Sting beim ECHO Klassik - ein Ärgernis!

  • Zitat

    Original von Mignon
    Was mich unglaublich verwundert, ist die Tatsache, dass hier etliche Mitglieder davon ausgehen, dass "Klassikkünstler" von ihren Plattenfirmen dazu genötigt werden müssen, ihre angestammten Gebiete zu verlassen.


    Hallo Mignon, hallo Blackadder, hallo Forum,


    ich habe mal irgendwo gelesen (leider weiß ich nicht mehr wo), Christine Schäfer hätte ihren Vertrag bei der DG gekündigt (oder umgekehrt) weil man sie nur noch modernes Repertoire singen lassen wollte. Das ist jetzt natürlich nur Hörensagen, dennoch ein Fünkchen Wahres könnte da durchaus dran sein, zumindest im Bezug auf die DG. Reinhard Goebel scheint mit seinen Wunschprojekten bei Archiv zum Schluß auch nicht mehr auf offene Ohren gestoßen zu sein...



    Zitat

    Original von Blackadder


    D'accord... (ich wollte schon immer mal "d'accord" in einem Beitrag schreiben :baeh01: ) Ich finde die Entwicklung aber gar nicht so bedenklich. Die Omnipotenz diverser Labels wird schon seit längerer Zeit gebrochen, bzw. beschneiden sich die großen Firmen durch nicht nachvollziehbare Entscheidungen selbst. Aber wenn dann eigene Labels (Savall, Gardiner etc.). Nischenlabels (alpha, hm - schon lange der Nische entwachsen - etc) oder Budgetlabels (Naxos, Brilliant) das Erbe antreten, sehe ich der Zukunft weniger pessimistisch entgegen... Im Gegenteil. Noch nie war es so einfach, so viel Geld für so viel Musik auszugeben, wie ich nach dem Eintritt in dieses Forum feststellen muss :wacky:


    Das ist richtig, die Frage wäre vielleicht wie es in Zukunft bei kostspieligeren Projekten aussieht. Das britische Label Hyperion beispielsweise hat die jüngste Einspielung der Marienvesper von Monteverdi mit Robert King und seinem King's Consort durch einen Spendenaufruf auf seiner Webseite finanziert.


    Ein Modell, das wir vielleicht bald öfter sehen könnten...



    Grüße,
    Gentilhombre

    "Das ist zeitgenössische klassische Musik. Dann unterstelle ich, daß da kein intellektueller Zugang..."
    Miroslaw Lem, Tenor

  • Die Subskriptionsgeschichte ist sicherlich kein schlechter Gedanke. Im U-Musik-Bereich wird das schon beinahe flächendeckend betrieben, bzw. gibt es viele Bands, die ohne Plattenfirma ihre Sachen direkt, mit Hilfe der Fans, vertreiben (z.B. Marillion). Die einzigen, die in diesem Verhältnis eine Plattenfirma vermissen, sind die Plattenfirmen selbst…


    Auch die Idee, die schon öfter geäußert wurde, dass man mit massenkompatibler Ware Nischenaufnahmen ermöglichen kann, gilt es zu bedenken, wobei man hier auf einen Herausgeber angewiesen ist, der eben nicht nur auf das schnelle Geld setzt, sondern auch eine künstlerische Verantwortung verspürt. Im literarischen Leben sieht man das ja ähnlich. Auch da ist der Verleger eben die Person, die durch „Bestseller“ schöne Literatur finanzieren kann; so er denn will… Ich kann mich in diesem Bereich z.B. an ein Interview mit Michael Krüger erinnern, Chef des Hanser-Verlages, der darin sinngemäß sagte, er würde heute einen Kafka oder Goethe ablehnen, denn den könne man heute nicht mehr verkaufen… Und so wird es wahrscheinlich auch mit der E-Musik laufen. Je mehr ich darüber nachdenke, desto verwunderter bin ich, dass überhaupt noch E-Musik-CDs hergestellt werden :wacky:

  • Zitat

    Original von Gentilhombre
    Das ist richtig, die Frage wäre vielleicht wie es in Zukunft bei kostspieligeren Projekten aussieht. Das britische Label Hyperion beispielsweise hat die jüngste Einspielung der Marienvesper von Monteverdi mit Robert King und seinem King's Consort durch einen Spendenaufruf auf seiner Webseite finanziert.


    Das Haydn Volkslieder Projekt von Brilliant wird finanziert von "Golden Sponsors", sowie eine ganze Reihe Instutitionen, die auch noch finanzielle Unterstützung gaben. :jubel:


    Sonst wären diese wunderbaren CDs nicht so "billig". :yes:


    LG, Paul

  • Zitat

    Original von musicophil
    Das Haydn Volkslieder Projekt von Brilliant wird finanziert von "Golden Sponsors", sowie eine ganze Reihe Instutitionen, die auch noch finanzielle Unterstützung gaben.
    Sonst wären diese wunderbaren CDs nicht so "billig"


    Nicht nur ein Beispiel, dass es mit Sponsoren geht, sondern dass es auch erstklassig und günstig geht... Und wir reden hier nicht von den achtundsiebzigsten Beethoven-Sinfonien-Gesamteinspielungen...

  • Tamino XBeethoven_Moedling Banner
  • Tamino Classics wäre in einigen Jahren ein durchaus denkbarer Gedanke ;)


    Aber natürlich muß IMMER Gewinn gemacht werden, das war schon vor 100 Jahren so Als die Plattenfirma ihrem Produzenten Fred Gaisberg ein lakonisches "NO" telegraphierte, als dieser die Gagenforderung eines gewissen Herrn Enrico Caruso mitteilte.


    Wie die Geschichte ausging ist bekannt: Gaisberg zahlte die Gage aus eigener Tasche - für seine engstirnige Plattenfirma. Diese verdiente binnen weniger Wochen ein Vermögen damit - und Gaisberg wurde zu einer der wichtigsten Persönlichkeiten der damaligen Plattenindustrie.


    Solche Leute gibt es noch heute.
    Wir haben hier ein Mitglied namens Klaus Heymann, das mir auf Anfrage folgendes mitteilte:



    (Ich habe ursprünglich an der Echtheit der Anmeldung gezeweifelt, aber die Antwort kam via Naxos-Server Honkong


    Es gibt also Manager die durchaus interessiert sind was KlassikFreunde denken und schreiben.


    Das Verdienst von Herrn Heymann ist ja nicht nur, daß er die Hochpreisfront dauerhaft aufgebrochen hat - sondern auch, daß er das verfügbare Repertoire radikal erweitert hat.


    -----------------------------------------------------------------


    Dann haben wir noch Herrn OEHMS, der innerhalb von 3 oder 4 Jahren einen interessanten Katalog aufgebaut hat, mit zum teil namhaften Könstlern, und solchen die es bald sein werden, (Afanassieff, Benjamin Schmid, Michael Korstick,Bertrand de Billy, etc.....)


    ---------------------------------------------------------------------


    Aber auch die Herren von cpo, Harmoniamundi-France bzw Hyperion und Chandos haben viel für die Klassikwelt getan.


    Warum schielen wir immen nach den einst so Großen, die und freundlicherweise (aus Unkenntnis ??) Ihr Familiensilber verscherbelt haben zum Dumpingpreis - und nun die Illusion haben, wir würden ihnen anschließend auch ihr Plastikgeschirr zum Vollpreis abkaufen :baeh01:


    Sie mögen Geld haben und einen Backkatalog - das wichtgigste draus hab ich schon- einiges werd ich noch nachkaufen - aber dann werden sie für die Klassikszene IMO ebonso uninteressant sein, wie die Klassikszene für sie - Eine ideale Entwicklung.


    Wenn heute ein Konzern erklärt wie er sich den Tonträgervertrieb von morgen vorstellt - ich horch nicht mal mehr hin - es ist ganz einfach ohne Bedeutung für uns.


    Ich sehe (im Gegensat zu vor 5 Jahren) derzeit KEINE Bedrohung der Klassikszene. Klassische Aufnahmen sind nicht fürs schnelle Geld gemacht - aber man kann sie über 50 Jahre lang verkaufen...


    So - jetzt bin auch ich vom Thema abgewichen und habe Euer Fehlverhalten legalisiert und mitverschuldet........


    LG
    aus Wien
    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Hallo Forianer,


    Bryn Terfel singt ja grässlich.... !!!


    Die Münchner Philharmoniker waren ja mit Bernsteins "Candide"-Ouvertüre total überfordert. Das klang alles so wie gewollt und nicht gekonnt...



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Die Subskriptionsgeschichte mag früher vorgekommen sein, dürfte heute aber eher selten sein, oder? Der Spendenaufruf bei Hyperion entstand rein aus finanziellen Engpässen, soweit ich weiß. Das Prinzip ist durchaus nicht schlecht, aber ob es dauerhaft funktioniert ist wieder eine andere Frage. :( Für ein Projekt spenden ist etwas anderes als für 10 oder 20.


    Zitat

    Original von Blackadder
    Auch die Idee, die schon öfter geäußert wurde, dass man mit massenkompatibler Ware Nischenaufnahmen ermöglichen kann, gilt es zu bedenken, wobei man hier auf einen Herausgeber angewiesen ist, der eben nicht nur auf das schnelle Geld setzt, sondern auch eine künstlerische Verantwortung verspürt.


    Genau das meinte ich doch weiter oben. Nur, um den Bogen mal kurz zur Sting-Scheibe zurückzuspannen, fürchte ich, daß es in diesem Falle nicht so ist. Bei der DG gehts nur noch um Kohle - man vergleiche z.B. bei der Archiv Produktion aus dem Hause DG mal die Situation heute mit dem ursprünglichen Anspruch bei Gründung des Labels. Davon ist nicht mehr viel übrig... :rolleyes:


    Zum Dessert noch ein schönes Beispiel für Mischkalkulation (im kleineren Rahmen) von einem meiner Lieblingskünstler: :D


    Zitat

    When I interviewed Savall a few years ago for a feature in Strings magazine, he told me that AliaVox had, since its founding in 1998, sold more than 900,000 units. “We depend on recordings like La Folia, Orchestra of the Sun King [music by Lully], Diáspora Sefardí and even unexpected things like Ninna Nanna (a CD of lullabies from five centuries), all of which have sold more than 70,000 copies each,” he said, “to support less commercial projects like the Consort Music of William Lawes, which has sold only 10,000 because it is more challenging and people have more difficulty hearing that it is great music.”


    So müßte es auch bei den Großen laufen. *hüstel*


    Wie auch immer, Tamino Classics klingt schon mal nicht übel... :D

    "Das ist zeitgenössische klassische Musik. Dann unterstelle ich, daß da kein intellektueller Zugang..."
    Miroslaw Lem, Tenor

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Das Verdienst von Herrn Heymann ist ja nicht nur, daß er die Hochpreisfront dauerhaft aufgebrochen hat - sondern auch, daß er das verfügbare Repertoire radikal erweitert hat.


    Eben. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis DG und Co. komplett verschwinden oder zusammen mit Decca, Philips & Co als Mainstream-Global-Player die Platten rausgeben, für die sich hier niemand mehr interessiert...


    Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Aber auch die Herren von cpo, Harmoniamundi-France bzw Hyperion und Chandos haben viel für die Klassikwelt getan.


    Gerade der Bestand von hm und hyperion ist bei mir überrepräsentiert, gefolgt von cpo und naxos, sowie aliavox... Gäbe es diese Firmen nicht, mein Interesse an klassischer Musik wäre nicht annähernd so groß ausgefallen...


    Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    So - jetzt bin auch ich vom Thema abgewichen und habe Euer Fehlverhalten legalisiert und mitverschuldet...


    Welches Fehlverhalten? Im erweiterten Sinn haben wir doch eigentlich das Thema "Echo" abgehandelt :untertauch: Zumindest diese Selbstbefeierungsorgie und ihre Konsequenzen. Es hat was von fin de siecle, wenn man die "Großen" da sieht und hört. Ich denke da unweigerlich an die Titanic...


  • Hallo Liebestraum!
    Du sprichst mir aus der Seele!!! Dachte, ich hör nicht richtig :wacky:
    Als Laie konnte man schon hören, dass das so sicher nicht gedacht war, wie es dargeboten wurde ?(
    Hab selbst nur Ausschnitte mit ihm zu Hause (kaufe lieber ältere Referenzaufnahmen, die erschwinglicher sind, als irgendwas brandneues und qualitativ mittelmäßiges sowie preislich hochklassiges :D ) und da gefiel er mir auch nicht...
    Die Frage ist nun: hören die anderen alle schlecht oder konnte er es früher vielleicht mal besser? ?(


    :hello:
    Stefan

    Viva la libertà!

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  • Hallo,
    Bryn Terfel hatte eine schöne Stimme .
    was man jetzt hört,ist das Ergebnis von": Laßt mich
    den Löwen auch noch spielen".Er hat alles gesungen,
    was ihm angeboten wurde,vom Figaro über Verdi-Rollen
    und Hoffmanns Erzählungen,Jochanaan,bis Wotan und
    Sachs.Von den Liederabenden ganz zu schweigen.
    Das Ergebnis ist eine typische Sängrerlaufbahn
    unserer Zeit.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Zitat

    Original von Barezzi


    Die Frage ist nun: hören die anderen alle schlecht oder konnte er es früher vielleicht mal besser? ?(


    :hello:
    Stefan


    Hallo Barezzi,


    er konnte es früher auf jeden Fall besser als bei diesem Auftritt.
    Wenn ich es richtig gesehen habe, kam er auch aus dem Publikum auf die Bühne. Es hörte sich für mich an, als wenn er nicht ganz eingesungen war.
    Vielleicht wäre es auch besser gewesen, wenn er hinter der Bühne gewartet und sich eingesungen hätte.
    Ich hatte jedenfalls den gewissen Eindruck, dass seine Stimme im Verlaufe
    der Arie etwas wärmer wurde, was dafür spräche.
    Ob er heute noch generell auf sein früheres Niveau zurückkommen könnte, vermag ich natürlich nicht zu sagen.
    Im Jahre 1997 sang er jedenfall im Wiener Musikverein hervorragend unter Abbado die Basspartie des Requiems von Johannes Brahms, was auch auf DVD dokumentiert ist.
    Den Echo-Klassik-Auftritt würde ich als stimmlich etwas verunglückt, aber nicht als Ärgernis im Sinne eines Stilbruches bezeichnen.


    LG :hello:
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Hallo Herbert, hallo Glockenton,


    danke für die Antwort!
    Als Figaro gefiel er mir auch nicht, habe da Auszüge zu Hause...
    Heißt das, dass er sich mittlerweile die Stimme ruiniert hat? Irreparabel?
    Und wieso kriegt man mit der Leistung noch so viel Lob? Hören die alle schlecht??? (gut, der Echo-Klassik-Zirkus ist ja auch eine Werbeveranstaltung für die Plattenfirmen und so kritikfreundlich wie Beckmann und Kerner :angel::stumm: )
    Mir gibt das echt Rätsel auf...


    :hello:
    Stefan

    Viva la libertà!

  • Zitat

    Original von Barezzi


    Mir gibt das echt Rätsel auf...


    :hello:
    Stefan


    Hallo Barezzi,


    mir leider nicht...aber ich kann mich auch irren.
    Es geht hier m.E. wohl nicht vorrangig darum, wie gut oder schlecht jemand Musik macht, sondern in erster Linie um die Werbeveranstaltung.
    Auch diese ergebenen Dankesworte "an meine Plattenfirma XY" weisen ja in eine bestimmte Richtung.


    Das heisst jetzt nicht, dass nicht auch ausserordentliche, wirkliche Künstler, die auf der Höhe ihrer Schaffenskraft sind, zufällig so einen Preis bekommen könnten ( Fleming und Bartoli fand ich beispielsweise sehr gut!)
    Doch die ganze zeitgemäss plaudernde Art der Moderation ( bei dem Vater... :stumm: ) und auch die popkonzertmässige Beleuchtung gefielen mir ehrlich gesagt nicht, aber ich will hier ja niemanden meinen puristischen Geschmack aufdrängen ;) .
    Für die seriöse Präsentation echter Kunst, die dem Hörer durchaus auch etwas zumuten soll, statt ihm das zu geben, was er gerne hören will, ziehe ich demgegenüber sogar das steife Konzertritual vor; gerade dann, wenn z.B. der Dirigent ernster Werke kein Grinser ist.
    Aber wie gesagt, auch im Hinblick darauf gilt wohl: "Nur jedem das Seine"


    Gruss :hello:
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Hallo Glockenton,


    Du schreibst mir aus der Seele. Das Spektakel war mir auch eindeutig zu kommerziell - besonders die Lobeshymnen auf die Plattenfirmen... :rolleyes:
    Aus Gewohnheit nehme ich mittlerweile in dieser Form vorgetragene "Massen-Klassik" nur noch oberflächlich war (einer intensiveren Betrachtung hält sie eh nicht stand) und selbst dann muss man doch Tränen in den Augen haben, wenn man hört, was aus Terfels Stimme geworden ist...


    :hello:
    Stefan


    PS: Zum bereits in vielen Threads angeschnittenen Thema des Kommerzes: Bei uns in Ingolstadt wurden sogar etlich Plakate mit Werbung für A.N.s neues Album aufgehängt - so einen massenwirksamen Status soll sie wohl mittlerweile haben, dass sich breite Massen ihre CDs kaufen...
    Und das auch noch als MP3-Download aus dem Netz :kotz:
    Welcher normale Klassikfreund kauft sich denn eine komprimierte und daher verstümmelte Version eines Werks?! :no:

    Viva la libertà!

  • Tamino XBeethoven_Moedling Banner
  • so jetzt habe ich mir die Sting - Dowland Platte auch mal via Internet angehört.


    so entsetzlich finde ich das gar nicht.
    Es ist jetzt nicht unbedingt mein Fall, aber schlecht ist es ganz und gar nicht.
    Das ist eher ungewohnt.


    Der Lautenist (Sting spielt ja auch teilweise sogar selbst) ist wirklich sehr gut.
    Die sängerische Interpretation ist auch gut - das was mich jetzt persönlich ein wenig stört ist seine Aussprache, er "verknatscht" die Worte.
    Ich hätte fast gedacht dass es ein amerikanischer Akzent ist, aber er stammt ja aus England...
    Er hat auf der Schola Cantorum in Basel allerhand gelernt, also technisches Nichkönnen und eine Fehlinterpration der Musik kann man ihm weißgott nicht vorwerfen.
    Ich finde das zumindest sehr interessant und vielleicht kaufe ich die CD vielleicht doch irgendwann mal.



    Allerdings wundert mich mal wieder die sogenannte "Classic - Hitparade" da ist die CD nämlich auf Platz 1.


    Heißt das jetzt das Dowlands Musik nun auch einem breiteren Publikum gefällt.
    Das glaube ich erst wenn ich demnächst eine andere Dowland Einspielung auf Platz 1 sehe.


    Zumindest war Bartolis Album "Opera Proibita" auch auf Platz 1 - aber gibt es irgendwelche neuen CD's mit Oratorien von Caldara oder Scarlatti ?


    Diese Classic Charts sind genauso ein Mist und unglaubwürdig wie die Echo Gala.



    ach ja und wenn einigen diese Interpretation sauer aufstößt, dann muß ich gleichzeitig vor fast allen "Alpha-Einspielungen" alter Musik warnen - könnte zu einem ähnlichen Schock führen, insbesondere der Madame Pluhar:


    diese hier z.B.




    ich finde diese Aufnahmen grandios - vollkommen egal welche Einwände dagegen kommen werden :D

  • Tja frueher, da traten Klassik-Stars bei Kuli, Hans Rosenthal, bei Anneliese Rothenberger oder gar bei Heinz Schenk in Fernsehsendungen auf und erfreuten sich dann auch einer gewissen Popularitaet (beim Massenpublikum).
    Fragt man z. B. bei den ueber 45-Jaehrigen (dieses Alter ist nur eine Schaetzung, nicht so ernst zu nehmen), ob sie Hermann Prey (als Beispiel) noch kennen, faende man wahrscheinlich einen garnicht so kleinen Prozentsatz.


    Nun, heute kennen sicherlich die treuen Fernsehzuschauer auch zufaelligerweise die Bartoli, und deswegen verkaufen sich ihre Aufnahmen so toll. Das gilt momentan ebenso fuer Netrebko und Villazon.


    Auf was ich hinaus will, ist die Korrelation zwischen Fernsehauftritt und Verkaufsstrategie der sogenannten "Majors", und das wird oben auch genau bestaetigt. Wer zahlt bekommt auch Fernsehauftritte zu einer guten Sendezeit.
    Vor allem die Englaender(oder besser britischen Stars) kommen da gut weg: Sting, Terfel, seltsamer auch Kennlyside, bei dem es mich wunderte: "was sucht der denn in einer Fernsehsendung ?". Und prompt gab es eine (allseits gelobte) Recital-Platte mit ihm, und dann auch noch der Graf im Figaro letzten Samstag in 3sat. Alles gut getimt.


    Gut, bei Sting war es etwas anders, denn der kam wohl aus der Pop-Branche.
    Ich kannte ihn nicht und dachte, "Wer ist das, muss ich den kennen ?" und "was macht denn der Antony Hopkins auf dem Cover einer DG-CD ?".
    Wie Lullist oben anmerkt ist die Veroeffentlichung dieser Interpretation offenbar garnicht unberechtigt (ich hoerte am Montag abend einen Ausschnitt in BR4).
    Warum also nicht.


    Nur, welche Strategie steckt dahinter ?
    Es fuehrt zu einer popularisierung klassischer Musik. Das gab es schon immer.
    Aber man macht sich etwas vor, wenn man glaubt, dass viele dadurch zu klassicher Musik "bekehrt" werden.
    Meine These ist, dass das breite Publikum, dass sich dann mal eine sogenannte Klassik-Platte kauft, auch sagen kann, dass es klassiche Musik hoert. Es ist also mehr ein Alibi-Effekt, der die Klassik-Hitparade antreibt.


    Wenn dies hilft, gute und serioese Klassikproduktionen moeglich zu machen, soll es mir recht sein ... aber Zweifel darf man daran hegen.
    Dass Sting in einer Sendung auftritt, die klassiche Musik verkaufen will, erregt bei mir keine Entruestung, wenn er solche Musik gut interpretiert.
    Mehr regt es mich auf, dass sich Kuenstler, die auf dem eher absteigenden Ast sind und bei einer grossen Firma unter Vertrag stehen, noch einmal ein Aufputschmittel per Fernsehen und Recital-CD bekommen (Achtung, ich meine absolut nicht Kennlyside, sondern einen anderen ... der auch noch sehr von sich ueberzeugt ist). Einige von der Presse stimmen dann auch noch in den Posaunenchor ein, einfach weil die Charts danach stehen.


    Stefan

    Stefan

  • Zum Thema "Sting & Klassik"


    Da möchte ich auf eine sehr schöne Platte aufmerksam machen, die seinerzeit, als sie auf den Markt kam (1988 ), leider viel zu wenig Beachtung fand. Ganz anders als heute Dowland... :D



    Igor Stravinsky
    The Soldier's Tale - Die Geschichte vom Soldaten


    Sting - Vanessa Redgrave - Ian McKellen
    The London Sinfonietta
    Kent Nagano


    (Zugleich als kleiner Hinweis an Klassikfreunde, die Stings Interesse an klassischer Musik bezweifeln möchten).


    Anmerkung zum Schluss: Auf seine Dowland-Platte kann ich aber gut verzichten.


    Alfons

  • Zitat

    Original von stefan
    Auf was ich hinaus will, ist die Korrelation zwischen Fernsehauftritt und Verkaufsstrategie der sogenannten "Majors", und das wird oben auch genau bestaetigt. Wer zahlt bekommt auch Fernsehauftritte zu einer guten Sendezeit.


    Das kann ich insofern bestätigen, dass mein Vater, der der Kennerschaft Klassischer Musik eher unverdächtig ist, durch den Auftritt Lang Langs bei "Wetten dass..." und der entsprechenden Weiterverwurstung durch die BILD felsenfest davon überzeugt ist, bei dem Chinesen handele es sich um den weltbesten Pianisten. Strategie aufgegangen. Chapeau!


    (Erst als ich ihm sagte, dass dann David Beckham der beste Fussballer sei, weil die Medien am meisten über diesen Fußballer berichten, kamen ihm leise Zweifel :D )

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