Ich habe ohnehin zitiert, was als "problematisch" angesehen wird:
ZitatOriginal von Kurzstueckmeister
Ich finde es echt krass, dass dauernd Künstlern älterer Epochen schlechter Geschmack vorgeworfen wird (wenn auch nur implizit).
Glaubt ihr wirklich, wir hätten heute DEN BESSEREN Geschmack?
damit es klarer wird, ein längerer Ausschnitt aus Severinas Text:
Zitatman entlehnt Versatzstücke aus einer hist. Epoche und adaptiert sie, und heraus kommt ein "Fantasiemittelalter", das aber seinen Zweck erfüllt, nämlich den Opernbesucher ein Stück "guter, alter Zeit" vorzugaukeln, in der Männer noch mit dem Degen in der Hand um Ehre und Frauen kämpften und schicke weiße Spitzenkrägen trugen. Nö, ich mache mich jetzt über diese Erwartungshaltung gar nicht lustig, denn hin und wieder flüchte ich auch ganz gerne in diese Scheinwelt.
Sie hat den Eindruck, als würde man es heute nicht mehr als akzeptabel ansehen, was im Verismus/Naturalismus künstlerisch gewünscht war (wobei ich "gute alte Zeit" für ein Mißverständnis von Severina halte). Naturalismus auf der Opernbühne wird also als eine nicht der heutigen Zeit gemäße Werkkonzeption angesehen, damals war es natürlich modern und zunächst sogar avantgardistisch.
Wenn man sich aber die alte Kunst reinzieht ohne sie extra einem Umdeutungsprozess zu unterziehen (was heute nur sehr selten im Bereich der Oper möglich zu sein scheint) leidet man nicht unter Geschmacklosigkeit sondern fühlt sich im besten Falle in eine vergangene Ästhetik ein (etwas, was ein Musik-Interpret mitunter auch macht).