Zweitklassige "Tosca" aus Bregenz flimmert über 3Sat in unsere Wohnzimmer

  • Zitat

    Original von Herbert Henn
    Hallo,
    ich habe sowohl von Tosca, wie auch von Nabucco, viel mehr
    bessere, als schlechtere Aufführungen gehört und gesehen.
    :hello:Herbert,


    Ich auch. Hoffentlich findet die generelle Fernseh-Gucker-Miesmacherei durch gewisse Leute nicht noch mehr Nachahmer. :no:

    Freundliche Grüße Siegfried


  • Hallo, Harald,


    ja, das ist schon klar, mal sehen, welche Besetzung am Donnerstag wir erleben werden. Da lasse ich fürs erste alles auf mich zukommen, hoffentlich gibt es gutes Wetter und einen tollen Mond über den See. . .


    LG Jahnas

  • Hallo Paul?


    Zitat

    Original von Paul?
    Ich fand dass das Bühnebild jenes "Big Brother Feeling" sehr gut rüber gebracht hatte, ein Extraeingrriff - von wem auch immer - bei der TV Übertragung war hier, meiner Meinung nach, absoluter Schwachsinn.


    Die seltsamen Schnittübergänge sind meiner Erinnerung nach hier unisono negativ beurteilt worden. Ich hatte damit auch keine Freude und habe noch nicht einmal einen Schlüssel gefunden, was der Regisseur uns damit sagen wollte. Vielleicht war es auch nur einfach der Wille, ein neues gestaltendes Element einzufügen. Auch Benoît Jacquot hat sich in seinem wirklich gelungenen Tosca-Film nicht getraut, das Konzept durchzuziehen, sondern fühlte sich bemüßigt, Schwarz-Weiß-Einbrüche der aktuellen Realität in die historische Handlung einzufügen. Offenbar glauben sich auch Bildregisseure angehalten, auf irgendeine Weise "modern" oder wenigstens "zeitgemäß" zu wirken. Einen ähnlichen Eindruck hatte ich hier, aber wenn ich es nicht verstehe und es mir nicht gefällt, dann sage ich es einfach so. Es käme mir aber nicht in den Sinn, die geistige Arbeit eines anderen so frank und frei als Schwachsinn zu bezeichnen. Verunglimpfst du alles, was dir nicht gefällt, auf derartige Weise?



    Zitat

    Im Gegensatz dazu gefiel mir dafür die Oper selbst, das mag aber vielleicht an meiner naiven Betrachtungsweise der Dinge liegen, da ich ja in dem Fall zu einem kleinen Kreis zähle.


    Ob naiv oder nicht, auch mir hat es überwiegend sehr gut gefallen.



    Zitat

    Dass ich mich nicht so gut wie Du auskenne, was Liveübertragungen anbelangt, tut mir leid. Ich schrieb meinen Beitrag als Fensehgebührenzahler (und zwar seit dem ersten Tag als ich von zu Hause auszog), der mit dem gekauften Produkt unzufrieden war.


    Es ist das Wesen des Fernseh- und Zeitungskonsumenten, dass ihm nicht alles gefallen wird, wofür er bezahlt hat. Er hat mit seiner Bezahlung jedoch kein Recht erwirkt, Einfluss darauf zu nehmen. Natürlich hat er das Recht der Artikulation, und diese mag sogar langfristig etwas bewirken. In unserem Fall könnte es natürlich sein, dass im Falle der einhelligen Ablehnung (was jedoch unwahrscheinlich ist) Felix Breisach von einer Wiederholung des Experiments Abstand nehmen wird, oder es zumindest abwandeln wird. Aber auch Live-Aufnahmen werden im Vorfeld bis ins kleinste Detail ausgearbeitet, denn man will ja das bestmögliche Produkt einfangen. Und hier auch nur anzunehmen, man würde mitten im Arbeitsstress auf Telephonanrufe reagieren ist in etwa so grotesk, als würdest du während einer Balletteinlage beim Neujahrskonzert beim ORF anrufen, dich über die unerträgliche Farbe der Ballettkleider beschweren und ernsthaft erwarten, dass der Unsinn ausgeblendet würde.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!



  • Sehr Übertrieben - weil ich mich ja in keiner Weise über die Inszenierung beschwerte sondern über die TV Übertragung.

  • Zitat

    Original von Paul?
    Weist Du jeden in die Schranken der sich negativ über den ORF äussert?


    Bewahre! Aber ich sehe ein paar graduelle Unterschiede zwischen einer negativen Äußerung und der Bezeichnung Schwachsinn. ;)



    Zitat

    Sehr Übertrieben - weil ich mich ja in keiner Weise über die Inszenierung beschwerte sondern über die TV Übertragung.


    Du musst dich von der Vorstellung befreien, dass es sich hier um zwei verschiedene Dinge handelt. Für das Medium TV greifen Bühneninszenierung und Bildregie nahtlos ineinander. Sie sind von vornherein aufeinander abgestimmt und minutiös genau so geplant, wie wir es gesehen haben (von den Wetterunbilden z.B. natürlich abgesehen). Man kann also nur das Gesamtprodukt bewerten. Es gefällt einem oder man hat Dinge daran auszusetzen. Aber sie lassen sich nicht sinnvoll auseinander dividieren, denn die Bildregie beinhaltet ganz unauffällig einen gehörigen Anteil der Gesamtästhetik einer Übertragung.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Genau so ist es...:


    Als Gesamtprodukt war die Bregenzer "Tosca" sehr schwach:


    szenisch: reißerisch-vordergründig ohne Tiefgang
    gesanglich: leider konnte mich kein Sänger überzeugen
    orchestral: viel zu langsam



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Zitat

    Original von Paul?
    Ich schrieb meinen Beitrag als Fensehgebührenzahler (und zwar seit dem ersten Tag als ich von zu Hause auszog) der mit dem gekaufte Produkt unzufieden war. Vielleicht wäre es besser gewesen einen eigenen Thread zu eröffnen in dem man darüber diskutieren kann wie eine Oper am besten in die Haushälte übertragen wird (fänden manche bestimmt toll), doch war ich der Ansicht, dass meine Meinung zu diesem Punkt auch hier richtig platziert ist.
    Unterm Strich tuts mir nun leid, dass ich mich überhaupt dazu geäussert habe.
    LG Paul? :angel:


    Hallo? Paul?
    Warum so unzufrieden? Wo du doch "La Bohéme" als deinen Lieblingskomponisten bezeichnest? So weit ist es zu "Tosca" dann doch nicht, oder? :hello:

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Hallo Paul?


    Zitat

    Im Gegensatz dazu gefiel mir dafür die Oper selbst, das mag aber vielleicht an meiner naiven Betrachtungsweise der Dinge liegen, da ich ja in dem Fall zu einem kleinen Kreis zähle.


    Ich glaube nicht, dass du hier zu einem sooo kleinen Kreis zählst. Von denen, welche die Oper gesehen haben, gibt es die Einen, denen aus subjektiven Geschmacksgründen diese Art Inszenierung nicht gefällt, entweder weil sie ihnen zu düster ist oder weil sie es für besser halten, wenn mehr Gewicht auf die gesangliche Leistung gelegt wird. (Ich habe übrigens Interviews mit Michael und Saks gehört, welche beide meinen Eindruck bestätigt haben, dass bei dieser Inszenierung ein verstärktes Gewicht auf die darstellerische Leistung gelegt wurde.)
    Und es gibt die Anderen, denen eine Inszenierung dieser Art aus subjektiven Geschmacksgründen gefällt.
    Ich meine, objektiv gesehen ist die Inszenierung, was das Konzept angeht, in sich stimmig. Ob sie dann gefällt oder nicht ist letztlich Geschmacksache.


    Ich werde mich wahrscheinlich noch (mindestens) einmal in diesem Thread äußern, weil ich mittlerweile glaube, bei der Bregenz-Inszenierung doch einige Schwächen gefunden zu haben, die aber mit dem von mir bisher Geäußerten gar nichts zu tun haben. Dazu werde ich mich aber erst äußern können, wenn ich mir die Mühe gemacht haben werde, abends vorm Schlafengehen das Libretto noch einmal durchzugehen.
    :hello:

    Viele Gruesse.
    Holger.

  • Zitat

    Original von Herbert Henn
    Lieber Siegfried,


    La Bohéme ist von Puccini und nicht von La Bohéme. :D


    :hello:Herbert.


    Hallo Herbert, :hello:


    zu diesem Thema hab ich dir eine pn geschrieben. :D

    Freundliche Grüße Siegfried

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  • TV-Übertragungen von Opern sind wohl immer problematisch und in vielerlei Hinsicht unzulänglich, trotzdem bin ich froh, dass es sie gibt - besser Oper mit Abstrichen als gar nicht! Dass die riesigen Ausmaße der Seebühne und die vielen Spezialeffekte nicht wirkilch fernsehtauglich sind, liegt wohl auf der Hand. Ich war schon einige Male live in Bregenz dabei (Zauberflöte, Hoffmanns Erzählungen, Fidelio, Trovatore) und kann mir daher gut vorstellen, wie spektakulär diese "Tosca" wirken muss. Die Personenführung und vor allem das Bühnenbild fand ich beeindruckend, die Bilder der Überwachungskamera im 1. Akt hingegen entbehrlich, obwohl mir die Idee an sich schon einleuchtete. Warum nur im 1. Akt, ist mir hingegen klar, weil nur dieser quasi im öffentlichen Raum spielt, während wir uns dann ja im Scarpias "Schaltzentrale" befinden und er wohl wenig Wert darauf legt, sich selbst überwachen zu lassen (und seine Greueltaten für die Mitwelt zu dokumentieren...)
    Beeindruckt hat mich die schauspielerische Intensität aller Beteiligter, das war über weite Strecken packendes Musiktheater. Stimmlich bin ich bis auf den Tenor ziemlich eurer Meinung, besonders Scarpia war alles andere als festspielwürdig. Für Zoran Todorovich möchte ich aber doch eine Lanze einlegen: Das war endlich einmal ein Cavaradossi, der keine "Stimmritzenprotzerei" betrieb, sondern die lyrischen Aspekte dieser Partie betonte. So innig, mit so viel Ausdruck habe ich die "Dolci mani" seit Giacomo Aragall nicht mehr gehört, und auch "E lucevan le stelle" hätte sich durchaus Applaus verdient. Natürlich, wer Sänger mit einer "großen Röhre" bevorzugt, wird mit Todorovich nicht so ganz glücklich gewesen sen, obwohl ich auch das "Vittoria!" bei Gott schon oft schlechter gehört habe. Jedenfalls würde mich wirklich interessieren, wie dieser Tenor ohne Verstärkeranlage klingt. (Seinen bislang einzigen Auftritt an der WSO habe ich wohl verpasst.)
    lg Severina :hello:

  • Zitat

    Original von Siegfried


    Hallo? Paul?
    Warum so unzufrieden? Wo du doch "La Bohéme" als deinen Lieblingskomponisten bezeichnest? So weit ist es zu "Tosca" dann doch nicht, oder? :hello:


    Hi Siegfried! :hello:


    nene - die Tosca war super
    ich hatte eine Riesenfreude damit
    hab mich die ganze Woche darauf gefreut und mir ne gute Flasche Wein dazu serviert - war ein echtes fest der Abend :beatnik:


    ich äusserte mich nur über die Einspielungen der TV Übertragung
    mit der Oper war ich sehr zufrieden - zudem ich ja Tosca vorher noch nie sah :untertauch:


    echt super!!


    LG Paul? :angel:

  • Zitat

    Original von Rodogune



    Für den Hinweis bin ich jetzt aber wirklich dankbar. Ich glaube, in Bregenz geht es nicht um Oper im editorischen Sinne. Ob und wann die Musik weitergeht, während ein Sänger Szenenapplaus bekommt, liegt doch auch immer im Ermessen des Dirigenten. Er hat immer die Wahl und es geht immer auch anders. Ich habe durchaus schon Szenenapplaus nach E lucevan le stelle erlebt, ohne dass das Gesamterlebnis Tosca oder einer der Beteiligten Schaden genommen hätte.
    Viele Grüße von
    Gisela Hinrichsen


    Dieser Standpunkt sei dir unbenommen, ich darf aber anderer Meinung sein. Ich stelle fest, dass eine Pause nach "E lucevan le stelle" ein Eingriff in die Partitur Puccinis wäre, und der Komponist offensichtlich keine haben wollte. Ich bin der Meinung, dass das nicht im Ermessen des Dirigenten liegt und mir persönlich wäre es nicht recht gewesen, hätte der Dirigent hier abgesetzt. "E lucevan le stelle" ist keine Arie im herkömmlichen Sinne, weil sie nirgends anfängt und nirgends aufhört.
    Und es erscheint mir persönlich durchaus sinnvoll, gerade ein Thriller-Stück wie "Tosca" durchzukomponieren, ohne Szenenapplaus, der die Dramaturgie stört (bzw. der zumindest mich stört). Wieso Puccini hingegen "Vissi d'arte" als Arie konzipiert hat, weiß ich auch nicht. Es gibt bei ihm aber sowieso die Tendenz, nach Sopran-Solostellen eine Pause zu lassen, Tenorsoli hingegen in die Musik einzubetten (vgl. in Turandot die Arien der Liù und die "Arien" des Calaf, in "Gianni Schicchi die Arie der Lauretta und die "Arie" des Rinuccio...).


    Anschließen kann ich mich selbstverständlich deiner Meinung, Zoran Todorovich hätte einen Szenenapplaus viel mehr verdient als Nadja Michael. Sein "E lucevan le stelle" war wirklich schön - aber es gibt hier eben (für mich) keine Möglichkeit, zu applaudieren, ohne die Musik zu stören.


    Liebe Grüße,
    Martin

  • Hallo Martin,
    mich stört prinzipiell JEDE Unterbrechung der Musik, am allermeisten die Pause, die mich immer so völlig herausreißt aus allem, nur denke ich, haben die Sänger ihre Belohnung in Form des Applauses auch verdient und sind sehr enttäuscht, wenn er nicht kommt. Außerdem hat mir einmal ein Sänger gesagt, dass er den Applaus nach einer schwierigen Arie nicht nur psychisch, sondern auch physisch braucht, um wieder zu Atem zu kommen. In Wien kann ich mich übrigens kaum erinnern, dass nach "E lucevan le stelle" einmal NICHT applaudiert worden wäre, da musste der Cavaradossi schon wirklich grottenschlecht sein.
    Eine Frage: Wo gibt es deiner Meinung nach "mitkomponierte" Pausen?? ?( Das meine ich jetzt durchaus ernst, denn unter diesem Aspekt habe ich eine Oper wahrlich noch nicht betrachtet. Natürlich hasse ich es, wenn z.B. besonders das italienische Opernpublikum nach jedem in seinen Augen gelungen Ton - egal an welcher Stelle auch immer - in hysterisches Bravo-Gebrülle ausbricht und damit den musikalischen Fluss brutal zerhackt, aber dass nach der Cavaradossi-Arie nicht applaudiert werden soll/darf/kann, ist mir wirklich neu.
    lg Severina :hello:

  • Hallo Severina,
    ich habe meinen Beitrag oben absichtlich sehr persönlich gehalten. Das hat auch einen Grund: ich kann es nicht mit der Partitur beweisen, weil ich gar keine habe, und bin auch kein Musikwissenschafter: aber wenn ich mir die betreffenden Stellen anhöre, einmal "Vissi d'arte", einmal "E lucevan le stelle", dann höre ich folgendes: die Musik vor "Vissi d'arte" (Odi? È il tamburo etc.) ermattet und versinkt. Der Beginn von Toscas Arie ist wie ein Neubeginn. Und das selbe Absetzen spüre ich am Ende der Arie. Die Arie endet auf einem Akkord, dann wird kurz abgesetzt, dann kommen Streicherakkorde, die mit dem vorigen nichts zu tun haben und in die Tosca dann "Vedi, le man giunte io stendo a te" singt.
    Bei "E lucevan le stelle" hingegen verhält es sich ganz anders: Schon vor der Unterredung mit dem Kerkermeister wird das Thema im Orchester gespielt (eigentlich schon die halbe Arie!), dann kommt der Dialog, dann spielen die Streicher, während Cavaradossi schreibt, verhalten ein anderes Thema, das offensichtlich zu Tosca gehört. In einen leisen Akkord des Orchesters spielt die Klarinette das erste Thema wieder, und Cavaradossis Solo setzt ein, wobei er zuerst nur rezitiert, während die Klarinette das Thema fertig spielt, danach singt er es selbst, vom Orchester begleitet, und danach tendiert die Szene fast dazu, in mit Nostalgie gemischter Traurigkeit zu versinken, doch plötzlich wird eine Figur im Orchester zum Beginn des vorigen Tosca-Themas, das nun mit Holzbläsern farbig und lebhaft ausgeführt wird und in Cavaradossis Jubelruf "Ah! Franchigia a Floria Tosca..." kulminiert. Nirgendwo ist ein "Absetzen" der Musik zu spüren, wie ich es bei "Vissi d'arte" wahrnehme, sondern alles entwickelt sich organisch weiter, und dieser organische Aufbau wird durch einen Szenenapplaus unterbrochen und somit zerstört. Und das ärgert mich.
    Das "Absetzen" der Musik nach "Vissi d'arte" hingegen kann (wenngleich ich es auch da nicht gutheiße - außer vielleicht bei einer wirklich überwältigenden Gesangsleistung) zu einer Pause gedehnt werden, ohne allzu großen Verlust der Spannung. Trotzdem - mir geht es ähnlich wie dir, ich mag Szenenapplaus allgemein nicht, und Pausen auch nicht. :D
    Ich hoffe, ich habe mir halbwegs verständlich ausgedrückt, aber ich bin halt nur Laie und kann nur meine privaten Eindrücke schildern. Ganz ähnlich ist es auch in Turandot, wo nach "Nessun dorma" oder gar nach "Non piangere, Liù" meiner Meinung nach keine Pause möglich ist.
    Liebe Grüße,
    Martin

  • Hallo Martin,
    danke für deine ausführliche Antwort, jetzt ist mir klar, was du meinst. Trotzdem glaube ich - siehe oben - dass viele Sänger das anders sehen und sich verunsichert fühlen, wenn an "üblicher Stelle" kein Applaus kommt. (War ich wirklich so schlecht??) Was mich hingegen wirklich rasend macht, wenn aus Unkenntnis der Musik mitten in eine Arie oder - eine besonders beliebte Unart - in die letzten Töne einer Oper hineingeklatscht wird. Letzteres ist mir besonders unbegreiflich, weil ich meist einige Zeit brauche, bis ich wieder in die Realität zurückfinde und überhaupt zu einer Reaktion fähig bin. Was in einem Menschen vorgeht, der z.B. sofort nach Rodolfos verzweifeltem "Mimi!" zu applaudieren beginnt, anstatt die Musik auf der Bühne und in sich ausklingen zu lassen, verstehe ich nicht. Aber ich bin jetzt komplett OT :O - ich glaub, zu diesem Thema gibt's schon einen eigenen Thread!
    lg Severina :hello:

  • Das ist eben imo auch das Problem: es gibt so viele "übliche Stellen" für Szenenapplaus, wo eigentlich immer geklatscht wird, und wo es (unangenehm) auffiele, würde nicht applaudiert.
    Viel sinnvoller als diese Traditionsklatscherei fände ich es, nur nach einer wirklich entsprechenden Gesangsleistung Szenenapplaus zu geben - damit das etwas Besonderes bleibt, was es meiner Meinung nach ist.
    Aber das ist jetzt wirklich sehr OT...
    Liebe Grüße,
    Martin

  • Hallo Martin,
    jetzt habe ich aber als Forumneuling eine Diskussion angezettelt. Das wollte ich gar nicht. Zunächst einmal sind wir doch alle (Opern)-Freunde, oder nicht?
    Zu der Arie Vissi d'arte nur noch folgendes: Puccini hatte die Arie auf Drängen der Primadonna nachkomponiert, weil sie sich zu kurz gekommen fühlte. Sie war also in der ursprünglichen Fassung (durchkomponiert) gar nicht vorhanden. Dramaturgisch ist sie auch völlig sinnlos. Das zeigt mir aber auch, wie pragmatisch Puccini selbst an die Sache heran gegangen ist.
    Viele liebe Grüße nach Graz
    von Gisela

    Durch Heftigkeit ersetzt der Irrende, was ihm an Wahrheit und Kräften fehlt (Goethe)

  • Zitat

    Original von Rodogune
    Hallo Martin,
    jetzt habe ich aber als Forumneuling eine Diskussion angezettelt. Das wollte ich gar nicht. Zunächst einmal sind wir doch alle (Opern)-Freunde, oder nicht?


    Das klingt fast, als wäre "Diskussion" etwas Negatives. Aber wir sind ja hier in einem Diskussionsforum und der gegenseitige Austausch ist doch bereichernd, oder?


    Zitat

    Zu der Arie Vissi d'arte nur noch folgendes: Puccini hatte die Arie auf Drängen der Primadonna nachkomponiert, weil sie sich zu kurz gekommen fühlte. Sie war also in der ursprünglichen Fassung (durchkomponiert) gar nicht vorhanden. Dramaturgisch ist sie auch völlig sinnlos. Das zeigt mir aber auch, wie pragmatisch Puccini selbst an die Sache heran gegangen ist.
    Viele liebe Grüße nach Graz
    von Gisela


    Das war mir gar nicht bekannt, aber möglicherweise liegt darin der Grund für dieses "Absetzen" der Musik, das ich oben beschrieben habe. Es wäre vielleicht einmal interessant, die Oper ohne diese Arie aufzuführen, wodurch die Dramatik der Szene Tosca-Scarpia noch viel besser zur Geltung käme. (Allerdings schafft die Arie auch einen Ruhepunkt, von dem der zweite Akt vielleicht sogar gewinnt.) Bei der Bregenzer Aufführung wäre es vielleicht sogar klug gewesen, es auszulassen... :stumm:
    Andererseits bestärkt mich dieses neue Wissen auch in meiner Ansicht, dass Tosca ein durchkomponierter Thriller ist (sein sollte), in dem es für Szenenapplaus eigentlich keinen Platz gibt.
    Pragmatiker, glaube ich, muss man als Opernkomponist sein - oder wird es mit der Zeit... ;)
    Liebe Grüße,
    Martin

  • Hallo,
    das wichtigste :D habe ich hier noch gar nicht gelesen:


    Wie ist das große Cello-Solo gelungen?
    Das große Tosca-Cellosolo für vier Celli ist gefürchtet und wunderschön und deshalb auch Probespielstelle.


    Zum Szenenapplaus:
    Ich habe Tosca ziemlich oft gespielt und rein musikalisch stört der Szenenapplaus mich auch, da an den entsprechenden Stellen eigentlich weitergespielt werden müßte und ein plötzlicher Abbruch durch den Applaus einfach schade ist.
    Ich komme mir da als Orchestemusiker auch immer etwas blöd vor, wenn anscheinend an dem Nachspiel des Orchesters kein Interesse mehr besteht. :(


    Auf der andern Seite wäre es für die Sänger eine Katastrophe, wenn der erhoffte Applaus ausbliebe.


    Psychisch wie auch Physisch.
    Ich habe leider auch oft erlebt, daß bei einer schlechten Leistung der Szenenapplaus wegblieb.
    Das ist eine Hinrichtung erster Kajüte. :D


    Und Puccini war das Problem mit dem Szenenapplaus doch klar, er hat diesen sicherlich akzeptiert, da er einfach dazugehört.


    Ansonsten tue ich mich etwas schwer damit, wenn während Übertragungen bereits das bashing losgeht.


    Ich habe diese Tosca zugegebenermaßen nicht gesehen, die Kritiken, welche ich gelesen habe, waren ziemlich gut. ?(
    Und es ist einfach nicht fair, die Callas-CD rauszukramen oder irgendeine andere legendäre Aufnahme und dann zu vergleichen.


    Ich persönlich würde vor einem völligen Verriß meine Meinung erst einmal sacken lassen.


    Die Tamino-Kritiker dieser Tosca werden schon in Ihrer Ablehnung recht haben, davon gehe ich aus, schließlich sind alle hier Musikkenner von Niveau.
    Aber manchmal ist mir die Art und Weise zu brutal.



    Na ja, ich mußte es mal loswerden.


    LG,
    Michael

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  • Hallo Michael,


    Zitat

    Die Tamino-Kritiker dieser Tosca werden schon in Ihrer Ablehnung recht haben, davon gehe ich aus, schließlich sind alle hier Musikkenner von Niveau.


    Aber, es gab doch auch nicht wenige Postings, in denen sich positiv zur Bregenzer Tosca geäußert wurde. ?( ?( ?(


    Zitat

    Ansonsten tue ich mich etwas schwer damit, wenn während Übertragungen bereits das bashing losgeht.


    Das finde ich auch merkwürdig.

    Viele Gruesse.
    Holger.

  • Hallo Holger,

    Zitat

    Aber, es gab doch auch nicht wenige Postings, in denen sich positiv zur Bregenzer Tosca geäußert wurde.


    natürlich, entschuldige.
    Mir fallen halt erst einmal die stellenweise sehr harten Kommentare auf, meine Antwort ging auch nicht dahin, daß ich diesen Fred als Komplettverriss empfunden habe.
    Es ist aber nicht nur in diesem Fred so, daß es mir ein wenig sauer aufstößt, wenn stellenweise nach Gutsherrenart ausgeteilt wird.
    Damit waren aber Deine Beiträge z.B. nicht gemeint.
    Um ganz ehrlich zu sein, handelt es sich auch nur um zwei bis drei Mittaministen, deren Äußerungen mir zu weit gehen.


    So, ich bin jetzt still, denn ich will keinen Ärger.
    Ich wollte und mußte das aber einmal von mir geben.


    LG,
    Michael

  • Zitat

    Es ist aber nicht nur in diesem Fred so, daß es mir ein wenig sauer aufstößt, wenn stellenweise nach Gutsherrenart ausgeteilt wird.


    Das kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich würde mir manchmal auch ein wenig detailliertere Kritik wünschen. Oft kommt so pauschales Runtermachen - so empfinde ich das wenigstens. Da ist es dann völlig unmöglich, drauf einzugehen. Man liest es und fragt sich, warum es überhaupt gepostet wurde, abgesehen davon, dass es manchen, denen die Bregenzer Tosca gefallen hat, geradezu ein schlechtes Gewissen macht.


    So, ich geh schlafen. Gute Nacht.

    Viele Gruesse.
    Holger.

  • Nö, ich habe gar kein schlechtes Gewissen, weil es mir insgesamt sehr gut gefallen hat! :] Und ich spiele sogar mit dem Gedanken, nächstes Jahr wieder einmal nach Bregenz zu pilgern, denn dieses Bühnenbild möchte ich nur zu gerne live erleben. "E lucevan le stelle" unter einem richtigen Sternenhimmel zu hören - das hat was! (Oh ja, manchmal darf es ruhig kitschig sein ;) )
    lg Severina :hello:

  • Zitat

    Original von Michael Schlechtriem
    Und Puccini war das Problem mit dem Szenenapplaus doch klar, er hat diesen sicherlich akzeptiert, da er einfach dazugehört.


    Hallo Michael,


    ich bin mir nicht mehr ganz sicher aber ich meine mal gelesen zu haben, dass Puccini von Szenenapplaus nichts gehalten hat und i.A. so komponiert hat, dass die Musik direkt weiterfließt.


    LG,
    calaf

    Without deviation from the norm, progress is not possible.
    (Frank Zappa)

  • Hallo Calaf,
    da wirst Du sicher recht haben, und natürlich hat Puccini Tosca so komponiert, daß die Musik weiterfließt.
    Ich kenne ja die Orchesternoten, und da sind halt auch überall handschriftlich seit Jahrzehnten die Abbrecher markiert.Musikalisch sind diese furchtbar und zerstören den Gesamteindruck.
    Aber sie entsprechen einer gewissen Tradition und auch einer Publikumserwartung, ob mir das gefällt oder nicht.
    Und Puccini muß es klar gewesen sein, daß er dagegen nichts unternehmen kann, obwohl er dagegen ankomponiert hat.
    LG,
    Michael

  • Und wie war nun das große Cellosolo?
    Das kann doch niemandem entgangen sein, denn
    es gehört auch zu dieser schönen Oper.
    Oder für den einen oder anderen nicht?
    Oder ist es egal? ?( ?( ?( ?( ?(
    Ich fände es ausgesprochen betrüblich, wenn jetzt etwas kommt wie:
    "Ach ja, da war doch noch etwas in dieser Richtung" oder so.
    Wer hat es gespielt?
    Dieses Solo ist einer großen Arie vergleichbar.
    Aber natürlich anonym aus dem Orchestergraben(da sitzen diese Idioten, die mal wieder zu langsam oder zu laut gespielt haben und sowieso nur stören :untertauch: ) gespielt.


    Gute Nacht,
    Michael


  • Ich schätze mal, dass Calaf recht hat, deswegen klatschen die Zuschauer immer wie deppert in den Schluss von Nessun dorma hinein (wobei mir der am Besten vom ganzen Stück gefällt), weil nachher gleich die drei Minister weitersingen ...


    Lg


    Roland

    Die Basis jeder Grundlage ist das Fundament

  • Hallo Nufan,
    wer gefällt Dir am Besten vom ganzen Stück,
    "Nessun dorma", der Applaus, oder Ping, Pang, und Pong ?


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Zitat

    Original von Herbert Henn
    Hallo Nufan,
    wer gefällt Dir am Besten vom ganzen Stück,
    "Nessun dorma", der Applaus, oder Ping, Pang, und Pong ?


    :hello:Herbert.


    TROUBADIX :hahahaha:

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose