Franz Konwitschny - Noch ein (fast) Vergessener

  • man soll ja über Tote nichts Schlechtes sagen, aber kann das damit zu tun haben, daß Franz Konwitschny erhebliche Alkoholprobleme hatte?

    Wäre denkbar, zumindest hatte er in Musikerkreisen den Spitznamen "Konwhisky". Was meine Verehrung für ihn nicht schmälert. Das war so mein Dreigestirn: Konwitschny, Kegel, Masur...

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Beethoven mit Konwitschny


    Eigentlich wollte ich mir die Beethoven - Sinfonien _GA mit Konwitschny schon seit Jahren zulegen, lieber Nemorino.


    Meine Erstaufnahme der Sinfonie Nr.7 war in meiner Jugend die FONTANA-LP mit Konwitschny, die mir für viele Jahre grosse Freude bereitete.

    Aber wie es so kommt - je Menge andere Beehoven-Aufnahmen verdrängten immer wieder mein Konwitschny-Vorhaben.

    Nach den sehr positiven Kritiken im Netz und von Dir, habe ich das Vorhaben nun umgesetzt.


    Ich habe mir die abgebildete 10CD-Box zugelegt. :!:Da ist allgemein Vorsicht geboten, denn bei diesen MEMBRAN-Boxen ist sonst meist nur MONO enthalten. Hier handelt es sich aber um die Stereo-Aufnahmen, die Konwitschny von 1958-1961 gemacht hat und ich habe dann gleich noch die 4 Schumann-Sinfonien mit Franz dabei ! Die sollen auch sehr hörenswert sein ...

    Bin gespannt und werde berichten.


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    MEMBRAN, 1958-1961, ADD


    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Gibt es auch m7t Link ;)



    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Lieber Wolfgang,


    sei bedankt für Deinen ausführlichen Eintrag, besonders für das lange Zitat über den Dirigenten und seine Beethoven-Sinfonien! Schöner und treffender kann man das kaum sagen.

    Leider bin ich jetzt in Zeitnot, muß zum traditionellen "Familientreff" zu Allerheiligen:(. Morgen komme ich auf das Thema zurück.


    Schönen Feiertag nach Bonn!


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Danke Fiesco,


    wie ich jetzt hier bei jpc genau aufgeschlüsselt sehe sind hier in der MEMBRAN-Box auch die wichtigsten Beethoven-Overtüren enthalten und bei Schumann die Manfred- und Genoveva-Ouvertüren.

    Das Ganze für nen laschen 10er ..... ;(

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Lieber Nemorino!

    Lieber Caruso,


    man soll ja über Tote nichts Schlechtes sagen, aber kann das damit zu tun haben, daß Franz Konwitschny erhebliche Alkoholprobleme hatte? Das habe ich jedenfalls mehrfach irgendwo gelesen, ohne jetzt eine exakte Quelle dafür angeben zu können. Die Ehefrau des Dirigentenkollegen Kurt Sanderling, Barbara Sanderling, hat unter Konwitschny im Orchester gespielt und sprach darüber in einem Zeitungsinterview. Leider habe ich es nicht (mehr) zur Hand.

    In einem Konkurrenzforum schreibt jemand: "Der hat im Suff glatt vergessen, daß das Nazireich zu Ende war und einfach in der DDR weitergemacht". Ich halte nicht viel von Gerüchten, aber meist steckt ein wahrer Kern dahinter ....

    Das könnte erklären, warum Konwitschny 'Live' so unterschiedlich klingen konnte.
    Ich habe damals auch verschiedentlich gehört, Konwitschny sei Alkoholiker und durchaus nicht immer nüchtern, wenn er am Pult stünde. Ich habe darauf mal einen ganz 'linientreuen' Musikstudenten aus Ostberlin angesprochen. Er meinte, dies sei eine 'infame Verleumdung', die vom Westen in Umlauf gebracht worden sei, weil man alles was in der DDR gut sei, in den Schmutz ziehen müsse.

    Leider war es mir nicht vergönnt, Konwitschny im Konzertsaal zu begegnen.

    Aber als Operndirigenten hast Du ihn gehört?

    Das ist doch auch was.


    Beste Grüße

    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Ich habe damals auch verschiedentlich gehört, Konwitschny sei Alkoholiker und durchaus nicht immer nüchtern, wenn er am Pult stünde. Ich habe darauf mal einen ganz 'linientreuen' Musikstudenten aus Ostberlin angesprochen. Er meinte, dies sei eine 'infame Verleumdung', die vom Westen in Umlauf gebracht worden sei, weil man alles was in der DDR gut sei, in den Schmutz ziehen müsse.

    Dass Franz Konwitschny ein Alkoholproblem hatte, dürfte mittlerweile Allgemeingut sein. Das haben zahlreiche Künstler bestätigt, die mit ihm zusammengearbeitet haben und nicht zuletzt sein Sohn Peter könnte da Geschichten erzähen (und tut das mitunter auch)...


    In einem früheren Beitrag hier wurde ja behauptet, dass Konwitschny seine beiden NSDAP-Mitgliedschaften nicht geschadet hätten. Vielleicht haben sie ihm ja doch geschadet, nur anders?

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Dass Franz Konwitschny ein Alkoholproblem hatte, dürfte mittlerweile Allgemeingut sein. Das haben zahlreiche Künstler bestätigt, die mit ihm zusammengearbeitet haben und nicht zuletzt sein Sohn Peter könnte da Geschichten erzähen (und tut das mitunter auch)...

    In einem früheren Beitrag hier wurde ja behauptet, dass Konwitschny seine beiden NSDAP-Mitgliedschaften nicht geschadet hätten. Vielleicht haben sie ihm ja doch geschadet, nur anders?

    Das ist mir auch bekannt, Konwitschny war tatsächlich ein ordentlicher Schluckspecht, auch in den Proben soll er damit aufgefallen sein. Ob er in Belgrad am Suff gestorben ist, kann ich aber nicht bestätigen.

    Dass er zweimal der Nazipartei beigetreten sein soll, ist mir dagegen nicht bekannt. In der DDR wurde so etwas ja bewusst verschwiegen. Aber damit befände er sich ja in guter Gesellschaft. Wieso sollte es ihm geschadet haben?

    Unabhängig davon war er ein bedeutender Könner seines Faches und ich bin froh, wenigstens die Beethoven- und Schumann-Gesamtausgaben in meinem Besitz zu haben.

    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Nach Aussagen vieler Leipziger bin ich schon vor einiger Zeit zu der Überzeugung gekommen, daß ein paar Tropfen Alkohol seine Leistungen stark beflügelt haben müssen. Was ich aus eigener Musikerkarriere (Saxophonist) bestätigen kann.

    Dass er zweimal der Nazipartei beigetreten sein soll, ist mir dagegen nicht bekannt. In der DDR wurde so etwas ja bewusst verschwiegen.

    Zum Ministerpräsidenten oder Staatssekretär hats dann wohl doch nicht gereicht.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Dass Franz Konwitschny ein Alkoholproblem hatte, dürfte mittlerweile Allgemeingut sein

    Das ist mir auch bekannt, Konwitschny war tatsächlich ein ordentlicher Schluckspecht, auch in den Proben soll er damit aufgefallen sein

    Nach Aussagen vieler Leipziger bin ich schon vor einiger Zeit zu der Überzeugung gekommen, daß ein paar Tropfen Alkohol seine Leistungen stark beflügelt haben müssen.

    Aha! Heute wird da so offen drüber gesprochen?

    In den 50er Jahren wurde es aber total tabuisiert. Selbst die Frage, ob Konwitschny Trinker sei, wurde abgewiesen:

    .... dies sei eine 'infame Verleumdung', die vom Westen in Umlauf gebracht worden sei, weil man alles was in der DDR gut sei, in den Schmutz ziehen müsse.

    Wie sagt doch Barack Obama?

    For the world has changed, and we must change with it.


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • Aber als Operndirigenten hast Du ihn gehört?

    Das ist doch auch was.

    Leider auch nicht, ich kenne Konwitschny ausschließlich von Konserven, und das sind im wesentlichen die Beethoven- und Schumann-Sinfonien, Dvoraks Neunte und Schuberts große C-dur (nur auf LP) sowie die Co-Produktionen Electrola/VEB DS von "Tannhäuser" und "Holländer".


    Aber alles was ich kenne, zeugt von einer großen Künstlerpersönlichkeit.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Eigentlich wollte ich mir die Beethoven - Sinfonien _GA mit Konwitschny schon seit Jahren zulegen, lieber Nemorino.

    Lieber Wolfgang,


    es freut mich, daß Du Dich zum Kauf entschlossen hast. Die Membran-Box bietet ja für ganz wenig Geld sehr viel. Es stimmt, daß MEMBRAN häufig auf Mono-Aufnahmen zurückgreift, doch ich besitze in gleicher Aufmachung eine 10 CD-Box mit den frühen DGG-Aufnahmen von Lorin Maazel, die (bis auf wenige Stücke) ausschließlich Stereo-Produktionen in bester Qualität enthält. Ich bin ganz sicher, daß Du nicht enttäuscht sein wirst.

    Meine Erstaufnahme der Sinfonie Nr.7 war in meiner Jugend die FONTANA-LP mit Konwitschny, die mir für viele Jahre grosse Freude bereitete.

    Auch ich habe mit dieser Fontana-Platte meine erste Bekanntschaft mit Konwitschnys Beethoven gemacht - und war vom ersten Moment an begeistert. Das weiß ich noch, obwohl das jetzt fast 60 Jahre her ist.


    Was explizit die Siebente betrifft, so habe ich eine alte, fast hymnische Rezension aus der Hamburger "ZEIT" gefunden, aus dem Jahr 1962, die ich hier zu Ehren des Dirigenten gerne zitieren möchte: " .... möchte ich in allererster Linie die von Konwitschny mit dem Leipziger Gewandhausorchester hervorheben. Diese Darstellung erscheint mir musikalisch als die bedeutendste, die uns der deutsche Plattenmarkt bietet. Allein die Tatsache, daß mit peinlicher Gewissenhaftigkeit jede Wiederholung ausgeführt wird, verleiht den einzelnen Sätzen das nötige Eigengewicht und der Gesamtgestalt die richtigen Proportionen. Wichtig ist das vor allem für den ersten und letzten Satz, denen im Verein mit ideal bestimmten und unbeirrt durchgehaltenen Tempi titanische Kraft und an manchen Stellen ungeheure, kaum zu ertragende Spannungen verliehen werden. Denn die Siebente hat einen kosmischen Charakter, worin sie sich wesentlich von der Fünften mit ihrem mehr individuellen Gehalt unterscheidet. Bei aller Unerbittlichkeit besitzt Konwitschnys Interpretation gleichwohl eine Wärme und Menschlichkeit, die auch bei den oftmaligen, geradezu vulkanischen Ausbrüchen niemals den Eindruck der Brutalität aufkommen läßt. Als Dirigentenleistung scheint mir diese Aufnahme unter sämtlichen Auslegungen Beethoven'scher Sinfonien mit an erster Stelle zu stehen. Das berühmte Orchester folgt seinem Dirigenten, den wir mit Freuden in unserem Repertoire begrüßen, mit Begeisterung und nie versagender Kompetenz."

    Natürlich muß man berücksichtigen, daß diese Rezension im Jahr 1962 erschien, als z.B. Karajans berühmte GA bei der DGG noch nicht erschienen war (sie kam erst zum Jahresende auf dem Markt), aber immerhin gab es zu dieser Zeit bereits Klemperer, Cluytens und Bruno Walter in Stereo.

    Die alte Kritik trifft sich übrigens sehr gut mit den von Dir zitierten Zeilen im #62:


    "Konwitschnys Beethoven hat Größe, Durchsichtigkeit und Schneid. Bei ihm hört man Details, die man sonst nie hört: nicht bei Carlos Kleiber, nicht bei Casals, bei Harnoncourt, bei Gardiner , Karajan, Zinman oder Abbado. Was jedoch über alle Maaßen besticht, ist der unendliche Fluss der Musik, der bei Konwitschny mit Aura, Wärme und wundervollen Ideen vereint wird. Da zieht er das Tempo unmerklich an, da lässt er retardieren und dies alles nicht gekünstelt, sondern unendlich musikalisch. Herrlich, wie er vor der Coda des Kopfsatzes der 'Siebten' geheimnisvoll steigern lässt, um dann in den Trompeten das Crescendo anzusetzen; da, wo alle anderen Dirigenten trotz eines vorgeschriebenen Fortissimo Piano blasen lassen. Ein Spritzer Furtwängler und eine Prise Toscanini, vereint mit eigenständiger Genialität. Kurz: Ein 'Must' für jeden Beethoven-Sammler"


    die ich hier gerne noch einmal einfüge. Gerne bestätige ich, daß man in der Tat bei Konwitschny Orchesterstimmen hört, die sonst stets im Gesamtklang untergehen. Das ist mir ganz besonders bei der Eroica, in der Vierten und noch mehr in der Pastorale ohrenfällig geworden!


    Ich fände es sehr schade, wenn die Erwähnung von Konwitschnys Alkoholabhängigkeit, an der ich selber ja nicht ganz unschuldig bin (#60), sowie seine Mitgliedschaft in der Nazipartei das Bild dieses großen Künstlers nachhaltig trüben würde. Für menschliche Schwächen, solange sie andere nicht in Mitleidenschaft ziehen, sollte man immer ein gewisses Verständnis aufbringen, zumal wir alle davon ja nicht ganz frei sind, in der einen oder anderen Weise.


    Ich persönlich halte ihn für einen der ganz großen Dirigenten des 20. Jahrhunderts, und seine Beethoven-Interpretationen haben mein Bild dieses Komponisten nachhaltig geprägt. Dafür gebührt ihm Dank und Anerkennung.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Es sei noch angefügt, daß ich die blendende klangtechnische Beschaffenheit der alten Aufnahmen (ich spreche von der Beethoven-GA) geradezu frappierend finde!


    Ich weiß nicht, ob es sich dabei um eine Co-Produktion der PHILIPS mit VEB Deutsche Schallplatten gehandelt hat, oder ob PHILIPS die Aufnahmen in Lizenz vom VEB erworben hat, bevor sie die Veröffentlichung auf ihrem Label FONTANA vornahm. Ich bin mir sicher, daß die ostdeutschen Techniker über das nötige technische Know-how zur Erstellung dieser Aufnahmen verfügten, bin mir aber nicht im klaren, ob sie auch zu dieser Zeit (1959/61) bereits die Mittel zur Anschaffung einer solch hochwertigen Aufnahmetechnik zur Verfügung hatten. Vielleicht kann jemand dieses Rätsel lösen.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Ich persönlich halte ihn für einen der ganz großen Dirigenten des 20. Jahrhunderts, und seine Beethoven-Interpretationen haben mein Bild dieses Komponisten nachhaltig geprägt. Dafür gebührt ihm Dank und Anerkennung.

    Lieber Nemorino

    Über Deine ausführlichen Beiträge, insbesondere über Deine lobende Würdigung der Beethoven - Sinfonien, habe ich mich ganz sehr gefreut

    und danke Dir dafür. Ich muß nämlich gestehen - in den vergangenen Jahren wurde zwar in unserem Forum öfter mal über verschiedenste

    Dirigenten, Orchester und ihre Interpretationen berichtet und diskutiert, aber Konwitschny spielte da immer eine untergeordnete Rolle, wurde kaum erwähnt und ich kam mir da immer ein bischen abseits und alleine vor.

    Auch von anderen Mitgliedern kommen jetzt auch lobende Worte und das empfinde ich nun schon als eine gewisse Bestätigung meiner seit

    Jahrzehnten eigenen positiven Meinung.


    Es sei noch angefügt, daß ich die blendende klangtechnische Beschaffenheit der alten Aufnahmen (ich spreche von der Beethoven-GA) geradezu frappierend finde!


    Ich bin mir sicher, daß die ostdeutschen Techniker über das nötige technische Know-how zur Erstellung dieser Aufnahmen verfügten, bin mir aber nicht im klaren, ob sie auch zu dieser Zeit (1959/61) bereits die Mittel zur Anschaffung einer solch hochwertigen Aufnahmetechnik zur Verfügung hatten. Vielleicht kann jemand dieses Rätsel lösen.

    Ich kann dazu sagen - diese Aufnahmen wurden damals ja schon in Stereo - Technik aufgenommen.

    Ende der 60er Jahre wurden sie zum 200. Beethoven - Jahr 1970, nochmal erneut für je 12,10 Mark /LP vertrieben.

    Auch wenn im Laufe späterer Jahre die Aufnahme - Tontechnik immer besser und moderner wurde, kann ich mich über den Klang meiner LP`s

    nicht beschweren und bin froh, daß ich sie alle habe und möchte sie nicht missen.


    Herzliche Grüße

    CHRISSY


    Lieber Nemorino, hier noch ein kleiner Nachtrag:

    Natürlich waren auch Konwitschnys (ich nenne sie mal "gesundheitliche") Probleme, in der damaligen DDR bekannt und es wurde auch mal

    darüber gesprochen, aber ich glaube, das war, außer vielleicht bei unmittelbaren Künstlern, nie ein großes Thema.

    Wie hast Du ganz richtig gesagt - Zitat:
    Ich persönlich halte ihn für einen der ganz großen Dirigenten des 20. Jahrhunderts,

    ... und ich meine, nur das zählt vordergründig!

    Ein anderes Beispiel in einem anderen Genre - wenn man mal in die Rock - und Pop - Szene der letzten 60 Jahre schaut - Du meine Güte...

    Und doch, was gibt es da auch für geniale Musiker und Songschreiber, die trotz größter "gesundheitlicher Probleme" mit vielen Hits

    Musikgeschichte geschrieben haben!!!

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Lieber Wolfgang,


    noch ein Wort zu Konwitschnys Schumann. Natürlich habe ich auch die Sinfonien in meiner Sammlung (besaß zwei davon bereits auf LP), und zwar in diesen Einzelausgaben:

    Sinfonie 1+4 by F./Gol Konwitschny & Robert Schumann (1810-1856) - CeDe.comSinfonie 2+3 by F./Gol Konwitschny & Robert Schumann (1810-1856) - CeDe.com


    Sie sind in der von Dir bestellten Membran-Box natürlich enthalten, mit noch einigen weiteren Stücken, die ich allerdings nur auf LP besitze.


    Wer nur an Konwitschnys Schumann interessiert ist, dem sei dieses 3 CD-Album empfohlen:

    Die Sinfonien - Konwitschny, Franz, Gewandhausorchester Leipzig, Schumann,  Robert: Amazon.de: Musik

    Es enthält m.W. sämtliche Studio-Aufnahmen des Dirigenten. Klanglich sind sie nicht ganz so brillant wie die Beethoven-Sinfonien gelungen (persönlicher Eindruck), obwohl sie im gleichen Zeitraum eingespielt wurden. Künstlerisch sind sie ebenfalls hervorragende Zeugnisse von Konwitschnys Arbeit mit dem Gewandhausorchester.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Übrigens habe ich Beethovens PASTORALE mit Franz Konwitschny zweimal in meiner Sammlung:

    Store – Curb | Word EntertainmentSinfonien Nr. 1 & 6 (Pastoral) - Konwitschny, Franz, Gol, Beethoven, Ludwig  Van: Amazon.de: Musik

    und da ist mir ein Kuriosum aufgefallen:

    Auf der zuerst abgebildeten CD (gekoppelt mit Bizets Arlésienne-Suite) fehlt die Wiederholung der Exposition im ersten Satz, während sie auf der an zweiter Stelle gezeigten CD (mit der Sinfonie Nr. 1) gespielt wird. Trotzdem steht auf der Rückseite als Zeitangabe für den Kopfsatz auf beiden CDs 11.41 Min., was der Länge des Satzes mit der Wiederholung entspricht, während der Kopfsatz auf CD 1 in Wirklichkeit nur 9.25 Min. dauert. Eigentlich eine Marginalie, aber ich frage mich, ob man für die erstgenannte CD ein anderes Masterband verwendet hat, und, wenn ja, warum; die übrigen Sätze stimmen übrigens zeitmäßig voll überein.


    Die erste CD ist übrigens früher als die andere erschienen; mir ist gleich diese für Konwitschny ganz ungewöhnliche Kürzung aufgefallen, und ich war dann sehr erstaunt und erfreut, als ich auf der anderen CD, die ich später eigentlich vornehmlich wegen der enthaltenen 1. Sinfonie gekauft habe, den Kopfsatz ungekürzt vorzufinden.

    Für die Kürzung auf der ersten CD gibt es auch keinen einleuchtenden Grund, sie hat mit dem Bizet eine Gesamtspielzeit von 59.40 Minuten, es wäre als satt Platz gewesen für den Kopfsatz mit der Wiederholung! Hat da jemand eine Erklärung zur Hand? Mir kommt das ziemlich "neuneckig" vor, um einen Ausdruck meines Vaters zu gebrauchen.


    Konwitschny hat ja gewissermaßen Ende der 1950er Jahre Pionierarbeit mit der Beachtung fast sämtlicher Wiederholungen in seiner Beethoven-GA geleistet, denn das war damals alles andere als gängige Praxis. Vor allem die Sinfonien 3, 5, 6, 7 und 9 wurden praktisch von allen Dirigenten zumindest "teilamputiert". Erich Kleiber (der Vater von Carlos) war m.W. der erste, der 1953 in seiner zweiten Aufnahme der EROICA (mit den Wiener Philharmonikern) die Wiederholung im ersten Satz gebracht hat. So waren Konwitschnys Aufnahmen, als sie erstmals auf den Markt kamen, auch in dieser Hinsicht fast als revolutionär zu bezeichnen.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Das ist ja wirklich ein Kuriosum, lieber nemorino. Eine (sicherlich nachträgliche) Kürzung, die man nicht einmal mit der CD-Spielzeit erklären kann. Ich kontrollierte eben: In der aktuellen Ausgabe der Gesamtaufnahme ist der Satz natürlich ebenfalls ungekürzt.


    Übrigens:


    "Der Spiegel", Ausgabe 32/1962 vom 08.08.1962, schreibt hinsichtlich Konwitschnys Ableben knapp und lapidar:


    FRANZ KONWITSCHNY, 60, Generalmusikdirektor der Ostberliner Staatsoper, Leipziger Gewandhaus-Kapellmeister und dreifacher DDR-Nationalpreisträger, mit zweitem Wohnsitz in Hannover (Konwitschny: "Unsere Regierung handhabt das sehr großzügig und so kann ich jederzeit hinreisen; wohin ich will"); an einem Herzanfall in Belgrad.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Lieber Nemorino!

    Aber als Operndirigenten hast Du ihn gehört?

    Das ist doch auch was.

    Leider auch nicht, ich kenne Konwitschny ausschließlich von Konserven, und das sind im wesentlichen die Beethoven- und Schumann-Sinfonien, Dvoraks Neunte und Schuberts große C-dur (nur auf LP) sowie die Co-Produktionen Electrola/VEB DS von "Tannhäuser" und "Holländer".

    So langsam wird mir richtig klar, was das für ein Glück war, in Berlin aufzuwachsen.
    Was man da für Möglichkeiten hatte, Dirigenten live zu erleben, deren Aufnahmen heute noch die Klassik-Sammler in Glückszustände versetzen. Mich haben damals Karajan, Beecham, Klemperer, Markevich, Fricsay, Barbirolli, Monteux, Böhm und vor allem Cluytens am meisten beeindruckt. Über deren Konzerte habe ich in mein Opern- und Konzertbuch die längsten Elogen geschrieben.


    Beste Grüße

    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Wir sollten uns daran erinnern, dass Konwitschny nach dem Krueg seine Karriere nicht gleich in der DDR, die erst 1949 gegründet wurde, fortsetzte. Zunächst wurde er 1946 in Hannover zu einer Art städtischer Musikdirektor für Oper und Konzert berufen. Dort - in der britischen Besatzungszone - schien man auch keinen Anstoß an der Nazivergangenheit des Dirigenten genommen zu haben. Er wurde gebraucht. Aus dieser Zeit hat sich ein höchst interessantes Tondokument erhalten, welches 1947 beim damaligen NWDR entstand: Eine Funkproduktion der "Salome" von Richard Strauss, die nahezu vollständig überliefert ist. Zumindesten finden sich in meinem Bestand etwas mehr als 72 Minuten. Komplett sind der Beginn mit dem jungen ideal besetzten Rudolf Schock als Narraboth und der ganze Schluss mit der - wie ich finde - umwerfend aufregenden Lieselotte Enck, die leider kaum dokumentiert ist. Hier die Besetzung der wichtigsten Rollen wie sie mir vorliegt:


    Richard Strauss

    Salome

    Ausschnitte ca. 72 Minuten (ursprünglich gesamt aufgenommen)

    Salome: Liselotte Enck
    Herodes: Reiner Minten
    Herodias: Milly Stolle-Grevilius
    Narraboth: Rudolf Schock
    Jochanaan: Condi Siegmund


    Niedersächsisches Staatsorchester Hannover
    FRANZ KONWITSCHNY
    NWDR Hannover 1947

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Zunächst wurde er 1946 in Hannover zu einer Art städtischer Musikdirektor für Oper und Konzert berufen.

    Das dürfte den Zweitwohnsitz in Hannover, später BRD, erklären, wie Konwitschny in der vom "Spiegel" zitierten süffisanten Bemerkung, er genieße doch Reisefreiheit, hervorhebt.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Das dürfte den Zweitwohnsitz in Hannover, später BRD, erklären, wie Konwitschny in der vom "Spiegel" zitierten süffisanten Bemerkung, er genieße doch Reisefreiheit, hervorhebt.

    Lieber Joseph II.,


    man sollte sich vergegenwärtigen, daß vor dem Mauerbau 1961 innerdeutsch noch manches möglich war, was nach diesem Einschnitt total unterbunden wurde. Ob Konwitschny seinen "Zweitwohnsitz" auf Dauer hätte halten können, ist mehr als zweifelhaft. Durch seinen frühen Tod wurde die Angelegenheit gegenstandslos.


    Franz Konwitschny, der 1901 in Fulnek (damals Österreich-Ungarn, heute Tschechien) geboren wurde, ist in die Landsmannschaft der Sudetendeutschen einzureihen. Spätestens 1945 hätte er seine Heimat verlassen müssen, aber er ging schon früh eigene Wege, die ihn zu vielen Stationen führten.


    Konwitschny entstammte einer Musikerfamilie. Seine musikalische Begabung trat früh zutage, und so ging er bereits 1919 zum Musikverein nach Brünn, um dort zunächst Geigenunterricht zu nehmen. In den Jahren 1923 bis 1925 studierte er am Leipziger Konservatorium und war dort Schüler von u.a. Hans Bassermann und Fritz Reuter. Nach Stationen in Wien und Stuttgart fand er seine erste größere Anstellung 1933 in Freiburg im Breisgau, wo er ein Jahr später zum Generalmusikdirektor ernannt wurde. 1938 übernahm er die Leitung der Oper in Frankfurt am Main. Während des Krieges war er vorübergehend auch an der Hamburgischen Staatsoper tätig. In der Spielzeit 1943/44 war er in Ludwigshafen Leiter des dortigen Orchesters, der heutigen Rheinischen Philharmonie.


    Unbeschadet von seiner zweimaligen Eintritts in die NSDAP (1923 Fulnek, 1937 Freiburg/Brsg.) wurde er mit Genehmigung der britischen Militärbehörde 1946 zum musikalischen Oberleiter von Konzert und Oper in Hannover berufen. 1949 erhielt er einen Ruf nach Leipzig, wo er zum Gewandhauskapellmeister ernannt wurde. In dieser Position blieb er bis zum seinem Herztod am 28. Juli 1962 auf einer Konzerttournee in Belgrad. Von 1953 bis 1955 war er gleichzeitig GMD in Dresden und damit Chefdirigent der Staatskapelle. 1955 nahm er das Amt des GMD der Berliner Staatsoper an, das er zusätzlich zu seinen Aufgaben in Leipzig bis zum seinem Lebensende betreute.


    Konwitschny war dreifacher Nationalpreisträger der DDR. Im Mittelpunkt seines musikalischen Wirkens standen neben den Opern von Richard Wagner die Werke von Beethoven, Bruckner und Richard Strauss. Auch für Max Reger setzte er sich immer wieder ein.


    Sein frühzeitiger Tod riß eine große Lücke in das Musikleben der damals noch jungen DDR. Eine in Planung befindliche Plattenaufnahme von Wagners RING konnte nicht realisiert werden.

    Bundesarchiv_Bild_183-A0802-0091-009%2C_Leipzig%2C_Trauerakt_f%C3%BCr_Franz_Konwitschny.jpg

    Das Foto zeigt die Ehrenwache des Leipziger Gewandhausquartetts an Sarge von Franz Konwitschny.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Ob Konwitschny seinen "Zweitwohnsitz" auf Dauer hätte halten können, ist mehr als zweifelhaft. Durch seinen frühen Tod wurde die Angelegenheit gegenstandslos.

    Lieber nemorino,


    da magst Du Recht haben. Konwitschny überlebte den Mauerbau ja nicht einmal um ein volles Jahr. Andererseits bleibt die hypothetische Frage, ob die DDR-Führung den möglichen Weggang ihres Vorzeige-Dirigenten riskiert hätte. Allein die Kulmination der drei vermutlich wichtigsten Dirigentenposten der DDR, die Konwitschny, wie Du nochmal zurecht aufzeigst, zeitweise auch parallel ausübte, zeugt von der Wichtigkeit dieses Orchesterleiters. Ich mutmaße mal, dass Konwitschny ggf. auch im Westen lukrative Posten erhalten hätte. Vielleicht hätte die SED also in seinem Fall tatsächlich beide Augen zugedrückt und ihm diesen "Zweitwohnsitz" beim "Klassenfeind" dauerhaft gestattet. Aber das ist natürlich auch nur eine Spekulation meinerseits.


    Ich finde ihn als Person nicht übermäßig sympathisch, was für mich aber kein Widerspruch ist, Konwitschny als einen der großen Dirigenten seiner Zeit, sowohl im Symphonischen wie auch in der Oper, fraglos anzuerkennen. Optisch erinnert er mich unfreiwillig an einen Nazi-Gauleiter, so blödsinnig das klingen mag und ihm wohl auch Unrecht tut, trotz zweier Parteieintritte in die NSDAP. Ich glaube mal gehört zu haben, dass Peter Konwitschny, sein Sohn, auch deswegen so ins andere Extrem ging, weil er sich unbedingt vom Vater absetzen wollte. Erinnert ein wenig an Karl Böhm und seinen Sohn Karlheinz.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Sein frühzeitiger Tod riß eine große Lücke in das Musikleben der damals noch jungen DDR. Eine in Planung befindliche Plattenaufnahme von Wagners RING konnte nicht realisiert werden.

    Davon, lieber nemorio, habe ich nie gehört. Hier würde mich die Quelle interessieren.

    man sollte sich vergegenwärtigen, daß vor dem Mauerbau 1961 innerdeutsch noch manches möglich war, was nach diesem Einschnitt total unterbunden wurde.

    In der Tat hatte der Mauerbau die deutsch-deutschen Kontakte abrupt beendet, auch direkten familiere Verbindungen blieben für lange Zeit auf schriftlichen Austausch beschränkt. Sänger, die im Westen blieben, weil sie dort wohnten, wurden öffentlich als Verräter gebrandmarkt. Das war ein ganz düsteres Kapitel. Die kulturelle Zusammenarbeit kam aber schon bald wieder in die Gänge, wobei auch Bayreuth eine sehr wichtige Rolle spielte. Kunst und Kultur erwiesen sich wie so oft als verbindendes und ausgleichendes Element. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Konwitschny auch nur einen Moment daran dachte, der DDR nach dem 13. August 1961 den Rücken zu kehren. Warum denn auch? Er hatte doch alles erreicht, was ein Dirigent erreichen konnte - und im Westen wäre er auf ganz harte und ungemütliche Konkurrenz gestoßen. Dort wartete bestimmt niemand auf Konwitschny. Schließlich war das Adenauer-Deutschland nicht für alle Deutschen ein Sehnsuchtsort.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Hier würde mich die Quelle interessieren.

    Lieber Rüdiger,


    es gibt keine:(! Das war ein Irrtum von mir, gemeint war selbstverständlich der TRISTAN, Pardon!

    In der Tat hatte der Mauerbau die deutsch-deutschen Kontakte abrupt beendet

    .... auch weitgehend die musikalischen, man denke nur an die zahlreichen, heute noch berühmten und gefragten Co-Produktionen Electrola/VEB DS, die in der West-Berliner Grunewaldkirche aufgenommen wurden. Daran hatte auch Konwitschny mit seiner Ost-Berliner Staatskapelle einen nicht unwesentlichen Anteil. Ich erwähne noch einmal die schon mehrfach genannten Aufnahmen des "Fliegenden Holländer" und "Tannhäuser".

    Unmittelbar nach dem Mauerbau gab es praktisch gar keine Kontakte, viel später erst, so ca. Ende der 1960er, kam es wieder zu Aufnahmen, die aber m.W. vornehmlich in der Dresdner Lukaskirche stattfanden, z.B. Sawallischs Schumann-Zyklus oder die spektakulären "Meistersinger" unter Karajan.

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass Konwitschny auch nur einen Moment daran dachte, der DDR nach dem 13. August 1961 den Rücken zu kehren. Warum denn auch?

    Er wäre auch töricht gewesen, lieber Rüdiger! Eine so exklusive Stellung, wie er sie in der DDR innehatte, war im Westen nicht für ihn frei, trotz seiner unbestreitbaren Qualitäten.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Ich glaube mal gehört zu haben, dass Peter Konwitschny, sein Sohn, auch deswegen so ins andere Extrem ging, weil er sich unbedingt vom Vater absetzen wollte. Erinnert ein wenig an Karl Böhm und seinen Sohn Karlheinz.

    Lieber Joseph II.,


    das wäre durchaus eine plausible Erklärung. Bei den Böhms gab es ebenfalls Konflikte, aber immerhin auch eine familiäre "Gemeinschaftsproduktion":

    Prokofiev: Peter And The Wolf, Op.67 - Narration In German - Vorspiel:

    Da ging es aber wohl vornehmlich ums Geld, das der Sohn Karlheinz gut für seine Äthiopien-Projekte brauchen konnte.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • ... man denke nur an die zahlreichen, heute noch berühmten und gefragten Co-Produktionen Electrola/VEB DS, die in der West-Berliner Grunewaldkirche aufgenommen wurden. Daran hatte auch Konwitschny mit seiner Ost-Berliner Staatskapelle einen nicht unwesentlichen Anteil. Ich erwähne noch einmal die schon mehrfach genannten Aufnahmen des "Fliegenden Holländer" und "Tannhäuser".

    Unmittelbar nach dem Mauerbau gab es praktisch gar keine Kontakte, viel später erst, so ca. Ende der 1960er, kam es wieder zu Aufnahmen, die aber m.W. vornehmlich in der Dresdner Lukaskirche stattfanden, z.B. Sawallischs Schumann-Zyklus oder die spektakulären "Meistersinger" unter Karajan.

    Guten Morgen, zwischen Mauerbau und Unterzeichnung des Viermächteabkommens über Berlin 1971 durchlebte die Stadt eine sehr schwierige Zeit. Der Osten boykottierte den Westen und umgekehrt. Es gab faktisch eine rechtsfreie Zone. Davon war natürlich auch der Musikbetrieb betroffen. Was vorher ging, durfte plötzlich nicht mehr sein. Heute ist das unvorstellbar. Aber es war so. Dass mit gemeinsamen Plattenaufnahmen nach Dresden ausgewichen wurde, war tatsächlich die Folge dieser verkorksten Situation. Auch nach 1971 blieb es kompliziert. Die vier Mächte hatten das Abkommen, das den Status des geteilten Berlin regelte, nämlich ganz bewusst nur in ihren Sprachen verhandelt und unterzeichnet. Schließlich waren sie die Sieger. Es gab keinen verbindlichen deutschen Text. Das führte dann immer zu Streit über die Auslegung im Detail, der auch in die kulturelle Zusammenarbeit hinein ragte. Gott sei Dank ist das vorbei.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Heute ist mir noch eine CD in die Hände gefallen, mit einem schönen Stück abseits des gängigen Repertoires:

    PABLO DE SARASATE: "Navarra" op. 33

    David & Igor Oistrach (Violine) mit dem Gewandhausorchester Leipzig, Dirigent: Franz Konwitschny (Aufnahme: 4/1957, Kongreßhalle Leipzig).


    Es handelt sich um ein hochvirtuoses Stück für 2 Violinen und Orchester, Dauer: ca. 6 Minuten. Leider wurde es noch in Mono produziert.


    Es hat mich übrigens sehr gefreut, daß die Beteiligung an diesem lange brachliegenden Thread in den vergangenen Tagen so lebhaft war. Innerhalb einer Woche fast 50 Einträge! Damit ist wohl erwiesen, daß Franz Konwitschny, zumindest für einige Musikfreunde, alles andere als ein fast vergessener Künstler ist.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Damit ist wohl erwiesen, daß Franz Konwitschny, zumindest für einige Musikfreunde, alles andere als ein fast vergessener Künstler ist.

    Lieber nemorino,


    über 500 Einstellungen mit Konwitschny bei youtube zeigen doch seinen Bekanntheitsgrad deutlich an.


    Die o.g. hochvirtuose Sarasate- Einspielung ist auch dabei. Mächtig gewaltig.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Verfolgt man die Diskussion hier im Forum, dann werden die beiden Referenzaufnahmen des "Holländer" und des "Tannhäuser" so oft erwähnt, dass auch dadurch der Rang, den Konwitschny sich durch maßstabsetzende Realisierungen als Wagner-Dirigent erworben hat, nachdrücklich bestätigt wird, zumal es ihm gelang in beiden Gesamtaufnahmen die Elite des Wagner-Gesangs zur damaligen Zeit zum Teil auf dem Höhepunkt ihres Schaffens zu gewinnen.

    Herzlichst

    Operus (Hans)

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

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