In Erwartung der Festspielzeit in Bayreuth möchte ich die Wagner Freunde im Forum bitten, hier 7 (na, warum wohl?) Top Aufnahmen von Werken des "unerreichbaren, weltberühmten und erhabenen Meister(s) der Dicht- und Tonkunst" in wertender Reihenfolge zu nennen. Es gibt ja zahlreiche ähnliche "Arche Noah" threads, aber dem Wagnerianer ist Wagner eben ein eigenes Universum.....
Meine Liste folgt später, da ich keine Vorgaben machen will und ohnehin alles besser weiß (unabdingbare Voraussetzung, um Wagnerianer zu werden).
Unverzichtbare Wagner Aufnahmen
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Hallo Misha,
also auf eine Aufnahme pro Stück kann ich mich nicht beschränken, daher nenne ich zuerst die m.E. beste STEREO-Einspielung und danach eine historische Aufnahme als Alternative (beim "Ring" werden es 4 separate Empfehlungen, die Gesamteinspielungen der Tetralogie sind zu uneinheitlich in der Qualität)
1. Die Meistersinger von Nürnberg:
a.) Kubelik (Arts)
b.) Kempe (1956, EMI)2. Der Ring des Nibelungen
a.) "Rheingold"
aa.) Karajan, Berlin 1974 (Uniitel-Verfilmung); Empfehlung bezieht sich nur auf die Tonspur!
bb.) Bodanzky, MET 1936 live (Naxos)b.) "Walküre"
aa.) Leinsdorf (Decca)
bb.) Furtwängler (Wien 1954, EMI)
cc.) 1. Akt (Bruno Walter, Lauritz Melchior, Lotte Lehmann, Emanuel List, EMI 1935)c.) "Siegfried"
aa.) Böhm (Bayreuth 1967 live, Philips)
bb.) Bodanzky (MET 1937 live)d.) Götterdämmerung
aa.) Solti (Decca)
bb.) Knappertsbusch (Bayreuth 1951 live, Testament)3. Tristan und Isolde
aa.) Böhm (Bayreuth 1966 live, DG)
bb.) Reiner (Covent Garden London, 1937 live)4. Parsifal
aa.) Kubelik(Arts)
bb.) Knappertsbusch (Bayreuth 1952, live, Archipel)5. Der fliegende Holländer
aa.) Keilberth (Bayreuth 1955, live, Testament)
bb.) Krauss (1944 live)
6. Tannhäuseraa.) Solti (Decca)
bb.) Szell (MET live, 1942)7. Lohengrin
aa.) Kempe (EMI)
bb.) Cluytens (Bayreuth, 1958 live)Den STEREO-Ring aus Bayreuth (Keilberth 1955. live) habe ich noch nicht gehört!
Grüße
GiselherHH
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Hallo Giselher,
erstaunlich, bei den Stereo-Aufnahmen der Meistersinger, der Walküre, des Siegfrieds, des Tristans, des Parsifals, des Tannhäusers und des Lohengrins sind wir einer Meinung. Du hast einen guten Musikgeschmack .
Ich beschränke mich daher auf die anderen Opern:
Das Rheingold: Karl Böhm
Götterdämmerung: dito
Der fliegende Holländer: Es gibt keine Aufnahme, die mich 100%ig zufriedenstellt. Am ehesten kommen dem "Ideal" nahe Antal Dorati (1962, Decca) oder Woldemar Nelsson (1985, Philips)
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Zitat
Original von Norbert
Du hast einen guten Musikgeschmack:O
Aber das Kompliment kann ich zurückgeben!
Grüße
GiselherHH
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"Der fliegende Holländer"
Otto Klemperer (1968 ) [3 CD`s] für mich unübertroffen. Man hört gewissermaßen die See, wie sie wogt und braust. Großartige Sänger, allen voran Theo Adam und Anja Silja vervollkommnen die Aufnahme.
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Tristan:
Buchner-Lorenz-Klose-Hofmann/Heger (Berlin 1943)
Meistersinger:
Scheppan-Schöffler-Suthaus-Kunz/Abendroth (Bayreuth 1943)
Parsifal:
Dalis-Thomas-London-Hotter/Knappertsbusch (Bayreuth 1962)
Lohengrin:
Rysanek-Konya-Varnay-Engen/Cluytens (Bayreuth 1958 )
Holländer:
Lawrence-Destal-Maison-Kipnis/Busch (Buenos Aires 1936)
Rienzi:
Studer-Kollo-Rootering/Sawallisch (München 1983)
Walküre:
Rysanek-Mödl-Frantz-Suthaus/Furtwängler (Wien 1954)
"Es dürfen ja leider nur sieben sein ":(
Gruß Heldenbariton
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Walküren-Empfehlung: Leinsdorf, London 1962 - London, Nilsson, Vickers, Brouwenstijn
Ring komplett: Kempe, Bayreuth 1960
Tristan: Furtwängler. London 1952 - Suthaus, Flgastad, FiDi
Meistersinger: Knappertsbusch, München 1955 -
hallo,
holländer: ??? (gibts da eine ideale aufnahme? am ehesten eine mit hermann uhde)
tannhäuser: melchior et al., szell (met 1942)
lohengrin: jochum (windy, nilsson, uhde(!!!), bayreuth 1954) und eine mit melchior
ring: böhm (bayreuth 1967)
tristan: puhh: furtwängler (flagstad, suthaus, philharmonia, 1952) und kleiber (kollo, price, staatskapelle dresden, 1982) und mindestens eine mit melchior
meistersinger: karajan (adam, kollo, staatskapelle dresden, 1970)
parsifal: kegel (cold, kollo, rso leipzig, 1975)greetings, uhlmann
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Hier bin ich etwas ratlos. Ich kenne zwar von jedem Werk mehrere Aufnahmen - bei manchen hoffe ich aber insgeheim, dass ich die Lieblingsaufnahme noch nicht kennengelernt habe.
Eine (vielleicht nur für meinen persönlichen Geschmack) unübertroffene Aufnahme ist leider gar keine offizielle Aufnahme, sondern war die Radio-Übertragung der Premiere:
Lohengrin in der Wiener Staatsoper (3. Dezember 2005), dirigiert von Semyon Bychkov, mit Johan Botha, Soile Isokoski, Kwangchul Youn, Falk Struckmann, Janina Baechle, Adrian Eröd.
Von zwei Aufnahmen kann ich sagen, dass sie meine Lieblingsaufnahmen sind, da habe ich keinen Zweifel:
Meistersinger: Karajan; Kollo, Adam, Schreier, Donath
Parsifal: Kegel; Kollo, Cold, Schröter, Adam
Bei allen anderen gibt es Einschränkungen, Unsicherheiten:
Bei Tristan habe ich das Problem, dass ich mindestens ein halbes Dutzend Aufnahmen gerne mag, obwohl ich an jeder etwas auszusetzen hätte. Mein Favorit ist in letzter Zeit wohl
Tristan: Thielemann; Moser, Voigt, Holl
Wenn Domingo nicht den Sprachfehler hätte, wär's vielleicht die neue Aufnahme aus London (Pappano). Aber die Aussprache von Domingo vermiest mir den Genuss an dieser Aufnahme, die ich ansonsten wirklich grandios finde.Als Lieblings-Ring würde ich den Bayreuther Ring mit Böhm (1967) nennen. Wenn bei Janowski eine bessere Brünnhilde sänge, wäre der Ring mit Janowski mein Lieblings-Ring.
Von Holländer und Tannhäuser kenne ich zuwenige Aufnahmen, beide mag ich mit Solti aber recht gerne, Holländer mit dem Chicago Symphony Orchestra und Tannhäuser mit den Wiener Philharmonikern, schon wieder beide mit René Kollo.
Rienzi mag ich überhaupt nicht, und die anderen zwei frühen kenne ich gar nicht.
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Zitat
Original von heldenbariton
Walküre:
Rysanek-Mödl-Frantz-Suthaus/Furtwängler (Wien 1954)
Diese Walküre wäre vielleicht auch mein Favorit, aber es ist leider schon lange her, dass ich sie gehört habe. Ist sie derzeit regulär zu kaufen?
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Diese auch von mir favorisierte Aufnahme ist problemlos erhältlich. Grandioses Dirigat, fantastische Sänger, nur die Wiener Philharmoniker stören mich streckenweise ein wenig.
Viele Grüße
Bernd
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Gibt es die nicht mittlerweile schon bei Naxos? Die Frist ist inzwischen ja abgelaufen.
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Lt. jpc gibt es von Naxos nur Tristan und Isolde.
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Hm - dann muß man doch noch auf die EMI-Ausgabe zurückgreifen. Wundert mich eigentlich, da es sich ja um eine der bedeutendsten Wagnereinspielungen Fortwänglers handelt - aber vielleicht haben die Erben den Daumen etwas drauf...
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Hallo Bernd,
Du solltest schon erklären,warum Dich die Wiener Philharmoniker
stören.Herbert.
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Hallo Herbert,
ich hab schon mal geschrieben, daß mir das gesamte Holzgebläse der Wiener klanglich (und damit zusammenhängend auch musikalisch) überhaupt nicht gefällt. Am schlimmsten sind für mich die quäkigen und vibratofreien Oboen, die ich gerade in älteren Aufnahmen nur unter Qualen ertrage, aber auch Klarinette und Fagott wirken auf mich eher steif und unbeseelt.
Ich meide Aufnahmen mit den Wienern deshalb, wo immer es nur geht. Im Zusammenhang mit Furtwängler (der mich in vielen seiner Interpretationen enorm fasziniert) kommt man aber leider kaum an diesem Orchester vorbei...Viele Grüße
Bernd
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Hallo Bernd,
ich denke,daß Du recht hast.Mir fällt das nicht so sehr auf.
Werden denn die Holzbläser bei denen nur eingestellt,wenn
sie quäkisch und vibratofrei spielen?Ist das eine Spezialität
der Wiener Philharmoniker,die sich von Generation zu
Generation fortsetzt?Herbert.
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Zitat
daß Du recht hast.
Hat er.
Alles Andere ist dann die übliche Geschmacksfrage. (Mich stört noch mehr der üppige Gesamtklang, ich mag eine körnigere, vielleicht sogar herbere Tongebung eindeutig lieber.) -
Hallo Herbert,
jeder hat halt seine Schwerpunkte. Ich bin oft nicht so empfindlich, wenn es um die Schwachstellen von Sängern geht. Aber wenn du mal bewußt auf Wiener Oboensound achtest (vor allem in älteren Aufnahmen), wirst du bestimmt hören, was ich meine.
Die Wiener pflegen diesen Stil bewußt, und sie haben dafür auch ein eigenes, völlig anders konzipiertes Instrument, nämlich die sogenannte Wiener Oboe, die sich in Bohrung und Mechanik ganz erheblich vom ansonsten überall gebräuchlichen "französischen" Modell unterscheidet (ich könnte eine solche Oboe überhaupt nicht bedienen). Und mit Vibrato wird auf der Wiener Oboe grundsätzlich nicht gespielt.
Ich habe schon einmal mit Edwin darüber diskutiert: Grundsätzlich ist es natürlich sehr erfreulich, wenn ein Orchester einen eigenen Klangstil pflegt. Nur geht mir in diesem Fall der Stil halt enorm gegen den Strich. Für mich ist das so wie für dich, wenn du einen Sänger hörst, der die ganze Zeit mit einem von dir subjektiv als scheußlich empfundenen Timbre agiert.
Viele Grüße
Bernd
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Zitat
Original von Bernd Schulz
Die Wiener pflegen diesen Stil bewußt, und sie haben dafür auch ein eigenes, völlig anders konzipiertes Instrument, nämlich die sogenannte Wiener Oboe, die sich in Bohrung und Mechanik ganz erheblich vom ansonsten überall gebräuchlichen "französischen" Modell unterscheidet (ich könnte eine solche Oboe überhaupt nicht bedienen). Und mit Vibrato wird auf der Wiener Oboe grundsätzlich nicht gespielt.@Edwin: Ist das die franz. Oboe, die Du vor einiger Zeit im Debussy-Thread erwähnt hast, als Du auf die Inghelbrecht-Aufnahme hingewiesen hast? Oder unterscheidet sie sich nochmal von der Oboe, die Bernd hier meint?
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Hallo Robert,
die Wiener Oboe ist etwas Anderes als die französische. Die Wiener Oboe ist etwas kürzer und hat einen trichterförmigen Schalltrichter, während die französische Oboe konisch ausläuft. Die Wiener Oboe entspricht eher den Instrumenten des 19. Jahrhunderts.
Wie die Oboen der Inghelbrecht-Musiker gebaut sind, weiß ich nicht, sie klingen jedenfalls anders auch als die modernen Französischen Oboen - sie haben eine sanfte Schärfe, die gut mit den Trompeten harmoniert.
Haben wir einen Oboisten unter uns, der genauer Auskunft geben kann - auch mich würden die Details interessieren.
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Robert und Edwin, auch wenn es an dieser Stelle ziemlich offtopisch ist, versuche ich die Sache mal zu erklären;
Obwohl sich in Deutschland seit etwa 1920 die sogenannte "französische" Oboe durchzusetzen begann (das noch vereinzelt bis in die 40ger und 50ger Jahre gespielte "deutsche" Modell ähnelte akustisch und grifftechnisch eher der heutigen "Wiener" Oboe), gab es in Deutschland eine dem französischen Ideal diametral entgegengesetze Klangvorstellung. Während man in Frankreich sehr hell und obertonreich (böse gesagt: näselnd und scharf) gespielt hat, versuchte man in Deutschland einen möglichst dunklen und weichen (böse gesagt: muffigen) Sound zu erzeugen.
Da der Oboist mit dem "Rohr" (Mundstück) einen wesentlichen Teil seines Instrumentes selber bastelt, het er schon alleine dadurch einen enormen Einfluß auf den Klang.
In der fraglichen Inghelbrecht-Aufnahme wurde mit Sicherheit auf französischen Oboen gespielt, nur halt mit völlig anderem Rohrmaterial, als meinethalben Lothar Koch bei den Berliner Philharmonikern verwendet hat.
Die klanglichen Unterschiede zwischen "typisch" französischen und deutschen Oboisten sind inzwischen längst nicht mehr so groß wie in den 60ger, 70ger und 80ger Jahren. International haben sich die verschiedenen Schulen immer weiter aneinander angeglichen, in Frankreich oder England spielt man inzwischen weicher, in Deutschland nicht mehr ganz so "dunkel". Globalisierung halt....Viele Grüße
Bernd
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Danke Bernd :]
Immerhin wird deutlich, welchen Einfluß auf den Klang des Orchesters die franz. Oboe bei den Inghelbrechtschen Debussy-Aufnahmen gehabt hat.
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Hallo Bernd!
Danke, das war's was ich wissen wollte.
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Vielleicht bin ich im falschen Thread gelandet, aber mich würde interessieren, wer von euch gestern die Eröffnungsvorstellung der diesjährigen Bayreuther Festspiele gehört und teilt seine Meinung mit ?
Meine Meinung: :kotz:
Gruß Heldenbariton
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Na ja, der Steuermann hat ganz passabel gesungen...
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Hallo Giselher HH,
das stimmt, was sagst du zu den anderen ?
Gruß Heldenbariton
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Hallo Heldenbariton,
was soll man dazu sagen? Sicherlich, dass Tomlinson sich als hoher Bass schon dann mit der Rolle des Holländers überfordern würde, wenn er noch eine intakte Stimme besäße. Aber da die Stimme mittlerweile von all den Wotanen, Holländern etc. ausgeblichen und fahl geworden ist und die Spitzentöne wie ausgebrannte Ruinen klingen, bleibt als Positivum nur noch die auch bei der Übertragung zu hörende dramatische Präsenz des Sängers. Noch enttäuschender Herr Ryhänen als Daland. Nicht nur, dass seine Aussprache zu wünschen übrig lässt, er wirkte ziemlich unbeteiligt und die Stimme hat nicht die Bass-Qualität, die man sonst aus Finnland gewohnt ist. Frau Duggers Senta war ziemlich gepresst und in der Höhe sehr schrill und unangenehm zu hören, Éberz´ Erik bestenfalls befriedigend, wenn man keine allzu hohen Maßstäbe anlegt, Frau Priew sollte sich endlich pensionieren lassen. Dirigent Albrecht phrasierte zwar manchmal ganz interessant, doch war es mal wieder an vielen Stellen zu laut und knallig,
Grüße
GiselherHH
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Hallo,Heldenbariton,
die Wagneraufnahmen aus Bayreuth sind für mich alle verzichtbar.
Weil ich weiß was mich erwartet,höre ich zu den Übertragungs=
zeiten lieber etwas anderes.Die Sänger die heute dort auftreten
sind entweder Anfänger,oder 2.Garnitur.Heldentenöre kann man
in Bayreuth garnicht mehr hören.Die zwei Heldentenöre,die es
weltweit gibt(Heppner u.Botha)sind "Stars"und würden für die
Gage in Bayreuth höchstens eine Arie singen.Ich habe alle
Wagner-Opern und Musikdramen in Mitschnitten aus den 50er
Jahren auf CD,damit will ich mich gerne trösten.
Wie aus der Ferne längst vergangner Zeiten,spricht diese
Musik aus den 50ern zu mir.Herbert.
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Zitat
Original von Herbert Henn
Die zwei Heldentenöre,die es weltweit gibt(Heppner u.Botha)sind "Stars"und würden für die Gage in Bayreuth höchstens eine Arie singen.
Zumindest was Heppner betrifft, so hört man immer wieder, dass dieser als betont christlicher Familienmensch den Sommer bevorzugt mit seiner Familie verbringen würde anstatt diesen mit Proben für die Bayreuther Festspiele zu nutzen. In einem Interview erwähnte er, dass, sollte Bayreuth ihn einladen, er ernsthaft darüber nachdenken würde...Gruß
Karsten