Die neue Reihe über Opernarien stieß auf für kaum möglich gehaltenes Interesse. Mozart ist bereits zweimal vertreten (Il mio tesoro - Eine Arie und ihre Interpreten, Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen - eine Arie und die singenden Virtuosinnen!), Lortzing einmal (Fünftausend Taler -Eine Arie und ihre Interpreten). Ein gutes Omen für einen weiteren Thread.
Ich habe lange überlegt und wollte eigentlich zunächst eine Arie des Osmin bringen. Weil Mozart jetzt aber schon so gut vertreten ist, verschiebe ich das erst einmal und gehe in die Hochromantik, genauer gesagt zu Richard Wagner. "Arie" kann man die Gralserzählung aus dem "Lohengrin" (1850) eigentlich nicht nennen, doch dürfte es sich um eines der bekanntesten solistisch vorgetragenen Gesangsstücke aus einer Wagner-Oper handeln, welches zudem unzählige Interpreten auf Tonträger verewigt haben.
Zunächst einmal der Text:
In fernem Land, unnahbar euren Schritten,
liegt eine Burg, die Monsalvat genannt;
ein lichter Tempel stehet dort inmitten,
so kostbar als auf Erden nichts bekannt;
drin ein Gefäß von wundertät’gem Segen
wird dort als höchstes Heiligtum bewacht.
Es ward, dass sein der Menschen reinste pflegen,
herab von einer Engelschar gebracht.
Alljährlich naht vom Himmel eine Taube,
um neu zu stärken seine Wunderkraft:
Es heißt der Gral, und selig reinster Glaube
erteilt durch ihn sich seiner Ritterschaft.
Wer nun dem Gral zu dienen ist erkoren,
den rüstet er mit überirdischer Macht;
an dem ist jedes Bösen Trug verloren,
wenn ihn er sieht, weicht dem des Todes Nacht;
selbst wer von ihm in ferne Land entsendet,
zum Streiter für der Tugend Recht ernannt,
dem wird nicht seine heil’ge Kraft entwendet,
bleibt als sein Ritter dort er unerkannt.
So hehrer Art doch ist des Grales Segen,
enthüllt muss er des Laien Auge fliehn;
des Ritters drum sollt Zweifel ihr nicht hegen,
erkennt ihr ihn — dann muss er von euch ziehn.
Nun hört, wie ich verbot’ner Frage lohne:
Vom Gral ward ich zu euch daher gesandt:
Mein Vater Parzival trägt seine Krone,
Sein Ritter ich — bin Lohengrin genannt.
Es gibt noch eine weitere, sog. "zweite Strophe", die indes nur äußerst selten eingespielt wurde:
Nun höret noch, wie ich zu euch gekommen!
Ein klagend Tönen trug die Luft daher,
daraus im Tempel wir sogleich vernommen,
dass fern wo eine Magd in Drangsal wär’.
Als wir den Gral zu fragen nun beschickten,
wohin ein Streiter zu entsenden sei,
da auf der Flut wir einen Schwan erblickten,
zu uns zog einen Nachen er herbei:
mein Vater, der erkannt des Schwanes Wesen,
nahm ihn in Dienst nach des Grales Spruch,
denn wer ein Jahr nur seinem Dienst erlesen,
dem weicht von dann ab jedes Zaubers Fluch.
Zunächst nun sollt’ er mich dahin geleiten,
woher zu uns der Hilfe Rufen kam,
denn durch den Gral war ich erwählt zu streiten,
darum ich mutig von ihm Abschied nahm.
Durch Flüsse und durch wilde Meereswogen
hat mich der treue Schwan dem Ziel genaht,
bis er zu euch daher ans Ufer mich gezogen,
wo ihr in Gott mich alle landen saht.
Wer hat eures Erachtens den Gralsritter Lohengrin in seinem berühmtesten Auftritt am besten verkörpert? Welche Interpreten sollte man gehört haben?
(Es geht, um das noch einmal zu betonen, nicht nur um Gesamtaufnahmen. Es reicht, wenn es eine Aufnahme des Sängers von der Gralserzählung gibt.)
P.S. Idealerweise wird bei Nennungen ein YouTube-Video hinzugefügt, so verfügbar (ist aber kein Muss).