• Lieber Gerhard,


    ich habe es genau wissen wollen und mir den ganzen Tannhäuser zugemutet, damit ich nicht Voreingenommenheit vorgeworfen bekomme. Aber es hat wenig genützt.
    Natürlich hätte ich mir am liebsten nach dem Fleischberg (nein: Fettberg!) des Venusbergs den ganzen Rest erspart. Aber ich wollte auch die Harteros nicht versäumen. Und wie du weißt, neigen Opernnarren zum Masochismus, auch beim Lesen im Forum. Da genügt es, festzustellen, dass der Anteil der Unkundigen und Sensationshungrigen im Publikum, dem Mainstream entsprechend, zugenommen hat, und schon wird man der Publikumsbeschimpfung bezichtigt.
    Zu deiner Frage: Ich habe am Schluss tatsächlich nichts von Protest mitbekommen. Das hat mich angesichts der gebotenen Peinlichkeiten (nicht nur seitens der Regie) zu meiner fatalistischen Bilanz gebracht. Und ich habe keine Veranlassung, daran etwas zu ändern. Aber traurig macht es mich schon, dass Zumutungen wie Castellucci (und auch Vogt, ausgerechet in diesem neben dem Tristan schwersten Kaliber an Heldenpartien) keinerlei lautstarken Widerspruch mehr bei einem Publkum findet, das viel Geld für teure Karten ausgibt. Da gilt wohl inzwischen auch: Was teuer ist, muss auch gut sein. Schickimicki!
    Am schlimmsten an der Sache finde ich, dass ein Intendant wie Bachler dergleichen nicht verhindert - oder wenigstens beim Entgleisen die Notbremse zieht. Der müsste es eigentlich besser wissen. Hat auch er schon resigniert? Aus Überzeugung kann er es schwerlich mittragen. Und es ist ja auch eine Demütigung für einen Dirigenten wie Petrenko - und eine Blamage für das Nationaltheater. Ein weites Feld...


    Herzliche Grüße von Sixtus

  • Zitat

    Zitat von Sixtus: Am schlimmsten an der Sache finde ich, dass ein Intendant wie Bachler dergleichen nicht verhindert - oder wenigstens beim Entgleisen die Notbremse zieht.

    Lieber Sixtus,


    ich habe einmal ein Interview mit Herrn Bachler im Fernsehen gesehen, wo er sich sinngemäß wie folgt ausdrückte (wortwörtlich kann ich es allerdings nicht wiedergeben): "Das Publikum hat gefälligst das hinzunehmen, was wir ihm bieten". Also von München erwarte ich nichts Besseres, solange dieser Intendant dort tätig ist.
    Im übrigen musst du, wenn du, wie ich, so etwas feststellst, damit rechnen, dass einige Leute hier sofort wieder, weil ihnen nichts Besseres einfällt, ein Argument gegen dich persönlich auf Lager haben, womit sie dich mundtot machen wollen. Aber lass dich davon nicht berühren. Ein Tag ohne ein Lächeln ist ein verlorener Tag.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • So steht es im Netz
    Tannhäuser
    Romantische Oper in 3 Aufzügen


    Das ist lt. Wiki:
    Ein Opernstil, der die Ideale der Romantik widerspiegelt, also Gefühl, Leidenschaft, Individualität und individuelles Erleben sowie Seele, vor allem die gequälte Seele. Romantik entstand als Reaktion auf das Monopol der vernunftgerichteten Philosophie der Aufklärung und auf die Strenge des durch die Antike inspirierten Klassizismus.


    Lt. Wiki:
    Tannhäuser thematisiert den Zwiespalt zwischen heiliger und profaner Liebe und die Erlösung durch Liebe.
    Im 1.Akt leicht zu erkennen: die Welt der Venus ist ausschließlich der profanen Liebe geweiht.


    Zitat

    Dann tauchte langsam der "Venusberg" auf, den man besser "Fleischberg" genannt hätte. Diese Venus war noch weit fleischiger als die Venus von Willendorf (oder Hohlefels) und auf alt und hässlich geschminkt
    Wie hier ein Tannhäuser Sinnenlust verspüren konnte, entzieht sich dem normalen Verstand.


    Was sagt Wagner dazu? Siehe Seite 42 seiner Mitteilung an die Darsteller:
    Die Venus wird nur dann glücken, wenn bei günstiger äußerer Disposition…..


    Bezugnehmend auf die in Beitrag 27 zur Verfügung gestellten Bilder und den Worten des Meisters folgend, würde ich sagen:


    Themaverfehlung, Setzen 6.

  • Lieber Karl,


    für mich war das Thema schon in der Ouvertüre verfehlt, obwohl die halbnackten Amazonen ja ganz hübsch anzusehen waren. Aber soviel ich inzwischen weiß, gelesen und anschließend noch im Trailer auf youtube gesehen habe. war es wohl auf der ganzen Linie verfehlt. Noch niemand hier - auch die heißen Befürworter der Originalverfälschungen - hat mir bisher erklären können, was das alles überhaupt noch mit dem "Tannhäuser" zu tun hat. Darauf warte ich wohl bis zum Sankt Nimmerleinstag.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • bei den in Beitrag 27 freundlicherweise eingestellten Bilder musste ich daran denken (ob das von der Regie mitbeabsichtigt war, weiß ich nicht; ob dieser Ansatz nötig und/oder sinnvoll ist weiß ich auch nicht).


    Daher würde ich keine sechs geben (jedoch auch keine eins).


    Liebe Grüße, quodlibet

  • Zitat

    Zitat von Quodlibet: bei den in Beitrag 27 freundlicherweise eingestellten Bilder musste ich daran denken

    Lieber Quodlibet,


    bei dem von dir eingestellten Link musste ich herzlich lachen. Das trifft vielleicht den "Nagel auf den Kopf". Endlich mal eine Erklärung für den "Fleischberg", oder wie Sixtus es auch nennt: "Fettberg" :jubel: :jubel: :jubel:


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Für Leute mit viel Geduld gibt es auf der Facebook-Seite der Bayerischen Staatsoper ein sehr ausführliches Gespräch mit Herrn Bachler, in dem er auf Fragen von Zuschauern zu dieser Inszenierung Stellung nimmt.

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • Hier noch ein Auszug aus "Musik heute: eine Frage, die andere und ich hier schon mehrfach gestellt haben

    Zitat

    Also fragt man sich, warum ein Regisseur nicht selber ein Stück schreibt (oder eine Oper) und das dann auf die Bühne bringt. Castellucci würde es faszinierend gestalten, er ist zweifelsohne mehr ein Mann der Bilder und des Wortes als der Musik. Bei einer Operninszenierung reicht es einfach nicht, ein Ballett bei jedem Akkord Bogenschüsse abgeben und immer wieder elegantaussehende Wendungen vollführen zu lassen.


    Ja, warum verschleiern sie ihre Phantasien hinter dem Titel und Namen eines fremden Meisterwerks?
    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Zitat
    Also fragt man sich, warum ein Regisseur nicht selber ein Stück schreibt (oder eine Oper) und das dann auf die Bühne bringt.

    Wie denn, wenn er nicht einmal Noten lesen kann? Im Falle dieses Regisseurs weiß ich nicht, ob er dessen mächtig ist. Aber nicht jeder, der Noten lesen kann, kann damit etwas anfangen. Selbst eine Melodie wie "Hänschen klein" setzt Kenntnisse der Harmonielehre voraus.


    Die Regisseure von heute haben sich eine Möglichkeit geschaffen, an großes Geld zu kommen. Solange wir bereit sind, das zu honorieren, werden sie uns auslachen. Daß sie auch anders können, haben doch die eingestellten Beispiele gezeigt, wo deutsche "Verunstalter" im östlichen Ausland ganz anders inszenieren als in Deutschland.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Zitat

    Zitat von LaRoche: Wie denn, wenn er nicht einmal Noten lesen kann?

    Lieber LaRoche,


    er muss ja die Musik nicht selbst schreiben. Er kann ja seine Phantasien zu Papier bringen, zu einem Stück ausarbeiten und wenn er Musik dazu benötigt sich einen Komponisten suchen, der sein Stück vertont. Aber das reicht ihm wohl nicht, denn bei einer Oper blickt man doch zuerst auf den Komponisten, und da käme er als Librettist vielleicht zu kurz. Sich einen Namen machen, mit dem man viel Geld verdienen kann, und sei es mit skandalösen Inszenierungen, scheint ihm wohl wichtiger.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Die Regisseure von heute haben sich eine Möglichkeit geschaffen, an großes Geld zu kommen.


    Ich halte dies für ein ebensolches Zerrbild, wie die Behauptung, dass die Regisseure allesamt nichts von Musik verstünden. Ich weiß allerdings auch nicht, ob ein Schenk oder ein Zeffirelli mal eben eine Fuge hätte komponieren können? Vermutlich darf man davon ausgehen, dass 90% der Regisseure im Bereich Theater und Oper im Schnitt nicht wesentlich anders verdienen, als ein Otto Normal-Angestellter Akademiker, vermutlich sogar eher weniger. Zudem dürfte ein nicht unwesentlicher Anteil der Gage für Kranken- und Altersversorgung (Stichwort Künstlerkasse)) draufgehen. - Aber wie gesagt: Das (Zerr-)Bild passt einfach zu gut: So ein Regisseur ist halt per se ein böser Mensch! - Auch wenn dies nicht wirklich etwas mit dem eigentlichen Problem zu tun hat.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Eines ist zumindest auffällig: Seit es weltweit Standard geworden ist, Opern in der Originalsprache aufzuführen, bietet sich für Regisseure bei der Oper, anders beim Schauspiel, ein weltweites Betätigungsfeld.
    Sie können ihr einmal erarbeitetes Konzept für beliebig viele Bühnen kopieren. Je öfter, desto leichter verdientes Geld ist es. Das spricht sich herum.
    Also ist der Beruf des Opernregisseurs in letzter Zeit immer attraktiver geworden. Und wer darin einmal international Fuß gefasst hat, macht schnell Karriere, wird im Idealfall als Starregisseur herumgereicht. Hat er erst einmal diesen Status, spielt es kaum noch eine Rolle, ob er Noten lesen kann oder etwas von Musik versteht.
    So können Willkür, Selbstherrlichkeit - und Musikfremdheit! - leicht um sich greifen - und das tun sie zur Zeit in wachsendem Maße. Das ist im Opernbetrieb unübersehbar.
    Man kann es auch daran erkennen, dass die Regisseure von willfährigen Dramaturgen regelmäßig im Programmheft Interviews angeboten bekommen, damit sie ihr Konzept erklären können. Und es gibt immer genug Autoritätsgläubige im Publikum, die darauf hereinfallen. Daher oft der Schlussjubel bei Produktionen, die ohne diese Manipulation kaum eine Chance auf Erfolg hätten - meint Sixtus

  • Lieber Sixtus,


    von einem echten Fachmann wie du ,der sich in der Opernwelt besser als wir alle auskennt, genial ausgedrückt:jubel::jubel::jubel:



    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Sixtus ist leider nur ein Fachmann im Beleidigen von Regisseuren, KFV und Pubkikum.


    Lieber Rodolfo, bitte gib doch mal genau an, welche Sätze du als Beleidigung empfindest. Beleidigung, Sarkasmus, Ironie sind doch sehr verschiedene Kriterien.

    Canada is the US running by the Swiss (Richard Ford)

  • Sixtus ist leider nur ein Fachmann im Beleidigen von Regisseuren, KFV und Pubkikum.

    Lieber Rodolfo
    Du bist mir bitte nicht böse, wenn ich Dir hier widerspreche. Schon aufgrund seines, mit Verlaub, vorgerückten reifen Alters, verfügt er, so wie Gerhard richtig bemerkt,
    über einen großen Erfahrungsschatz und ein kompetentes Fachwissen. Auch wenn man, hier aktuell Du, auch manchmal anderer und gegenteiliger Meinung ist,
    ändert das nichts an der Tatsache! Und ganz nebenbei, ich weiß von keinem, bei dem KFV hoch angesehen ist. Aber auch das ist individuelle Geschmackssache und muß
    und soll jeder selbstverständlich für sich selbst empfinden und entscheiden.


    Herzlichst
    CHRISSY

    Lieber Sixtus,
    von einem echten Fachmann wie du ,der sich in der Opernwelt besser als wir alle auskennt,

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Dann war der letzte Beitrag von Sixtus also nur sarkastisch ? Was KFV betrifft, verweise ich nur auf Beitrag 9 im dem Thread. Und wenn man das Publikum als dumn und nichtsahnend bezeichnet, ist das keine Beleidigung ?

  • Zitat

    Lieber Rodolfo, Du bist mir bitte nicht böse, wenn ich Dir hier widerspreche. Schon aufgrund seines, mit Verlaub, vorgerückten reifen Alters, verfügt er, so wie Gerhard richtig bemerkt,

    Lieber Crissy,


    nicht nur aufgrund seines vorgerückten Alters - er ist nur 51 Tage jünger als ich - sondern vor allem auf Grund seines gründlichen Fachwissens und seiner Tätigkeit als Kritiker und Mitarbeiter des "Neuen Merkers" verfügt er über weit mehr Erfahrungen als wir alle und hat vieles im Umgang mit Publikum erlebt, so dass er durchaus in der Lage ist, die Spreu vom Weizen zu trennen. Ich sehe es nicht als Beleidigung des Publikums an, wenn er - wie auch ich - in den Vorstellungen festgestellt hat, wie viele im Publikum über die Werke echt informiert sind und wie viele vielleicht nur dahin gehen, weil sie es sich wegen ihres Status schuldig sind, weil sie einige Melodien kennen, weil es eines der bekanntesten Standardwerke ist oder weil ein allgemein bekannte, berühmter Sänger auftritt, den man gesehen haben muss (und sei es Andrea Boccelli oder Paul Potts, und damit Rodolfo nicht wieder etwas zu beanstanden hat: die Aussage ist kein Urteil über diese Leute, aber sie werden in meinen Augen künstlich hochgejubelt).
    Was ich eher als Beleidigung des Publikums empfinde, ist, wie die modischen Regisseure mit dem Publikum umgehen, indem sie ihm eigenes Denken nicht mehr zutrauen und ihm ihre Phantasien aufzwingen wollen.
    Und, lieber Rodolfo, ich empfinde es als Beleidigung von Sixtus, wenn du sein Fachwissen, das du mit Sicherheit nicht haben kannst, auf diese Weise verdrehen willst.



    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Sixtus ist leider nur ein Fachmann im Beleidigen von Regisseuren, KFV und Pubkikum.


    Sehe ich ähnlich. - Aber trotzdem schön zu beobachten, wie der Eine dem Anderen in bester Waldorf und Statler-Manier beispringt. Ein Verhalten übrigens, welches beizeiten z.B. einem Dieter Stockert gerne vehement angekreidet wurde, wenn er Verständnis für Holgers Argumentationen zeigte. Aber so ist das halt manchmal mit der Selbst- und der Fremdwahrnehmung ...

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Schon aufgrund seines, mit Verlaub, vorgerückten reifen Alters, verfügt er, so wie Gerhard richtig bemerkt,
    über einen großen Erfahrungsschatz und ein kompetentes Fachwissen.


    Sorry, aber 80 oder älter zu sein reicht mir nicht als Ausweis für Erfahrung, kluges Argumentieren, Weitsicht oder ein ausgleichendes Wesen. Und tatsächlich scheinen mir aktuell Sixtus und Gerhard die besten Beispiele dafür zu sein. Das es auch anders geht, beweisen andere hier im Forum - allen voran sicherlich operus.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Attacken gegen das Publikum, die nun auch in diesem Thread Einzug halten, sind nach meiner Überzeugung ungerecht. Wenn all jene, die sich angeblich nur zum Opernbesuch aufmachten, weil sie gesehen werden oder den neuen Zwirn ausführen wollten, weil es ihr gesellschaftlicher Stand gebiete, und die mal gerade einige Melodie kennten, wegblieben, dann müssten die Häuser schließen. Es gäbe keine Opern mehr auf dem Theater. Oper nur für Kenner und Kritiker, die ihr Karten gewöhnlich kostenlos bekommen, und die der Mehrheit weismachen und vorschreiben wollen, wie es zu sein hat? Der große Rest eine manipulierte Masse? Liebe Leute, wenn ihr euch da nicht vertut. Zu keiner Zeit war das Publikum ein viel anderes. Und auch die Kenner waren immer so wie sie sind. ;) Ich habe zunächst einmal Respekt vor dem Publikum, wenn es sich Werke zumutet, bei denen ich schon nach einer Viertelstunde mit Schrecken daran denke, dass ja jetzt noch diese oder jene nicht enden wollende Szene bevorsteht - oder auch schon mal in der Pause gehe. ;) Wenn ihm, dem Publikum, etwas gefällt und mir nicht, dann denke ich zuerst darüber nach, warum das so ist. Vielleicht habe ich ja Unrecht.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lieber Rheingold,


    es freut mich, dass unter denen, die nicht meiner Meinung sind, sich auch gelegentlich jemand zu Wort meldet, der nicht aus bloßer Bosheit widerspricht und mir die Worte im Mund verdreht, sondern mit Sachverstand argumentiert.
    Ich habe großen Respekt vor deinen fundierten Beiträgen - und finde auch in diesem letzten Beitrag einiges bedenkenswert.
    Es ist dir ja sicher nicht entgangen, dass ich gern zugespitzt formuliere, um ein Problem zu verdeutlichen. Dass dies nicht allen gefällt, ist mir klar. Ob man darauf so giftig reagieren muss wie hier wieder mehrmals geschehen, ist wohl eher eine Frage des Anstands und der Fairness.
    Du weißt sicher so gut wie ich, dass bei der derzeitigen Situation die Theaterleitungen versuchen, das Publikum höflich um den Finger zu wickeln, damit es fragwürdige Produktionen leichter schluckt. Das haben wir alle oft erlebt, dass zwischen den abendlichen Einführungen durch Dramaturgen bzw. den Interviews im Programmheft und den Aufführungen kaum ein Zusammenhang besteht. Das halte ich für Demagogie und Publikumsverdummung, denn nicht alle durchschauen das.
    Das ist etwas anderes als die mir unterstellte Publikumsbeschimpfung. Was ich meine, ist die Chlorophormierung des Publikums durch die Theaterleitung. Und die ist allenthalben nicht zu leugnen. Dass damit die Sachkenntnis beim Publikum auf Dauer nicht gefördert, sondern eher beschnitten wird, liegt auf der Hand.
    Dass ich auch meine Haltung überprüfen und infrage stellen muss, ist mir klar. Aber in meinem letzten Beitrag kann ich keine Beleidigung finden - schon gar nicht eine des Publikums.
    Respektvolle Grüße von Sixtus


  • Sehe ich ähnlich. - Aber trotzdem schön zu beobachten, wie der Eine dem Anderen in bester Waldorf und Statler-Manier beispringt. Ein Verhalten übrigens, welches beizeiten z.B. einem Dieter Stockert gerne vehement angekreidet wurde, wenn er Verständnis für Holgers Argumentationen zeigte. Aber so ist das halt manchmal mit der Selbst- und der Fremdwahrnehmung ...



    Dieter Stockert hat nur in kontroversen Themen geschrieben, also da, wo Holger Kaletha auch geschrieben hat. Das nenne ich Imitation und nicht "Verständnis zeigen"! Nur: Holger hatte Ideen, und hat auch eigene Themen gestartet. An ein neues wichtiges Thema von Stockert kann ich mich nicht erinnern. Dieses Stockert-Muster praktiziert im Augenblick M.Joho gegen mich. Er schreibt ansonsten sehr vernünftig, aber an eigenes Thema von seiner Seite kann ich mich auch nicht erinnern.

    Canada is the US running by the Swiss (Richard Ford)

  • Lieber Dr. Pingel,
    Nur damit es nicht heisst "qui tacet consentire videtur" da nimmst du dich eindeutig zu wichtig!
    Warum ich momentan nicht mehr schreibe, liegt einerseits an den vielen 'ausgelatschten' Themen und andererseits an der Hitze. :hello:

  • Apropos Hitze und ausgelatschte Themen:


    Dass ich schon mehrmals nahe daran war, das Handtuch zu werfen, hatte einen anderen Grund. Es war mir nie gelungen, diejenigen, um die ich immer einen Bogen gemacht habe (sei es wegen penetranter Bosheit oder wegen offensichtlicher Begriffsstutzigkeit), ganz loszuwerden.
    Es zeigt sich wieder: Wer nichts Eigenes zu bieten hat, versucht sich zu profilieren, indem er andere in den Dreck zieht. Und wenn er dann noch des genauen Lesens unkundig ist, bringt er die Vokabeln vollends durcheinander.


    Lieber Dr.Pingel, es wird dir kaum gelingen, mir durch diesbezügliche Nachhilfe erfolgreich beizuspringen. Trotzdem danke!

  • Ich wundere mich nur noch und bin peinlich berührt (der Begriff Fremdschämen kommt mir in den Sinn), wenn ich diese Texte der hochgebildeten Herren lese. Ist euch das nicht peinlich, hier so persönlich zu werden? In was für einem Forum befinden wir uns eigentlich? Ich appelliere an die Intelligenz jedes Mitschreibers, sachlich zu bleiben und über die Sachverhalte zu schreiben bzw. Meinungen dazu zu veröffentlichen. Selbst wenn die Meinungen noch so divergieren, sollte es für intelligente und zivilisierte Menschen - egal ob Professor oder Kindergartenhelfer - möglich sein, miteinander vernünftig und ohne Groll zu kommunizieren.

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Dass ich schon mehrmals nahe daran war, das Handtuch zu werfen, hatte einen anderen Grund. Es war mir nie gelungen, diejenigen, um die ich immer einen Bogen gemacht habe (sei es wegen penetranter Bosheit oder wegen offensichtlicher Begriffsstutzigkeit), ganz loszuwerden. Es zeigt sich wieder: Wer nichts Eigenes zu bieten hat, versucht sich zu profilieren, indem er andere in den Dreck zieht. Und wenn er dann noch des genauen Lesens unkundig ist, bringt er die Vokabeln vollends durcheinander.

    Genau! - Alles war einmal mehr nicht so gemeint und die Beckmesser sind die anderen. Manchmal möcht' man mit dem Kopp gegen die Wand ...

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Manchmal möcht' man mit dem Kopp gegen die Wand ...

    wenn´s hilft....


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Zitat

    Zitat von Rheingold: Wenn all jene, die sich angeblich nur zum Opernbesuch aufmachten, weil sie gesehen werden oder den neuen Zwirn ausführen wollten, weil es ihr gesellschaftlicher Stand gebiete, und die mal gerade einige Melodie kennten, wegblieben, dann müssten die Häuser schließen.

    Lieber Rheingold,


    da magst du wohl recht haben. Und ich habe auch nichts gegen diese Leute (ich habe auch im Freundes- und Bekanntenkreis Leute, die hin und wieder in die Oper gehen, mit denen man sich aber über die Oper in privaten Gesprächskreisen nicht tiefer bzw. überhaupt nicht unterhalten kann, weil sie sich sonst weniger dafür interessieren). Im Gegenteil, ich freue mich, dass sie überhaupt in die Oper gehen, und sei es auch nur in einige Standardwerke. Aber auch diese Leute nehmen seit dem Einbruch des Regisseurstheaters immer mehr Abstand und die Opernhäuser leeren sich. Gerade hier sehe ich es angebracht, dass ihnen die echten Werke gezeigt werden und nicht die widerlichen Fälschungen irgendeines Phantasten, der sich für intelligenter als das Publikum hält. Und die Oper ist auch nicht nur für einige Intellektuelle gemacht, die sich wichtiger als andere Opernbesucher wähnen, aber, wenn man sie fragt, diese Mätzchen ebenfalls nicht erklären können.
    Ich habe nie, wenn ich in die Oper ging, ein Programmheft gekauft, und habe das Werk immer verstanden bis die Seuche des Regisseurstheaters einbrach. Zu einer Einführung bin ich einmal vor einem Konzert gegangen, weil mich interessierte, wie informativ solche Einführungen sind. Aber ich nahm auch keine neuen Erkenntnisse mit in das Konzert. Das mag von Fall zu Fall und je nach Referent anders sein.
    Die Ausführungen von Sixtus haben mir bestätigt, was ich selbst in kleinem Rahmen festgestellt habe. Das hat überhaupt nichts mit dem Alter zu tun - wie jemand, der hier immer nur neue Argumente zum Sticheln sucht - meint. Ich bin zwar mit Sixtus fast gleichaltrig, aber ich habe bei weitem nicht die Erfahrung mit dem Publikum gemacht, die er in seiner langjährigen Tätigkeit in diesem Bereich gemacht hat und ich glaube, dass nur wenige unter uns - wenn überhaupt - von soviel Erfahrung mit der Oper reden können, vor allen nicht jene Theoretiker, die vor einiger Zeit noch zugaben, dass sie sich noch nicht intensiv mit der Oper beschäftigt hätten.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose