Naturbursche aus der Oberpfalz: Der Heldentenor FRITZ KRAUSS

  • Joschi Krakhofer hat ihn schon erwähnt im Rahmen der Billig-Serie über berühmte Sänger der Vergangenheit, auch im Tannhäuser-Thread wird er genannt:


    Krauss, Fritz, Tenor, * 16.6.1883 Lehenhammer (Oberpfalz), † 28.2.1976 Überlingen (Bodensee); er debütierte nach Studien in München, Mailand und Berlin 1911 am Stadttheater von Bremen. Er war nacheinander engagiert am Stadttheater von Bremen (1911-12), am Stadttheater von Danzig (1912-14), am Hoftheater Kassel (1914-15), dann am Opernhaus von Köln (1815-21) und seit 1921 für mehr als zwanzig Jahre an der Bayerischen Staatsoper München. 1925-28 bestand ein Gastvertrag mit der Städtischen Oper Berlin.


    1922 sang er bei den Festspielen von Salzburg den Ferrando in »Così fan tutte«, 1927 den Florestan im »Fidelio« und den Belmonte in der »Entführung aus dem Serail«. Er gastierte 1927 bei den Wagner-Festspielen in Paris, 1927-28 an der Staatsoper Dresden, 1934 am Stadttheater von Basel und hatte auch als Konzertsänger eine erfolgreiche Karriere. 1921-32 und 1939 trat er als Gast an der Wiener Staatsoper auf, auch an der Berliner Staatsoper, am Teatro Liceo Barcelona, am Opernhaus von Frankfurt a.M. gab er Gastspiele. Mehrfach war er an der Covent Garden Oper London zu hören, u.a. 1926 als Don Ottavio im »Don Giovanni« unter Bruno Walter.
    An der Münchner Staatsoper sang er 1927 in der Uraufführung der Oper »Das Himmelskleid« von Wolf-Ferrari (als Prinz), 1931 in »Das Herz« von Hans Pfitzner, ebenfalls 1931 in »Die geliebte Stimme« von Jaromir Weinberger, 1932 in »Bettler Namenlos« von Robert Heger (Titelrolle).

    Weitere Partien aus seinem Bühnenrepertoire: der Tamino, der Idomeneo von Mozart, der Hüon im »Oberon« von Weber, der Lyonel in »Martha«, der Aubry in »Der Vampyr« von Marschner, der Lohengrin, der Walther von Stolzing, der Galba in »Die toten Augen« von d'Albert, der Riccardo in Verdis »Maskenball«, der Alvaro in »La forza del destino«, der Rodolfo in »La Bohème«, der Kalaf in »Turandot«, der Chapelou im »Postillon von Lonjumeau« von Adam, die Titelpartien in »Sly« von Wolf-Ferrari und in »Fra Diavolo« von Auber, der Raoul in den »Hugenotten«, der Hans in der »Verkauften Braut«, der Hoffmann in »Hoffmanns Erzählungen« und der Sylvain im »Glöckchen des Eremiten« von Maillart.


    Als ein besonderer Höhepunkt in seinem Bühnenrepertoire galt der Titelheld in »Palestrina« von Hans Pfitzner. 1940 gab er seine Karriere auf und wirkte als Gesangpädagoge in München. Dort sang er an seinem 60. Geburtstag nochmals den Lohengrin. Zuletzt lebte er in Überlingen am Bodensee.


    Meine neueste Errungenschaft ist eine deutsche Gesamtaufnahme der "Lucia di Lammermoor", in der er den Edgardo singt (Stuttgart 1936).


    Fritz Krauss hatte eine ausdrucksvolle, in der Höhe metallisch auftsrahlende Tenorstimme. Nachstehend eine CD als Kostprobe seiner Gesangskunst:



    Gibt es beim Hamburger Archiv für Gesangskunst (Button unten rechts auf dieser Seite).

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Ich habe Höhepunkte aus "Die Walküre" auf 2 LPs mit:


    Fritz Krauss (Siegmund)
    Maria Reining (Sieglinde)
    Josef von Manowarda (Hunding)
    Wilhelm Rode (Wotan) und
    Gertrude Rünger (Brünnhilde) in den Hauptrollen.
    Dirigenten bei 2 verschiedenen Orchestern Carl Leonhart
    und Wolfgang Brückner.
    Die Aufahmen entstanden 1938.


    (Bei der Aufnahme scheint aber etwas faul zu sein, weil es eine
    Gesamtaufnahme der Walküre geben soll, am selben Tag aufgenommen,
    wie die obige, aber mit einigen anderen Sängern. Harald, ich hoffe, daß
    Du die Sache aufklären kannst.)


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Fritz Kraus hat nur den 1. Akt der "Walküre" an diesem Tag beim Stuttgarter Sender aufgenommen:


    Aufnahme: 3.4.1938, Studio, Stuttgart
    Spieldauer: 63'36
    Dirigent: Carl Leonhardt
    Orchester des Reichssenders Stuttgart
    Kommentar: nur 1. Akt


    Brünnhilde: Erna Schlüter
    Fricka: Helene Jung
    Gerhilde: Irma Roster
    Grimgerde: Elisabeth Waldenau
    Helmwige: Trude Eipperle
    Hunding: Josef von Manowarda
    Ortlinde: Paula Kapper
    Rossweisse: Martha Kuhn-Liebel
    Schwertleite: Paula Baumann
    Sieglinde: Maria Reining
    Siegmund: Fritz Krauss
    Siegrune: Magda Strack
    Waltraute: Carin Carlsson
    Wotan: Rudolf Bockelmann


    Dieser 1. Akt ist übrigens bei Preiser separat auf 1 CD erschienen.



    Was die Teile betrifft auf Herberts LP, die unter dem Dirigenten Wolfgang Brückner eingespielt worden sind, die stammen aus dem gleichen Jahr, wurden aber in Königsberg aufgenommen:


    Aufnahme: 1938, Studio
    Spieldauer: 126'25
    Dirigent: Wolfgang Brückner
    Orchester des Reichssenders Königsberg
    (Ausschnitte 2. Akt und 3. Akt)


    Brünnhilde: Gertrude Rünger
    Gerhilde: Thea Consbruch
    Grimgerde: Erna Westenberger
    Helmwige: Lotte Fischbach
    Ortlinde: Rita Weise
    Rossweisse: Margarete Krämer-Bergau
    Schwertleite: Gerda Heuer
    Sieglinde: Elisabeth Friedrich
    Siegmund: Karl Buschmann
    Siegrune: Charlotte Bonsa-Piratzky
    Waltraute: Elisabeth Aldor
    Wotan: Wilhelm Rode


    Auch diese Ausschnitte sind bei Preiser auf CD veröffentlicht worden, allerdings separat und nicht, wie auf obiger LP, zusammengemixt mit der Stuttgarter Aufnahme des 1. Aktes!




    LG
    Harald

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Viel ist es ja nicht, was der CD-Markt heutzutage noch an Aufnahmen von Fritz Krauss zu bieten hat. Dies z.B. ist eines dieser seltenen Dokumente:



    Rodelinda von Händel (dt.)
    (in der Übersetzung & Einrichtung von
    Oskar Hagen)


    Aufnahme: 1938, Studio
    Dirigent: Carl Leonhardt
    Orchester des Reichssenders Stuttgart
    Chor des Reichssenders Stuttgart
    (Hänssler Classics CD 93.032 - 2 CD)


    Rollen und Sänger:
    Bertarido: Gerhard Hüsch
    Eduige: Emma Mayer
    Garibaldo: Hans Ducrue
    Grimoaldo: Fritz Krauss
    Rodelinda: Cäcilie Reich


    LG


    Harald

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Der erste Akt dieser Aufnahme aus Stuttgart wurde von Preiser in der Tat einzeln veröffentlicht, es gibt aber auch den (stark gekürzten) 2. Akt und (vollständigen) 3. Akt separat.



    Interessant ist hier v.a. Rudolf Bockelmann. Ich kann im Augenblick nicht sagen, ob die Todverkündigung mit drauf ist, glaube aber, sie ist es.


    Gruß
    Dieter

  • Zitat

    Viel ist es ja nicht, was der CD-Markt heutzutage noch an Aufnahmen von Fritz Krauss zu bieten hat. Dies z.B. ist eines dieser seltenen Dokumente:


    Da kann ich mich Harald nur anschließen und noch eine Gesamtaufnahme hinzufügen:

    Tannhäuser 1937
    Fritz Krauss
    Trude Eipperle
    Karl Schmitt Walter
    Carl Leonhardt-Dirigent


    Ich kenne von der Aufnahme leider nur Ausschnitte, die mich aber immer wieder begeistern, vor allem Krauss strahlende, beinahe klirrende Höhe. Ich war damals und bins immer noch auf der Suche nach der GA, die leider allerdings vergriffen scheint.


    LG joschi

  • Krauss, Fritz, dt. Tenor, * 16.6.1883 Lehenhammer, † 28.2.1976 Überlingen.
    Debütierte 1911 in Bremen. Kam über Danzig und Kassel 1915 nach Köln. Gastierte als Mitglied der Kölner Oper 1921 in München als Raoul, Manrico und Florestan und wurde dort sofort engagiert.
    Bei den Münchner Opernfestspielen des gleichen Jahres trat er bereits als Ferrando und Don Ottavio auf. Während seines Münchner Wirkens bis 1943 entwickelte er sich konsequent zu einem gesuchten Wagner-Sänger, ohne dabei die Mozart-Partien aufzugeben.
    Gastierte 1921–39 in Wien, 1926/27 in London (Stolzing, Florestan, Belmonte).
    Galt als beispielhafter Interpret des Tannhäuser.



    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Fritz Krauss, hier in der Walküre, ebenfalls unter Carl Leonhardt:


    ist am 28. Februar 1976 gestorben.


    Heute ist sein 39. Todestag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Von Fritz Krauss besitze ich eine interessante LP. Er singt Arien aus "Der Postillon von Lonjumeau", "Belisar", "Rigoletto", "Der Troubadour", "Rigoletto", "Aida", "Margarethe", "Mignon", "Carmen", "Der Freischütz", "Martha", "Die Hugenotten", "Der fliegende Holländer", "Lohengrin" und "Die Walküre". Krauss verfügte über eine enorme Höhe, die er im "Postillon-Lied" eindrucksvoll beweist. Leider gehört diese Aufnahme zu den Gestrichenen bei Preiser.

    W.S.

  • Heute habe ich auch einen Tannhäuser mitgebracht, ebenso wie beim Geburtstag von Karl Liebl (Im LV-Thread). Nur ist dies naturgemäß eine andere Aufnahme:



    Heute ist Fritz Krauss' 132. Geburtstag.



    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • Ich sage es immer und immer wieder: schön, dass hier im Forum an so viele Künstler erinnert wird. Fritz Krauss habe ich schon ewig nicht mehr gehört und daher nun eine Doppel-LP von ihm herausgesucht, die ich mir zeitnah anhören werde. Sehr interessant ist die Grabszene aus "Lucia" von Donizetti mit Chor und Orchester des Reichssenders Stuttgart unter der Leitung von Gustav Görlich (1936)!


    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

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    Fritz Krauss, ein wirklich beeindruckender Tenor, singt den Siegmund in der bereits genannten (Beinahe-)Gesamtaufnahme der Walküre vom Reichssender Stuttgart von 1938 unter Carl Leonhardt. Diese ist bei Preiser zweigeteilt erschienen. Der erste und der dritte Aufzug sind vollständig, der zweite ist gekürzt, geht aber immerhin noch 80 Minuten. Auch die restliche Besetzung lässt aufhorchen (weiter oben aufgelistet). Krauss ist nach meinem Eindruck ein sehr kultivierter Sänger, der alle erforderlichen stimmlichen Mittel mühelos aufbringen kann und zur Differenzierung fähig ist. Maria Reining als Sieglinde ist kongenial, betont die juvenile Zerbrechlichkeit der Rolle. Josef von Manowarda gibt einen filmreifen Schurken.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Liebe Melomanen,


    von diesem äusserst vielseitigen Sänger habe ich ein LP-Album der 'Acanta' (DE 23.323/24 / 2 LPs / 1980) mit folgenden Opern-Ausschnitten bzw. Arien:


    „Die Walküre“ (Wagner): Ein Schwert verhieß mir der Vater - Siegmund heiß' ich und Siegmund bin ich (mit Maria Reining / Dirigent: Carl Leonhardt / 3. 4. 1938)


    „Tannhäuser“ (Wagner): Dir töne Lob ! Die Wunder sei'n gepriesen... Dank deiner Huld - Stets soll nur dir, nur dir mein Lied ertönen - Den Gott der Liebe sollst du preisen (mit Inger Karén, Trude Eipperle und Karl Schmitt-Walter / Dirigent: Carl Leonhardt / 24. 10. 1937)


    „Die Meistersinger von Nürnberg“ (Wagner): Morgenlich leuchtend (Orch. und Dirigent: NN) *


    „Martha“ (von Flotow): Wie das schnattert, wie das plappert... Ja, seit früher Kindheit Tagen - Drum pflück' ich, o Rose... Ach, so fromm, ach, so traut - Hier im Grün der schatt'gen Bäume... Mag der Himmel euch vergeben - Der Lenz ist gekommen... Diese Hand, die sich gewendet (mit Erna Berger, Emma Mayer, Bruno Müller und Georg Wieter / Dirigent: Gustav Görlich / 30. 11. 1935)


    „Alessandro Stradella“ (von Flotow): Jungfrau Maria, himmlisch Verklärte (Orch. und Dirigent: NN) *


    „Zar und Zimmermann“ (Lortzing): Lebe wohl, mein flandrisch' Mädchen (Orch. und Dirigent: NN) *


    „Die Perlenfischer“ (Bizet): Nadir, sprich, wie erging es dir... Der Tempel Brahmas strahlt - Hör' ich die Stimme im Traum... Mir träumt von jener Zeit - Gott, sie ist's, Leila! Leila! - Der Freund hat befreit... Seht doch, seht! (mit Felicie Hüni-Mihacsek, Mathieu Ahlersmeyer und Georg Hann / Dirigent: Gustav Görlich / 21. 12. 1936)


    „Carmen“ (Bizet): Ich seh' die Mutter dort (mit Maria Reining / Dirigent: Gustav Görlich / 10. 5. 1936)


    „Faust“ (Gounod): Gegrüßt sei mir, o heil'ge Stätte (Orch. und Dirigent: NN) *


    „Lucia di Lammermoor“ (Donizetti): An des Todes heil'ger Stätte - Ihr Gräber meiner Ahnen... Auf zu dir, verklärter Engel (mit Gertrud Callam und Hans Ducrue / Dirigent: Gustav Görlich / 1. 3. 1936)


    „La Traviata“ (Verdi): Entfernt von ihr... Ach, ihres Auges Zauberblick (Orch. und Dirigent: NN) *


    „Rigoletto“ (Verdi): Ich seh' die heißen Zähren (Orch. und Dirigent: NN) *


    „Tosca“ (Puccini): Wie sich die Bilder gleichen (Orch. und Dirigent: NN) *


    * = Aufnahmen aus den Jahren 1922/1923 von der 'Vox Schallplatten- und Sprechmaschinen-AG, Berlin'. / Die Aufnahmen unter Carl Leonhardt und Gustav Görlich entstanden beim Reichssender Stuttgart.


    Dem Tenor, der sich auch in Autogrammen stets 'Krauß' schrieb ('Krauss' wurde nur für Versalien benutzt!), ist auch ein 'Heft' (Nr 22 / 1988 - gekoppelt mit Viorica Ursuleac) der Reihe „Stimmen, die um die Welt gingen...“ gewidmet, mit Beiträgen der inzwischen verstorbenen Jürgen Grundheber (München) und Siegfried Augustin (Bad Reichenhall) sowie von Ulrich Dahmen (damals Hamburg, heute Düsseldorf).


    Ausführlich genannt werden dort folgende Opern in Rundfunk-Produktionen (Gesamtaufnahmen und Szenenfolgen) in chronologischer Reihenfolge: „La Gioconda“, „A basso porto“ (Spinelli), „Der Vampyr“, „Мartha“ , „Lucia di Lammermoor“, „Carmen“, „Die Perlenfischer“, „Titus“, zweimal „Tannhäuser“, „Вoris Godunow“, „Rodelinda“, „Die Walküre“ und „Die Jahreszeiten“ (Haydn); es ist aber zweifelhaft, ob alle diese Aufnahmen noch vorhanden sind. Ein Rollenverzeichnis im „Stimmen...“-Heft nennt 104 verschiedene Hauptrollen in 25 Jahren!


    Viele Grüße!


    Carlo

  • Ausführlich genannt werden dort folgende Opern in Rundfunk-Produktionen (Gesamtaufnahmen und Szenenfolgen) in chronologischer Reihenfolge: „La Gioconda“, „A basso porto“ (Spinelli), „Der Vampyr“, „Мartha“ , „Lucia di Lammermoor“, „Carmen“, „Die Perlenfischer“, „Titus“, zweimal „Tannhäuser“, „Вoris Godunow“, „Rodelinda“, „Die Walküre“ und „Die Jahreszeiten“ (Haydn); es ist aber zweifelhaft, ob alle diese Aufnahmen noch vorhanden sind.

    Lieber Carlo, zumindest die "Rodelinda", ein "Tannhäuser", der komplette Siegmund und Szenen aus dem "Godunow" sind auf CD veröffentlicht. Es sei denn, die von Dir genannten Aufnahmen sind wieder andere.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • [...] der sich auch in Autogrammen stets 'Krauß' schrieb ('Krauss' wurde nur für Versalien benutzt!) [...]

    Das fiel mir auch schon auf.
    Hier ein Beispiel dafür:


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    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Dem Tenor, der sich auch in Autogrammen stets 'Krauß' schrieb


    Das fiel mir auch schon auf.
    Hier ein Beispiel dafür:

    Vorsicht! Ist das wirklich ein "ß", das man da sieht? Ich sehe da, ähnlich wie beim Autographen von Johann Strauß/Strauss (Sohn) ein langes scharfes "s" und unmittelbar dahinter ein kurzes rundes "s". Das lange scharfe "s" gab es damals und ist inzwischen aus der Mode gekommen, lediglich das kleine runde "s" ist noch gebräuchlich und für die früher übliche Kombination (zuerst ein langes scharfes und unmittelbar danach ein kleines rundes "s") hat sich quasi das "ß" entwickelt. Was ich als Autograph sehe, ist also kein klares "ß", sondenr kann ebenso als Folge zweier (im Schriftbild verschiedener) s-Konsonanten erkannt werden. "Krauss" ist also auch nicht verkehrter als "Krauß" - während die originale Schreibweise mit langem scharfem "s" und folgendem kurzen rundem "s" auf unseren Tastaturen schlicht nicht mehr darstellbar ist. :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ich halte es für ein handschriftlich individualisiertes so genanntes Schluss-s


    German-Kurrent-Ss.png

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ausführlich genannt werden dort folgende Opern in Rundfunk-Produktionen (Gesamtaufnahmen und Szenenfolgen) in chronologischer Reihenfolge: „La Gioconda“, „A basso porto“ (Spinelli), „Der Vampyr“, „Мartha“ , „Lucia di Lammermoor“, „Carmen“, „Die Perlenfischer“, „Titus“, zweimal „Tannhäuser“, „Вoris Godunow“, „Rodelinda“, „Die Walküre“ und „Die Jahreszeiten“ (Haydn); es ist aber zweifelhaft, ob alle diese Aufnahmen noch vorhanden sind. Ein Rollenverzeichnis im „Stimmen...“-Heft nennt 104 verschiedene Hauptrollen in 25 Jahren!


    Lieber Carlo, zumindest die "Rodelinda", ein "Tannhäuser", der komplette Siegmund und Szenen aus dem "Godunow" sind auf CD veröffentlicht. Es sei denn, die von Dir genannten Aufnahmen sind wieder andere.

    Ist damit Händels "Rodelinda" gemeint?

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Ist damit Händels "Rodelinda" gemeint?

    Ja, lieber Bertarido. Als ich das vorhin schrieb, dachte ich übrigens an Dich - und zwar in dem Sinne, dass Du davonlaufen würdest, müsstest Du das hören. Eine Aufnahme also, die nur unter historischen Gesichtspunkten zu betrachten ist, wie ich finde. Es zeigt sich, dass es ein ganz langer Weg zu Händel war, wie er heute aufgegführt wird. Dagegen klingt selbst Karl Richter noch revolutionär, was er für mich in seiner Zeit ja auch gewesen ist.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich halte es für ein handschriftlich individualisiertes so genanntes Schluss-s

    Willst du damit sagen, dass er sich nur mit einem "s" am Ende geschrieben hätte, also "Kraus" statt "Krauss" (oder auch "Krauß")?

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Es ist schon wahr, es sieht eher aus wie ein "ſs" als ein "ß".
    Da das lange s heutzutage vergessen ist, wird das gerne gleichgesetzt.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Willst du damit sagen, dass er sich nur mit einem "s" am Ende geschrieben hätte, also "Kraus" statt "Krauss" (oder auch "Krauß")?

    Nein, das wollte ich nicht sagen. Doppel-s wurde in der Schreibschrift graphisch geteilt. Soll heißen, erst das hochgestellte spitze S wie in der Mitte der oben verlinkten Darstellung. Daran daran schloss sich das geschwungene Schluss-s an. In Unterschriften boten sich also fast künstlerische Möglichkeiten. Wenn ich die Schrift von Krauss richtig deute, dann hat der das doppelte S sehr schwungvoll miteinander verwoben. Erst geht er mit den ersten S nach oben, dann endet er mit einen angedeuteten Bogen des zweiten S, des Schluss-s, nach rechts. Ich nehme an, dass Krauss noch Elemente von Kurrent und Sütterlin in die moderne Schreibschrift, die er bereits pflegte, übernommen hat. Das war durchaus üblich, zumal bei doppelten Buchstaben am Schluss.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ja, lieber Bertarido. Als ich das vorhin schrieb, dachte ich übrigens an Dich - und zwar in dem Sinne, dass Du davonlaufen würdest, müsstest Du das hören. Eine Aufnahme also, die nur unter historischen Gesichtspunkten zu betrachten ist, wie ich finde. Es zeigt sich, dass es ein ganz langer Weg zu Händel war, wie er heute aufgegführt wird. Dagegen klingt selbst Karl Richter noch revolutionär, was er für mich in seiner Zeit ja auch gewesen ist.

    Danke für die Aufklärung. Ich finde es bemerkenswert, dass zu dieser Zeit eine der weniger bekannten Opern von Händel wie "Rodelinda" überhaupt gespielt wurde und glaubte schon an einen Irrtum meinerseits. Anhören wede ich mir das nach Deiner Warnung dann lieber nicht ^^

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Sagen wir mal so, Du hättest nichts verpasst. ;)

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Nein, das wollte ich nicht sagen. Doppel-s wurde damals in der Schreibschrift graphisch geteilt. Soll heißen, erst das hochgestellte spitze S wie in der Mitte der oben verlinkten Darstellung. Daran daran schloss sich das geschwungene Schluss-s an. In Unterschriften boten sich also fast künstlerische Möglichkeiten. Wenn ich die Schrift von Krauss richtig deute, dann hat der das doppelte S sehr schwungvoll miteinander verwoben. Erst geht er mit den ersten S nach oben, dann endet er mit einen angedeuteten Bogen des zweiten S, des Schluss-s nach rechts.

    Gut, dann sind wir uns hier ja einig, dass es sich eher um ein Doppel-"s" als um ein heute übliches "ß" handelt.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Hallo!


    „Deutsche Sprache – schwere Sprache!“ Soweit ich das in der Schule gelernt habe, ist das „ß“ - 'Eszett' oder 'scharfes S' genannt und in Groß- wie in Kleinschreibung gleich aussehend – eine Ligatur aus „s“ und „z“ und dient hauptsächlich lautmalerischen Zwecken; dieser Buchstabe „ß“ wird nur in der deutschen Sprache verwendet. (Dass wir heute noch das „ß“ benutzen, geht übrigens auf Adolf Hitler zurück, der bei einer Rechtschreibreform 1941 – als z. B. für Druckerzeugnisse die 'Fraktur'-Schrifttype abgeschafft und die heutzutage gebräuchliche 'Antiqua' eingeführt wurde – auf der Beibehaltung des kleinen „ß“ bestand.)


    Auf den im „Stimmen....“-Heft abgedruckten Programmzetteln – u. a. von den Opern „Li-Tai-Pe“ von Clemens von Frankenstein (München 1925), „Das Himmelskleid“ von Ermanno Wolf-Ferrari (Uraufführung, München 1927), „Sly“ desselben Komponisten (München 1929) und „Aida“ (Wien 1930) – wird der Name des Tenors in der damals gebräuchlichen Frakturschrift stets mit 'Krauß' gedruckt.


    Auch in zwei im „Stimmen...“-Heft abgebildeten Unterschriften des Sängers (eine davon mit einer herrlichen Karikatur) sehe ich eindeutig ein „ß“, das mit dem im Beitrag Nr. 17 gezeigten "Schluss-s" keine Ähnlichkeit hat. Interessanterweise sind die Namen von Richard Strauss und Clemens Krauss auf einem Münchner Programmzettel von „Der Rosenkavalier“ (6. 3. 1937 mit Fritz Krauß als 'Sänger') in Fraktur ebenfalls mit „ß“ zu sehen, obwohl sich beide in Schreibschrift ('Kurrent') mit „ss“ schrieben. Wahrscheinlich haben sich der Komponist und der Dirigent für diese Schreibweise entschieden, weil das “ß“ auf internationalen Schreibmaschinentastaturen nicht vorkam und man statt dessen zweimal das „s“ tippen musste. (Es gab noch Anfang der 70er Jahre Schreibmaschinen mit verschiedenen Tastaturen für einzelne europäische Sprachen, ehe man sich auf die sogenannte Euro-Tastatur einigte. Ich weiß noch, wie schwierig es war, auf einer englischen Schreibmaschine 'blind' zu tippen, wenn man das auf einer deutschen Tastatur gelernt hatte.) Einigen wir uns also darauf, dass beide Schreibweisen gültig sind.


    Nun zurück zu Fritz Krauß (egal, ob mit „ß“ oder „ss“) - es gab zwei verschiedene „Tannhäuser“-Aufnahmen mit seiner Mitwirkung.


    „Tannhäuser“ (Wagner): Landgraf Hermann – Sven Nilsson / Tannhäuser – Fritz Krauß / Wolfram von Eschenbach – Karl Schmitt-Walter / Walther von der Vogelweide – Rudolf Dittrich / Biterolf – Richard Bitterauf / Heinrich der Schreiber – Max Oßwald / Reinmar von Zweter – Alexander Welitsch / Elisabeth – Trude Eipperle / Venus – Inger Karén / Ein junger Hirt – Ein 'Regensburger Domspatz' / Der Chor und das Orchester des Reichssenders Stuttgart / Dirigent: Carl Leonhardt (Stuttgart, 24. 10. 1937)

    dto.: Landgraf Hermann – Kurt Böhme / Tannhäuser – Fritz Krauß / Wolfram von Eschenbach – Karl Schmitt-Walter / Walther von der Vogelweide – Helmut Melchert / Biterolf – Burchard Kaiser / Heinrich der Schreiber – Georg Gut / Reinmar von Zweter – Otto von Rohr / Elisabeth – Maria Reining / Venus – Marta Fuchs / Ein junger Hirt – Elisabeth Schwarzkopf / Die Berliner Solistenvereinigung Waldo Favre / Der Berliner Funk-Chor / Das Große Orchester des Reichssenders Berlin / Dirigent: Heinrich Steiner / Spielleitung: Leopold Hainisch (Berlin, 23. 4. 1938)


    Carlo

  • Interessanterweise sind die Namen von Richard Strauss und Clemens Krauss auf einem Münchner Programmzettel von „Der Rosenkavalier“ (6. 3. 1937 mit Fritz Krauß als 'Sänger') in Fraktur ebenfalls mit „ß“ zu sehen, obwohl sich beide in Schreibschrift ('Kurrent') mit „ss“ schrieben.

    Eben. Vielleicht war man damals bezüglich der Namensschreibweise aber auch einfach noch nicht so penibel und dachte sich: Solange des Geschriebene zur richtigen Aussprache führt, reicht das. Es gibt Leute, die ihren Vornamen mal Karl und mal Carl schrieben. Und keinen juckte das. Heute juckt es uns und wir versuchen krampfhaft herauszubekommen, welche der beiden Möglichkeiten die "richtig" und welche die "falsche" ist.


    Smetanas Vater hat als Vornamen seines Sohnes "Fridrich" (mit eifachem "i") ins Familienstammbuch eingetragen - kümmert heute komischerweise niemanden...


    Inzwischen gibt es das "ß" übrigens auch als Großbuchstaben, sieht breiter aus:


    https://www.spiegel.de/lebenun…buchstaben-a-1155053.html

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • [Tannhäuser]: Landgraf Hermann – Kurt Böhme / Tannhäuser – Fritz Krauß / Wolfram von Eschenbach – Karl Schmitt-Walter / Walther von der Vogelweide – Helmut Melchert / Biterolf – Burchard Kaiser / Heinrich der Schreiber – Georg Gut / Reinmar von Zweter – Otto von Rohr / Elisabeth – Maria Reining / Venus – Marta Fuchs / Ein junger Hirt – Elisabeth Schwarzkopf / Die Berliner Solistenvereinigung Waldo Favre / Der Berliner Funk-Chor / Das Große Orchester des Reichssenders Berlin / Dirigent: Heinrich Steiner / Spielleitung: Leopold Hainisch (Berlin, 23. 4. 1938)

    Höchst interessant. Von dieser Produktion habe ich noch nie gehört. Ist diese, lieber Carlo, jemals auf LP oder gar CD erschienen? Die Besetzung klingt ja famos. Selbst die junge Schwarzkopf mit dabei!

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Lieber 'Joseph II.',


    dieser "Tannhäuser" ist zwar in der Kartei des DRA (Nr. 7399 Bln 45486/517) enthalten, ein Band der Original-Aufnahme oder ein Mitschnitt der Rundfunksendung ist aber m. W. bis heute nicht aufgetaucht.


    Carlo

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