積ん読" (Tsun-doku)

  • Da hat mich die KI ertappt:

    Im Japanischen gibt es einen Begriff für Menschen, die ständig Bücher kaufen, es aber nicht schaffen, sie zu lesen. Dieser Begriff lautet "積ん読" (Tsun-doku). "積ん" (Tsun) bedeutet so viel wie "stapeln" oder "ansammeln", und "読" (doku) steht für "lesen". Tsundoku beschreibt also das Phänomen des Stapelns von ungelesenen Büchern. Es ist eine Art Wortspiel und wird oft humorvoll verwendet, um die Tendenz vieler Menschen anzusprechen, mehr Bücher zu kaufen, als sie tatsächlich lesen können.


    und beruhigt mich wieder ein wenig:

    Das Phänomen Tsundoku, also das Sammeln von Büchern ohne sie zu lesen, wird normalerweise nicht als psychische Störung betrachtet. Es ist eher eine humorvolle Bezeichnung für das alltägliche Verhalten vieler Menschen, die sich von der Faszination für Bücher hinreißen lassen und sie sammeln, selbst wenn sie nicht sofort die Zeit finden, sie zu lesen.


    In meinen Regalen stehen viele, viele Bücher, die ich noch nicht gelesen habe. Hauptsächlich Sachbücher zum Thema Geschichte und Musik. Als Mathematiker muß ich mir ausrechnen, daß ich wohl kaum alle gründlich lesen werden kann. Und trotzdem stehen wieder welche auf dem Geburtstagswunschzettel...

    Bin ich damit allein????

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Ich habe jedes Jahr weniger Bücher, weil ich nach dem Lesen fast alle weggebe, entweder an Freunde oder an Institutionen, die alte Bücher sammeln, um sie dann für einen guten Zweck zu verkaufen. Oder in die Büchertürme, von denen es im Ruhrgebiet viele gibt. Man stellt seine alten Bücher ein und nimmt sich neue mit, alles kostenlos. Allerdings ist die Qualität dort meist bescheiden, aber ich habe schon eine Ausgabe von Schiller und von Goethe gefunden, alles mehrbändig.

    Ich werde oft gefragt, was ich mache, wenn ich ein Buch noch mal lesen will. Das ist einfach. Ich besorge es mir antiquarisch, das bedeutet eine Ausgabe mit Lieferung von 10-15 Euro. Kandidaten sind dann schöne Bücher wie "Das Treffen in Telgte" oder "Der Trafikant". Englische Bücher sind meist preiswert, sie kommen aus GB oder USA, oft stammen sie aus Büchereien oder Gefängnissen. Bei Amazon gibt es sie preiswert in großer Auswahl. Niemals aber habe ich ein neues Buch dort gekauft, da haben wir hier im westlichen Ruhrgebiet viele kleine Buchhandlungen

    "I'll think about it," said Roy. "We've been thinking about this for years", she pointed out. "I don´t think that thinking is what we need to do. Doing is what we need to do. That's what I think." (Garrison Keillor)

  • Dr. Pingel ,das ist durchaus interessant, aber doch am Thema vorbei.

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  • Ich sah gestern im Internet zufällig (sinngemäß) :


    Zitat

    Ich glaube allmählich, dass Bücher lesen und Bücher kaufen zwei völlig verschiedene Hobbies sind.

    Er hat Jehova gesagt!

  • Lieber Johannes Schlüter

    das Zitat ist wirklich schön.


    Ich gestehe, auch Mitglied in diesem Club der Lese-Stapler zu sein. Noch allerdings ohne allzu schlechtes Gewissen, weil ich mich doch nach Kräften mühe, hinterherzukommen. Nur habe ich festgestellt, dass ich für bestimmte Bücher schon auch in einer bestimmten Stimmung sein muss. Je belletristischer/abstrakter/anspruchsvoller, desto wichtiger wird das.

    Andererseits kann ich die Lese-Stapelei auch positiv sehen: Wir haben kürzlich unsere Billys auf einheitliches Maß umgestellt, bei uns stehen also nur noch die 40 Zentimeter breiten Exemplare. Bei der Gelegenheit nahm ich naturgemäß wieder viele Bücher in die Hand. Und dabei überkam mich immer wieder ein Gefühl der Vorfreude - Bücher neu oder wieder zu lesen.

