Nackter Verdi

  • Naja, wenn man die Herren etwas schlanker und jünger auswählte und noch den Verdi wegliesse, liesse ich mit mir reden, da hin zu gehen... [das beste ist schließlich das Libretto... / Leider vergaß man Kraus zu integrieren.]


    :pfeif:

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Nicht für umsonst würde ich da hingehen!
    Nun wartet erst einmal die Reaktion des Publikums ab,
    Erfurth ist eine Kleinstadt.


    Rita

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Aber man sollte sie sich doch ab und zu mal klar machen, um zu sehen, daß "bloße Unterhaltung, die keinen aufregen darf", ein "Stimmen- und Kostümfest" offenbar weder den Entstehungsbedingungen noch den Intentionen von Komponist und Librettist entspricht.


    Aber die Frage ist doch, ob wir nur vor der Wahl stehen, entweder ein harmloses Geplänkel mit pudierten Perücken sehen zu müssen, oder eine Horde nackter Kerle mit Mickey-Mouse-Masken auf dem Gesicht, und ... manchmal hat man den Eindruck, dass "Provokation" nicht nur als Wert an sich gesehen wird, sondern auch, dass der einzige Einfall, mit der diese erreicht werden soll, in möglichst viel Nacktheit besteht, am Besten noch im Kombination mit öffentlichen Verdauungsprozessen, weil man dadurch die Verrohung des Prekariats so toll sichtbar machen könnte.


    Man nehme ein bisschen Popkultur, ein bisschen Katastrophe, möglichst viel Nacktheit, rühre das ganze kräftig um, und das Dasein als subventionierter Berufsprovokateur ist gerettet - vorallem dann, wenn sich die BILD-Zeitung noch verärgert zeigt, weil wir ja alle gelernt haben, dass die BILD voll doof ist und wir deshalb immer geschwind die gegenteilige Ansicht der BILD, oder besser noch: des Springer-Verlages einnehmen sollte, damit wir nicht in den Verdacht geraten, ein konterrevolutionärer Biederman zu sein.


    Und: Natürlich kann es zumindest möglich und berechtigt sein, dass man eine Inszenierung ablehnt, wenn man nur einige Bilder von ihr gesehen hat. Würde ein BILD, pardon: Bild von einer pudierte Damen im Rokoko-Kostüm gezeigt werden, dann würden wohl auch einige sofort schreien, dass das doch langweilig sei, der Brisanz des Werkes nicht gerecht werden würde usw.
    Und wenn ich da einen Haufen nackter Kerle sehe, die mit Gummimasken herumhüpfen und stelle mir die Musik Verdis dazu vor, dann finde ich das ganze schon jetzt einfach nur scheiße. (Die Wortwahl finde ich angesichts der prekären Lage des Prekariats, insbesondere in den USA seit Bush II. gerechtfertigt.)


    Diese Leute sollen moderne Opern inszenieren oder selber eine schreiben, in Auftrag geben, was weiß ich - aber das dem Verdi überzustülpen ist so, als würde ich ein Stück von Heiner Müller so inszenieren, wie der Karajansche Rosenkavalier, der letztens im Fernsehn lief. Wobei das natürlich konsequent zu Ende gedacht problematisch wäre, weil das dann heißen würde, dass man jedes Stück immer nur innerhalb des historischen Zeitrahmens inszenieren dürfte, was ich aber auf gar keinen Fall will.
    Der immanente Widerspruchscharakter des Marc'schen Ganzen.


    Anschauen würde ich mir die Inszenierung aber in jedem Fall, weil mir eine Inszenierung, über die ich mich so richtig aufregen kann tausendmal lieber wäre als eine Inszenierung, die einfach nur lauwarm und harmlos ist.
    Ausserdem wäre es natürlich spannend zu erfahren, wie er die zitierten Szenen in sein Gesamtkonzept zu integrieren versucht.

    Wenn ich mir vorstelle, was es für Deutschland bedeuten würde, wenn die heilige Kuh zu uns käme, welches Glück und welcher Segen ginge von allgegenwärtigen heiligen Kühen aus!

  • Zitat

    Original von Theophilus
    ... sondern verlange, dass der Konsument von vornherein darauf aufmerksam gemacht wird, wenn die Darbietung um ein bezifferbares Mass vom Original abweicht.


    Ich glaube nicht, dass ich als Konsument verpflichtet bin, mich im Vorhinein darüber zu informieren...


    Hallo Theophilus,


    deine Wortwahl verrät: Du siehst dich als Konsumenten, der mit dem Erwerb einer Eintrittskarte eine Dienstleistung abverlangt. Das finde ich weder schlimm noch verwerflich und es spiegelt sicherlich die Haltung einer Mehrheit wieder. Mein Anastz ist das jedoch nicht. Nicht in der Kunst! Die nämlich finde ich meistens belanglos, wenn sie einfach nur gut "konsumierbar" ist.


    Ich kaufe mir eine Karte für das Musiktheater, das Kunstmuseum oder das Kino in der Hoffnung, Unerwartetes zu hören oder zu sehen, das mich selbst als Individuum fordert und mich nicht passiv sein lässt. Ich sehe es als große Gabe der Künste, nicht direkt abzubilden, sondern zu überhöhen, zu irritieren, neue Ebenen einzuziehen und meinetwegen auch zu schockieren. Wobei ein paar Nackedeis mit Gummimasken nun wirklich heutzutage nicht mehr schockieren sollten.


    Nach dem Karajan-Overkill der letzten Tage scheint sich der Schauplatz des Geschehens wieder zum Regietheater zu verlagern, dem zweitliebsten Tummelplatz des Forums, wie es aussieht.


    Ich hoffe, dir, lieber Theophilus, nicht versehentlich auf die Zehen zu steigen, wenn ich nach einem ersten Akt in einer x-beliebigen Eins-zu-Eins-Schnarch-Inszenierung der Theaterkasse entgegen eilen möchte. ;)


    LG
    B.

  • Zitat

    Original von Marc


    Aber die Frage ist doch, ob wir nur vor der Wahl stehen, entweder ein harmloses Geplänkel mit pudierten Perücken sehen zu müssen, oder eine Horde nackter Kerle mit Mickey-Mouse-Masken auf dem Gesicht, und ... manchmal hat man den Eindruck, dass "Provokation" nicht nur als Wert an sich gesehen wird, sondern auch, dass der einzige Einfall, mit der diese erreicht werden soll, in möglichst viel Nacktheit besteht, am Besten noch im Kombination mit öffentlichen Verdauungsprozessen, weil man dadurch die Verrohung des Prekariats so toll sichtbar machen könnte.


    Man nehme ein bisschen Popkultur, ein bisschen Katastrophe, möglichst viel Nacktheit, rühre das ganze kräftig um, und das Dasein als subventionierter Berufsprovokateur ist gerettet - vorallem dann, wenn sich die BILD-Zeitung noch verärgert zeigt, weil wir ja alle gelernt haben, dass die BILD voll doof ist und wir deshalb immer geschwind die gegenteilige Ansicht der BILD, oder besser noch: des Springer-Verlages einnehmen sollte, damit wir nicht in den Verdacht geraten, ein konterrevolutionärer Biedermann zu sein.


