Warum ist "klassische Musik" nicht "populär"

  • Lieber Bernd, ich hoffe, dass wir uns einig sind, dass das Spiel Goulds mit dem von Nobuyuki Tsuji nicht wirklich vergleichbar ist. Letzteres ist ja komplett auf Show ausgerichtet. Da sind an keiner Stelle eine Liebe zum Detail oder Verständnis innerer Zusammenhänge erkennbar. Das ist nun das komplette Gegenteil von Gould.

  • Follower? Das sind lediglich reine Aufrufe, zudem binnen stattlicher 11 Jahre.


    Zumindest ist der Japaner Nobuyuki Tsujii kein "politischer Aktivist" mit fragwürdigen Agenden wie Levit.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zumindest ist der Japaner Nobuyuki Tsujii kein "politischer Aktivist" mit fragwürdigen Agenden wie Levit.

    Leider ist er auch in meinen Augen kein ernst zu nehmender Pianist. Man könnte sich über das Klavier unterhalten. Das ist immerhin ein Bösendorfer.

  • Leider ist er auch in meinen Augen kein ernst zu nehmender Pianist.

    Das will ich nicht beurteilen. Andere mit mehr Fachexpertise taten es indes: Goldmedaille bei der Van Cliburn International Piano Competition im Jahre 2009. Immerhin in einer Reihe mit Radu Lupu und Cristina Ortiz.

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    – Luís de Camões

  • ich hoffe, dass wir uns einig sind, dass das Spiel Goulds mit dem von Nobuyuki Tsuji nicht wirklich vergleichbar ist. Letzteres ist ja komplett auf Show ausgerichtet. Da ist an keiner Stelle eine Liebe zum Detail erkennbar. Das ist nun das komplette Gegenteil von Gould.

    Lieber astewes! Du hattest sicher nicht ernsthaft erwartet, dass wir uns da nicht einig sind. Da liegen "Welten" dazwischen. Und obwohl nur in schwarz-weiß, ist da viel mehr Farbe und Feingefühl drin als bei dem "bunten" jungen Mann, der - wie wir nun auch noch erfahren haben - von Joseph -, dass er kein politischer Aktivist ist und - von Dir - dass er auf einem Bösendorfer spielt. Aber was sagt uns das zur Frage des Threads?

    "Von Herzen - Möge es wieder zu Herzen gehen"

    (Ludwig van Beethoven über den Beginn des "Kyrie" seiner "Missa Solemnis")

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  • Zumindest ist der Japaner Nobuyuki Tsujii kein "politischer Aktivist" mit fragwürdigen Agenden wie Levit.


    Das ist auch Igor Levit nicht, sondern der ist hauptberuflich Pianist (und zwar ein sehr guter!) mit einigen politischen Interessen. Ob seine Agenden hierbei "fragwürdig" sind, lässt sich diskutieren, extremistisch sind sie sicherlich nicht. Das ist aber wahrscheinlich nicht Dein Punkt, sondern Dich stört vermutlich, dass die politischen Agenden von Herrn Levit nicht mit Deinen übereinstimmen...


    LG :hello:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • Leider ist er auch in meinen Augen kein ernst zu nehmender Pianist.


    Das will ich nicht beurteilen. Andere mit mehr Fachexpertise taten es indes: Goldmedaille bei der Van Cliburn International Piano Competition im Jahre 2009. Immerhin in einer Reihe mit Radu Lupu und Cristina Ortiz.


    Das ist in dieser Allgemeinheit wirklich etwas forsch formuliert von mir. Ich beziehe mich nur auf das Spiel des letzten Satzes der Sturm-Sonate aus dem Video. Es reicht einfach, Levit und Tsuji gegeneinander zu hören. Mit Preisen kenne ich mich nicht wirklich aus .... :)

  • Das ist auch Igor Levit nicht, sondern der ist hauptberuflich Pianist (und zwar ein sehr guter!) mit einigen politischen Interessen. Ob seine Agenden hierbei "fragwürdig" sind, lässt sich diskutieren, extremistisch sind sie sicherlich nicht. Das ist aber wahrscheinlich nicht Dein Punkt, sondern Dich stört vermutlich, dass die politischen Agenden von Herrn Levit nicht mit Deinen übereinstimmen...

    Dass Levit ein sehr guter Pianist ist, sei nicht in Abrede gestellt. Nur weil er sich selbst schon mehrfach auch explizit als politischen Aktivisten bezeichnete, habe ich dies überhaupt in diesem Zusammenhang erwähnt. Das wird ja wohl nicht unlauter sein. Und nein, es geht um Levits merkwürdige Angewohnheit, das Publikum vor dem Konzert mit Vorträgen zur Tagespolitik zu beglücken (was auch hier im Forum aus eigenem Erfahren so bestätigt wurde). Gleich welcher Couleur, das gehört sich für mein Dafürhalten schlicht und ergreifend nicht. Vielleicht aber trägt dies ja - um beim Threadthema zu bleiben - zur Popularisierung der klassischen Musik bei.

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    – Luís de Camões

  • Levits merkwürdige Angewohnheit, das Publikum vor dem Konzert mit Vorträgen zur Tagespolitik zu beglücken (was auch hier im Forum aus eigenem Erfahren so bestätigt wurde). Gleich welcher Couleur, das gehört sich für mein Dafürhalten schlicht und ergreifend nicht. Vielleicht aber trägt dies ja - um beim Threadthema zu bleiben - zur Popularisierung der klassischen Musik bei.

    Lieber Joseph II. Für meine Begriffe sollten in der Tat auch neue Wege gegangen werden, um die klassische Musik für ein breiteres Publikum, auch für neue Interessenten, schmackhaft zu machen. Ob dazu vor dem Konzert Vorträge zur Tagespolitik zählen sollten, sehe ich auch eher skeptisch. Doch wie schon mehrfach auch hier betont, wird die klassische Musik sicher nie so populär (im Sinne der Bedeutung dieses Wortes) werden, wie wir uns das vielleicht wünschen (oder auch nicht).

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  • Soll Klassische Musik denn populär werden? Oder sind wir nicht froh zu einer Elite bzw Minderheit zu gehören. Wie oft wurde hier im Forum über das Abo oder Touristen Publikum geschimpft.

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  • .... sind wir nicht froh zu einer Elite bzw Minderheit zu gehören. Wie oft wurde hier im Forum über das Abo oder Touristen Publikum geschimpft.

    Das ist heute schon der zweite Beitrag, den ich heute lese, in dem es um "Elite" geht.


    Von meiner Seite gibt es ein ganz klares NEIN, aus welchem Grund sollte ich froh darüber sein? Ich fühle mich weder als Teil einer Elite noch möchte ich mit Menschen, die sich selbst als zur Elite gehötend betrachten, mehr als unbedingt nötigen Kontakt haben.

    Ich kenne zwar einige fachlich überdurchschnittlich qualifizierte und ökonomisch sehr gut gestellte Personen, die sich selber aber nie zur Leistungselite, Machtelite, ökonomischen Elite oder Funktionselite einer Gesellschaft zählen würden und sich auch nicht elitär verhalten.

    Allerdings haben einige von denen ein oder sogar zwei Opernabos und manchmal machen die Ferien, sind also Touristen und gehen während der Ferien auch im Ausland ins Theater.

    Was sie ja anscheinend ausreicht, um nicht zur Elite zu gehören.

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Für meine Begriffe sollten in der Tat auch neue Wege gegangen werden, um die klassische Musik für ein breiteres Publikum, auch für neue Interessenten, schmackhaft zu machen.

    Vielleicht wäre dieses breite Publikum mit einer Kochsendung besser bedient. :P

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Soll Klassische Musik denn populär werden? Oder sind wir nicht froh zu einer Elite bzw Minderheit zu gehören. Wie oft wurde hier im Forum über das Abo oder Touristen Publikum geschimpft.

    Vielleicht ist es wirklich so, lieber rodolfo. Zumindest insgeheim. Ich kann nur aus meiner Erfahrung berichten, als ich in jungen Jahren im heimischen Wohnzimmer mit der guten alten Braun-Anlage für Freunde und Freundinnen "Klassik-Seminare" veranstaltete (eingeleitet meist mit der "Kleinen Nachtmusik") und am Ende immer glücklich war, wenn der Funke bei dem einen oder anderen "übersprang".

    Vielleicht wäre dieses breite Publikum Leute mit einer Kochsendung besser bedient. :P

    Das denke ich nicht, lieber Rheingold, aber ich weiß, was Du damit sagen willst ;). Die Bereitschaft von viel mehr Menschen als wir ahnen, Klassik kennenzulernen, ist nach meiner Ansicht viel größer als wir denken. Man muss (und kann es durchaus) sie nur "heranführen". Mit "leichtem Einstieg" und steigernd immer mehr mit "Highlights", so dass "Lust auf mehr" entsteht. Klassik statt Kochen(oder vielleicht sogar mit...)

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  • ... sind wir nicht froh zu einer Elite bzw Minderheit zu gehören.

    Orfeo Ich glaube, das war Ironie.

    Aber unzweifelhaft ist es so, dass manche sich (uU sogar hier) zu einer wie auch immer gearteten Elite zählen, weil die Gnade des richtigen Geburtsorts sie in die Lage versetzt hat, sich mit "schönen Dingen" zu befassen. Das ist albern, aber wohl nicht zu ändern.

    "Jein".

    Fettes Brot

  • Ich weiß nicht so recht. Gewiss wird man klassikferne, aber grundsätzlich aufgeschlossene Menschen mit diesem oder jenem "Klassik-Hit" durchaus begeistern können. Aber eine wirkliche "Bekehrung" findet dadurch wohl in den seltensten Fällen statt. Um zum Klassikhörer zu werden, der überwiegend Klassik hört, gehört nach meiner Beobachtung schon auch viel Eigeninitiative und Ausdauer dazu. Nicht jeder hat die Geduld oder schlichtweg die Zeit, sich eine komplette Symphonie, geschweige denn eine ganze Oper anzutun. Da bleibt es dann eher beim oberflächlichen "Best of Classic". Oft scheitert es bei den nicht so Klassikaffinen ja bereits an den einfachsten Dingen. Man kennt weder den Namen des "Lieds" noch den des Komponisten. Wie also überhaupt fündig werden? Heutzutage zwar tendenziell viel leichter geworden als früher, aber gleichwohl. Ein weiteres, in meinen Augen sogar ganz gewaltiges Problem, stellt die stetig abnehmende Aufmerksamkeitsspanne dar. Lehrer können davon ein Lied singen. Wer einzig durch Popsongs von 2-3 Minuten Länge sozialisiert wurde, der wird kaum auf großartig längere klassische Sachen anspringen. Der "Hummelflug" dürfte da bereits, überspitzt ausgedrückt, die Schmerzgrenze darstellen. :pfeif:

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    – Luís de Camões

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  • Vielleicht spielt ja auch unzureichende Bildung eine Rolle? Vielleicht auch verursacht durch ein kaputtgespartes Bildungssystem mit verrottenden Schulen und gewaltigem Lehrermangel? Vielleicht sind ja die Heranwachsenden nicht eigentlich schuldig an der Bildungsmisere?


    Und vielleicht ist die Häppchenbildung, die jetzt vermittelt wird, weniger im Interesse der Heranwachsenden als vielmehr derer, die das organisieren?

  • mit der guten alten Braun-Anlage

    Gib Gott, dass du die noch hast.


    Im Ernst: Brüggemann hatte letzens in seinem Newsletter auf eine Umfrage eines Londoner Orchesters hingewiesen, demzufolge schon mehr Leute als noch vor ein paar Jahren interessiert wären, klassische Konzerte zu besuchen - sie wüssten nur nicht so recht, wie das geht, und lassen es dann doch lieber bleiben. Gesetz den Fall, dass daran was ist, ginge es also vor allem darum, Berührungsängste abzubauen. Gelingt das nicht, kommt es unweigerlich zum vielfach heraufbeschworenen Aussterben des Klassik-Publikums.

    "Jein".

    Fettes Brot

  • Vielleicht sind ja die Heranwachsenden nicht eigentlich schuldig an der Bildungsmisere?

    Hehe.


    Ich kann mir schon vorstellen, dass die Bildungsmisere (oder wie auch immer man den Zustand nennen soll) eine Rolle spielt. Gehe ich nur von mir aus, zweifle ich. Wir hörten im Musikunterricht irgendwann "Die Moldau" - ich wählte dann Musik ab und saß fortan nur noch im Kunst-Kurs.

    Bei mir gab die musikbegeisterte Mutter den Ausschlag, mich für klassische Musik zu interessieren, indem sie mich schon als Kind in Konzerte und die Oper mitnahm. - Und der Fakt, dass einfach viel Klassik zuhause lief.

    "Jein".

    Fettes Brot

  • Das zusammengesparte Bildungssystem und der Lehrermangel sind fraglos Faktoren, die entscheidend hineinspielen. Die eigene Schulzeit liegt nun auch schon lange zurück. Der gymnasiale Musikunterricht war seinerzeit gewiss noch sehr ordentlich zu nennen, hat aber auch mich nicht davon abhalten können, Musik in der Oberstufe zugunsten von Kunsterziehung abzuwählen. Bewusst entsinne ich mich an Haydns Symphonie "mit dem Paukenschlag" (vom Musiklehrer noch mehr Lautstärkeregler verstärkt) sowie - man glaubt es kaum - den Versuch, uns den "Parsifal" nahezubringen. Es war wohl die Filmdokumentation mit Domingo und Gergiev. Das hat schon damals keine nachhaltige Wirkung bei der Klasse gezeitigt. Die eigene Hinwendung zum glühenden Wagnerianer kam auch erst viel später und einzig durch Eigeninteresse.

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    – Luís de Camões

  • Der gymnasiale Musikunterricht war seinerzeit gewiss noch sehr ordentlich zu nennen

    Lieber Joseph II.,


    das ist leider längst Vergangenheit. Ich weiß, wovon ich rede, zwei meiner Enkeltöchter besuchen das Gymnasium, und das nicht erst seit gestern. Ihre Noten sind durchweg gut bis ordentlich, es liegt also nicht an mangelnder Intelligenz oder Mitarbeit.

    Doch wenn ich mal hin und wieder eine Frage stelle, die mit Allgemeinbildung zu tun hat, egal ob es Musik, Literatur oder Geographie ist, dann sträuben sich mir die wenigen Haare, die ich noch habe:). Das wußte zu meiner Zeit jeder Grundschüler.


    Gestern abend lief im TV (ARD 1) die Quizsendung "Gefragt - gejagt". Eine junge, durchaus aufgeweckte Frau war Kandidatin. Ganz bestimmt war das keine Sonderschülerin, die hatte mit Sicherheit Abitur.

    Da kam auf einmal die Frage: In welcher Oper von Richard Wagner kommt der bei Hochzeiten beliebte Brautchor "Treulich geführt" vor? - Kurzes Nachdenken, dann kam die Antwort: FLEDERMAUS.

    Nach dem ersten Schreck dachte ich: Na ja, zumindest die Richtung hat gestimmt. Sie hätte ja auch "König Drosselbart" oder "Der kleine Prinz" antworten können ....


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

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  • Ich nehme stark an, dass ich mit »Bildung« nicht den Musikunterricht meinte. Und ich glaube auch nicht, dass der Musikunterricht das Hauptproblem ist. Ich glaube allerdings, dass Leute mit einer besseren Bildung eher befähigt und interessiert sind, sich auch mit Musik zu befassen und die Voraussetzungen für das Musikverständnis zu erlangen. Und wenn man sich ansieht, wie die Situation des Bildungswesens hierzulande ist (der gerade erarbeitete Haushalt zeigt ja deutlich, dass Bildung kein Bereich ist, der wichtig genommen wird), dann sieht man schon mehr, woher das kommt. Schließlich betrifft das ja nicht mir die Musik. Ich habe Studenten getroffen, die glaubten, die Französische Revolution sei 1917 gewesen, und der 30-jährige Krieg 1914 zu Ende gegangen. Studenten!

  • Oder sind wir nicht froh zu einer Elite bzw Minderheit zu gehören.

    Durchaus.

    Halten wir mal fest, daß es keine Schande ist einer Elite anzugehören

    "Elite" kommt von "Auslese" - also eine Auslese - aus der Masse herausragend

    Das ist heute unerwünscht - und war es schon immer: Siehe meine MOMENTANE" Signatur.

    Da sie von Zeit zu Zeit geändert wird - zitiere ich sie hier an dieser Stelle


    Jeder, der versucht aus der großen Herde, die da heißt ›Gesellschaft‹, auszubrechen, ruft das Mißfallen der Herde hervor.

    Francesco Petrarca (1304-1374)


    Jetzt sollte man natürlich wissen - wer dieser Francesco Petrarca war.

    Wikipedia hilft hier weiter: https://de.wikipedia.org/wiki/Francesco_Petrarca


    Aber wichtig ist die Kernaussage, daß die "Gesellschaft" - (Petrarca setzt sie - ebenso wie ich - völlig unabhängig- in Apostrophe, was dem Ausdruck einen spöttischen Uterton verleiht) - es nicht liebt, wenn andere herausragen, intelligenter, erfolgreicher etc sind.

    Der Unterschied ist lediglich jener, daß die damals Unterprivilegierten überhaupt nicht Wahrgenommen wurden - sie rackerten sich zu Tode um überleben zu können.

    HEUTE treten sie als "Influencer" oder "Aktivisten" in Erscheinung und erklären uns die Welt.:P:hahahaha:


    Und sie haben es tatsächlich dazu gebracht, daß manche ihre eigene Überlegenheit verstecken und ihre Bildung verschweigen - nur um diese Typen nicht zu beleidigen....

    Die halten sich für "gleichberechtigt" und fordern das frech für sich ein.

    Wer das glaub, der lasse diese Leute ein paar Sätze spreche - und vorbei ists mit der Gleichheit...:hahahaha:

    Fazit: Wenn ich in einem gewissen Umfeld "elitär" bin, dann brauche ich es nicht zu verstecken

    Man muß es auch nicht über Gebühr betonen - lediglich - wenn ich angegriffen werde- dann demütige ich den "Dummen"

    mit sanfter freundlicher Miene - Da hab ich schon Leute zum weinen geracht.

    Denn das ist die Ursache, des Hasses auf "Eliten" - daß die meisten wissen, daß sie den Anforderungen der "elitären Gesellschaft" nicht genügen - und auch nie genügen werden....Genau deshalb wollen sie uns auf ihr Niveau herunterziehen. Sorry - aber da spiele ich nicht mit.


    Und natürlich ist dieses Forum "elitär" Das sieht man schon daran, daß es nur so wenige Mitglieder hat.


    Gesetz den Fall, dass daran was ist, ginge es also vor allem darum, Berührungsängste abzubauen. Gelingt das nicht, kommt es unweigerlich zum vielfach heraufbeschworenen Aussterben des Klassik-Publikums.

    Aber nein. Das wird uns von einigen suggeriert. Sicher werden es dann weniger - aber ein harter Kern bleibt.

    Aber selbst wenn es der Fall sein sollte - UNS kann das egal sein


    mfg aus Wien

    Alfred


    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Jeder, der versucht aus der großen Herde, die da heißt ›Gesellschaft‹, auszubrechen, ruft das Mißfallen der Herde hervor.

    Francesco Petrarca (1304-1374)

    Und bei den alten Griechen gab es eine Bezeichnung für den, der sich aus der Gemeinschaft ausschioss und nur für sich wurschtelte: Idiotes.


    Ich glaube auch nicht, dass die Gesellschaft die nicht leiden kann, die herausragen. Ich glaube vielmehr, dass diese wichtig sind und beispielsweise als Vorbilder unerlässlich und gewollt sind. Wozu sonst bräuchten wir Stars? Und wenn wir schon bei Unterprivilegierten sind: Haben wir nicht alle im Geschichtsunterricht gelernt, dass es im alten Rom putzigerweise der übelst ausgebeutete Plebs war, der sich am Reichtum der Oberschicht erfreute, weil er daran - als Zuschauer - partizipierte und es die Gesellschaft als ganze aufwertete?


    Bildung und "Überlegenheit", so wurde es mir Zuhause beigebracht, sind eine Verpflichtung anderen gegenüber. Keinesfalls sind sie ein Vehikel, um auf andere herabzuschauen. Aber ich gehe auch vom Gleichheitsgrundsatz in der Gesellschaft aus.


    Aber nein. Das wird uns von einigen suggeriert. Sicher werden es dann weniger - aber ein harter Kern bleibt.

    Aber selbst wenn es der Fall sein sollte - UNS kann das egal sein

    Geht der letzte Satz nicht ein bisschen an dem vorbei, wofür auch dieses Forum steht: Dafür, die Leidenschaft für klassische Musik nicht nur für sich zu benennen, sondern durch immer neue Hinweise noch zu vertiefen und so zu teilen?


    Wenn ich es richtig mitbekommen habe, tummeln sich doch hier nicht nur Konzertpianisten und Dramaturgen, die wirkliche Experten sind, sondern auch eine Vielzahl an freundlich Interessierten, die man wahlweise als Amateure oder Dilettanten bezeichnen könnte.


    Von mir ausgehend kann ich sagen, dass es großartig ist, sich hier mit anderen austauschen und vor allem von ihnen lernen zu können. Wenn dieses Forum kleiner wäre, wenn das Thema kaum noch von Interesse wäre, dann wäre dieser Austausch gar nicht mehr möglich. Oder anders formuliert: Je mehr, desto besser. Und das gilt ja nicht allein für dieses Forum, sondern für den gesamten Klassikbetrieb. Denn unsere Gesellschaftsform funktioniert nun mal nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Es ist ein frommer Trugschluss, davon auszugehen, dass alles so bleibt, wie es ist, wenn sich nur nichts ändert. Damit es möglichst so bleibt, wie es ist, muss sich permanent etwas ändern - schon allein, weil wir nicht unsterblich sind.

    "Jein".

    Fettes Brot

  • Von mir ausgehend kann ich sagen, dass es großartig ist, sich hier mit anderen austauschen und vor allem von ihnen lernen zu können.

    Aus einer ganzen Reihe von Argumenten im Beitrag von lohengrins zur zuletzt hier geführten Diskussion habe ich ganz bewusst nur den oben zitierten Satz herausgegriffen. Auch ich finde des großartig, sich im Forum austauschen zu können und im "Kompetenzzentrum" (Zitat Alfred) am Wissen und Sachverstand der Mit-Taminos teilzuhaben und dadurch lernen zu können. Ob Elite oder nicht. Wissen weiterzugeben, um auch unsere noch nicht "an Bord" befindlichen Mitmenschen für die "Freude an der Musik", die wir meinen, zu begeistern, ist für mich ein anstrebenswertes Ziel.

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  • Ich habe Studenten getroffen, die glaubten, die Französische Revolution sei 1917 gewesen, und der 30-jährige Krieg 1914 zu Ende gegangen. Studenten!

    Als meine Frau vor 3 Jahren eine Lungen-OP am offenen Brustkorb über sich ergehen lassen mußte, ist sie mit einer jungen Krankenschwester ins Gespräch gekommen. Meine Frau fragte sie spaßeshalber, ob sie den Arzt Dr. Sauerbruch kennen würde. Die Antwort: "arbeitet der hier in der Klinik?". Und noch so eine Dämlichkeit. Meine Frau ist 1944 in Dresden geboren und hatte nach dem 13. Februar eine Rauchvergiftung. Bei der Anamnese gab sie das an und wurde gefragt, ob Dresden gebrannt habe. Als meine Frau die Bombennacht vom 13.2.1945 erwähnte, wurde sie mit der Antwort überrascht "Ich wußte gar nicht, daß Dresden bombardiert wurde."

    Wir brauchen uns nicht zu wundern über die Dummheit von Teilen unserer Jugend. Fehlende Klassikkenntnisse sind nur das geringste Übel. Das läßt sich - mit Ausnahmen - fortsetzen.

    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Man darf nur nicht in den Fehler behalten, diese Situation ohne weiteres der »Jugend von heute« anzulasten, wie es seit jeher üblich ist. Die Bildungsmisere in Deutschland ist ein Produkt der deutschen Politik, die sich, wenn sie Folgen unübersehbar sind, nichts tut, um das zu ändern. Wenn Fachkräfte fehlen, holen wir uns die eben aus anderen, vorzugseise ärmeren Ländern. Das hat, wie unser Kanzler in seinem immer wieder verblüffenden Zynismus zur Kenntnis gab, den Vorteil, dass wir die Ausbildung nicht bezahlen müssen.

    Die »Jugend von heute« ist an diesem Zustand eben so wenig schuld wie die Züge, Gleise und Stellwerke am Zustand der Deutschen Bahn.

    Etwas mehr Musikunterricht (den es angesichts des Lehrermangels ohnehin nicht geben wird) hilft da so wenig wie ein Training der englischen Aussprache für Zugbegleiter, auch wenn beides nicht schaden könnte.

  • Lieber La Roche, da kennst du ja das Klinikpersonal sehr gut, und zu behaupten, das sie dumm sind . Kannst du dir vorstellen, das sie unter Stress gestanden haben? Bei meiner letzten OP im Vorbereitungs Raum wurde Tannhäuser im Hintergrund gespielt.

  • Soll Klassische Musik denn populär werden? Oder sind wir nicht froh zu einer Elite bzw Minderheit zu gehören.

    Elite war von mir ironisch gemeint. Minderheit nicht

    Ach so!

    Woran hätte man das erkennen können? Das ist jetzt nur eine rhetorische Frage und Bedarf keiner Antwort.

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Populär mag ein dehnbarer Begriff sein. Werfen wir mal einen statistischen Blick auf die Sache. Laut Statista (Jahr 2023) hören rund 22 Mio Menschen in Deutschland klassische Musik sehr gerne oder noch gerne.

    Zitat

    Umfrage zur Beliebtheit der Musikrichtung klassische Musik in Deutschland bis 2023

    Veröffentlicht von V. Pawlik, 07.09.2023
    In einer deutschlandweiten Umfrage aus dem Jahr 2023 gaben 11,3 Prozent der Befragten ab 14 Jahre an, dass sie dem Genre klassische Musik sehr gerne zu hören. Dieser Trend ist eine Fortsetzung aus den vergangenen Jahren bei dem die Zustimmung im Bereich von 11,5 Prozent bei den Hörern lag. Ein ähnliches Ergebniss spiegelt sich auch bei den Verkaufszahlen der CDs, Streams und Downloads nach Genres wider.

    Das kommt mir jetzt nicht wenig vor.

    Wie bei so vielen Dingen glaube auch ich, dass es darauf ankommt mit was man in Berührung kommt, wie offen man ist und letztlich auch in welcher Lebensphase man sich befindet.

    Ich bin in einem Elternhaus aufgewachsen, in dem neben dem obligaten Radio wenn, klassische Musik oder Jazz gespielt wurde. Über 10 Jahre klassische Klavierausbildung haben mich auch früh an die Klassik herangeführt, die ich in meinen Teenager Jahren aber nicht mehr spielen wollte, sondern Ragtime, Pop und Rock. Das gipfelte in einigen Jahren als Bassist einer Heavy Metal Band. Trotz allem war das Neujahrskonzert auch in der Zeit mit noch volltrunkenem Kopf immer Pflichttermin.

    Und mit der Zeit kam die Klassik wieder zu mir zurück, bzw. ich zu ihr. Übrigens hätte man mich mit Wagner vor 20 Jahren jagen können, jetzt habe ich gerade die komplette Solti Einspielung des Ringzyklus als Neupressung gekauft und bin absolut begeistert.

    Fazit: es steht nicht schlecht um die Klassik, man kann nichts erzwingen und es hat alles seine Zeit.

    "Über Musik zu schreiben ist wie über Architektur zu tanzen..."

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