Liebe Taminoianer,
Ich wurde erst vor einigen Jahren, anlässichlich eines Artikels in der englischen Klassik-Zeitschrieft "Grammophone" auf ihn wirklich bewusst aufmerksam. "Warum", dachte ich in meiner Jugend, "soll ich mir den Mozart eines Engländers anhören", wenn wir doch Karl Böhm, Josef Krips und Bruno Walter haben. Welche krasse Fehleinschätzung das war, bemerkte ich, sobald ich die ersen Takte seiner "Jupitersinfonie" gehört habe. Um es gleich vorweg zu sagen: Beecham spielt weder einen spritzig-aggressiven, noch einen leicht federnden Mozart, sondern einen eher romantischen, das aber sehr überzeugend.
Beecham wäre meiner Meinung nach wesentlich bekannter, hätte er später gelebt, denn nur wenige seiner Einspielungen sind in Stereo erhältlich.
Der 1879 geborene Beecham war Autodidakt, war seine Feinde immer wieder ins Feld zu führen wussten. Er selbst war aber gegen Anfeindungen dieser Art bestens gewappnet: Seine Familie gab iihm Reichtum auf den Weg und Gott eine überaus spitze Zunge, die so sagt man, sogar meine übertroffen haben soll (Diese Leute kennen mich nicht wirklich ) So war er frei von allen Imponderabilitäten des normalen Orchesterbetriebs, er gründete sich seine Orchester selbst und formte sie nach seinem Willen, das erste bereits 1899. 1906 folgte die Gründung des New Symphony Orchestra, 1909 das Beecham Symphony Orchestra,, später das London Symphony Orchestra, dann wieder 1946 das Royal Philharmonic Orchestra. Dazwischen nannte er noch eine eigene Operntruppe sein eigen.
Er setzte sich für Mozart ein, dessen Opern er jedoch teilweise "umarrangierte" um sie "logischer " zu machen und ergänzte die letzten Takte der Jupitersinfonie um Bläserstimmen, des Effekte wegen (Auf CD dookumentiert) Was heute als Sakrileg anmutet war in vergangenen Jahrzehnten gang und gäbe. Man war der Meinung, diese "Verbesserungen" den alten Meistern quasi schuldig zu sein, sie wieder "anhörbar" zu machen , ähnlich wie man heute Opern "modern" inszeniert. Beechem war mir dem Komponisten Delius befreundet und versuchte dessen Werke bekannt zu machen.
Bei uns ist Beecham ein Name, den man kennt, in England geniesst er noch heute einen legendären Ruf und ist sakrosankt.
Seine Zauberflöte aus dem Jahre 1937/38 wurde bereits in zwei Threads dieses Forums "rezensiert", nämlich bei den Referenzaufnahmen der Zauberflöte und im Schellackbereich der Opernthread.
Freundliche Grüße aus Wien
Alfred