Brahms: Vierte Sinfonie

  • Ich möchte hier mal eine Lanze für Harnoncourt brechen. (Sein Brahms wird ja hier nicht zu sehr geschätzt, wie Harnoncourt allgemein eher zu den Bad Boys zählt :wacky:) :untertauch:


    Ich war anfangs skeptisch, da mir angesicht der raschen Interpretationen von Kleiber und Karajan, eine langsame Deutung nicht stimmig erschien. Die Vierte unter Sanderling mit der Staatskapelle Dresden hat mein Vorurteil bestätigt. Bei zerfallen die Ecksätze, am Schluss geräte die Musik ins "Stolpern", alles in allem eher mühsam (dasselbe passier tihm auch bei der Zweiten).


    Bei Harnoncourt hingegen, wird der Dramatik und dem Ringen bis zum Höhepunkt viel Raum eingeräumt ohne dass die Musik aus dem Fluss gerät. Natürlich muss man die Harnoncourt-Spezialitäten mögen (und das tue ich), aber alles in allem ist es eine intensive, ergreifende Aufnahme, die bei mir hinter Kleiber rangiert. Es handelt sich um völlig unterschiedliche Ansätze, schnell und langsam, die aber beide die Großartigkeit dieser Symphonie darlegen. :jubel: :jubel: :jubel:


    So, bevor ihr mich jetzt zerfleischt: Harnoncourts Dritte finde auch ich fad... :D

    Früher rasierte man sich wenn man Beethoven hören wollte. Heute hört man Beethoven wenn man sich rasiert. (Peter Bamm)

    Einmal editiert, zuletzt von georgius1988 ()

  • In nächster Zeit möchte ich einige Aufnahmen in die Brahms-Sinfonien-Threads einstellen. Der vorliegende Beitrag soll allgemeine Prämissen charakterisieren. Anlass für die folgenden Überlegungen sind etliche entsprechende Beiträge von Glockenton. Seine klugen und kompetenten Darlegungen zeigen eine Werksicht, der ich mich überwiegend anschliessen kann. Die daraus folgenden Interpretationsvorlieben sind jedoch sehr verschieden!


    Kaum ein anderes sinfonisches Oeuvre des 19. Jahrhunderts dürfte - jenseits von philologischen Editionsfragen - in Aufführungen so mißhandelt worden sein wie das Werk von Brahms (Schumann und Mendelssohn sind dabei nicht unberücksichtigt). Zum Verhängnis wurde dabei v.a. die filigrane und komplexe Struktur der Werke. Es ist weithin anerkannt, daß Brahms der erste Komponist war, der die Komplexität von Kammermusik "vollumfänglich" in seine sinfonischen Werke zu transferieren vermochte. Selten handeln Dirigenten nach dieser Erkenntnis. Die Ausdehnung der thematischen Arbeit auf den gesamten Satz wird aber nur durch sorgfältige Dirigate ausreichend transparent gemacht. Glockentons Ansicht "dass bei Brahms Klangfülle vor Transparenz bis in jede Mittelstimme gehen sollte" [Thread "Spannende Interpretationen"] teile ich so nicht.


    Glockenton charakterisiert Brahms als einen Meister der Verschleierung [Beitrag zur 2. Sinfonie]. Brahms hat nun aber seine Wünsche so klar notiert wie kein Komponist vor ihm. Dies gilt ebenso für die sehr differenzierte Notation im engsten Sinne wie für die Vortragsanweisungen und Artikulationszeichen, deren Detailreichtum erst durch Mahler und Schönberg übertroffen wurde. Verschleiernd/Verschleiert wirken nur wenige Passagen, wie etwa das poco sostenuto am Beginn der 1. Sinfonie, welches übrigens durch eine differenzierte Darstellung der Polyphonie profitiert (die nur selten gewährt wird). Ein wichtiges Argument Glockentons ist Brahms [Prä-]Polyrhythmik. Wirkt diese diffus oder diffundierend, so ist dies in der Regel ein Problem von Seiten der Interpretation. In keiner mir bekannten Aufnahme ist die komplizierte Metrik in T. 73-79 oder 127ff. des Kopfsatzes der e-moll-Sinfonie korrekt dargestellt. Selbst die Synkopierungen am Beginn des dritten Satzes werden häufig verfehlt - kein Wunder, wenn man nicht einmal die vorgegebene Taktart trifft. "Schuld" daran trägt nicht der Komponist. Orchester und Dirigenten, die Strawinsky, Schönberg oder Ligeti aufzuführen vermögen, dürften eigentlich keine Probleme mit diesem Aspekt haben. Bei korrekter Ausführung hat (hätte) diese Polyrhythmik eine oftmals vitalisierende Wirkung. Mich erinnert die brahmsische Metrik an spanische, lateinamerikanische, arabische oder t.w. auch "keltische" Musik, die kaum mit "Verschleierungen"arbeitet. Immerhin wusste etwa ein Elmar Bernstein, wie man mittels "mexikanisierender" Synkopen einen ganzen Film beleben kann. Verlagerungen des Taktschwerpunktes und metrische Ambivalenz erzeugen meines Erachtens jedenfalls nicht unbedingt einen diffusen Eindruck [und finden sich bereits in ähnlicher Form bei Beethoven. Ein Fall, der ähnliche Präzison in der Darstellung rhythmischer Ambiguität verlangt, ist der Kopfsatz von Mahlers 9. - andernfalls kämen die "Herzrhythmusstörungen" nicht zur Geltung. Anders als bei Beethoven besteht hier aber nur eine formale Ähnlichkeit mit der i.A. "vitaleren" Brahmsmetrik]. Übrigens zeigen sich in Brahms Vierter Sinfonie auch harmonisch spanische Anklänge, besonders auffällig im 2. Satz, Takt 113.


