Deutsche Oper am Rhein

  • Und ich hätte mich furchtbar gerne von Herrn Schläpfer verabschiedet.


    ....und heute nachmittag gibt es ihn sogar im Fernsehen:



    arte TV Sonntag, 27. Januar 2013 um 16.40 Uhr


    Forellenquintett
    Ballett von Martin Schläpfer


    Darsteller:
    Ann-Kathrin Adam, Sachika Abe, Marlúcia do Amaral, Camille Andriot, Aisha L. Arechaga, Feline van Dijken, Cristina García Fonseca, So-Yeon Kim, Louisa Rachedi, Virginia Segarra Vidal, Anna Tsybina, Irene Vaqueiro, Christian Bloßfeld, Andriy Boyetskyy, Jackson Carroll, Helge Freiberg, Philip Handschin, Antoine Jully, Marcos Menha, Bogdan Nicula, Chidozie Nzerem, Sascha Pieper, Alexandre Simões, Gregor von Kerssenbrock-Krosigk
    Autor: Martin Schläpfer
    Choeographie: Martin Schläpfer
    Redaktion: Wolfgang Horn
    Fernsehregie: Roger Bisson


    Wiederholung:
    06.02.2013 um 06:00


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Die ersten Kritiken im neuen Merker und im Opernnetz zu der Xerxes Premiere sind durchweg positiv. Vor allem Sänger und Orchester werden gelobt. Regie kommt nicht ganz so gut weg , was eigentlich auch keinn Wunder ist, da es sich bei der Inszenierung mal nicht um RT handelt, sondern es ist ist einfach eine liebevoll gemachte Inszenierung.

  • Zitat

    Zitat von Rodolfo: Regie kommt nicht ganz so gut weg , was eigentlich auch keinn Wunder ist, da es sich bei der Inszenierung mal nicht um RT handelt, sondern es ist ist einfach eine liebevoll gemachte Inszenierung.

    Ja, das sind eben die Treiber, die alles unbedingt verunstaltet haben wollen und - entgegen dem Publikumsgeschmack - werktreue und liebevolle Inszenierungen schlecht machen. Hier hat ja nun das Publikum abgestimmt und die Inszenierung für gelungen empfunden, was den Kritikern, die sich "modern" wähnen, selbstverständlich nicht passt. Ich wünsche mir noch mehr solche Publikumsovationen bei nicht vom "Regietheater" entstellten, sondern der Vernunft entsprungenen Inszenierungen und dass noch manche Regisseure - so wie hier Herheim - langsam auf den Weg der Gesundung gelangen, und nicht diesen übel wollenden Drs. Mirakel hörig bleiben.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Ein guter Freund von mir, der in Düsseldorf lebt und sehr viel von Musik und Oper versteht, hat diese Aufführung sehr gelobt. Sie ist auch vom Premierenpublikum begeistert aufgenommen worden. Dieser Freund ist wie ich für moderne Regie, aber kein Freund des Regietheaters, daher vertraue ich seinem Urteil. Also ist noch nicht alles verloren!

    Canada is the US running by the Swiss (Richard Ford)

  • Gerade eben komme ich aus der Düsseldorfer Oper zurück und habe Xerxes gesehen.


    Ich kann mich eigentlich dem Bericht von rodolfo39 vollständig anschließen. Es war großartig!
    Heidi Elisabeth Meier war leider erkrankt, es sprang Brigitte Geller ein, die den Xerxes (in dersleben Inszenierung, wenn ich das vorhin richtig mitbekommen habe) im Januar 2013 in der Komischen Oper in Berlin gesungen hat. Sie war genau so großartig, wie alle anderen Sänger auch. Die Inszenierung war wunderbar, schöne Bühnenbilder, schöne passende Kostüme und es war eine große Freude, der Neuen Düsseldorfer Hofmusik unter Konrad Junghänel zuzuhören (die ich nicht als zu laut empfunden habe). Die beiden Counter Tenöre Valer Barna - Sabadus und Terry Wey waren wirklich sehr beeindruckend.
    Auch heute Abend wurde viel gelacht und es gab in dem fast ausverkauften Opernhaus zum Schluss tosenden Applaus.
    Ein sehr schöner Abend!


    Wer noch die Gelegenheit hat und sich gerne mal einen Abend Händels Barock Musik anhören möchte, dem sei diese Aufführung empfohlen.

    Viele Grüße,


    Marnie

  • Gestern Abend war ich in Düsseldorf in einer sehr gelungenen Falstaff Aufführung von Verdi. Das Opernhaus war zu 3/4 besucht. Die sehr schöne Inszenierung ist von Michael Hampe. Bruno Balmelli war eine Idealbesetzung als Falstaff, auch wenn es ihm etwas (altersbeding ?) an Volumen fehlt. Auch die Damen waren hervorragend mit Nataliya Kovalova, Renee Morlc und Sarah Ferede besetzt. Sehr gut waren das junge Liebespaar Nanetta Heidi Elisabeth Meier, die nicht nur in ihrer Feen Verkleidung aussah wie man sich eine gute Fee im Märchen vorstellt und dazu noch zauberhaft sang. Auch der Fenton war mit dem jungen Tenor Ovidu Purcel sehr gut besetzt. Mit ihm scheinen wir ja endlich mal wieder einen sehr guten Tenor im Ensemble zu haben. Dagegen viel der Ford gesungen von Laimonas Pautientius doch stark ab, da sein Bariton sehr matt klingt und Höhe so gut wie gar nicht vorhanden ist. Ärgernis der Abends war wie immer , wenn er im italienischen Fach dirigiert , Axel Kober. Er dirigierte einfach nur laut ohne irgendein Gespür für die wunderbare Musik zu haben. Wir haben doch Herrn Bellinicampi, der für das italienische Fach zuständig sein soll. Trotzdem wars ein sehr schöner Opernabend.

  • Gestern Abend war ich in Duisburg in der Premiere von Strawinskys The Rakes Progress, eine Oper die ich vorher noch nie gesehen habe. Das Haus war leider nur zur Hälfte besetz, die die da waren durften aber einen sehr schönen und kurzweiligen Opernabend genießen.


    Musikalische Leitung Wen-Pin Chien
    Inszenierung Sabine Hartmannshenn
    Bühne Dieter Richter
    Kostüme Susana Mendoza
    Licht und Video Volker Weinhart
    Chorleitung Christoph Kurig
    Dramaturgie Anne do Paço

    Tom Rakewell Jussi Myllys
    Anne Trulove Anke Krabbe
    Nick Shadow James Bobby
    Baba the Turk Marta Márquez
    Mother Goose Nassrin Azarmi
    Trulove Günes Gürle
    Sellem Florian Simpson
    Wärter des Irrenhauses Lukasz Konieczny
    Nick Shadows Gehilfe Harald Beutelstahl
    Chor Chor der Deutschen Oper am Rhein
    Orchester Duisburger Philharmoniker


    Sabine Hartmannshenn ist eine sehr gelungene Inszenierung von The Rakes Progress gelungen. Bühnenbild und Kostüme passen zu dieser Zeit in der die Oper komponiert worden ist und obwohl es eine moderne Oper ist, kann man sich die einzelnen Personen hineinversetzen. Eine sängerische Glanzleistung bot Anke Krabbe als Ann Trulove. Nicht nur ich würde sie gerne häufiger und in größeren Rollen an der Rheinoper hören. Jussi Myllys hat eine sehr schöne Tenorlage, muss aber in den Höhen en bisschen forcieren, was aber nicht weiter schlimm ist. James Bobby war ein richtig fieser Nick Shadow und Marta Marquez sah als Baba The Turk aus wie Dame Edna und war für die komischen Momente in der Oper zuständig. Wen-Pin-Chien leitete die Duisburger Philharmoniker hervorragend. Zum Schluss gab es einen langen Schlussbeifall mit Bravos für die Sänger der Hauptpartien und des Dirigenten. Frau Hartmannshenn erhielt einige unberechtigte Buh Rufe. Ich fürchte nur das diese Oper nicht grade ein Publikumsrenner sein wird. War jemand von euch letzte Spielzeit in Düsseldorf in der Premiere ?

  • Lieber Harald,


    habe mit Erschrecken grade den neuen Spielplan gelesen. Eigentlich das gleiche wie die diese Spielzeit. Und immer wieder Walküre. Wird langsam langweilig. Die schreckliche Norma Inszenierung muss auch nicht sein, konzertant wäre sie mir lieber. Und bei einer Traviata Neuinszenierung schwant mir auch schlimmes.

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  • Lieber Rodolfo, habe soeben einen eigenen Thread zum Thema eröffnet.
    Hatten wir nicht mal eine wunderbare Traviata-Inszenierung? Warum also eine Neue? Und ausgerechnet von Homoki?


    LG


    ?(

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hallo rodolfo39,


    ich war bereits in The Rake's Progress in Düsseldorf und die Aufführung hat mir sehr gut gefallen. Sie war allerdings sehr schlecht besucht.


    Das war am 25.05.2012 mit folgender Besetzung:


    Tom Rakewell: Matthias Klink
    Anne Trulove: Anett Fritsch
    Nick Schadow: Bo Skovhus (ganz hervorragend!!!)
    Baba the Turk: Sudan Maclean
    Mother Goose: Bonita Hyman
    Trulove: Sami Luttinen
    Sellem: Bruce Rankin
    Wärter des Irrenhauses: David Jerusalem
    Nick Shadows Gehilfe: Harald Beutelstahl


    Musikalische Leitung Axel Kober

    Viele Grüße,


    Marnie

  • Hallo Rodolfo39.

    Gestern Abend war ich in der Xerxes Premiere in Düsseldorf. Um es vorweg zu sagen, ein wunderschöner Abend an dem einfach alles stimmte und es nichts zu meckern gab.

    Da sieht man wieder, dass die Geschmäcker verschieden sind. Auch die Definition Regietheater ist wohl nicht eindeutig.


    Ich habe die Inszenierung an der Komischen Oper in Berlin gesehen. Mir hat sie nicht gefallen und zwar aus folgenden Gründen:



    1. Ja es waren interessante Kostüme, schön bunt und extrem. Da sie wirklich besser in einen Asterix-Film passen, war das für mich Regietheater!


    2. Da ich die meisten Gags von diversen Operettenfilmen/-Aufführungen oder Komödien bzw. Komödienstadel und ähnliches aus meiner Jugend kannte, konnte ich zumeist nicht darüber lachen. Es war mir zuviel billiger Klamauk.


    3. Ich habe 2011 im Theater an der Wien eine Inszenierung gesehen, die für mich immer noch zu den schönsten und harmonischsten Opernaufführungen zählt. Alles nur schön. Selbst dem Ensemble merkte man an, dass es denen gefallen hat. Eine Zugabe habe ich in mitteleuropäischen Theatern vorher noch nicht erlebt.


    Wie schrieb ein Kritiker zu Recht: Man kann Serse (Xerxes) anders inszenieren – besser aber nicht!

    Auch musikalisch war das in Berlin deutlich schlechter als in Wien:


    Angefangen vom Ensemble Matheus unter der Leitung von Jean-Christophe Spinosi


    bis zu folgender Sängergarde: Malena Ernman, Bejun Mehta, Adriana Kucerova, Danielle De Niese, Anton Scharninger, Luciana Mancini, Andreas Wolf.



    Liebe Grüße


    Serse

  • Die Operngemeinschaft der Städte Duisburg und Düsseldorf ist endgültig gesichert.
    Der Rat der Stadt Düsseldorf hat die Fortsetzung bis 2017 beschlossen, der Duisburger Stadtrat hatte bereits im vergangenen Monat abgestimmt.
    Düsseldorf wird danach über 70 Prozent der Kosten der Deutschen Oper am Rhein tragen, der Zuschuss steigt von über 24 Millionen Euro um rund zwei Millionen pro Jahr bis 2017.
    Um das finanzielle Ungleichgewicht auszugleichen, werden die Vorstellungen in Duisburg reduziert.
    Der Kompromiss war notwendig geworden, weil Duisburg seine Ausgaben senken will.
    Daraufhin hatten sich die Gremien der Deutschen Oper am Rhein auf eine neue Verteilung der Kosten auf die beiden Städte geeinigt.

    (Quelle: WDR)

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Bei meinem letzten Premirenbesuch der Rheinoper in Duisburg habe ich mich sehr interessant mit meinem Sitznachbarn unterhalten, der gegen die Opernehe ist und es ihm lieber wäre, wenn beide Häuser eigenständig wären. Er begründete das so, das die Besucher die ein ABo in Duisburg haben nicht in die Düsseldorfer Oper gehen würden und umgekehrt. Auch sei der überwiegende Anteil an älterem Publikum nicht mehr so mobil, das sie sich ins Auto oder in die öffentlichen Verkehrsmittel setze würde. Er hätte z.B. ein Auto , ihm wäre es aber zu dunkel, wenn eine Aufführung in Düsseldorf zu Ende ist. Und das Interesse bei den Übernahme Premieren ist auch nicht mehr so groß, da es ja auch keine echte Premiere sein. Und er war noch dafür, das im Theater am Marientor die Schauspiel Aufführungen stattfinden sollten.
    In dieser Spielzeit gab es ja schon bedeutend weniger Aufführungen in Duisburg, noch weniger geht ja kaum noch.

  • Nachdem wir jetzt eine Woche lang nur über die Rheinoper und das zurecht " gemeckert " haben, möchte ich auch endlich mal etwas positives berichten. Gestern Abend war ich in der Wiederaufnahm vom Maskenball von Verdi. Das Haus war zu 75% besucht, das Abo Publikum etwas klatschfaul während der Vorstellung, dafür aber umso begeisterter beim Schlussapplaus. Die Inszenierung von Stein Winge ist eher konventionell. Am Pult gab Peter Hirsch sein mehr als erfolgreiches und umjubeltes Debut an der Rheinoper. Selten habe ich ein Dirigat vom Maskenball so fein ausgelotet dirigiert gehört. Er wurde zurecht beim Schlussapplaus stürmisch vom Publikum gefeiert und bekam sogar Applaus von den Symphonikern, was nicht selbstverständlich ist. Der Gustavo des Abends, Zoran Todorovich war leider an einer Infektion erkrankt, sang aber trotzdem voll aus und um Klassen besser, als alle Möchtegern Tenöre die ich schon in dieser Rolle erlebe durfte. Nicht so ganz anfreunden konnte ich mit der Amelia von Barbara Havemann, die glaub ich auch schon an der Wiener Staatsoper gesungen hat. Sie hat zwar eine sehr gute Mittelage nur bei den hohen Tönen hört man doch das leider schon sehr starke Vibrato in der Stimme. Star des Abends und hervorragend wie immer Boris Statsenko, durfte als Renato in einer seiner Paraderollen brillieren. Sehr gut war auch Heidi Elisabeth Meier als quirliger Oscar. Sie ist ja eigentlich eine bildhübsche Frau, wurde aber leider durch die beiden schrecklichen Kostüme und die Frisur vollkommen entstellt. Renee Morloc war als Ulrica schon fast eine Luxusbesetzung.
    Thema Nummer Eins in der Pause war natürlich der Tannhäuser Skandal. Jemand meinte, dass Herr Kosominski 500000 € für seine "Nichtarbeit" bekommen hätte und die Rheinoper den Tannhäuser deshalb nicht so einfach absetzen konnte, weil er sie sonst auf wesentlich mehr Geld verklagt hätte. Nur jetzt kommt wieder mal einer meiner naiven Fragen: Gibt es bei diesen Verträgen nicht eine Art "Ausstiegsklausel"? Irgendwie muss ich mich doch als Intendant absichern können. Denn schließlich ist der Intendant immer noch der Arbeitgeber des Regisseurs.

  • Zitat von rodolfo39

    Gestern Abend war ich in der Wiederaufnahm vom Maskenball von Verdi. Das Haus war zu 75% besucht , das Abo Publikum etwas klatschfaul während der Vorstellung, dafür aber umso begeisterter beim Schlussapplaus. Die Inszenierung von SteinWinge ist eher konventionell.

    Hallo, rodolfo!


    Da "Ein Maskenball" zu meinen Lieblingsopern gehört und dies nach deiner Schilderung eine sehens- und hörenswerte Aufführung ist, reizt es mich sehr diese Oper zu besuchen. Mal sehen, ob mein Terminplan dies zuläßt.


    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Lieber rodolfo39,


    vielen Dank für Deinen Bericht über den Maskenball. Diese Inszenierung habe ich an der DOR auch schon gesehen, und sie gefällt mir gut. Da der Maskenball meine absolute Lieblingsoper ist, habe ich natürlich auch schon Karten und werde sie demnächst sehen. Ich freue mich schon sehr! :jubel:

    Viele Grüße,


    Marnie

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  • Jemand meinte, dass Herr Kosominski 500000 € für seine "Nichtarbeit" bekommen hätte und die Rheinoper den Tannhäuser deshalb nicht so einfach absetzen konnte, weil er sie sonst auf wesentlich mehr Geld verklagt hätte.

    Ich glaube, mit einer Null weniger dürften wir in einem realistischen Bereich liegen. Und der Regisseur dürfte kaum einen Einfluss auf die Anzahl der Vorstellungen haben. Dass die szenischen Aufführungen in konzertante umgewandelt wurden und das Werk nicht vollständig abgesetzt wurde, dürfte zwei einfache Gründe haben: erstens scheint der musikalische Teil ja allgemein gut angekommen zu sein, warum also den auch wegwerfen? Zweitens würde ein Absetzen bedeuten, dass man für diese Spieltage andere Stücke ansetzen muss, was wiederum Zusatzkosten bedeutet - also doppelter Nachteil...



    Gibt es bei diesen Verträgen nicht eine Art "Ausstiegsklausel"?

    Nein, sicher nicht was künstlerische Belange betrifft. Solange der Regisseur mit seinem Team die bestellte Inszenierung formal erarbeitet und zeitgerecht abliefert kommt der Intendant aus dem Vertrag nicht heraus.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Ich habe nachgeschaut. Die eindrucksvolle Inszenierung von Franz Schrekers "Die Gezeichneten", die ich in der Rheinoper gesehen habe, war von 1987. Das Haus war ausverkauft (ich glaube eine Sonntagsvorstellung). Es gab standing ovations für alle Beteiligten - auch den Regisseur. Ich muß sagen, es war eines der nachhaltig beeindruckendsten Opernabende, die ich erleben durfte. Die Musik ist an psychologischer Subtilität kaum zu erreichen, der Text (von Schreker selbst) ist hochspannend und Ausführung incluse Inszenierung waren einfach hervorragend.


    In der Rheinoper habe ich übrigens auch mal eine Aufführung von Bartoks "Der wunderbare Mandarin" erlebt. Das spielt ja im Bordell. Die Tänzer agierten im Neonlicht, als Punks verkleidet. Und es wurde mit der Pistole geschossen auf der Bühne. Niemand mußte damals deshalb den Arzt aufsuchen. Auch das war ein wunderbarer Abend. ;)


    Schöne Grüße
    Holger

  • Gestern Abend war ich in der Duisburger Wiederaufnahme der Walküre in einer sehr schönen und konventionellen Inszenierung von Kurt Horres. Seit langem mal endlich wieder eine Wagner Oper in Duisburg. Axel Kober dirigierte wie immer: sehr laut. Zum Glück waren so hervorragende Wagner Sänger auf der Bühne, das selbst die lyrischen Passagen verständlich waren. Das Wälsungen Paar wurde gesungen von Michael Weinius und Elisabet Strid. So muss Wagner sich wohl sein Wälsungen Paar vorgestellt haben. Michael Weinius habe ich schon häufiger in Düsseldorf gesehen. Er scheint schier unendliche Kraftreserven zu haben, macht aber leider immer den Fehler, das er sich im ersten Akt verausgabt so das er im zweiten Akt Konditionsprobleme hat. Elisabet Strid setzte ihren gute Leistung von der Elisabeth im Tannhäuser fort und war sogar noch besser. Beide waren textverständlicher als manche ihrer deutschen Kollegen. Der Wotan wurde von Jürgen Linn gesungen von dem ich vorher noch nie was gehört habe. Was für ein Wotan. Vom Timbre erinnerte er mich etwas an John Wegner. Wie schon beim Tannhäuser fand ich Thorsten Grümbel als Hunding fehlbesetzt. Zum einen hat er wie als Landgraf nicht das nötige Stimmvolumen und zum anderen kommt er auf der Bühne eher rüber wie ein typischer Büroangestellter und ist überhaupt nicht furchteinflößend. Vielleicht bin aber auch nur zu verwöhnt, da ich schon des öfteren Hans Peter König in der Rolle gehört habe. Zum Ereignis wurde die Fricka von Martina Dike, die sogar den ersten Teil des zweiten Aktes erträglich machte. Vor dieser Frau muss man als Mann einfach Angst haben. Die Walküren waren eher mittelprächtig. Für eine Abo Vorstellung im nicht ganz ausverkauften Duisburger Haus war das Publikum sehr klatschfreudig.

  • Mein lieber rodolfo!


    Es freut mich sehr, mal wieder etwas Positives über Wagner-Opern zu lesen. Es kommt ja selten genug vor. :thumbup:



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Lieber Wolfgang, da muss ich dir recht geben. Die Walküre von Kurt Horres zeigt ein mal mehr, was man mit einer sehr guten Personenführung alles erreichen kann. Unterschlagen wollte ich nicht die Brünhilde von Sabine Holgräfe. Auch hier gilt: textverständlich, schön gesungen und darstellerisch stark.

  • Langsam gibt es auch wieder positive Beispiele. Vielleicht hat man aus dem Düsseldorfer Skandal nun endlich doch ein wenig gelernt.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Mein großer Dank gilt allen Beteiligten die es gestern Abend gschafft haben, diese Premiere einem würdigen Anlass zu geben, den Geburstag von Verdi zu feiern und es war endlich mal keine RT Ver---sche. Ein großes Lob an den Regisseur Carlos Wagner der durch eine sehr gut durchdachte Personenführung verstanden hat, das man von Anfang an versteht warum die einzelnen Personen so handeln und warum sie es tun. Der erste Akt spielte in Luisas Kinderzimmer, in dessen Mitte ein Bett stand und die Wände waren tapeziert mit Kindheitszeichnungen . Und es tauchten Figuren auf , wahrscheinlich aus Kinderbüchern die Luisa früher gelesen hat und eine Figur schwebte sogar von der Decke. Je mehr sich die Oper dem Ende neigte, umso enger wurde das Kinderzimmer, bis es am Ende Playmobil Große hatte und es von Luisa zerstört wurde. Das Schloss des Grafen Walter war eine fantasievolle Waldlichtung mit hohen Bäumen. Die Kostüme haben auch alle in die Zeit gepasst und selbst Wurm und Graf Walter haben mal keine SS Uniformen getragen. Und die Overtüre wurde vor geschlossenem Vorhang gespielt. ( Das ich das noch mal erleben darf). So konnte man sich voll und Ganz auf die wunderbare Musik konzentrieren. Und er verzichtete auch darauf, den Figuren eine Doppelgänger zu geben, die dann irgendwelche sinnlosen pantomimischen Verrenkungen machen und eigentlich die ganze Zeit nur nerven. Ein weiteres Lob gilt dem Dirigenten Giordano Bellinicampi, der es verstand die Feinheiten der Partitur auszuleuchten und den Sängern immer ein hervorragender Begleiter war. Mir wäre es ja lieber wenn er GMD Der DOR wäre und nicht Herr Kober. Mit Herrn Bellinicampi hätten wir einen sympathischen und bescheidenen Dirigenten der auch die Sympathien des Publikums genießt. Ein weiteres Lob gilt dem hervorragend von Gerhard Michalski einstudierten Chor der DOR . Zum Schluss muss ich natürlich noch auf die phänomenalen Sängerleistungen eingehen. Schwachpunkt des Abends war leider mein Namensvetter der Tenor Giancarlo Monsalve, der zwar aussah wie ein Zwillingsbruder von Marcelo Alvarez nur leider nicht so gut gesungen hat und wieder einer der Tenöre war, die geklungen haben wie ein Bariton. Er hat es sogar geschafft das er nach seiner Arie von einigen Zuschauern ausgebuht worden ist. Sensationell die Luisa von Olesya Golovneva, die ein wahre Engelsstimme hatte und einfach nur perfekt für die Rolle war. Eine weitere Parade Rolle dürfte der Miller für Boris Statsenko werden. Wunderbar schleimig und gut singend der Wurm von Sami Luttinen der Zusammen mit Thorsten Grümbel der den Grafen Walter gesungen hat das Highlight des Abends gesungen hat , nämlich das Duett zwischen Walter und Wurm. Eine Luxusbesetzung war die Federica gesungen von Susan Maclean.
    Am Ende des großartigen Abends gab es über 10 Minuten orkanartigen Jubelsturm und viele laute Bravos und Bravis für den Chor, alle Sänger und das Regie Team. Ich kann nur den Tipp geben auf nach Duisburg oder nächste Spielzeit im September nach Düsseldorf , mit gleicher Besetzung nur das Andrej Dunaev den Rodolf hoffentlich besser singt. Und die Luisa wird eine andere Sängerin sein. Habe grade im Neuen Merker eine Kritik zu Luisa Miller gelesen, wo der Kritiker sich furchtbar über die Regie aufgeregt hat und nicht verstanden hat, warum das Publikum so begeistert beim Auftreten des Regieteams geklatscht hat. Vielleicht deshalb weil wir so was sehen wollen ? :jubel:

  • Danke, lieber Rodolfo, für Deinen Bericht.
    Heute morgen bereits habe ich die Rezension vo Herrn Zerban im Opernnetz gelesen, die auch nicht schlecht war. Wer das selbst lesen will, hier ist der link.



    Ich kannte vorher nur das Kinderzimmer und die Gestapo-Mäntel.

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Schwachpunkt des Abends war leider mein Namensvetter der Tenor Giancarlo Monsalve


    Dem kann ich nur zustimmen. Im Prinzip war er nicht schlecht, wenn er nicht über so ein unschönes Timbre verfügen würde. Auch dieses Mal gab es nach seiner Arie und bei seinem Solovorhang massive Buhrufe, aber auch Bravo-Rufe und Beifall.
    Ansonsten stimme ich Rodolfo 39 ebenfalls in allen Belangen zu. Man konnte sich die Oper mit Genuss ansehen und anhören.
    Der Chor hat mich sehr begeistert und Star des Abends war für mich die Sopranistin Olesya Golovneva.


    Dunaev wird in Düsseldorf sicher ein sehr viel besserer Rodolfo sein.
    :hello:
    Jolanthe

  • Selbst kann ich nicht mitreden - seit dem "Tannhäuser" boykottiere ich die Rheinoper und werde das Haus nicht mehr betreten, solange Christoph Meyer am Ruder ist.


    Wolfram Goertz von der "Rheinischen Post" war auch in der Premiere der "Luisa Miller".
    Hier ist sein Bericht:


    http://nachrichten.rp-online.d…duisburger-oper-1.3518065


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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