Berühmte Mozart-Dirigenten

  • Zitat

    Original von Felipe II.
    Von Böhm wurde mir früher von etlichen Leuten abgeraten - angeblich zu altmodisch und langweilig.


    Das können nur Leute behaupten, die das Werk mit Östman oder Jacobs kennengelernt haben und glauben, dass das richtig sei...

    :untertauch:


    ...

    Zitat

    Will mir mal seinen hochberühmten Figaro zulegen (mit Prey und Fischer-Dieskau, glaub ich).


    Du könntest da aber gleich die Ponelle-Verfilmung ernsthaft in Erwägung ziehen!



    Für Fans gibt es eine vielleicht noch empfehlenswertere Aufzeichnung von den Salzburger Festspielen. Allerdings nur mono und SW-Bild damaliger Qualität, musikalisch jedoch hinreißend!



    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von Theophilus


    Das können nur Leute behaupten, die das Werk mit Östman oder Jacobs kennengelernt haben und glauben, dass das richtig sei...

    :untertauch:


    ...


    Oder vielleicht auch mit Harnoncourt. :D
    Na ja, mir persönlich sagt Böhm mehr zu.


    Zitat

    Original von Theophilus


    Du könntest da aber gleich die Ponelle-Verfilmung ernsthaft in Erwägung ziehen!



    Davon kenne ich Ausschnitte von y...tube.
    Gefiel mir sehr gut.


    Zitat

    Original von Theophilus
    Für Fans gibt es eine vielleicht noch empfehlenswertere Aufzeichnung von den Salzburger Festspielen. Allerdings nur mono und SW-Bild damaliger Qualität, musikalisch jedoch hinreißend!



    Interessant, kannte ich gar nicht.
    Wird da auf Deutsch gesungen?

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zitat

    Original von Felipe II.
    ...
    Oder vielleicht auch mit Harnoncourt. :D
    Na ja, mir persönlich sagt Böhm mehr zu.


    Ich glaube eher nicht, dass Harnoncourt-Fans Böhm beim Figaro als langweilig bezeichnen werden, altmodisch unter Umständen schon (aber ich kann dir versichern, beim Salzburger Mitschnitt geht gehörig die Post ab!)



    Zitat


    Interessant, kannte ich gar nicht.
    Wird da auf Deutsch gesungen?


    Nein! Ich glaube nicht, dass der Figaro in Salzburg jemals auf Deutsch gesungen wurde, und bei dieser internationalen Besetzung wäre das auch gar nicht möglich.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Auch dieser Thread wird von mir wiederbelebt. Im Rahmen des neuen Karl Böhm-Threads wurde nämlich auf Joseph Krips als hervorragenden Mozart Dirigenten verwiesen - ein Urteil dem ich mich anschliesse.
    Nicht so sehr bin ich jedoch der Meinung, daß er ähnlich wie Böhm dirigiert habe.
    Seine Mozart Sinfonien für Philips (nicht komplett) - Ich erinnnere mich genau - klangen ein wenig "härter" - in Richtung Szell gehend - aber nicht so konsequent. Und ich erinnere mich ferne, daß ich davon begeistert war - ihn für EBENBÜRTIG neben Karl Böhm stellte, wobei die Philips Tontechnik auf Langspielplatte sehr eindrucksvoll und kernig klang. Leider dürften die alten Bänder gelitten haben - oder die Tontechniker die die CD-Überspielung machten, einen anderen Geschmack gehabt haben - jedenfalls meine ich, daß einiges, was den Reiz der Langspielplattenversion ausmachte - auf CD nicht mehr vorhanden ist....
    Aebr vielleicht kommt irgendwann ein neues Remastering ?


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Auch dieser Thread wird von mir wiederbelebt


    Mit "Wiederbelebungen" von Threads ist das so eine Sache... Es muß die Bereitschaft von allen Seiten gegeben sein - Vor allem muß Material für das Thema vorhanden sein, vorzugsweise Neues. Interessanterweise kreist dieser Thread ja vorzugsweise um Opernaufnahmen - häuptsächlich um solche aus der Vergangenheit. Natürlich wird in Bezug auf die Sinfonien Karl Böhm erwähnt - wer nicht - wenn nicht er, ebenso wie Neville Marriner, dessen Mozartbild - schon durch das Orchester vorgegeben - etwas schlanker war als jenes von Böhm mit den Wiener und Berliner Philharmonikern. Bruno Walter und Joseph Krips wurden gestreift, ebenso - verdientermaßen - John Eliot Gardiner.
    Dem kann ich noch Sandor Vegh hinzufügen, von dessen Konzerten in Salzburg einiges auf Tonträger überliefert ist.
    Hier ein kurzer Hinweis, daß die späten Mozart-Aufnahmen von Krips - einst für Philips eingespielt - nun in einer realtiv preiswerten Box erhältlich sind.

    Des weiteren ist seit geraumer Zeit eine Box mit sämtlichen Sinfonien unter der Stabführung von Jeffrey Tate verfügbar, dessen Mozart IMO vorzüglich ist, der aber in Österreich (Deutschland?) den Durchbruch nie so richtig geschafft hat - vermutlich wegen der Fixierung des hiesigen Sammler-Publikums auf Böhm und Marriner...(?)
    Jaap ter Linden - eigentlich Spezialist für alte Musik - gründete 2000 die "Mozart Akademie Amsterdam" uns spielte alle Mozart Sinfonien mit ihr ein. Ich halte die Aufnahme für sehr interessant. Leider scheint es die Formation inzwischen nicht mehr zu geben (?) Tempi passati


    Von der Vergangenheit nun (beinahe) in die Gegenwart. Aus meiner Sicht gibt es derzeit kaum Dirigenten, welche Mozart unverfälscht so dirigieren, daß ich sie empfehlen möchte - aber vermutlich habe ich auch etwas übersehen.
    Die meiner Meinung nach beste Aufnahme von Mozarts Sinfonien liefert derzeit Adam Fischer ab, mit einem Orchester, dem ich Mozart eigentlich nicht zugetraut hätte, nämlich dem Danish National Chamber Orchestra....
    Auch hier ist die Gesamtaufnahme seit einiger Zeit leistbar geworden - durch eine Box, an Stelle der doch recht teuren Einzelaufnahmen, die ich sammeln wollte...

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Die meiner Meinung nach beste Aufnahme von Mozarts Sinfonien liefert derzeit Adam Fischer ab, mit einem Orchester, dem ich Mozart eigentlich nicht zugetraut hätte, nämlich dem Danish National Chamber Orchestra....
    Auch hier ist die Gesamtaufnahme seit einiger Zeit leistbar geworden - durch eine Box, an Stelle der doch recht teuren Einzelaufnahmen, die ich sammeln wollte...


    Das kann ich für einen erklärten Böhm-Fan nun gar nicht nachvollziehen, jedenfalls nicht, nachdem ich mir den Ausschnitt des ersten Satzes der 40 g-moll anhörte. Es klingt wie eine missglückte und eben leider nur teilweise verstandene Harnoncourt-Kopie, die das Original auf keinen Fall erreicht. Was soll dieses schon fast peinliche Vor - und Zurück? Wenn man Klangrede machen will, dann muss man das auch organisch bis zum Ende beherrschen - das ist hier nicht der Fall.
    Von der schubertschen Melancholie, die man bei Böhms Interpretation vernehmen kann, ist schon gar nichts zu hören, auch nichts von dessen wahrhaft klassizistischer Balance sowohl in den Ausdrucksparametern, als auch im Orchestral-Klanglichen.


    Der Eindruck, das ich sofort höre, "woher der Wind weht" setzt sich für mich auch beim ersten Satz der Jupiter-Symphonie fort.
    Was bei Harnoncourt schon als Affektkonstrast sehr deutlich herausgearbeitet wurde,aber bei seinen Aufnahmen mit den modernen Orchestern immer noch von der expressiv-ästhetischen Statik her als "gerade noch so im Lot" bzw. "Beherrschung von extremen Ausdrucksparametern" bezeichnet werden kann , wird hier vollends ins Plakative hineinkarikiert. Das wirkt dann nicht mehr involvierend sondern lässt einen irgendwie kalt. Ich verstehe nicht wirklich, wie das in den Ohren eines Böhm-Fans gutklingen kann, während man gleichzeitig über einen Harnoncourt immer wieder schreibt, dass man seinen Mozart gänzlich ablehne? Bei dieser dänischen Aufnahme werden die ohnehin schon etwas plakativen Aspekte des sehr eindeutig zu identifizierenden harnoncourtschen Vorbilds noch zusätzlich überzeichnet, ohne dabei wirklich an dessen klangrednerisches Gesamtverständnis und sein expressives Darstellungskönnen heranreichen zu können. Auch auf die so wichtigen Zwischentöne legt man hier m.E. weniger wert, im Gegensatz zu den Harnoncourt-Interpretationen. Zudem liegt auch hier das Missverständnis vor, dass man schon glaubt, irgendwie historische informiert zu sein, wenn man die Streicher anweist, so gut wie immer auf das Vibrato zu verzichten. Sich in das Thema des Ausdrucksvibratos sich einzuarbeiten, würde ja auch eine Menge Zeit kosten...


    Ich habe nun auch versucht, einen Mozart-Dirigenten mit Hilfe der Nr. 40 zu finden, den ich als anhörbar empfinde, und zwar jenseits der zurecht als Päpste geltenden Böhm und Harnoncourt.


    Leider bin ich dabei fast nur auf schon verstorbene Künstler gestoßen.
    Gerade bei der schwierig zu interpretierenden großen g-moll Symphonie höre ich entweder ein eher profilloses Mittelmaß, oder aber Versuche, entweder das brodelnd-tragische des Harnoncourt, oder das melancholisch schubertianische des Böhm ein bisschen ungekonnt nachzuempfinden.
    Es gibt da eine Vegh-Aufnahme der Nr. 40 mit den Wiener Philharmonikern, die einen an Böhm recht deutlich erinnern kann. Doch auch hier ziehe ich den alten Herrn sehr vor.


    Je länger ich höre, wie Dirigenten in diese dynamische Vor- und Zurück-Falle des Anfangs der Nr. 40 tappen, desto mehr nervt es mich, und die Sehnsucht nach der ausbalancierten Böhm-Interpretation wird größer.


    Gut anhörbar sind für mich Yakov Kreizberg (verstorben, hat keine Symphonien aufgenommen, dafür aber sehr gute Violinkonzerte mit Julia Fischer), Mackerras (verstorben, auch die Linn-Aufnahme hat ihre Meriten), Frans Brüggen (verstorben), Herreweghe (lebt noch, Gott sei Dank.....), und sogar auch manchmal Hogwood (verstorben, sehr klar und transparent, leider eine etwas langweilige Vorhersehbarkeit), und Mitsuko Uchida (!) (dirigiert aber nur Klavierkonzerte vom Instrument aus).


    Natürlich suchte ich auch nach dem mir als vorzüglichen Haydn-Interpreten bekannten Rattle, fand aber nur so etwas wie eine Aufnahme mit seiner Frau als Solistin und einem Orchester auf Barockinstrumenten. Es liegt wohl daran, dass seine Mozart-Sachen direkt über die Berliner Philharmoniker erhältlich sind - dort wird man dann auch fündig.


    Dieser Anfang der g-moll-Symphonie hier konnte mir recht gut gefallen, obwohl ich immer mehr dahin tendiere, dass man es auch etwas langsamer machen könnte- ich würde für eine CD oder Blue-ray davon Geld ausgeben, auch wenn ich selbst hier einige Details noch als zu bewusst "gemacht" höre. Online-Streaming kommt für mich aus verschiedenen Gründen leider nicht in Frage.


    Klick - Mozart/Rattle


    Gruß
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)


  • Also mir sagt der neue Mozart von Adam Fischer mit dem Dänischen Nationalen Kammerorchester durchaus zu. Bei Spotify kann man in sämtliche 45 Symphonien komplett hineinhören.


    Das einzige, was ich nicht verstehe, ist, wieso augenscheinlich Symphonie Nr. 32 KV 318 fehlt. ?(
    Gibt es da denn mittlerweile auch schon Zweifel hinsichtlich der Authentizität?

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Beim Lesen in diesem Thema bin ich an dieser Bemerkung von Theophilus (33) hängen geblieben:


    Zitat: "Nein! Ich glaube nicht, dass der Figaro in Salzburg jemals auf Deutsch gesungen wurde ..."


    Der FIGARO wurde in Salzburg durchaus auch in deutscher Übersetzung gesungen. Gleich zwei Mitschnitte von entsprechenden Gesamtaufnahmen haben sich erhalten - einer unter Clemens Krauss (1942), der andere unter Wilhelm Furtwängler (1953):



    Von Furtwängler ist überliefert, dass er den FIGARO deshalb in Deutsch gesungen haben wollte, damit das Publikum der komplexen Handlung auch folgen könne. Warum unter Krauss in deutscher Sprache gesungen wird, weiß ich nicht. Lag es daran, dass sein Ensemble durch die Bank deutschsprachig war und nicht umlernen konnte und wollte? 1939 hat Hans Knappertsbusch den FIGARO bei den Salzburger Festspielen noch in italienischer Sprache dirigiert. Davon hat sich offenbar aber lediglich der dritte Akt erhalten, der vor Jahren beim Label The Radio Years erschienen ist. Den Figaro singt Ezio Pinza, den Grafen Mariano Stabile, die Gräfin Maria Reining, die Susanna Esther Rethy.


    Wer sind für mich berühmte Mozart-Dirigenten? Ich würde immer zwischen Oper und Sinfonie unterscheiden - und weiß dennoch keine eindeutigen Antworten. Meiner Neigung zur Oper folgend, würde ich ganz weit oben Erich Kleiber, Fritz Busch, Josef Krips und den jungen Karajan nennen. Bei Kleiber ist schon der Beginn der Ouvertüre für mich unerreicht. Er bündelt den Aufruhr, die Ungeheuerlichkeit der Geschichte, gleich in den ersten Takten:



    Busch, Krips und der junge Karajan haben den Ensemblegeist zur Vollendung geführt, wie ich ihn leider Gotte in keiner neuen Aufnahme mehr finde. Meine Favoriten sind diese:



    Den viel gerühmten Karl Böhm finde ich inzwischen immer ein wenig zu erdlastig. Früher habe ich ihn mehr gemocht. Sehr nahe sind mir einige Sinfonie Mozarts, vor allem die "Prager", unter Otmar Suitner. :)

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Warum unter Krauss in deutscher Sprache gesungen wird, weiß ich nicht.

    Vielleicht weil der Regisseur Walter Felsenstein hieß? ;)


    Außerdem war die Mode der Originalsprachlichkeit noch nicht so extrem verbreitet wie heute, und warum sollte man einen Grafen von Hans Hotter italienisch singen lassen? Seine besonderen Stärken konnte er besonders in seiner Muttersprache ausspielen - und das gilt im Prinzip für die allermeisten Sängerinnen und Sänger!



    Wer sind für mich berühmte Mozart-Dirigenten?

    Für mich sind es unter den "historischen" also nicht mehr live erlebten Dirigenten natürlich Fritz Busch und Karl Böhm, auch Ferenc Fricsay und Dimitri Mitropoulos (für seinen Salzburger "Giovanni"), auch Otmar Suitner - und unter den live erlebten Dirigenten sind es für mich vor allem Rolf Reuter und Yakov Kreizberg als Musikalische Oberleiter bzw. Generalmusikdirektoren der Komischen Oper Berlin, denen ich die meisten und schönsten Live-Mozart-Opernabende meines Lebens zu verdanken habe. Leider sind beide nicht sehr gut dokumentiert und auf dem "Markt" vertreten, von Kreizberg gibt es immerhin seinen "Don Giovanni" aus Glyndebourne auf DVD, von Rolf Reuter gibt es einige Rundfunkmitschnitte vom Bayerischen Rundfunk und eine "Zauberflöte" von 1979 aus Genf, die ich aber auch nicht habe, sondern nur mal in der Mediensammlung des Mozarteums reingeschaut habe. (Den Link habe ich gerade erst gestern in einer anderen Rubrik zur "Zauberflöte" gepostet). Ich habe jetzt für mch einfach mal "berühmte" mit "sehr gute" gleichgesetzt, alles andere interessiert mich nicht.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ich habe den elf Jahre alten Thread jetzt durchgeschaut. Nur zweimal, vor Ewigkeiten, fiel der Name Otto Klemperer. Denke ich heute an große Mozart-Dirigenten der Vergangenheit, so wäre er meine erste Nennung. Das soll keine Zurücksetzung anderer sein. Viele erwähnenswerte Namen sind ja bereits gefallen. Vor acht Jahren sagte mir, wenn ich mir den alten Beitrag ansehe, Böhm noch mehr zu als Klemperer. Das hat sich doch gewandelt. Inbesonders die (tlw. schwer erhältlichen) Letztdeutungen Klemperers haben etwas Überzeitliches. Da darf Mozart auch mal ein Titan sein. Die "Jupiter"-Symphonie gibt es von 1968 aus Wien, die "Prager" und die 39. aus Jerusalem 1971, die 40. schließlich aus London 1970. Nur die von mir so geliebte 25., die er 1970 und 1971 noch zweimal aufführte, konnte ich noch nicht auftreiben. Dabei wäre hier der Unterschied zur berühmten Studioeinspielung von 1956, die so gar nicht dem Klemperer-Klischee entspricht, sicher frapierend.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

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    – Luís de Camões

  • Ein verdienter Mozart Dirigent ist Jörg Faerber der Gründer und jahrzehntelange Dirigent des Württembergischen Kammerorchesters Heilbronn. Er hat mit diesem Ensemble in den Jahren einen ganz ausgezeichneten Mozart Stil und Klang entwickelt. Viele Einspielungen belegen die hohe Mozart-Kultur des WKO. Diese Art zu spielen und der Faerbersche Mozart Stil waren offensichtlich jedoch ganz eng mit der Persönlichkeit dieses Dirigenten verbunden. Als Jörg Faerber die Orchesterleitung an den jungen hochbegabten Ruben Gazarian abgab war die Mozart Affintät nicht mehr in dieser Art da und wurde auch nicht mehr erreicht. Das Orchester versuchte unter der neuen Leitung stark in den sinfoischen Bereich vorzustoßen. Nachdem man merkte, dass dies nur bedingt gelang und das Image des qualifizierten Kammerorchsters gefährded war, versuchte man die Rückorientierung. Es blieb bis jetzt beim Versuch und das immer noch hervorragende Orchester kämpft um eine klare Positionierung.


    Herzlichst
    Opeurs

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Nun habe ich mich doch nochmal etwas mehr in die Salzburger Festspielannalen vertieft. Daraus geht hervor, dass der FIGARO erstmals 1922 - das Festival war zwei Jahre zuvor gegründet worden - gegeben wurde und dann in schöner Regelmäßigkeit. Die ersten Regisseure waren als Team Harry Stangenberg und Hans Breuer. 1923 gab es keine Opern, 1924 gar keine Festspiele. 1925 taucht nur Breuer als Regisseur auf. Es dürfte aber die gleiche Inszenierung in den Bühnenbildern von Alfred Roller gewesen sein, die auch 1927 gegeben wurde. Den nächsten FIGARO gab es 1930 mit Lothar Wallerstein als Regisseur, die bis 1937 jährlich auf dem Spielplan stand - mit wechselnden Dirigenten. Meistens dirigierte Clemens Krauss. Zu nennen sind außerdem Franz Schalk, Bruno Walter und Felix von Weingartner.


    1938 trat mit Guido Salvini (1893-1965) erstmals ein Italiener als Regisseur in Erscheinung mit einem weitgehend italienischen Ensemble. Zunächst hat Maria Cebotari die Gräfin gesungen. Dirigent war Hans Knappertsbusch, der auch die Reprise im Jahr darauf leitete. Mehr Aufführungen davon gab es davon nicht. In dem Festspiel-Dokumentationen wird diese Inszenierung ausdrücklich als in italienischer Sprache gesungen vermerkt. Daraus ist zu schließen, dass die vorgegangenen Aufführungen in Deutsch gesungen wurden. 1941 gab es erneut eine Inszenierung, nun von Rudolf Zindler mit Karl Böhm am Pult. 1942 kam für nur einen Sommer Walter Felsenstein als Regisseur zum Zuge. Dirigent war Krauss. Nach dem Krieg wurde FIGARO gleich 1946 auf den Spielplan gesetzt - und zwar in Originalsprache. Dabei blieb es dann, bis auf die Ausnahme von 1953, als Furtwängler auf Deutsch bestand.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Fällt Euch was auf?
    Die meisten - mich eingeschlossen- favorisieren Dirigenten, die mittlerweile nicht mehr unter den Lebenden weilen.....


    Entweder sind wir hier alle hoffnungslos verkalkt, oder die heutigen Mozartintepretationswelt hat ggf. ein Problem ;-)


    Meine lebenden Kanditaten, bei denen ich gerne weiterhöre und nicht nach einigen Takten einfach nicht anders kann, als abzudrehen sind


    natürlich Harnoncourt (der ist eine Welt für sich) und :


    Herreweghe


    Rattle


    vielleicht auch noch Tate (macht der noch etwas ?)


    und seit heute durch den Erhalt dieser CD sehr befeuert Uchida



    Diese Orchesteranteile habe ich noch nie so schön gehört, auch wenn sie ja eigentlich keine gelernte Dirigentin ist. Aber sie ist eine hochsensible Musikerin, die ihre genauen Vorstellungen hat hören kann und in der Lage ist, ihre Vorstellungen zu vermitteln. Man kann aufgrund Uchidas unforcierte, reifer und kontemplativen Dirigier- und Spielweise derart leicht sich in den Raum dieser Mozart-Musik begeben, in sie abtauchen - eine dicke Empfehlung.
    Würde sie sich entschließen, jetzt auch noch Mozart-Orchesterwerke zu machen....dann wäre ich ihr erster Kunde. So viel Musikalität....


    Aber es fällt doch schon auf, das die meisten der hier genannten Namen zu teilweise schon recht lange verstorbenen Künstlern gehören.
    Warum ist das so? Was macht die Interpretation eines Orchesterwerks von Mozart in der heutigen Zeit offensichtlich so schwer?


    Gruß
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Warum ist das so? Was macht die Interpretation eines Orchesterwerks von Mozart in der heutigen Zeit offensichtlich so schwer?


    Ich glaube nicht, dass es für heutige Interpreten wirklich schwerer ist, Mozart zu interpretieren. Es ist nur schwerer geworden, etwas NEUES zu sagen. Und wenn man das GLEICHE sagt wie Böhm oder Klemperer, wird es einem als unoriginell vorgehalten. Das ist das Problem.

  • Und wenn man das GLEICHE sagt wie Böhm oder Klemperer, wird es einem als unoriginell vorgehalten. Das ist das Problem.

    Also mal ernsthaft: Welcher aktuelle Dirigent will denn das heute wirklich? :D

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Fällt Euch was auf?
    Die meisten - mich eingeschlossen- favorisieren Dirigenten, die mittlerweile nicht mehr unter den Lebenden weilen.....


    Entweder sind wir hier alle hoffnungslos verkalkt, oder die heutigen Mozartintepretationswelt hat ggf. ein Problem ;-)


    Das nenne ich mir mal einen erfrischenden Beitrag. Danke. Danach wäre auch ich hoffnungslos verkalkt. Ich bin es gern. Es bewahrt mich vielleicht gar vor Schlimmerem. Tote Dirigenten haben nun einmal die Eigenschaft, dass sie auf Tonträgern fortleben. Wir müssen also nicht in die Gräber hinein horchen. Ich glaube, es wird - auch aufgrund der technischen Voraussetzungen - immer gleichgültiger, ob einer noch lebt oder nicht. Es sei denn, ich will ihn unbedingt live erleben. Das wird auch immer teurer und aufwändiger. Dafür gebe ich nicht mehr so gern viel Geld aus.


    Je älter ich werde, umso weniger möchte ich mehr Risiken eingehen. Die Erinnerung, wozu auch Musik gehört, schafft auch Sicherheit, ist Rückversicherung. Wenn ich Mozart hören will, greife ich meistens auf das zurück, was mir aus Erfahrung Genuss und Erbauung beschert. Ich kaufe keine CDs mehr auf gut Glück. Die habe ich zur genüge im Regal und bin gerade dabei, so viele wie möglich wieder zu veräußern. Wenn irgendwo eine Sensation über uns kommt, dann bekomme ich das schon mit. Dann kann ich immer noch neue CDs kaufen. Zum Glück gibt es ja inzwischen sehr viele Möglichkeiten, via Netz zu hören. Unglaublich, was es da alles unterwegs ist. Ich muss nicht alles physisch haben. Das Meiste geht ohnehin hier rein und dort sofort wieder raus. Das Wenigste bleibt bei mir hängen.


    Ich liebe eben eine sehr gute Consumé und hasse gekörnte Brühe. Vieles ist heute in meinen Ohren gekörnte Brühe. :(

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Zitat

    Die meisten - mich eingeschlossen- favorisieren Dirigenten, die mittlerweile nicht mehr unter den Lebenden weilen.....


    Genau das wollte ich seinerzeit mit dem Thread beweisen - und es ist mir damals nicht gelungen. Diesmal dachte ich, daß es wieder nicht klappt - aber ich habe mich geirrt.


    Will man Mozartaufnahmen von noch lebenden Dirigenten kaufen, dann muß man Kompromisse schliessen und so manches in Kauf nehmen. Ich stelle mal die These auf, dass es keine Mozart-Spezialisten mehr gibt.
    Geeignet wären hier vielleicht Matthias Bamert, der ja die Aufnahmen der Musik von Mozart Zeitgenossen mit "The London Mozart Players" wunderbar musikalisch dirigiert - oder aber Johannes Moesus, der sich ebenfalls speziell um Mozart Zeitgenossen verdient gemacht hat - aber sie haben jeder ihre Karrier und ihr Orchester und kommen auch ohne die Etikette "Mozart-Spezialist" aus. Zudem entspricht Mozarts Musik offensichtlich nicht dem derzeitigen Zeitgeschmack.....
    Trendwenden kann man natürlich nie völlig ausschliessen....


    Wie schon einige meiner Kollegen weiter oben so treffend geschrieben haben: Wir können auch gut von den derzeit verfügbaren Konserven leben......


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Nach vier Jahren Pause versuche ich den Thread fortzuführen, bzw zu aktualisieren, allzuvie wird sich IMO nicht geändert haben, Detais indes vielleicht doch. Aussedem sollten wir bei der Beurteilung von Mozart.Dirigenten die Betonung vielleich doch eher auf die Sinfonien legen, den bei Opern spielt ja die Rücksicht auf die vorhandene Sängerbesetztung doch eine nicht zu unterschätzende Rolle.

    Ich werde mich in diesem - und ebentuell folgenden - Beiträgen durchaus wiederholen, vielleicht aber Details etwas genauer ausarbeiten

    Es ist kein Geheimnis, daß ich Karl Böhms Mozart schätze im oft den Vorzug gebe, das liegt an der ausgewogenen klassischen Schönheit seiner Interpretation, deiner Liebe zu Details, seiner Eleganz an sich. Ein Grandsigneur der alten Schule.

    ABER - es ist nun - entgegen dem was viele annehmen - nicht etwa so, daß er der einzige Dirigent ist, den ich on Sachen Mozart akzeptiere oder gar schätze.

    Ich habe das zwar weiter oben im Thread schon geschriebn, aber es ist offenbar übersehen worden,


    Rs ist allerdings nicht zu leugnen, daß ich Böhm - speziell hier im Forum - ummer wieder als das Maß aller Dinge dargestellt habe,

    Das hat mehrere Gründe. Einer davon ist, daß er hier immer wieder als seniler bösartiger Mann dargestellt wurde, dessen Zeit eben vorbei sei - und das glückicherweise. Er war eben keiner, der einen kumpelhaften Umganston mit dem Orchester pflegter, sondern ein etas eigenwilliger Herr mit guten Umgangsformen, womit er vorzüglich zu den Wiener Philharmonikern passte. Er schätzte übrigens auch die Berliner, die ihn vermutlich wegen ihres Diszipln gefallen haben.


    Hier im Forum - oder auch anderenorts im Internet wurde er (ebenso wie Karajan) permanent heruntergemacht, aus für mich durchschaubaren Gründen - die zumeist mit Musik wenig zu tun hatten - aber man hat sich hinter der Behauptung, er sei ein langweiliger Dirigent - verschanzt - mit mässiigem Erfolg bei den Mozartkennern, aber doch ein wenig bei etlichen der breiten Masse der jüngeren Klassikhörer. Hier war es besonders hilfreich, daß Karl Böhm in seinen letzten Jahren auch einen sehr gebrechlichen und verbitterten Eindruck machte, also einem Clicheé bestens entsprach.

    Hier ein Bild von ca 1950, das der Persönlichkeit IMO besser gerecht wird als jene der letzten Jahre

    Typisch gebildete Oberschicht - was vielen ein Dorn im Auge ist.


    Hier habe ich versucht gegenzusteuern und einige Dinge ins rechte Licht zu setzen.


    Dies hat dazu geführt. faß man den Eindruck erhielt. ich hörte Mozart ausschliesslsich von Karl Böhm.

    Das ist aber nicht der Fall Es gibt Aufnahmen die ich seinerzeit sogar für interessanter fand - ver mutlich aber nur deshalb, weil mir Karl Böhm schon ZU vertraut war und ich Alternativen wphl zu schätzen verstand.


    So war über Jahre hinweg die Jupiter-Sinfonie meine Lieblinsversion mit den Wiener Symponikern unter Fricsay (DGG - gestrichen) Nurmerh gebraucht zu haben, Das letze verfügbare neue Exemplar habe ich soeben beststellt.

    Ich kennte (kenne) nur die Sinfonien Nr 40 und 41 in dieser Besetzbgm, die von mir soeben bestellte Doppel-CD enthält aber zudem noch die Nummern 29 und 39

    Fricsa war ja zu Lebzeiten ein sehr geschätzter Dirigent, eigentlich kein "Mozart-Spezialist - sondern ein "Universalist" für Deutsche Grammophon - Dennoch wurden seine Platten nach seinem Tod relativ schnell abverkauft.

    Das hat nicht mit Qualitätt zu tun, sondern damit, daß er teilweise halbfertige Zyklen hinterliess oderr solche wo innerthalb der Serie noch MONO Aufnahmen vorhanden waren, ein NO GO um 1965.

    Erst ab da 2000(?) ist Fricsay wieder gefragt, die neue Generation ist nicht mehr so auf Klangqualität um jeden Preis versessen - wobei gesagt werden muß, das Fricsay zahlreiche gute Stereoaufnahmen hinterlassen hat. Aber die DGG, die schon lange von seiner unheilbaren Erkrankung wusste, hat sich inzwischen um Ersatz bemüht. Und das war in Sachen Mozart nun mal Karl Böhm und ansonst vorzugsweise Herbert von Karajan.


    Weiter Lieblingfsdirigenten von mir folgen in den nächsten Threads


    mfg aus Wien

    Alfred

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  • Dass Karl Böhm ein großer Mozart-Dirigent war und er Mozart erklärtermaßen als den größten aller Komponisten ansah ("Beethoven erreicht in manchen seiner Werke den Himmel, aber Mozart, der kommt von dort!"), kann man kaum abstreiten, auch wenn es immer wieder getan wird. Seine allergrößte Leistung auf diesem Gebiet hat Böhm m. E. mit seinen Interpretationen des Requiems abgeliefert, besonders den beiden aus den frühen 70er Jahren (einmal mit den Wiener Symphonikern gefilmt, einmal mit den Wiener Philharmonikern im Studio). Großartig finde ich auch seine ganz späte Entführung aus dem Serail aus München 1980 (Film), die besonders durch das Dirigat hervorsticht. Genauso die Aufnahmen vieler Symphonien mit den Wiener Philharmonikern aus seinen letzten Jahren. Singulär und unerreicht aber wirklich das Requiem.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

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    – Luís de Camões

  • Ich sehe mit Freude, daß Böhm zwischenzeitlich von einigen Forianern geschätzt wird. dass er unerbittlich - auch in Sachen Qualität - war und keinen Widerspruch duldete ist unbestritten - und wurde sogar von seinem Sohn Karljeinz im Rahmen einse Interviews bestätigt. Im Alter war er indes milder. Ich kann - und das freut mich nicht - weil es mein Alter bestätigt - immer wieder kleine "Geschichtchen" rrzählen, die an sich belanglos sind, und die ich (noch schlimmer) nicht belegen kann.

    Im Photogeschäft wo ich einst arbeitete (70er Jahre),waren - auf Grund der Lage des Geschäftes zahlreiche Pilharmoniker Kunden. Es war während einer Winter-Olympiade, als plötzlich an einem Vormittag auffallend viel Mitgkieder der Wiener Philharmoniker das Geschäft besuchten.

    "Ist jetz nicht Probe?" frgte ich .

    "Der Böhm hat uns heinschickt, Er hat gesagt 'Kinder ich bitt Euch, gehts nsch Haus und schaut Euch im Fernsehen die Olympiade an - ihr seids alle ganz verrückt durch dös Olympia - Mit Euch is heut eh nix mehr anzufangen - Ende der Probe'"

    Ich: "So großzügig ?" - WP ironisch lächelbnd: "Ja - er ist jetzt altermilde"

    --------------------------------------------------------

    Auf Grund des Einschubes folgen die weiteren Dirigenten erst im nächsten Beitrag


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • So und jetzt gehts weiter. Meine Wertschätzung galt auch den Aufnahmen einiger Sinfonien unter Josef Krips. (1902-1974)

    Er war ausgebildeter Violinist, wandte sich aber später den Dirigieren zu.

    Er war unter andem Schüler von Eusebius Mandyczewski und Felix Weingartner.

    Nach diversen Karrieren in deutschen Stadten kam er 1933 als "Hausdirigent" an die Wiener Staatsoper.

    1938 ging er nach Belgrad, 1939 wieder in Wien erhielt er Berufsverbot.

    Nach dem Krieg baute er das Wiener Mozartensemble auf, da hatten nämlich Karajan und Böhm Berufsverbot.

    In Folge stand er zahlreichen Orchestern vor und dirigierte an ebensovielen Opernhäusern.

    Imteressanterweise war es das Concertgebouw Orkeest Amsterdam mit dem er seine Mozart Einspieluingen realisierte.

    Es waren lediglich die letzten 20 Sinfonien (für Philips).

    Ich fand diese Aufnahmen (ich besaß einige davon auf Vinyl) als sehr beeindruckend, sie waren dunkler , wuchtiger, strenger und straffer als jene unter Böhm. Zumindest die ersten Übertragungen auf CD waren enttäuschend - der für Philps so berühmt-berüchtigte Silberton war verloren gegangen. Vermutlich auf Grund der Alterung der Bänder. Dadurch kommt der künstliche Nachhall stärker zum Tragen - die Balance stimmt dann einfach nicht mehr. Ich hab das dann nicht weiter verfolgt und die späteren Transfers nicht mehr gehört. Heute sind sie weitgehend gestrichen, maches gibt es vereinzelt noch - aber man kann nicht in die Samples hineinhören - und wenn doch - dann kostenpflichtig. Nein danke.


    mfg aus Wien

    Alfred


    Fortsetzung folgt

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat von Alfred_Schmidt

    Ich sehe mit Freude, daß Böhm zwischenzeitlich von einigen Forianern geschätzt wird.

    Ich schätze Karl Böhm schon seit den 60er Jahren, als es noch gar kein Tamino-Forum gab, denn zu meinem Abitur 1966 schenkte mir meine Tante die Aufnahme, die Böhm nur, ich glaube zwei Jahre vorher gefertigt hatte und die ihn bei einer breiteren Schicht von Klassikliebhabern berühmt machte:

    Seitdem habe ich meine Böhm-Diskografie langsam aber stetig vergrößert, sodass er heute in meiner Sammlung zu den am häufigsten vertretenen Dirigenten gehört, sowohl, was seine Opernaufnahmen betrifft, als auch was die Sinfonie-Aufnahmen und großen Chorwerke angeht.


    Liebe Grüße


    Willi:)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • So und jetzt gehts weiter. Meine Wertschätzung galt auch den Aufnahmen einiger Sinfonien unter Josef Krips. (1902-1974)

    Kurze Anmerkung hierzu, da ich gerade aus dem Gould-Thread komme: Krips war wohl auch Goulds Favorit unter den Mozart-Dirigenten.

  • Kurze Anmerkung hierzu, da ich gerade aus dem Gould-Thread komme: Krips war wohl auch Goulds Favorit unter den Mozart-Dirigenten.

    Man lernt nie aus. Das wusste ich nicht.

    Krips war immer schon ein bekannter Dirigent, aber besonders bekannt wurde er nach dem 2. Weltkrieg, da er so ziemlich der einzige österreichische Dirigent war, der als "politisch unbelastet" galt und der somit einen bedeutenden Einflusß auf die Wiederherstellung des Wiener Musiklebens hatte. Er begründete das "Wiener Mozartensemble" welches dann den "Wiener Mozartstil" in der ganzen Welt verbreitete.Angeblic ich finde derzeit die Quelle nicht mehr- gab es aber unterschwellige antisemitische Anfeindungen gegen ihn (Sowas passiert in Wien IMMER UNTERSCHWELLIG)


    Übrigens habe ich jetzt was gefunden: :baeh01:



    Ind jetzt weiß ich auch wie ich den Mozart Stil vvon Krips bezeichnen würde: EINDRINGLICH !!


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ind jetzt weiß ich auch wie ich den Mozart Stil vvon Krips bezeichnen würde: EINDRINGLICH !!

    Das, lieber Alfred, passt auch zu Goulds Blick auf Krips, der dessen Mozart-Dirigat beim Concertgebouw-Orchester in den Jahren 1972-1974 als "magisch" bezeichnete und äußerte, Krips sei der "meistunterschätzte Dirigent seiner Generation". Wenn Krips in einer kenntnisreichen und zugleich sehr einfachen (aber laut Gould nicht naiven!) Art über Mozart oder andere Komponisten sprach, dann hatte der kanadische Pianist den Eindruck, "einem großen Theologen" zu lauschen.

    Michael Stegemann schreibt dazu: "Über kaum einen anderen Musikerkollegen hat sich Gould so ausführlich und so rückhaltlos enthusiastisch geäußert wie über Krips, und es ist unendlich zu bedauern, daß es nie zu einer gemeinsamen Schallplatten- oder Rundfunkproduktion der beiden gekommen ist [...] Womöglich wäre (obwohl Gould dies bestritten hat) gerade die Zusammenarbeit mit Krips in Sachen Mozart eine Offenbarung geworden..." [alle Zitate in: Michael Stegemann: Glenn Gould - Leben und Werk.]

  • Zumindest die ersten Übertragungen auf CD waren enttäuschend - der für Philps so berühmt-berüchtigte Silberton war verloren gegangen.

    Lieber Alfred,


    dann würde ich Dir empfehlen, einmal nach dieser Aufnahme zu schauen, dort erstrahlt die Musik in hellem Glanz und großer Transparenz - und das nicht nur als mehrkanalige Aufnahme, sondern auch im ganz einfachen Stereo-Format:



  • So war über Jahre hinweg die Jupiter-Sinfonie meine Lieblinsversion mit den Wiener Symponikern unter Fricsay (DGG - gestrichen) Nurmerh gebraucht zu haben, Das letze verfügbare neue Exemplar habe ich soeben beststellt.

    Lieber Alfred,


    Ferenc Fricsay hat einmal gesagt, daß es für ihn zwei musikalische Hausgötter gäbe: Bártok und Mozart.


    Obwohl ihm praktisch nur ein Jahrzehnt öffentlichen Wirkens vergönnt war, ist seine Ausbeute an Mozart-Aufnahmen beachtlich: In der 45 CD-Box mit seinen sämtlichen Instrumentalaufnahmen ist Mozart mit nicht weniger als 5 CDs vertreten und nimmt damit raummäßig den ersten Platz ein.

    Mit den Wiener Symphonikern hat er im November 1959 vier Mozart-Sinfonien aufgezeichnet, die es auch als 2 CD-Album zu kaufen gibt:

    Mozart:Symphony No.29/30/40

    allerdings als Japan-Import, und dementsprechend teuer. Wie diese Aufnahmen mit den Wiener Symphonikern zustande gekommen sind, darüber schweigen sich alle mir vorliegenden Publikationen aus. Fricsays "Plattenorchester" waren ansonsten fast ausschließlich "sein" RSO Berlin, die Berliner Philharmoniker und, kurzzeitig, das Bayerische Staatsorchester München (er war von 1956 bis 1958 Chef der Münchner Staatsoper, mußte aber krankheitsbedingt diesen Posten wieder aufgeben).


    Einige Mozart-Sinfonien hatte Fricsay bereits mit seinem RIAS-Orchester aufgenommen (in Mono), doch diese hier erklingen in guter Stereotechnik. Für mich zählen sie zu seinen schönsten "Erbstücken", die er uns hinterlassen hat.


    Neben seiner Leidenschaft für Mozarts Opern (es gibt von ihm bei der DGG die GA von "Die Entführung", "Zauberflöte" (Mono), "Figaro" und "Don Giovanni" (Stereo). Eine "Così fan tutte" war geplant, konnte aber wegen seiner Erkrankung nicht mehr ausgeführt werden. Schließlich hat Eugen Jochum die Aufnahme gemacht.


    Neben seines regen Einsatzes für Mozarts Sinfonien u. Konzerte sowie seine Opern gibt es noch zwei herausragende Einspielungen von zwei zentralen Sakralschöpfungen Mozarts:

    Die c-moll-Messe KV 427 ist eine Studioproduktion von 1959 (Stereo) und wird unter Kennern noch heute als Geheimtip gehandelt, während das Requiem ein Live-Mitschnitt des RIAS Berlin ist, aus dem Jahr 1951, natürlich Mono und klanglich zwar ordentlich, aber doch antiquiert.


    Wenn Fricsay ein längeres Leben vergönnt gewesen wäre, so bin ich ziemlich sicher, daß er heute als einer der größten Mozart-Dirigenten des 20. Jahrhunderts gefeiert würde. Doch trotz seins frühen Todes im Februar 1963, er war gerade 49 Jahre alt, ist sein "Mozart-Erbe" groß genug, um ihm einen Ehrenplatz unter den bedeutenden Interpreten dieses Komponisten einzuräumen.


    LG Nemorino



    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Die Friscay Aufnahme mit den Wieneren ist zumindest gebraucht auch günstig zu bekommen :


    Ich werde sie mir bestellen.

    Und die Krips SACD ist in meinem Bestand - ich höre die SACD Stereo Spur - da ist nichts auszusetzen - eben Pentatone Qualität.


    Kalli

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