    Ich habe ja selbst angedeutet, daß ich nicht gerade begeistert von Nackten in Mickey-Masken bin. Und zweifelte daran, daß es gelingen kann, auf diese Weise die Brisanz von damals wiedererlebbar zu machen. Ich bin aber kein Regisseur, ich habe erstmal keine Ahnung, wie es überhaupt gelingen könnte. Ich bin mir nichtmal sicher, ob man es anstreben sollte.
    Ich bezog mich nur auf Theophilus Anmerkung, daß Politik in dem Stück nicht wichtig sei. Mag sein, daß sie im Stück selbst nicht so zentral ist wie etwa bei Mozarts Figaro. Aber die Entstehungsumstände sind eben auch nicht wegzudiskutieren und können prinzipiell eine Politisierung rechtfertigen. Und dann ist es m.E. auch o.k., entsprechend zu aktualisieren.


    Zitat


    Diese Leute sollen moderne Opern inszenieren oder selber eine schreiben, in Auftrag geben, was weiß ich - aber das dem Verdi überzustülpen ist so, als


    Wie gesagt, das Plump-provokante mag übergestülpt sein, das Politische ist es gewiß nicht.
    Es ging mir überdies darum, verständlich zu machen, warum ein Regisseur heute leicht in die Falle der simplen Provokation tappen kann. Weil er immer hinter der damaligen Brisanz zurückbleiben wird. Und zugleich ein Publikum vor sich hat, das die Stücke derart vereinnahmt hat, daß es ihm gar nicht mehr zum Bewußtsein kommt, politische Brisanz könnte wesentlich zu dem Stück gehören. Wie ich woanders schon schrieb: Beim Hiphop dauert's ein paar Jahre bis der Protest der Entrechteten als Cola-Werbung taugt, bei der Oper ein paar Jahrzehnte.


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Ich habe ja selbst angedeutet, daß ich nicht gerade begeistert von Nackten in Mickey-Masken bin. Und zweifelte daran, daß es gelingen kann, auf diese Weise die Brisanz von damals wiedererlebbar zu machen.


    Ja, klar - ich habe das Zitat von dir jetzt auch nur als "Aufhänger" benutzt, weil das tauglich war als Basis für das, was ich sagen wollte.


    War vielleicht nicht die feinste Art, aber wie gesagt - gerade eben passend.


    :hello:
    M.

    Wenn ich mir vorstelle, was es für Deutschland bedeuten würde, wenn die heilige Kuh zu uns käme, welches Glück und welcher Segen ginge von allgegenwärtigen heiligen Kühen aus!


  • Die Sache ist, daß sich in diesem Thread bisher überhaupt niemand »gerade begeistert von Nackten in Mickey-Masken« gezeigt hat, sondern daß einige nach dem Blick auf ein, zwei Stills die (noch gar nicht angelaufene) Inszenierung »scheiße« finden, während andere eher skeptisch sind, ob man ein solches Urteil angesichts eines Szenenfotos und eines (zugegeben: weitgehend hohlen) Ausschnitts aus einem Interview mit dem Regisseur tatsächlich fällen kann. Nix sonst!


    Mit der Springer-Presse habe ich gemeinhin kein Problem, denn sie protokolliert ja mit seismographischer Präzision das elementare Wissen unserer Gesellschaft und die vor dem Hintergrund dieses Wissens (scheinbar notwendig) zu ziehenden Schlußfolgerungen. :D
    Der Bezug zur BILD ist derowegen auch gar nicht gewaltsam oder mit polemischer Absicht hergestellt worden - er hat sich, lieber Marc, bei der Recherche im Internet (dem vordergründig demokratischsten aller Medien) ergeben und er ist, da können wir uns drehen und wenden wie wir wollen, mindestens signifikant.


    Ich für meinen Teil werde jedenfalls kein abschließendes Urteil über eine Inszenierung fällen, von der ich ein einzelnes Szenenfoto gesehen habe - ganz gleich, ob darauf Micky-Mouse-maskierte Nacktrentner oder pudierte Damen im Rokoko-Kostüm zu sehen sind - denn, da hat Alviano einfach recht, das einzelne Bild erzählt uns »nichts über den Spannungsbogen einer Inszenierung«, nichts darüber, »ob die Inszenierung mit der Musik zusammengeht oder diese z. B. bewusst konterkariert, nichts über Personenregie oder Interaktionen zwischen den Sängerinnen und Sängern, auch nichts über die Intensität des gestalterischen und sängerischen Ausdrucks, selbst über die Frage, ob die nackten Menschen sich in das Regiekonzept einfügen, [...] , erst recht nicht , ob die Inszenierung überhaupt funktioniert«.


    That's all.


    Aus.


    Viele Grüße,
    Medard

  • Ich finde, Ihr kapriziert Euch schon wieder viel zu stark auf die Intention der Inszenierung bzw. setzt beides in eins. (PS: damit ist nicht Medard gemeint, der direkt vor mir gepostet hat).


    Eine Inszenierung kann aber auch ästhetisch "gelungen" bzw. faszinierend sein, wenn ihre (tatsächliche oder vermeintliche) Aussageabsicht noch so fragwürdig, abgestanden oder sonstwas ist. Eine Inszenierung ist nicht unbedingt ein thesenraschelndes Pamphlet, nur weil der Regisseur sie dazu machen will. Theater funktioniert anders, wie ich oben bereits schrieb: über Bilder und bewegte Körper. (Und mit Körpern kann Kresnik durchaus umgehen, wenn er denn will.) Und dann natürlich über das Spannungsverhältnis dieser Faktoren zu Wort und Musik.


    Dass die Gefahr groß ist, dass die Inszenierung misslingt, will ich nicht bestreiten. Und dass ein Konzept, dass in ähnlicher Form schon vor 27 Jahren Neuenfels' Frankfurter "Aida" zugrundelag, keinen Anspruch auf "Neuartigkeit" erheben kann, ist auch klar. Aber ebensowenig ist auszuschließen, dass trotzdem brillantes Theater stattfinden wird. Abwarten.



    Viele Grüße


    Bernd

  • Wie die Inszenierung tatsächlich ausfällt, wird man nach der Premiere beurteilen können. Dass nackte Menschen auf der Bühne noch zu provozieren vermögen, glaube ich eigentlich nicht. Teile des Publikums werden sich an solchen Szenen immer noch stossen, in der Oper mehr, als im Schauspiel, aber da hat sich doch in den letzten Jahren einiges geändert. Auch insofern ist der Titel des Threads irreführend: auch bei Verdi gab es in der Vergangenheit schon nackte Menschen auf den Bühnen zu sehen.


    Kresnik gehört zu jenen Künstlern, die über eine wiedererkennbare Handschrift verfügen. Seine Produktionen vereinen oft Schauspiel, Musiktheater und Tanz und zeichnen sich durch sehr direkte Bilder aus. Nackte Körper sind immer wieder in seinen Produktionen zu sehen.


    So war es z. B. eine unglaubliche Wirkung, als in Bremen bei den "letzten Tagen der Menschheit" von Karl Kraus (der Aufführungsort war ein alter Bunker aus dem zweiten Weltkrieg) ein nackter Schauspieler gegen Ende auf einem Schimmel durch die ganze riesige Halle ritt, um vor den Zuschauerinnen und Zuschauern zum stehen zu kommen.


    Kresnik versteht sich als politischer Künstler, das sieht man seinen Produktionen an, und er ist sich da auch immer treu geblieben, was manchmal anachronistisch, aber auch, in einer Zeit, die schnellebiger geworden ist, von mir nicht gänzlich ohne Sympathie gesehen wird.


    Seine Form der Gesellschaftskritik mag in die Jahre gekommen sein, unberechtigt ist sie deshalb noch lange nicht.


    Mich hat an seinen Tanztheaterstücken immer die enorme Körperlichkeit faszniert, diese unglaubliche Gewalt, die da zum Ausdruck kam - und die Bedingungslosigkeit, mit der die Tänzerinnen und Tänzer sich in diese Produktionen mit ihrem Körper eingebracht haben.


    Ich bin sehr gespannt, wie diese Bild- und Ausdruckswelt in der Oper funktioniert.

  • Zitat

    Original von rita
    Nicht für umsonst würde ich da hingehen!
    Nun wartet erst einmal die Reaktion des Publikums ab,
    Erfurth ist eine Kleinstadt.


    :boese2: Erfurt ist Landeshauptstadt und zudem die größte Stadt Thüringens. Kleinstadt möchte ich nicht gehört haben! :boese2: :P


    Liebe Grüße, der Thomas, Erfurter. :hello:

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Jedenfalls sehe ich es hier als Novum an, dass über eine Inszenierung, die erst in zwei Tagen Premiere hat, so viel geschrieben wird. Das ist ja fast schon Werbung.


    Die Nackedeis können mich nicht aufregen, mich regt vielmehr auf, dass - wenn man allein die in der Zeitung veröffentlichen Bilder sieht - hier aber wirklich kein USA-bezogenes Klischee ausgelassen wird einschließlich Unterklasse=fettleibig. Die auf der Homepage des Theaters gezeigten Bilder sind da schon subtiler. Renato wird von einem Sänger und einem Schauspieler verkörpert. Allein da würde mich interessieren, ob das Libretto um eine Sprechrolle erweitert wurde.


    Ich hoffe sehr, dass Alviano durch die bisherigen Beiträge nicht völlig demotiviert ist und uns wie sonst auch detailliert berichtet.


    Zitat

    Erfurth ist eine Kleinstadt.


    Die 200.000 Erfurter werden sich freuen, das zu lesen.


    :hello:


    Emotione

  • Lieber Alviano, ich warte sehr gespannt auf deine Rezension, die dieses rausgerissene Photo sicherlich in den Gesamtzusammenhang einordnen wird-vorurteilsfrei wie immer.
    Ich sehe darin auf den ersten Blick und ohne Hintergrundinfos eine deutliche ästhetische Provokation gegen die Hochglanzerotikopernbilder a la Netrebko.


    Das sind nackte ältere Durchschnittsmäner, von denen es sicher auch hier bei Tamino nciht Wenige gibt und die wahrscheinlich auch deshalb umso empörter sein werden, als man diese nciht eben hochglanzerotische Durchchnittlichkeit brutal vor die Nase gesetzt bekommt.
    So will mann nciht gezeigt werden, geschweige denn sich gespiegelt sehen. Ich finde es ganz abgesehen von Verdi(denn ich weiss ja noch gar nciht, was die Szene in der Oper bedeuten soll) wie hier schon gesagt wurde, zur Abwechslung nciht schlecht, mal keine weiblcihen Modell-Figuren zu sehen sondern Alltags- Männer, die sich an diesen Modellfiguren messen lassen müssten.
    F.Q.

  • Zitat

    Original von Theophilus
    PS: Was glaubst du, warum derartiges in den USA nicht passiert? Die Theater könnten sich vor Klagen nicht retten!


    Gegenfrage: Was glaubst Du, wieso so unheimlich viele amerikanischen Künstler in Europa/Deutschland leben und arbeiten? Sicher auch, weil der Kunst hier deutlich größere Freiheiten eingeräumt werden.


    Mit mit Erik Fenton als "Riccardo" und Adina Aaron als "Amelia" snd übrigens zwei der wichtigsten Rollen der Erfurter maskenball-Inszenierung mit US-Amerikanern besetzt..


    Liebe Grüße, der Thomas. :hello:

  • Zitat

    Original von Emotione
    Jedenfalls sehe ich es hier als Novum an, dass über eine Inszenierung, die erst in zwei Tagen Premiere hat, so viel geschrieben wird. Das ist ja fast schon Werbung.


    Liebe Emotione,


    das ist wirklich bemerkenswert und sollte auch keine Schule machen. Egal, welche Erwartungshaltungen da geweckt werden, sie sind vermutlich alle falsch.


    Heute mittag war ich tatsächlich demotiviert, das stimmt - ich kann solche Vorverurteilungen nicht haben - mittlerweile gehts wieder, weil doch auch viele Beiträge sachlich bleiben. Besonders gut hat mir u. a. Bernd gefallen - das sehe ich genauso: selbst wenn die Inszenierung vielleicht Schwächen hat, kann es doch ein toller Theaterabend werden. Man darf doch nicht vergessen: so eine Aufführung läuft nur eine begrenzte Zeit. Dann ist sie abgespielt und einige Jahre später gibts eine Neu-Inszenierung. Davon lebt Theater. Da darf doch ruhig mal eine Inszenierung auch zugespitzter daherkommen.


    Tja, Erfurt - wohlgemerkt: ohne "h" am Ende - mag von Berlin aus gesehen klein sein, aber die Landeshauptstadt ist sie trotzdem. Wer weiss, vielleicht gilt auch Wiesbaden den Berlinerinnen als "Kleinstadt" :D ?


    Gruss dahin (ich schreibe auch noch was zum "Freischütz", versprochen)


    :hello:

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    ...
    Ich bezog mich nur auf Theophilus Anmerkung, daß Politik in dem Stück nicht wichtig sei. Mag sein, daß sie im Stück selbst nicht so zentral ist wie etwa bei Mozarts Figaro. Aber die Entstehungsumstände sind eben auch nicht wegzudiskutieren und können prinzipiell eine Politisierung rechtfertigen. Und dann ist es m.E. auch o.k., entsprechend zu aktualisieren.
    ...


    Ich glaube, man könnte damit leben, wenn ein Regisseur der Meinung ist, dass die Probleme der drei handelnden Personen auch politische Hintergründe und Ursachen hat, und diesen Aspekt deutlicher herausarbeitet, als das Stück dies verlangt (man beachte, dass alle wichtigen musikalischen Nummern mit Ausnahme der Ulrica-Szene und des Schwurs sich nur um das Dreiecksverhältnis drehen). Wenn man aber, wie in der Aussage des Regisseurs gezeigt, die Gewichtung der Aspekte völlig auf den Kopf stellt, wird man fast zwangsläufig zu einer ungewöhnlichen Interpretation kommen. Wir sind da wieder beim Punkt, dass ein Regisseur das inszeniert, was ihm ÜBER das Stück einfällt, anstatt das STÜCK zu inszenieren. Das ist man ohnehin fast schon gewohnt. Aber wenn der Regisseur bekennt, dass nur mehr die Musik von Verdi ist, und das Stück praktisch neu erfunden sei, dann ist meines Erachtens eine Grenze überschritten, wo man diese Tatsache auch deklarieren sollte, und dieses Stück nicht einfach als Un ballo in maschera verkaufen.



    Dass Politik in Le nozze di Figaro eine zentrale Rolle spielt, ist mir völlig entgangen. Gut, gesellschaftspolitische Aspekte sind vorhanden, können von mir aus auch stärker herausgearbeitet werden, aber eine zentrale Rolle? Es geht um die Liebe zweier Menschen, die aus diesem Grunde heiraten wollen. Doch plötzlich zeigt sich, dass ihre gesamte Umgebung persönliche Interessen hat, die dagegen gerichtet sind. Eine unglaubliche Anzahl von Leuten hängt wie an Fäden zusammen, und jeder versucht nur, sein bißchen persönliches Glück ins Trockene zu bringen (es ist von der Peronenausstattung die wohl komplizierteste Repertoire-Oper; nur ein Ausnahmetalent wie Mozart konnte erfolgreich so viele Bälle drei Stunden lang in der Luft halten und uns eines der überragenden Werke dieses Genres schenken). Soziale Stellungen spielen eine Rolle, aber Politik kommt wieder nur peripher vor. Es ist einfach so, dass sich kaum ein Regisseur traut, nur persönliche Gefühle auf die Bühne zu bringen. Nein, man muss eine Aussage machen, ohne das geht es nicht, und daher muss man erfindungsreich sein. Und wenn das Stück nicht von selbst ausreichende Ansatzpunkte gibt, wo man einhaken kann, dann wird notfalls auch schon etwas erfunden. Hauptsache es ist "interessant".



    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Barbirolli


    Zitat

    Original von Barbirolli


    deine Wortwahl verrät: Du siehst dich als Konsumenten, der mit dem Erwerb einer Eintrittskarte eine Dienstleistung abverlangt. Das finde ich weder schlimm noch verwerflich und es spiegelt sicherlich die Haltung einer Mehrheit wieder. Mein Anastz ist das jedoch nicht. Nicht in der Kunst! Die nämlich finde ich meistens belanglos, wenn sie einfach nur gut "konsumierbar" ist.


    Ich kaufe mir eine Karte für das Musiktheater, das Kunstmuseum oder das Kino in der Hoffnung, Unerwartetes zu hören oder zu sehen, das mich selbst als Individuum fordert und mich nicht passiv sein lässt. Ich sehe es als große Gabe der Künste, nicht direkt abzubilden, sondern zu überhöhen, zu irritieren, neue Ebenen einzuziehen und meinetwegen auch zu schockieren. Wobei ein paar Nackedeis mit Gummimasken nun wirklich heutzutage nicht mehr schockieren sollten.
    ...
    Ich hoffe, dir, lieber Theophilus, nicht versehentlich auf die Zehen zu steigen, wenn ich nach einem ersten Akt in einer x-beliebigen Eins-zu-Eins-Schnarch-Inszenierung der Theaterkasse entgegen eilen möchte. ;)


    Ich verwende das Wort "Konsument", weil es relativ kurz und neutral ist. Da würde ich nicht zuviel hineininterpretieren.


    Besonders interessant finde ich aber den 2. Absatz. So ist das also mit dir, du willst überrascht werden, ja gefordert! ;)
    Damit ich mir das besser vorstellen kann: Wenn du z.B. einmal jährlich nach Paris fährst und in den Louvre gehst, dann erwartest du, dass die Mona Lisa jedesmal ungefärbelt wurde (du erwartest ja das Unerwartete!). Und wenn du das nächste Mal ins Kino gehst und dir wieder einmal Lawrence of Arabia anschaust, dann sollte der Film umgeschnitten, neu coloriert oder wenigstens mit veränderter, aktualisierter Bedeutung neu synchronisiert sein. Du willst ja eine neue Herausforderung, die wiederholte Rezeption eines Filmkunstwerks ist per se unbefriedigend. Und du bist also derjenige, der sich schon so sehnlich wünscht, das Finale der Neunten endlich von einem Gospelchor gesungen zu bekommen, da dies dem Stück eine völlig neue politische Dimension geben würde. Auch könnte ich mir vorstellen, dass es wirklich eine völlig neue Erfahrung wäre, Chopins Nocturnes einmal als Ragtimes gespielt zu bekommen. ;)


    Na ja, war nicht ganz ernst gemeint, aber ich denke, es ist klar, worauf das hinauszielt. Ich bin überzeugt, dass auch du wesentlich konkretere Erwartungshaltungen besitzt, als du uns hier nahebringen willst. Auch möchte ich noch darauf hinweisen, dass ich keinerlei Bemerkung über die strittige Inszenierung gemacht habe, sondern mein Posting an der Aussage des Regisseurs aufhänge, dass er das Stück praktisch neu erfunden hat und ich der Meinung bin, dass dies dann nicht einfach Un ballo in maschera heißen sollte.


    Und keine Sorge, ich fühle mich da nicht auf die Zehen getreten. Ist ja dein Bier. Ich könnte höchstens auf die Idee kommen, dass es dir bei Oper gar nicht um den Kern, nämlich das musikalische Drama geht, sondern dass du in die Oper gehst, um etwas Außergeöhnliches zu sehen. Verdi & Co hätten sich zwar gewundert, aber jedem das Seine.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Thomas


    Zitat

    Original von Chorknabe
    Gegenfrage: Was glaubst Du, wieso so unheimlich viele amerikanischen Künstler in Europa/Deutschland leben und arbeiten? Sicher auch, weil der Kunst hier deutlich größere Freiheiten eingeräumt werden.


    Der Grund dafür ist, dass es in Amerika sehr wenige Stellungen für junge Sänger gibt (allein Deutschland hat ein Vielfaches an Opernhäusern!). Ein Sänger in Amerika, der eine Opernlaufbahn anstrebt, ist praktisch gezwungen, nach Europa zu gehen. Hier sind die Amerikaner auch sehr gerne gesehen, da sie sehr gut ausgebildet und äußerst engagiert sind. Oft bleiben sie für immer in Europa, aber erst wenn sie sich hier bewährt haben, eröffnet sich in der Regel die Chance für attraktive Posten zu Hause.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von Theophilus
    Wir sind da wieder beim Punkt, dass ein Regisseur das inszeniert, was ihm ÜBER das Stück einfällt, anstatt das STÜCK zu inszenieren.


    Und diese Frage lässt sich, das haben einige Diskussionen hier im Forum gezeigt, nicht auflösen. Was jetzt das "politische" im "Ballo" angeht - das hat auch Claus Guth in seiner Frankfurter Inszenierung stark gewichtet: man sieht da einen Politiker unserer Tage im Wahlkampf, mit Medienhype, ganz, wie wir das heute gewohnt sind. Mich hats nicht wirklich überzeugt, aber es war ein vertretbarer Ansatz für eine heutige Inszenierung, die allerdings gerade in der Schilderung der persönlichen Beziehungen der handelnden Figuren besser gelungen war. An die letzte Frankfurter Inszenierung des "Ballo" (ich glaube, von Alfred Kirchner) kam Guth allerdings nicht heran.

  • Zitat

    Original von Barbirolli
    Ich kaufe mir eine Karte für das Musiktheater, das Kunstmuseum oder das Kino in der Hoffnung, Unerwartetes zu hören oder zu sehen


    Das ist ja interessant.
    ;)
    Daraus kann man leicht schließen, dass Du eher ein Museumsmuffel bist, sonst würde Dich nämlich stören, dass dort meistens dieselben Bilder hängen.
    :D
    (Oder Du gehst nur in Sonderausstellungen.)

  • Lieber Theophilus,


    wie ich mich noch rechtzeitig erinnert habe, hat es mit der Neuenfelsschen "Fledermaus" bereits einen solchen von Herrn Prawy angeregten Versuch gegeben, gegen eine solche Inszenierung in Österreich zivilrechtlich zu klagen (mit publizistischer Unterstützung der "Krone" und der FPÖ). Die ganze Angelegenheit ist unter "www.igkultur.at/igkultur/service/1058092987" sehr ausführlich dokumentiert und analysiert:


    "Ein Arzt forderte von den Salzburger Festspielen die Rückerstattung des Kaufpreises zweier Eintrittskarten für die „Fledermaus“ mit der Begründung, man habe für eine Aufführung der „Fledermaus“ von Johann Strauß bezahlt, aber ein „aliud“ erhalten – also eine Verletzung von Vertragspflichten. (...)


    Der daraus resultierende Prozess entscheidet in letzter Konzequenz über die IZulässigkeit der Interpretation von Klassikern, insbesondere, wenn diese massiv von der bisherigen etablierten Aufführungspraxis abweicht. Muss eine Inszenierung „werktreu“ im engsten Sinn – also sklavisch dem Libretto verhaftet – sein oder ist es zulässig, lediglich die Quintessenz des Werkes zu bewahren, und dabei Handlungsort, Zeit, aber auch den Charakter einzelner Rollen zu ändern? (...)


    In erster Instanz wurde das Klagebegehren vom BG Salzburg (Richter Dr. Rupert Ortner) abgewiesen. Das Gericht sah in seiner Entscheidung [13 C 1456/01b] ein Durchschlagen der Kunstfreiheit gemäß Art. 17a StGG als gegeben an.


    Grundlage der Klage war die Ansicht, die Bearbeitung durch Neuenfels habe die Fledermaus derart verändert, dass ein neues Werk entstanden sei (und dieses habe keiner der Besucher sehen wollen, Anm.). Es sei – nach Meinung der Kläger – ein „ekelhaftes Theaterstück mit Musikuntermalung von Johann Strauss“ gewesen. Tatsächlich wurde an der Musik und den Arientexten nichts geändert. Einzig die Zwischentexte erhielten Modifikationen. Zudem wurde der Fledermaus auch keine neue Handlung gegeben, sondern lediglich (szenische) Elemente geändert, um eine bestimmte Aussage zu betonen. Gerade dies ist aber das Wesen von Regie als eigener Form von Kunst.


    Werke mit einem gewissen Ewigkeitsanspruch – im Sprech- wie im Musiktheater – „leben“ letztlich nur dadurch, dass sie die Möglichkeit schaffen, ein bestehendes Grundkonstrukt zu bearbeiten, Handlungsstränge hervorzuheben, Schwerpunkte zu setzen und damit immer neue Aspekte und Facetten eines Werkes aufzuzeigen. Nicht umsonst werden praktisch alle Klassiker des Theaters bei der Aufführung teils massiven Streichungen unterzogen. Entscheidend ist somit der Erhalt der grundsätzlichen Linie eines Werks. (...)


    Das Gerichtsverfahren hat gezeigt, dass die Problemstellung „Bearbeitung oder Neuschöpfung“ allein auf Grundlage des Art. 17a StGG gelöst werden kann. Dennoch soll hier der Versuch unternommen werden, mögliche zivilrechtliche Anspruchsgrundlagen am Beispiel der „Fledermaus“ zu überprüfen und die Gefahren derartiger Überlegungen für die Freiheit der Kunst aufzuzeigen.


    Was genau ist der Vertragsgegenstand beim Kauf einer Eintrittskarte? Einerseits natürlich der garantierte Platz, näher definiert durch die Preiskategorie, andererseits die Vorstellung als solche. Wobei nur letztere mit der obigen Problemstellung zu tun hat. Denn welche Elemente einer Aufführung werden mit Vertragsschluss fixiert und welche sind diesem besonderen Vertrag immanente Unwägbarkeiten? Nicht außer Acht lassen darf man dabei die Tatsache, dass es sich um einen Premierenabend gehandelt hat.


    Bei Opern und Operetten kennt man zu Beginn des Vorverkaufs die Eckdaten einer Inszenierung: Werk, Komponist, Regie, Dirigent sowie die Besetzung der Hauptrollen. Die Premiere trägt aber stets das Risiko des Scheiterns in sich, da ein Werk in dieser konkreten Form erstmals aufgeführt wird. Eine Premiere bietet Nervenkitzel und einen besonderen Status – man war unter den Ersten, die ein bestimmtes Stück oder eine bestimmte Inszenierung gesehen haben. Dafür liefert man sich, überspitzt formuliert, dem Regisseur aus. Die Inszenierung ist zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses üblicherweise erst ein Konzept, dessen endgültige Form erst kurz vor der Premiere feststeht. Da aber Einigkeit über die „essentialia negotii“ des Vertrages bestehen muss, kann eine konkrete Inszenierung gar nicht Vertragsbestandteil sein.


    Daraus ergibt sich: Jeder Vertrag (Kartenkauf), der vor der Premiere beziehungsweise ihrer medialen Rezension abgeschlossen wird, beinhaltet die szenische Umsetzung nur insoweit, als „eine Inszenierung“ durch einen bestimmten Regisseur geschuldet wird. Und selbst dies nur, wenn der Wechsel des Regisseurs in den AGB des Veranstalters nicht als irrelevant im Sinne einer Anspruchsgrundlage bezeichnet wird – wie regelmäßige Umbesetzungen der SängerInnen oder des Dirigenten. Über weiter Gehendes kann zu diesem Zeitpunkt keine Einigung erzielt werden. Unmöglich Bestandteil des Vertrages kann „Kunstgenuss“ im Sinne eines angenehm-unterhaltsamen Abends und der persönlichen Zufriedenheit mit dem Dargebotenen sein. Derartiges widerspräche auch der Ansicht des OGH zur Verankerung der Kunstfreiheit in der Verfassung, da es eine gerichtliche Bewertung der Qualität eines Kunstwerkes beinhalten würde.


    Die Frage, was ein Zuseher von einer Aufführung vertragsgemäß erwarten durfte, thematisiert den „Vertrauensschutz“, konkret also die Frage des „objektiven Erklärungswertes“ eines derartigen Vertrages. (...) Aus diesem „objektiven Verständnis“ ergibt sich die Geltung der AGB des Veranstalters [die regelmäßig Umbesetzungen oder Indispositionen als Anspruchsgrundlagen oder Rücktrittstatbestände ausschließen.] ebenso wie die Tatsache, dass die Festspiele niemals einen Vertrag abschließen wollten, in dem sie ZuseherInnen eine Garantie einräumen, dass der Abend für sie ein erquickliches Erlebnis wird. (...)


    Eine Variante wäre, Teile der Inszenierung als für das Publikum so schockierend zu empfinden, dass man von einer „Unzumutbarkeit“ sprechen kann. Dazu ist aber wohl ein durchschnittliches, informiertes Opern- oder Theaterpublikum heran zu ziehen und nicht unbedingt das Premierenpublikum bei Festspielen. (...) Regie als Form der künstlerischen Betätigung kollidiert fast zwangsläufig mit szenischen Angaben der AutorInnen. (...). Wie gut derartige „Fremdelemente“ oft zum Kern eines Werkes passen oder dessen Verständlichkeit im Kontext der Gegenwart erhöhen, erschließt sich den Zusehern häufig erst im Zuge der Aufführung. Dazu bedarf es aber des Willens zur intellektuellen Auseinandersetzung mit dem Stoff und nicht eines reflexartigen „das darf so nicht sein“-Verhaltens.


    Der Anwalt der Kläger im „Fledermaus“- Prozess argumentierte, die Festspiele hätten das Werk mit einem Zusatz wie „Die Fledermaus von Hans Neuenfels in Anlehnung an die Operette von Johann Strauß und dessen Librettisten“ versehen müssen. Dahinter verbergen sich zwei Strategien. Erstens die Behauptung, die Produktion sei mehr ein Werk von Neuenfels als von Strauß. Alternativ will man geltend machen, die Festspiele hätten das Publikum über den „wahren Inhalt“ des Vertrages getäuscht, also Informationen unterschlagen, die den Kläger vom Kauf der Karten abgehalten hätten. In diesem Zusammenhang stellt sich natürlich die Frage, wie unvorbereitet man Theater- und Opernkarten kaufen beziehungsweise eine Vorstellung besuchen kann. Gibt es also eine Pflicht des Zusehers, sich über leading team und Besetzung einer Aufführung zu informieren? (...)


    Wer von dieser Inszenierung geschockt war, konnte also nur den Regisseur oder seine Arbeiten nicht gekannt haben. Daraus kann niemand ein Vorwurf gemacht werden. Es stellt sich allerdings die Frage, ob derartige Personen ein Recht haben, sich dann über eine Inszenierung zu beschweren. Immerhin sind die Salzburger Festspiele eine Veranstaltung, bei der es primär um Kunst geht, und nicht darum, sich vor Kameralinsen zu drapieren und die Zugehörigkeit zu irgendeiner „High-Society“ zu demonstrieren. Daher ist es gerechtfertigt, beim Festspielpublikum Interesse an der Kunst sowie einen Grundstock an Wissen vorauszusetzen. Selbst wer nur oberflächliche Ahnung von der gegenwärtigen Kunstszene hat, der verbindet gewisse Eigenheiten mit dem Namen Neuenfels. Dazu gab es umfassende Informationen im Internet und in internationalen Medien.


    Die Kläger gehen allerdings noch einen Schritt weiter. Sie thematisieren die „listige Irreführung“ im Sinne von § 870 ABGB und damit die Verletzung von Aufklärungspflichten. Die Salzburger Festspiele hätten – offenbar bewusst – zur Steigerung des Kartenabsatzes potentiellen BesucherInnen entscheidungsrelevante Fakten zur gezeigten „Fledermaus“ unterschlagen. (...) Für den konkreten Fall ist eine derartige Überlegung jedenfalls irrelevant. „Die Täuschung ist nur dann beachtlich, wenn sie für die Erklärung des Irregeführten kausal ist.“ [OGH in HS 26.441/8; JBl 1996/174] Doch der Glaube an einen „netten unterhaltsamen Theaterabend“ konnte nie Bestandteil des Vertrages werden. Die „Täuschung“ wäre lediglich nachvollziehbar, wenn es sich tatsächlich um ein anderes Stück als das angekündigte gehandelt hätte. Diese Variante entbehrt aber – wie auch das Gericht feststellte – jeglicher Grundlage.


    Letztlich ging es in diesem Prozess um die Fragestellung, wann durch Regie und Bearbeitung ein neues Werk entsteht. Diese Grenze wurde im Sinne der Kunst sehr weit gezogen – wobei diesbezüglich auf das Ego der Künstler vertraut werden kann. Wer der Meinung ist, wirklich ein eigenständiges neues Werk zu schaffen und nicht bloß eine innovative Umsetzung, der behält es ohnehin nicht für sich (zumal damit Tantiemen einhergehen). Von Seiten des Klägers war zudem impliziert zu klären, ob es sich bei der Information zum Charakter einer Aufführung um eine Hol- oder Bringschuld handelt. Hier ist der Holschuld eindeutig der Vorzug zu geben. Jeder Kunstkonsument muss wissen, wie flexibel er gegenüber unorthodoxen Umsetzungen eines bekannten Stoffes ist und ob ein Werk allein aufgrund der Inszenierung für ihn zum Problem werden kann. Sieht er hier eine Gefahr, so ist es wohl statthaft, ihm vor Kartenkauf die Pflicht aufzuerlegen, Informationen über den Regisseur oder gegebenenfalls dessen Stil einzuholen.


    Du siehst also, dass es in rechtlicher Hinsicht auch keine zivilrechtliche Handhabe gegen sog. "Auswüchse des Regietheaters gibt und geben wird (jedenfalls solange es eine verfassungsrechtlich garantierte Kunstfreiheit gibt).


    Um noch auf die Frage zu antworten, warum es derlei Inszenierungen nicht auf den Bühnen der USA gibt. Das liegt einfach daran, dass man dort auf Sponsoren angewiesen ist und somit dem Geschmacksdiktat alter blauhaariger Milliardärswitwen und anderer Society-Existenzen ausgeliefert ist. Ein Zustand, den man sich bei allem, was man am "Regietheater" kritisieren kann, denn nun doch nicht antun sollte. Und selbst in den USA modernisiert man sich szenisch. Peter Gelb verschrottet alle Zeffirelli-Inszenierungen der MET bis auf zwei. Das nenne ich einen guten Anfang!


    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

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  • Lieber Giselher,


    das ist ein ganz wunderbarer Beitrag, den ich für sich genommen sehr informativ fand. Erinnert mich irgendwie an den "Ring" aus der Perspektive des Strafrechts von Pidde, auch nicht ganz ohne Unterhaltungswert. Allerdings dann doch bemerkenswert, womit sich Gerichte so mitunter beschäftigen müssen :D


    Gruss nach HH

  • Zitat

    Original von Alviano


    Ein Foto hält einen bestimmten Moment in einem Bildausschnitt fest. Der Betrachter erfährt nichts über den Spannungsbogen einer Inszenierung, nichts darüber, ob die Inszenierung mit der Musik zusammengeht oder diese z. B. bewusst konterkariert, nichts über Personenregie oder Interaktionen zwischen den Sängerinnen und Sängern, auch nichts über die Intensität des gestalterischen und sängerischen Ausdrucks, selbst über die Frage, ob die nackten Menschen sich in das Regiekonzept einfügen, kann keine Aussage getroffen werden, erst recht nicht , ob die Inszenierung überhaupt funktioniert.


    Das Eingangsposting macht Stimmung und dann wird über etwas geredet, was man gar nicht gesehen hat - so, als wäre die Inaugenscheinnahme einer Inszenierung gar nicht notwendig, um ein Urteil fällen zu können. Jenseits einer Geschmacksaussage muss es doch möglich sein, eine Opernproduktion in ihrer Gesamtheit zu bewerten, unabhängig davon, ob mir persönlich das nun gefällt oder nicht - aber dazu muss ich sie wenigstens gesehen haben.


    Du lernst es einfach nicht ...
    :D
    (Das habe ich von "Euch" gelernt.)


    Es gibt nicht nur Deinen Ansatz (den Du gerade so schön beschrieben hast, sagen wir mal den Ansatz des "Regiekonzepts"), sondern auch andere zur Beurteilung einer in-Szene-Setzung alter Werke, bei denen das "Regiekonzept" gar nicht vorkommt (so wie ich mir vorstellen könnte, dass der Begriff "Regiekonzept" zur Zeit des Maskenballs - um den es hier ja irgendwie gehen soll - Befremden verursachen hätte können oder eher eine handwerkliche Nebensächlichkeit hätte beschreiben können). Nun stören die Sympatisanten und "Vertreter" dieser anderen Ansätze nichts anderes, als dass Du Deinen Ansatz für den einzig erlaubten hältst.


    Du beurteilst das Aufführen eines alten Theaterstücks (mit oder ohne Musik) als wäre es ein modernes autonomes Kunstwerk. Würdest Du das alte Theaterstück ebenso beurteilen, müßte es durchfallen (was schon mal das Gefühl mangelnder Stimmigkeit Deiner Kontrahenden begründet). Nun kannst Du argumentieren, dass das alte Theaterstück alt ist und die Aufführung neu. Aber Du vergisst, dass es nicht zwingend ist, die Aufführung als autonomes Kunstwerk zu betrachten.


    Zäsur. An dieser Stelle entwickelt sich ein ca. 5000 Postings umfassendes Gerangel, aus dem einige blaue Augen und 5 Hinauswürfe resultieren.


    Aber vorher nochmal zu Deiner Ansicht, dass aus dem Probenfoto keine erlaubte Ablehnung resultieren darf: Bei einem von dem Deinen abweichenden Ansatz erlaubt das Foto ausreichend Rückschlüsse, um die Aufführung als mißlungen abzulehnen.


    Und jetzt noch kurz zu meiner Meinung :D
    Solange das "Regiekonzept"-Konzept das einzig vorhandene auf den Bühnen ist (mit extrem wenigen Ausnahmen), bin ich nicht bereit, mich damit zu befassen (außer bei Uraufführungen). Ob ich das "Regiekonzept"-Konzept für alte Werke (alles, was keine Uraufführung ist) jemals ausreichend interessant finden werde, um mich darauf einzulassen, bleibt abzuwarten. Insofern beurteile ich diese Aufführungen nicht als aktuelle Kunstwerke (wobei es anhand Deiner Kriterien sicher bessere und schlechtere gibt, Groß- und Kleinmeister etc.
    :D
    Hoppla, erneut eine 5000-Posting-Diskussion - nein, nur 2000


    ) sondern lehne sie einzig wegen ihrer Monopol-Stellung ab.
    :motz:

  • Zitat

    Original von GiselherHH
    Werke mit einem gewissen Ewigkeitsanspruch – im Sprech- wie im Musiktheater – „leben“ letztlich nur dadurch, dass sie die Möglichkeit schaffen, ein bestehendes Grundkonstrukt zu bearbeiten, Handlungsstränge hervorzuheben, Schwerpunkte zu setzen und damit immer neue Aspekte und Facetten eines Werkes aufzuzeigen. Nicht umsonst werden praktisch alle Klassiker des Theaters bei der Aufführung teils massiven Streichungen unterzogen. Entscheidend ist somit der Erhalt der grundsätzlichen Linie eines Werks.


    Na, ich hoffe, dass diese Ansicht nicht mehr so lange erhalten bleibt.


    Zitat

    Der Anwalt der Kläger im „Fledermaus“- Prozess argumentierte, die Festspiele hätten das Werk mit einem Zusatz wie „Die Fledermaus von Hans Neuenfels in Anlehnung an die Operette von Johann Strauß und dessen Librettisten“ versehen müssen. Dahinter verbergen sich zwei Strategien. Erstens die Behauptung, die Produktion sei mehr ein Werk von Neuenfels als von Strauß.


    Naja, das ist weniger eine Strategie als ein Eindruck von Gewichtung, den ich allzugut nachempfinden kann: Viele gehen heute wegen der Inszenierung und trotz des Stückes hin. Das spricht auch für eine Veränderung des Sprachgebrauchs in Richtung "Bearbeitung".


    Zitat

    In diesem Zusammenhang stellt sich natürlich die Frage, wie unvorbereitet man Theater- und Opernkarten kaufen beziehungsweise eine Vorstellung besuchen kann. [B]Gibt es also eine Pflicht des Zusehers, sich über leading team und Besetzung einer Aufführung zu informieren?

    Zitat

    (...)


    Tja, wer nicht leiden will, muss sich informieren.


    Zitat

    Peter Gelb verschrottet alle Zeffirelli-Inszenierungen der MET bis auf zwei. Das nenne ich einen guten Anfang!


    Hui, mich fröstelt ...

  • Lieber Kurzstückmeister,


    natürlich können wir uns alle im Kreis aufstellen und uns alles mal wieder erzählen, was wir uns an solchen Stellen sowieso immer erzählen. Denkbar wäre auch, bestimmte Trreads, einfach mit verteilten Rollen lesen zu lassen oder bestimmte Passagen chorisch zu sprechen und mit den Füssen dazu zu stampfen, je nach persönlichem Vermögen wäre auch die eine oder andere gesungene Passage denkbar.


    Das Grundproblem liegt in der Unvereinbarkeit zweier Positionen - und das habe ich hier gelernt, die Diskussion darüber führt zu nichts. Das muss man einfach so stehen lassen.


    Das ich Deine Auffassung nicht teile, muss ich hier nicht nochmals wiederholen, das ist bekannt.

  • Zitat

    Original von Alviano
    natürlich können wir uns alle im Kreis aufstellen und uns alles mal wieder erzählen, was wir uns an solchen Stellen sowieso immer erzählen. Denkbar wäre auch, bestimmte Trreads, einfach mit verteilten Rollen lesen zu lassen oder bestimmte Passagen chorisch zu sprechen und mit den Füssen dazu zu stampfen, je nach persönlichem Vermögen wäre auch die eine oder andere gesungene Passage denkbar.


    :D fein, das sollten wir mal machen.
    :hello:
    PS: Am besten mit vertauschten Rollen: Du liest Knusperhexe's Postings, ich die von pbrixius etc.

  • Lieber KSM,


    es ging bei meinem Artikel ja um eine juristische Bewertung der Klage im Lichte der verfassungsrechtlich geschützten Kunstfreiheit. Und deren Grenzen sind vom Verfassungsgesetzgeber nun einmal sehr weit gesteckt, insbesondere dann, wenn es sich um urheberrechtlich "rechtsfreie" Werke handelt. Das ist nun einmal so und daran wird sich in rechtlicher Hinsicht auch nichts ändern.


    Zitat

    Hui, mich fröstelt ...


    Na ja, es handelt sich schließlich um teilweise schon sehr altgediente Inszenierungen des Regiegreises Zeffirelli, die ihre Schuldigkeit getan haben. Und für die MET ist das in künstlerischer Hinsicht schon ein guter Anfang, denn so hat sie die Chance, endlich ein bisserl weniger verstaubt daher zu kommen. Und zu radikal wird es schon nicht werden, dafür sorgen schon die blauhaarigen Milliardärswitwen... ;)


    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Zitat

    Original von GiselherHH
    Lieber KSM,


    es ging bei meinem Artikel ja um eine juristische Bewertung der Klage im Lichte der verfassungsrechtlich geschützten Kunstfreiheit. Und deren Grenzen sind vom Verfassungsgesetzgeber nun einmal sehr weit gesteckt, insbesondere dann, wenn es sich um urheberrechtlich "rechtsfreie" Werke handelt. Das ist nun einmal so und daran wird sich in rechtlicher Hinsicht auch nichts ändern.


    Klar.


    Zitat


    Na ja, es handelt sich schließlich um teilweise schon sehr altgediente Inszenierungen des Regiegreises Zeffirelli, die ihre Schuldigkeit getan haben. Und für die MET ist das in künstlerischer Hinsicht schon ein guter Anfang, denn so hat sie die Chance, endlich ein bisserl weniger verstaubt daher zu kommen.


    Mich machte nur der Gestus "Verschrottet die alte Kunst" frösteln. Die fand ich bei den Dadaisten irgendwie originell und frisch, später schon nicht mehr so notwendig und heute nur noch unsympatisch. Aber nun klingst Du ja schon etwas weniger kriegerisch ...


    Übrigens vielen Dank für den Strawinsky-Staubi-Hinweis!
    :hello:

  • Zitat

    Original von Kurzstueckmeister
    Übrigens vielen Dank für den Strawinsky-Staubi-Hinweis!
    :hello:


    Gern geschehen!

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Zitat

    Original von Theophilus
    Besonders interessant finde ich aber den 2. Absatz. So ist das also mit dir, du willst überrascht werden, ja gefordert! ;)
    Damit ich mir das besser vorstellen kann: Wenn du z.B. einmal jährlich nach Paris fährst und in den Louvre gehst, dann erwartest du, dass die Mona Lisa jedesmal ungefärbelt wurde (du erwartest ja etwas Unerwartetes!). Und wenn du das nächste Mal ins Kino gehst und dir wieder einmal Lawrence of Arabia anschaust, dann sollte der Film umgeschnitten, neu coloriert oder wenigstens mit veränderter, aktualisierter Bedeutung neu synchronisiert sein. Du willst ja eine neue Herausforderung, die wiederholte Rezeption eines Filmkunstwerks ist per se unbefriedigend. Und du bist also derjenige, der sich schon so sehnlich wünscht, das Finale der Neunten endlich von einem Gospelchor gesungen zu bekommen, da dies dem Stück eine völlig neue politische Dimension geben würde. Auch könnte ich mir vorstellen, dass es wirklich eine völlig neue Erfahrung wäre, Chopins Nocturnes einmal als Ragtimes gespielt zu bekommen. ;)


    Der Punkt ist aber der: Wenn man sich neuen Anregungen stellen möchte, dem Konsum eines bekannten Kunstwerkes die Überraschung bzw intellektuelle Herausforderung vorzieht, geht man nicht häufig in das gleiche Stück, oder schaut sich im selben Museum das selbe Bild an. Man sucht gezielt nach neuen, unbekannten Anregungen. Der Vergleich von Bild und Oper hinkt natürlich ganz gewaltig, da ein Bild die Inbegriff eines statischen Kunstwerkes ist, es belibt so wie es ist und ändert sich (zumindest während meiner Lebenszeit) nicht merklich. Eine Aufführung eines musikalischen Bühnenwerkes ist jedoch maßgeblich geprägt von den aufführenden Künstlern, und eben dass ist es ja auch, was uns alle an der Musik so begeistert. Es geht uns um Interpretation, um Variation (und irgendwie auch im Intonation :D). Wie geht der Aufführende das Werk an, welche Stellen (sei es nun musikalisch oder szenisch) betont er auf welche Art? Selbst wenn man die gleiche Inszenierung mehrmals besucht, erlebt man bspw. durch eine zweitbesetzung eine Variation zum ersten Opernbesuch. Ich kann also als Opernbesucher durchaus erwarten, dass in dem Opernabend etwas neues passiert.


    Musik als auch Musiktheater ist also nichts statisches, es befindet sich stets im Wandel und Veränderung, und es lebt durch seine Aufführenden aber auch das Publikum.


    Die wichtige Frage ist nun diese: Wo ist die Grenze zwischen einer "zulässigen" Variation und einer "unzulässigen"? Dürfen Arien gekürzt oder sogar weggelassen werden? Darf an der Instrumentierung gefeilt werden? Darf der Handlungsort oder die Handlungszeit verändert werden? Wenn man sich damit befasst, bemerkt man schnell: es ist ein schleichender Übergang. Unzulässig meint das Überschreiten der subjektiven Geschmacksgrenze des Einzelnen, und die ist nun mal ausgesprochen variabel. Insofern werden wir wohl nie wirklich einigen können.


    Aber: Jeder kennt sich uns seinen Geschmack, und weiß, ob er lieber eine klassiche Inszenierung mag oder lieber etwas progressivere Darbietungen bevorzugt. Sich im Vorfeld eines Opernabends über das Werk und die Inszenierung/Besetzung zu informieren, ist keinesfalls zu viel verlangt. So kann man leicht unliebsamen Überraschungen aus dem Wege gehen.


    P.S.: Mal allgemein auf diesen Thread bezogen: Es heist so schön: Leben und leben lassen. Bei der Disskussions um interpretatorische Ansätze von Operninszenierungen scheint mir gerade in den Reihen der Anhängerschaft klassischer Inszenierungen diese Lebensweisheit etwas zu fehlen. Ich finde es vermessen zu postulieren, das eine sei richtiger oder fälscher als das andere. Wir sollten uns hier gegenseitig mit mehr Verständniss oder wenigstens Akzeptanz begegnen, dann glätten sich auch schnell die Wogen und wie finden wieder zu einem konstruktiven Austausch.


    Liebe Grüße, der Thomas. :hello:

  • Zitat

    Original von Chorknabe
    P.S.: Mal allgemein auf diesen Thread bezogen: Es heist so schön: Leben und leben lassen. Bei der Disskussions um interpretatorische Ansätze von Operninszenierungen scheint mir gerade in den Reihen der Anhängerschaft klassischer Inszenierungen diese Lebensweisheit etwas zu fehlen. Ich finde es vermessen zu postulieren, das eine sei richtiger oder fälscher als das andere. Wir sollten uns hier gegenseitig mit mehr Verständniss oder wenigstens Akzeptanz begegnen, dann glätten sich auch schnell die Wogen und wie finden wieder zu einem konstruktiven Austausch.


    Na, lies mal die anderen 500 Threads zu dem Thema. Mir kommt das hier sehr tolerant und harmonisch vor.
    :hello:

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