Peter I. Tschaikowsky: Der Nussknacker

  • Hallo Forianer,l


    Nicht uninteressant wie sich der Zeitgeschmack wandelt, vor einigen Jahren wäre es wohl kaum möglich gewesen, daß in einem Forum dessen Thema "Klassische Musik" ist (ich meine damit natürlich vor allem Zeitschriften, Internetforen sind ja noch zu jung) das Thema Tschaikowsky so wenig behandelt worden wäre, wie hier bei uns.


    Besonders Werke wie das Balett "Der Nussknacker" (nach der Geschichte "Nußknacker uind Mäusekönig" von E.T.A. Hoffmann, bearbeitet von Alexandre Dumas, als Libretto verarbeitet von Marius Petipa) dürften momentan einen schweren Stand habe, zum einen, weil Ballett, so scheint es mir wenigsten, die Menschen im Moment nicht allzusehr anspricht, zum andern, weil vielen Tschaikowsky als zu "süsslich (??) erscheint.


    Aber schon zu Lebzeiten Tschaikowskys dürfte das zweiaktige Werk einen schweren Stand gehabt haben. Deshalb hat Tschaikowsky in weiser Voraussicht einenen Auszug aus der Balletmusik zusammengestellt, die sogenannte "Nussknackersuite" op 71 a,
    die sich sofort beim Publikum durchsetzte.


    In meine Jugend war es selbstverständlich Pflicht, die Aufnahme mit Karajan zu besitzen, was sind heut die Referenzen, so es denn welche gibt ?



    Gruß aus Wien


    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Hallo Alfred


    Jaja, der Tschaikowski, ich mag ihn sehr und finde es schrecklich, daß es immer noch Leute gibt, die das Wort Tschaikowski als Schimpfwort benutzen.


    Die Karajan-Aufnahme(n) kenne ich nicht, aber das ist wohl nicht so schlimm.
    Mit der Gergiev-Aufnahme bin ich recht zufrieden (angenehm, daß der komplette Nußknacker hier auf eine CD passt. Das Non plus ultra ist sie vielleicht nicht, aber es wird sich wohl niemand gegen diese Aufnahme aussprechen.


    An der althergebrachten Suite habe ich mich satt gehört, die will ich nicht mehr hören. Jewgeni mravanski hat sich seine eigene Suite zusammengestellt und dirigiert. In Mravinskis Suite befindet sich auch mein Lieblingsstück aus dem Nußknacker: die Intrada zum Pas de deux (nr.14) aus dem zweiten Akt.


    Gruß aus Frankfurt am main


    Soltis Suite aus Chicago (DDD, Decca) gefällt mir nicht, klingt kalt.


    Rodzinskis Aufnahme bei DGG/Westminster klingt auf den ersten Blick vielleicht nicht so gut, ist aber auch eine hörenswerte Variante. Er geht mitunter andere Wege und lotet einiges mal ganz anders aus als man es gewohnt ist. (also keine "Referenz" aber man hört mal einen "anderen", nicht glatt polierten Nußknacker, gleiches gilt für Mravinski mit seiner Suite)

  • Ich kann zwar keine Nussknacker-Aufnahme beisteuern,
    muss aber als Tschaikowsky-Fan auch die Lanze für ihn brechen.


    Solch eine stimmungsvolle Musik, ob fröhlich oder pathetisch, finde ich bei kaum einem anderen Komponisten.
    Tschaikowsky ist für mich einer der vielseitigsten Komponisten überhaupt. Beispiel Nussknacker-Suite: Eine spritzig-witzige Miniature-Ouverture, ein ohrwurmerzeugender Marsch, eine zauberhafte Zuckermandelfee, verschiedene Tänze aus verschiedenen Teilen der Erde, die alle ihren musikalischen Einfluss haben, wunderbar tanzende Rohrflöten und ein überirdisch schöner, fast schon schnulziger Blumenwalzer.
    In seiner Musik steckt so eine ungeheure Vielfalt, die mich immer wieder begeistert. Am faszinierendsten und mitreissendsten finde ich die Takte, mit denen Tschaikowsky das Werk beendet. Absolut mitreissend, wenn es richtig gespielt wird. Als bekannte Beispiele seien nur das Violinkonzert und das 1. Klavierkonzert genannt (jeweils die Ecksätze). :yes:
    Wenn wir hier ein Jugend- oder ein "unzivilisiertes" Forum wären, würde ich fast von einem "musikalischem O...." sprechen. :stumm: (Alfred, verzeih mir!)
    Das können nur wenige Komponisten bei mir hervorrufen.
    Tschaikowsky aber auf jeden Fall.



    Gruß, Peter.

  • Zitat

    Original von ThomasBernhard
    Jewgeni mravanski hat sich seine eigene Suite zusammengestellt und dirigiert.


    Kein Wunder, weil Mrawinski als Balettdirigent angefangen hat. Schade, daß die Referenz(komplett)aufnahme mit Roshdestwenski nur als LP zugänglich ist. Ich kann mir kaum vorstellen, daß Gergiev da mithalten könnte. :-)


    Eine besondere Nußknacker-Suite gibt es noch mit Celibidache - eine live Aufnahme, fein und lecker. Toscanini sollte hier auch nicht vergessen werden - eine sehr schöne Interpretation.


    Gruß

  • Hallo Ballettferunde


    die Tschaikowsky - Ballette habe ich seit den 80er-Jahren mit Jewgenij Svetlanow und Roshdestwensky im Plattenschrank. Die habe ich eigendlich nicht so sehr oft gehört, weil man dann für 3LP´s je Ballett viel Zeit mitbringen muß.


    Eine große Orchestersuite, vom Dirigenten zusammengestellt und über Tschaikowky´s Suitenfassungen hinausgehend, ist für mich wünschenswert.
    :) So etwas bietet Eugene Ormandy / Philadelphia Orchestra auf SONY:
    Für die Ballette Nussknacker / Dornröschen / Schwanensee je eine CD und das mit einem Orchestersound, der an Spielfreude und Biss nichts zu wünschen übrig läßt.
    Ormandy steht den sogenannten Referenzaufnahmen (oder lieber: Aufnahmen in Referenzqualität) von Roshdestwensky und Swetlanow kaum nach und bringt noch einen Schuß Philadephia-Sound mit ein.


    So machen die Tschaikowsy-Ballette richtig Spaß !


    Gruß aus Bonn
    Wolfgang

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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  • Hallo liebe Musikfreundinnen und -freunde,


    eine ebenfalls sehr schöne Gesamtaufnahme des Nußknackers ist jene von Mariss Jansons mit dem London Philharmonic aus dem Jahre 1991.



    Besonders gelungen finde ich auch die Gestaltung von Hülle und Beiheft im Hochformat welches mit viel Liebe zum Detail konzipiert wurde.
    Einzig die ungewöhnlichen Maße dürften für Hörer mit konventionellen CD-Regalen unter Umständen ein Lagerungsproblem nach sich ziehen.


    Es grüßt Euch


    Laurenz

    `
    (...) Eine meiner frühesten Erinnerungen im Zusammenhang mit der Musik betrifft einen Abend, an dem das Rothschild-Quartett bei uns ein hochmodernes Werk von Egon Wellesz spielen sollte. Die Stühle waren den Musikern zu niedrig, so nahmen sie unsere Bände mit Schubertscher Kammermusik, um damit ihre Sitze zu erhöhen. Ich dachte, wieviel schöner es wäre, wenn sie auf Wellesz sitzend Schubert spielen würden (...)


    — aus „5000 Abende in der Oper“ von Sir Rudolf Bing —
    .

  • Also ich finde das Ballett sogar sehr ansprechend und es gäbe dazu viel zu sagen (hier in Berlin haben wir das Staatsballett unter Leitung von Vladimir Malakhov, und das ist ganz große Klasse).
    Die drei großen Tschaikowsky-Ballette (Nussknacker, Dornröschen und Schwanensee) sind bis heute ständig im Programm aller großen Häuser und sind noch immer faszinierend.
    Natürlich wird im Ballett an den traditionell klassischen Stücken auch sehr viel herumexperimentiert (ähnlich kurionse Aufführungen wie in der Oper), doch die Musik bleibt unvergleichlich schön. Gerade die Tschaikowski-Ballett-Musik ist als rein konzertante Fassung wunderschön.


    Zu meiner Lieblings-Ballett-Musik gehört auf jeden Fall die zu "Giselle" von Adolph Adam, die ist einfach zauberhaft. Auch Leo Delibes Musik zu "Coppelia" und "Sylvia" ist sehr schön. Nicht zu vergessen hat ja auch Beethoven mit "Geschöpfe des Prometheus" Ballett-Musik geschrieben.


    Anders herum wurde auch viel konzertante Musik "vertanzt". Ganz bekannt für seine Choreografien nach Musik von Beethoven, Chopin, Bach, Bizet, Ravel u.v.a. ist George Balanchine. Er hat es verstanden, diese Musik in Tanz umzuwandeln.


    Ein ganz berühmtes Beispiel ist das Ballett-Solo "Der sterbende Schwan". Die Musik für dieses Stück (Cello-Solo "Der Schwan") wurde aus dem "Carnaval des animaux" von Camille Saint-Saëns von dem russischen Tänzer und Choreografen Michel Fokine für die berühmte Ballerina Anna Pawlowa verwendet (wird fälschlicher Weise oftmals dem Ballett "Schwanensee" zugeordnet, dabei sind hier nur die Kostüme ähnlich).

  • Diese CD in HIP mit fantastischen Klangfarben - neben der Nußknacker-Suite, für die extra eine alte Celesta aufgetrieben wurde, die bezaubernd klingt, noch die 4. Symphonie - gibt es beim Partner mit den drei Buchstaben z.Zt. für nur € 7,99!
    Einen so traumhaften Walzer wie hier habe ich noch nie gehört!


  • Der Nußknacker gehört zu meinen ganz frühen Musikbegegnungen. Etwa sechs Jahre war ich damals alt. Die Suite op. 71 a ist gewiss ein idealer Einstieg in das Werk, und bei den vielen Einspielungen ist auch zu berücksichtigen, daß die Suite deutlich öfter aufgenommen wurde als das komplette Ballett. Als ich's im vergangenen Jahr als CD brauchte, war ich ziemlich frustriert, als ich den Markt des gegenwärtig Verfügbaren gesehen habe. Um aus diesem Reigen direkt eine Empfehlung abzugeben:




    Die Aufnahme ist klangtechnisch und auch musikalisch überzeugend. Dorati speilt einen sehr temperamentvollen Nußknacker, bei dem die Brillanz der Orchesterfarben besonders aufleuchtet.


    Gergiev habe ich in diesme Zusammenhang punktuell gehört und fand sie nicht sehr ansprechend, was aber nichts heißen soll. Meine eigene Präferenz - betrachten wir die GA's - liegt bei Ansermet, eine Aufnahme, die sehr klar und sehr rhytmisch ist, in der das musiklaische Geschehen zügig vorangetrieben wird und die dennoch sehr klangschöne Bilder hervorzaubert.


    Das Letzte trifft auch auf meinen Liebling Nr. 2 zu. Gennadi Roschdestwensky und das Bolschi-Orchester. Roschdestwenski geht den Nußknacker emotionaler an. Wollte man beide Aufnahmen mit Begriffen der bildenden Kunst umschreiben, so wäre Ansermet die Zeichnung und Roschdestwenski die feine, luftige Malerei. Später geisterten noch Aufnahmen von Previn und Bonynghe durch die Läden, die ich aber beide nicht kenne.


    Ebensowenig wie übrigens eine Karajan-Einspielung. Zumindest in den 1970er Jahren war die nicht das überall gespielte Non-Plus-Ultra (was selbstverständlich nicht dagegen sprechen muß; seine Einspielung von Tschaikowskys 6. Sinfonie macht durchaus Lust auf seinen Nußknacker).


    Bei den Einspielungen der Suiten liegt eine frühe Aufnahme unter Rudolf Moralt in meiner Gunst ganz vorne. Bei der für Philips aufgenommenen Platte verblüfft es einmal mehr, welch wundersame Transparenz der Orchesterstimmen bei Mono-Aufnahmen möglich war. Die unglaublich feine Ausdifferenzierung des "Arabischen Tanzes" habe ich so hernach nicht wieder gehört. Auch Hans Knappertsbusch hat die Suite op. ´71 a eingespielt, für DECCA und das sogar in stereo. Diese Platte ist zumindes als Re-Isue bei Speakers Corner als LP verfügbar und eine absolute Empfehlung (der knorrige Bursche aus Elberfeld konnte ganz schön champagnerselig werden).


    Alles in allem ist der Nußknacker ein ungemein bezauberndes Ballet, dessen Musik Bilder generiert, die durchaus über die E.T.A. Hofmann-Erzählung hinausweisen. In Dortmund gehörte jahrelang eine stets umjubelte Inszenierung von Yuri Vamos zum Repertoire. Vamos hat das Ballet mit der Dickens-Erzählung "A Christmas Carol" verbunden, einfach hinreißend schöne Bilder. Leider ist die mittlerweile eingemottet (wenn nicht gar verschrottet).


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Zitat

    Original von Thomas Pape


    Ebensowenig wie übrigens eine Karajan-Einspielung. Zumindest in den 1970er Jahren war die nicht das überall gespielte Non-Plus-Ultra (was selbstverständlich nicht dagegen sprechen muß; seine Einspielung von Tschaikowskys 6. Sinfonie macht durchaus Lust auf seinen Nußknacker).


    Lieber Thomas,


    Karajans DECCA-"Nußknacker" wurde 1961 mit den Wiener Philharmonikern aufgenommen. Durchaus nicht schlecht, aber von Karajan kenne/habe ich Besseres. Gute Alternativen gibt es zuhauf. Auch Karajan hat, soviel ich weiß, etwa mit dem Philharmonia Orchestra eine weitere Einspielung hinterlassen, wahrscheinlich aber mehrere.


    LG


    Waldi

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  • Hallo Leute! :hello:


    kennt jemand von Euch diese DoppelCD
    sie wär nicht teuer
    und ich hätte Schwanensee un Nussknacker gern auf CD (auf Platte hab ichs)


    hab aber keine Ahnung was da gut und günstig ist


    bei der Beschreibung dieser CD steht nichts weiter dabei


    bin für Tipps dankbar
    ausser den beiden werken kenn ich nichts von Tschaikowsky - aber die gefallen mir ausserordemtlich gut - was wär denn ähnlich gut vom Meister?


    Grüsse
    Paul? :angel:


  • Da man nicht erkennen kann, wers spielt, würde ich die lieber nicht nehmen.
    Eine ziemlich günstige 6-CD-Box mit allen drei Balletten komplett gibt es bei EMI unter Previn. Ich bin hier kein Experte, aber m.E. sind das schwungvolle Interpretationen und der Klang ist super (70er Jahre)



    Andere Empfehlungen wurden ja teils schon genannt; übliche Verdächtige bei den Balletten sind Ansermet, Dorati, Svetlanov, u.a., es gibt zig Einspielungen.


    Ansonsten sind natürlich die letzten drei Sinfonien (4-6) sehr beliebt, das 1. Klavierkonzert, das Violinkonzert und dann noch einige kürzere Stücke und "Bonbons": Romeo & Julia, Francesca da Rimini, Ouverture 1812, Capriccio italienne


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hi Johannes! :hello:


    das klingt mal gut - Danke!


    und Du hast bestimmt recht - auch wenns nur 4,99 kostet
    wenns dann nur rum steht ohne dass es in den CD Player kommt is schade um den 5er


    ich schau mich mal um nach der Box


    LG Paul? :angel: