Verdi, um die Seele baumeln zu lassen? Oha! Das lässt an Nero erinnern, der angeblich Rom anzünden ließ, um mit seiner Laute Lieder dazu zu singen.
Die mir bekannten Opern enden zumeist in Mord, Totschlag u.ä. Da sind sind sie inhaltlich von meinem Opern-Meister Richard Wagner nicht weit entfernt. Der inneren Empfindung nach ließe sich gewiss Verdi als Meister aus Italien identifizieren und Wagner als einer aus Deutschland. Was an den Operninhalten freilich nichts ändert.
Ich suche ja auch nach jenem Ende des Ariadne-Fadens, der mir Verdi erschließt. Das Requiem taugte ebenso wenig wie die "Quattri pezzi sacri". Der Kölner "Otello" hat mich überzeugt.
Ein Unterschied zwischen Wagner und Verdi wurde mir heute interessanterweise in der Kirche bewusst: Ein neu eingeführter Jugendpastor hielt seine erste Predigt vor der Gemeinde. Er predigte sehr gut, musste aber einen Zwischenruf einstecken: "Langsamer bitte" rief ein älterer Herr.
Das genau scheint mir das spezifische Faszinosum von Richard Wagner zu sein: das Handeln als Handeln schein ihm nicht wichtig. Es wird erzählt, die Handlung als zeitlich konstitutives Element extrem reduziert.
Ganz anders Verdi, in diesem Falle "Otello": Vier Akte hat das Ganze, prallvoll mit Handlung. Auch lassen sich Opern wie "Otello" und "Traviata" in der Jetztzeit denken. Intrige und Affekt bei Verdi, das liegt und schon mehr als die abstrakten, metaphysischen Szenarien in den Opern Richard Wagners.
Verdi, so scheint es mir als Verdi-Neuling, ist seinem Gegenüber sehr direkt. Das ist Wagner nicht. In einem aber sind sich beide sehr ähnlich: die Anforderungen an die Stimmen sind exorbitant.
Der Kölner Otello jedenfalls ist bei meiner Verdi-Suche das gesuchte Ende des Ariadne-Fadens.
Liebe Grüße vom Thomas