Sagitt meint:
Orfeo wird öfter als erste Oper bezeichnet. Das stimmt nicht, aber es ist die früheste Oper, die heute noch immer wieder gespielt wird. Monteverdi war in Padua beschäftigt, den kunstsinnigen Herzog zu erfreuen und da passte es ( 1607) natürlich, dass eine Oper geschrieben wurde. Damals war noch nicht selbstverständlich, dass Handlungen gesungen werden ( was ja letztlich auch ziemlich unnatürlich ist). In der Frühzeit der Oper treten nicht nur Personen auf, sondern auch Prinzipien, die musica, die Esperanza. Immerhin fängt bei Monteverdi die psychologische Charakterisierung von Menschen ( später bei Incoranazione di Poppea noch ausgeprägter).
Orfeo ist großartige Musik, die Hirtenscenen, der Auftritt des Charon, der Klagegesang des Orpheus.
Musikalisch gibt es verschiedenen anhörbare Versionen. Zum Anschauen, und das zuerst, gibt es als Referenz immer noch Ponelle-Harnoncourt, Zurich 1977. Was da geschaffen wurde,muss schlicht als Gesamtkunstwerk angesehen werden. Harnoncourt steckt mit seiner Spielfreude alle Protagonisten an.
Ponelle stattet die Oper optisch hervorragend aus ( er kommt ja aus diesem Gebiet) und insceniert speziell für die Aufnahme mit eindrucksvollen Bildern ( wie sich Euridice und Orfeo annähern, wie Orfeo den Caronte bezirzt, wie die Mänaden den Orfeo zerreissen, wie Orfeo in den Sternenhimmel aufsteigt).
Das Orchester spielt beseelt. Orfeo ist -leider,leider- nach meinem Geschmack eine Fehlbesetzung. Ich mag die Stimme von Philippe Huttenlocher nicht und dann als Orfeo !
Sehr gut der noch sehr junge Araiza als erster Hirte ( eine Rolle, die 1955 Fritz Wunderlich in Hitzacker hatte) und Hans Franzen als Caronte ( der immerhin bis zum tiefen C hinunter muss).
Jetzt bin ich erst einmal auf die Diskuission gespannt.