Clifford Curzon - der härteste Kritiker seiner selbst.

  • heute vor 30 Jahren in seiner Heimatstadt gestorben:

    Sir Clifford Curzon, * 18.5.1907 London; † 1.9.1982 London.


    Sir Clifford Curzon
    * 18.5.1907 London; † 1.9.1982 London.


    Britischer Pianist, studierte an der Royal Academy of Music in London und debütierte mit 16 Jahren als Bach-Spieler in den Queen's Hall Promenade Concerts.


    1928 zog er für zwei Jahre zu A. Schnabel nach Berlin und arbeitete anschließend in Paris bei Wanda Landowska und Nadia Boulanger. Im Jahr 1932 legte er seine Klavierprofessur an der Royal Academy of Music nieder, um sich ganz dem Konzertieren zu widmen.


    Clifford Curzon ist vor allem als Mozart-, Beethoven- und Schubert-Interpret bekannt, doch setzte er sich auch für zeitgenössische Werke ein.


    Er wurde 1977 von Königin Elisabeth II. in den Adelsstand erhoben.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Großartig. Seine CDs habe ich natürlich behalten.



    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Sieht man in der derzeit verfügbaren Diskographie von Clifford Curzon nach, dann bemerkt man mit Erstaunen, daß sich hier hauptsächlich Konzertmitschnitte finden - oft sogar in mono.
    Wie ist es möglich, dass solch ein berühmter Pianist so wenig auf Platte präsent ist ?
    Das Rätsel ist schnell gelöst. Curzon war, was die Veröffentlichung seiner Aufnahmen anging ausgesprochen skrupolös, er nannte Studioaufnahmen "Verabredungen mit der Nachwelt", die ihn nach eigener Aussage (in einem Brief an den damaligen Aufnahmeleiter der DECCA Ray Minshull festgehalten) "tief deprimierten". Er war oft mit eigenen Aufnahmen - auch wenn sie makellos waren - nicht zur Veröffentlichung frei. Damals hatten Spitzenkünstler noch solche - vertraglich zugesicherten - Rechte.
    Von den hier vorgestellten 4 Klavierkonzerten wurden zwei, KV 537 und KV 595 unter Istvan Kertesz nicht veröffentlicht.
    KV 595 hatte er bereits 1964 mit den Wiener Philharmonikern unter Szell aufgenommen - und auch damals legte er sein Veto gegen die Veröffentlichung ein. Erst eine dritte Einspielung unter Benjamin Britten gab er widerwillig zur Veröffentlichung frei......


    Curzons Vorbilder waren Artur Schnabel und Wanda Landowsky.
    Und in gewisser Hinsicht teilte er die Abneigung gegen Aufnahmestudios mit Schnabel, wenn auch nicht so ausgeprägt.
    Schnabel hatte einmal die Abbey Road Studios als "Folterkammer bezeichnet .......



    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • So wenig gibt es von ihm aber nicht:


    Besitze von Decca und Audite eine ganze Reihe Aufnahmen mit ihm.




    Reichlich davon beim Werbepartner amazon. Curzen war doch der, der seine Hände immer in einem warmen Muff verbarg.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Zitat

    Wie ist es möglich, dass solch ein berühmter Pianist so wenig auf Platte präsent ist ?



    Wie Bernward schon erwähnte, stimmt das nur bedingt. Außerdem kann man jetzt seine gesammelten Decca-Einspielungen erwerben - und da sind ein paar legendäre darunter!

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • Es ist wieder einmal Harald Kral zu verdanken, daß mit SIR CLIFFORD CURZON an einen Künstler anläßlich seines 30. Todestages erinnert wird, von dem man auch heute noch mehr wissen sollte, als daß er MARIA CEBOTARIS beide Söhne adoptierte!


    CURZON war nach SOLOMON wohl Englands größter und berühmtester Pianist, und auch weltweit genoß er höchste Anerkennung, und dabei war er einer der wenigen, der sowohl als Solist, als auch als Kammermusiker ungeteilten Ruhm erlangte. Das 1952 von ihm mit JOSEPH SZIGETI, WILLIAM PRIMROSE und PIERRE FOURNIER gegründete EDINBURGH FESTIVAL PIANO QUARTET war für viele Jahre der Glanzpunkt der Festspiele. Er konzertierte des weiteren mit dem AMADEUS QUARTETT, dem BUDAPEST STRING QUARTET (Klavierquintett von BRAHMS, ganz ausgezeichnet!!!) , LIONEL TERTIS, PABLO CASALS, begleitete IRMGARD SEEFRIED, KATHLEEN FERRIER, JULIUS PATZAK und viele andere. Und ob als Interpret von Sonaten, Klavierstücken - berühmt seine Interpretation von BEETHOVEN's Eroica-Variationen oder SCHUBERT's "Wandererphantasie" - oder als Konzert-Solist, CLIFFORD CURZON leistete auf all diesen Gebieten Großartiges, wobei ihn vermutlich vor allem seine Interpretationen der Werke von MOZART, SCHUBERT, BEETHOVEN und BRAHMS unvergeßlich machen werden. Seine Aufführungen und Einspielungen der MOZART-Klavierkonzerte machten ihn bei vielen Musikkennern und Kritikern zum "größten Mozartianer seiner Zeit".


    Tatsächlich habe ich die Mozart-Konzerte Nr. 23 und 24 nie mehr so einzigartig artikuliert und nuanciert gehört wie in seiner Decca-Aufnahme von 1965 mit dem LONDON SYMPHONY ORCHESTRA, das unter ISTVAN KERTESZ - vor allem mit seinen fabelhaften Bläsern - seinerseits zu Höchstform "aufläuft" und mit CLIFFORD CURZON eine kongeniale Einheit bildet. CURZON's Spiel findet dabei zu einer einzigartigen Synthese zwischen brillianter Technik, graziöser Präzision, feinster Nuancierung und empfindsamer Deklamatiion. Auch der Klavierklang ist natürlich und präsent. Liebhabern mozartscher Musik, die diese Aufnahme noch nicht kennen, sei diese wärmstens empfohlen!


    CURZON's Kunst beruht nicht nur auf singulärer Musikalität und Intuition, sondern ist auch das Ergebnis seiner äußerst methodischen Arbeit. Bevor er sich an die Interpretation eines Werkes machte, studierte er aufs Genaueste Notentexte, insbesondere Erstausgaben, Literatur über den jeweiligen Komponisten und dessen Zeitgeschichte. Keine Aufnahme hat für ihn endgültigen Charakter, häufig überdachte er seine letzte Interpretation, zog sich immer wieder längere Zeit zurück und stellte schon Erreichtes wieder in Frage. Dabei war er absolut kein Egozentriker, sondern all dieses Trachten nach weiterer Verbesserung galt ausschließlich dem Werk und dem Wunsch, eine Komposition, vor der er stets größte Ehrfurcht empfand, in reinster authentischer Schönheit zum Klingen zu bringen. Trotz der Besinnung auf Anwendung sparsamster Mittel bei makelloser Technik hat sein Spiel fast immer einen besonderen inhärenten Glanz, der sogleich für sich einnimmt. Ehrfurcht empfand CURZON offenbar auch vor dem Detail, ohne dieses haarspalterisch herauszukehren. Er war dabei immer mutig genug, auf billige übliche Effekte zu verzichten und kam jederzeit ohne große solistische Pose aus. Sein Spiel blieb immer klar, tranparent und natürlich, und ohne Exzesse in irgend einer Richtung, aber auch ohne dabei unverbindlich zu werden, was ihn zu einem idealen Mozart-Interpreten machte. Aber auch den Werken Schubert verleiht es einen seltenen Zauber, tiefen Ernst und stellenweise auch Schwermut.


    Nach dem Studium in Berlin bei dem von ihm hoch verehrten ARTUR SCHNABEL ab 1928, der ihm u. a. fast unmenschlich lange Übungszeiten auferlegte, und bei WANDA LANDOWSKA und NADIA BOULANGER in Paris, konnte CURZON erstmals 1947 in den USA mit dem NEW YORK PHILHARMONIC ORCHESTRA unter DIMITRI MITROPOULOS mit TSCHAIKOWSKIS Klavierkonzert Nr 1 und mit RACHMANINOFF erste viel beachtete Erfolge erzielen. So schrieb die "New York Times" am 20.12. 1947: "CURZON must be reckoned among the greatest keyboard artists of the time". Es folgten dann Auftritte 1951 in London, ab 1952 trat er mit seinem Quartett bei den Edinburgh Festivals auf, und es folgten dann Soloauftritte in Holland, Zürich, Bergen, München, Salzburg etc.


    CLIFFORD CURZON starb am 01. 09. 1982 in London nach einem Schwächeanfall, den er bei der Probe des Es-Dur-Konzertes von BEETHOVEN bei den LUZERNER FESTWOCHEN erlitten hatte.


    Neben dem Klavierspiel, das er 4 - 8 Stunden täglich betrieb, liebte er Lesen, Gartenarbeit, Schwimmen und Motorsport. Er äußerte einmal, daß er im Notfall lieber Hecken schneiden würde als zu unterrichten!


    Zum Glück erinnern uns doch eine ganze Reihe von Einspielungen an ihn und seine große Kunst. Man würde sich davon natürlich noch viel mehr davon wünschen, doch ging er mit der Auswahl und jeder Aufnahme sehr selektiv um, da er höchste Ansprüche an sich und sein Spiel stellte, und viele Aufnahme, wie von Alfred schon erläutert, wieder verwarf und nicht frei gab. Umso mehr vermittelt eine jede der heute noch, bzw. wieder erhältlichen Aufnahmen, eloquente Beispiele seines großartig differenzierten Anschlags und der reinen, schlichten Ästhetik seines Spiels.


    Viele Grüße aus Málaga


    wok


  • Auch hier würde ich einer Vereinfachung des Threadnamens bedingungslos zustimmen. Clifford Curzon hat heute Geburtstag. Dazu habe ich diese CD ausgesucht:



    Es ist sein 108. Geburtstag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Und heute ist wieder sein Todestag, zudem ich seine schöne CD mit Schubert und Schumann ausgesucht habe:



    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Das Problem von Clifford Curzon war, daß er ungemein streng seinen eigenen Aufnahmen gegenüber war. Das mag heut zwar sympathisch klingen, für die Produzenten indes war dies ein Gräuel, den in früheren Zeiten konnten Künstler der ersten Garnitur die Veröffentlichung ihrer Aufnahmen verhindern,ein Privileg, von dem Curzon oft genug Gebrauch machte. Irgendwann überlegt dann ein Plattenlabel, ob es sich überhaupt lohnt mit solch einem Künstler aufzunehmen, denn wer produziert schon gern fürs Archiv ???


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich hatte vergessen zu erwähnen, dass es sich um seinen

    33. Todestag


    handelte.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • Eine ganz große Aufnahme mit Clifford Curzon wurde hier noch nicht genannt:


    mit dem London Symphony Orchestra, Dirigent: George Szell (Aufnahme: 5/1962, Kingsway Hall, London).


    Für mich zählt sie zu den bedeutenden Interpretationen des Werks. Ich bin vor Tagen durch die Diskussion über den Dirigenten bei Tschaikowsky wieder darauf aufmerksam geworden und habe sie inzwischen mit großem Genuß gehört. Szell geht hier deutlich langsamer zu Werke als in seiner Aufnahme mit Rudolf Serkin aus 1968 (CBS). Die Zusammenarbeit mit Curzon ist jedenfalls großartig gelungen; Pianist und Dirigent hören aufeinander und bringen eine Auslegung wie aus einem Guß zustande. Auch klangtechnisch ist die Aufnahme untadelig.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Hallo Nemorino,


    wie es scheint, haben wir in punkto Musik doch sehr ähnliche Vorlieben und Ansichten. Ich schrieb ja am 28. 11. 2012 einen längeren Beitrag über CLIFFORD CURZON, meine absolut bevorzugter Pianist für die beide MOZART-Konzerte r. 23 und 24. Seine Aufnahme des BRAHMS-kONZERTS Nr 1 unter SZELL ist gewiß auch genial, doch sagt mir die etwas schnellere Spielweise der SZELL-Aufnahme mit dem drängend-brillant, vielleicht auch etwas romantischer, spielenden SERKIN noch ein klein wenig mehr zu. Ich liebe einfach den MOZART- Still von CURZON Aber darüber kann man wirklich trefflich streiten, beide Aufnahmen sind herausragend.


    youtube.com/watch?v=oXyYGyKGpAk

    youtube.com/watch?v=GD3oyRrqNYE


    Viele Grüße

    wök

  • beide Aufnahmen sind herausragend.

    So ist es, lieber wok.


    Sowohl Curzon als auch Serkin waren Giganten, und Szell als Begleiter war immer eine Klasse für sich. Für mich sind beide Aufnahmen unverzichtbar - obgleich ich die allererste Stereo-Aufnahme des 1. Brahms-Konzerts noch immer einen ganz kleinen Tick vorziehe: Rubinstein/Reiner (RCA) von 1954.

    Da gibt's auch noch ein sehr schönes, stimmungsvolles 5. Beethoven-Konzert mit den Wiener Philharmonikern und Hans Knappertsbusch am Pult, gekoppelt mit den Eroica-Variationen, die von Curzon meisterhaft interpretiert werden. Eine glanzvolle CD, billig präsentiert, aber in guter Stereotechnik:



    Curzons Mozart-Aufnahmen sind eine Klasse für sich, die zu loben, hieße Eulen nach Athen tragen!


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • sind die Konzerte alle in dieser Box?

    Offenbar sind die Brahms - KK NR. 1 und 2 in dieser MONO-CD-Box enthalten.

    :!:Das KK Nr.1 mit Szell/ LSO und das KK Nr.2 allerdings mit Knappertsbusch / Wiener PH (MONO-Aufnahme 1958).


    Offenbar in Stereo präsentiert sich das KK Nr.1 auf dieser alten Decca-Doppel-CD (siehe Rückseite):



    Decca, 1962 / 1958, ADD


    Die sehr ausladenen Spielzeiten des KK NR.1 = 23:16 - 16:06 - 11:56 dürften mir, bei aller Fürsprache für Curson, nicht liegen. Wenn der 1.Satz länger als 21Minuten ist, kommt bei mir eher ein Abneigung auf.



    Nebenbei ... OT weil es nicht um Curson geht:

    Szell ist für mich der "Spiritus Rector" für die Brahms-Klavierkonzerte --- in den Aufnahmen mit Serkin und Fleisher (SONY) --- die Aufnahmen sind; genau wie ihr sagt, lieber Nemorino und Wok = herausragend ! ;) Und vom Tempo genau so wie ist es schätze !


    :angel:Mit der Rubinstein / Reiner - Aufnahme (RCA, 1954) schliesse ich mich Deiner Einschätzung an, lieber Nemorino ... das war meine Erste auf in einer RCA-Doppel-LP-Box mit dem KK Nr.2 unter Krips, von der ich geprägt wurde. Die habe ich heute natürlich auf RCA-CD !

    :) Eine weitere weitere gemeinsame Parallele.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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  • Lieber Holger,


    leider kann ich Deine Frage nicht schlüssig beantworten, weil Curzon diverse Konzerte mehrfach eingespielt hat. Auf der Rückseite der 10 CD-Box von Membran steht aber der komplette Inhalt, leider kriege ich ihn nicht kopiert. Bei amazon kann man sie aber einsehen. Auf jeden Fall sind sehr interessante Aufnahmen enthalten, u.a. auch die Fantasie op. 17 von Schumann, die lange als Geheimtip galt, zwar nur Mono, aber bei Klavier solo ist das ja zu verschmerzen.


    Warum teleton (Wolfgang) davon ausgeht, daß die gesamte Box nur Mono-Aufnahmen enthält, weiß ich nicht. Ich denke, daß auch einiges in Stereo enthalten ist, denn ich kenne z.B. weder das Brahms-Konzert Nr. 1 (mit Szell) oder das Beethoven-Konzert Nr. 5 (mit Knappertsbusch) als Monoproduktion. Das dürfte Stereo sein, aber genau kann ich das nicht sagen.


    Schönen Abend und

    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Das Label AUDITE bietet noch zwei schöne Scheiben mit dem Pianisten an (natürlich in Stereo):


    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

  • Griegs Klavierkonzert mit Sir Clifford Curzon

    Noch gar nicht genannt, dabei absolut referenzträchtig und mein Favorit bei diesem Werk:


    51i7ptcXvqL._SL300_.jpg  


    Sir Clifford Curzon und das London Symphony Orchestra unter dem norwegischen Dirigenten Oivin Fjeldstad spielten 1959 eine sensationelle Aufnahme des Klavierkonzerts von Edvard Grieg für Decca ein. Zum tadellosen Ergebnis tragen kongenial auch Orchester und Dirigent bei. Für das hohe Alter erstklassiges Stereo. In diversen Aufmachungen erschienen, auch in einer Gesamtbox.

    Ich wage zu behaupten: Besser geht's nicht!

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Offenbar sind die Brahms - KK NR. 1 und 2 in dieser MONO-CD-Box enthalten.

    :!: Das KK Nr.1 mit Szell/ LSO und das KK Nr.2 allerdings mit Knappertsbusch / Wiener PH (MONO-Aufnahme 1958).

    Lieber Wolfgang,


    wie schon soeben an Holger gepostet, bin ich mir nicht sicher, daß die Box nur Monoaufnahmen beinhaltet. Mir ist z.B. nicht bekannt, daß den Stereo-Produktionen von Beethoven 5 (mit Knappertsbusch) und Brahms 1 (mit Szell) frühere Aufnahmen vorangegangen sind. Vielleicht bis Du da besser informiert.

    Das Brahms-Konzert Nr. 2 mit Knappertsbusch ist jedoch ohne Zweifel eine Mono-Produktion.

    Die sehr ausladenen Spielzeiten des KK NR.1 = 23:16 - 16:06 - 11:56 dürften mir, bei aller Fürsprache für Curson, nicht liegen. Wenn der 1.Satz länger als 21Minuten ist, kommt bei mir eher ein Abneigung auf.

    Ich habe die Aufnahme heute gehört. Sie ist sicher nicht so vorwärtsdrängend wie Szells Versionen mit Serkin und Fleisher (beide CBS), aber ich hatte nicht den Eindruck von Langatmigkeit. Wenn Dir der 1. Satz wenn er 21 Minuten überschreitet, nicht liegt, was hältst Du dann von der Aufnahme Gilels/Jochum (DGG), die 24.15 Min. braucht? Ich schätze diese Gilels-Aufnahmen (wie auch die Nr. 2 mit Jochum, es gibt noch eine weitere unter Reiner/RCA) wegen ihrer majestätischen Prachtentfaltung schon, obwohl sie keineswegs als Leitinterpretationen gelten dürfen. Doch als Alternativen zum Mainstream haben sie (für mich) schon ihren Wert. Der "Bremsklotz" dürfte Eugen Jochum gewesen sein. Deshalb hier der Vergleich für Konzert Nr. 2:

    1) Gilels/Reiner (1958): 1. Satz 15.54 / 2. 8.03 / 3. 11.56 / 4. 8.44 Min.

    2) Gilels/Jochum (1971) : 1. Satz 18.22 / 2. 9.31 / 3. 14.04 / 4. 9.47 Min.

    Gilels/Jochum haben ja gleich Kontroversen ausgelöst; es gab leidenschaftliche Diskussionen zwischen den Freunden und Gegnern dieser aus der Reihe tanzenden Produktion. Mich hat vor allem die überragende Klangqualität gleich sehr beeindruckt.


    Mit der Rubinstein / Reiner - Aufnahme (RCA, 1954) schliesse ich mich Deiner Einschätzung an, lieber Nemorino ... das war meine Erste auf in einer RCA-Doppel-LP-Box mit dem KK Nr.2 unter Krips, von der ich geprägt wurde.

    Meine erste Nr. 1 war Graffman/Münch (RCA), auch nicht schlecht, aber kein Vergleich mit Rubinstein/Reiner. Die kam bei mir erst viel später hinzu. Rubinstein/Krips (Nr. 2) habe ich auch, eine Top-Aufnahme (es gibt noch eine frühere Rubinstein/Münch von 1952 in Mono, die steckt bei mir in einer Münch-Box, musikalisch sehr gut, aber klanglich kann sie nicht mithalten). Mit Josef Krips hat Rubinstein auch schöne Mozart-Konzerte gemacht, die kennst Du sicher.


    Auch Dir einen schönen Abend!

    LG Nemorino:hello:

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

    2 Mal editiert, zuletzt von nemorino ()

  • Lieber Holger,


    Diese Frage kann ich Dir leider auch nicht beantworten. Ich kaufe nur in ganz seltenen Fällen Boxen. Seit meiner Jugend interessiere ich mich sehr stark für Interpreten und Komponisten (ich wollte vor langer Zeit schon einmal ein Interpreten-Lexikon herausgeben und hatte schon viele biographische Daten gesammelt, mußte dieses Vorhaben dann aber aus beruflichen und zeitlichen Gründen aufgeben), und wenn ich für die hunderte von Interpreten und deren Aufnahmen verschiedenster Komponisten jedes Mal eine Box gekauft hätte, dann hätte ich schon bald völlig den Überblick verloren. Statt dessen nahm und nehme ich, sobald ich durch Rundfunkaufnahmen und Konzertbesuche über genügend Vergleichsmöglichkeiten und einen umfassenden Überblick verfüge, gleich beim Kauf einer LP oder CD eine Selektion vor, wobei ich auch Aufnahmen aus Frankreich, England, Italien und den USA mit berücksichtige und aus diesen Ländern kommen ließ, wobei ich mich besonders auf Einspielungen des voriigen Jahrhunderts konzentriere. Wenn ich also nach vielen Hörerlebnissen und langjährigen Vergleichen z. B. zu dem Ergebnis gekommen bin, daß mir - wie in obigem Fall - für die Aufnahme der MOZART-Klavierkonzerte Nr. 23 und 24 die Einspielung durch CURZON und KERTESZ am meisten zusagt, dann kaufe ich mir nur diese Aufnahme - evtl. später noch eine zweite oder dritte Alternativaufnahme, wenn diese mir ähnlich zusagt, was natürlich heute immer schwieriger wird, da immer mehr Einspielungen von Interpreten und Komponisten nur noch als Box zu haben sind. Andere Interpretationen kann ich ja ständig im Rundfunk auf Klassik-Sendern hören, auch hier in Spanien. Ich möchte als reiner nicht-professioneller Musikliebhaber nicht über hunderte Kassetten und tausende CDs oder LPs verfügen, wenn ich weiß, die ich die meisten Aufnahmen aus diesen Stapeln schon aus Zeitgründen niemals anhören kann.

    Ein besonderes Anliegen ist es mir übrigens auch, durch entsprechende Interpretationshinweise an Interpreten und auch Komponisten zu erinnern, die nach meiner subjektiven Meinung heute zu wenig Beachtung finden oder ganz in Vergessenheit geraten sind . .


    Viele Grüße

    wok

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  • Halllo Nemorinio,


    Über so viele Einspielungen von CLIFFORD CURZON könnte man ins Schwärmen geraten. Dazu gehört natürlich auch diese Aufnahme von BEETHOVEN's 5. Klavierkonzert unter KNAPPERTSBUSCH mit den Eroica-Variationen, und ich denke dabei auch an großartige Einspielungen von reiner Klaviermusik und verschiedener Kammermusik im Verein mit so großen Interpreten wie SZIGETI, PRIMROSE, FOURNIER, CASALS, wobei insbesondere seine Aufnahme des Forellenquintetts mit BOSKOWSKY zu erwähnen wäre, nicht zuletzt auch seine zauberhafte Einspielung der SCHUBERT Impromptus op. 142 und der SCHUBERT D-Dur Sonate Stets zeichnen bewundernswerte Klarheit, Transparenz, höchste Präzision, und wo es angebracht ist, auch Attacke sein Spiel aus.


    Beste Grüße

    wok.

  • wobei insbesondere seine Aufnahme des Forellenquintetts mit BOSKOWSKY zu erwähnen wäre

    Lieber wok,


    danke, daß Du daran erinnert hast! Im Laufe der Zeit verliert man zwangsläufig die Übersicht. Ich bin aber auch kein ausgesprochener Kammermusik-Fan, vielleicht liegt es daran. Aber die berühmte Aufnahme steht (seit Jahren unbeachtet:untertauch:) in meinem Kammermusik-Regal, in dieser schönen Aufmachung:

    Clifford Curzon mit Mitgliedern des Wiener Oktetts. Boskovsky durfte da natürlich nicht fehlen. Es ist eine frühe Stereo-Produktion von 1957.


    SCHUBERT D-Dur Sonate

    Die habe ich leider nicht, aber stattdessen eine großartige B-dur Sonate D. 960, aufgenommen 9/1970. Leider läßt Curzon, wie auch viele seiner Kollegen, die so wichtige Wiederholung im 1. Satz fort, ansonsten ist es eine tolle Einspielung. Auf meiner CD ist sie gekoppelt mit den Moments musicaux, D. 780 und dem As-dur-Impromptu aus D. 935. Die Ausgabe scheint es nicht mehr zu geben.

    Aber zusammen mit der Brahms-Sonate Nr. 3 ist sie noch erhältlich:

    allerdings recht teuer (Japan-Import).


    LG Nemorino



    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Clifford Curzon hat tatsächlich eine weitere Aufnahme des Brahms-Konzerts Nr. 1 eingespielt:


    Piano Concerto No. 1 In D Minor, Op. 15

    allerdings nicht mit George Szell, sondern mit dem holländischen Dirigenten Eduard van Beinum und dem Concertgebouw-Orchester Amsterdam. Das scheint mir auf alle Fälle eine Mono-Produktion zu sein, wahrscheinlich aus den frühen 1950er Jahren. Mir selber ist sie nicht bekannt. Es wäre interessant zu erfahren, welche Tempi hier Solist und Dirigent gewählt haben.

    Als LP ist die Aufnahme bei Amazon noch zu erwerben. Sicher nur für besondere Liebhaber von Interesse.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Hallo Nemorino,


    Ja, die Existenz dieser Aufnahme mit VAN BEINUM und seinem CONCERTGEBOUW-ORCHESTER ist mir bekannt. Sie war sogar als einzige Aufnahme des BRAHMS-Klavierkonzertes Nr 1 mit CURZON noch im Bielefelder Katalog 1991 verzeichnet. Ich bleibe aber bei meiner Präferenz von SERKIN/SZELL für das BRAHMS-Klavierkonzert, und von CURZON für MOZART. VAN BEINUM ist mir für BRAHMS auch etwas zu bedächtig-sachlich, und ich vermisse bei ihm schon einen Schuß mehr an Romantik.


    Viele Grüße

    wok

  • Diese Frage kann ich Dir leider auch nicht beantworten. Ich kaufe nur in ganz seltenen Fällen Boxen.

    Lieber Wok,


    die Serie von Boxen-Veröffentlichungen gibt es eigentlich ja auch erst seit ein paar Jahren. Damit versucht die Platten-Industrie ihre sinkenden Umsatzzahlen etwas zu kompensieren. Den Sammler freuts. So habe ich dann aber auch etliches doppelt, weil ich natürlich vor 20 oder 30 Jahren die Einzelausgaben gekauft habe. Curzon gehört zu den vernachlässigten Pianisten in meiner Sammlung, weswegen ich mir diese Box gekauft habe. Die meisten Aufnahmen sind Mono, einige aber Stereo wie das Brahms KK 1 mit Szell von 1962 und das Tschaikosky-Konzert mit Solti von 1959 - da wird Decca wohl Stereo-Technik gehabt haben. :hello:


    Ein schönes Wochenende wünscht

    Holger

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  • VAN BEINUM ist mir für BRAHMS auch etwas zu bedächtig-sachlich

    Lieber wok,


    wie gesagt, ich kenne diese Aufnahme nicht. Sie ist auch in meinen alten Plattenkatalogen, so weit ich sehen kann, nirgends verzeichnet. Die gehen bis 1959 zurück; allerdings sind es alles Auswahlverzeichnisse.

    Eduard van Beinum war seinerzeit der Nachfolger Mengelbergs bei Concertgebouw Orkest, in den 1950er Jahren hat er zahlreiche Aufnahmen für PHILIPS und DECCA gemacht. Auch er zählt inzwischen zu den fast Vergessenen. Auf CD ist er bei mir auf dieser Ausgabe vertreten:

    BEETHOVEN: Klavierkonzerte Nr. 1 & 4

    Robert Casadesus (Klavier) und das Concertgebouw-Orchester Amsterdam (Aufnahme: 3/1959, STEREO).

    Da ist er alles andere als "bedächtig-sachlich", sondern im Gegenteil sehr forsch! Als Beispiel die Zeiten des Konzerts Nr. 1:

    1. Satz 14.20 / 2. 8.40 / 3. 8.35 Min.

    Inwieweit der Pianist dafür verantwortlich war, läßt sich natürlich nicht mehr feststellen.


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Lieber Holger,


    Für mich war und ist der Kauf einer LP und CD immer eine spannende Sache, und wenn die Bestellung dann eintraf, konnte ich mich immer auf diese beim Abhören voll konzentrieren und daran erfreuen. Irgendwie geht es mir auch gegen den Strich, Kunst ähnlich wie Kaufhausware im Zehnerpack zu kaufen. Früher, ab den 50er Jahren, gab es auch schon zunehmend Boxen, meist mit 3 LPs. Für größere Werke, wie Opern oder Oratorien war dies ja ohnehin unumgänglich und normal. Enthielt die Box aber Aufnahmen von Interpreten, oder Werke, die mich nicht interessierten, fragte ich oft mit Erfolg bei den Lieferanten an, ob ich aus dieser Box nicht nur eine bestimmte Platte geliefert bekommen könnte. Damals war man diesbezüglich noch sehr entgegenkommend und servicial, vor allem englische und französische Lieferanten, und sie schickten mir dann tatsächlich oft nur die gewünschte Platte aus einer 3er-Box, auch zum entsprechend reduzierten Preis. Das wäre heute kaum noch denkbar, aber meiner selektiven Auswahlpolitik kam dies damals sehr entgegen.


    Viele Grüße

    wok

  • Hallo Nemonrino,


    Ich glaube schon, daß der zweifelsohne großartige Dirigent VAN BEINUM in der Regel etwas zu einer etwas mehr gemächlichen (im guten Sinne) Spielweise neigte. Natürlich hängt dies auch von dem jeweils gespielten Werk ab. Es ist durchaus denkbar, daß der berühmte ROBERT CASADESUS - ich lernte ihn 1964 beim WÜRZBURGER MOZARTFEST unter RAFAEL KUBELIK mit MOZART's KV 595 kennen, und schon damals fiel mir sein forsches, zupackendes Spiel in den schnellen Sätzen auf, dem sich offenbar auch KUBELIK anpaßte. ROBERT CASADESUS war ja ein begnadeter Mozart-Interpret, und in den langsamen Sätzen war sein Spiel dafür umso vertiefter und beseelter.


    Viele Grüße

    wok

  • Hallo zusammen,


    da hier verschiedentlich nach den Tempi der Aufnahme des 1. Klavierkonzerts mit Eduard von Beinum gefragt wurde, habe ich mal nachgeschaut. Sie ist in Vol. 2 der vier Einzelboxen aus der Serie Original Masters enthalten; zum Vergleich auch direkt die Zeiten der beiden anderen Brahms-Einspielungen:


    Curzon/Jorda 1946 21:21 14:17 10:55

    Curzon/Beinum 1953 21:34 13:30 11:59

    Curzon/Szell 1962 22:16 16:06 11:56


    Die Angabe auf der in Beitrag 15 abgebildeten CD ist ein Druckfehler. Curzon und Szell brauchten genau eine Minute weniger als dort steht.


    Unter meinen Aufnahmen spielt den Kopfsatz am schnellsten Backhaus unter Boult (19:10). Ähnlich "breite" Aufnahmen wie die mit Gilels gibt es auch mit Arrau, Buchbinder und Weissenberg.


    Viele Grüße,

    Rainer

  • Damals war man diesbezüglich noch sehr entgegenkommend und servicial, vor allem englische und französische Lieferanten, und sie schickten mir dann tatsächlich oft nur die gewünschte Platte aus einer 3er-Box, auch zum entsprechend reduzierten Preis. Das wäre heute kaum noch denkbar, aber meiner selektiven Auswahlpolitik kam dies damals sehr entgegen.

    Lieber Wok,


    das ist ja unglaublich! Irgendwie wird man doch etwas wehmütig, denn damals bedeutete es noch etwas, überhaupt eine LP zu haben. Heute haben wir Massenmedien und man hat eine "Datei", egal ob Musik oder irgend etwas anderes. So sehr man natürlich die Verfügbarkeit von fast Allem und Jedem schätzt, so hat auch das seinen Preis. Die sehr persönliche Aneignung eines Repertoires, eines Künstlers von damals, das war doch ein anderer Bezug!


    Schöne Sonntagsgrüße

    Holger

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