Was ist dran an Karajan? - Versuch einer Analyse

  • Kunst hatte aber in der Regel propagandistische Funktion, diente der Repräsentation der Mächtigen und der Manipulation der Gläubigen (man kann das auch freundlicher ausdrücken). Allerdings wendete sie sich in der Regel an einen kleinen Kreis reicher Leute, die meisten hörten Volksmusik, später dann Populärmusik. Die Wechselwirkung zwischen Kunst- und Volksmusik hebt diesen Gegensatz wahrscheinlich nicht auf. Der Künstler setzte wohl in der Regel das um, was gewünscht war. Vielleicht ist das bei barocken Deckenfresken besonders deutlich, wenn da irgendwas verherrlicht wird. Gebildete Künstler wie Daniel Gran, der in der Wiener Hofbibliothek das Fresko gemalt hat, haben wohl selber das Konzept entworfen, andere haben vom Auftraggeber das Konzept bekommen und "nur" die malerische Ausführung durchgeführt. Ob es da heldenhafte Verweigerer gab, die aus Protest nur Kohlköpfe gemalt haben, weiß ich nicht.

  • Ich sehe in einem Künstler keine Art der Machtausübung und politischen Aussage

    Wenn ein Musiker auf der Bühne musiziert und ein paar hundert Leute dazu bringt, ihm zuzuhören und in allen Details zu folgen, ist das natürlich eine Form von Machtausübung (das kann man leicht erkennen, wenn man sich statt dessen ein Zwiegespräch vorstellt, bei dem beide Seiten gleichermaßen zu Wort kommen). Er ist gegenüber seinen Zuhörern in gleicher Weise im Vorteil wie ein Redner, ein Journalist oder Autor. Und wo immer es Machtgefälle gibt, gibt es auch Verantwortung. Das Argument, jemand habe doch "nur" Musik gemacht oder "nur" Theater gespielt, geht deshalb in dem Moment ins Leere, in dem er sich damit an ein relevant großes Publikum wendet. Dann muss man fragen, welche Musik / welches Theater, zu welchem Zweck, mit welcher Aussage, zu wessen Nutzen? Das gilt logischerweise erst recht, wenn er sich von politischen Machthabern oder gar Diktatoren zu Propagandazwecken einspannen lässt.

    "Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung."
    "Mir nicht."
    (Theodor W. Adorno)

  • Zurück zu Karajan.


    Was mir bereits seit einigen Jahren auffällt, ist die schlechte Verfügbarkeit speziell der von Karajan für EMI eingespielten Opernaufnahmen der 1970er und frühen 80er Jahre. Seit langem sind die Einzelveröffentlichungen vergriffen, eine einst erschienene große 72-CD-Box "The Complete EMI Recordings - Opera & Vocal" ist auch längst vom Markt. Aber mehr noch: Nicht einmal im Streaming findet man diese Aufnahmen. Konkret meine ich folgende: "Fidelio" (1970), "Die Meistersinger von Nürnberg" (1970), "Tristan und Isolde" (1971/72), "Otello" (1973/74), "Il trovatore" (1977), "Salome" (1977), "Pelléas et Mélisande" (1978), "Don Carlo" (1978), "Aida" (1979), "Lohengrin" (1975-81), "Der fliegende Holländer" (1981-83).


    Es wäre zu hoffen, dass Rechteinhaber Warner sich dieser Einspielungen, von denen ich einige für doch deutlich besser als ihren landläufigen Ruf halte, remastered abermals auf den Markt bringt. Auffällig auch, dass die sonst so emsigen Japaner hier (noch) nicht tätig wurden.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Wäre jetzt ein Soziologe unter uns, würde er wohl von unterschiedlichen Rollen sprechen, die ein Dirigent wie Karajan einnimmt: Seine Rolle gegenüber dem Orchester ist gewiss eine andere gewesen als die gegenüber seinen Geschäftspartnern und auch die gegenüber seinem Publikum. Das moderne Individuum nimmt ja immer mehrere Rollen ein, ich glaube Karajan hat sich ihrer sehr bewusst bedient und sie auch äußerst professionell bedient.


    Mit Interesse habe ich der Biographie von Uehling gestern gelesen, dass er die erste Brahms-Symphonie schon in jungen Jahren dirigiert hat. Und da gibt es eine späte Live-Aufnahme aus Japan, die man gehört haben sollte.

  • Vielleicht ist der Markt übersättigt?

    In Teilen mag dies zutreffen. Allerdings ist es schon merkwürdig, dass eine Standardempfehlungen der Diskographie, Karajans "Meistersinger", die berühmte deutsch-deutsche Koproduktion zwischen Electrola und Eterna und insgesamt wohl die unumstrittenste seiner späteren EMI-Opernaufnahmen, seit Jahren vom Markt verschwunden ist. Gar so viele ähnlich gut klingende und besetzte Alternativen gibt es nämlich gar nicht.

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    – Luís de Camões

  • Hier würde ich nicht vermuten, daß es sich um einen "Boykott" Karajans durch sein Label derzeitiges WARNER handelt - solchen kostspieligen "moralischen" Luxus leister sich ein internationaler Konzern nicht.

    Ich gehe eher davon aus , daß man die Aufnahmen ABSICHTLICH ZURÜCKHÄLT, damit man sie zu gegebener Zeit wieder zum VOLLPREIS verkaufen kann.

    Als Beispiel möge man sich die derzeitige Politik der Deutschen Gramophon ansehen. Aufnahmen, die längst in den Budget-Bereich gewandert waren - und dann komplett gestrichen -findet man urplötzlich als Vollpreis-Neuauflagen - manche davon sogar in "esotherischen" Japan-Pressungen:hahahaha:


    mfg aus Wien

    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Bei Karajan dürfe das Problem eher in der Menge seiner Veröffentlichungen und der Auflagenhöhen liegen. Auf dem Sammlermarkt für LPs ist er -von wenigen Ausnahmen abgsehen- nahezu bedeutungslos. Man kriegt alles für kleines Geld. Das sagt nichts über die Qualität aus, und wenn man Erstpressungen möchte oder die Tulpenkranzpressungen wird's wieder ein wenig teurer.


    Es geht also um die Selektion dessen, was die wirklich guten Aufnahmen von ihm sind. Das ganze opus Karajani zu remastern und wieder auf den Markt zu bringen oder verfügbar zu halten dürfte wirtschaftlich nicht tragfähig sein. Man müsste eine Selektion seiner besten Aufnahmen treffen, Aufnahmen, an denen auch ein Karajan-Skeptiker wie ich nicht vorbeikommt (die Columbia-Aufnahme von "Hänsel und Gretel etwa, um Josephs Faden aufzugreifen) und dann überlegen, ob es dafür dann Käufer geben wird, die nicht meiner Generation und älter angehören. Sein Riesenaustoß ist für die aktuelle Veröffentlichungspolitik eher hinderlich.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Wir müssen uns nicht großartig darüber unterhalten, dass einige dieser Thread verzichtbar sind und hauptsächlich was für Fans sind. Einer aber fehlt, und ich fürchte, daß ich ihn starten werde (obwohl ich Joseph II. den Vortritt lassen müsste, da eine harmlose Nachfrage seinerseits mich ans Nachdenken gebracht hat): Die unverzichtbaren Aufnhamen Herbert von Karajans.


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  • Der Thread hätte bei mir genau null Einträge :P

    Da er allen offensteht, wird von Dir wohl nichts darin zu lesen sein, von anderen dafür ums mehr. Meine eigene Beiträge werden naturgemäß eher spärlich ausfallen, aber mein bescheidener Bestand an Karajan-Platten wird schon da auftauchen.


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  • Angesichts meiner sowieso recht kleinen Menge an sinfonischen Einspielungen belegt Karajan nicht einmal einen schlechten Platz


    Selbstverständlich sein Beethoven



    ein wenig Brahms mit Geza Anda


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    und Bruckners siebte, die ich so gut wie nie höre ..... Ich bin mir aber nicht sicher, ob es nicht eher Bruckner ist, der mir die Probleme bereitet


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  • Der Thread hätte bei mir genau null Einträge

    Das sagt nicht über die Qualitäten von Karajan aus - sondern über dein politisch - oder besser ausgedrückt - weltanschauliche Einstellung

    Karajan war ein rücksichtsloser - und EFROLGREICHER - Karrierist, der "über Leichen ging, Menchen benutze und sie nachdem er sie nicht mehr brauchen konnte - fallen ließ.

    Zudem führte er ein makelloses Privatleben - in dem Sinne, daß er nie irgendwo betrunken gesegen wurde, nicht rauchte und auf dubiosen Partys nicht gesehen wurde.

    Dazu war er - vielleicht das Schlimmste - ein Intellektueller. ER verfügte über Beste Kontakte zu den Mächtigen aller Zeiten in denen er tätig war - ohne sie eigentlch zu forcieren oder zu pflegen.

    Er wurde bewundert und gefürchtet. Solch ein Mensch wird selten geliebt - undalle die in diese Schem passen - die "Überberühmten" wurden mit offenem Haß verfolgt - allerdings erst nach deren Tod.

    Speziell unsere Zeit - oder zumindest die Mehrheit der "Gesellschaft" bevorzug heute freundliche Leitfiguren von explititem Mittelmaß, weil sie nicht mit ihrer eigenen Unzulänglichkeit konfrontiert werden.

    Das spiegelt sich ja im gesamten Erscheinungsbild der Welt.. Aber Spitenorchester wie die Wiener Philharmoniker, Spitzenpianisten und Ballettänzer in Russland, die erreichen ihre Höchstleistung nicht durch moderates Auftreten und Freundlichkeit, sondern durch schonungslose Arbeit an sich selbst, sowie Rücksichtslosigkeit gegenüber ihren Konkurrenten.

    Karajan hatte quasi die gesamte Welt zu Füßen - und sowas kommt nicht von alleine. Karajan, Furtwängelr, Callas, Melba, Caruso, Paganini, etc. Sie alles sind bis heute Ikonen geblieben- Egal ob einem die Interpretationen im Einzelen gefallen oder nicht: Sie sind schon deswegen unverzichtbar, weil es Persönlichkeiten der Musikgeschichte - und somit sakrosankt sind.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Das sind sie ZUM GLÜCK nicht, wie die Entfernung der Büste in Aachen zeigt.

    DAS ist kein Argument.

    Proleten, Linke und Grüne (letztere werden laut Prognosen bei den Europawahlen signifikant zurechtgestutzt) ist es zu eigen, generell KEINE Regeln und Tabus anzuerkennen, weder Staatsoberhäupter, Gesetze noch Päpste oder Weltstars. Die kann man als Normen nicht anerkennen. Im Mittelalter landeten solche Leute auf dem Scheiterhaufen - unter dem Vorwand der "Ketzerei"

    Ich behaupte mal, daß die Iniatoren solcher "Aktionen"schneller von der politischen (bzw. bildungs - und kulturpolitschen) Ebene verschwinden werden als sie gekommen sind. Und man - die Geschichte lehrt es - im Rahmen einer Restauration - all ihre Verfehlungen und Entscheidungen rückgängig machen wird.

    mfg aus Wien

    Alfred

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  • So wie Nabokov anlässlich „Madame Bovary“ bemerkte, dass Bücher länger leben als Mädchen, werden Karajans Einspielungen noch geliebt werden, wenn sich an die Aachener Dame und ihre populistische Symbolpolitik niemand mehr erinnert.


    Zu den definitiv unverzichtbaren Aufnahmen gehört für mich seine Einspielung von Sibelius 4. Werde ich mal wieder auflegen.


    Gutes Hören

    Christian Hasiewicz

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • Fragt der Richter den Angeklagten , haben Sie etwas zu ihrer Verteidigung zu sagen ? Ja ich bin nebenbei noch Musiker und habe mehrere CDs veröffentlicht . Darauf der Richter: Dann kõnnen Sie ja kein schlechter Mensch sein und ich spreche Sie frei 😃.

  • Da kann ich nur uneingeschränkt zustimmen. 34 Jahre nach dem Tod von Karajan haben "neue Forschungsergebnisse..." dazu geführt,
    dass das Theater in Aachen eine Karajan-Büste entfernt hat. Symbolpolitik vom Feinsten, die genau das Gegenteil von dem erreicht, was sie vorgibt zu erreichen.

    Wirklich bahnbrechende Erkenntnisse:

    "der Vortrag eines Karajan-Biografen machten deutlich, dass Herbert von Karajan in der NS-Zeit kein unbeschriebenes Blatt war".


    Was kommt als Nächstes? Bis heute hält sich das bösartige Gerücht, Christian Thielemann habe sich antisemitisch über Daniel Barenboim geäußert.

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  • Fragt der Richter den Angeklagten , haben Sie etwas zu ihrer Verteidigung zu sagen ? Ja ich bin nebenbei noch Musiker und habe mehrere CDs veröffentlicht . Darauf der Richter: Dann kõnnen Sie ja kein schlechter Mensch sein und ich spreche Sie frei 😃.

    Ich hatte übersehen, dass die Nürnberger Prozesse neu aufgerollt werden und nun Statuen auf der Anklagebank sitzen.

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • Ich kann mir bei manchen Forenten nicht des Eindrucks erwehren, dass man hier lieber über Politik reden möchte anstatt über Musik.


    Liegt es daran, dass man nichts Wichtiges über das Kernthema beizutragen hat?

    Die Frage stellt sich doch wirklich angesichts so einer deppischen Bronzebüste, die mittlerweile seitenlanges Entrüsten hervorbringt. Abgesehen davon,. dass wieder kaum einer die Fakten studiert, bevor er meint, Wichtiges zum Besten geben zu müssen....


    Man könnte sie ja wie Mozarts in eine Rumpelkammer legen und bei Bedarf wieder rausholen... :)


    Wichtig ist doch, dass seine Musik gehört wird und vielleicht, dass der eine oder andere auch noch weiß wieso.

  • Karajan gehört zur Tradition der klassischen Musik. Die Entfernung einer Bronzebüste an einem öffentlichen Ort ist erst einmal eine Machtgeste: Wem darf gedacht werden, wem nicht? An einem Ort, wo es um Kunst geht, die ja oft mit dem Thema der Ambivalenz spielt, ist eine ambivalente Künstlerbiographie nicht aushaltbar. Das ist doch absolut kleingeistig.

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • Karajan gehört zur Tradition der klassischen Musik.

    Mozart nicht weniger und der ist ja offensichtlich für Karajan in die Rumpelkammer gewandert.


    An einem Ort, wo es um Kunst geht, die ja oft mit dem Thema der Ambivalenz spielt, ist eine ambivalente Künstlerbiographie nicht aushaltbar. Das ist doch absolut kleingeistig.

    Dem kann ich mich durchaus anschließen.


    Aber es bleibt doch im Endeffekt die Musik, um die es geht. Wenn das Wichtige, was an Karajan "dran" sein sollte, diese alberne Büste wäre, wäre es sogar armselig.


    Ich kann mich manchmal des Eindrucks nicht erwehren, als würden hier Musiker und Musik für politische Statements missbraucht....


    In diesem Sinne und im Sinne des Threadtitels wäre es doch viel interessanter zu erfahren, was nun dem einen oder anderen die Musik Karajans bedeutete und immer noch bedeutet in seinem eigenen Musikerleben.


    Ups! :/ Ich sehe gerade eine Ambivalenz der deutschen Sprache .... Gemeint war Musik-Erleben. Für den einen oder anderen gilt vielleicht auch das Musiker-Leben

  • Ich kann mich manchmal des Eindrucks nicht erwehren, als würden hier Musiker und Musik für politische Statements missbraucht....

    Ich bin da mehr bei ChKöhn, der weiter oben angemerkt hat (Hvm):

    Künstler, sofern sie eine gewisse Reichweite haben, üben immer auch eine Form von Einfluss und damit von Macht aus. Damit haben sie eine nicht nur ästhetische sondern auch gesellschaftliche, politische Verantwortung, und deshalb ist ihr Verhältnis zur tatsächlichen politischen Macht keine Privatsache...

  • Ich habe den schon beim Auszug aus dem Elternhaus weitgehend zurückgelassen und musste gestern nachschauen, was überhaupt da ist, großteils in einer untersten Regalreihe für "Überflüssiges" geparkt.

    Grove sagt, dass er am besten bei Bruckner und Opern war - das glaube ich gerne. Sein Beethoven ist schon eher ein Kuriosum für mich, so verwaschen, klanglich gestylt und unter Weglassung der Hälfte von Beethovens Anweisungen. Diese Konzentration auf den Sound passt natürlich gut in seine Zeit der aufstrebenden Pop/Rock-Musik, ebenso wie die Fokussierung auf den Verkaufserfolg von Platten. Grove sagt aber, dass er in späteren Jahren die Live-Aufführungen als Hauptsache ansah.

  • Ich bin da mehr bei ChKöhn, der weiter oben angemerkt hat (Hvm):


    Ich glaube nicht, dass es bei solchem "Blick hinter die Fassade" nur um einen voyeuristischen Schlüssellochblick geht. Künstler, sofern sie eine gewisse Reichweite haben, üben immer auch eine Form von Einfluss und damit von Macht aus. Damit haben sie eine nicht nur ästhetische sondern auch gesellschaftliche, politische Verantwortung, und deshalb ist ihr Verhältnis zur tatsächlichen politischen Macht keine Privatsache,


    Selbstverständlich ist das richtig. Aber ein solche Diskussion muss differenziert geführt und nicht mit paar plakativen Statements und ein paar "Zitaten" aus der Boulevardpresse gefüttert werden. Ohne das Buch gelesen zu haben, würde ich mich weigern, darüber apodiktische Statements zu äußern.


    Das ist halt diese Twittermentalität, die mich hier stört.

  • Sein Beethoven ist schon eher ein Kuriosum für mich, so verwaschen, klanglich gestylt und unter Weglassung der Hälfte von Beethovens Anweisungen. Diese Konzentration auf den Sound passt natürlich gut in seine Zeit der aufstrebenden Pop/Rock-Musik, ebenso wie die Fokussierung auf den Verkaufserfolg von Platten.

    ja, dieser Sound war prägend...


    Ich meine noch in Einspielungen von Beethovens Klavierkonzerten der Berliner unter Rattle mit Uchida diesen Klang wiedererkannt zu haben. Meine einzige ernsthafte Alternative zu Karajan bei den Beethoven Sinfonien (man bedenke, dass meine Erfahrungen im Bereich der Sinfonik etwas beschränkt sind) ist die Einspielung unter Paavo Järvi mit der deutschen Kammerphilharmonie Bremen.

  • unter Weglassung der Hälfte von Beethovens Anweisungen.

    Steile These. Kannst Du das anhand eines Abschnitts mal beispielhaft belegen?

    "Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung."
    "Mir nicht."
    (Theodor W. Adorno)

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