    Unverschleiert würde auch die komplexe brahmsische Polyphonie wirken, gäbe man sich mit ihr Mühe. Das scheitert nicht selten bereits an den Grundvorraussetzungen. Dickliche, diffuse Klangbilder und "Klangräusche" behindern selbstverständlich die Darstellung der Kontrapunktik mittels Instrumentation (z.B. 2. Satz, T. 89). Die Ignorierung dynamischer Vorschriften oder die Nichteinhaltung der korrekten Notenwerte sind ebenfalls nicht hilfreich. Vor allem aber wird die polyphone Struktur im engeren Sinne unzureichend erschlossen. Mitunter ist diese so sublim verarbeitet, daß man (=ich) sie erst auf den zwanzigsten Blick erkennt, den manche Orchesterleiter offenbar gar nicht erst riskieren. Dabei sind die Instrumentalisten in überdurchschnittlichem Maße auf den Dirigenten angewiesen, denn ihre Position in diesem komplexen Gefüge muss für sie selbst oft undurchsichtig bleiben. Evident ist die Auswirkung solcher Voraussetzungen auf die Darstellung der gesamten "motivisch-thematischen Arbeit". Offenbar wird eine Brahmssinfonie als routinemäßig bekannter Romantikschinken behandelt, während einem Stück des 20. Jahrhunderts (im besten Fall) jene Aufmerksamkeit gewidmet wird, derer auch Brahms bedürfte.


    Diesen mikrostrukturell aufgebauten Werken wird man also mit einer einzigen - oder gar "halben" - Orchesterprobe nicht gerecht. Bezeichnenderweise stammen recht überzeugende Brahmsinterpretationen von Musikern wie Jonathan Nott, der auch eine gute Einspielung von Ligetis "San Francisco Polyphony" vorgelegt hat, oder von Michael Gielen, von dem gelungene schönbergsche Varationen op. 31 existieren. Andererseits müßte jeder "Sacre"-erfahrene Dirigent angemessen auf die komplexen rhytmisch-metrischen Elemente bei Brahms reagieren können. Tatsächlich aber liefern die altbekannten Stardirigenten i. A. eine eher oberflächliche Darstellung dieser sehr vertikal gedachten Werke. Bei L. Bernstein, Karajan, Solti erscheinen die Sinfonien hauptsächlich als jene ebenso altbekannten Orchesterschinken - natürlich ohne deutsche Sitzordnung eingespielt. Besonders Bernstein ignoriert sowohl in New York als auch in Wien schlichtweg wesentliche Teile der Partitur, während z.B. Furtwängler bei aller partiellen Willkür zumindest Interesse an etlichen Details zeigt und dadurch ein aufmerksameres Notenstudium belegt. Nicht einmal der erwähnten rhythmischen Struktur wird Bernstein, kongenialer Darsteller lateinamerikanischer Musik und von Werken wie "El salón méxico", gerecht; vielleicht passt sie nicht in sein "Konzept", vielleicht hat er tatsächlich zu unaufmerksam gelesen, vielleicht gab's nicht genügend Probezeit. Auch Abbado bleibt in Berlin über etliche Strecken erstaunlich oberflächlich. Die ebenfalls von Glockenton gelobte Rattle-Aufnahme ist hinsichtlich der Details zu sehr "stop-and-go": manches wird aufmerksam ausgeleuchtet, vieles bleibt diffus, fast "pseudoimpressionistisch" (mit diesem Ansatz hat Rattle seinen Bartok verdorben). Nichts gegen interpretatorische Phantasie, wenn aber der subtil-filigran strukturierte Unterbau nicht gewahrt bleibt, bewegen sich Aufführungen im Niemandsland. Brahms Werke sind in diesem Punkt überdurchschnittlich heikel und sensibel.


    Bieten die komplizierte thematische Verarbeitung, Kontrapunktik, Metrik schon genug Schwierigkeiten, so müßte ein Dirigent zudem auf die klasischen Proportionen, natürliche Phrasierung und ein organisches Tempo achten. Das Cliché vom teutonisch-schweren Brahms würde jedoch schon bei ausreichend luzider Darstellung von Rhythmik und Polyphonie ad absurdum geführt. Eine Verschleierungstatik mittels so konkreter Komponenten wäre nur zur Erzeugung einer dezidierten Irreführung denkbar, doch zu welchem Zweck (die Anführung eventueller biographischer Momente dürfte in dieser Frage kaum hilfreich sein)? Brahms ist selbstverständlich ein Kind der Romantik, als Komponist aber eben auch mit Klassik und Moderne verbunden. Und mit dem Barock, wie nicht nur die "schütz'sche" Harmonik, der Passacaglia-Satz der 4. oder die Mitherausgeberschaft der Bach-Ausgabe belegt. Auch Brahms ist ein "Learned Musician", als den Christoph Wolff Bach bezeichnet. Insbesondere in der 3. und 4. Sinfonie zeigt Brahms eine vom verehrten Bach gekannte Freude an der Demonstration virtuoser kompositorischer Handwerkskunst. Was Glockenton vielleicht als "Versteckspiel" begreifen mag, scheint mir eine enormes Interesse an Komplexität zu sein, die nichts zu verbergen sucht, sondern nach höchst aufmerksamen Interpreten, Lesern, Hörern verlangt.

  • Ich habe mir angeregt durch diesen Thread wieder einmal meine Günter Wand-Aufnahme der 4. angehört und kann schon teilweise nachvollziehen, was Gombert bei vielen Aufnahmen stört. Gerade im ersten Satz werden die tiefen Register nicht klar genug aufgedröselt und der Eindruck eines Klangbreis entsteht. Das ist schade, denn auch ich bin der Meinung, je deutlicher die einzelnen Stimmen vernehmbar sind, desto stärker müsste der Eindruck dieses Satzes sein. Natürlich ist die Grundstimmung romantisch, doch wie bei Mendelssohn mit der Feder des Klassizisten zu Papier gebracht. A propos Mendelssohn: gerade Brahmsens 4. ist Mendelssohn sehr nahe. Nicht nur die Tonart und das elegische Thema des Kopfsatzes, auch den langsamen Satz mit seinen deutlichen Anspielungen auf das Adagio der Schottischen, begreife ich als Hommage an Mendelssohn. Dass der Finalsatz eine kontrapunktische Tour de Force über ein bereits von Bach genutztes Thema ist (im Schlusschor von BWV 150), scheint mir auch kein Zufall, sondern eher ein Verweis auf den Schlusssatz der Reformationssymphonie zu sein. Jedenfalls empfinde ich die Ästhetik der 4. eindeutig als deckungsgleich mit Mendelssohns Vorstellungen: die Integration alter Modelle in eine zeitgemäße Tonsprache ganz im Sinne einer evolutiven Musikentwicklung.

  • Wahrscheinlich, lieber Gombert, wärest Du mit diesen Aufnahmen recht zufrieden. Die filigrane Feinzeichnung Ansermets ist bei Erscheinen der Platten nicht eben bejubelt worden, zumal Ansermet nicht unbedingt als Spezialist für das deutsche Repertoire wahrgenommen wurde. Dennoch sind die Aufnahmen ein wunderbarer Gegenentwurf zu dem in den frühen 1960er Jahren gängigen Brahmsbild (Günter Wand hatte Brahms damals mit dem Gürzenich-Orchester immerhin ähnlich transparent für ein kleines franzöisches Plattenlabel aufgenommen).


    Deine Anmerkung, dass ein Dirigent, der ein "Sacre" zu dirgieren vermag, mit Brahms kein Problem haben sollte, ist nachvollziehbar. Zumal mein Erstkontakt mit Brahms 4 eine Rundfunksendung war, bei der das RSO des SWR von Ernest Bour dirigiert wurde, einem ausgewiesenen Spezialisten für die Moderne. Es war zugegeben nicht eben einfach, eine vergleichbare Aufnahme zu finden (die Bour-Aufnahme ist nie als Schallplatte erschienen). Bei Ansermet bin ich fündig geworden. Schön, dass es die Aufnahmen mittlerweile auch als CD gibt:



    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Ich habe mir die Hörschnipsel angehört, lieber Thomas und war begeistert. Habe die Box für knapp 20 Euronen am Marketplace bestellt. Dafür alle Symphonien, das Deutsche Requiem Nänie, Alt Rhapsodie und die Haydn-Variationen, alles Werke, die ich sehr schätze, zu bekommen, ist gewiss nicht zuveil.


    Liebe rüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • D'accord, lieber Thomas Pape, die Ansermetaufnahme möchte ich ebenfalls noch erwähnen, momentan nimmt mich jedoch die 3. Sinfonie in Beschlag. Schön, daß ich diese beiden theads nach rund acht Jahren [!] wiederbeleben konnte. Ernest Bour vermute ich aus meiner "hypothetischen" Perspektive als gut kompatibel mit der 4. , ebenso dessen Amtsvorgänger Rosbaud.


    @ Felix Meritis

    Zitat

    A propos Mendelssohn: gerade Brahmsens 4. ist Mendelssohn sehr nahe. :yes:

    Zitat

    den langsamen Satz mit seinen deutlichen Anspielungen auf das Adagio der Schottischen, begreife ich als Hommage an Mendelssohn. :thumbsup:

    Zitat

    Dass der Finalsatz eine kontrapunktische Tour de Force über ein bereits von
    Bach genutztes Thema ist (im Schlusschor von BWV 150), scheint mir auch
    kein Zufall :D , sondern eher ein Verweis auf den Schlusssatz der
    Reformationssymphonie zu sein :whistling: .

  • sondern eher ein Verweis auf den Schlusssatz der
    Reformationssymphonie zu sein .


    Naja, letzte Assoziation mag meinem mendelozentrischen Weltbild geschuldet sein :D . Eine Parallele - allerdings nur für mich als Hörer - fällt mir noch ein: sowohl bei Brahmsens 4. als Mendels 5. kann ich das Scherzo nicht in den Gesamtverlauf der Symphonie einordnen. Das Scherzo der Reformationssymphonie mit seinem Vogelgezwitscher würde viel besser in eine Frühlingssymphonie passen und das Jahrmarkts-Scherzo der Brahms 4. würde ich eher bei Tschaikowsky zu finden glauben.

  • Aus meiner Sicht "paßt" der Satz. Trotz der Bezeichnung "giocoso" hat er ja auch eine leicht aggressive Note, so wie manches "volkstanzmäßige" Bruckner-Scherzo. Bei Tschaikowski und Jahrmarkt denke ich eher an das Finale der 4. - besonders lärmig mit Swetlanow.

  • Eine relativ umfassende Einführung/Analyse (leider nur des ersten Satzes) in englischer Sprache mit Leonard Bernstein. (Das befindet sich größtenteils auch in einem seiner Bücher, aber so ist es für die meisten anschaulicher.)


    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Ich bin eigentlich etwas erstaunt, daß sich unter den bisher genannten Aufnahmen - sofern ich dies nicht übersehen habe - nicht der Name SIR JOHN BARBIROLLI findet, wobei mir allerdings bewußt ist, daß diesem seltsamerweise - ja unverständlicherweise - in Deutschland nie der ganz große Erfolg beschieden war. Ich meine, daß die Gefühlsschwere, das Poetische, die starke Expression des Herzens, jene Merkmale von BARBIROLLIs Interpretationen, auch ideale Voraussetzungen sind für die Interpretation der 4. Sinfonie von BRAHMS, zumal wenn das Ganze auch noch auf einer wunderbaren Architektonik ruht.


    BARBIROLLI hat alle 4 BRAHMS Sinfonien bekanntlich noch kurz vor seinem Tod mit den WIENER PHILHARMONIKERN aufgenommen, doch ist mein persönlicher Geheimtipp seine großartige Einspielung der Vierten von 1959 mit seinem HALLÉ ORCHESTRA in Manchester bei PEYE RECORDS, die ich mir 1973 aus England kommen ließ. Der spezifische warme Klang dieses Orchesters macht es prädestiniert für dieses Werk. SIR JOHN BARBIROLLI, der Engländer mit dem romansichen Temperament und eher italienischen Eigenschaften, dem Musiker des Herzens und des Gefühls, gelingt mit dieser Einspielung in besonderem eine höchst klare, natürliche, unprätentiöse, gefühlvolle und doch zugleich kraftvolle Realisation, in seltener Verschmelzung von Expression und Form, die ihn im übrigen auch bei seinen Interpretationen der Werke MAHLERs, VERDIs, STRAUSS und GRIEGs so auszeichnet.


    Bis zu seinem Lebensende widerstand BARBIROLLI allen Anträgen und Angeboten von anderer Seite und blieb an der Spitze dieses Orchesters, das zum Grundpfeiler der EDINBURGER FESTSPIELE wurde.



    wok

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  • Gerade hörte ich mir die 4. Symphonie von Brahms in einem Konzertmitschnitt aus dem Jahre 1971 an. Das Boston Symphony Orchestra brillierte unter seinem damaligen Musikdirektor William Steinberg. Bereits neulich stieg dieses Werk stark in meiner Gunst, als ich eine Aufnahme des Chicago Symphony Orchestra unter Jean Martinon hörte. Komischerweise habe ich die Vierte lange Zeit nicht beachtet, weil mein Hauptaugenmerk auf der 1. und 2. Symphonie lag. Mittlerweile würde ich Nr. 4 sogar gleich nach der Ersten und vor der Zweiten als meinen Brahms-Favoriten sehen.



    Bis zu seinem Lebensende widerstand BARBIROLLI allen Anträgen und Angeboten von anderer Seite und blieb an der Spitze dieses Orchesters, das zum Grundpfeiler der EDINBURGER FESTSPIELE wurde.

    Das kann man einerseits als standhaft und treu bezeichnen, andererseits: Was hätte Sir John Barbirolli, der ebenfalls ein ganz herausragender Brahms-Interpret war, nicht an der Spitze des London Symphony Orchestra oder des London Philharmonic Orchestra leisten können? Nach dem Abgang von Pierre Monteux (1964) bzw. John Pritchard (1966) hätten sich da sicherlich Möglichkeiten aufgetan, wenn Barbirolli wirklich gewollt hätte.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Brahms Vierte habe ich in den letzten Tagen zufällig sogar zweimal gehört, einmal in einer Einspielung mit Eugen Jochum mit den Berlinern aus den 50ern, die mir sehr gut gefiel, aber natürlich klangliche Einbussen hat. Und dann die Aufnahme mit Fritz Reiner, wo mir vor allem der dritte Satz, den ich eigentlich gar nicht mag, mehr zusagte als sonst. Den Höhepunkt des zweiten Satzes nimmt aber Jochum schwung- und gefühlvoller. Klanglich liegen Welten zwischen den Aufnahmen. Die Bilder zeigen die entsprechenden CDs, ich habe die Vinylscheiben.


  • Das dürfte Fritz Reiners letzte Studioaufnahme sein. Ich meine sogar, sie irgendwo zu haben. Sie wird ja im Allgemeinen als eine der ganz großen Interpretationen eingestuft, was schmerzlich vermissen lässt, dass es keinen kompletten Brahms-Zyklus unter diesem Dirigenten gibt, weil er nur die 3. (CSO 1957) und 4. (RPO 1962) im Studio einspielte (die 2. gibt es in einem Radiomitschnitt mit den New Yorkern von 1960, die 1. soll in einem Mitschnitt mit dem Los Angeles Philharmonic aus den späten 50ern existieren).


    Geht es nur mir so oder empfinden auch andere eine Nähe zwischen der 4. Symphonie und der Tragischen Ouvertüre?

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    – Luís de Camões

  • Ich habe das Stück zwar in letzter Zeit nicht gehört, aber Wand (NDR studio) habe ich eigentlich als zu den eher transparenten Einspielungen gehörig in Erinnerung, jedenfalls nicht als besonders schlimmes Beispiel für "Klangbrei". Aber es ist schon etwas frustrierend, wenn z.B. Toscanini (da war mir das besonders in der 1. aufgefallen) vor über 60 Jahren in mono klarer und durchhörbarer ist als viele spätere und sogar aktuelle Aufnahmen...
    Die Klangqualität bei Jochum/DG ist für die Entstehungszeit allerdings sehr gut.


    Der dritte Satz ist für mich ein gewisser Stolperstein. Zwar leuchtet mir "theoretisch" ein, dass Brahms hier in genialer Weise ein Quasi-Scherzo mit einem Quasi-Finale (dazu in einer Art Sonatenform im Ggs. zum Passacaglia-Finale) verbindet und damit einen im von Tragik und Melancholie geprägten Umfeld notwendigen Kontrast bringt, sozusagen ein Pseudo-Kehraus, der dann vom tragischen Finale negiert wird, aber "emotional" empfinde ich den Satz, besonders den aufgesetzt fröhlich-markigen Beginn (und auch noch Triangel... brrr ... Sinfonie für Triangel und Orchester, oder was? :D) als Fremdkörper (außer dem "Trio" mit der prominenten Hornpartie).
    (Dass Mendelssohns 5. noch viel schlimmer aus emotional in kaum einer Beziehung miteinander stehenden Sätzen zusammengeschustert ist, sehe ich nicht als konstruktiven Zusammenhang ;))


    Mit den 3. Brahms-Sätzen stehe ich eh ein wenig auf Kriegsfuß, auch wenn ich die Originalität ganz andersartige Sätze als traditionelle Scherzi a la Beethoven zu bringen, anerkennen muss. Zwar mag ich die der ersten beiden Sinfonien (besonders der 1.), aber die finde ich eigentlich "zu leicht", aber der aus der 3. ist mir zu klischeehaft "Aimez-vous Brahms?" herbstliche Melancholie. Das mit Abstand beste sinfonische Scherzo Brahms' finde ich das im 2. Klavierkonzert... oder könnte man nicht den 2. Satz der Schönberg-Orchestrierung des Klavierquartetts transponieren und in die 3. oder 4. Sinfonie einfügen... ;):untertauch:


    Die Ecksätze der 4. sind für mich vermutlich die stärksten Brahms-Sinfoniesätze überhaupt. :hail::hail::hail:

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  • Betrachtet man diesen Thread von 2004, so muss man feststellen, dass hier nicht gerade viele Aufnahmen der Sinfonie Nr.4 zur Sprache kamen. Einige Herausragende fehlen noch !
    Einige meiner Favoriten, wie Solti (Decca), Karajan (DG-beide ADD und DDD), Bernstein (DG) hatte ich schon genannt; bzw. die wurden bereits erwähnt.
    :!: Deutlich vermisse ich hier aber auch einen weiteren Favoriten = Klemperer / Philharmonia Orchestra (EMI).



    Will man die 4te so transparent und sauber hören, wie es sich Johannes im Vorbeitrag wünscht, dann ist man mit Chailly / Royal Concerttgebouw Orchestra Amsterdam (Decca, 1990, DDD) sehr gut bedient, die im Grunde insgesamt wenig Wünsche an eine rundum gute Aufnahme übrig lässt. Diese Aufnahme wurde vor fast 10Jahren mal vom Ex-Tamino Klawirr positiv erwähnt.
    Diese Amsterdamer Aufnahme finde ich im übrigen Chailly´s neuerer mit dem Gewandhausorchester Leipzig (Decca, 2013, DDD) deutlich überlegen.



    Decca, 1990, DDD



    :thumbsup: Mit ganz anderem Kaliber geht aber Dorati / London Symphony Orchestra (Newton) zur Sache. 8o Da ist man bereits von den ersten Takten gefangen und kann nur noch mit Hochspannung zuhören.
    Der grosse 4.Satz packt den Hörer gleich zu Beginn und erfasst dass Haupthema gleich mit Nachdruck, ohne sich in unbedutendes Geplänkel zu verlieren.
    Die Dorati-Spielzeiten = 11:56 - 12:00 - 6:06 - 9:10 sind auch, besonders in den Ecksätzen äusserst straff, sodass es kaum vergleichbares gibt - vom Tempo und Drive etwa nur so wie bei Swetlanow (WARNER, 1990).
    :hail: Für mich eine der stärksten Brahms 4 ! :!: Aber auch diese ganze Dorati-GA ist eine hochspannende Empfehlung wert!



    NEWTON, 1963, ADD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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  • Wegen TOP-Empfehlungen und meiner allgemeinen Steinberg-Vorliebe habe ich mir die Sinfonie NR.4 mit Steinberg zugelegt.
    Eien CD mit 39:34 Spieldauer .... hmmm ... die kauft man auch nicht alle Tage - aber -->
    :hail: Meine Begeisterung kennt keine Grenzen.

    Das ist nichts für die absoluten Romantiker unter uns oder die Liebhaber von Celibidaches (in meinen Augen fürchterlichen) Längenexkursionen.
    Steinberg ist sehr straff und zügig unterwegs und liegt in den Spielzeiten ziemlich ähnlich wie die ebenfalls von mir hochgeschätzte Dorati-Aufnahme (Newton) im Vorbeitrag. Das Pittsburgh SO wird unter Steinberg gefordert und gibt alles mit bester Spielfreude; auch die Pauken sind OK.


    1. Allegro mon troppo ...................... 11:41
    2. Andante moderato ........................11:49
    3. Allegro giocoso - poco meno presto 6:09
    4. Allegro energico e passionato .......... 9:57


    Bei Steinberg wird es nie langatmig. Er versteht es wie immer den Hörer unter Spannung zu halten, zu packen und zu begeistern. Die dramatischen Stellen werden auf die Spitze getrieben - toll - der Wahnsinn. Mir fällt gerade Dohnanyi (Teldec) als absoluten Gegensatz mit seiner konventionellen Int ein; oder Wand/NDR SO (RCA) mit seiner trockenen spröden Sichtweise. Die Unterschiede könnten nicht grösser sein.


    :thumbsup: Diese "Kurz_CD kann sich (in meinen Augen ... und Ohren) zu den besten Brahms-Interpretationen der Vierten einreihen. Das wären (wenn auch untereinander jeweils unter ganz anderen Vorzeichen) = Solti (Decca), Klemperer (EMI), Karajan (DG-alle), Dorati (Newton), Szell (SONY), Bernstein (SONY und DG).



    Everest, 1959, ADD


    Am Klang gibt es nichts zu meckern. Die Aufnahme klingt eher wie aus bester Analogzeit, als von 1959.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Mit seiner 4. Sinfonie ist Brahms für mich am Gipfel angekommen. Weiter geht es nicht, im Gegenteil , nach der Katastrophe, die sich im Finale abspielt, kann eigentlich nichts mehr kommen. Das ist gelingt am überzeugendsten immer noch bei der hier schon mehrfach genannten Kleiber-Aufnahme. Nun gibt es seit kurzem eine Aufnahme, die den Hörer am Beginn stutzen lässt.

    Vor dem gut bekannten Auftaktthema kommen noch vier Takte mit Orchesterakkorden. Im Begleitheft begründet Hengelbrock das damit: Brahms hat sie nicht in den Druck übernommen, wahrscheinlich weil sie... keine konstruktive Bedeutung für den weiteren Verlauf des Satzes haben. Sein Freund Joseph Joachim fand das aber sehr schade und hat die Sinfonie mit den vorgeschalteten Takten aufgeführt. Mich überzeugt das gar nicht. Brahms hatte gute Gründe, die Sinfonie so wie sie überall bekannt ist, drucken zu lassen. Er wollte es eben so. Hengelbrock geht gerne abseits des Weges (z.B. 1. Mahler-Sinfonie mit dem Blumine-Satz). Die Vortakte haben überhaupt keine Funktion, ein verantwortungsvoller Dirigent sollte davon die Finger lassen. Ansonsten lässt sich die Aufnahme (rund 40 Minuten) sehr wohl hören, das Klangbild in dem neuen Konzertsaal ist akustisch interessant.
    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Eine exzeptionelle Aufnahme der Vierten von Brahms gibt es vom 92-jährigen Stokowski mit dem New Philharmonia Orchestra. Es handelt sich um den Mitschnitt seines letzten öffentlichen Konzerts von 1974. Fabelhafte Interpretation, sehr guter Klang.



    Ein Amazon-Rezensent schrieb bereits 2007: "The most exciting live Brahms 4 EVER!!"

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

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    – Luís de Camões

  • Eine weitere sehr wichtige Aufnahme der Sinfonie Nr.4, die ich seit vielen Jahren kenne und schätze hörte ich dieser Tage wieder mit Hochgenuss; nachdem ich bereits letzte Woche von Steinberg ebenfalls volle Beigeisterung erfahren hatte:
    Die Kleiber-Aufnahme mit den Wiener Philharmonikern. Sie kam in diesem Thread einige Male (3-4x) zur Sprache (zuletzt von timmiju Anfang Juni 17), aber immer ohne Bild.


    Kleiber liefert das Werk vom 1.Satz an mit Hochspannung und Dramatik in einer nie übertriebenen ausgewogenen Stimmung.
    Das Tempo hat bei ihm die richtigen Proportionen:
    1. Allegro mon troppo ...................... 12:45
    2. Andante moderato ........................11:19
    3. Allegro giocoso - poco meno presto 6:04
    4. Allegro energico e passionato .......... 9:12


    Selten hört man das Schlagwerk so präzise - das hatte Kleiber voll im Auge, da es für den Spannungsaufbau und das rhythmischen Feeling ungemein wichtig ist.
    Der von mir ebenfalls hoch geschätze 3.Satz hat vielleicht bei Steinberg noch mehr Power geladen, aber auch hier fabelhaft spannend. Im letzten Satz steigert sich die Sinfonie dramatisch bis zu einem grossartigen packenden Schluss.
    Da gibt es etliche andere Beispiele, wo der letzte Satz einfach keine Steigerung bringt und die knapp 10Minuten einfach so belanglos abgespult werden ... nicht bei Kleiber = packend bis zum letzten Takt !


    :!: Ich glaube, wenn ich schreibe "Die gehört zu den 10 besten Aufnahmen der Sinfonie Nr.4", dann ist das nicht zu hoch gegriffen.



    DG, 1981, DDD


    Klanglich gehört diese Aufnahme von 1981 zu den besten Kleiber-DG-Aufnahmen. Da ist nichts breiig oder unsauber, sondern natürlich und präzise eingefangen. Eine gute DG-Aufnahme !


    --- Leider ist das die einzige Brahms-Sinfonie unter Carlos Kleiber auf CD ---

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • --- Leider ist das die einzige Brahms-Sinfonie unter Carlos Kleiber ---


    Hallo Wolfgang,


    das stimmt nicht ganz: Es gibt auch die 2. Symphonie unter Kleibers Leitung:



    Wieso das bisher nicht auch auf CD erschien, wäre indes eine gute Frage.

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    – Luís de Camões

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  • Danke lieber Josef für die Richtigstellung.


    Dann muss es so richtig lauten:
    --- Leider ist das die einzige Brahms-Sinfonie unter Carlos Kleiber auf CD ---

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Ich habe nun die 4. Sinfonie von Bernstein angehört.

    Für mich ist die Aufnahme gelungen, weil Benrstein das Orchester innig spielt, aber halt im mäßigem Tempo.

    Das Finale im 4. Satz lässt Bernstein eher langsam spielen, da kenne ich ein paar andere Aufnahme wo das Finale schnell geht.


    Die Wiener Aufnahmen kenne ich noch nicht, aber erst wollte ich mir die Aufnahmen besorgen mit dem New Yorker Philharmonikern

    Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie. Wem meine Musik sich verständlich macht, der muß frei werden von all dem Elend, womit sich die anderen schleppen.

    Ludwig van Beethoven


    Bruckner+Wand So und nicht anders :)

  • Ich habe einige Jahre gebraucht, bis ich den richtigen Zugang zu Brahms' Vierter gefunden hatte, während die Sinfonien Nr. 1 und 2, und eingeschränkt auch die Dritte, mich gleich beim ersten Hören begeistert haben. Die Vierte hingegen kam mir anfangs ein wenig spröde daher. Heute ist sie meine liebste ….


    Bei der Fülle des Angebots ist es natürlich schwer, Favoriten zu nennen. Trotzdem will ich es versuchen, obwohl mir von vorneherein klar ist, daß viele ungenannt bleiben müssen, die das eigentlich nicht verdient haben. Monoaufnahmen, obwohl es zahlreiche hervorragende gibt, werde ich aus klanglichen Gründen grundsätzlich nicht nennen.


    Abgesehen von den "Klassikern" aus dem Gesamtaufnahmen von Otto Klemperer (EMI) und George Szell (CBS), die zum eisernen Bestand jeder guten Brahms-Diskothek gehören, sind es im wesentlichen drei Aufnahmen, die (für mich) aus dem kaum überschaubaren Reichtum des Angebots herausragen. Hier sind sie:

    wobei ich am meisten von der Kempe-Aufnahme angetan bin. Sie wurde im Jahr 1960 eingespielt, mit dem Royal Philharmonic Orchestra, und sollte nicht mit der früheren Berliner Aufnahme aus der Electrola-GA verwechselt werden, die noch in Mono aufgezeichnet wurde. Ich finde, daß Kempe sich hier quasi selbst übertroffen hat. Eine wunderbare, prachtvolle Auslegung, wie aus einem Guß, die sich nicht hinter Carlos Kleibers legendärer Aufnahme zu verstecken braucht. Von William Steinberg gibt es nur relativ wenige Tondokumente in Stereo, die Vierte auf EVEREST, lange nur schwer zu beschaffen, ist eine seiner besten.


    Herbert von Karajan hat das Werk, wie alle Brahms-Sinfonien, mehrfach eingespielt. Insgesamt vier Aufnahmen von ihm habe ich in meinem Bestand: 1955 mit dem Philharmonia Orchestra London (EMI, Stereo), 1977 und 1988 mit den Berliner Philharmonikern (jeweils aus GA), sowie 1963, ebenfalls mit den Berlinern, aus seiner ersten GA für die DGG. Diese letztgenannte ist es, die mir seine ausgewogenste zu sein scheint. Jedenfalls beeindruckt sie mich von allen am meisten.

    Brahms: Symphony No. 4 in E Minor, Op. 98 ;Variations on a Thème By Joseph Haydn, Op. 56a; Tragic Overture, Op. 81

    Hier ist sie mit den Haydn-Variationen und der Tragischen Ouvertüre gekoppelt. Ich werde den Eindruck nicht los, daß viele von Karajans besten Aufnahmen im ersten Jahrzehnt seiner Zusammenarbeit mit den Berliner Philharmonikern entstanden sind, wenn ich einmal von seinen berühmten Londoner Einspielungen aus den 50er Jahren absehe, die überwiegend noch in Mono produziert wurden.


    Last but not least möchte ich Georg Solti und Günter Wand nicht unerwähnt lassen, die ebenfalls großartige Auslegungen dieser Sinfonie hinterlassen haben. Und eine schöne, weich gezeichnete GA gibt es mit Sir John Barbirolli (EMI) und den Wiener Philharmonikern, die ich als Alternative auch nicht missen möchte.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • James Levine / Chicago SO und Wiener PH


    Den grossen Spitzen-Aufnahmen der Sinfonie Nr.4, die nemorino im Vorbeitrag erwähnt möchte ich unbedingt die Levine-Aufnahme mit dem CSO hinzufügen.


    Zitat von Teleton

    Es ist gewiss nicht so, dass Levine nur auf dem Gaspedal steht und nur Augenmerk auf die dramatischen Passagen hat. Bei ihm ist das sehr ausgewogen, aber wenn es es zur Sache geht, dann ist er und das Orchester hochemotional dabei. Sehr schön auch, das Levine keine Paukenstelle verschluckt (die sind zwar in Chicago etwas entfernter, aber immer absolut präsent). Ganz herausragend gelingt ihm das Finale der Ersten und einfach fantatisch finde ich seine Vierte. Den 3.Satz liefert mit Hochspannung als Vorbote für das dramatische Finale - ja, so präsent und mit Nachdruck habe ich die Pauken noch nirgendwo gehört - selbst bei den Allerbesten 4 mit Steinberg, Solti und Dorati nicht, zu denn er sich ohne wenn und aber einreihen kann.
    *** Man spürt, dass sein Lehrer George Szell einen wichtige Rolle als Vorbild für seine Brahms-Interpretationen spielt - das gefällt mir - ganz grosse Klasse !

    RCA, 1975/76, ADD



    *** Interessant ist die Aussage eines Kritikers, das diese Aufnahme(n) nur noch von einem zu toppen sind ... die von Levine selber mit den Wiener PH (DG) ...

    Ich habe diese Levine-Aufnahmen der Brahms-Sinfonien mit den Wiener PO (DG, 1994, DDD) in meiner Levine-DG-Box "THE ART OF JAMES LEVINE".

    Die Vierte gefällt mir ebenfalls ausgezeichnet, doch finde ich die frühere etwas jugendlich frischer und ungestümere Art in der CSO-GA (RCA) für meinen Geschmack doch noch vorteilhafter.

    Der Spielzeitenvergleich zeigt, dass das die Tempovorstellungen bei Levine recht gleich geblieben sind:

    CSO (RCA) = 11:29 - 10:30 - 6:06 - 9:38

    WPO (DG) = 11:30 - 10:22 - 6:14 - 9:22

    Gruß aus Bonn, Wolfgang