Placido Domingo - Plus Ultra

  • Liebe Opernfreunde,


    Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr, so sagt eine Redewendung, und sie ist richtig.
    Bei unserem Bemühen, auch Stimmen der Vergangenheit nicht in Vergessenheit kommen zu lossen, haben wir jene der Gehenweart, bzw jüngeren Vergangenheit einfach übersehen.


    So auch Placido Domingo, dessen Thread ich jetzt starte, wobei der Zusatz "plus Ultra" ein Hinweis darauf sein soll, daß er mehr ist, als "einer der 3 Tenöre", soll meinen, daß er der Opernwelt mehr zu geben hatte als "Highligts" aus Opern und eher seichteres leichtes Repertoire, daß er nämlich eine der ganz großen Stimmen des vergangenen Jahrhunderts war.



    Glücklicherweise ist seine Leistung auf Tonträger bestens dokumentiert. Nicht alles war logischerweise eine Sternstunde, deren es aber glücklicherweise viele gab.


    Und genau nach diesen Aufnahmen ist jetzt gefragt:
    Welches sind die Spitzenaufnahmen von Placido Domingo, wo ist er unerreicht, wo maßsstabsetzend, wo mischt er ganz vorne mit ?


    Es können natürlich auch weniger gelungene Darbietungen erwähnt und kritisiert werden, das tut dem Ruf dieses Ausnahmetenors keinen Abbruch.


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Hallo Alfred,


    ich mag Domingo auch sehr. Seine Stimme hat auf mich eine wohltuende Wirkung, in etwa vergleichbar mit Tito Schipa (ich meine die emotionale, nicht stimmliche Ähnlichkeit).


    Nebenbei gemerkt:
    Seit Jahren kann ich eine Aufnahme mit ihm nicht wieder finden: das Maxim-Lied aus Lehars "Witwe". Die habe ich mal im Radio gehört, und auf der "Wien"-CD bekam ich eine andere, nicht so geglückte Einspielung.


    Gruß

  • Sagitt meint:


    Ich habe ein Problem mit Domingo, das zu beschreiben ein wenig schwierig ist. Seine Omnipräsenz. Dieser Tenor hat ja so unglaublich viel und Vielerlei gesungen. Gibt es irgendeinen anderen mit einem so breiten Repertoire ?


    Das ist einerseits sehr zu rühmen, andererseits macht es mir Schwierigkeiten. Wo immer man hineinschaut, Boheme, Carmen, Rigoletto, Tannhäuser, Idomeneo und viele, viele andere Opern: Domingo.


    Er ist nicht umsonst eine der DREI. Gibt es unter den vielen Aufnahmen irgendeine, die mich enttäuscht ? Ja, sein Mozart, sein Wagner ( schon wegen der so ziemlich schlechten Aussprache- deswegen auch sein Florestan). Gibt es Aufnahmen, wo ich sagen würde, nur der ? Für mich nicht. Er ist ein hochgelobter Otello. Ja- und del Monaco ? Ich kenne keine einzige Aufnahme, von der ich sagen würde, die schätze ich wegen Domingo.


    Das alles mindert seine Bedeutung als Weltstar in keiner Weise.

  • Zitat

    Original von sagitt
    Ich kenne keine einzige Aufnahme, von der ich sagen würde, die schätze ich wegen Domingo.


    Hmm... habe darüber erst jetzt nachgedacht. Domingo ist (natürlich) in meinem Opernstapel zahlreich vorhanden.


    Aber wenn ich mal genau darüber nachdenke: Die Aufnahmen, auf denen er drauf ist, habe ich selten wegen ihm erworben - es waren meistens andere Beweggründe. Andererseits macht man selten etwas verkehrt, wenn man eine Aufnahme wählt, auf der er mitsingt - der Mann kann ja was! (Wobei ich weder seinen Mozart noch seinen Wagner kenne.)


    Gruss,


    Hendrik

  • Zitat

    Original von sagitt
    Sagitt meint:


    Er ist nicht umsonst eine der DREI. Gibt es unter den vielen Aufnahmen irgendeine, die mich enttäuscht ? Ja, sein Mozart, sein Wagner ( schon wegen der so ziemlich schlechten Aussprache- deswegen auch sein Florestan). Gibt es Aufnahmen, wo ich sagen würde, nur der ? Für mich nicht. Er ist ein hochgelobter Otello. Ja- und del Monaco ? Ich kenne keine einzige Aufnahme, von der ich sagen würde, die schätze ich wegen Domingo.


    Hm Sagitt, ich denke, es ist ohnehin sehr schwer, für irgend einen Sänger eine Opernrolle zu finden, bei der man sagt: "Das ist der ultimative Interpret für diese Rolle".
    Selbst bei den von mir höchst geschätzten Alfredo Kraus oder Carlo Bergonzi (um mal im Tenorfach zu bleiben) finde ich "Konkurrenten", zu denen ich sage: "Hm, fast genau so gut (oder rollendeckend oder was auch immer)".


    Aber Deine Fragestellung, wo Domingo "at his best" agierte, ist eine sehr interessante.
    Sein Otello, okay; imo war Domingo ein sehr guter Hoffmann (wenngleich er sich auch nicht immer um eine saubere französische Artikulation bemühte), aber die mir liebste Aufnahme Domingos ist folgende:



    In dieser Aufnahme vom August 1976 hatte Domingo keinerlei stimmlichen Probleme und kann durch seine damals üppigen stimmlichen Mittel Leidenschaft, Liebe, Verzweiflung, kurzum, das große Sammelsurium der Gefühle einer veristischen Oper sehr glaubhaft vermitteln.
    Auch Mario del Monaco z.B. war ein gefeierter Chénier, aber Domingo schlägt ihn hier imo um Längen, weil letzter seine Mittel differenzierter einsetzt.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


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  • Zitat

    Original von sagitt
    Ich kenne keine einzige Aufnahme, von der ich sagen würde, die schätze ich wegen Domingo.


    Ich besitze eine Doppel-LP von RCA, wo er das "Il mio tesoro singt".


    Ich versuchte die Atmung von ihm nachzufolgen. Absolut unmöglich.
    Ich kaufte mir jedenfalls wegen dieser einzigen Arie diese LPs.


    Später, als diese Aufnahme auf CD erschien (Eurodisc VD 69256), kaufte ich auch diese CD.

  • Placido Domingo sah ich live in der Wiener Staatsoper als Andrea Chenier, da verkörperte er den idealistischen Poeten auf wirklich höchstem Niveau. Weiters in Pique Dame, wo ich ihn noch mehr bewunderte. Dann hatte ich das Glück mit ihm zu reden, an der Trennwand zwischen First und Economy Class in einer AUA-Maschine auf dem Weg nach Madrid. Seither habe ich mir nicht mehr die Hände gewaschen.......

    WHEN MUSIC FAILS TO AGREE TO THE EAR;
    TO SOOTHE THE EAR AND THE HEART AND SENSES;
    THEN IT HAS MISSED ITS POINT
    (Maria Callas)

  • Hallo zusammen,


    ich habe auf Pácido Domingos hp nicht weniger als 104 Opern-Gesamteinspielungen gezählt,das ist rekordverdächtig.Einige Opern sind davon mehrmals eingespielt worden,wie Carmen(3),Mefistofele(2),Andrea Chenier(2),I Pagliacci(2),Cavalleria Rusticana(4),Herodiade(2),Werther(2),Les Contes d'Hoffmann(2),Il Tabarro(2),La Bohème(2),La Fanciulla del West(2),Manon Lescaut(2),Tosca(5),Samson et Dalila(2),Aida(5),Don Carlos(2),Il Trovatore(4),I Vespri Siciliani(3),La Forza del Destino(3),Luisa Miller(2),Otello(4),Un Ballo in Maschera(3).


    Wenn ich richtig gerechnet habe,sind immerhin 64 verschiedene Opern auf Tonträger konserviert.Dazu die vielen "Best of",Zarzuelas,3 Tenors und sonstiges.Ein wahrhaft fleißiger unermüdlicher Mann.Seine Dirigate und Specials wie Figaro in Il Barbiere gar nicht mitgezählt.


    Am meisten beeindruckt mich die Vielfältigkeit des Sängers Domingo,ich bewundere seine Hilfsbereitschaft durch Benefizkonzerte und Spenden.


