Cornell MacNeil - Ein großer amerikanischer Bariton

  • Cornell MacNeil (geb. 1922) - auf diesen Namen stieß ich bereits vor einiger Zeit, bin dem aber nicht weiter nachgegangen.


    Cornell MacNeil


    Soviel ich herausfinden konnte, währte seiner Karriere, die hauptsächlich an der MET stattfand, von 1959 bis 1987.
    Seine Paraderollen waren die des Rigoletto in der gleichnamigen Oper (104mal) sowie die des Scarpia in Tosca (92mal).


    Cornell MacNeil als Rigoletto


    Welche Aufnahmen kennt ihr, welche würdet ihr empfehlen?

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hallo Felipe,



    mir ist Cornell MacNeil vor allem als beeindruckender Giogio Germont in Zefirellis Traviata-Verfilmung bekannt:


    Giuseppe Verdi (1813-1901)
    La Traviata


    Opernverfilmung von Franco Zeffirelli aus dem Jahr 1982.
    Teresa Stratas, Placido Domingo, Cornell MacNeil,
    Metropolitan Opera Orchestra, James Levine


    Sound: stereo/DTS 5.1
    Bild: 4:3 (NTSC)
    Label: DGG , FSK6, 1982



    Sehenswert!


    LG, Elisabeth

  • Hallo Felipe,


    Cornell MacNeil war ein Bariton mit einer phänomenalen Höhe. In den 1960er Jahren war er insbesondere als Verdi-Sänger an der MET sehr erfolgreich. Es gibt einige Livemitschnitte, die aber wohl nur schwer greifbar sind. Die meisten seiner Studioaufnahmen, die ich kenne, sind zwar in Ordnung, können mich aber auch nicht ganz und gar begeistern.


    Mitgewirkt hat er z.B. bei Karajans erster Aida. Die Aufnahme finde ich insgesamt sehr gut, allerdings hat MacNeil als Amonasro nicht allzu viel zu singen und hinterlässt bei mir auch keinen bleibenden Eindruck:





    Wenn es Dir wirklich um MacNeil geht, würde ich – auch mit Blick auf Moffo und Bergonzi – diese Aufnahme empfehlen:





    Wenn ich richtig erinnere, magst Du die Inszenierungen klassisch/historisch, so dass Du noch diese DVD hinzufügen kannst:



    Die Ausstattung ist von Franco Zeffirelli, und der ist in Rom herumgereist und hat in seiner Inszenierung versucht, die Schauplätze (Kirche Sant’Andrea della Valle, Palazzo Farnese) möglichst detailgetreu und üppig nachzupinseln. Relativ wenig Eigenleistung, aber nett sieht’s schon aus.


    Für Cornell MacNeils Scarpia hat optisch anscheinend Graf Dracula höchstpersönlich Pate gestanden und er ist so offensichtlich böse, dass man förmlich darauf wartet, dass er anfängt, die anderen Sänger auszusaugen. MacNeil war zum Zeitpunkt der Aufführung über 60 Jahre alt und über seinen Zenit hinaus. Gegen Ende des 2.Aktes geht ihm ein bisschen die Stimme aus. Hildegard Behrens ist auch keine wirklich befriedigende Tosca, Placido Domingo aber sehr anständig. Was bei dieser DVD wirklich in Erinnerung bleibt, ist das hochdramatische Dirigat von Giuseppe Sinopoli.


  • Ich habe diese Gesamtaufnahme mit MacNeil, weil auch die anderen Rollen hervorragend besetzt sind und, weil es keine Aufnahme mit Leonard Warren gibt.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Meine Aufnahmen mit Mc Neil:
    "Rigoletto" mit Gencer, G. Raimondi/Quadri (Buenos Aires 1961)
    "Tosca" mit Curtis-Verna, Björling/Mitropoulos (Met 1959)
    "Luisa Miller" mit Stella, di Stefano/Sanzogno (Palermo 1963)
    "Traviata" mit Stratas, Domingo/Levine (Met 1983).


    :hello:Heldenbariton

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

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  • Hallo Felipe,


    das erste, was mir einfiel, als ich den Namen hier heute las, war ebenfalls der Père Germont, den Elisabeth weiter oben angesprochen hat; Mac Neill gefällt mir in dieser Rolle auch sehr gut.


    Und ich sehe gerade in Guidos Beitrag die "Tosca" unter Mitropoulos, von der ich leider nur Ausschnitte auf einer CD habe. Es gibt sie jetzt als Gesamtmitschnitt?


    :hello: Petra

  • Lieber Felipe,


    McNeil gehört auch zu meinen Favoriten. Lies einmal, was Barockbassoflo im "Traviata"-Thread über seinen Giorgio Germont in der Wiener 1971er "Traviata" unter Krips (mit Cotrubas und Gedda) schreibt.
    Mit seiner warmen Stimme lag ihm diese Partie besonders, als Scarpia mußte man ihn offenbar äußerlich so böse wie möglich erscheinen lassen, denn sonst hätte das Publikum womöglich von Tosca gefordert, diesen Polizeichef mit seinem so verführerischen Timbre auf der Stelle zu erhören.


    LG


    Waldi

  • Cornell MacNeil, einer der bedeutendsten Baritone Amerikas der Nachkriegszeit, der sich vor allem als Verdi-Interpret einen Namen gemacht hat, ist im Alter von 88 Jahren verstorben.


    Laut einem Bericht der «New York Times» bestätigt seine Frau Tania den Tod des Sängers, der zuletzt in einer Altersresidenz in Charlottesville lebte.


    Zwischen 1959 und 1987 bestritt MacNeil, eine Schüler der Kontraaltistin Ernestine Schumann-Heink, alleine an der Met 26 Partien in mehr als 600 Aufführungen.


    Eine spektakulären Auftritt hatte Cornell MacNeil am 26. Dezember 1964 in der Oper von Parma, als er während einer Aufführung von «Un Ballo in Maschera» aus Protest das Publikum beschimpfte und die Bühne verliess, weil dieses die Sorpanistin Luisa Maragliano auspfiff. In der Folge wurde er von Theaterpersonal tätlich angegriffen. (cf)



    R I P

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • aus dem Grossen Sängerlexikon:
    Als Antrittspartie sang er 1959 an der Metropolitan Oper den Rigoletto, wobei er von Mailand nach New York flog und ohne Probe auftrat. Von den Partien, die er dort vorgetragen hat, seien der Titelheld im »Nabucco« von Verdi, der Amonasro in »Aida«, der Germont-père in »La Traviata«, der Jago im »Othello«, der Graf Luna im »Troubadour«, der Barnaba in »La Gioconda«, der Tonio im »Bajazzo«, der Alfio in »Cavalleria rusticana«, der Scarpia in »Tosca«, der Michele in Puccinis »Il Tabarro«, der Giancotto in »Francesca da Rimini« von Zandonai und der Trinity Moses in »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« von K. Weill genannt. 1964 gastierte er an der Londoner Covent Garden Oper als Macbeth von Verdi; weitere Gastspiele an der Staatsoper Wien, an der Grand Opéra Paris, am Teatro Colón Buenos Aires, in Mexico City, Rio de Janeiro, Barcelona, Lissabon, Rom, Neapel, Genua, Neapel und Palermo. Zu Gast bei den Festspielen von Verona (1971, 1973), beim Maggio musicale Florenz und bei den Festspielen in den römischen Thermen des Caracalla. Noch 1987 gastierte er an der Oper von New Orleans als Jago im »Othello«. 1969 wurde er zum Präsidenten der American Guild of Musical Artists gewählt. Verheiratet mit der Violinistin Tania MacNeil; der Sohn aus dieser Ehe,Walter MacNeil (* 1957), wurde als Opernsänger (Tenor) bekannt.

  • Verheiratet mit der Violinistin Tania MacNeil; der Sohn aus dieser Ehe,Walter MacNeil (* 1957), wurde als Opernsänger (Tenor) bekannt.


    Lieber Beat,
    danke für diesen Hinweis.
    In meiner Sammlung befindet sich diese DVD:



    Wenn man nur oberflächlich hinschaut, denkt man: naja, der alte MacNeil als Germont Vater!
    Aber nein, es ist Walter MacNeil, der Sohn, und der singt den Alfredo Germont!


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

    Einmal editiert, zuletzt von Harald Kral ()

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  • Heute hätte er seinen 90. Geburtstag:


    MacNeil, Cornell, amerikanischer Bariton, * 24.9.1922 Minneapolis, † 15. Juli 2011 in Charlottesville, Virginia.
    Er studierte u.a. in seiner Heimatstadt bei Schorr und bei Virgilio Lazzari in New York und gab sein Debüt in der Uraufführung von Menottis Consul 1950 in Philadelphia. 1953 kam er an die New Yorker City Opera, wo er bald in den großen ital. Partien auffiel. 1959 debütierte er an der Mailänder Scala als Carlo in Ernani und stellte sich an der New Yorker Metropolitan Opera als Rigoletto vor, wo er bis 1987 sang.
    1964 gab er den Macbeth in London; Holländer und Gérmont war er in Wien. 1982 war er in Zeffirellis Traviata-Verfilmung der Germont. Sein schönes Legato und die blendende Höhe machten ihn zu einem bedeutenden Verdi-Sänger.



    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hallo zusammen,


    kann es sein, dass es z. Zt. kein einziges Recital/Soloalbum von ihm gibt?

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Ich besitze noch eine andere Aufnahme des "Rigoletto" mit Cornell MacNeil. Auch unter Molinari-Pradelli, aber mit Reri Grist, Nicolai Gedda, Cornell MacNeil und Ruggiero Raimondi in den Hauptrollen. Eine meiner besten Aufnahmen dieser Oper.

    W.S.

  • Hallo Harald,


    vielen Dank für die Info. Ich suche schön längere Zeit nach einem Recital des Sängers!


    LG
    Manfred

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

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  • Heute hätte er seinen Geburtstag gefeiert: Cornell MacNeil. Neben den bereits erbrachten Würdigungen bliebt festzuhalten, dass er ein herausragender Vertreter seines Faches war, in einer Ära, die ganz außerordentliche amerikanische Bariton-Sänger hervorgebracht hat.


    “The larger and more complex the part, the better he was,” würdigte ihn James Levine, also, "Je länger und komplexer die Rollen waren, desto besser war er". Erstmals kennengelernt habe ich seine elektrisierende Stimme im Prolog von Pagliacci:



    Eine immens sonore Stimme mit stupender Höhe.