    "Jein".

    Fettes Brot

  • An sich bin ich nicht unbedingt Mitglied in diesem Club, da ich mir zumindest Sachbücher immer (nur) dann kaufe, wenn ich sie brauche bzw. mich grade für den Gegenstand interessiere und es demzufolge auch direkt lese. Ein bisschen Stapelei kommt aber dennoch vor, denn manchmal überkommt es mich in einem Buchladen und dann kaufe ich einigesan Romanen, was ich aber erst später lesen werde. Wie lohengrins schreibt, braucht es eine gewisse Stimmung, die bei mir auch oft an der Jahreszeit liegt. Im Winter eher fantastisch und mythologisch, im Sommer leichter, im Herbst tiefgründiger - zumindest als grobe Orientierung. Dementsprechend liegen neue Bücher bei mir in der Regel maximal ein Dreivierteljahr auf dem Stapel bzw. im (nicht einheitlichen) Billy-Regal.

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • Im Japanischen gibt es einen Begriff für Menschen, die ständig Bücher kaufen, es aber nicht schaffen, sie zu lesen.

    Gibt es im Japanischen auch einen Begriff für Menschen, die ständig CDs kaufen, aber es nicht schaffen, diese zu hören? ^^ Bei mir kommt das jedenfalls wesentlich häufiger vor. Bücher kaufe ich in der Regel nur, wenn ich sie gerade lesen möchte, und das tue ich dann auch recht schnell.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Dr. Pingel ,das ist durchaus interessant, aber doch am Thema vorbei.


    Gibt es im Japanischen auch einen Begriff für Menschen, die ständig CDs kaufen, aber es nicht schaffen, diese zu hören? ^^ Bei mir kommt das jedenfalls wesentlich häufiger vor. Bücher kaufe ich in der Regel nur, wenn ich sie gerade lesen möchte, und das tue ich dann auch recht schnell.

    Wieso ist es am Thema vorbei, wenn ich die Gegenstrategie zum Büchersammeln nenne?. Mein Vater war Bibliothekar und hatte zu Hause 5.000 Bücher. Bis 18 habe ich alle in der Hand gehabt. Natürlich habe ich nicht alle gelesen, aber man kann mit dem bloßen Nennen schon Eindruck schinden. Seitdem bin ich passionierter Leser, durch Corona noch mehr. Aber nach dem letzten Umzug habe ich gemerkt, dass mein Programm der "Reduktion von Komplexität", also mehr Ordnung durch weniger Besitz, sich auch auf Bücher erstreckt. Ich lese mehr als früher, aber ich betrachte einen Bücherschrank nicht mehr als notwendig. Irgendwo sind Bücher auch Gebrauchsgegenstände. Wenn ich Sehnsucht nach einem Buch habe, kaufe ich es neu, wie jetzt z.B. die "Aufzeichnungen eines Jägers" von Turgenjew in einer neuen Übersetzung. Eins ist mit dieser Methode sicher: ich lese dieses Buch! Manchmal kommt es vor, dass ein neues Buch nicht hält, was ich mir erwartet habe. Das wandert dann nach 50 Seiten nicht in den Bücherschrank, sondern aus dem Haus.

    Ich brauche auch keine Statussymbole durch Gesammelte Werke von Goethe, Schiller, Nietzsche usw., schon gar nicht von Böll, Grass, Walser.

    Bei der Musik ist es ähnlich, da sammle ich Werke und keine Aufnahmen.

    Mit bertarido bin ich durchaus konform (s.o).


    Ein Mann kommt in eine Buchhandlung. "Ich brauche Bücher mit Werken von Goethe". Buchhändlerin: "Welche Ausgabe?" Der Mann: "Da haben Sie auch wieder Recht!" Er geht.