    Von seinem Repertoire gefallen mir die veristischen Partien sowie die Mittelfachpartien(zB Aida,Un Ballo..) am besten,weil diese seiner Stimme am ehesten entgegenkommen.


    Nicht gefallen mir seine Wagner-Partien,die kann er nicht glaubwürdig darstellen und sein deutsches Sprachvermögen reicht hierfür nicht aus.
    Bei Tannhäuser und Tristan ist seine Stimme überfordert.Da waren auch die falschen Ratgeber am Werk.


    Unterm Strich bleibt aber eine beispiellose Karriere und ein sympathischer Mensch.Und das ist eine ganze Menge.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Zitat

    Original von Siegfried
    ...sein deutsches Sprachvermögen reicht ... nicht aus.


    Unterm Strich bleibt aber eine beispiellose Karriere und ein sympathischer Mensch.Und das ist eine ganze Menge.


    Oberon sang er so laut, daß mein Tonbandapparat, so eines mit großen Räder (etwa 1970), völlig ins Rot schlug. Die Hüonrolle sang er prächtig, aber das deutsch....


    Und seine deutsche Weihnachtsmusik (da schweige ich von der Operettebegegnung).


    Offenbar fehlte wegen dieser unendlichen Menge LPs, CDs und DVDs die Zeit um seinen Akzent zu verbessern Leider. Schade.

  • Ich habe Domingo zweimal erleben dürfen - als Hermann und Siegmund. Beidesmal hat mich seine darstellerische Präsenz wie Kompetenz positiv überrascht. Auch rein stimmlich betrachtet hat er mich in beide Rollen voll überzeugt - ein realtiv dunkel gefärbter Tenor, den ich am ehesten als "bronzefarben" bezeichnen würde und der genau deshalb auch wagnerkompatibel ist. Ich kann jedoch verstehen, dass sein Wagner aufgrund seiner Diktion für manchen Hörer grenzwertig ist - aber aus einem mir unerklärlichen Grund bin ich bei Domingo bereit, darüber hinweg zu sehen.
    Was mich jedoch angesichts der Domingo'schen Omnipräsenz bei Aufnahmen überrascht ist, dass es weder eine GESAMT-Aufnahme (der 1.Akt mit Polaski/Tomlinson/Barenboim liegt ja vor) der "Walküre", geschweige denn eine "Pique Dame" gibt, wo Domingo diese beiden Rollen in den letzten Jahren doch recht häufig gesungen hat.

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  • Als ich eben das Forum öffnete und "Placido Domingo" las, war ich sofort elektrisiert. Dann merkte ich aber, dass nach Plattenaufnahmen gefragt wurde, die dank Domingo als einzigartig zu bezeichnen wären, und da stockte ich, denn dazu fiele mir, wie euch allen, auch nichts Stringentes ein. Das Faszinosum Placido Domingo stellt sich für mich eben nur auf der BÜHNE ein, nicht im Plattenstudio, und da erlebte ich Sternstunden, die wirklich das Prädikat "Einzigartig" verdienen. Weil es eben nicht nur die Stimme ist, sondern das "Gesamtkunstwerk Domingo", das zu begeistern vermag. Wer ihn als Canio erleben durfte, als Otello, als Andrea Chenier, weiß, was ich meine. Sicher gibt es Sänger, die ihn in diesen Partien stimmlich übertroffen haben, ich kenne aber keinen, der sie ähnlich intensiv, mitreißend gestaltet hätte. Er WAR Canio, er WAR Otello mit jeder Faser seines Seins, und diese hundertprozentige Identifikation mit seiner Rolle war es, die seine Publikum begeisterte. Wenn ich an das Finale von "Pagliaci" denke, bekomme ich noch in der Erinnerung Herzklopfen, das war an Dramatik nicht zu überbieten. Ich erinere mich noch gut, wie es bei der PR nach dem letzten Ton sekundenlang mucksmäuschenstill war, alle waren wie gelähmt, erst dann setzte frenetischer Jubel ein. Durch Domingo wurde ich übrigens auch zum Opernfan, dennn bis dahin hatte ich Oper live dank der damals weit verbreiteten "Rampensteherei" als langweilig empfunden. Dann erlebte ich seinen Hoffmann in Salzburg (eine Freundin "nötigte" mich dazu), und es war um mich geschehen.... Dabei würde ich mich jetzt gar nicht als Domingo-Fan bezeichnen, aber er zählt sicher zu den Sängern, die meine Vorstellung von Oper am nachhaltigsten geprägt haben.
    lg Severina

  • Hallo Severina,


    Bin ich dann der einzige Tamino, der behaupten kann bzw darf "Ich kaufte eine LP (und später die CD) wegen Domingo?
    Zuerst jene Doppel-LP von RCA, wo er das "Il mio tesoro" singt. Später, als dieses "Il mio tesoro" auf CD erschien (Eurodisc VD 69256), kaufte ich auch diese CD. Nur wegen diese eine Arie. HERVORRAGEND. :jubel: :jubel: :jubel:


    Und bei "Oberon" (Weber) ersetzte ich auch meine LPs durch die CD-Box. Wegen Domingo. "Traviata" idem, obwohl das auch war wegen Cotrubas und Kleibers Dirigat.
    O, das sollte ich beinahe vergessen. Die LP "Domingo + Wiener Sängerknaben singen Weihnachtslieder" wurde natürlich auch duch die CD ersetzt.


    LG, Paul

  • Paul, ich besitze jede Menge CD's mit Domingo (und wegen Domingo!), aber ich wage bei keiner zu behaupten, es wäre die "ultimative Einspielung", weil natürlich die Erinnerung an das live-Erlebnis verklärend wirkt. Was ich meine: Wenn ich eine CD mit Domingo höre, finde ich sie toll, weil gleichzeitig ein innerer FIlm abläuft, ich ihn vor mir auf der Bühne sehe (Ich durfte ihn ja gottlob in nahezu allen seiner Partien erleben), all die Gefühle, die ich dabei empfunden habe, wieder hochkommen und mich möglicherweise daran hindern, ein objektives Urteil zu fällen. (Was sowieso ein fragwürdiger Begriff im ZUsammenhang mit "Stimme" ist...)
    Die "Il mio tesoro"-Einspielung kenne ich übrigens nicht, bei welchem Label ist die erschienen?
    lg Severina

  • So ein klein wenig bin ich schon ein Domingo-Fan. In meinen jüngeren Jahren hatte ich ein Faible für die schweren, dunklen Tenorstimmen und damit war klar, dass mir Domingo eher lag, als Carreras und Pavarotti.


    Mit der Einzigartigkeit ist das immer so eine Sache - ich finde das Domingo am Besten in veristischen Partien aufgehoben war.


    Eine Aufnahme hatte es mir vor vielleicht 25 Jahren besonders angetan, die habe ich rauf und runter gehört: als Zugabe auf den beiden "Pagliacci"-LPs gab es Ausschnitte aus anderen Leoncavallo-Opern, u. a. auch das kurze Arioso aus "Chatterton" : "Tu solo a me rimani o poesia" (mittlerweile auch wiederveröffentlicht), das hatte es mir echt angetan.


    Ansonsten finde ich seinen "Otello" wirklich herausragend.


    Auf der anderen Seite schliesse ich mich den "Vorschreibern" an: sein Idomeneo oder seine Wagnerpartien bleiben fragwürdig. Beim Wagner ist natürlich beeindruckend, wie man z. B. Lohengrin oder Walther singen kann, wenn ein Sänger vom italienischen Fach kommt, aber die Aussprache ist grauenhaft.

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  • Hallo Alviano,


    Du weißt doch, daß es kaum ein Jahrhundert her ist, daß die großen Sänger ggfs. in Ihrer Muttersprache jubelten.
    Eine deutsche Oper; da kommt der Tenor; er singt jene Arie; italienisch (oder welche Fremdsprache dann auch).


    Ich finde es zu preisen, daß er jedenfalls die Mühe genommen hat, zu versuchen deutsch zu erlernen. Carreras konnte das besser, aber von Pavarotti kenne ich keine einzige deutsche Aufnahme.


    LG, Paul

  • Hallo Paul,


    nur, damit wir nicht aneinander vorbeireden: ich bin mir nicht sicher, ob Domingo wirklich deutsch gelernt hat. Seine mangelhafte Aussprache des deutschen steht seiner Gestaltung von Wagner-Rollen mächtig im Weg. Was insofern schade ist, weil seine Linienführung, seine Phrasierung stellenweise so ist, dass ich mir das von anderen Sängern in dieser Qualität wünschen würde.


    LG

  • Hallo Alviano,


    Jene Frage kann ich sofort bejahen.
    Er hat jedenfalls ein oder zwei Jahre in oder im Nähe von München gewohnt. Um Deutsch zu erlernen. So ungefähr steht es in meinem BOOKLET (das sind ja große Dingen) bei der Oberon LP-Box.


    LG, Paul

  • Hallo Paul (alle anderen weglesen),


    eines will ich doch noch nachschieben: die Hüon-Arie finde ich von Josef Traxel ausgesprochen stark - aber Domingo singt die mit einer solchen Wucht, dass das vielleicht nicht sehr stilsicher, aber doch ausserordentlich beeindruckend ist... 8)


    LG back

  • Laut Pressemitteilung will Domingo ins Baritonfach wechseln und 2009 den Simon Boccanegra singen- meine Lieblingsoper! :D Trotzdem weiß ich nicht so recht, ob ich mich darüber freuen soll... Was denkt ihr darüber?? (Seine Kritiker werden vielleicht sagen: "Endlich ist er im richtigen Fach gelandet, der war eh nie ein richtiger Tenor!" 8) Keenne einige, die so dachten/denken)
    lg Severina

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  • Hallo Severina,


    wenn ich ganz ehrlich sein soll: man muss auch rechtzeitig aufhören können... Den Zeitpunkt hat schon Big P. versäumt...


    Gruss

  • Alviano, ich seh's auch eher so, obwohl mich seine Rollengestaltung schon interessieren würde, denn wie schon oben erwähnt bestand das Faszinosum Domingo für mich immer im "Paket" Stimme + Schauspieler.
    Aber er sollte es wohl wirklich besser lassen :yes:
    lg Severina

  • Hab das auch gelesen heute früh und bin doch sehr
    erstaunt, denn ich dachte Domingo sei klug genug
    aufzuhören.
    So kann man sich täuschen.........................
    Sehr SCHADE... ;(;(;(

    mucaxel

  • Domingo wird zu diesem Zeitpunkt 68 sein.


    Ein Wechsel in ein anderes Stimmfach scheint übrigens auch bei großen Sängern nicht ganz so ungewöhnlich zu sein, wie ich das, als diese Schlagzeile sah, zunächst vermutet hatte. Abgesehen davon, dass sich einige Sänger (so auch Domingo selbst) erst in ihr späteres Stimmfach "hochgesungen" haben, wird darauf verwiesen, dass insbesondere Sopranos wie z.B. Leonie Rysanek und die (aber immerhin als Mezzosoprane gestarteten) Christa Ludwig, Grace Bumbry und Shirley Verrett gegen Ende ihrer Karriere (wieder) ins Mezzo-Fach wechselten.


    Grüße


    katlow

  • Einerseits habt ihr Recht, daß Domingo schon früher seinen Laufbahn hätte beenden sollen.
    Andererseits muß ich bemerken, daß er ganz im Anfang seiner Ausbildung dachte einen Bariton zu sein. Vielleicht schaft er es deshalb (noch eine Weile).


    LG, Paul

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  • Ramon Vinay hat ähnlich versucht, er kam ja auch vom Bariton her, aber über eine Resteverwertung, welche letztendlich angesichts der künstlerischen Konkurrenz bedeutungslos erschien, kam er als Bariton nicht hinaus. Ich befürchte, bei Domingo wird es ähnlich laufen.


    Domingo ist in seiner Vielseitigkeit bewundernswert. Auch wenn ich mit dem Wagner wegen den sprachlichen Problemen wenig anfangen kann, ist vor allem der Lohengrin, welcher am ehesten italienische Schulung veträgt - ja eigentlich sogar dieser bedarf - rein vom Gesang her großartig.
    Ansonsten hat die oft gelobte Vielseitigkeit auch Ihren oft kritisierten Preis der künstlerischen Gleichförmigkeit der Rollenporträits. Er singt in den allermeisten Fällen gut auf der Grundlage einer soliden Musikalität. Aber bei der Vielzahl der Rollen und Auftritte ist die Ernte dann auch nicht das Ausnahmeereignisfür die Ewigkeit, sondern eher die Gesamtheit des Schaffens. Er ist ein Tenor, den ich in sehr vielen Rollen genießen kann, die Spitzenposition allerdings gebührt eigentlich immer jemand anderen.


    Als Beispiel:


    Alviano schrieb:


    Zitat

    Ansonsten finde ich seinen "Otello" wirklich herausragend.


    Herausragend aus seiner Generation ja, aber im Vergleich zum Beispiel mit Vickers und Vinay ist er gerade in dieser seiner Paraderolle eigentlich nur befriedigend. Trotzdem würde ich mich sicher freuen, Ihn noch mal in stimmlich guter Form in dieser Rolle hören zu können.



    Bemerkenswert ist aber doch, wie es Domingo gelungen ist, die Stimme sehr Lange verhältnissmäßig intakt zu halten. Ich müßte mal nachschauen, wie lange er schon als Tenor singt, aber im Vergleich zu vielen Kollegen ist es wirklich erstaunlich, zumindest angesichts seines Repertoires und der Anzahl der Auftritte.



    Ansonsten gilt für die Hörer: Sänger können meist ebensowenig wie Sportler rechtzeitig aufhören. Irgendwie ist das auch etwas, was man akzeptieren muß. Ob es nun die Sucht nach dem Applaus oder der Spaß am Singen ist. Man muß ja nicht hingehen. ;)


    Gruß
    Sascha

  • Mit der Einschränkung "seiner Generation" kann ich gut leben. Er ist mir sicher auch deshalb in dieser Rolle in guter Erinnerung geblieben, weil es damals (z. B. Bregenz 1981) kaum Konkurrenz gab. Ein auch spürbar darstellerisch beteiligter Sänger ist da zu erleben, mit eruptiver Kraft, intensiv und er kann auch gesanglich mit einigen Vorzügen punkten.


    Einer meiner ganz grossen Favoriten im Tenorfach: Jon Vickers, ein intelligenter, sehr musikalischer Sänger, der sich vor aufgesetzten Effekten hütet und auch spannende Poträts im italienischen Fach gestaltete (Canio, Cavaradossi z. B.). Wenn sich auch die Meinungen an einer Einspielung wie der "Winterreise" spalten - des Kennenlernens Wert, trotz des sehr langsamen Tempos.


    Ramón Vinay, klar, ein echter Stimmbandbesitzer und ein beeindruckender Otello. Nur fehlt es ihm (auch bei seinen Wagner-Rollen) an Differnzierungen und vor allem an Genauigkeit beim Singen. Da ich solche Stimmen mag, finden sich allerdings auch in meiner Sammlung viele seiner Aufnahmen.


    Kleiner Nachsatz zu Katlow: Christa Ludwig ist nie ins Sopranfach gewechselt - sie hat sich immer dagegen entschieden, obwohl es auch Angebote z. B. für die Isolde gegeben hat.

  • [


    Bemerkenswert ist aber doch, wie es Domingo gelungen ist, die Stimme sehr Lange verhältnissmäßig intakt zu halten. Ich müßte mal nachschauen, wie lange er schon als Tenor singt, aber im Vergleich zu vielen Kollegen ist es wirklich erstaunlich, zumindest angesichts seines Repertoires und der Anzahl der Auftritte.



    Gruß
    Sascha[/quote]


    Ich kann das jetzt nur für Wien beantworten, aber da feiert er am 19. Mai sein 40jähriges Bühnejubiläum!
    lg Severina

  • Placido Domingo hat 1960 erstmals den Alfredo gesungen. Über 40 Jahre Tenor sollte einen Rekord darstellen.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Theophilus,


    Schlägt Pavarotti ihn nicht?


    Und van John van Kesteren weiß ich, daß er vor2 Jahre (>80 Jahre) noch manchmal bei besondere Gelegenheiten auftrat.
    Und er sang während jene Dokumentarfilm einige Dinge. Der hat noch fast sein völlgen Stimmumfang.


    Van Kesteren sagte, daß wenn ein Sänger seine Stimme sehr gut plflegt (schon während seine Karriere bei zB Auswahl der Partien) er dauernd singen bleiben kann bis zu sehr hohem Alter.


    LG, Paul

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