Hallo Felipe,
Beginnen wir mit den vielgelästerten Karajan-Aufnahmen der Beethoven Sinfonien.
Die berühmeste war hier mit Sicherheit Karajans 1. Stero-Aufnahme entstanden 1960/62
Bei Ihrem Erscheinen wurde sie mit Jubel begrüßt, als die ultimative Aufnahme.
In der Tat gag es etliches was zu bejubeln war: Ein weltberühmter Dirigent nimmt zum ersten mal de Gesament Zyklus der Beethoben Sinfonien in STEREO auf. Stereo war damals das Wunderwort.
Stereo-Deutsche Grammophone-Karajan-Berliner Philharmoniker - Das waren bereits 4 Wunderworte. Mit einem Satz : Die Aufnahme war ein Reisenerfolg, galt als ultimative Aufnahme schlechthin. Karaan bedanklt sich in einem Brief an Frau Prof.Elsa Schiller,( damals bei DGG für die Produktion verantwortlich) und lobte auch die Tontechnik. (Verantwortlicher Toningenieur war damal Günte Herrmanns - Karajan blieb ihm bis ans Lebensende treu - alle 3 Versionen der Beethoven-Sinfonien wurden von ihm tontechnisch betreut)
Ich kann mich nicht erinneren, daß in jener Zeit irgend eine Aufnahme auch nur annähernd so berühmt war wie jene Karajan , weder die von Klemperer noch die von Bernstein.
Von zeitgemäß, von entschlackt war da die Rede.
Mit einem Wort: Für viele war Karajans Aufnahme das Maß aller Dinge.
Ende der siebziger Jahre entschloß sich der Maestro die Aufnahme zu wiederholen, er wollte die Vorteile der besseren Tontechnik nutzen.
Die Aufnahmen rauschen geringfügig weniger, aber irgendwir klang Routinme durch- das Aussergewöhnilche war weg.
Ob das nun der fehlende Überrraschungseffekt war ?- Ich weiß es nicht.
Jedenfalls liebte ich meine erste Aufnahme mehr.( In Wien munkelte man noch dazu, daß entgegen allen Jubelrufen, die Akustik der Berliner Philharmonie eher mittelmäßig sei, und dies auch Konsequenzen für die Klanggüte habe.... )
Die Dritte Einspielung war in der Form eine Enttäuschung, daß der Ton irgendwie synthetischer und vermischter klang, weniger analytisch.
Auch interpretationsmäßig hatte sich dass Karajan-Erfolgsmodell ein wenig abgenutzt. Es war wie ein neuer Aufguß (selbstverständlich auf höchstem Niveau)
Karajans Einspielungen sind elitär und dem Schönklang verpflichtet, kaum aber je dick und aufgeblasen.
Spätere Einspielungen (Norrington/Harnoncourt/Zinman) folgten anderen Klangidealen, sodaß viele heute die Karajanaufnahmen als "antiquiert" ablehnen.
Jedoch speziell die Aufnahme aus den frühen 60ern gilt, trotz vorhandenem Bandrauschen als Meilenstein in der Interpetationsgeschichte der Beethoven-Sinfoniern und sollte zumindestens teilweise (soll heißen einzelne Sinfonien) in jeder Sammlung vorhanden sein.
Deutsche Grammophon hat sich auch bezeichnendrweise für den ersten Zyklus entschlossen, als es galt Beethoven-Sinfonien unter Karajan als SACD zu veröffentlichen....
Es ist allerding an dieser Stelle zu sagen, daß junge Leute oft sehr empfindlich gegen Bandrauschen sind, weil sie die hohen frequenzen noch extrem gut hören. Die Empfindlichket ist hier individuell sehr verschieden..
Freundliche Grüße aus Wien
Alfred