Aus der Mehrzahl der Beiträge zum Thema geht eher hervor, dass ich hierbei offene Türen einrenne - wo sind diese Türen: alle im Urlaub?
Lieber Sixtus,
ich bin nicht in Urlaub.
Allerdings gehe ich auf philosophische Fragen nicht mehr ein, wozu das führt, kann man in einem inzwischen geschlossenen Thread lesen. Hier scheint sich ja eine ähnliche Entwicklung anzubahnen.
In meinen jungen Jahren sah ich das Musical "Kiss me Kate", und darin war einer der Hits "Schlag nach bei Shakespeare". Nach den originalen ins Deutsche übersetzten Texten von den Spewacks kamen neue Verse hinzu, die das aktuelle vorwiegend politische Geschehen karikierten. Das fand ich damals als sehr witzig und hätte auch sicher heute noch seine Berechtigung. Danach ging es aber im Original weiter.. jedenfalls mit dem, was wir für das Original hielten.
Das ging im Musical, und bei dem Lied besonders. Auf die Oper ist das meines Erachtens nicht anwendbar, und ich stehe hier voll konform mit Deiner Meinung und auch ausdrücklich mit den Aussagen von Helmut Hofmann.
Meine heutige Abneigung gegen neue Texte hat allerdings eine Ursache. In den 50-ern war es ja in D üblich, auch Kompositionen fremdsprachiger Komponisten ins Deutsche zu übertragen. Walter Felsenstein sah sich an der Komischen Oper genötigt, vielen Opern einen neuen deutschen Text zu verpassen und damit viele Jahre existierende Translationen völlig umzugestalten. Ich habe nicht verstanden, warum darin eine neue Aussage getroffen wurde, es hat sich mir nicht erschlossen. Wahrscheinlich war ich damals schon konservativ und habe meine Einstellung bis heute nicht ändern können und wollen.
Auch wenn ich wahrscheinlich nicht merken würde, wenn man Simone Boccanegra einen neuen italienischen Text überstülpen würde fände ich das schlecht. Ich hätte aus Prinzip etwas dagegen. Viele heutige Opernbesucher würden allerdings auch nicht merken, wenn aus "la donna e mobile" etwas neues würde. So viel zum von mir angenommenen Bildungsniveau heutiger Opernbesucher.
Herzlichst La Roche
PS Vor Kurzem sah ich auf Servus-TV eine Doku über italienische Opern, am Beispiel von Rigoletto. In Parma fragte man Straßenpassanten, was sie sich unter "la donna e mobile" vorstellten, wohlgemerkt Italiener in der Heimat Verdis. Einge meinten, es wäre die Adresse eines Friseurs, andere glaubten an eine neue Pizzakreation. Natürlich kannten auch viele das Lied und konnten es sogar singen. Interessant war es auf jeden Fall, denn von Rigoletto hatte die Mehrzahl schon mal gehört.