Salzburger Festspiele
In seiner Eröffnungsrede "Die Lichtprobe" bei den Salzburger Festspielen fand der Schriftsteller Daniel Kehlmann ausnehmend scharfe Worte fürs deutschsprachige Regietheater.
ZitatIn einer Welt, in der niemand mehr Marx liest und kontroverse Diskussionen sich eigentlich nur noch um Sport drehen, ist das Regietheater zur letzten verbliebenen Schrumpfform linker Ideologie degeneriert."
Ich erinnere mich, daß ich dereinst ähnliches andeutete - und dafür "abgewatscht" wurde - Herr Kehrlmann jedoch bekam während seiner Rede des öfteren Zwischenapplaus - eine Tatsache, die mich dür die zukunft hoffen lässt.
ZitatWer gegen das sogenannte Regietheater ist, muss beileibe nicht konservativ sein, aber gerade mancher tiefkonservative Mensch hält die teuren und konventionellen Spektakel des Regietheater für unangreifbar.
Ich sehe es ein wenig anders, ich glaube eher, so mancher tiefkonservative Mensch bekennt sich zum Regietheater, weil er
damit seine "tiefkonservative Gesinnung" zudecken möchte.
Auch das erfüllt mich mit bedenken: "Tiefkonservativ" ist heute beinahe zu einem Schimpfwort geworden.....
ZitatUnd unterdessen bleibt der Großteil der interessierten Menschen, die einstmals Publikum gewesen wären, daheim, liest Romane, geht ins Kino, kauft DVD-Boxen mit den intelligentesten amerikanischen Serien und nimmt Theater nur noch als fernen Lärm wahr
Das gilt - in abgeschwächter Form natürlich auch für die Oper, wo herrliche Musik und wunderbare Stimmen das Ganze ein wenig abfedern....
Alles in allem formiert sich offensichtlich ein gewisser Widerstand gegen das Regietheater - und die Nutzniesser sind offensichtlich nicht mehr in der Lage , so zu tun, als wären alle mit ihrem Tun einverstanden, oder jene die es nicht sind, verkalte Trottel oder wenig gebildet - man schreckte ja vor nichts zurück.
Der Anfang vom Ende ? Ich weiß es nicht - aber immerhin: Ein Anfang ist gemacht.
Hier nun ein Link zur kompletten Rede:
http://oe1.orf.at/highlights/141206.html
mfg aus Wien
Alfred