Operatorium – der ewige Streit um konzertante Opernaufführungen


  • Hallo tastenwolf,


    wenn du dir das obige noch einmal in Ruhe durchliest, bist du dann noch immer sicher, dass das eine passende und so beabsichtigte Entgegnung auf mein Zitat war?

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Salut,


    Zitat

    wer über die Qualität der 39.999 Opern entscheidet: Intendanten, musikalische Leiter, Dramaturgen... Leute, die beurteilen können, ob sich die Produktion eines Stücks lohnt...


    ***totlach***


    Zitat

    dann möchte ich mal wissen, wie oft du erlebt hast, daß zwei Opernaufführungen wirklich haargenau gleich waren,


    Natürlich noch gar nicht - ich habe nichtmal eine Inszenierung erlebt, die sich an das Libretto bzw. die Regieanweisungen weitestgehend gehalten hat. Eine einzige 100%ige Aufführung würde mir bereits reichen, danach folgen dann andere 100%ige Aufführungen anderer Opern...


    Tja, so bin ich halt...


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Hallo,


    Ulli wies mich (trotz oder wegen gegenpoliger Meinung; danke Ulli) darauf hin, dass folgender in einem anderen Thread von mir geposteter Beitrag thematisch auch zu diesem Thema gehört:


    Mit Oper verbinde ich ein dramatisches, gesungenes Musikwerk, wobei die Sängerinnen und Sänger mich meist am konzentrierten Zuhören durch weder mit natürlich noch künstlerisch, sondern meist unbeholfen wirkenden Bewegungen auf der Bühne von der Musik ablenken. Die musikalischen sowie die schauspielerischen Darbietungen stehen häufig in einem übergroßen Missverhältnis, natürlich zugunsten der Musik - und wenn nicht, dann spricht das nicht unbedingt für die Musik.


    Es existiert, auch für meinen Geschmack, so wunderbare "Opernmusik", wie gerne würde ich diese konzertant hören und den Handlungsverlauf in meiner Phantasie aufleben lassen.


    Gruß,


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Hallo!!


    Für mich ist eine konzertante Opernaufführung nichts, denn die Darstellung der Handlung gehört für mich dazu und eine konzertante Oper wäre meiner Meinung nach keine Oper.


    Interessant fände ich auch, wenn manche Oratorien auf die Bühne gebracht würden. Händels Jephtha und andere haben eine so tolle Handlung, die könnte man fast schon auf die Bühne bringen!


    LG joschi

  • Zitat

    Original von DonBasilio
    Interessant fände ich auch, wenn manche Oratorien auf die Bühne gebracht würden. Händels Jephtha und andere haben eine so tolle Handlung, die könnte man fast schon auf die Bühne bringen!


    Das wurden sie ja teilweise auch. Ob dies bei Jephta der Fall war, entzieht sich derzeit meiner Kenntnis. Jedenfalls habe ich vor Kurzem La Resurrezione in einer Inszenierung des Badischen Staatstheaters gesehen und gehört. Ich finde das viel spannender, als das ewige Nichtwissenwohinschauen...


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)


  • Du sagst es!


    Da tut sich was, da ist Leben drin. Und ob die Decke des Konzerthauses schön ist, sollte einen da wirklich nicht interessiern!!


    LG joschi

  • Eine beachtliche Leistung, dass bei diesem Thread (den ich bisher nicht kannte) erst nach ungefähr 9-10 Beiträgen die Diskussion über "konservative" vs. "moderne" Inszenierungen in Gang gekommen ist. :D



    Zitat

    Original von Ulli


    Das wurden sie ja teilweise auch. Ob dies bei Jephta der Fall war, entzieht sich derzeit meiner Kenntnis. Jedenfalls habe ich vor Kurzem La Resurrezione in einer Inszenierung des Badischen Staatstheaters gesehen und gehört. Ich finde das viel spannender, als das ewige Nichtwissenwohinschauen...



    Der verstorbene Herbert Wernicke hat des öfteren auch Oratorien und Kantaten szenisch auf die Bühne gebracht: zum erstenmal wohl ca. 1980 "Judas Maccabaeus" in München, irgendwann in den 90ern "Theodora" in Basel. Außerdem gab es in den 80er Jahren einen szenischen Abend mit Bachkantaten in Kassel und dann nochmals eine Inszenierung von sechs Bachkantaten, u.a. Actus tragicus, in Basel (Ende letzten Jahres in Stuttgart wiederaufgenommen und von Alviano hier im Forum rezensiert). Auch Peter Sellars hat Bachkantaten inszeniert (war vor ungefähr 12 Jahren auf Tournee durch Deutschland - faszinierend!). Vor wenigen Jahren hat Christoph Loy Händels "Saul" in München auf die Bühne gebracht. Kürzlich gab es eine von Robert Wilson inszenierte Bach'sche Johannespassion in Paris (nicht der erste Versuch in dieser Richtung). Ebenfalls von Alviano besprochen: ein Abend an der Berliner Staatsoper, bei dem das "Combattimento di Tancredi e Clorinda" und die Marienvesper von Monteverdi tendenziell szenisch ausgedeutet wurden. Viele ähnliche Projekte wären hinzuzufügen.


    Viele Grüße


    Bernd

  • Liebe Opernfreunde,


    beim Stöbern im 2008/2009-Spielplan der Hamburgischen Staatsoper ist mir aufgefallen, dass wieder einmal eine Premiere nur als konzertante Aufführung geben wird: Attila von Verdi.


    Aktuell läuft Daphne von Strauss konzertant, in den letzten Jahren liefen in dieser Form außerdem Die Frau ohne Schatten, Beatrice di Tenda, auch Norma.


    Mich ärgert das sehr. Oper heißt nicht umsonst Musiktheater. Gibt es nichts zu sehen, kann ich auch zu Hause bleiben und eine CD hören - in der Regel mit besseren Sängern.


    Gibt es überhaupt gute Gründe dafür, Opern konzertant zu geben?


    1) Zu wenig Platz? Ja, in Ordnung. Aus diesem Grunde mag man - wie neulich hier in Hamburg geschehen - Blaubart in der Musikhalle aufführen. Das aber ist kein Argument für ein Opernhaus.


    2) (Bühnen)Faule Sänger und GMDs? Ersteres glaube ich nicht. Nahezu jeder Opernsänger liebt doch die Bühne! In einer tollen Inszenierung mitzuwirken wünschen sich doch alle. Im Sonderfall Hamburg mag es allerdings sein, dass die aktuelle GMD tatsächlich keine wirklich Freude am Musiktheater hat. Das jedenfalls würde ihre Nicht- und Schlechtleistungen in diesem Bereich erklären (z.B. die Übernahme fertiger Produkte wie z.B. dem Rosenkavalier aus Graz, die dann auch noch schlecht sind, oder die grandios durchgefallene FroSch, die später dann doch inszeniert wurrde!).


    3) Der Zuhörer kann sich bei der konzertanten Aufführung besser auf die Musik konzentrieren? Nein, überhaupt nicht. Denn ständig werde ich von der fehlenden Handlung abgelenkt, denke ich, wie schön es wäre, wenn das jetzt noch inszeniert würde.


    4) Geldersparnis? Wohl der wichtigste Grund.


    Was meint ihr zu diesem Thema? Gibt es bei "euren" Häusern auch vermehrt konzertante Aufführungen? Geht ihr hin? Steht ihr ihnen positiv oder negativ gegenüber?


    Viele Grüße
    Thomas

  • Lieber Thomas,


    ich stehe diesem Phänomen diametral entgegengesetzt gegenüber. Angesichts häufig am Grat des Schwachsinns entlangstolpernder Libretti und mich nur äußerst selten menschlich berührender Schicksalszeichnungen (die ich allerdings nicht in situ verbildlicht haben muß) atme ich stets auf, wenn weder Übertitel noch die Gefahr origineller oder auch dröger Regie mich erwarten. Die erhebliche Geldersparnis kann dann (leider wiederum graue Theorie) in ein überdurchschnittliches Ensemble investiert werden.


    Natürlich gibt es Ausnahmen, aber oft würde mir nichts fehlen, wenn ich die Bühneneinfälle und -illustrationen nicht mitbekäme.


    Daher dient konzertantes Repertoire mir auch zur Konzentration auf das für mich Wesentliche.


    LG,


    Christian

  • Oper konzertant ist eigentlich immer ein Kompromiss, da die Stücke in aller Regel für Bühnenaufführungen gedacht sind. Aber es gibt einige Gründe dafür, warum man Oper konzertant überhaupt anbietet.


    Kleinere Theater bieten in konzertanter Form Werke, die die Dimensionen des Hauses sonst sprengen würden: Wagner, z. B., aber auch Verdi fallen mir da ein.


    In Wiesbaden hatte man während der Umbauzeit des Opernhauses zu diesem Hilfsmittel gegriffen, um bsplsw. "Hugenotten", "Tristan", "Parsifal" oder "Palestrina" zeigen zu können.


    Die Siegfried-Wagner-Witwe Winifred wollte eigentlich gar keine Aufführungen ihres verstorbenen Mannes erlauben (weil: es darf ja nur einen Wagner geben, der Meister selbst...) - konzertanten Vorstellungen stimmte sie aber dann doch zu - es war also eine zeitlang die einzige Möglichkeit, diese Musik überhaupt hören zu können.


    Frankfurt erweitert seit einigen Spielzeiten seinen Spielplan um Opern in konzertanter Form: die Produktionskosten lassen sich dadurch natürlich senken: keine Ausgaben für Bühnenbild und Kostüme und keine Blockierung von Ressourcen im Haus selbst, die anderweitig genutzt werden können (Probenräume, Werkstätten, Dramaturgie...).


    In Berlin gibt es immer wieder in Verbindung mit dem dortigen RSO selten gespielte Werke in konzertanter Form, die dann auch auf CD veröffentlicht werden, eine mir sehr wilkommene Erweiterung des teilweise etwas engen Repertoires unserer Opernhäuser. Komponisten wie Kienzl, Rezniczek, Schulhoff, Braunfels oder Wellesz sind durch dieses Engagement keine ganz blinden Flecken mehr.


    Ich besuche konzertante Aufführungen nur im Ausnahmefall, mir fehlt da auch die Szene, ganz klar.

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  • Lieber Thomas,
    also mich befriedigen konzertante Opernaufführungen überhaupt nicht, nehme sie aber als Notlösung in Kauf, wenn es um Werke geht, die ich sonst nicht zu hören bekäme (Außer auf CD natürlich!), so wie im Vorjahr die "Anna Bolena" im Konzerthaus, oder "Cid", "Thais", auf die wir in Wien in inszenierter Form wohl vergeblich warten. Nächste Woche z.B. steht wieder Oper konzertant auf meinem Programm, "I Capuleti e Montecchi" mit Elina Garanca, Anna Netrebko und Joseph Calleja (Leider :stumm: ), weil ich dieser (Damen ;) )Besetzung einfach nicht widerstehen kann. Aber ich weiß schon jetzt, dass ich "leiden" werde, zwei so großartigen Schauspielerinnen wie der Garanca und Netrebko beim Herumstehen zuschauen zu müssen. Welch tolle Bühnenperformance würden die beiden doch liefern!!!
    Außerdem beschleicht mich des öfteren das Gefühl, dass auch die Sänger konzertante Aufführungen langweilig finden und eher als lästige Pflichtübung betrachten, die halt Geld bringt. Ganz extrem zu beobachten war das bei José Curas Auftritt in der konzertanten "Norma" an der WSO, der für sein offen zur Schau gestelltes Desinteresse ziemlich ausgebuht wurde. Er tat so, als ginge ihn das Ganze überhaupt nichts an, spielte mit seiner Brille herum, starrte Löcher in die Luft, und versuchte erst gar nicht, irgendeine Beziehung zu seinen Partnerinnen Gruberova und Garanca aufzubauen. Er lieferte seine Noten ab, und damit basta! Und diesen Eindruck hatte ich schon des öfteren bei konzertanten Opernaufführungen.
    Nein, für mich muss eine Oper inszeniert sein, schließlich heißt es Musiktheater, und dem kann bei einer konzertanten Aufführung nie Rechnung getragen werden.
    lg Severina :hello:

  • Zitat

    Original von Zwielicht
    Eine beachtliche Leistung, dass bei diesem Thread (den ich bisher nicht kannte) erst nach ungefähr 9-10 Beiträgen die Diskussion über "konservative" vs. "moderne" Inszenierungen in Gang gekommen ist.


    Lieber Bernd,


    Persönlich habe ich lieber eine Aufführung konzertant, als in eine Inszenierung wobei's mir graut. :P


    Wichtiger aber finde ich, daß ich lieber ein Werk ausgeführt höre, sei es konzertant, als daß es für ewig in den Archiven verschimmelt.


    LG, Paul

  • Auch wenn die MODs im Moment wahrlich nicht unter Unterbeschäftigung leiden - vielleicht könnte man die beiden Threads wirklich zusammenführen! Danke :lips:
    lg Severina :hello:

  • In Hannover ist das Opernhaus ca. 10 Minuten von meiner Haustür entfernt; da kann man dann auch schon mal zu einer konzertanten Aufführung hingehen. Deswegen werde ich mir auch Catalanis La Wally ansehen, die im Juni konzertant in Hannover Premiere hat. Die "Fernwirkung" von derartigen konzertanten Aufführungen ist allerdings bei mir nicht besonders groß. Bei einer verlockenden szenischen Umsetzung mit interessanten Sängern fahre ich auch gerne einmal z.B. nach Hamburg oder Berlin. Wird dieselbe Oper konzertant gegeben, brauche ich eigentlich immer mehr als einen guten Grund, um eine längere Anreise auf mich zu nehmen.


    Die Gründe wurden eigentlich schon genannt: Ich besitze genügend CDs mit Operngesamtaufnahmen. Im Opernhaus lockt mich mindestens ebenso wie die musikalische Seite die optische Komponente. Das gilt insbesondere auch deshalb, weil in den meisten kleineren (nord)deutschen Theatern, das sollte man bei allem Respekt vor den künstlerischen Leistungen eingestehen, nicht immer ganz erstklassig musiziert wird. Ich habe es schon häufig erlebt, dass der Gesamteindruck einer Vorstellung trotz nicht ganz gelungenen musikalischen Darbietungen durch eine gute Inszenierung relativiert wird. Es ist nach meinem Eindruck keineswegs der Regelfall, dass eine von diesen grottenschlechten Inszenierungen einen musikalisch tollen Opernabend sabotiert – es kann auch umgekehrt sein.


    Und mir ist auch die Umsetzung des Librettos wichtig, selbst dann, wenn die Qualität des Textbuchs nicht mit der Qualität der Partitur mithalten kann. Sänger sind keine reinen Instrumentalisten. Sie haben neben den Noten auch den Text umzusetzen. Das kann im Idealfall auch allein durch stimmliche Mittel gelingen, in aller Regel sehe ich aber die Möglichkeit zur Interaktion auf der Bühne als einen Gewinn und eine zusätzliche Chance zur Interpretation.


    Ich sehe konzertante Aufführungen daher eher wie Severina und Alviano: als eine Notlösung bzw. ein Kompromiss, über den man nicht so richtig glücklich sein kann. Wenn die Alternative lautet: gar keine Aufführung oder konzertant, dann ist mir konzertant natürlich lieber. Einer inszenierten Oper würde ich aber fast immer den Vorzug vor einer konzertanten geben.


    Wenn ich dann sehe, dass ein großes Haus wie die Hamburgische Staatsoper in der nächsten Saison nur drei Opern und eine Operette szenisch neu herausbringt, frage ich mich doch, ob man den Attila wirklich unbedingt konzertant machen muss. Ich zähle mich durchaus zum erweiterten Stammpublikum dieses Hauses. Mit einem konzertanten Attila kann man mich allerdings nicht von Hannover nach Hamburg locken.

  • Original von severina

    Zitat

    Außerdem beschleicht mich des öfteren das Gefühl, dass auch die Sänger konzertante Aufführungen langweilig finden und eher als lästige Pflichtübung betrachten, die halt Geld bringt.


    Ein Sänger hat sich gerade kürzlich positiv über konzertante Aufführungen geäussert: Johan Botha...


    Original von Zauberton

    Zitat

    Wenn ich dann sehe, dass ein großes Haus wie die Hamburgische Staatsoper in der nächsten Saison nur drei Opern und eine Operette szenisch neu herausbringt, frage ich mich doch, ob man den Attila wirklich unbedingt konzertant machen muss.


    Das hat mich, ehrlich gesagt, auch überrascht. Die Hamburgische Staatsoper ist von der Grössenklasse her schon etwas anderes, als die Stadtheater Hildesheim oder Lüneburg - für einen konzertanten "Attiila" bei dem voriegenden Spielplan der Staatsoper in Hamburg fehlt mir auch etwas das Verständnis.

  • Zitat

    Original von Alviano
    Original von severina


    Ein Sänger hat sich gerade kürzlich positiv über konzertante Aufführungen geäussert: Johan Botha...



    Bloß: Worin besteht da für ihn der Unterschied???? :stumm: :hahahaha: :hahahaha:
    lg Severina :hello:

  • Zitat

    Ein Sänger hat sich gerade kürzlich positiv über konzertante Aufführungen geäussert: Johan Botha...


    Dass Botha konzertante Aufführungen lieber sind, glaube ich gerne, da muss er seinem massigen Körper keine unnötige Bewegung abringen. Aber bei ihm ist es egal, er steht auch auf der Bühne meist bewegungslos herum, und wenn er einmal zu spielen versucht, wirkt es meistens lächerlich (Otello!)


    Aber zurück zum eigentlichen Thema. Ich hatte gestern das Glück im Theater an der Wien eine hervorragende konzertante Aufführung von Vivaldis "La fida Nina" zu hören, bei der die Protagonisten (Veronica Cangemi, Sandrine Piau, Philippe Jaroussky, Barbara di Castri, Jose-Manuel Zapata, Lorenzo Regazzo) sehr wohl aufeinander eingingen, miteinander spielten, und zudem hervorragend sangen. Dasselbe passierte mir kürzlich im Konzerthaus bei Brittens "The Rape of Lucretia", wo, vor allem Christopher Maltman als Tarquinius vor Spielfreude förmlich barst. Ich gehe sehr gerne in konzertante Opernaufführungen, weil ich oft nur so die Möglichkeit habe, selten gespielte Opern zu hören, und weil ich mich in diesem Fall besser auf die Musik und das Libretto konzentrieren kann, und nicht abgelenkt bin, von einer Regie, die das Werk womöglich verfremdet.

  • wenn, wie es jetzt fast immer sieht, dem Regisseur nicht einfällt, oder er falsche Einfälle hat.


    Bei fast jeder Oper und Operette gibt es Anweisungen und die älteren Opernführer, nicht die von Reclam.


    Es würde der Wiener Staatsoper gut tun, es wie bei "Norma" zu machen!


    Uniteresse der Regisseure, die wie ich oft gehört habe, sagen zu diesem oder jenem Stück, habe ich keine Beziehung - dann soll er es lasssen, es kommt zumeist nichts Gutes raus.


    Deshalb wäre ich bei vielen Produktionene der WSO und VO dafür, das konzertant zu bringen.


    Es erspart mir, als Staubi, viel Ärger.


    Liebe Grüße Peter aus Wien

  • Da ich erst vor kurzem wieder so ein "Operatoruim" auf youtube geschaut habe ("Parsifal" unter einem gewissen Jaap van Zweden u.a. mit Klaus Florian Vogt und Falk Struckmann...kein Kommentar), kann ich mich hier nur dahingehend äußern, dass das nicht meine Welt ist. Sicherlich ist es eine Art Kompromiss...bevor ich nichts höre, dann lieber so...aber letztendlich fehlt einfach etwas, das Dramatische Geschehen.
    Überhaupt glaube ich, wenn solche konzertanen Aufführungen wirklich gelingen sollten, bräuchte man dazu ganz erstklassige Sänger, Vokalisten, Interpreten, die mit ihrer Stimme so intensiv darstellen können, dass das fehlende Bühnengeschehen nicht mehr so ins Gewicht fällt. Leider muss ich vermuten, dass es solche Menschen kaum noch gibt, die mit ihrer Präsenz und mit der Macht ihrer Interpretation das vergessen machen könnten.
    Einem Aspekt kann ich allerdings durchaus etwas Positives abgewinnen und das ist die Tatsache, dass man bei solchen Vorstellungen auch das Orchester mal sehen kann, was sonst bei der Oper nie gegeben ist. Kann interessant sein.

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

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  • Zu den Verfechtern konzertanter Opernaufführungen zähle auch ich mich. Ärger über eine verunglückte Inszenierung kommt gar nicht erst auf. Andererseits werden bei einem guten Enselmble auch die Chancen auf eine stimmige Darstellung in Kostümern und Kulissen vergeben. Zuletzt erlebte ich in berlin mein en geliebten Trovatore in dieser Besetzung:


    Leonora:
    Anja Harteros
    Inez:
    Jana Kurucová
    Graf Luna:
    Dalibor Jenis
    Ferrando:
    Marko Mimica
    Azucena:
    Dolora Zajick
    Manrico:
    Stuart Neill
    Ruiz:
    Thomas Blondelle
    Ein alter Zigeuner:
    Tobias Kehrer
    Ein Bote:
    Matthew Pena

    Chor und Orchester der Deutschen Oper Berlin


    Musikalische Leitung:
    Andrea Battistoni
    Chöre:
    William Spaulding


    Bis auf die Besetzung der Titelpartie ein beglückender Abend. Die Entdeckung war für mich Marko Mimica, der mit seinen fünfundzwanzig Jahren einen Ferrando hinlegte, der sich mit den großen Vertretern in dieser Partie messen lassen kann. Interessant, wie sich dieser außerordentlich gut aussehende und selbstbewusste junge Mensch in die Tiefen und dramatischen Dimensionen seines Basses hinabwarf. Als Papageno (höre Youtube-Link) kommt das so nicht ganz herüber.


    http://www.deutscheoperberlin.…erson_detail&iduser=58098
    http://www.youtube.com/watch?v=6vzi9CEqoGU


    Ich war - und das ist jetzt weit hergeholt - an Otto von Rohr erinnert. Der ist 1936 im gleichen Alter, wenn nicht gar noch etwas jünger, in einem konzertanten "Rigoletto" als Sparafucile beim Reichsrundfunk Berlin aufgetreten. Den Mitschnitt - wenn auch nicht ganz komplett - habe ich in meinem Archiv. Rohr wie der der mir bisher völlig unbekannte Mimica verkörpern sängerisch eine Reife, die man bei um die 50 verorten würde.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent