinder von vier Jahr reagieren komplett anders als Kinder von acht. Idem zwölf.


    Wenn man sorgfältig Kinder auf etwas vorbereitet, können sie m.E. ganz sicher die Entführung, die Zauberflöte, oder vielleicht die Martha oder Opern von Lortzing anschauen. Die Martha und Lortzings Opern sind sogar vermutlich leicht zugänglich für Kinder.


    LG, Paul

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner



    Und jetzt ist der Regisseur der Böse, weil er die Menschen nicht in Schönheit sterben läßt und weil er es wagt, Sex als Triebkraft darzustellen?


    Ja, aber muss dass denn so platt rüberkommen? Weiter oben schrieb mal jemand, dass man sich im TV über so was gar nicht mehr aufregen würde? Hein? Ich finde das heute immer noch geschmacklos. Und bzgl. Horrorfilme: Ich finde dieses Genre teils auch faszinierend, bin von einigen Sachen echt nur abgestoßen. Beispiel: "Hill House" - Die Erstverfilmung ist subtil und lässt Raum für die mannigfaltigesten Deutungen. Das Remake ist ein plattes Spektakel - und genauso empfinde ich's meistens beim Regietheater auch. Hauptsache, es kracht!Und das in jede Richtung.
    Es gibt auch noch sehr viel Schönes auf der Welt: Warum bitte müssen Regisseure heute alles hinterfragen? Selbst die hehrsten Liebesgfühle werden in den Dreck gezogen? Banalisiert und vergewaltigt. Manches lese ich auch ansatzweise im Libretto oder in der Musik - s. Ännchen und Max - aber ich brauche es nicht mit dem Holzhammer. Da fühle ich mich arg geschulmeistert. Ich brauche keine Micaela, die als Bestie daherkommt oder eine Carmen, die eine fromme Helene markiert. Wenn man Facetten davon aufweist o.k. - aber über diese platten Krachbummgeschichten könnte ich nur lachen bzw. weinen.


    So long,


    Knuspi

  • Überlegungen eines Regisseurs, der eine werkgerechte "Ring-Inszenierung" erarbeitet.


    Wotan - hm, Augenklappe, klar. Aber linkes oder rechtes Auge? Steht nicht in den Regieanweisungen. Shit. Jetzt muß ich selbst nachdenken.
    Blöde Sache, das.
    Ich schreib's auf die To-do-Liste. Werd morgen mal unseren Wotan anrufen und ihn fragen, ob er die Klappe lieber links oder rechts hat.
    "Rheintöchter" - Haben die nen Fischschwanz? Klar. Aber wie können sie dann stehen? Muß mir eine Vorrichtung überlegen, daß es ausschaut,als würden sie schweben.
    Und von was für einem Fisch haben sie den Schwanz? Steht nicht in den Regieanweisungen. Der Herr Richard Wagner macht sichs leicht und überläßt die ganze Interpretationsarbeit dem Regisseur. Mal nachdenken: Karausche? Karpfen? Forelle?
    Ich schreib mal auf die To-do-Liste: Ichtyologen anrufen von wegen Fischen im Rhein.

    Nächstes Problem: Alberich verwandelt sich in eine Kröte. Okay, der Intendant hat ein Sonderbudget genehmigt, daß den Trick der Copperfield macht. Aber was für eine Kröte soll das sein? Ne Wabenkröte? Oder ne ganz gewöhnliche Kröte?
    Ärgerlich, steht wieder nicht in den Regieanweisungen.
    Kommt auf die To-do-Liste: Krötenexperten fragen, welche Krötenarten am Rheinufer vorkommen.


    Sch....-"Rheingold"


    Und dann erst die "Walküre"...


    Okay, ne Esche im Ersten Akt. Klar. Wie schauen die Blätter von ner Esche eigentlich aus?
    Also - To-do-Liste: Botaniker anrufen: Blätter einer Esche, Rinde einer Esche, Wuchs einer Esche.
    Was ißt der Hunding eigentlich? Irgendein Fleisch? Das werden sie wohl überm Feuer gebraten haben. Oder doch was Gesiedetes aus nem Kessel?
    Steht da was in den Regieanweisungen?


    Ne.


    Da ist eben Interpretationskunst gefragt.


    Ich schreib also auf die To-do-Liste: Völkerkundler anrufen: Was haben die Germanen gegessen.
    Ach ja, außerdem schnell dazuschreiben: Was haben sie für Kopfbedeckungen gehabt, von wegen Wotan, Wanderer und so.
    Vielleicht weiß der ja auch, ob sie damals häufiger das linke oder dasrechte Auge verloren haben, das würde mein zentrales Problem mit dem Wotan lösen.


    So, kommen wir mal zu Nothung.


    Einfach in den Stamm gestoßen. Hm... Und wie sah das olle Ding nun aus? Nichts in den Regieanweisungen.


    Ja , der Herr Richard Wagner, das Denken überlässt er den Regisseuren, und so einer wie ich kann sich nächtelang den Kopf zerbrechen, wie ich die Kernprobleme in dem Ding nun lösen soll...


    Also, der Völkerkundler wird ja wohl auch was über germanische Schwerter wissen.


    Widdergespann für Fricka...


    Was sind Widder eigentlich? So ne Art Schaf wohl. Und die können nen Wagen ziehen?
    Was für einen Wagen? Wie hat der nun ausgesehen? Steht nicht in den Regieanweisungen. Und woher soll ich das dann wissen?
    Und dann heißt's wieder, ich hätte an dem Werk vorbeiinszeniert!


    Und wie viele Widder waren das überhaupt? Zwei? Vier? Gar sechs? Wo soll ich sechs Widder hernehmen? Und wie krieg ich sie dazu, nen Wagen zu ziehen?


    To-do-Liste: Intendanten fragen von wegen Sonderbudget für Tiertrainer.


    Außerdem: Zoologen anrufen, Fell von Widdern in germanischer Zeit.


    Sonst wird das nicht echt und dann heißt's wieder, der Regisseur ist an allem schuld, der hat über das Stück nicht nachgedacht.


    So, und nu das Hauptproblem von der ganzen Kiste: "Siegfried" - der Drachen.


    Ja, das schreibt sich so leicht, vom Herrn Wagner. Und was sagt er in den Regieanweisungen?


    Nix.


    Und schon muß wieder der Regisseur her und interpretieren.


    Drachen. Okay, den Schwanz mach ich mit ner Pfeilspitze hinten dran.
    Aber hat er nu Flügel oder nicht?
    Und wenn ja: Wie groß sind die Flügel, weil der muß ja damit fliegen können.
    Und dann die Zähne. Sahen die aus wie Haifischzähne? Oder eher so kegelförmig wie Tigerzähne?


    Und wen soll ich da fragen? Gibt's Drachologen?


    Muß mal auf die To-do-Liste schreiben: Völkerkundler auch fragen, wer in Sachen Drachen beraten könnte.


    So, nu sind wir ja schon ein kleines Stück weitergekommen, die zentralen Probleme haben wir damit im Griff.


    Morgen muß ich dann nachdenken, ob der Alberich im "Rheingold" von links oder von rechts auftritt, steht nämlich auch nicht in den Regieanweisungen.


    Aber für heute mal Schluß.


    Gute Nacht.

    ...

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Überlegungen eines Regisseurs, der eine werkgerechte "Ring-Inszenierung" erarbeitet.


    Tja, Du wirst lachen - aber wenn Du Dir alte Regie- und Bühnenbildkonzeptprotokolle durchliest: Diese Überlegungen waren üblich. Für eine Kölner Carmen wurden 1910 sogar extra Stoffe aus Spanien eingekauft. Und ich habe vor dem Bestreben der damaligen Intendanten die allerhöchste Achtung.

  • Niemand sagt, dass ALLE Opern von Sex & Crime dominiert werden. Aber fast alle. Gewiß gibt es relativ harmlose komische Opern. In Donizettis Liebestrank bleibt es bei Andeutungen, aber es geht auch um Begehren, Eifersucht, (sexuelle, erotische) Versagensangst, Rivalität usw. Wie es in Figaro oder Cosi erotisch drunter und drüber geht, wissen wir alle. Kein Wunder, dass Cosi im bigotten 19. Jhd. mitunter stark bearbeitet oder einfach gar nicht aufgeführt wurde; selbst Beethoven soll sich abschätzig darüber geäußert haben, dass Mozart so unsittliche Stoffe wie Don Giovanni oder Cosi vertonte.
    Was in der Zauberflöte passiert, habe ich oben aufgezählt, wobei ich hier die Maurersymbolik eher für den größeren Stolperstein halte.
    Ein zentrales dramatisches Element der "Entführung aus dem Serail" besteht in der latenten Notzuchtdrohung des Bassa, noch geriert er sich wie ein unerhörter Liebhaber, aber er hätte Macht und in gewissem Sinne sogar das Recht, Konstanze Gewalt anzutun. Die wird gespiegelt in den ständigen, zur Karikatur übertriebenen expliziten Gewaltfantasien Osmins.
    Ich fand Bieitos Bordell-Entführung (KOB) auch ein wenig übertrieben (sie ist indes, verglichen mit dem, was von anderen Inszenierungen erzählt wurde, de facto relativ harmlos udn ziemlich bühnenwirksam), aber der Ansatz ist keineswegs völlig unplausibel.


    Schließlich, der betankte Schwan wäre insofern ein wirklich guter Einfall :jubel:, als dass die kaum vermeidliche unfreiwillige Komik der Szene immerhin in absichtliche Komik gewandelt würde :hahahaha: :hahahaha: :hahahaha:


    Im Ernst, ich habe wirklich manchmal den Eindruck, dass altgediente Opernfreunde zwar weitgehend nebensächliche Aspekte todernst nehmen (Geflügelte Helme oder Wikingerhelme? Esche, keine Eiche!), aber sich wehren, wenn ein Opernplot, eben auch seiner Sex&Crime-Lastigkeit, wirklich ernst (und nicht als lockere Unterhaltung oder Kostümfest) genommen wird. Das wird dann als "Hineininterpretieren" (selbst wenn es oft Dinge sind, die wirklich keiner tiefergehenden Analyse bedürfen, sondern lediglich einer gründlichen Lektüre des Textes) oder Übertreiben gesehen. Das finde ich schwer nachvollziehbar.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Ich schreib also auf die To-do-Liste: Völkerkundler anrufen: Was haben die Germanen gegessen.
    [...]
    Also, der Völkerkundler wird ja wohl auch was über germanische Schwerter wissen.


    Kannst Du nicht besser einen Archäologen befragen? ?(


    LG, Paul

  • Nein, so clever ist unser konservativer Regisseur schon, daß er weiß, daß Archäologen mit Schwertkunde eher nichts zu tun haben. Schließlich ist das nicht seine erste Inszenierung. Daher weiß er, daß Lebensumstände, Alltagsgeräte und Waffenkunde bei Völkerkundlern besser aufgehoben sind. Solche Frage an Archäologen zu richten, wäre eine wesentlich zu radikale Idee.
    :hello:

    ...

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  • Hallo Edwin, JR & und andere


    Vielen Dank, daß Ihr es doch noch schafft, lesenswertes Leben in den Thread zu bringen. Ich dachte, daß seit spätestens Seite zwei nichts Neues zu sagen wäre.


    :hello:

  • Aber wir haben wieder die alte Patt-Situation: Jeder vertritt eine EXtremposition, ohne zu überlegen, ob's nicht einen gangbaren Mittelweg gäbe. JR, ich stimme bis auf den letzten Absatz völlig mit dir überein, naürlich geht's in einer Oper um sex&crime und natürlich darf und soll das thematisiert werden, aber oft scheint es mir, als ob einen Regisseur überhaupt nichts anderes interessiert als seine Gewaltphantasien auf der Bühne ausleben zu dürfen. Jedes Zuviel stumpft ab, und zumindest mich öden dann irgendwann die Gewaltorgien genauso an wie ein reines Stehtheater in verstaubten Bühnenbildern. Man kann Gewalt auch subtil rüberbringen, aber das ist halt schwieriger und erfordert mehr Können als eine plumpe Vergewaltigung. Um noch einmal auf den Bieito-Carlos zurückzukommen (sorry, ich kenne nur die eine Inszenierung vom ihm): Mit Ausnahme von Philippe und Posa treibt's dort wirklich jeder mit jedem, und das nervt mit der Zeit so, dass die wirklich starken Bilder von Gewalt (z.B. die Sado-Maso-Szene zwischen Eboli und Philippe) einen (oder sagen wir konkret: mich) überhaupt nicht mehr berühren, und als sich dann zum Schluss Elisabeth über den toten Posa hermacht, dachte ich mir nur mehr "Na, klar, das hat ja noch gefehlt!" Meine Freunde (darunter ein großer Bieito-Fan) empfanden das übrigens ganz ähnlich.
    Mich hat jedenfalls unser Konwitschny-Carlos in Wien wesentlich mehr berührt, weil da nicht mit dem Holzhammer losgedroschen wird, sondern die Machtmechanismen auf sehr subtile Weise gezeigt werden.
    lg Severina

  • Im Ernst, ich habe wirklich manchmal den Eindruck, dass altgediente Opernfreunde zwar weitgehend nebensächliche Aspekte todernst nehmen (Geflügelte Helme oder Wikingerhelme? Esche, keine Eiche!)


    Ob Esche oder Eiche ist mir herzlich wurscht. Nicht ganz egal hingegen ist es mir, wenn Siegmund sein Schwert aus einer Litfaßsäule zieht. Das Stück geht genau dann kaputt, wenn die Inszenierung den Text und die Musik zur sinnlosen Farce werden läßt.


    Jedes Zuviel stumpft ab, und zumindest mich öden dann irgendwann die Gewaltorgien genauso an wie ein reines Stehtheater in verstaubten Bühnenbildern.


    Genau das ist einer der springenden Punkte. Das, was ich meistens auf der Bühne zu sehen bekomme, ist einfach nur grell, grobklotzig und und geistlos.


    Neulich habe ich hier in Aachen eine der seltenen Ausnahmen erlebt, nämlich einen Sommernachtstraum sehr frei nach Shakespeare und Purcell, der ungemein unterhaltsam und spannend war, obwohl er mit den existierenden Werken der urspünglichen Autoren kaum noch etwas zu tun hatte. Dieser Anspruch wurde aber auch gar nicht erhoben, sondern man hatte eine in sich schlüssige, moderne Komödie der Jetztzeit mit Elementen aus dem Sommernachtstraum und Musik aus der Barockzeit auf die Bühne gebracht.So etwas macht auch mir Spaß, wenn es raffiniert gemacht ist.


    Viele Grüße


    Bernd

  • ich kann mich nur severina und knusperhexe anschließen: zuviel nervt einfach auf dauer, und man braucht auch keine "holzhammer-methode" um zu raffen, dass sex&crime in der oper das hauptthema sind!
    und selbst wenn, kann man trotzdem darauf achten, dass das bühnenbild zeitgemäß ist (so wie unser regisseur das vorhin schön beschrieben hat!), ich finde es persönlich unpassend, wenn violetta mit einem handy rumrennt!
    das hat nicht unbedingt was mit dem libretto zu tun, sondern ist,sorry, allein auf dem mist des regisseurs gewachsen!
    und das finde ich dann sehr wohl hinzu-, wenn nicht sogar überinterpretiert!
    ich fänds auch nicht gut ,wenn man aus don giovanni die sex-szenen rausschmeißen würde, weil es ja hauptsächlich darum geht! aber ich mag halt lieber schöne bühnenbilder als einen schwarzen hintergrund mit garnichts!


    ist ja meine meinung, müsst ihr ja nicht teilen!


    lg, blondchen


    ps: ich babysitte überrigens nicht und bin auch keine mutter, von daher lese ich eigentlich eher selten kindern was vor, aber ich habe früher märchen geliebt!!! und ich würde mich eher als zart-besaitet bezeichnen, horror-filme sind nicht so meins!

  • Hi Blondchen,


    sehe ich auch so. Beides, auch die Märchensache:


    Gerade bei Volksmärchen nehmen Kinder die Grausamkeiten anders wahr. Wenn den Guten auch noch so mies mitgespielt wird, am Ende kriegen's die Bösen doppelt drauf. Und gerade das ist für Kinder sehr wichtig, auch wenn manchem Erwachsenen erst mal der Atem stockt. Ich habe beim Vorlesen auch zunächst die Sachen etwas abgemildert und dann krähte es: "Das stimmt nicht - die muss in glühenden Pantoffeln tanzen." Habe dann noch mal den Bettelheim gelesen und stimme ihm zu: Kinder brauchen Märchen.


    Und Opern sind für mich - irgendwer schrieb das mal in einem vorherigen Thread - so etwas wie Märchen für Erwachsene. Sie lassen - in einer librettotreuen Inszenierung - ebenso Raum für vielerlei Deutungen. Klar kann mal die eine oder andere Komponente mehr beleuchtet werden, es können auch kleine versteckte Hints rausgekitzelt werden. Z.B, habe ich mich auch schon ein paar Mal gefragt ob der gute Don mit seinem Frauenverschleiß etwas anderes kompensiert. Aber ich halte goar nix von den Holzhammermethoden. Immer druff. Nee, danke und pfui Deibel.


    Drei Nüsse für Aschenbrödel-Gruß,


    Knuspi

  • "Märchen für Erwachsene" - das hast du schön gesagt, Knuspi! :) Leider kriegen in der Oper meist die Guten eines Drauf ;(, während die Drahtzieher allen Übels ungeschoren bleiben. Merke: Das Leben ist ungerecht! 8) Ich weiß schon, dass es auch moralische Sieger gibt, aber tot ist halt tot..... Drum liebe ich halt meinen Rossini mit seinem happy-end! :D :D :D :D Ist doch immer wieder erfischend, wenn der Sopran dem Tenor schmachtend in die Arme sinkt und nicht von der Schwindsucht dahingerafft wird. Ein Märchen? Aber sicher, und sooooo schön zur Abwechslung! :) :) :) :)
    Schöne Grüße, Sevi

  • Zitat

    Original von severina
    "Märchen für Erwachsene" - das hast du schön gesagt, Knuspi! :)


    Dat es nur leider nicht auf meinem Mist gewachsen. Hab' noch mal geguckt: Alfred hat's zuerst geschrieben und mir damit auch voll au der Seele gesprochen. Und ich mag auch traurige Märchen. Königskinder, Rusalka - Seufz. Was da an Gefühlen rüberkommt. Meine Güte, mir kommen ja schon bei Hoffmanns Erzählungen die Tränen. (Übrigens fand ich den Hoffmann bei den Salzburger Festspielen bis auf einige Ausrisse - wie die Frankensteinbraut als Olympia - sehr gelungen und packend. Das ist für mich die Marschrichtig der Oper). So wie Märchen für Kinder reine Katharsis ist, so empfinde ich's auch bei Opern. Elke Heidenreich sagte mal: "Opern trösten mich." Dafür hätte ich sie umarmen mögen, obwohl sie sonst nicht so mein Fall ist.


    Du und bzgl. Rossini: Wir haben in Köln damals fast alles gespielt. die seidene Leiter rauf und runter. Unser ehemaliger Intendant Hampe - vor Verschrotter Krämer - ist erklärter Rossini-Fan.


    Heigh, Heigh Ho,


    Knuspi

  • Ja, ich kann mich noch gut an eure "Cenerentola" erinnern, mit David Kuebler glaube ich. Die nicht so gängigen Werke habe ich eher in Pesaro kennen gelernt, bei uns an der WSO werden (wurden leider) auch nur die Knüller gespielt.
    Den Salzburger "Hoffmann" (meinst du den mit Shicoff?) kenne ich leider nicht, weil mein Videorekorder gesponnen hat, aber ich kriege ihn demnächst überspielt.
    lg Sevi

  • Hi Sevi, die Cenerentola mit den Spitzengardinen war noch älter und meine 3. Oper. Der Kübler war damals unser Tenor für alles und als belmonte echt der Hit.


    Du bzgl. Hoffmann: Ja , der mit Shicoff. Teils sehr beklemmend und genau in der düster-romantischen Gothic-Atmo, die's braucht. Und die Kostüme: Perfekt recherchiert und genau den einzelnen Akten und Lebensabschnitten Hoffmanns angepasst. Allein diese kleine Gruppe von Incoyablen im Hintergrundchor oder die Mutter Antonias im üppigen Rokkokokostüm. In der letzten Kölner Inszenierung kletterte die guite Dame aus einem !MÜLLBERG!, der die ganze Bühne bedeckte. Dabei hatten wir so einen tollen Hoffmann in Köln, wo Domingo sogar mehrfach gesungen hat. Hast Du auch mal den Hoffmann im Salzburger Marionettentheater gesehen?


    LG,
    Knuspi

  • Hi, Knuspi, nein, im Marionettentheater war ich nie. Wir haben ja in Wien auch eines und da war der Anreiz nicht so groß, auch in Salzburg hinzugehen.
    Euren "Tenor für alles" habe ich tatsächlich in vielem gesehen, auch als Belmonte. Ihn, Josef Protschka und Claudio Nicolai verbinde ich wohl für alle Zeiten mit Köln. Einmal freute ich mich so auf Aragall in "Ballo" (Endlich einmal ein anderer Tenor!) und dann sagte er prompt ab. Singt der Kuebler eigentlich noch? Meine letzte Vorstellung mit ihm war eine "Zauberflöte" auf der Bregenzer Seebühne vor gut 20 Jahren.
    lg Sevi

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  • Zitat

    Original von Blondchen


    ...und selbst wenn, kann man trotzdem darauf achten, dass das bühnenbild zeitgemäß ist (so wie unser regisseur das vorhin schön beschrieben hat!), ich finde es persönlich unpassend, wenn violetta mit einem handy rumrennt!
    das hat nicht unbedingt was mit dem libretto zu tun, sondern ist,sorry, allein auf dem mist des regisseurs gewachsen!
    und das finde ich dann sehr wohl hinzu-, wenn nicht sogar überinterpretiert!


    Hallo Blondchen,


    dass es teilweise allein auf dem Mist des Regisseurs wächst, dass ist ja kein Geheimnis und diesem auch vollkommen bewußt. Die Frage ist, welche Grenze man sich halt für die Werktreue setzt. Heute habe ich z.B. das schon etwas ältere Statement eines Regisseurs zu diesem Thema gelesen:


    Zitat

    Wo gibt es Ihrer Meinung nach Grenzen in der Regie?


    Die Grenze wird überschritten, wenn in der Partitur durch die Regie etwas geändert wird. Man kann alles machen, alles bezweifeln, alles neu interpretieren, ich kann aber nicht aus einem Piano ein Forte zu machen, aus einem Decrescendo ein Crescendo oder in der Instrumentation aus einem Bläserensemble ein Streichquartett machen. Die Grenze ist der Respekt vor der Partitur - vor codifizierter Notation, nicht unbedingt vor allem, was gedruckt ist. Man kann sehr wohl gegen die dramaturgischen Absichten eines Komponisten inszenieren, man kann den Komponisten sogar entlarven, man kann gegen ihn sein, indem man zeigt, dass er in seiner Zeit einer bestimmten Konvention hinsichtlich der Dramaturgie erlegen war. Ich kann das auch benutzen, indem ich seine Musik interpretiere, aber nur innerhalb des von ihm gegegebenen Korsetts: der Partitur.


    So kann man es halt auch seine Grenze ziehen.
    :hello:


    Gruß
    Sascha

  • ja kann man, man muss es aber nicht unbedingt schön finden, wenn bis auf die partitur alles neu interpretiert und verändert wird, oder??


    ohje... jetzt werden sie mich wieder alle für konservativ halten... naja, ein bisschen trifft das vllt zu, aber nur was die operninszenierung von alten opern betrifft! es gibt doch auch neue, moderne opern, da kann sich der regisseur doch genug drann austoben, oder?? zur dodekaphonie passen die handies besser hin als zu mozart!

  • Wenn man ansonsten den Komponisten "entlarven" darf, warum ist dann gerade die Partitur sakrosankt? Ist diese völlig unabhängig von bestimmten zeitbedingten Konventionen? Doch wohl kaum, oder? Hat der Komponist die Partitur ohne Bezug auf den Text und die Handlung geschrieben? Warum hat er dann überhaupt eine Oper komponiert und keine Sinfonie?


    Zitat

    Man kann alles machen, alles bezweifeln, alles neu interpretieren, ich kann aber nicht aus einem Piano ein Forte zu machen, aus einem Decrescendo ein Crescendo oder in der Instrumentation aus einem Bläserensemble ein Streichquartett machen.


    Ja, warum denn nicht, wenn ich aus einem Schwan ein Schwein und aus einem Hexenhaus ein Bordell machen kann? Was ist so heilig an der Partitur, wenn alle anderen Aspekte des Werkes völlig beliebig sind?


    Regisseure, die meinen, sie müßten Mozart oder Verdi entlarven, entlarven wohl eher sich selber....


    Viele Grüße


    Bernd

  • Hallo Forianer,


    besser: Operninszenierungen - akzeptabel oder nicht


    So waren die Inszenierungen z. B. von Harry Kupfer oder Herbert Wernicke nie "altmodisch" - aber stets sehr akzeptabel...


    Wohingegen die Inszenierungen z.B. von Calixto Bieto oder Peter Konwitschny nicht nur provokant sind, sondern die Werksubstanz der Opern wurde auf unerträgliche Weise entstellt oder völlig zerstört und sind daher nicht akzeptabel...


    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Zitat

    Original von Liebestraum


    Wohingegen die Inszenierungen z.B. von Calixto Bieto oder Peter Konwitschny nicht nur provokant sind, sondern die Werksubstanz der Opernwerké wurden auf unerträgliche Weise entstellen oder völlig zerstören und daher nicht akzeptabel.


    Ist das nicht eine sehr subjektive Einschätzung? Ob die Inszenierungen als "provokant" empfunden werden, hängt mit den eigenen Sehgewohnheiten zusammen, mich provozieren sie nicht.


    Und dass die "Werksubstanz unerträglich" entstellt würde und deshalb nicht akzeptabel sei, ist erstmal nur eine Behauptung.


    Ich sehe das völlig anders - wer hat denn nun recht?


    Mit apodiktischen Positionen kommt man auch in dieser Frage keinen Zentimeter vom Fleck.

  • Lieber Alviano, du fragst, wer Recht hat? Jeder auf seine Weise, denn das Problem besteht meiner Meinung nach in der unterschiedlichen Definition von "Werksubstanz". Nehmen wir z.B. Händels "Semele", um nicht immer Bieito zu strapazieren ( ;)) Ich kann natürlich daran festhalten, dass es sich hier um eine griechische Sage handelt und darauf bestehen, dass antike Götter den Olymp bevölkern, ich kann aber aber auch sagen, hier geht's um eine ganz "normale" Beziehungskiste (Braut brennt am Hochzeitstag mit verheiratetem Lover durch, der wird von der gehörnten Ehefrau gejagt und die Nebenbuhlerin mit miesen Tricks eliminiert) Dann brauche ich natürlich keinen Jupiter mit wallenden Gewändern und Donnerblitz, und wenn die Juno dennoch eine Krone trägt wie in Zürich, dann nur, weil Robert Carsen eine ElisabethII-Paradie aus ihr macht. Welche Version man nun bevorzugt, ist Geschmackssache. Die Frage ist, wie viel Verfremdung man aushält. Ich z.B. halte einiges aus, aber ganz bestimmt nicht so viel wie du. Außedem finde ich auch Gefallen an werkgetreuen Inszenierungen, so sie gut gemacht sind. "Langeweile" ist für mich nämlich nicht an einem bestimmten Inszenierungsstil festzumachen, ich habe mich schon bei beidem unendlich gelangweilt.
    lg Severina :hello:

  • Hallo Severina (und auch hallo Liebestraum),


    ich darf das aufgreifen, was Du geschrieben hast und etwas erweitern: mit "richtig" oder "falsch" kommt man nicht weiter, weil es auch um Geschmacksfragen geht. "Gefällt mir, weil" oder "Gefällt mir nicht, weil" wäre der Ansatz für eine Diskussion. Ganz konkret, an Beispielen.


    Damit wird man das Gegenüber nicht von der eigenen Position überzeugen - aber man hätte vielleicht das Gefühl, ein gutes Gespräch geführt zu haben. Man hätte eine andere Meinung kennenlernen können.


    Das klappt bei uns zwei ja auch eher gut, macht ja auch Spass.


    Könnte doch mit anderen auch funktionieren :)!


    Ich erwische mich immer bei der Frage, wie wohl die Diskussion aussähe, wenn sie persönlich geführt würde - mit der real-existierenden Person. Ob der rein schriftliche Kontakt vielleicht enthemmt...?


    Herzliche Grüsse aus einem jetzt winterlich verschneiten Hessen

  • Zitat

    Original von Liebestraum
    ...
    Wohingegen die Inszenierungen z.B. von Calixto Bieto oder Peter Konwitschny nicht nur provokant sind, sondern die Werksubstanz der Opern wurde auf unerträgliche Weise entstellt oder völlig zerstört und sind daher nicht akzeptabel...


    Einen herzlichen Gruß an die mitdiskutierenden Mitglieder der Geschmackspolizei!


    (Im Ernst: Bei manchen Äußerungen wäre es mir schon lieber, wenn der Verfasser anklingen lassen könnte, dass er nicht im Besitz höheren Ratschlusses, sondern lediglich mit einem klar umrissenen Geschmack gesegnet ist. Ich denke, dass dies Diskussionen versachlichen könnte.)


    :hello:


    Gruß, l.

    "Jein".

    Fettes Brot

  • [quote]Original von Alviano


    Ich erwische mich immer bei der Frage, wie wohl die Diskussion aussähe, wenn sie persönlich geführt würde - mit der real-existierenden Person. Ob der rein schriftliche Kontakt vielleicht enthemmt...?


    Also, ich fürchte,mich würde eher eine reale Diskussion "enthemmen" 8), denn während des Schreibens habe ich Gelegenheit, meine Position noch einmal zu überdenken und dann kommt manches sicher in gemildeterer Form rüber als im direkten Kontakt. Bin nämlich eher eine cholerische Natur, und würde ich dem ersten Impuls folgen, sähe manche Antwort wohl anders aus :O Aber so lautet die Reihenfolge Lesen - Nachdenken - Schreiben, und das ist zumindest in meinem Fall von Vorteil! 8) 8) 8)
    Buano notte aus dem kalten, aber nicht verschneiten Wien wünscht
    Severina

  • Ich würde sagen Werktreue kann natürlich von allen Seiten beleuchtet werden, jedoch gibt es einige GRUNDSÄTZE die unter gar keinen Umständen gebrochen werden dürfen - weil dann ist es eben nicht mehr das Werk.



    Wenn irgendwo steht:


    England um 1570


    In der Schenke "zum blutigen Hund"


    dann sind Dekoration und Kostüm quasi vorgegben.


    Wie naturalistisch dabei vorgegangen wird ist eine Frage des Budgets und des Geschmacks der Ausstatter


    Es gibt nun natürlich zahlreiche Varianten WIE man beispielsweise die Schenke einrichtet, aber die Grundaussage muß erhalten bleiben


    Wird dieses erste Gebot negiert - bin ich für mein Teil nicht bereit weiter zu verhandeln - ja ich gehe von einer willkürlichen Veränderung des Stückes aus.


    Hier gibt es NICHTS aber auch gar nicht zu verhandeln oder zu beschönigen, wer dieses Bild ins 20. Jahrhundert verlegen will, in eine Spelunke der Gegenwart mit Typen in Jaens, der nimmt dieser Szene etwas ESSENTIELLES. Viele Stücke (Opern etc) die eigentlich inhaltlich eher uninteressant sind, beziehen ihren Reiz aus der aufwändigen Ausstattung - Theatermacher aller Jahrhunderte wussten das - und agierten dementsprechend
    REGIEGAGS - ich fand sie immer erfrischend.
    ABER - die Kunst besteht IMO DARIN - in altem Kostüm und alter Dekoration - bei voller Aufrechterhaltung des Originaltextes eine Pointe zu setzen, die eindeutig eine feinste Anspielung auf unsere Zeit ist. So wäre es z.B. möglich, sich versteckt über die von mir gehasste EU lustig zu machen - auf eine Art die dem Normalpublikum eine völlig "konventionelle" Auffürhung vorgaukelt, wärhrend "Insider" versteckte Bosheiten orten könnten. Dass diese Pointen nur einem kleinen Kreis vorbehalten bleiben macht sie besonders kostbar und die Sache erst reizvoll......(ein Versteckter Triumph der Intellektuellen)


    Ganz arg wird es allerdings, wenn bei heutigen Inszenierungen Dinge und Personen "eingefügt" werden, die durch ihre Präsenz den Charakter des Stückes verfälschen.


    Violetta beispielweise starb an Tuberkolose -diese Krankheit gibt es heute in dieser Form nicht mehr - desgleichen etliche gesellschafliche Gegebenheiten, die das Stück prägen (sollten). Wer hier eingreift, der verfremdet.


    Und hier mein Leitspruch:


    Es ist durchaus gestattet zu verfremden - aber es muß


    1. dokumentiert werden ("frei nachempfunden von xy nach einem Libretto von z. Zeit und Ort der Handlung verändert")


    Es wurde in einem anderen Thread beanstandet, die Vertreter der konservativen Linie seien "unhöflich" gegenüber den "Modernisierern" - umgekehrt sei dies nicht oder weniger der Fall.


    Das kann ich momentan nicht bestätigen oder verneinen - verständlich wäre es jedoch: Der Modernisierer bricht ungebeten in fremdes Terrain ein und drängt sein Produkt quasi auf - Es ist genauso, wie wenn mich, während ich am Computer sitze und im Forum surfe, plötzlich das Telefon läutet und mir jemand mitteilt ich müsse unbedingt irgend ein neues kostenpflichtiges Privat-TV Programm kaufen, das mich gar nicht interessiert. Natürlich ist ER "freundlich" (ich würde sagen schleimig) , ich jedoch bin SEHR unfreundlich und erkläre mit knappen Worten was ich über Firmen denke, die sich erdreisten Privathaushalte unverlangt mit Telefonwerbung zu belästigen. "Ich spreche nicht mit Keilern" ist da noch vergleichsweise milde.


    Nun könne man sagen, die Sache mit den modernen Inszenierungen sei längst gelaufen und akzeptiert.


    Das wird gern gesagt - und zwar von jenen, die sich davor fürchen, daß ihnen Widerstand entgegengesetz wird. Ich halte jedoch ein Wiederaufflammen des Rufs nach "konventionellen" Aufführungen (die IMO durchaus spannend gemacht werden könnten und sollten - fragt sich nur für welches Publikum) derzeit für durchaus realistisch - notabene da das Subventionierungsgerüst- das die "Regietheateraufführugen" auch bei fast leeren Häusern absicherte - am zusammenkrachen ist . HURRA


    Ab diesem Zeitpunkt werden Opern wieder so aufgeführt wie sie im Libretto stehen (wobei ich gegenüber Detailfragen, wie Edwin sie dankenswerterweise zur Sprache gebracht hat - durchaus tolerant gegenüber eingestellt bin :P ) - und das ist auch gut so


    Daß die "konventionellen" Aufführungen TROTZDEM großen Spielraum zu individueller Gestaltung ließen - das wurde in der Vergangenheit oft genug bewiesen.


    mfg
    aus Wien
    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



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