Große Komödianten auf der Opernbühne

  • Als ich gestern einen Artikel über einen Sänger unserer Zeit verfasste, wurde mir bewusst, daß es noch immer große komödiantische Talente unter den Sängerdarstellern gibt, etwas das mir nie so recht bewusst war, ich hielt es eher für eine Kunst die nur wenigen gegeben ist, und die im Aussterben begriffen ist. Erfreulicherweise scheint dies aber nicht der Fall zu sein. So entstand die Idee zu diesem Thread, der ein kleine Sammlung von Sängern sein soll, welche über das Talent verfügen die Leute zum Lachen zu bringen. Es ist hierbei gleichgültig, welche Stimmlage und ob der Sänger heute noch aktiv ist oder nicht. Es sollte pro Beitrag lediglich EIN Sänger genannt werden (mehrere Beiträge pro Mitglied sind indes möglich) UND in diesem Beitrag sollte ZUMINDEST EIN YouTube-Videoclip - quasi als Demonstration - angehängt sein.


    Ich wünsche mir eine rege Beteiligung an diesem Thread und Euch viel Spaß bei diesem "sommerlichen" Thema.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Alfred,


    da muss ich natürlich Hans Peter König nennen. Habe ihn an der Rheinoper als Osmin und letzten Freitag als Falstaff erlebt. Er ist komisch, übertreibt es aber nicht. Einen YouTube Auschnitt kannn ich leider nicht anfügen, da ich den Beitrag über mein Tablet schreibe.

  • Einen YouTube Auschnitt kannn ich leider nicht anfügen, da ich den Beitrag über mein Tablet schreibe.


    Dann helfe ich dir mal:



    Der König Heinrich in Wagners "Lohengrin" ist zwar eigentlich keine Buffo-Rolle, aber wer diese Rollen mit ihrem Text und ihrer Musik in dieser (im Video zu sehenden) Katharina-Wagner-Inszenierung singt, muss ein großer Komödiant sein! :hahahaha:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Der absolute Altmeister des Humors auf der Opernbühne ist für mich Enzo Dara. Das betrifft nicht nur die Mimik, sondern auch den komischen Gang - immer auf die Musik abgestimmt. In Anbetracht der Begeisterung, die ich für diesen Künstler empfinde, habe ich gleich DREI Beispiele von youtube ausgewählt. In jedem Fall ein Stück Operngeschichte und seeehr unterhaltsam





    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zu den Komödianten auf der Opernbühne sollten sicherlich auch die deutschen Bässe Gottlob Frick und Kurt Böhme gerechnet werden. Frick glänzte durch herzlich-feinen Humor, der immer eine gemütvolle Note hatte und nie übertrieben wirkte. Gerade deshalb formte Frick Operncharaktere, wie z. B. van Bett in "Zar und Zimmermann", Falstaff in die "Die lustigen Weiber von Windsor", Osmin in der "Entführung aus dem Serail", Baculus in "Der Wildschütz", Plumkett in "Martha", Bartolo in "Der Barbier von Sevilla" usw. so lebensecht, dass diese Figuren selbst in Tonaufnahmen plastisch erlebbar wurden. Mit Bedacht wurde der Titel der Gottlob Frick gewidmeten 10er Box "König und Komödiant" gewählt und er wurde bevorzugt in Spielopern-Gesamtaufnahmen eingesetzt.
    Kurt Böhme wird wahrscheinlich noch mehr mit dem heiter-komischen Fach verbunden. Legendär sein Ochs auf Lerchenau im "Rosenkavalier" . Ansonsten sang Böhme das gleiche Fach wie Frick und das auch noch schwerpunktmäßig zur selben Zeit in Wien und München. Sein Humor wirkte direkter und derber. Er neigte zu Übertreibungen, spielte wie es im Fachjargon heißt viel für die Galerie. Dadurch profilierte er sich jedoch zum ausgesprochenen Publikumsliebling. Im Gegensatz zu Frick feierte er große Erfolge in Operetten. Unvergessen sind u. a. sein Ollendorf im "Bettelstudent" und sein Zsupan im "Zigeunerbaron". Humoristische Großtaten von Kurt Böhme sind die Lieder "Das Fräulein an der Himmelstür" und die "Beichte". Es lohnt sich also sehr, sich beide Bässe anzuhören. Heiteres Schmunzeln ist bei Frick und Lachen bei Böhme garantiert. :jubel:


    Hezrlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

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  • Es sollte pro Beitrag lediglich EIN Sänger genannt werden (mehrere Beiträge pro Mitglied sind indes möglich) UND in diesem Beitrag sollte ZUMINDEST EIN youtube videoclip - quasi als Demonstration - angehängt sein.

    Zu den Komödianten auf der Opernbühne sollten sicherlich auch die deutschen Bässe Gottlob Frick und Kurt Böhme gerechnet werden.

    Zwei Sänger in einem Beitrag, aber kein einziges Youtube-Video: Das sind ja gleich zwei Regel-Verstöße auf einmal! ;)


    Bei den Youtube-Videos helfe ich gerne aus! :)


    Hier kann man Gottlob Frick (konzertant an der Seite von Jean Cox) als Kezal hören und sehen:



    Und hier kann man den Urkomödianten Kurt Böhme als Dr. Bartolo in Rossinis "Barbier von Sevilla" an der Seite von Rudolf Schock hören und sehen:



    Unter den von mir nicht mehr live erlebten Sängern ist Kurt Böhme für mich der größte Komödiant unter den deutschen Bassisten, das beweist mir dieses wunderbare Video, das ich noch nicht kannte (im Gegensatz zum Frick-Kezal), einmal mehr. Frick assoziiere ich persönlich vielleicht doch zu sehr mit einigen großen seriösen Bass-Partien (Hagen, Philipp usw.), während mir Böhme auch in vielen Operetten-Rollen (voran Zsupán und Scalza) sehr präsent ist. Natürlich konnten beide große Bassisten, die von "Operus" genannt wurden, beides, das Ernste wie das Tragische - und wie! :jubel:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Aber nun mal zu meinem ersten "Voting": Es wird niemanden, der hier schon eine Weile mitliest, überraschen, wenn ich jetzt verkünde, das der Sänger, der mich als Komödiant am meisten beeindruckt hat, niemand anderes als der Buffo- und Charaktertenor Werner Enders ist, den ich noch ein paarhundert Mal auf der Bühne der Komischen Oper Berlin erleben durfte:



    Bei Youtube ist inzwischen eine ganze Playlist zu diesem Sänger ansehbar, ich möchte hier nur noch ein weiteres Video mit seiner absoluten Paraderolle einbetten, wo der mit seiner großen Darstellungskraft ein Publikum euphorisiert und zu starken Reaktionen treibt, das ihn textlich gar nicht versteht, nämlich das Publikum beim Japan-Gastspiel der Komischen Oper Berlin 1991 - natürlich als König Bobèche in Offenbachs "Ritter Blaubart":



    Viele weitere Dokumente seines großen Komödiantentums finden sich wie gesagt bei Youtube!


    Endy, für mich bleibst du nicht nur ein "Komödiant nach Maß", sondern der König der Komödianten! :jubel: :jubel: :jubel:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Zu den großen Komödianten zähle ich Giuseppe Taddei, sein Dulcamara ist bis heute unerreicht!



    Sehr nahe ist ihm der vor wenigen Tagen verstorbene Alfred Sramek gekommen.


    Erich

  • Lieber Stimmenliebhaber,


    mehrfach habe ich Dir zu danken. Zum einen zu der Fleißarbeit der Besetzungen der Berliner Staatsoper. Hier schließt Du offensichtlich eine Lücke. Wenn hier tatsächlich nichts im Archiv der Berliner Staatsoper exisitert könnte aus Deiner Arbeit mehr und Bleibendes werden. Ich wollte Dir bereits im dafür geschaffenen Thread Anerkennung zollen, dort kann ich jedoch nicht antworten.


    Ganz besonders danke ich Dir, dass Du die beiden Video-Clips eingestellt hast. Ich werde es nie lernen, Aufnahmen im Forum einzustellen. Die "Verkaufte Braut" habe ich selbsvertändlich ebenfalls, jedoch in schlechterer Qualität als Du sie präsentierst. Übrigens sind die von mir in einem vorigen Beitrag herausgearbeiteten Feinheiten bei Frick und Böhme gut feststellbar. Böhme quirliger, mehr auf Wirkung bedacht, der mit dem gesanglich exqusiten Rudolf Schock einen ausgezeichneten Partner hat und perfekt mit ihm zusammenspielt. Frick stimmlich souverän, wortverständlich, mit viel schauspielerisch humorvoller Ausstrahlung, was besonders im Konzertsaal erstaunlich ist. Bei dem Video wird mir immer etwas wehmütig zu Mute. Wenn man diesen jungen, gewinnenden, fabelhaft aussehenden Jean Cox sieht und hört - damals und auch noch später ein großer Liebling der Damen - und ihn bis zum Ende begleiten durfte, wird die ganze Vergänglichkeit voll bewußt. Halten wir uns an die schönen Stunden, so wie es diese beiden Aufnahmen sind.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Lieber "Operus", herzlichen Dank für deine Worte!


    ich wollte Dir bereits im dafür geschaffenen Thread Anerkennung zollen, dort kann ich jedoch nicht antworten.

    Ich hatte dafür zwar eigentlich die Rubrik "Anmerkungen zum Besetzungsarchiv" abgelegt, hier zu finden:


    Anmerkungen zum Besetzungsarchiv der Staatsoper Berlin


    Sollte nun allerdings der gesamte Archivbereich für Antwortbeiträge anderer User gesperrt sein, also auch diese Rubrik, wäre es gut, wenn man diese irgendwoandershin verschieben könnte, damit mir in dieser Rubrik geantwortet werden könnte.


    Dass solche Antworten bei den Spielzeiten-Rubriken nicht möglich sind, ist hingegen durchaus in meinem Sinne, aber du wirst mich - wie zum Beispiel hier - schon irgendwie erreichen! :) :yes: :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Eine Überraschung mag für viele Robert Lloyd sein. Nun kann man die Verleumdungsarie auf verschiedene Art auslegen: Als reines stimmliches Bravourstück, als Darstellung einer gefährlichen Figur, oder aber man kann auch das unfreiwillig Komische, das dieser Figur innewohnt, betonen. Letzterer Weg wird in neueren Interpretationen gerne gewählt, dennoch ist die Frage WIE man das macht von entscheidender Bedeutung auf die Wirkung. Was Lloyd mit dem Regenschirm aufführt das hat schon was. Hier wird der Spagat zwischen bedrohlich und komisch virtuos gemeistert.



    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Einen wunderbaren Komödianten sehe ich auch in Heinz Zednik. Ganz besonders herrlich fand ich seine Rolle als Wenzel in "Die verkaufte Braut", von der ich leide auf YouTube keine Aufnahme fand.
    Wenn mich an der Chereau-Inszenierung des "Ring", die ich insgesamt zwar nicht sehr mag, eine Person faszinierend fand, dann war es Zednik in der Rolle des Loge:



    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Eine der schwierigsten Rollen ist (für mich) der Dottore Bartolo im "Barbier" von Rossini. Sicherlich gibt es viele Interpreten, die seine Arie "A un dottor della mia sorte" mit der nötigen Chuzpe vortragen können, aber ein Interpret hat es mir in dieser Partie besonders angetan - und ausgerechnet von dem gibt es nur einen "hörbaren" Youtube-Clip, also ohne Bühnenpräsenz:



    Dafür kann man aber sechs Minuten einem atemberaubenden Gesang lauschen und einige eingestreute "Extempores" genießen...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

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  • Da es Gottlob Frick und Fritz Wunderlich zwar auf CD, nicht aber auf Youtube als Kezal und Hans in der Verkauften Braut gibt, muss die "zweitbeste Lösung" her, der von mir ebenso verehrte Kurt Böhme mit Fritz Wunderlich, ebenfalls grandios:



    Wenn man weiter sucht, sieht man den gleichen Filmausschnitt noch einmal, aber, o Wunder, diesmal wird Kurt Böhme von Gottlob Frick synchronisiert:



    Allein das entbehrt schon nicht einer gewissen Komik.
    Ich hoffe, dass Alfred diesen Beitrag durchgehen lässt, obwohl hier zwei verschiedene Bassisten, zweifellos zwei der Größten zu hören, aber nur einer zu sehen ist.
    Diese Szene gehört m. E. zweifellos zu der Handvoll der größten komödiantischen Opernszenen.


    Liebe Grüße


    Willi :D

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ad hoc fälllt mir da der kürzlich verstorbene Alfred Sramek ein, den ich in einigen seiner Buffo-Rollen gesehen habe. Ich weiß nicht wie bekannt Sramek außerhalb Österreichs ist, obwohl er ja auch im Ausland aufgetreten ist.
    Der Bartolo im Barbier, der Taddeo in der Italienerin, der Dulcamara im Liebestrank. Das waren so amüsante Rollenportraits. Mit seiner witzigen Mimik und Gestik konnte Sramek aus seinen Figuren so viel Komik herausholen, ohne sie dabei lächerlich zu machen. Komisch, ja. Aber niemals blöd. Da war er wirklich ein Meister.
    Auch herrlich als Benoit und Alcindoro in der Boheme, und wenn die Tosca am Spielplan der Staatsoper stand war man schon fast enttäuscht, wenn er mal nicht als Mesner angesetzt war. So sehr hat ihn das Publikum in der Partie geliebt. Kein Wunder, er hat aus dieser kleinen Rolle so viel herausgeholt. Eine Tosca ohne Sramek ist für viele derzeit fast unvorstellbar.


    Alfred kennt Sramek bestimmt und hat ihn sicher auch live auf der Bühne erlebt und weiß um Sramek's Qualitäten.


    Auf Youtube findet man Interviews mit dem Sänger, musikalische Beispiele weniger.
    Hier ein kleiner Ausschnitt aus einer Tosca vom letzten Jahr in welchem man Sramek als Mesner sehen kann.



    Gregor

  • Wenn man weiter sucht, sieht man den gleichen Filmausschnitt noch einmal, aber, o Wunder, diesmal wird Kurt Böhme von Gottlob Frick synchronisiert:


    Lieber Willi, das ist ja wirklich in der Tat kurios, insbesondere, wie synchron das funktioniert. Ich kannte beide Videos noch nicht und habe beide mit großem Genuss gehört und gesehen - herzlichen Dank für's Einstellen! :jubel:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ich gehe mal davon aus, dass hier auch Sängerinnen vertreten sein dürfen, und nicht nur die Herren der Schöpfung; daher möchte ich Felicity Lott als umwerfende Protagonistin in Offenbachs Werk "La Grande Duchesse der Gérolstin" zeigen. Sie singt nicht nur großartig, sondern hat auch den Schalk im Nacken und verkörpert Esprit, Komik und Doppelbödigkeit des Offenbach'schen Humors vollendet. Auch in La Belle Helène singt und spielt sie, dass es eine wahre Freude ist.


  • Der zweite große Komödiant auf der Opernbühne, den ich nominieren möchte, ist der Bassbariton Klemens Slowioczek, den ich - ebeso wie Werner Enders - noch in dreistelliger Zahl auf der Bühne der Komischen Oper bewundern durfte, wenn auch nicht mehr in seiner vielleicht allerkomödiantischsten Rolle: dem Mondkönig Cosmos in Offenbachs "Reise zum Mond":



    Alles, was es meinerseits zu dieser außergewöhnlichen Leistung zu sagen gibt, habe ich bereits im letzten November anlässlich seines 70. Geburtstages bereits hier geschrieben:


    Klemens Slowioczek – Bassbariton und Charakterkomödiant

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Wenn man weiter sucht, sieht man den gleichen Filmausschnitt noch einmal, aber, o Wunder, diesmal wird Kurt Böhme von Gottlob Frick synchronisiert:


    LieberWilli, ileber Stimmenliebhaber,


    diesen von Gottlob Frick synchronisierten Filmausschnitt kannten wir noch nicht. Wir wären dankbar, wenn derjenige von Euch der ihn besitzt uns diesen überlassen würde. Das Ganze ist eine kleine Sensation: "Frick singt Böhme, Böhme spielt Frick.Ich kann mir das nur so erklären: Irgend jemand hat aus der späteren Gesamtaufnahme der "Verkauften Braut" unter Rudolf Kempe 1962 das Duett Hans/Kezal mit Wunderlich und Frick herausgenommen und mit der Videoaufzeichnung von Böhme/Wunderlich zusammen gemixt.
    Es wirft allerdings auch ein bezeichnendes Licht für das gute kollegiale Verhältnis, das wohl am meisten zwischen Bassisten herrscht. Böhme und Frick hatten privat bereits in Dresden später in München und Wien ein gutes Verhältnis. Frick und Greindl besprachen als es das weltweit agierende Ring-Ensemble gab so weit wie möglich, wer wo die Basspartien im Ring singt. Wie oft förderte Gottlob Frick die Hausbassisten Proebstl und Kohn an der Bayerischen Staatsoper. Eine enge Sängerfreundschaft bestand zwischen Franz Crass und Gottlob Frick, ebenso wie zwischen Kurt Moll und Harald Stamm. Auch aus unserer Organisationserfahrung bei den Künstlertreffen der Gottlob -Frick-Gesellschaft können wir - bei allem Respekt vor den anderen Stimmfächern - berichten Bassisten sind die pflegeleichtesten, unkompliziertesten und dankbarsten Gäste. Kann so etwas an der Stimmlage liegen?


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Ich kann mir das nur so erklären: Irgend jemand hat aus der späteren Gesamtaufnahme der "Verkauften Braut" unter Rudolf Kempe 1962 das Duett Hans/Kezal mit Wunderlich und Frick herausgenommen und mit der Videoaufzeichnung von Böhme/Wunderlich zusammen gemixt.

    Lieber Operus, das war auch mein erster Gedanke, allerdings ist das so perfekt synchronisiert, dass ich beinahe an eine Neuaufnahme des Duetts zu diesem Anlass glaube. Anderfalls hätten Böhme und Wunderlich ihr "Originalduett" sklavisch nach der Kempe-Studioaufnahme ausgerichtet aufnehmen müssen.
    Vielleicht kriegt das ja jemand heraus, ob die "Tonspur" wirklich der Kempe-Gesamtaufnahme entstammt oder ob es sich um eine andere Aufnahme handelt.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Dieser Beitrag ist nicht ganz regelkonform, weil er keinen Sänger und keinen Filmausschnitt enthält, sondern er enthält eine Frage und eine Bitte.
    Die Bitte: habe ich das übersehen oder nicht, jedenfalls ist doch der Ochs eine absolute Paraderolle. Ich habe den in vielen verschiedenen Aufführungen gesehen, und keiner war schlecht. Da bitte ich hier die Experten mal, sich drum zu kümmern.
    Die Frage: in der Oper scheint es wie im Kabarett zu sein, dass die Frauen absolut unterrepräsentiert sind. Im Leben ist das eigentlich nicht so, da gibt es genau so viele (oder so wenige) Frauen mit Humor wie Männer!

    Canada is the US running by the Swiss (Richard Ford)

  • Lieber Dr.Pingel, nichts genügt demjenigen...


    Ich greife dein epikureisches Motto auf - in doppelter Hinsicht: Nicht nur der Ochs ist eine komödiantische Paraderolle, sondern auch der Oktavian, der ihn auf seine Art in die Tasche steckt, besonders im 3.Akt. Und hinter dem verbirgt sich ja eine Frau. Ich meine nicht Mariandl, sondern die Sängerin. Und da strotzt die Aufführungspraxis vor Komödiantinnen, die sich zunächst in einen jungen Liebhaber verwandeln, der dann, als Stubenmadl, wieder zur Frau wird.


    Ich denke, wir können jetzt einen Wettlauf veranstalten zwischen den besten männlichen und weiblichen Komödianten als Lerchenauer und als Quinquin/Mariandl. An Beispielen wird es uns nicht fehlen. Ich sage nur Kurt Böhme und Irmgard Seefried - oder Sena Jurinac und Otto Edelmann.


    Wer eröffnet den Reigen? Darauf freut sich diebisch


    Sixtus

  • Ich habe bei Sängerbeurteilungen immer Probleme mit dem Superlativ der beste...noch schlimmer: der beste aller Zeiten. Hier will ich allerdings bei den Ochsen die Frage: der komödiantischste? aus meiner Sicht beantworten. Die beiden Damen Seefried und Jurinac finde ich gleichwertig auch im komödiantischen Bereich. Vielleicht ist die Stimme bei der Sena Jurinac etwas voll-klingender. Interessant wird es beim Ochs. Kurt Böhme soll diese Partie über 500 mal gesungen haben.
    Er war einer der ganz großen Interpreten dieser Rolle: wuchtig, dominant, derb, authentisch, die Bühne absolut beherrschend - hier erhebt sich allerdings die Frage, ob ein solches sich in den Vordergrund spielen der Ensembleleistung dienlich ist? Von den Alten wird immer wieder witzelnd erzählt, dass Böhme die tiefen Töne dieser Partie in ein leeres Glas gesungen hätte. Erlaubter Trick eines Routiniers? Ach und komödiantisch war er auch. Alles in allem war er einer der größten und sicherlich unvergesslichen Interpreten dieser Rolle. Meine Vorbehalte beziehen sich schwerpunktmäßig auf das Wienerische in Sprache und Ausdruck. Böhme wollte es sprechen und hat es zu stark übertrieben. Wiener haben mir erzählt, dass sie Böhme als Ochs überhaupt nicht mochten, weil idiomatisch nichts gestimmt und sie ihr Wienerisches als Karikatur erlebt hätten. Genau den Wiener Schmäh hatte Otto Edelmann. Er entsprach in Sprache und Ausdruck dem Ideal des Wienerischen. Sicherlich war Böhme gesanglich mindestens gleichwertig. Edelmann verkörperte jedoch die Figur des Ochs weit überzeugender auch komödiantisch. Dennoch wage ich nicht zu entscheiden, ob er wirklich der komödiantischste war - denn da gab es noch einen Ludwig Weber, einen Oskar Czerwenka, einen Kurt Riedel und, und und. Weil Gottlob Frick die Schwierigkeiten dieser Partie als Nichtwiener kannte, hat er sie nie gesungen. Spieglein, Spieglein an der Wand - wer ist der Größte im ganzen Land.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

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  • Du meinst sicher das tiefe E, das den 2.Akt beendet - und das Böhme nur andeutungsweise hatte und das er deshalb in einen Kalauer verwandelte, indem er seine warme Luft in sein fast leeres Weinglas hauchte, um den Klang zu verstärken, während der Vorhang langsam zuging. Künstlerisch fragwürdig, aber äußerst wirksam!
    Da konnte seine jeweilige Partnerin im letzten Akt mit gutem Grund singen: Neinnein, neinnein, i mog kein´Wein!


    Derlei Geschichten ließen sich viele erzählen, wenn´s belieben tät´...

  • Künstlerisch fragwürdig, aber äußerst wirksam!


    Ja, lieber Sixtus, Du bringst es auf den Punkt und das ist die Kernfrage bei unserer Diskussion um das Komödiantische auf der Opernbühne: Wann ist eine Darstellung noch Kunst - wo fängt der Kitsch an. Mir fallen sofort die schluchzenden Tenöre ein, auch äußerst wirksam - aber? :no: :no: :no:


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Es gab neben und vor Alfred Sramek einige Sänger, welche heute nicht "weltberühmt" sind aber das Wiener Publikum über aller Maßen begeisterten, und zwar auch wegen ihrer komödiantischen Ader. Einer davon war Oskar Czerwenka - Er war ein hervorragender "van Bett" und "Doktor Bartolo" und blödelte sich auch ein wenig durch diese Rollen. Darüber mag man die Nase rümpfen, dem Wiener Publikum gefiels aber. Der hier gezeigte Clip aus Don Pasquale ist nicht wirklich ideal, aber ich habe nichts Besseres zur Verfügung. Das ist die Kehrseite "lokaler Größen"; Hinter ihnen stehen keine Plattenkonzerne die jeden ihre Auftritte aufzeichneten oder anschliessend im Studio eine Operngesamtaufnahme draus machtem. Viele Wiener Größen waren einfach nicht reiselustig....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Der komödiantischste Ochs, den ich erleben durfte und der die ganze Ausruckspalette dieser Partie am facettenreichsten ausreizte, war Siegfried Vogel.


    Leider finde ich bei Youtube keine Ochs-Aufnahme von ihm, aber dafür den ganz ähnlich gelagerten La Roche im "Capriccio" - auch in dieser im Radio übertragenen konzertanten Aufführung der letzten Richard-Strauss-Oper erweist sich Siegfried Vogel (neben Partnern wie Soile Isokoski, Anne Sophie von Otter, Jonas Kaufmann und Christopher Maltman) als großer Komödiant! :jubel: :yes: :hail:



    Von drei Versionen von Leporellos Register-Arie, die man von ihm bei Youtube finden kann, erscheint mir diese besonders komödiantisch, auch das Kurzinterview mit ihm vorneweg (ab 3:40) weist ihn in seinerMimik und Gewitzheit als Komödianten aus:


    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Hier noch ein Favorit von mir - in der Rolle des Spalanzani. Spalanzani ist durchaus eine komische Rolle, wenngleich letztlich tragikkomisch. Es ist ein stiller Humor der hier zu zeigen ist, dennoch darf er skuirill sein. Thomas Morris liefert in dieser Szene IMO eine Glanzleistung ab, allein wie er sich bewegt. Der überkandidelte fanatische von sich und seiner Physik überzugte Gelehrte wurde hier überzugend dargestellt - Ein Genuss !!



    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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