ZitatOriginal von Thomas Pape
Und ein "Bruckner-Dirigent" muß nicht notwendig eine Zyklus eingespielt haben (siehe meinen Einwand oben). Vor allem die älteren nicht (meine Güte, allein die Editionsfragen...).
Wohl wahr, siehe zum Beispiel Carlo Maria Giulini, der für die Deutsche Grammophon nur die Sinfonien 7-9 aufgenommen hat (und früher die 2. und 9. für EMI). Des Weiteren existieren noch einige Live-Mittschnitte der Sinfonien 7-9.
Manche Sinfonien Bruckners wird Giulini noch nicht einmal dirigiert haben. Ich weiß aus dem Gedächtnis zum Beispiel, daß er große Vorbehalte gegen die 5. Sinfonie hatte (aber leider nicht mehr, worin sie bestanden).
Nichtsdestotrotz gilt Giulini als "Bruckner-Dirigent".
ZitatHatten wir hier eigentlich schon Bruno Walter bei den Brucknerdirigenten?
Hier auf Seite 2...
Bruno Walter hat für CBS (Heute: Sonymusic) die Sinfonien 4, 7 und 9 aufgenommen, es existieren zudem noch einige Live-Mitschnitte (siehe Amazon).
Bei Bruno Walter muß man wissen, daß man die Stereo-Aufnahmen nicht zwingend mit den früheren Live-Aufnahmen vergleichen kann.
1957 erlitt Bruno Walter einen Herzinfarkt, der musikalisch zur Folge hatte, daß Walters Tempi danach wesentlich langsamer wurden.
Zum Vergleich:
1954: 17'35'', 16'59'', 08'58'' und 12'16''
1961: 20'46'', 19'25'', 10'21'' und 13'53''
Bei der 9. gibt es ähnliche Tempounterschiede. Ich habe mir eben gerade einen Live-Mitschnitt aus 1953 geordert, bei dem Walter für das Adagio keine 20 Minuten benötigt (bei seiner Studioaufnahme von 1959 sind es 23'17'').
Anders als Norrington zum Beispiel (dessen Aufnahme der 7. Sinfonie Bruckners für mich im ersten Satz verhetzt klingt) verstand es Walter, schnelle Tempi mit Spannung zu füllen, sie organisch wirken zu lassen.
Das Adagio der 7., bei dem Walter auch 1961 noch sehr zügig unterwegs war, hat "Größe" und "Wärme" und verdeutlicht Bruckners Trauer über den Tod Wagners erheblich mehr als bei manchem Dirigenten, der für das Adagio fünf bis zehn Minuten länger benötigt.