Raucheisen: Lied-Edition

  • Inzwischen scheint diese 66-CD-Box (wenigstens teilweise) separat in 2-CD-Volumina erhältlich zu sein. Spottbillig, aber ohne jede Dokumentation. Da ich eigentlich nicht vorhabe, _alle_ zu kaufen, wollte ich fragen, welche Volumina besonders bemerkenswert sind (Bitte keine Antworten wie "alle" oder "so viele wie möglich"). Sowohl was das Repertoire als auch was die Interpreten betrifft
    Ich habe zunächst spontan drei mitgenommen: 41/42 (Schubert), 25/26 (Beethoven) und (15/16) Brahms.


    Der Klang ist erstaunlich gut, obwohl anscheinend recht viel gefiltert worden ist, da wenig Rauschen.


    Einen kompletten Index für die 66 CDs findet man hier:


    "http://pl15440.macbay.de/misc/raucheisen.htm"



    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Theophilus
    Wenn man 66 CDs um 99,-- haben kann, warum noch lange überlegen?


    Weil man sie irgendwo hinstellen muß? Weil man sie auch mal hören will? Weil ich dann doch kein solcher Lied/Sänger-Fanatiker bin? (Ich würde aber ebensowenig 60 CDs mit Orchesteraufnahmen des Reichsrundfunks einfach so kaufen) Weil ich genug CDs rumstehen habe, die ich nur gekauft habe, weil sie billig waren?
    Ich will ja keine 66 CDs um der 66 CDs willen...warum schreibe ich eigentlich hin "Bitte keine Antworten wie 'alle'?"
    Wenn Du die Sammlung kennst, warum nennst Du dann nicht einfach ein paar Dinge davon, die Dir besonders gefallen?


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Ja, ich weiß, das habe ich verdient. Du siehst mich auch völlig zerknirscht....


    :(



    (Übrigens würde ich mit Julius Patzak, Hans Hotter und Peter Anders anfangen. Interessant ist auch, dass der profilierteste Liedsänger dieser Zeit, nämlich Gerhard Hüsch, in dieser Edition nicht vorkommt. Was wohl der Grund dafür gewesen sein mag...)

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Die Winterreise mit Anders/Raucheisen ist Pflicht (falls nicht schon in 41/42 enthalten). Dann - wenn Du etwas mit den Komponisten anfangen kannst - Loewe, Pfitzner und Strauss. Es ist nicht wirklich objektiv zu begründen, aber die beteiligten Sänger haben eine anderen, eher unbefangenen Zugang im Vergleich zu Sängern, deren Karriere erst nach 1945 angefangen hat. Das schlägt sich in der Interpretation nieder.


    Beethoven hätte ich auch empfohlen, Brahms kenne ich gar nicht.

  • Zitat

    Original von Robert Stuhr
    Die Winterreise mit Anders/Raucheisen ist Pflicht (falls nicht schon in 41/42 enthalten). Dann - wenn Du etwas mit den Komponisten anfangen kannst - Loewe, Pfitzner und Strauss. Es ist nicht wirklich objektiv zu begründen, aber die beteiligten Sänger haben eine anderen, eher unbefangenen Zugang im Vergleich zu Sängern, deren Karriere erst nach 1945 angefangen hat. Das schlägt sich in der Interpretation nieder.


    Beethoven hätte ich auch empfohlen, Brahms kenne ich gar nicht.


    Die Winterreise habe ich auf einer DG-CD, das dürfte wohl diesselbe Einspielung sein. Nach Loewe werde ich mal Ausschau halten. Pfitzner und Strauss, naja, mal sehen, sind beide eigentlich nicht mein Ding (wobei ich gestehen muß von Pfitzner praktisch nichts zu kennen; ich habe vor ein paar Monaten Palestrina gekauft, aber noch nicht aufgelegte... :wacky: )
    Bei Beethoven ist interessanterweise fast eine ganze CD mit (übersetzten) walisischen u. irischen Liedern gefüllt! (Vol. 26)


    Hier ist übrigens ein "Index" der gesamten Reihe:


    "http://pl15440.macbay.de/misc/raucheisen.htm"


    Zum Klang: Mein erster Eindruck war zu positiv. Es kommen (verständlicherweise) Übersteuerungen und Verzerrungen vor. Störeneder ist aber, dass die Balance häuif EXTREM die Sänger bevorzugt. Die Streicher in den Volksliedbearbeitungen sind eher zu erahnen.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Falls du Lieder von Schumann und Brahms magst, wirst du sicherlich auch mit dem einen oder anderen Pfitzner-Lied eine Menge anfangen können.


    Leider sind, wenn ich das richtig sehe (ich habe die Raucheisen-Aufnahmen nur als LPs), die Eichendorff-Lieder op.9 nicht vertreten. Das ist sehr schade, aber trotzdem würde ich an deiner Stelle zuschlagen!


    Viele Grüße


    Bernd

  • Zitat

    Original von Theophilus
    Interessant ist auch, dass der profilierteste Liedsänger dieser Zeit, nämlich Gerhard Hüsch, in dieser Edition nicht vorkommt. Was wohl der Grund dafür gewesen sein mag...)


    Politische Gründe dürfte das aber nicht gehabt haben, denn Hüsch und Raucheisen schwammen in dieser Hinsicht ja auf einer Wellenlänge. Vielleicht lag es daran, dass Hüsch hauptsächlich (oder ausschließlich) mit dem Pianisten Hanns Udo Müller zusammenarbeitete, der dann gegen Ende des Zweiten Weltkrieges bei einem Bombenangriff ums Leben kam.


    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Hallo,
    ich besitze auch 12 CDs dieser Edition.
    Die Sänger sind zum Teil großartig,z.B. Arno Schellenberg
    mit einigen humoristischen Loeweliedern,oder H.Hotter,
    sowie J.Patzak, P.Anders,K.Schmitt-Walter und J.Greindl.
    Ein großes Minus ist,das Lieder,die nach Gedichten "nichtarischer" Dichter
    komponiert sind,offensichtlich fehlen,z.B.die Heinelieder
    des "Schwanengesangs"von Schubert,oder die Dichterliebe,
    und die vielen anderen Heinelieder von Schumann.
    Natürlich gibt es auch keine Lieder von Mendelssohn.
    Das ist der traurige Aspekt dieser Edition.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Was mir nicht ganz verständlichbei dieser Mammut-Edition ist: dass sie trotz des Umfanges von 66 CDs nicht vollständig zu sein scheint. Ich habe auf einer Loewe-CD mit Hans Hotter und Raucheisen einige Lieder gefunden, die in der gen. Edition nicht auftauchen (kann jetzt, da im Nachtdienst und nicht zuhause, leider nicht sagen, um welche es sich genau handelt). Ist das nun Schlamperei der Herausgeber oder hat es andere Gründe? Auf 3 oder 4 CDs mehr wärs ja sicher nicht angekommen. Vielleicht weiß jemand dazu etwas ...


    Gruß aus Lübeck,
    Dieter

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Zitat

    Original von vitelozzo-tamare
    Was mir nicht ganz verständlichbei dieser Mammut-Edition ist: dass sie trotz des Umfanges von 66 CDs nicht vollständig zu sein scheint. Ich habe auf einer Loewe-CD mit Hans Hotter und Raucheisen einige Lieder gefunden, die in der gen. Edition nicht auftauchen (kann jetzt, da im Nachtdienst und nicht zuhause, leider nicht sagen, um welche es sich genau handelt). Ist das nun Schlamperei der Herausgeber oder hat es andere Gründe? Auf 3 oder 4 CDs mehr wärs ja sicher nicht angekommen. Vielleicht weiß jemand dazu etwas ...


    Einige Fragwürdigkeiten der Reihe werden hier diskutiert:


    "http://preview.tinyurl.com/yzlas2"


    Vielen Dank schonmal für die Antworten; ich werde mal nach Loewe Aussschau halten (mal sehen, was in dem Laden überhaupt noch da ist)


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo,
    Es gibt natürlich noch viele Aufnahmen mit Raucheisen,
    die nichts mit dieser Edition zu tun haben.Es gibt ja
    z.B.auch eine "Winterreise"mit H.Hotter,die wahrscheinlich
    nicht in der Edition enhalten ist,sonst wäre sie ja zweimal
    drin.Nach dem Krieg hat Raucheisen noch ca.30 Jahre
    gelebt.Die Aufnahmen,die er in dieser Zeit machte,z.B.
    "Die schöne Müllerin"u."Dichterliebe" mit W.Ludwig,oder Loewe-Balladen
    mit H.Hotter sind meines wissens auch nicht in der Edition enthalten.


    (Ein noch prominenterer Liedersänger der Nazizeit als G.Hüsch fehlt,soviel ich weiß,auch in dieser Edition,H.Schlusnus).


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Leo Slezak (1873-1946; Rückzug von der Opernbühne 1934) ist in der Raucheisen-Liededition mit drei Liedern vertreten: einer 1934 aufgenommenen Feldeinsamkeit von Brahms sowie (undatiert) dem Nussbaum und der Mondnacht von Schumann.


    In allen Liedern setzt Slezak seine berühmte, mirakulös intakte, perfekt integrierte, enorm farbenreiche, leuchtende und frei auf dem Atem schwebende Kopfstimme weit mehr ein als seine nicht weniger berühmte, von 30 schweren Heldenjahren gezeichnete Bruststimme, die nun aber in der Tiefe wohlige baritonale Wärme und Fülle verströmt.


    Im Nussbaum ist das Ergebnis eine wunderschöne, herbstlich-bittersüße Aufnahme eines elegischen Liebeslieds, die allerdings nicht an die Ausdruckskraft der Mondnacht heranreicht. Hier reizt Slezak die Palette seiner Kopfstimme hinsichtlich von Farbe und Volumen voll, nein: radikal aus, von hellen, beinahe knabenhaften Tönen bis hin zu einem lange ausgehaltenem, in einem magischen Diminuendo gleichzeitig immer dunkler und wärmer gefärbten „Haus“ das sich mit einem fast unhörbaren Schluss-S in nichts auflöst. Dazwischen gibt es Töne in der strapazierten und vokalverfärbten Bruststimme, die allerdings den wehmütigen Charakter des Liedes nur unterstützen – es ist schon ergreifend, wie die Flügel eben einen Erdenrest zu tragen haben, aber die Seele dann doch magisch-konjunktivisch ihren Flug sich träumt. Zusammen mit der hochsensiblen, das Tempo meisterhaft fluktuierenden Klavierbegleitung kommt das Lied zu wahrlich romantischem Leben.


    Zu Momenten existenzieller Ausdrucksintensität verdichten sich all’ diese Elemente in der Brahms’schen Feldeinsamkeit: hier finden Sänger und Pianist für jedes Wort die rechte Farbe und einen großen, großen weiten Atem für das ganze Lied. Slezaks Himmelsbläue ist eine wirklich blaue voix mixte, die schönen stillen Träume weisen – mit einem beinahe, aber eben nur beinahe brechenden Vokal E – ins Unendliche, beim „gestorben bin“ kommt die Welt zum Stillstand, während der nachfolgende selige Aufschwung in die ewigen Räume mit diesem so passend beschlagenen Glanz der Heldenstimme sich wieder in ein körperloses, doch voluminöses Falsett auflöst, man weiß nicht, wie.


    Eine radikale, tief berührende Lesart, die den Hörer ein gutes Stück mitnimmt in die ewigen Räume.


    Flo

    "Dekonstruktion ist Gerechtigkeit." (Jacques Derrida)

  • Zitat

    Original von Barockbassflo
    Leo Slezak (1873-1946; Rückzug von der Opernbühne 1934) ist in der Raucheisen-Liededition mit drei Liedern vertreten: einer 1934 aufgenommenen Feldeinsamkeit von Brahms sowie (undatiert) dem


    ...


    Zu Momenten existenzieller Ausdrucksintensität verdichten sich all’ diese Elemente in der Brahms’schen Feldeinsamkeit: hier finden Sänger und Pianist für jedes Wort die rechte Farbe und einen großen, großen weiten Atem für das ganze Lied. Slezaks Himmelsbläue ist eine wirklich blaue voix mixte, die schönen stillen Träume weisen – mit einem beinahe, aber eben nur beinahe brechenden Vokal E – ins Unendliche, beim „gestorben bin“ kommt die Welt zum Stillstand, während der nachfolgende selige Aufschwung in die ewigen Räume mit diesem so passend beschlagenen Glanz der Heldenstimme sich wieder in ein körperloses, doch voluminöses Falsett auflöst, man weiß nicht, wie.


    Leider ist das zumindest in meiner Ausgabe eine der eher mies klingenen/überspielten Stücke. An einigen Stellen ist die Stimme m.E. sehr verzerrt, etwa im forte vor der letzten leisen und hohen Passage.
    Dennoch in der Tat eine beeindruckende Vision von gut vier Minuten. Überhaupt scheinen mit Brahms' Lieder, wenn auch gewiß nicht gleichermaßen von Interesse, beim Normalhörer sowohl im Oeuvre dieses Komponisten als auch in der Gattung Lied sehr unterschätzt zu sein. Es ist ja überhaupt nichts davon auch nur annähernd so bekannt wie dutzende von Schuberts oder Schumanns Liedern.
    Hierunter gibt es jedoch ganz erstaunliche Stücke. Auf dem Raucheisen-Vol 15, auf dem auch Slezaks Feldeinsamkeit zu finden ist, u.a. "Über die Heide" oder "Kein Haus, keine Heimat", die an fahler Depression mit Schuberts Leiermann o.ä. zu vergleichen sind, dann die beiden lyrisch-melodiösen Lieder mit Bratschenbegleitung und schließlich in "Wir wandelten" solch opernhaft-schmelzende Kantilenen, die man dem mürrischen Brahms kaum zutrauen würde. Letzteres ist hier sowohl mit Erna Berger :jubel: :jubel: :jubel: als auch mit Peter Anders vertreten :jubel: :jubel: :jubel: Warum gefällt mir eigentlich fast jede Sopranistin aus dieser Zeit um Längen besser als La Schwarzkopf? Die hatte wirklich nur die beste PR-Abteilung....


    (Da Liederthreads, sofern nicht über Schubert, meist im einstelligen Bereich bleiben, zögere ich, einen Extra-thread für Brahms zu eröffnen)


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo,
    eigendlich empfinde ich die Zwei Lieder,die Slezak singt als einen
    von mehreren Schwachpunkten der Edition.Er macht aus der
    Not eine Tugend,und ersetzt nicht mehr vorhandene stimmliche
    Potenz durch manieriertes feminienes Falsettgesäusel.Man höre
    zum Vergleich,auf der selben Doppel- CD" Die Mondnacht",mit
    Schmitt-Walter,oder "Der Nussbaum mit Anders.Außerdem finde
    ich,daß die meisten Frauenstimmen recht teutonisch klingen,und
    einem Vergleich mit E.Schwarzkopf,wie sie in den 50er Jahren
    sang keineswegs standhalten.
    Das ist meine völlig subjektive Meinung.


    (Slezaks Glanzzeit war um 1910)


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Lieber Herbert,


    obwohl nicht Deiner Meinung kann ich Dich sehr gut verstehen - es kommt halt darauf an, wie man es empfindet. Es lebe die Vielfalt!


    Lieber Johannes,


    ja, leider stimmt das mit der Tonqualität - aber für Azetate von 1934 geht es eigentlich.


    Die Raucheisen-Edition habe ich mir erst vor ein paar Tagen kommen lassen und werde in der nächsten Zeit immer mal wieder meine Eindrücke mitteilen. Das dürfte dann ja automatisch zu einer Erörterung der Brahms-Lieder führen.


    Ich freue mich jedenfalls schon auf den Meinungsaustausch!
    Flo

    "Dekonstruktion ist Gerechtigkeit." (Jacques Derrida)

  • Hallo Flo,
    ich möchte nicht den Eindruck hinterlassen,als hätte ich etwas
    gegen L.Slezak.Er war sicherlich einer der bedeutensten
    deutschsprachigen Opernsänger seiner Epoche.Er sang z.B.
    schon 1909 an der"MET"den Otello und den Manrico mit
    großem Erfolg.Auch als Wagnertenor war er Weltweit erfolg=
    reich.Ich habe auch alle seine Bücher gelesen.Durch seine
    Bücher war er im Alter noch so berühmt,daß er eine Karriere
    als Filmkomiker begann.In dieser Zeit entstanden noch viele
    Gesangsaufnahmen,die ihn natrlich nicht mehr auf der höhe
    seines einstigen Könnens zeigen.Darunter sind auch etliche
    Liedaufnahmen.In den Filmen sang er auch noch während
    des"1000jährigen"Reiches.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • die edition gibts nun bei jpc für 40 euronen minus einem anstandscent.


    ich werde wohl zuschlagen müssen ... ;( 8o :evil:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Trotz der teilweise mäßigen Tonqualität bereue ich den Kauf der Box für 39,99 Euro nicht, enthält diese einzigartige Edition eine Reihe von bisher unveröffentlichten Einspielungen singulärer SängerInnen.


    Ärgerlich ist aber die Tatsache, dass das Schubert-Lied "Die Gestirne" D 444 (Nr. 14 auf CD 41) nicht - wie auf dem Cover angegeben - von Elisabeth Reichelt, sondern von Margarethe Klose gesungen wird.


    Sind euch, liebe Editions-Besitzer, ähnliche Fehler - offensichtlich Schlampereien des Herausgebers - aufgefallen?


    Aus dem informativen Booklet hier noch ein Zitat, das für sich spricht:


    "...bis auf den heutigen Tag ist Michael Raucheisen der ideale Konzertbegleiter geblieben. Sein großes musikalisches Talent paart sich mit äußerster Gewissenhaftigkeit, starkem künstlerischen Einfühlungsvermögen und einem nie versagenden Optimismus. Über seine Berühmtheit als Konzertbegleiter kursierte 1927 in Berliner Künstlerkreisen folgender Scherz:


    Liederabend
    Michael Raucheisen
    Am Sopran: Sängerin X."
    (Frida Leider, 1959)


    LG
    Klaus

  • Johann Wolfgang von Goethe: "Es irrt der Mensch, solang´er strebt".


    "Schlamperei" ist vielleicht doch ein zu harter Begriff. Man sollte sich einfach freuen, eine so herrliche Sammlung zu haben. Aus meiner Sicht ist das fast normal, dass sich bei solch einem Riesending auch Fehler einschleichen. Bei CD 36 wird das Schubert-Lied "An die Apfelbäume" von Julius Patzak gesungen, obwohl Tiana Lemnitz als Interpretin angegeben ist.
    Julius Patzak singt dieses Lied zwar mit sehr hoher Tenorstimme, aber man hört doch deutlich, dass hier keine Frau singt. Übrigens lag meiner Box ein Zettel bei, der auf diesen Fehler hinweist, aber sicher hätte ich auch so bemerkt, dass dieses Lied von keiner Frau gesungen wird ...

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  • Natürlich gibt es auch keine Lieder von Mendelssohn.
    Das ist der traurige Aspekt dieser Edition.


    Da Freund Willi heute einen weiteren Thread zur Raucheisen-Edition eröffnet hat, gehe ich nochmal durch die "alten Bestände". Dabei stieß ich auch auf diesen Eintrag von Herbert Henn. In der großen CD-Ausgabe finden sich durchaus Lieder von Mendelssohn - "Lieblingsplätzchen" und "Auf den Flügeln des Gesangs", gesungen von Erna Berger. Im Gegensatz zu den meisten anderen Liedern sind diese erst nach Kriegsende aufgenommen worden, nämlich 1949. Was gemeinhin als Edition gilt, war ja nicht also solche gedacht. Der Raucheisen wollte ganz einfach so viele Lieder wie nur möglich einspielen. Das ist höchst verdienstvoll gewesen und problematisch zugleich. Oben sank Berlin in Schutt und Asche, im Keller wurden immer noch Lieder aufgenommen. Das muss man sich mal vorstellen. Manche Titel lassen eine gewisse Hatz erkennen. Beteiligte Sänger berichteten, dass sie einzelne Lieder "prima vista" singen mussten. Es gibt Schwerpunkte, Entdeckungen und Lücken. Irgend etwas vermisst man immer. Der Ordnungsbegriff ist später eingeführt worden.


    Aus eigener leidvoller Hörerfahrung kann auch ich bestätigen, dass viele Lieder über-remastert worden sind. Im Fall der "Müllerin" mit Patzak bis zur Unkenntlichkeit. Wie konnte das geschehen? Leider habe ich die Plattenausgabe der Sammlung voreilig weggeben. Unverzeihlich. Zum Glück klingen die 89 Loewe-Lieder-Übernahmen, die mir sehr wichtig sind, noch relativ gut, von einem gewissen Hall abgesehen. Es gibt also auch Grund zur Freude und Erbauung. :) Wie wunderbar und prägnant alte Loewe-Einspielungen klingen können, wird mit dieser Collection deutlich:



    Doch dazu vielleicht später einmal mehr. Denn wir haben es hier mit einem ganz eigenen Thema zu tun. Nur so viel: Diese Sammlung hat die Internationale Carl-Loewe-Gesellschaft mit Sitz in seinem Geburtstort Löbejün herausgegeben. Sie basiert auf einer umfangreichen Sammlung von Loewe-Einspielungen, die der Engländer Ian Lilburn der Gesellschaft vermacht hat.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent