Mit Erleichterung habe ich Deine Reaktion auf meinen letzten Beitrag hier gelesen, lieber "hart".
Ich hatte mich schon nicht mehr getraut, das Forum anzuklicken, weil ich befürchtete, ich hätte Verärgerung ausgelöst, wenn nicht sogar Schlimmeres. Der Beitrag war da und dort wirklich unnötig scharf, und die Verwendung des Unwortes "super" eine richtiggehende Tolpatschigkeit (obwohl ja gar nicht auf einen bestimmten Personenkreis gemünzt).
Letzten Endes stand hinter dem, was ich da schrieb, ja nichts anderes als das starke Verlangen nach Dialog und Gespräch.
Dass man an schönen Stimmen Freude haben und sie in ihrem Wohlklang genießen möchte, kann ich sehr gut verstehen, obwohl mir selbst - leider! - ein wenig das Sensorium dafür fehlt.
Bezeichnenderweise war die Callas die einzige Opernstimme, die mich je fasziniert hat. Und die hatte ja gerade keinen wohlklingenden Sopran.
Ich habe auf dem Forum lernen können (und müssen), dass meine Sicht auf das Kunstlied, die ja primär vom zugrundeliegenden lyrischen Text her erfolgt, wohl eine durchaus einseitige ist. Sie bedarf der Ergänzung durch ein Verständnis des Liedes als eines autonomen, vom sprachlichen Text emanzipierten musikalischen Kunstwerks.
Aus dieser Perspektive gewinnt dann die Stimme eine neue und ganz eigene Dignität: Sie ist jetzt nicht mehr nur ein dienend interpretierender Bestandteil des Liedes, sondern einer, der mit seiner je eigenen klanglichen Qualität einen wichtigen Beitrag zu dessen musikalischem Gehalt liefert.
Ich hatte in diesem Zusammenhang gerade erst ein durchaus bemerkenswertes Erlebnis.
Ich hörte mir eine Rundfunksendung an, die ich vor mehr als vierzig Jahren mit meiner Revox- Bandmaschine mitgeschnitten hatte: "Liedgesang aus der Frühzeit der Schallplatte".
Der Kommentator meinte dort: "Der Liedgesang war in den dreißiger Jahren auf einem Höhepunkt, den er danach nie wieder erreichte."
Hat mich nachdenklich gemacht, - dieser Satz, und mir fielen sofort meine Forianer ein.
Mit meinem Verständnis des Kunstliedes und seines Interpreten bin ich wohl so etwas wie ein Exot hier auf dem Forum, wenn nicht gar ein Fremdling.
Möchte aber dennoch gerne bleiben!
Übrigens: Die beiden von Dir erwähnten Aufnahmen kenne ich leider noch nicht. Zu meinen über dreißig Aufnahmen der Winterreise wollte ich eigentlich nicht noch eine weitere hinzufügen.
Ich werde es dennoch tun und mir auch den besagten Schwanengesang anhören. Warum?
Damit ich hier darüber reden kann!