Liebe Forianer,
Gelegentlich werde ich hier auch einen "undankbaren" Thread starten, also einen, der kaum oder wenig Chancen auf Entwicklung hat.
Das ist vor allem der Fall wenn man sich mit Komponisten befasst, die niemand kennt, bzw von denen es relativ (oft auch absolut) wenige Aufnahmen gibt. Warum solch ein Thread, wird mancher fragen, der sowieso nie zu Blüte kommt ? Die Antwort ist einfach: Weil wir damit zu erreichen versuchen, daß wertvolles für immer verschüttet wird. Denn gelesen werden solche Themen ja zumeist doch.
Nicht alles was heute unbekannt ist, ist ausgrabenswert.
Friedrich Gernsheims Sinfonien sind es mit Sicherheit. Sie erinnern oberflächlich an unbekannten Brahms, mit dem er übrigens eng befreundet war, sind aber IMO etwas weniger "sperrig" für der Einstieg, also kann für manchen der Weg zu Brahms ohne weiteres über Gernsheim führen.
Gernsheim (1839-1916) stammt aus einer reichen Familie, konnte sich also die beste Ausbildung in Frankfurt leisten, die dann am Leipziger Konservatorium fortgesetzt wurde.
Er bekleidete etliche positionen u.A war er Musikdirektor in Rotterdam, wo er sich vor allem für das Werk seines Freundes Johannes Brahms einsetzte.
Viele versuchen Gernsheims geringen Bekanntheitsgrad, damit zu erklären, des er eben lediglich ein Epigone sei. Eine schöne Erklärung, leider aber verhält sich das nicht so: Gernsheims erste Sinfonie entstand vor jener von Johannes Brahms.
Bei aller Ähnlichkeit sind auch die Unterschiede nicht zu überhören: Wesentlich durchsichtiger und etwas freundlicher kommen uns seine Sinfonien entgegen, von denen er, ebenso wie Brahms, 4 geschrieben hat.
Weniger Beethoven, mehr Mendelssohn ( Sinfonie Nr 2 - 2. Satz: Tarantella !!!) verpflichtet, vereinzelt an Brahms eriinnernd (Sinfonie Nr 1), wie passt das alles zusammen ? Nun die Sprache ist lediglich eine Krücke, wäre er berühmter würde man wahrscheinlich sagen: ein typischer Gernsheim
Wenngleich die vorhandene Diskographie ein Desaster ist, so gibt es immerhin eine preiswerte Möglichkeit dieses musikalische "Neuland" zu betreten. Arte Nova (entgegen meinen Befürchtungen ist sie noch nicht gestrichen) bietet eine Doppel-CD mit sämtlichen Sinfonien des Titelträgers dieses Threads zum Budgetpreis an (gesehen bei jpc um 9.99 Teuro) die man sich als potentieller Interessent einfach nicht entgehen lassen sollte..
Man braucht dabei nicht die "Katze im Sack" zu kaufen, weil die Möglichkeit des kurzen Hineinhörens ja besteht.
Vielleicht (wenn ich es auch nicht glaube) hat aber auch schon jetzt jemand aus der Gruppe diese Aufnahmen und könnte meine Worte bestätigen oder ihnen widersprechen, bzw neue Gesichtspunkte hinzufügen.....
Friedrich Gernsheim:
Sinfonie Nr 1 in g-moll op 32
Sinfonie Nr 2 in Es-dur op 46
Sinfonie Nr 3 in c-moll op 54
Sinfonie Nr 4 in B-dur op 62
Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz
Siegfried Köhler
Arte Nova
Beste Grüße aus Wien
Alfred