Im Teatro Carlo Felice (5 min Fußmarsch von meiner Unterkunft entfernt) herrschte eine deutlich höheres Niveau als einige Tage vorher in Santa Maria delle Vigne. Mein erster Besuch einer Oper in Italien. Ein schönes Haus, von außen neoklassizistisch, von innen mit romantischen Zügen.
Zum Vergleich hatte ich ja die Inszenierung in Essen. In Genua war sie wesentlich konventioneller. Aber auch hier wurde die Ouvertüre erst nach dem Prolog (bzw. dem ersten Akt) gespielt. Ewig langer, tosender Beifall. Er galt dem Dirigenten (Daniel Oren), der hier wohl Gott-Status hat. Er war aber gut, nicht nur bei der Ouvertüre. Sehr aufmerksam, sehr aktiv (auch körperlich), der hatte seine Leute im Griff.
Die Inszenierung war recht einfach, sie kam mit wenigen, aber durchaus stimmungsvollen Bildern aus. In Essen wurde da aber mehr geleistet. Interessantes Detail: Irgendwann sollen laut Libretto bekanntlich die doofen Deutschen vernichtet werden. Man benutzte aber statt "tedeschi" (Deutsche) das Wort "nemici" (Feinde). Alles italienisch übertitelt, das war sehr angenehm. Fast ausschließlich italienische Sänger. Das sei in Italien normal, wurde mir gesagt.
Leider habe ich keine Notizen zu den einzelnen Darstellern gemacht. Sie waren meist gut bis sehr gut, insgesamt etwas besser als in Essen. Für das Orchester gilt das Gleiche. Die Inszenierung war in Essen besser. Der Chor ebenfalls. Insgesamt ein absolut lohnender Nachmittag.
Genau: Die Vorstellung war sonntagnachmittags um 15.30 Uhr und dennoch ausverkauft. Die machen sogar an normalen Wochentagen Nachmittagsvorstellungen, ts ts ts.
Ein Frage hätte ich noch: Das war nun Stagione-Theater (statt Repertoire-Theater). Die Truppe reist also weiter. Was machen dann aber Dirigent und Orchester? Reisen die mit? Es hieß aber "Orchestra del Carlo Felice" und Daniel Oren scheint in Genua bekannt zu sein. Singen die Sänger dann in einer anderen Stadt mit einem anderen Ochester zusammen? Und was macht der Chor?
Thomas Deck