Was hört Ihr gerade jetzt? (Klassik 2011)

  • Wolfram. Krivine, ja gut, aber sein unflexibler Rhythmus!! Das geht doch gar nicht bei aller Liebe!


    Was heißt hier "unflexibler Rhythmus"? Im Thread "Der beste Beethoven aller Zeiten" (oder so ähnlich) hast Du noch gelästert, Furtwängler wäre, wenn einer dauert unmotiviert mit den Tempi rumeiert. Krivine macht das definitiv nicht ... :D


    Der Rhythmus steht auch ziemlich genau in den Noten ... :hello: ... "flexibler Rhythmus" klingt für mich irgendwie so wie "kreative Buchführung" :hahahaha:

  • Hast ja recht! Habe mich ungenau ausgedrückt.
    Das mag auch in den Noten stehen, aber so den Takt runterschlagen finde ich langweilig. Man kann eine Musik auch schwingen lassen.
    Wobei ich bei Fu seine Tempovariation belästert habe. Hier geht es um den Rhythmus: Federnd oder steif und hölzern?
    Das ist schon was anderes.
    Der 2011-er soll übrigens toll werden.
    Gruß S.


    Im Übrigen: Dass es uns so gut geht, haben wir kreativer Buchführung der letzten Jahrzehnte zu verdanken.

  • Hey, ich freu mich schon jetzt auf den 2011er - war ja ein genialer Herbst! Lass uns die positiven Folgen der Klimakatastrophe genießen, solange wir die negativen noch aushalten ... ;( ... vermutlich werden aber eher die höheren Prädikate Ausnahmerang haben, die QbAs sind in solchen Jahren nicht immer der Brüller ... in mittleren Jahren stuft man gerne mal eine Spätlese zum QbA ab, das sind dann die Hammerweine für jeden Tag (na ja, natürlich nur jeden Tag, an dem man Wein trinkt ... :stumm: )


    Der Beethoven mit Krivine war so was von erfrischend. Dass es so etwas noch gibt. Lasst uns eine stille Minute des Dankes Herrn Nikolaus Harnoncourt widmen.


    Jetzt geht ein langer Hörtag mit Beethoven, Franck, viel Sibelius und Schönberg würdig zu Ende mit dem Violinkonzert "Distant Light" von Peteris Vasks. Gespielt von John Storgards und dem Ostrobothnian Chamber Orchester unter Juha Kangas. Wieder so ein no-name-Orchester, das keiner von den insolventen Majors unter Vertrag nehmen wollte ... :hahahaha:


  • Diese Stimme, die ich in Köln öfter erleben und hören durfte, lege ich nun in den Player ein. Man muß diesen Sänger, dessen Karriere so tragisch endete, einfach genießen:


    W.S.

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  • Erst, weil's zum Ewigkeitssonntag vulgo Totensonntag gehört, Bach-Kantate Nr. 140 "Wachet auf, ruft uns die Stimme" mit Helmuth Rilling und seinen Gächingern. - Jetzt die 1. Sinfonie von Sibelius in der gigantischen Widergabe durch Leonard Bernstein mit dem Hausorchester vom Hotel Sacher ... :hahahaha:


  • Angeregt über die Diskussion über die neue "Fritz-Wunderlich-Box" mit 7 Opern-Querschnitten höre ich heute morgen einen nicht aufgeführten Querschnitt:


    W.S.

  • Bei mir nun die Symphonie Nr. 1 e-moll op. 39 von Jean Sibelius. Ich wähle die Einspielung, deren Dirigent mir zu meinem hiesigen Nickname verholfen hat: Carl von Garaguly leitet die Dresdner Philharmonie (AD: 1971). Ich finde diese Aufnahme so mitreißend und aufpeitschend, das Werk die Höhe treibend, dass es einen kaum auf dem Platz hält. Danke, Garaguly!



    Grüße,


    Garaguly

  • Gemäß Wolframs Information auch in gewisser Weis zum heutigen Tag passend:



    Sehr emotional, interessante Tempi.

    'Architektur ist gefrorene Musik'
    (Arthur Schopenhauer)

  • Lieber Novecento,


    auch bei Dir spielen ja die Musiker vom Sacher ... :hello:


    Auch bei mir läuft Mahler - vorläufig allerdings mit tragischem Ausgang:



    Ausgezeichnet gespielt. Ich mag bei Mahler allerdings Bernsteins emotionalen Überdruck ... Gergiev scheut gewiss die Extreme nicht, aber es bleibt eher kühl.

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  • Ausgezeichnet gespielt. Ich mag bei Mahler allerdings Bernsteins emotionalen Überdruck ...


    Das ist ja bei den späteren DG-Aufnahmen meist noch mehr der Fall, bei der 6ten ist es aber die ältere Aufnahmen, die ich besonders mag.
    Was Bernstein hier im langsamen Satz gelingt, ist einfach unbeschreiblich, besonders die Stelle beim ersten Einsatz des Herdengeläuts. Eine überirdisch schöne, elegische Stimmung wird hier zu Musik.



    'Architektur ist gefrorene Musik'
    (Arthur Schopenhauer)

  • Ja. Bernstein I gegen Bernstein III (Bernstein II war auf Video) ist ein immer wieder spannender Vergleich, bei dem es allerdings keine Gewinner und Verlierer gibt. Früher habe ich die DG-Version der 6. der älteren stets vorgezogen. Beim letzten Vergleichshören (auch schon wieder 3 oder 4 Jahre her) hatte die CBS-Version die Nase vorn ...

  • Lange nicht gehört und deshalb eine sehr angenehme Wiederentdeckung:



    Der Don Quixote passt nicht ganz zu den sonstigen Sinfonischen Dichtungen von Richard Strauss, weil er irgendwie anders ist, schon durch die Darstellung der Hauptpersonen durch zwei Solo-Instrumente und auch die Variationenform. Pierre Fournier spielt bezaubernd graziös und hintergründig, exzellent! Und Karajan liegt offenbar dieses Werk sehr, so dass eine wunderbar stimmige Aufnahme (aus dem Jahre 1966) entstanden ist. :jubel:


    Mit schönen Grüßen


    :hello:


    timmiju

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Vorhin gehört: Aleksandra Kurzak


    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Und nun: Teodora Gheorghiu


    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

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  • Angeregt über die Diskussion über die neue "Fritz-Wunderlich-Box" mit 7 Opern-Querschnitten höre ich heute morgen einen nicht aufgeführten Querschnitt:


    Den braucht man nicht anführen, da es dazu eine Gesamtaufnahme gibt!


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Es verklingen die letzten Takte der "Pastoralen":



    Angeregt durch Sagitt hatte ich mir die Aufnahme zugelegt und bin ibs. von der 6. Sinfonie fast restlos begeistert.
    Es ist hier die erste "hip-orientierte" Aufnahme entstanden, die das besondere "Flair" der Sinfonie nicht durch bloße Tempohatz zerstört, sondern die den empfundenen Satzcharakteren gerecht wird.


    Aber auch die 4. Sinfonie weiß zu gefallen durch einen frischen aber weit weniger "brutalen", starren Zugriff als bei Krivine z.B.


    Ich gestehe, die Aufnahme macht Appetit auf mehr-aber erst nächsten Monat.


    Apropos Krivine. Der ist als nächstes dran.


    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Ludwig van Beethoven, Sinfonie Nr. 3 Es-Dur "Eroica". Emmanuel Krivine und La Chambre Philharmonique.


    Ausgezeichnet. Voller Energie und Spielfreude. Krivine hält sich an Beethovens Metronombezeichnung und zeigt, dass diese funktionieren. Auch der Trauermarsch behält seine Wucht und Würde, ohne eine Miniausgabe des Trauermarsches aus der Götterdämmerung zu werden. (Wie es bei manchem Dirigenten, der Beethoven von Wagner her betrachtet, zu hören ist.)


    Starre Tempi, unflexible Rhythmen wurden Krivine hier vorgeworfen. Leute, habt Ihr Tomaten auf den Ohren? Hört den ersten Satz der Eroica ...


    Die Box ist ein heißer Kandidat für meinen "Best Buy 2011". Ein Knaller. Da können sich alle Thielemänner mit ihren Sachertortenorchestern besten Orchestern der (Wiener) Welt warm anziehen.




  • Nun die mir persönlich unbekannteste Symphonie von ihm:


    Sibelius: Symphonie Nr. 6
    Philharmonisches Orchester Helsinki
    Leif Segerstam
    2002


    Habe ich ewig nicht mehr bewußt gehört.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Während z.B. Krivine und Vänskä interessannte Interpretationsansätze bieten, so fährt de Vriend leider im gewohnten Fahrwasser von Aufnahmen, die es schon zu Dutzenden gibt. Natürlich hört sich das alles gut an, aber das reicht doch heutzutage nicht mehr, um wirklich zu bestehen. Richtig durchhörbar sind diese Aufnahmen auch nicht. Punkten kann die Einspielung vor allem durch ihre Aufnahmequalität, damit ist sie, wenn man Thielemann ohnehin außen vorlässt, der Neu-Einspielung unter Chailly eindeutig überlegen, egal was die Kritiker labern oder noch labern werden.




    :hello: LT

  • Erst Bruckners Messe Nr. 3 f-moll mit Sir Colin Davis. Passt ja auch besser zum Totensonntag/Ewigkeitssonntag als die Eroica.



    Jetzt Tschaikowskys Pathétique mit Toscanini, 1947 live in der Carnegie Hall. Kein Bild verfügbar. Wurde gerade im FonoForum Klassik-Kanon als eine von vier empfehlenswerten Aufnahmen dieses Werkes ausgezeichnet. Ich sag nicht, welches die anderen waren ... :baeh01:

  • Funktioniert aber. Völlig unsentimental, aber es funktioniert. Ergo ist Tschaikowskys Musik viel besser als ihr Ruf bei Kopf-Hörern.


    Warum auch sollte Toscanini das nicht können? Er hat die Bearbeitung des langsamen Satzes aus Barbers Streichquartett zum "Adagio for Strings" angeregt und auch die Uraufführung dirigiert. Solche Sachen kann er durchaus ... :hello: ... bei Bernstein klingt es freilich anders.

  • Nach Toscanini brauchte ich noch eine andere Pathétique ... Mrawinsky 1960. Die Durchführung im Kopfsatz bläst mich schier an die Wand. Wahnsinn. Welch tolle Musik. - Ach ja: ebenfalls empfohlen im FonoForum Klassik-Kanon. Na ja, wer hätte das gedacht ... :D .. so ein Klassiker der Tschaikowsky-Exegese ...


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  • Claudio Monteverdi
    Madrigali guerrieri ed amorosi

    Libro 8


    Kiehr, Haller, Fink, Laporte, Ovenden, Concerto Vocale, René Jacobs
    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Wie gut war die Pathétique unter Mrawinsky. Eine Jahrhundertaufnahme.


    Ich bleibe beim Totensonntag. Richard Strauss: Tod und Verklärung. In meiner Lieblingsaufnahme mit Herbert von Karajan aus dem Jahr 1972 oder 1973. Zu den "Vier letzten Liedern" wird es wohl vor dem sonntagabendlichen TV-Programm leider nicht mehr reichen.


    (Ja, bei Beethoven bin ich sehr kritisch mit HvK. Aber Richard Strauss konnte er richtig gut, wie viele Fin-de-siècle-Sachen!! Das war sozusagen noch seine Generation, wie Sibelius, wie Schönberg, zumindest dicht dran.)



    (Ich hab's Euch noch gar nicht gesagt: Seit über eine Woche sind die nächstgelegenen Nachbarn in Urlaub ... wenn die Musik es hergibt, läuft gerade alles in Boxentestlautstärke ... :D )

  • Lieber Wolfram,
    die CDs mit den Werken von Strauss und Tschaikowsky in den genannten Interpretationen gehören zu meinen Lieblingsaufnahmen. Toscaninis Pathétique merke ich mir.
    Ich bleibe in der der italienischen Renaissance und höre mit weiter Monteverdi an.
    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928





  • Derzeit höre ich Haydn Streichquartett op 20 Nr 5 im Vergleich.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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