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  • Apropos Goethe: Das ist einer der wenigen Autoren, bei denen ich auch staple. Ausgaben, Studien, Monongraphien. Bei Biografien bin ich seit Safranski zurückhaltend geworden. Diesem Vergnügen sind allerdings budgetäre Grenzen gesetzt. So muss ich mich bei Osterkamps neuem Buch über das Spätwerk vorerst zurückhalten. In der Regel lese ich auch in diesen Büchern von und über JWvG, aber natürlich nicht alles. Es gibt nur noch einen weiteren Autoren, bei dem ich auch gerne staple. Bücher wegzugeben fällt mir ansonsten schwer. Bei einem Umzug vor drei Jahren habe ich mich immerhin von 10 Kisten getrennt und sie öffentlichen Bücherregalen, wie sie hier in München zu finden sind, gespendet. Darunter die Hamburger Goetheausgabe von dtv, es war meine erste Ausgabe und viele Werke habe ich über sie kennengelernt.

  • Bei einem Umzug vor drei Jahren habe ich mich immerhin von 10 Kisten getrennt und sie öffentlichen Bücherregalen, wie sie hier in München zu finden sind, gespendet. Darunter die Hamburger Goetheausgabe von dtv, es war meine erste Ausgabe und viele Werke habe ich über sie kennengelernt.

    Vor einem Umzug graut es mir auch schon .... Der Albtraum des B-Staplers. ;)

  • Ich möchte auf das von Johannes Schlüter gebrachte Zitat eingehen.
    Ich denke, es ist absolut richtig, daß Bücher lesen und Bücher kaufen zwei durchaus unterschiedliche Hobbies sind. Ich sehe das sehr deutlich an mir selbst. Ich habe eine Zeitlang ziemlich intensiv Bücher gesammelt, das waren insbesondere Bücher zum Thema Mathematik und zum anderen die Sammlung Göschen. Immmer nach dem Motto: Je älter umso besser. Und handschriftliche Bemerkungen der Vorbesitzer haben - insbesondere bei den Mathebüchern - für mich den Wert gesteigert. Ich wußte dabei immer, daß ich diese Bücher interssiert durchblättern, aber nur in seltensten Fällen komplett lesen würde. Hat vielleicht ein wenig von Briefmarkensammeln (Philatelisten unter Euch mögen mir verzeihen).

    Ganz anders sieht es mit dem wachsenden Lesestapel, der mich zu diesem Thread veranlaßt hat. Meine Gedanken sehen dann ungefähr so aus: Wenn ich Urlaub in Tirol mache, kann ich mich ja mal mit der Geschichte befassen - Mittelalter? - Ambras? - Ferdinand II. ist interessant - gibt's ja viele Bücher - Hat 'ne Bürgerliche geheiratet? - mal was lesen dazu - So,so. Habsburger war er - scheint ja eine interessante Familie zu sein - mal paar Bücher besorgen --- usw. usf. - nur so als exemplarisches Beispiel.

    Langer Rede zusammengefasster Sinn: Tatsächlich wohl zwei verschiedene Hobbies, die nicht einmal viel miteinander zu tun haben müssen. Oder?

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Ich denke eher nicht. Man kauft aus einem gewissen Interesse heraus, sprich das Buch, die CD will ich lesen, will ich hören. Aus Gründen passiert das nicht sofort (...oder nie). Doch denke ich schon, dass mich der Inhalt primär interessiert, daher der Kauf. Für mich sind das keine zwei Hobbies.

  • Ich sehe das sehr deutlich an mir selbst. Ich habe eine Zeitlang ziemlich intensiv Bücher gesammelt, das waren insbesondere Bücher zum Thema Mathematik und zum anderen die Sammlung Göschen. Immmer nach dem Motto: Je älter umso besser.

    Aus der Sammlung Göschen besitze ich auch einiges. Die kleinen Bändchen von Knopp und Krull und einigen anderen. Überhaupt machen die Fachbücher einen nicht geringen Teil aus.

    Ganz anders sieht es mit dem wachsenden Lesestapel, der mich zu diesem Thread veranlaßt hat. Meine Gedanken sehen dann ungefähr so aus: Wenn ich Urlaub in Tirol mache, kann ich mich ja mal mit der Geschichte befassen - Mittelalter? - Ambras? - Ferdinand II. ist interessant - gibt's ja viele Bücher - Hat 'ne Bürgerliche geheiratet? - mal was lesen dazu - So,so. Habsburger war er - scheint ja eine interessante Familie zu sein - mal paar Bücher besorgen --- usw. usf. - nur so als exemplarisches Beispiel.

    Wie ich das von einigen Mathematikern (vielleicht von Yuri Manin abgesehen) weiß, gibt es latente Defizitgefühle, was das Wissen um Physik angeht. So habe ich mir eine zeitlang diverse Fachbücher über Quantenchromodynamik und String-Theorie und weitere theoretische Physik geholt, in der Hoffnung zu einem Verständnis des Standardmodells und des Kosmos durchzustoßen. Mit dem Alter und der sich langsam abbauenden Denkfähigkeit ;) wurden dann aus den Fachbüchern auch mal Sachbücher .... ein Stapel angelesener und ungelesener Bücher, wo ich mich nur ganz langsam durchkauen kann.


    Dann gibt es eine gewisse Menge an Philosophie, noch aus Schule, Studium und der Folgezeit. Husserl und seine Assistenten Becker und Heidegger .... und Geschichte und am Ende auch noch Literatur ... :P


    Vieles geholt unter dem Gesichtspunkt ..... wenn Du wirklich mal Zeit hast ..... Leider ließ und lässt einem Beruf wenig davon und jetzt höre ich in der Freizeit mehr Musik ..... :)


    Aber von den Büchern trennen ..... Nein das geht nun wirklich nicht!


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  • Um es vorab zu sagen: ich glaube nicht, dass ich während meines Lebens noch einmal alle Platten und CDs, Tonbänder und was für Medien auch immer aus meinem Bestand noch einmal hören werde. Das Gleich gilt auch für meine Bibliothek, die geschätzt zu gut 60% aus Fachbüchern besteht. Ich kaufe allerdings nicht zwingend nach Tagesbedarf. Eher nach mich beschäftigenden Themenbereichen. Grob gegliedert ist sie klassisch nach Lexika / Enzyklopädien, Handbüchern, Quellen (wenn man Verlautbarungen des Heiligen Stuhls als solche bezeichnen kann), sodann die Untergliederung nach Sachbereichen: Theologie (wird aufgelöst und umverteilt), Geschichte, Kunstgeschichte, Germanistik (rudimentär) Musik (rudimentär) und Philosophie/Soziologie (schon wieder größer, beides irgendwie artverwandt, Holger möge es mir nachsehen). Ein Gutteil Theologie wird in diesem Bereich landen, ein anderer bei Geschichte. Und dann freilich Literatur von A-Z, die eingeleitet von Anthologien. Das klingt nun alles üppiger als es faktisch ist, aber mit Blick auf mein Alter werde ich die Projekte, die mir so vorschweben, wohl kaum adäquat betreiben können (zumal immer wieder was Neues dazu kommt).


    Zusätzlich stelle ich fest, dass man Lesen verlernt, wenn man es nicht regelmäßig tut. Kommt hinzu der Unterschied von Fachliteratur zu Literatur. Bei allem, was 19. Jh. und älter ist freue ich mich, bei Bedarf den Grimm zur Hand zu haben. Um Dostojewsky zu lesen muss ich mich in die gedanklihe und soziale Welt Russlands einfügen, ähnlich auch Bulgakow, da mit Blick allerdings auf die Regierung Stalin. Andersch, Böll, Grass, Günther Eich, alles bedeutsam, sowohl literarisch als auch historisch, auch soziologisch und alles keine Texte, die man einfach so wegen der erzählten Geschichte liest. Oder Rothman oder Timm. Zur Zeit lese ich die Neuübersetzung von Tausendundeine Nacht nach den ältesten Handschriften (weshalb die im arabisch-europäischen Austsuch hinzugefügten Gechichten von Sindbad, Ali Baba oder Aladin nicht enthalten sind. Dafür ist nichts geglättet oder zensuriert. Meine Frau schenkte mir die drei üppigen Bände jüngst zu meinem Geburtstag (ich hatte ihr zuvor nach der Hörfunksitzung im Gürzenich meine Kölner Lieblingsbuchhandlung, die Lengfeldsche, gezeigt und geriet mit der 87-jährigen Frau Laaf über eben diese Neuübersetzung ins Gespräch, was meine Frau dann mitbekam). Auch da wieder das Hineindenken in ganz andere Welten. Ich versuche beider Lektüre, aus mir herauszutreten und das Andere, au das ich stoße, als gleichberechtigt zu verstehen. Oder die Befragung Suleiman Mourads durch Perry Anderson zum Islam, veröffentlicht unter dem Titel "Das Mosaik des Islam", eine faszinierende Lektüre (dies wiederum ein Fachbuch).


    Es gibt also auch noch zwei unterschiedliche Arten zu lesen: Fachbuch, Aufsätze oder Untersuchungen oder Literatur. Lese ich das Eine, muss ich mich ins Andere wieder reinfinden und umgekehrt.


    Kaufe ich zum Stapeln? Nein, da mein Berufsweg kein akademischer geworden ist habe ich das Bedürfnis, Bücher, die meine Neigungen abbilden, im Zugriff zu haben ohne in eine Bibliothek zu müssen, wofür ich keine Zeit aufbringen könnte. Bücher sind Gesprächspartner, ich lese sie nicht einfach und stelle sie dann weg. Sie eröffnen mir Welten und Gedanken, beflügeln mein eigenes Denken. Auch der Blick auf liebgewordene Texte wandelt sich. Kafkas "Türhüterparabel", die sich ähnlich wie Dostojewskis Großinquisitorerzählung losgelöst vom Roman lesen lässt, in den sie eingebettet ist, lese ich heute anders als als 22-jähriger Student oder zuvor als Schüler.


    Ich kümmere ich mich aktuell zuwenig um meine Bücher und auch Platten, aber ich lebe mit ihnen. Wünschenswert wäre es, wen meine Bibliothek, die ihrerseits Teile einer Fachwissenschaftlerbibliothek aufgenommen hat, irgendwann von einem Erben weitergeführt wird. Oder der Bestand wandert zur RUB.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Aber von den Büchern trennen ..... Nein das geht nun wirklich nicht!

    Für mich ist das das Normale. Ich gehe sogar noch weiter. Ich filetiere Bücher. Beispiel: ich habe jetzt das wunderbare Buch von Richard Dawkins "The Magic of Reality" gelesen. In diesem Buch wird viel erzählt und erläutert. Immer wieder gibt es wichtige Zusammenfassungen, die man später noch einmal nachlesen möchte. Die meisten stecken dann farbige Zettelchen zwischen die Seiten: das ist mir zu umständlich. Ich reiße die Seiten heraus, dann sind es 20 wichtige statt 400 wichtige und unwichtige. Diese Seiten kommen in einen Umschlag, der mit "Dawkins Reality" beschriftet wird. Der Rest des Buches kommt weg.

    Zur Freude meiner Abiturienten im Leistungskurs Sozialwissenschaften habe ich das dort ähnlich gemacht. Ich habe grundsätzlich nicht mit Lehrbüchern gearbeitet, sondern mit Mappen, die dann die Texte enthielten. Für jedes Thema, etwa "Soziale Schichtung" oder "Wirtschaftspolitik" gab es einen eigenen Ordner, der die Texte und eine Zusammenfassung enthielt. Bei der Vorbereitung habe ich dann gesagt, welche Texte entfernt werden können, damit nur die Substanz des Themas im Ordner verblieb. Reduktion von Komplexität! Das Resultat war in der mündlichen Prüfung dann oft ein Gespräch statt einer öden Abfragerei, wobei dann die Entscheidung über die Noten einfacher wurde.

    Natürlich gibt es Ausnahmen. So trenne ich mich nicht von meiner Biblia Hebraica oder meinem griechischen NT mit meinen Anmerkungen. Aber ich besitze keinen einzigen Bibelkommentar mehr; diese Bücher sind meist viel dicker als der Text, den sie besprechen. Außerdem müssen sie alle paar Jahrzehnte ersetzt werden. Zu meiner Zeit war der Alttestamentler Gerhard von Rad der ungekrönte König in seinem Fach. Vor einiger Zeit äußerte ein aktueller Kollege sich so: "Das sind schöne Bücher und gut zu lesen. Man muss sie anschließend allerdings in der Romanabteilung unterbringen."

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  • Ich reiße die Seiten heraus, dann sind es 20 wichtige statt 400 wichtige und unwichtige. Diese Seiten kommen in einen Umschlag, der mit "Dawkins Reality" beschriftet wird. Der Rest des Buches kommt weg.

    Wenn Du später nach einer bestimmten Information suchst, die Dir zum Zeitpunkt des Lesens unwichtig erschien und die Du deswegen mit den restlichen 95% der Seiten rausgerissen und weggeschmissen hast, dann findest du sie nicht mehr. Dein Wissen bleibt auf die Zusammenfassungen reduziert. Bei Sachbüchern mag das möglich sein, aber schon bei einer Biografie geht das nicht mehr. Ich staune aber über Deine rabiate Technik, die sich in der Praxis zu bewähren scheint.

  • Beim Lesen wird auf andere Bücher verwiesen, die sich dann oft dazugesellen. Meist ist es Antiquariat, das für mich Sammlerwert aufweist.


    Aus dieser Vielfalt (in den Flurregalen) wird dann von Zeit zu Zeit die Essenz herausgenommen und in die Regale im Lesezimmer umquartiert.


    Platz im Flur ist noch reichlich, alte Bücher - auch die weniger gelesenen - hergeben: Niemals!

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  • Ich reiße die Seiten heraus, dann sind es 20 wichtige statt 400 wichtige und unwichtige.

    Sorry, aber das ist unfassbar ignorant und grenzt für mich schon fast an Bücherverbrennung.


    Die meisten stecken dann farbige Zettelchen zwischen die Seiten: das ist mir zu umständlich.

    Dafür habe ich gerne ein Oktavheftchen und einen Bleistift zur Hand. Karteikarten tun's auch. Das Buch ist heilig.


    Es gibt noch andere Arten von Büchermördern: Antiquare. Illustrationen in Büchern des 19. Jh. und älter waren in Ermangelung anderer Drucktechniken oftmals Stahlstiche, die zum Rest des Buches gebunden wurden. Einige Händler trennen die Seiten heraus, rahmen sie ein und verkaufen das Ganze dann um ein Vielfaches des Wertes des Buches. Zumeist an feine Damen, die nach "wertiger" Wanddekoration suchen.


    Ich habe grundsätzlich nicht mit Lehrbüchern gearbeitet, sondern mit Mappen, die dann die Texte enthielten.

    Das war in den 1970ern und 1980ern durchaus üblich, an der RUB nannte man das Reader, die von einzelnen Dozenten ausgegeben wurden. Verlage wie Suhrkamp haben mit ihrer wissenschaftlichen Reihe den (Knautsch-)Reader salonfähig gemacht und in den Rang der wissenschaftlichen Zitierfähigkeit erhoben. Dafür mussten allerdings keine Bücher zerschnitten werden. Manchmal allerdings fielen die freiwillig auseinander (wie fast alle Paperbacks des DuMont-Verlages. Sowas habe ich dann entweder verdrossen neu gekauft oder zum Buchbinder gebracht. Buchbinder schätze ich heute noch: beruflich bedingt hatte ich mich intensiver mit den Themen "Kinderarbeit in West-Afrika" und "Subsistenzwirtschaft" befasst. Dass führte zu einigen Aufsätzen, die bei verschiedenen Fachzeitschriften zusammengekauft wurden. Entweder hatte ich die in Mappen, oder sie fanden sich zerstreut auf verschienden Tischen; alles doof. Also habe ich für mich meine private Reihe ins Leben gerufen "Collectanea". Bd.1 und 2. sind Kinderarbeit (mit Inhaltsverzeichnis), die folgenden werden der Subsistenzwirtschaft gelten. Also das Gegenteil des Pingel-Prinzips. Aber so ist halt jeder Jeck anders. Mir stellen sich sämtlich Haare hoch, wenn ich sehe, dass meine Mutter in Büchern, die sie liest, mit Kugelschreiber rumkrakelt und Seiten zum Wiederfinden knickt. Weshalb die von mir grundsätzlich nichts mehr bekommt.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

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  • Es gibt noch andere Arten von Büchermördern: Antiquare. Illustrationen in Büchern des 19. Jh. und älter waren in Ermangelung anderer Drucktechniken oftmals Stahlstiche, die zum Rest des Buches gebunden wurden. Einige Händler trennen die Seiten heraus, rahmen sie ein und verkaufen das Ganze dann um ein Vielfaches des Wertes des Buches. Zumeist an feine Damen, die nach "wertiger" Wanddekoration suchen.

    Ich habe mal erlebt, wie ein "Antiquar" D'Alemberts Encyclopédie aus dem 18. Jahrhundert deswegen zerfetzt hat. Das hätte mich fast zum Heulen gebracht .....


    Sowas habe ich dann entweder verdrossen neu gekauft oder zum Buchbinder gebracht. Buchbinder schätze ich heute noch:


    Ich hatte antiquarisch einige wesentliche Exemplare der Enzyklopädie der mathematischen Wissenschaften besorgt. Die Exemplare war noch unaufgeschnitten, was damals nicht unüblich war. Der Buchbinder hat mir schöne Bücher draus gemacht :) In dieser Reihe hat nebenbei auch der Schwiegervater von Thomas Mann einen Artikel veröffentlicht

  • Die geballten Online-Angebote sind zu verlockend. Ich kaufe nur noch wenige Bücher, aber die werden dann auch gelesen. Anders die vielen CDs, die ich füher gejagt habe, nicht, um sie zu hören, sondern, um sie zu haben. Deshalb ist mir ein Tsun-Doku-Verhalten durchaus bekannt und auch symphatisch, ich selbst habe aber davon Abstand genommen, u.a. auch wegen Platzmangels.

  • Hallo Reinhard , kennst Du das Kapitel, in dem General Stumm von Bordwehr in die Wiener Hofbibliothek eindringt? Das müsste Dir gefallen. Er hatte ähnliche Probleme. Ein wunderbarer Text von Robert Musil.

    Jetzt kenne ich es. Und es hat mir nicht nur gefallen, es hat mich neugierig gemacht. Musill kannte ich bisher nur dem Namen nach, offenbar ein Versäumnis. Da werden wohl nun wieder ein paar andere Bücher etwas länger warten müssen. ;)

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  • Es ist ein wirklich langer und anspruchsvoller Roman, aber der Gewinn ist beträchtlich. Und es gibt auch ganz wunderbar komische Figuren wie Stumm oder Solimann. Da du offenbar naturwissenschaftlich bewandert bist, könnte er dich ansprechen, denn das Motto ist: Genauigkeit und Seele! Musil hat über Mach promoviert und ist vom Fach.


    Viele Grüße, Christian

  • Wenn Du später nach einer bestimmten Information suchst, die Dir zum Zeitpunkt des Lesens unwichtig erschien und die Du deswegen mit den restlichen 95% der Seiten rausgerissen und weggeschmissen hast, dann findest du sie nicht mehr.

    1. Das ist noch nie passiert.

    2. Wenn, dann google ich es.

    3. Biographien lese ich kaum, in den letzten Jahren nur Fontane und Obama.

    4. Dieses Verfahren hat sich jahrzehntelang bewährt. es gab immer mal wieder Bücher, die ich noch einmal gerne lesen wollte: es war leicht, sie billig antiquarisch zu bekommen. Beispiel: das einzige Buch von Günter Grass, das ich schätze, ist "Das Treffen in Telgte". Das war jetzt Nummer vier, mit Versand unter 10€. Es war ein neues Buch, weil jetzt im Anhang die Barockgedichte in der ursprünglichen Schreibweise abgedruckt waren und weil ich (wieder!) feststellte, wie intensiv sich Grass mit Heinrich Schütz beschäftigt hatte, sodass er zur heimlichen Hauptperson des Buches wurde. Alle Literaturkritiker hatten das gar nicht bemerkt, wie Grass süffisant vermerkte; außer: Marcel Reich-Ranicki.

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  • Interessant. Mir passiert es, dass ich mich an ein Detail aus einen Buch erinnere, das ich bei der ersten Lektüre nur gestreift habe, weil meine Aufmerksamkeit einem anderen Aspekt galt. Aber im Nachhin werden dann zuweilen andere Schichten interessant, die ich zunächst nicht sonderlich beachtet habe. Und dann bin ich schon sehr froh, über das ganze Buch zu verfügen und nicht nur über ein paar rausgerissenen Seiten.
    Letzteres würde mich wahnsinnig machen, denn zu der Mühe, die gesuchte Stelle zu finden, käme noch die Verzweiflung hinzu, diese vernichtet zu haben.

  • Irgendwie ist da technisch etwas schiefgegangen, daher zitiere ich Thomas Pape direkt.


    1. Unfassbar ignorant. Das ist eine Beurteilung meiner intellektuellen Kapazitäten, die ich noch nicht kannte. Da sie nicht begründet ist, sehe ich das als interessante Qualifikation, die ich aber vernachlässigen kann.

    2. Grenzt an Bücherverbrennung. Ich verbrenne keine Bücher, "nichtbearbeitete" Bücher wandern nicht in den Bücherschrank, sondern als Geschenke außer Haus, etwa in Büchertürme. Die Sache mit dem Verbrennen hat einen unangenehmen Beigeschmack, weil jeder den 2. Halbsatz kennt:"..verbrennt auch Menschen". Hiermit versichere ich ein für alle Mal, dass ich nicht vorhabe, Menschen zu verbrennen.

    3. Bücher sind heilig. Nein, Bücher sind nicht heilig, nicht mal Bibel und Koran. Neben guten Dingen stehen darin auch ganz entsetzliche. Luther hat gesagt, dass Gottesdienste auch im Schweinestall stattfinden könnten. Analog gilt auch für Bücher, dass sie nicht heilig sind, sondern aus Papier und Buchstaben bestehen. Als Theologe würde ich im Sinne Luthers diese Aussage als Blasphemie bezeichnen, zumindestens aber als Anzeichen einer obskuren säkularen Religion.

    4. Büchermörder: jemanden, der Bücher als Gebrauchsgegenstände bezeichnet, als Büchermörder zu bezeichnen, passt natürlich in das Schema von Verunglimpfungen gegen Dr. Pingel, die sich natürlich selbst entlarven als...



    Es ist nicht im Sinne dieses Forums und ausgesprochen unfair, seine Beiträge zu ändern, nachdem es bereits Reaktionen darauf gegeben hat.
    Ich bitte als Moderator darum, dies zukünftig zu unterlassen.

    Reinhard

    "I'll think about it," said Roy. "We've been thinking about this for years", she pointed out. "I don´t think that thinking is what we need to do. Doing is what we need to do. That's what I think." (Garrison Keillor)

  • Meine Bewunderung, wenn man nach ein-, zwei-, mehrfachen Lesen weiß, was wesentlich ist. Ich schaffe das nicht.

    Da hat kein Halbsatz gefehlt, weil: darum ging es gar nicht...

    Doch, Bücher sind heilig. Papier und Buchstaben sind nur ein Mittel zum Zweck. Und ich entscheide, welche ich liebe, welche ich meide.

    Doch, Bücher kann man ermorden, denn sie teilen uns etwas mit.


    Sicher, jeder mag seine Einstellung zu Büchern haben. Aber eine solche negative Meinung stimmt mich traurig.

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
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  • Man findet ja in alten Büchern Anmerkungen mit dem Bleistift vom Leser, Unterstreichungen und gelegentlich auch Widmungen an den Buchempfänger, die teils schon über 100 Jahre alt sind.


    Da denkt man manchmal für sich, was war das wohl für ein Mensch, wie hat er das zu der damaligen Zeit empfunden.


    Na ja, in weiteren 100 Jahren bin dann ich selbst an der Reihe, allerdings mit dem verblichenen Gelbmarker.

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