Liszt: Die Klaviersonate in h-moll


  • Hallo Wulf: Pollini hatte mein Freund auch dabei, wenn ich mich recht erinnere. Den finde ich im Prinzip gut, aber den letzten Rest Begeisterung kann er mir nicht entlocken.
    Aber Du hast gut erkannt, dass mir eher intellektuell und weniger emotional herangehende Pianisten mehr liegen.
    Wenn ich Gelegenheit habe, Demidenko anzuhören, werde ich dies tun.
    Im Prinzip mag ich Musik des 19. Jahrhunderts lieber auf historischen Klavieren, vorausgesetzt sie sind gut in Schuß und der Spieler weiß damit umzugehen.

    Einmal editiert, zuletzt von miguel54 ()

  • ich oute mich gerne - meine liebst aufnahme (ich kenne sonst: richter, gilels, fray) ist von :


    ivo pogorelich



    - der einspielung wird ja gerne eine "fehlende gesamtarchitektur" und "manieriertheit" bzw. ein "auseinanderfallen" nachgesagt - vielleicht ist es gerade dieser ansatz, der mich bei der h-moll-sonate überzeugt, die ich stets weniger strukturell, eher dramatisch und episch "gelesen", vielleicht sogar als ergebnis einer virtuosen "schnittechnik" (die vielleicht heute ihre entsprechung in der elektronischen musik hat) gesehen habe.
    eine aufregende, im positiven extravagant-manierierte aufnahme (längst an der zeit, dass man den manierismus als kunstform auch in der interpretation wieder mehr wertschätzt!). und schließlich rein klanglich/ pianistisch herausragend!
    gruß
    john lackland

  • An sich mag ich Liszt nicht, zu traurig, zu abgedreht, zu unmelodisch.


    Die h-moll-Sonate bildet eine Ausnahme, und zwar (nur) in der Einspielung von Demidenko, die hier ja schon öfters besprochen wurde. Ich hab sie mir irgendwann mal gekauft, weil sie bei Stereoplay interpretatiions- und klangtechnische Höchstnoten bekommen hatte, und ich eine (damals, also vor ca. 10 Jahren) Klavier-Einspielung haben wollte, die, anders als die Gould Aufnahmen von Bach, mit neuester Aufnahmetechnik und unter Optimierung des Klanges entstanden war.


    Und ich wurde nicht enttäuscht. Als damals reiner Barockhörer konnte ich zwar mit der Musik nicht viel anfangen, aber was mich begeisterte, waren die gewaltigen, stahlharten Riffe im u.a. 2. Stück der Sonate.


    Ich habe dieses Stück und im folgenden die ganze Sonate inzwischen so oft gehört, daß sie mir einigermaßen vertraut geworden ist, ja, ich würde mich so weit aus dem Fenster lehnen zu sagen: ich mag sie.


    Ich habe dann auch ihre lyrischen Seiten entdeckt, wenn sie den Flügel perlen läßt, und es gelingt mir dabei, Assoziationen von Sommerwiesen zu entfalten.


    Ich habe inzwischen auch andere Einspielung des Werks gehört und besitze selbst noch eine von Brendel, aber nichts kommt auch nur annähernd an Demidenko heran.

  • Hallo zusammen,


    Liszts H-moll-Sonate ist ein Lieblingswerk von mir. Dabei kommt es mir vor, als ob das Werk mitunter schon manche Überspanntheiten aufweist (übereinander geschichtete Oktaven im Fortissimo, wenn ich mich recht entsinne, z. B.). Und trotzdem habe ich den Eindruck, Liszt hantiere da nicht mit billigen Effekten, sondern wolle in neue Ausdrucksbereiche vorstoßen. Dies nimmt mich für dieses Stück voll und ganz gefangen. Und vielleicht ist der Eindruck des Gewagten oder sogar Fragwürdigen bei bedeutender Musik kaum zu vermeiden.


    Zitat

    Original von m-mueller
    Als damals reiner Barockhörer konnte ich zwar mit der Musik nicht viel anfangen, aber was mich begeisterte, waren die gewaltigen, stahlharten Riffe im u.a. 2. Stück der Sonate.


    Muss es für einen reinen Barock-Hörer nicht eher Ostinati oder Ritornelle heißen? :untertauch:


    Viele Grüße


    :hello:

  • Hallo Alfred,


    Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Es ist überliefert, daß Brahms eingeschlafen sei als Liszt sie im kleinen Kreis zum Besten gab (Liszt hat ihm das nie verziehen, zumindest sehr lange nicht)


    ich habe mal die Anekdote gehört, dass Brahms diese Sonate Clara Schumann vorspielte, und es ihnen beiden nicht gefallen hätte.
    Das stelle ich mir - angehörs der ekstatischen, vielleicht nicht immer die gute Kinderstube des schulmäßigen Satzes beachtenden Musik - als ungeheuer unfreiwillig komische Szene vor.


    Viele Grüße


    :hello:

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  • Bin ich blind, oder wurde sie hier tatsächlich noch nicht genannt?


    Für mich:
    Prophetisch und subtil, abgehoben und erdend, mystisch und gemeißelt.
    Und, wie so oft bei Afanassiev, ich:
    Desorientiert und auf dem richtigen Weg.


    Der Escher auf dem Cover spricht für sich.





    audiamus



    .

  • Hallo audiamus,


    bitte immer schön mit Partnerlink:


    51TW9W722YL.jpg


    Deine Beschreibung finde ich sehr treffend und auf den Punkt gebracht.
    Liszt ist sonst nicht so mein Fall, aber was Afanassiev daraus macht, ist ziemlich "thrilling", nebenbei mit einem Klang, der noch den von Zimerman übertrifft.


    Hast du eigentlich eine Version mit dreisprachigem europäischem Booklet (wo gekauft)? Ich habe nur japanisch drinstehen.


    Was man vielleicht noch dazu sagen sollte: die Sonate dauert bei Afanassiev 41'38, besonders am Anfang wird die Geduld stark auf die Probe gestellt, aber das gehört mit zu seinem Plan.


    Gruß,
    Khampan

  • Lieber Khampan,


    ich gelobe Besserung.
    Bei mir steht auch nur fernöstliches im Booklet. Und jetzt, wo Du's sagst: Werde es meinem alten Herrn mal zum Übersetzen schicken und das Ergebnis an Dich weiterleiten, wenn Du magst.
    Ich könnte mir gut vorstellen, dass Afanassiev den Text selbst verfasst hat - wenn auch nicht auf Japanisch.


    Gruß,



    audiamus

  • Zitat

    Original von audiamus
    Bei mir steht auch nur fernöstliches im Booklet. Und jetzt, wo Du's sagst: Werde es meinem alten Herrn mal zum Übersetzen schicken und das Ergebnis an Dich weiterleiten, wenn Du magst.
    Ich könnte mir gut vorstellen, dass Afanassiev den Text selbst verfasst hat - wenn auch nicht auf Japanisch.


    Afanassiev hat alle seine Booklettexte bei Denon selbst verfaßt, wechselweise auf französisch oder englisch.


    Danke für das Angebot, aber wegen mir brauchst du dir keine Sorgen zu machen! Doppelübersetzungen (auch stille Post genannt) sind meist nicht sehr erfreulich.


    Ich habe v.a. wegen eventueller anderer Interessenten gefragt. Wäre sicher gut zu wissen, welche Version bei Amazon angeboten wird.


    Bei Ebay ging die CD vor kurzem mal für einen akzeptablen Preis über die Theke. Warst du der glückliche Gewinner?


    Gruß,
    Khampan

  • Ich kann's leider nicht mehr rekonstruieren, wo ich die CD erstanden habe. Bei ebay allerdings hat ein Anderer den Zuschlag erhalten.


    Gruß,


    audiamus

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  • Berezovsky spielt Liszt h-moll Sonate:
    "http://www.youtube.com/watch?v=GE-n6SLYkC0"
    "http://www.youtube.com/watch?v=PxhDBlcSvcg"
    "http://www.youtube.com/watch?v=FUIUTpHT5e0"
    :faint:
    Schaut allerdings so muehelos aus, dass man man ihm fast die noetige Inspiratrion absprechen koennte...
    :hello:
    PS: B's Tochter ist auch nicht von schlechten Eltern (:hahahaha: ):
    "http://www.youtube.com/watch?v=JoHMLNxO-F4"

  • Als großer Liszt-Liebhaber habe ich die h-moll-Sonate gewissermaßen im Kopf - hier meine gesammelten Eindrücke zu den verschiedenen Interpretationen :pfeif: :


    Ich schätze sehr die beiden Aufnahmen von Claudio Arrau (Philips). Er interpretiert die h-moll-Sonate als eine Faust-Symphonie für Klavier. Das hat er so besprochen in einem Interview. Das Ergebnis ist ein ungemein tiefschürfender, aufrüttelnd expressiver Vortrag. Er hat (wahrlich ehrfurchtgebietend!) die Sonate noch einmal mit fast 90 Jahren aufgenommen. Natürlich kommen die Oktaven nicht mehr so wuchtig wie früher - aber das vermißt man gar nicht! Absolute Referenzen für mich sind neben Arrau die Aufnahmen von Horowitz und Gilels, auch Jorge Bolet hat eine wirklich überragende Einspielung der h-moll-Sonate gamacht. Richters Mitschnitt aus London (BBC) ist ein absolutes Ereignis. Zu den Topaufnahmen gehören auch die Mitschnitte von Lazar Berman.


    Pollini besticht mit seiner ungemein klugen dynamischen Dramaturgie. Wie bei einer Bruckner-Symphonie werden große Spannungsbögen aufgebaut. Der Antipode zu Pollini ist Krystian Zimerman, ein sehr interessanter, persönlich individueller Stil, sehr bildhaft, was zu Liszt paßt, allerdings hat er überhaupt keinen Sinn für diese quasi >Brucknersche< Dynamik, bei ihm zerfällt die Sonate in lauter einzelne Episoden! Er kann keine großen Steigerungen aufbauen, die über Täler und verschiedene Abstiege hinauf zum Gipfel führen - an demselben Problem ist er übrigens auch in Chopins 4. Ballade gescheitert!


    Brendels Aufnahme finde ich wirklich sehr hörenswert, eine in sich stimmige Angelegenheit - die Aufnahme gehört zweifellos zu seinen Großtaten! Cziffra, der wahrlich Großes geleistet hat bei Liszt, kann mit der Sonatenarchitektur gar nichts anfangen. Das sollte man besser vergessen! Martha Argerichs Aufnahme (die ja oft sehr gelobt wird!) sagt mir nichts, das ist eindimensional vitalistischer Liszt ohne jede Dämonie und Exzentrizität. Die Aufnahme von Pogorelich finde ich schlicht und einfach schrecklich! Da gibt es eine Stelle mit Akkordtremoli in der rechten Hand, wo Liszt auf der ersten Note einen Betonungskeil notiert. Pogorelich spielt auf jeder Note einen Betonungskeil aus purem Imponiergehabe - das ist schlicht musikalischer Nonsense! (Tut mir leid, aber das ärgert mich einfach !) Sonst ist die Aufnahme sehr präziös - ein eiskalter Manierismus! Lundi Li spielt die Sonate sehr sportlich - das reicht nicht, um der Vielschichtigkeit des Werkes gerecht zu werden! Habe ich noch wen vergessen? Mir fällt im Moment nichts weiteres ein!


    P.S.: Nun habe ich doch den großen Artur Rubinstein vergessen! Rubinsteins Liszt ist wie er ist absolut unexzentrisch, rund, mittig, ausgewogen, der Inbegriff natürlichen, absolut unmanirierten Klavierspiels (was wahrlich eine bewundernswerte Tugend ist - ich nehme Pogorelich, dem Manieristen, seine abfälligen Bemerkungen über Rubinstein sehr übel!)! - zu ausgewogen jedoch für meinen Geschmack für einen Komponisten, der die äußersten Extreme zusammenspannen wollte, die Kunst als >Schweben zwischen dem absoluten Nichts und der Ewigkeit< definierte!


    Beste musikalische Grüße
    Holger

  • Hallo Holger,


    Ich stimme dir in fast allen Punkte zu. Arrau, Gilels, Richter, Horowitz haben unvergessliche Interpetationen hinterlassen. Leider kenne ich die von Bolet und Berman nicht!


    Unter den jüngeren Einspielungen gefallen mir, die von Michael Korstick. Er spielt in fast jeder hinsicht vorbildlich...! Auch die etwas "trockene" dafür sehr durchsichtige Einspielung von Demidenko hat seinen Reiz. Bill Evens hat vor einige Jahren eine feurige aber noch unreife Einspielung gemacht. Hier bezaubert der jugendliche Scharm des jungen Engländers. Er schneidet meiner Ansicht nach besser als Jundi Li ab. Auch der Ungar Dezö Ranki hat in den 70 Jahren eine elegante Einspielung der Sonate gemacht. Er spielt schlicht und ohne Attitüden diese Sonate. Bei allen Extremen, die diese Sonate erfährt eine schöne Abwechlsung.


    Enttäuscht war ich von Stephen Hough Einspielung. Da hätt ich mir mehr erwartet.


    Kennt jemand noch weitere "interessante" Einspielungen?


    Schöne Grüße
    Nik

  • Hallo Nik,


    ich habe ja schon so viele Aufnahmen, aber mir auch schon überlegt, mir noch die von Korstick anzuschaffen, er ist ja ein intellektueller Kopf! Es gibt noch eine Aufnahme von Murray Perahia, die ich nicht kenne und natürlich Barenboim, bei dem ich ein ungutes Bauchgefühl habe wie so oft bei ihm. Auch sie kenne ich nicht!


    Beste Grüße
    Holger


  • Lieber Nik,


    wenn Du diese Interpretationsrichtung schätzt, dann kann ich Dir auf jeden Fall noch diese CD empfehlen:




    Weiter oben war ja schon etwas über diese CD zu lesen. Ansonsten im Thread zu Duchable im Klavierforum.


    Duchables Spiel ist von großer Klarheit mit viel Sinn für die Architektur der Sonate. Dabei wird völlig natürlich musziert. Wer sich dabei an Rubinstein erinnert fühlt: Rubinstein schätzte und förderte Duchable, seit dieser 1973 den Reine Elisabeth Wettbewerb mit 15 Jahren gewann. Enstanden ist die Aufnahme 1985.


    Duchable habe ich vor einigen Jahren im Konzert gehört-zwar nicht mit Liszt sondern mit Schumann und Beethoven, was auch ein Erlebnis war.


    Von den Aufnahmen der h-moll-Sonate eine der besten die ich kenne.


    Herzliche Grüße,:hello::hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

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  • Hallo Holgar,


    ICh bin erstaunt dass Murray Perahia die Liszt Sonate eingespielt hat!? Kannst du mir etwa das Label verraten? Das würde mich interessieren. Er hat uns auch mit seinen Chopin Etudes positiv überrascht! Barenboim habe ich live mit der h-moll Sonate gehört! Ich hatte den Eindruck, dass er diese Werk gar nicht schätzt (oder gering schätzt) und mich gefragt warum er es dann überhaupt spielt. Es war schlichtweg "langweilig". Ob seine Aufnahme besser ist???


    Hat eigentlich Kissin die Sonate schon eingespielt....?


    Hallo Christian,


    Danke für den Tipp "Duchable". Ich kenne und schätze seine Einspielung der 12 transzendentalen Etudes! Für mich ist es einer der besten Einspielungen der jüngeren Zeit. Also wenn er mit der gleichen Intesnität die h-moll Sonate spielt, dann bin ich schon jetzt gespannt!


    Viele Grüße
    Niko


  • Hallo Niko,


    hast Du die CD inzwischen hören können? Dein Urteil würde mich interessieren!


    Ist zwar reichlich spät, aber trotzdem :D:D


    Herzliche Grüße,:hello::hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)


  • Hallo Christian,


    ja, in der Zwischenzeit habe ich die Möglichkeit und die Zeit gefunden Duchables Liszt-Sonate (von 1985) mir anzuhören. Mein erster Höreindruck....bei der Liszt Sonate nehme ich mir viel Zeit, um mich einer Interpretation zu nähern.....bestätig deine Ausführungen zu seinem Spiel; ein natürliches unaufgesetztes Spiel dieser Sonate. Zu jedem Zeitpunkt weiß er die riesigen Architektur zu gestallten. Seine Virtuosität setzt er in den Dienst der Aussagekraft. An einigen Stelle kann er seine "Leidenschaft" nicht mehr zügeln und gibt nach...um genau im nächsten Momente wieder Herr über die Lage zu sein. Das erzeugt Spannung und seine Spiel wird lebendig. Seine h-Moll Sonate ist eine "runde" in sich stimmige Interpreation.....es fällt schwer, irgendwas an diesem Spiel nicht zu mögen!Besondes gefesselt hat mich das "Fugato"! Er schlägt ein flottes(wenn nicht sogar sehr flottes) Tempo an. Viele Pianisten müssen hier abbremsen, oder undeutlich werden. Duchables Spiel bleibt klar und durchsichtig, und trotz der Kaskaden an Akkorden und Läufen bleibt sein Spiel leichtfüßig!Eine wunderbar gelungen Einspielung. Schade, dass wir nicht mehr ind en Genuß kommen werden, ihn live damit zu hören!


    Mich wundert, dass diese Einspielung so wenig Breitenwirkung unter den h-moll Sonaten Einspielungen gefunden hat!?


    Gruß
    Niko


  • Das wundert mich auch. Neben dem Live-Mitschnitt von Gilels gehört die Aufnahme Duchables für mich zu den Einspielungen der Sonate, die ich besonders schätze. Du hast die Aufnahme ja noch mal sehr treffend charakterisiert. Das Fugato ist in Duchables Interpretationen ein absoluter Höhepunkt- der spielt hier nicht nach der Devise "erreicht den Hof mit Müh und Not" sondern völlig gelassen und souverän.


    Duchable spielt auch live so- nur habe ich ihn leider nicht mit Liszt gehört, sondern mit Beethoven, Schumann und Debussy.


    Mir ist vor Kurzem noch eine Aufnahme der Sonate untergekommen die an Duchable heranreicht:


    Klaus Sticken:



    Gekoppelt ist die h-moll Sonate hier mit Reubkes Sonate.



    Ein andernmal mehr dazu!
    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)


  • Hallo Christian,


    das macht mich neugierig. BEsonders weil die Liszt sonate mit der von Reubke gekoppelt ist. Shcon erstaunlich, dass dies beiden "seelenverwanten" Sonatén so selten zusammen eingespielt werden. Bislang kannte ich die Reubke SOnate in der Inerpretation von Till Fellner. Er spielt diese mit einer gehörigen Portion zurückhaltung...ja fast zu lieblich! Dennoch hat mir die Sonate gefallen. Schade, ALfred BRendel erwähnte diese SOnate mehrfach in seinen Schriften. Er hat sie aber nie öffentlich aufgeführt. Vielleicht ist es jetzt an der Zeit diesen beganten begabten Schüler Liszt zu würdigen, der schon mit 24 Jahren wieder verstarb.


    Vielleicht kannst du ja deinen Hör-eindruck dieser Aufnahme widergeben!?


    Lg
    Niko

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  • Hallo Liszt-Freunde,


    es gibt wohl kaum einen namhaften Pianisten, der sich nicht mit der Liszt-Sonate h-moll beschäftigt hätte oder gleich eine Aufnahmen vorgelegt hat.


    Als Liszt-Hörer habe ich eine ganze CD´s mit Reihe Liszt-Klavierwerken auf denen auch die Sonate h-moll in vier verschiedenen Aufnahmen vorhanden ist.


    Neben den hier erwähnten mit Richter (Brillant, 1965-Live) und Yundi Li (DG, 2003, DDD) sind auch zwei nicht aufgeführte mit Pletnev (DG, 1988, DDD) und R.Smith (apr, 1997, DDD) dabei.


    Mikhail Pletnev (DG, 1988, DDD)
    Pletnev verleiht der Sonate h-moll ganz neue Akzente. Er ist stellenweise brillant und liefert eine passable Interpretation. Sein Gesamttempo wirkt aber sehr ausgewalzt, das mir Stellenweise nicht so sehr entgegen kommt (Gesamtspielzeit 33:46).
    Der Klang ist etwas rund und weich; und hat nicht den vorbildlichen Klavierklang der Yundi Li-Aufnahme. Dadurch wirkt der real volle Anschlag Pletnev´s auf CD etwas zu abgemildert. Aber ansonsten ist Pletnev fulminant.


    Yundi Li (DG, 2003, DDD)
    Es stimmt, das Li etwas kühl wirkt; aber er ispielt sehr brillant und die vorbildliche Klangtechnik vermag schon zu begeistern. Technisch ist Li voll OK. Ich habe an anderer Stelle vernichtende Kritiken gelesen. Soweit würde ich nicht gehen - so schlecht ist die Aufnahme insgesamt gar nicht ( normale Gesamtspielzeit 29:57).


    Svjatoslav Richter (Brillant, 1965-Live, AAD)
    Hier zeigt sich ein ganz anderes Niveau; Richter interpretiert Liszt wunderschön und weis die Sonate zu gestalten - TOP-Aufnahme.
    Leider bietet Brillant das Werk nur in einem Track und die Livegeräusche sind auch nicht gerade wenig. Die Liveaufnahme von 1965 rauscht aber weniger als man es vermuten würde und ist klanglich soweit OK (Gesamtspielzeit 29:56).


    Ronald Smith (apr, 1997, DDD)
    Für mich ist sowohl der englische Pianist, wie auch das Label unbekannt.
    Er wird im Textheft (sogar auch in deutsch) als Altmeister des Klaviers bezeichnet und berichtet über seine Rückkehr zu Liszt. Diese Aufnahme und Interpretation ist für mich absolut stimmig. Man spürt, dass hier ein wirklicher Altmeister am Klavier sitzt, der Liszt genau kennt. Alles wird akzentuiert herausgearbeitet ohne bei den dramatischen Stellen weniger Anschlagsdynamik zu zeigen (Gesamtspielzeit 30:00).
    Da die Aufnahme auch klanglich erste Sahne ist, möchte ich diese unbekannte Aufnahme nfür mich in die erste Reihe der Liszt h-moll-Sonatenaufnahmen stellen (Gesamtspielzeit 30:00).

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Inzwischen habe ich Duchables CD sehr günstig erwerben können - erster Eindruck ist sehr zufriedenstellend. Obwohl mich die "Zugaben" auf Anhieb fast mehr fasziniert haben als die Sonate.


    Aber diese Sonate bedarf noch etlicher Hörsitzungen ...


  • Nachdem lange Jahre die Aufnahme mit Emil Gilels (RCA, 1964) mein Favorit der Lisztschen h-moll-Sonate war und ich mich von Maurizio Pollinis DG-Aufnahme enttäuscht und gelangweilt abwandte, entdeckte ich vor einigen Tagen die Aufnahme mit Ivo Pogorelich (DG, 1990)



    und ich fiel fast in Ohnmacht, nachdem ich sie gehört hatte.


    Ich hatte bislang darauf verzichtet, sie mir zuzulegen, da fast alle Kritiken ziemlich negativ ausfielen; so auch eine, die ich bei amazon fand:


    Zitat

    Beim Gelb-Etikett geht nach Zimerman und Pollini nun Pogorelich mit Liszts haariger h-Moll-Sonate ins Rennen. Doch mehr als die Bronzemedaille ist für den Jugoslawen nicht zu holen. Er zerbröselt das gewaltige Werk durch seine Manieriertheit und Sentimentalität in viele schöne Brocken. Damit büßt die Sonate ihre romantischen Hitzewellen ein und wirkt eher wie ein aufgeplusterter Scarlatti. Da rettet auch die exzellente Digital-Aufnahme nichts mehr. An Argerich, Gilels oder Horowitz mag man sich überhaupt nicht mehr erinnern. © Audio


    Ich weiß nicht, welcher "Experte" bei "Audio" diese "Kritik" verfasst hat - er hat jedenfalls rein gar nichts von Pogorelichs radikalem Ansatz verstanden.
    Seine Technik und Beherrschung des Instruments steht außer Frage und seine tiefgründige Auseinandersetzung mit dem Notentext hört man in jedem Takt. Von der ersten bis zur letzten Note ist hier ein Spannungsbogen vorhanden, der an keiner Stelle abreisst. Von wegen hier zerbröselt das Werk in viele schöne Brocken - im Gegenteil. Pogorelich meißelt die Höhepunkte mit gewaltiger Kraft heraus und gibt auf der anderen Seite den ruhigen, fast depressiven Passagen genausoviel Raum zur Entfaltung. Für mich ist diese Interpretation eine unheimliche und schockierende Erfahrung. Hier wird nichts geglättet, romantisiert oder verflacht.
    Daß man sich an Argerich, Gilels oder Horowitz nicht mehr erinnern mag, ist richtig - denn sie können hier einfach nicht mithalten.



    Agon

  • Hallo liebe Liszt Freunde,


    natürlich darf bei "liszt" nicht der ungarische Pianist und Improvisator Cziffra fehlen. An anderer Stelle (bei den ungarischen Rhapsodien) ist er schon besprochen worden. Cziffra hat wohl sein ganzen Leben aus dem riesigen Liszt Ouvre gespielt, und nicht immer dabei gewonnen.....obwohl sicherlich das "Feuer" und die triebende- demonische "Kraft" nicht gefehlt hat. Hört mann seine Mephisto Walzer, dann rauscht und zischt das Höllen-Feuer an einem vorbei....musikalisch fragwürdig, aber sicherlich begeisternd!


    Seltsam, dass seine Interperatition der h-moll Sonate fast nirgends einen Rückhalt findet. In manch einem Komentar lehese ich, dass Cziffrag die Sonaten völlig missversteht! Nun, dass finde ich nicht! Sicher würde ich sie nicht mit einer von Arrau, Brendel oder Richter gleich stellen. Aber so "daneben"....spielt Cziffra nicht; Natürlich höre wir auch hier an manch einer Stelle, seine Ungeduld, und das "Drängeln". Auf der anderen Seite nimmt er sich die Zeit und spielt die lyrischen Passagen aus.


    Wir hören einen respektovllen Cziffra, der diese Werk nicht "überzieht" sondern versucht es zu gestalten....was nicht ganz gelingt! Einge Stelle sind wunderbar getragen von seinem "Impuls", hier ist liszt großartig, besonders im Mittleren Abschnitt! es fehlt der Bogen über das Ganze....aber das tut es meinr Ansicht auch bei Agerich, Horrowitz und vielen anderen!


    Es ist schade, dass Cziffrag sich nicht noch ein mal die Zeit genommen hat eine zweite Einspielung anzufertigen. Er hat sonst viele doppelt und dreifach eingespielt....nur die h-moll Sonate im Jahr 1963 ein einziges mal! :whistling:




    Somit bleibt sein Beitrag aus meiner Sicht "unvollendet" und einer der glühensten Lisztverehrer seiner Zeit scheint sich dieser Herausforderung nicht noch mal gestellt zu haben!


    Viele Grüße


    NIko

  • In Weimar bin ich über diese CD gestolpert:


    Kennt jemand von Euch diese Aufnahme? Etwas stört mich, dass die Weiner-Instrumentation ein Live-Mitschnitt ist - die Nebengeräusche finde ich i.A. ziemlich störend. Aber wie ist die Instrumentation? Leidet das Werk oder gewinnt es? Die Schnippsel bei JPC klangen ganz vielversprechend, und Schlussapplaus kann man meistens wegschneiden...


    Wie ist die Klavier-Interpretation? Wird sie den Vorschusslorbeeren gerecht?

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  • Die Orchesterfassung von Weiner finde ich gelungen und wer die Sonate gut kennt wird daran großen Spaß haben und sich nicht darüber ärgern, würde ich sagen. Die Klavierversion auf dem Album kenne ich nicht, da ich mir damals nur die Weiner-Version online geladen habe - ich dachte, dass ich mit den 25-30 Interpretationen im Regal schon ganz gut auskomme und bisher habe ich tatsächlich nichts vermisst... die gerade erschienene von Hamelin werde ich mir aber wohl wieder zulegen:


  • Hallo Liebe Liszt-Sonaten Freunde,


    Die Liszt Sonate gehört sicherlich zur meistgespielten Sonate im Bereich der klaviermusik. Selbst Nicht-Liszt Spieler kommen um dieses Werk nicht rum. Und natürlich gibt es in den vergangenen Jahrzenten eine Reihe von grandiosen Einspielungen, und welchen die mann besser vergessen sollte.


    Heute möchte ich Euch auf den Italiener Enrico Pace aufmerksam machen. Dieser Pianist.....der in den virezigern ist..... ist im Musikbusniess wenig bekannt. Nichts desto trotz ein grandioser Pianist, der offensichtlich einen "Draht" zu Liszt vielschichtiger Musik hat. Eher zufällig ist mir seine Aufnahme mit der Liszt Sonate in die Hände gefallen. Und da ich seinen Namen schon mal gehört hatte, machte ich mich neugierig ans hören:-)


    Es dauerte auch nicht lange und die Aufnahme der Sonate fesselte mich bald. Sein Liszt Klang ist "weich" und "rund" (bisschen an Arrau erinnernd), Seine Forte klingt groß ohne laut zu sein. Er verstehe es sich zwichen dem Strukturellen in dieser Sonaten und dem wohlklingendem geschickt zu bewegen. Sein Tempo ist mäßig, also keine Turbo-Tour alle Agarrich! Der Klang dieser Aufnahme ist sehr natürlich und schön (was sicherlich jeder anderes erlebt).



    Im Ganzen eine schöne Aufnahme, die nicht durch extravarganzen(Pogorrelich), nervöse Zuckungen(Horowitz) oder Mega-Leidenschaft (Gilels) und Tiefkühlvirtuosität (Zimmermann) ....mann mag mir hier verzeihen, ich bewunderer alle genannten Pianisten....besticht, sondern durch herrliche "Normalität" falls das überhaupt bei diesem Werk möglich ist.


    Ein runde Sache, die vielen Aspekten des Werkes gerecht wird.


    Lg


    Niko

  • ...immer noch eine tolle Sonate!!


    Immer noch unerreicht interpretiert von Demidenko, obwohl ich inzwischen viele unterschiedliche Interpretationen gehört habe.

  • Ich möchte mal diesen über acht Jahre alten Beitrag hervorheben, da ich eigentlich alles, was dort gesagt ist, vollinhaltlich unterstreichen kann:



    Ich hörte mir Pogorelichs Interpretation gestern zum ersten Male an und war wie Agon vom ersten Augenblick an gebannt. Und die Spannung wird tatsächlich bis zuletzt aufrechterhalten. Ganze 33:44 braucht Pogorelich, also deutlich länger als alle anderen mit bekannten Pianisten. Und doch kein Anflug von Langatmigkeit. Hier zerfällt nichts, hier ist ein für mich stimmiges Gesamtkonzept von Anfang bis Ende nachvollziehbar. Großartige Einspielung! Ich brauche gar keine andere Aufnahme mehr davon. Zimerman hörte ich ein paar Tage zuvor und muss im Vergleich doch deutlich für Pogorelich, den Exzentriker, plädieren. Zimerman ist mir zu nüchtern-sachlich, auch wenn er womöglich näher an der Partitur ist. Aber das ist für mich eben nicht alles. Brendel hätte ich hier noch zur Auswahl, aber ich bezweifle stark, dass er das Pogorelich-Erlebnis toppen kann.


    Hier noch der Link zu Amazon, da jpc die Aufnahme nicht mehr im Programm zu haben scheint:


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Was der Rezensent da über Pogorelich schreibt, ist ein Eindruck, den ich oft hatte, wenn er sich an musikalische Großarchitekturen machte. Seine Liszt-Sonate habe ich allerdings nicht mehr im Ohr. Bei Krystian Zimerman fand ich allerdings, dass auch er die Sonate eher episodisch spielt, wo Maurizio Pollini wirklich ungemein schlüssig mit fast schon symphonischen Zügen den großdynamischen Aufbau mit seinen Höhepunkten erfasst. Wirklich Sinn für die "faustischen" Züge der Sonate haben Alfred Brendel und Claudio Arrau (sowohl Brendels als auch Arraus Aufnahmen (von Arrau gibt es zwei Studioaufnahmen und etliche Konzertmitschnitte) sind absolut unverzichtbar, wenn man wirklich etwas vom Sinn der Sonate verstehen will), Gilels, Richter und Horowitz können die Virtuosität in ihren Extremen auskosten und zugleich den Sinn für die Großform wahren. Exzellent sind auch Jorge Bolet und Alicia de Larrocha und nicht zu vergessen Lazar Bermans puristisch sauberes Spiel ohne Allüren. Die Aufnahme von Martha Argerich ist auch beeindruckend, aber ein bisschen sehr "vitalistisch". Eine Ausnahmeerscheinung ist zudem Alexis Weissenberg. Cziffra zu hören ist natürlich immer ein Ereignis - explosive Virtuosität und rhapsodische Poesie. Alle diese Schwergewichte in Sachen Liszt-Sonate im Ohr bin ich gespannt, was ich zu Pogorelich sage, wenn ich ihn mal wieder höre. :)


    Schöne Grüße
    Holger

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