Jussi Björling - Eine Jahrhundertstimme

  • Keiner hat diese Stimmkultur und diesen Glanz in der Höhe (in dieser Arie) wie Björling. Als ich anfing, Oper zu hören (in den 50-ern) gab es noch Programmzeitschriften für Radioprogramme. Wenn diese Arie mit Björling angekündigt war, bin ich zur angegeben Zeit vom Fußballspiel weggerannt, habe meine Freunde versetzt, nur um diese Stimme zu hören. Das ist bis heute so geblieben, nur daß ich jetzt bestimmen kann, wann ich Björling diese Arie singen hören will. Und das ist oft, sicherlich 5-6 mal im Jahr.


    Ist das nicht schön, lieber LaRoche, dass wir heutzutage Björling hören können wann immer wir wollen?


    Bei mir laufen heute den ganzen Tag ausschließlich Aufnahmen von Jussi Björling. Er hat heute Geburtstag. Ich glaube, dass er 1911 geboren wurde. Ein runder Geburtstag ist es auf jeden Fall nicht.
    Ich bin mir ziemlich sicher , dass niemand sagen kann, dass er alles kennt und besitzt, was an Aufnahmen und Mitschnitten von Björling existiert. Aber ich habe auf jeden Fall verdammt viel davon. Er ist für mich eigentlich der wichtigste Tenor der letzten 80 Jahre!


    Wenn ich jetzt den PC schließe, lege ich mir das Requiem von Verdi unter der Leitung von Toscanini auf!
    Als Einstimmung eine Aufnahme des "Cujus animam" aus Rossinis "Stabat mater"!


    Beste Grüße


    Caruso41


    PS.: Dass Björling hier im Forum in der Nische "SCHELLACKSCHÄTZE - FENSTER IN DIE VERGANGENHEIT" abgestellt wurde, ist eigentlich blamabel! Vermutlich hat er mehr seiner Aufnahmen auf LP als auf Schellack aufgenommen! Der Thread sollte dringend in das Kapitel "DIE BERÜHMTE STIMME - SÄNGERPORTRAIT" verschoben werden!

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Ich habe ja von Oper zugegebenermaßen wenig bis gar keine Ahnung, aber meine "großen drei" unter den Tenören sind:


    Pavarotti, Wunderlich und... Björling!

    Herzliche Grüße
    Uranus

  • Wie es der Zufall will, hörte ich gestern Abend folgende Turandot mit Björling als Kalaf in Vinyl. Bei mir gehört Björling zu den "Big five". Hier die CD-Ausgabe:

    W.S.

  • Die beiden CDs dürfen in einer gut sortierten Björling-Sammlung nicht fehlen:
    61OUGvcikaL._AC_US218_.jpg und
    Es handelt sich um eine große Auswahl seiner EMI-Aufnahmen aus den 1930er Jahren. Da war er, wenn überhaupt möglich, noch besser bei Stimme als in seinen Nachkriegsaufnahmen, die hauptsächlich bei RCA erschienen sind. Auf der recht abgebildeten CD befindet sich eine "Adelaide", deutsch gesungen, aus 1938, die für meinen Geschmack niemals erreicht oder gar übertroffen wurde. Da sind kleine Fehler bei der Aussprache absolut unwichtig.
    Aus seiner reichen RCA-Hinterlassenschaft sind, neben der schon genannten Duett-CD mit Robert Merrill, folgende Ausgaben besonders interessant (und vor allem z.Zt. für einen lächerlichen Preis bei Amazon erhältlich):
    51t7zUeo1KL._AC_US218_.jpg und51Yn9hUBH+L._AC_US218_.jpg
    Die berühmte TURANDOT unter Erich Leinsdorf von 1959, in der Björling einen wunderbaren Kalaf singt, gibt es auf CD auch in dieser Ausgabe, die mit einem umfangreichen, illustrierten Textbuch versehen ist, mit dem kompletten Libretto (auch in deutsch) und mehrere lesenswerte Beiträge über die Entstehung der Oper, den Inhalt sowie einen Essay des Produzenten Richard Mohr über die Aufnahme im heißen Sommer 1959 in Rom bereit hält. Sehr empfehlenswert!


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Zitat

    Caruso41: Wenn ich jetzt den PC schließe, lege ich mir das Requiem von Verdi unter der Leitung von Toscanini auf!
    Als Einstimmung eine Aufnahme des "Cujus animam" aus Rossinis "Stabat mater"!


    Hallo, Caruso! Diese Aufnahme habe ich momentan nicht zur Hand. Aber folgende Aufnahme höre ich auch sehr gerne und lege sie gleich auf den Plattenteller:


    Zitat

    W.S.

  • Ist das nicht schön, lieber LaRoche, dass wir heutzutage Björling hören können wann immer wir wollen?

    Lieber Caruso41,


    habe gerade gemerkt, daß ein Beitrag von mir als Antwort auf Deine Nr. 61 nicht gekommen ist. Wahrscheinlich habe ich da gerade gepennt.


    Auch bei mir lag am Montag einiges von Jussi Björling auf dem Teller. Duette mit Robert Merill, Auschnitte aus Gounods Romeo et Juliette, natürlich der Rodolfo, auch Kalaf. Und einige Lieder von Strauss. Ich muß gestehen, daß mir die lyrischen Lieder am besten gefallen. Die Strauss-Lieder sind extrem klar in der Stimme, da stört mich ein kleiner Akzent überhaupt nicht. Als Romeo wunderbar, in der Boheme sowieso.


    Nicht begeistert bin ich von der Manrico-Stretta. Da bin ich doch heldischere Töne gewöhnt, und mein persönliches Erlebnis mir Rosvaenge hat mich da voreingenommen gemacht (obwohl mir dessen Vokladehnungen heute auch nicht mehr so zusagen). Aber es ändert nichts, bei mir gehört Björling in die Top 10, vielleicht sogar Top 5 der Tenöre. Schön, daß wir heute solche Möglichkeiten haben, seiner Stimme immer dann zu lauschen, wenn es uns danach ist.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Er ist für mich eigentlich der wichtigste Tenor der letzten 80 Jahre!


    Diesen Satz von Caruso41 kann ich nur unterstreichen. Leucht- und Strahlkraft seiner Stimme sind für mich ganz einfach unerreicht.

    Nicht begeistert bin ich von der Manrico-Stretta. Da bin ich doch heldischere Töne gewöhnt


    Hallo, LaRoche,


    nun gibt es ja von Björling mehrere Version der Stretta. Welche meinst Du konkret?
    Für mich ist Björlings Darstellung des Manrico in seiner GA von 1952 unter Renato Cellini schlicht nicht zu toppen:


    Da sind IMO die von Caruso geforderten vier besten Sänger der Welt versammelt! Cellini dirigiert vielleicht etwas plakativ, aber das kann die sängerische Qualität der Aufnahme nicht schmälern.
    Was Björlings Stretta in dieser Aufnahme angeht, so erlaube ich mir, Jürgen Kesting aus "Die großen Sänger" zu zitieren: "Die Stretta singt er mit fulminantem Schwung, präzisen Gruppetti, großer Schallkraft und stets konzentrierter Tongebung." Besser kann man das nicht sagen, sondern nur bedauern, daß er die Wiederholung nicht singt.
    Dagegen enttäuschen sowohl Giuseppe di Stefano (in der Karajan-Aufnahme mit Callas, EMI) und noch mehr Mario del Monaco (unter Erede, Decca). Letzterer schreit mehr als er singt, und das hohe C rutscht ihm förmlich in den Hals.
    Von Helge Rosvaenge, den ich sehr schätze, kenne ich nur die Stretta unter Arthur Rother von 1942 von dieser CD:



    Da singt er in der Tat glänzend, vielleicht noch eine Spur metallischer als Björling. Aber einmal stört (mich) das relativ schleppende Tempo des Dirigenten, und zum zweiten die deutsche Sprache. Rosvaenges Vokaldehnungen sind schon gewöhnungsbedürftig, waren aber so etwas wie sein Markenzeichen. Die CD enthält ausschließlich Verdi-Stücke, am besten gefallen mir da die Auszüge aus "Don Carlos" und "Die Macht des Schicksals" (mit Heinrich Schlusnus, Tracks 8 und 13) und Othellos Tod (Track 14).


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • nun gibt es ja von Björling mehrere Version der Stretta. Welche meinst Du konkret?

    Lieber nemorino,


    nun habe ich mir einige Strettas mit Björling angehört, und offensichtlich habe ich vorgestern eine spätere Aufnahme erwischt. Ich habe Deine eingestellte Aufnahme aus 1942 gehört, dann eine Live-Aufnahme aus der Met 1941. Und nun gebe ich Dir recht, er konnte auch Stretta. Und wie.... Glänzend, höhensicher, heldisch.


    Da singt er in der Tat glänzend, vielleicht noch eine Spur metallischer als Björling. Aber einmal stört (mich) das relativ schleppende Tempo des Dirigenten, und zum zweiten die deutsche Sprache. Rosvaenges Vokaldehnungen sind schon gewöhnungsbedürftig, waren aber so etwas wie sein Markenzeichen.

    Rosvaenges Markenzeichen der gedehnten Vokale war entweder eine Manie oder einfach seinem dänischen Dialekt geschuldet. Manchmal stört es schon, auch mich. In der von Dir genannten Stretta (hab ich auf Platte) ist das Tempo tatsächlich zögerlich, zudem fällt laut meinem Gehör das letzte hohe "C" um etwa einen viertel Ton ab. Im Internet existiert eine sogenannte private Aufnahme aus Bremen (die fürchterlich kratzt), da ist das "C" nicht evtl. Luftmangel geschuldet, oder was sonst die Ursache sein sollte. Vielleicht sind es auch meine Ohren.
    Ich bin mit der Rosvaenge-Stretta aufgewachsen und habe ihn 1957 noch live erlebt. Nach der Stretta mußte er einen Zugabe singen, und der Applaus endete erst nach dem Herablassen des eisernen Vorgangs. Das war am 7.12.1957 in Gera. Solch eine Begeisterung habe ich nie wieder erlebt, in keiner anderen Oper, an keinem anderen Theater. So was bleibt unvergeßlich, ich kenne sogar noch alle anderen Sänger bis hin zum Ruiz beim Namen.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Ich habe Deine eingestellte Aufnahme aus 1942 gehört, dann eine Live-Aufnahme aus der Met 1941.



    Lieber LaRoche,


    ich denke, Du meinst 1952, aus diesem Jahr ist die GA. Sie ist auch klanglich sehr gut gelungen. Fast noch eine Spur besser als Björling, wenn das überhaupt möglich ist, gefällt mir hier Zinka Milanov als Leonora. Besonders ihre Arie vom Beginn des 4. Aktes "D'amor sull'ali rosee" ist traumhaft schön, sie singt dort Pianissimo-Spitzentöne, die "Gänsehaut-Faktor" haben! (Aber das gehört eigentlich in einen anderen Thread).
    Die Live-Aufnahme aus der Met von 1941 kenne ich nicht, aber eine weitere Studio-Version aus 1939, die hier enthalten ist:

    Auch da ist er in Top-Form, 1.40 Min. erfüllten Gesangs.


    Liebe Grüße,
    Nemorino


    P.S.: Auf Rosvaenge komme ich noch in seinem Thread.

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Meine erste Begegnung mit Björling in Jugendtagen war das Duett Nadir-Zurga mit Robert Merrill. Davon bekam ich stets Gänsehaut.


    Ich bin von dieser Einspielung total begeistert.


    Sie stellt für mich die Idealbesetzung der Bohème dar, noch vor Freni/Pavarotti, die ich auch sehr schätze.

    Freundliche Grüße Siegfried

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  • Vor einigen Jahren konnte ich die von Siegfried eingestellt 'Boheme' günstig erwerben. Vor einigen Tagen habe ich sie mal wieder hervorgekramt (unbeabsichtigt, dann aber bei ihr hängen geblieben!). Tatsächlich musste ich feststellen, dass ich überhaupt keine Erinnerung mehr an die erste Bekanntschaft mit dieser Einspielung hatte und jetzt, Mono hin oder her, vollkommen überrascht war, wie lebendig sie mir ins Gehör drang...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Die Live-Aufnahme aus der Met von 1941 kenne ich nicht, aber eine weitere Studio-Version aus 1939, die hier enthalten ist:

    Lieber nemorino,


    bei youtube zu finden. Kann leider jetzt nichts einstellen, bin in Eile. Meine Frau scharrt schon mit den Hufen, und da hat sie recht.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Lieber LaRoche,


    habe mir die Live-Aufnahme von 1941 auf Youtube inzwischen angehört. Danke für den Tip! Auch hier beweist Björling, welch ein Ausnahmetenor er war. Einfach toll! :hail: :hail: :hail:

    Sie stellt für mich die Idealbesetzung der Bohème dar, noch vor Freni/Pavarotti



    Hallo, Siegfried,


    da liegen wir ganz auf einer Wellenlänge. Ich besaß sie bereits auf LP, und später landete dann diese CD-Version in meinem Regal: :jubel: :jubel: :jubel:




    An zweiter Stelle steht für mich diese Bohème:

    mit Renata Tebaldi (Mimi), Gianna d'Angelo (Musetta), Carlo Bergonzi (Rodolfo), Ettore Bastianini (Marcello) und, last not least, Cesare Siepi (Colline)
    Chor und Orchester der Accademia di Santa Cecilia Rom, Dirigent: Tullio Serafin (Aufnahme: Rom 1959, Stereo). :jubel: :jubel:
    Das Solistenquartett ist noch ein wenig homogener als bei Beecham, und Siepi als Colline ist ganz unschlagbar. Die Karajan-Aufnahme mit Freni/Pavarotti rangiert bei mir erst auf Platz 3.


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Dass ein Thread nach so langer Pause wieder aufersteht wie Phönix aus der Asche, spricht schon allein für die Qualität des Gegenstands. Und da kann ich auch nicht widerstehen, meine vielen beglückenden Stunden mit dieser Stimme ans Licht zu heben.
    Von allen Tenören, die mir je begegnet sind, hat kaum ein anderer bei mir immer wieder so ungetrübte Freude ausgelöst wie Jussi Björling. Besonders zwei Gesamtaufnahmen haben mich lebenslang begleitet: die Beachum-Bohème und der Cellini-Trovatore.
    Mit ersterer verbinden mich zwei Gastspiele in Stuttgart Ende der Fünfziger: Leider waren es zwei getrennte Aufführungen der Bohème: einmal mit Björling, das andere Mal mit De los Angeles. (Beide zusammen war wohl zu teuer.) Das löste bei mir dann den Kauf der Beecham-Eispielung aus, wo sie beieinander sind. Die beiden Stimmen passen so ideal zusammen, dass es ein ungetrübter Genuss ist, sie zusammen zu hören.
    Die Trovatore-Einspielung mit den "vier besten Sängern der Welt" lege ich oft auf, wenn ich mich eine ganze Oper lang nicht über Sänger ärgern will: über technische Schwächen, über Unarten, über Mittelmaß jeder Art. Hier stimmt einfach alles. Und bei dieser Oper muss der Dirigent auch nicht überragend sein - ein guter Begleiter tut´s auch.
    Björling ist für mich die Inkarnation von Musikalität, Klangschönheit und fokussiertem Stimmsitz. Ein Stimmenkenner wie Jürgen Kesting hat mir dann später in seinen Rundfunkvorträgen noch weitere Details über diese Stimme vermittelt.
    Ein biografischer Treppenwitz ließ ihn auch noch im gleichen Alter sterben wie Enrico Caruso.
    Jede Kritik wird angesichts dieser Stimme zur Mäkelei - meint (sogar!), mit herzlichen Grüßen, Sixtus

  • Natürlich gibt es über die "Jahrhundertstimme" Jussi Björling (1911-1960) nichts Neues mehr zu berichten, denn immerhin ist dieser großartige, unübertroffene Tenor seit mehr als einem halben Jahrhundert tot.

    Und trotzdem: Über 6 Jahre sind ins Land gegangen seit dem letzten Eintrag, was nicht nur traurig, sondern auch ein Indiz dafür ist, daß die Sparte "Oper" seit einigen Jahren im Tamino-Forum nur noch ein Schattendasein führt. Viele alte Opernfreunde, die sich regelmäßig zu Wort meldeten, sind aus diversen Gründen ausgeschieden oder weilen nicht mehr unter den Lebenden. Und neue sind nur spärlich hinzugekommen.


    Auch wenn ich mir nur wenig - oder vielleicht gar keine - Resonanz verspreche, möchte ich diesen Thread nach so langer Pause wieder einmal aufgreifen und der Reihe nach zunächst sämtliche Operngesamtaufnahmen, die mit dem schwedischen Ausnahmetenor gemacht wurden, kurz hier vorstellen. Die meisten sind sicher schon früher einmal genannt worden, aber vielleicht sollte man sie doch nicht ganz in Vergessenheit geraten lassen. Ich beschränke mich ausschließlich auf Studio-Produktionen.


    Wenn ich richtig gezählt habe, sind es insgesamt 11, eigentlich eine magere Ausbeute, selbst wenn man den frühen Tod des Sängers - er starb 49jährig in Stockholm an einem Herzinfarkt - berücksichtigt. Doch man weiß, daß Björling in seinen letzten Lebensjahren gesundheitlich angeschlagen war, und, was auch nicht verschwiegen werden soll, erhebliche Alkoholprobleme hatte. So war er von DECCA für die GA von Verdis "Un ballo in maschera" (Ein Maskenball) unter Sir Georg Solti verpflichtet worden, doch nachdem er zu einigen Probeterminen nicht erschienen war, wurde er in seinem Hotel in Rom am frühen Vormittag völlig betrunken aufgefunden, worauf ihn der Dirigent auf der Stelle entließ und durch Carlo Bergonzi ersetzte (was eigentlich mehr als ein "Ersatz" war, denn Bergonzi wurde zum eigentlichen Star der Aufnahme, die 1961 auf den Markt kam):

    Verdi: Un Ballo In Maschera


    Doch zurück zu Björlings Opern-Gesamtaufnahmen, die ich hier kurz in alphabetischer Reihenfolge aufzähle, nach Komponisten geordnet:

    1) Leoncavallo: I Pagliacci (Der Bajazzo), 1953 (Cellini, EMI)

    2) Mascagni: Cavalleria rusticana, 1952 (Cellini, RCA)

    3) Mascagni: Cavalleria rusticana, 1959 (Erede, Decca)*

    4) Puccini: La Bohème, 1956 (Beecham, EMI)

    5) Puccini: Madame Butterfly, 1960 (Santini, EMI)*

    6) Puccini: Manon Lescaut, 1954 (Perlea, RCA)

    7) Puccini: Tosca, 1957 (Leinsdorf, RCA)*

    8) Puccini: Turandot, 1959 (Leinsdorf, RCA)*

    9) Verdi: Aida, 1955 (Perlea, RCA)

    10) Verdi: Rigoletto, 1956 (Perlea, RCA)

    11) Verdi: Il Trovatore (Troubadour), 1952 (Cellini, RCA)


    Die mit einem Stern (*) versehenen Aufnahmen sind in STEREO erschienen.


    Schon die erstgenannte Oper, I PAGLIACCI, war ein Volltreffer, der gesanglich bis heute m.E. nicht überboten werden konnte:

    Leoncavallo: Pagliacci (Gesamtaufnahme) (Aufnahme New York 1953)  Pagliacci


    mit Victoria de los Angeles (Nedda), Leonard Warren (Tonio) und Robert Merrill (Silvio).


    Sie ist in diversen Ausgaben auf dem Markt erhältlich. Die NAXOS-Überspielung soll besonders gut gelungen sein.


    Die übrigen GA werde ich demnächst in loser Reihenfolge vorstellen.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Anna-Lisa Björling war Sopranistin, die an der Königlich Schwedischen Musikakademie studiert hatte. Nach ihrer Heirat mit Jussi Björling im Jahr 1935 konzentrierte sich Anna-Lisa auf ihre Familie und ihre Kinder. 1948 feierte sie ein erfolgreiches Comeback an der Königlich Schwedischen Oper, wo sie bis Ende der 1960er Jahre verschiedene Rollen sang.

    Hier ein Duett mit ihrem Mann: "Will you remember?" aus Sigmund Rombergs Musical "Maytime"

    https://b23.tv/tV3Ien7


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    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Die in der oben unter Nr. 04 vorgestellten Liste der Aufnahmen Jussi Björlings: SOMMARGLADJE (TRAD) COL.85798-1-2 E.4547 1920 gibt es sogar bei YT.


    Jussi war da neun Jahre alt, mit seinen Brüdern Olle und Gösta trat er als Mitglied des "Björling-Kvartetten" seit frühester Kindheit auf.

    Concert-Plakarte-Bjorling-Kvartetten.jpg

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Als David Björling seine drei Söhne Olle, Jussi und Gösta am 12. Dezember 1915 bei einem Konzert in der Dreifaltigkeitskirche in Örebro auftreten ließ, konnte niemand ahnen, dass die Jungen im Laufe der nächsten 12 Jahre fast 1000 Konzerte in ganz Schweden und auch in den USA durchführen würden.

    Jussi selbst hatte aber später nur sehr vage Erinnerungen an den Aufenthalt in Amerika wie er in seinen Memoiren schrieb.

    Aus dieser Zeit (1920) in Amerika stammt "O hur stilla" (Oh, wie still)


    http://www.jussibjorlingsallsk…ljud/17_O,_Hur_Stilla.mp3

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Die Gesamtauftritte Jussi Björlings in den USA belaufen sich auf die stolze Anzahl von 654:


    128 Auftritte als Kind mit seinen Brüdern

    212 Auftritte auf der Opernbühne

    314 Konzerte und Recitals

    Quelle: jussibjorlingsallskapet.com

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

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  • Lieber Orfeo,


    es freut mich sehr, daß wenigstens ein Fan von Jussi Björling sich hier gemeldet hat! Ich habe Deine Einträge mit großem Interesse gelesen und daraus entnommen, daß Du Dich mit dem schwedischen Sänger sehr eingehend beschäftigt hast. Leider gibt es m.W. keine Biographie Björlings in deutscher Sprache, sonst stünde sie längst in meinem Bücherschrank.


    Ich habe von vorneherein nur wenig Resonanz hier erwartet; nach über einem halben Jahrhundert verblassen selbst die größten Leistungen von Künstlern. Nicht umsonst heißt es, daß die Nachwelt ihnen keine Kränze flicht. Das ist bedauerlich, aber leider nicht zu ändern. Auch große Sängerlexika wie z.B. die von Jürgen Kesting oder Jens Malte Fischer ändern daran nichts. Ein kleiner Kreis von Verehrern wird ihr Andenken hochhalten, doch für die große Masse haben sie nur noch historische Bedeutung.


    Deshalb werde ich auch mein Vorhaben, hier die weiteren Opern-Gesamtaufnahmen mit dem großen Sänger in Text und Bild vorzustellen, nicht weiter verfolgen. Die Opernfraktion im Tamino-Forum schrumpft ähnlich wie die der Linken im Deutschen Bundestag: die einen sterben aus, die anderen wandern ab und gehen eigene Wege.


    Eine Aufnahme möchte ich aber hier noch herausstellen, weil sie in ihrer Art einzigartig ist und bisher, zumindest nach meinem Gefühl, von keiner anderen je erreicht oder gar übertroffen wurde. Ursprünglich wurde sie im Jahr 1960 auf RCA als 2 LP-Kassette in Luxusausstattung herausgebracht. Ihr lag ein umfangreiches, reich bebildertes Textheft in mehreren Sprachen bei.

    So sah die deutsche Erstausgabe aus, die sich noch heute in meiner LP-Sammlung befindet:

    giuseppe verdi. requiem. (fritz reiner). rca, l - Buy LP vinyl records of  Classical Music, Opera, Zarzuela and Marches on todocoleccion


    Inzwischen ist sie natürlich längst in diversen Ausgaben auf CD überspielt worden, wie z.B.:

    Messa Da Requiem / QuattroRequiem / Quattro Pezzi Sacri


    Was die Sänger Leontyne Price, Rosalind Elias, Jussi Björling und Giorgio Tozzi in Gemeinschaft mit dem Wiener Singverein und den Wiener Philharmonikern unter Fritz Reiner hier geleistet haben, ist wie kaum eine andere Aufnahme für den Platten-Olymp geeignet. Man weiß gar nicht, wo man mit seinem Lob ansetzen soll. Man höre nur, mit welcher Hingabe Jussi Björling das "Kyrie" anstimmt, von seinem überirdischen "Ingemisco" ganz zu schweigen. Auch das "Hostias" singt er mirakulös, es klingt schier wie aus einer anderen Welt. Ohne die Leistungen der übrigen Sänger im geringsten schmälern zu wollen, steht Björling eindeutig im Mittelpunkt des exquisiten Sängerquartetts.

    Und der großartige ungarische Dirigent Fritz Reiner führt den Chor der Gesellschaft der Musikfreunde und die glänzend aufgelegten Wiener Philharmoniker mit größter Präzision und Leidenschaft. Für mich ist und bleibt diese Einspielung ein einsamer Glücksfall. Nach Aufkündigung der Zusammenarbeit mit dem US-Musikkonzern RCA übernahm die englische DECCA die Rechte an der Aufnahme. Deshalb sind alle CD-Veröffentlichungen auf diesem Label erschienen.


    Abschließend möchte ich zum Lob des Namensgebers dieses Thread noch diesen Satz von Sixtus aus dem Jahr 2018 zitieren, der mir aus der Seele gesprochen ist:

    Von allen Tenören, die mir je begegnet sind, hat kaum ein anderer bei mir immer wieder so ungetrübte Freude ausgelöst wie Jussi Björling. Besonders zwei Gesamtaufnahmen haben mich lebenslang begleitet: die Beecham-Bohème und der Cellini-Trovatore.

    LG Nemorino



    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Jussi Björling wurde 1911 in Borlänge in der schwedischen Provinz Dalarna, nordwestlich von Stockholm, geboren. Sein Vater David war Tenor- und Gesangslehrer und förderte schon früh die Stimmen seiner Kinder. Bereits 1915 hatten seine drei ältesten Söhne Olle, Jussi und Gösta, ihren ersten öffentlichen Auftritt in einer Kirche. Sie unternahmen ausgedehnte Tourneen mit ihrem Vater in Schweden und zwischen 1919 und 1921 auch in den USA, wo 1920 sechs Aufnahmen entstanden. Mit 17 Jahren begann Jussi sein Studium am Stockholmer Konservatorium und bereits 1929 hatte er mit Aufnahmen als Tenor begonnen und im August 1930 konnte er sein offizielles Debüt an der Königlichen Oper in Stockholm in Mozarts Don Giovanni geben. Im gleichen Jahr entstanden seine ersten Opernaufnahmen.


    1931 gelang Jussi Björling mit einem Konzert im Kopenhagener Tivoli der Durchbruch außerhalb Schwedens. Er sang weiterhin an der Stockholmer Oper (z. B. Guillaume Tell & Barbiere di Siviglia 1931, Rigoletto & Elisir d'amore 1932, Traviata, Roméo et Juliette & Tosca 1933) und er machte viele Aufnahmen auf Schwedisch, hauptsächlich von populären Liedern und Operettenarien. Unter dem Pseudonym „Erik Odde“ nahm er sogar Tanzmusik auf, von der hier ein Beispiel zu hören ist.



    Jussi Björlings Erfolge steigerten sich stetig an der Oper in Stockholm, wo er viele neue Rollen übernahm (z. B. Ballo in maschera, Faust, Bohème & Fanciulla del West 1934, Cavalleria Rusticana, Aida & Trovatore 1935, Pagliacci & Madama Butterfly 1936).


    1936 unternahm er seine erste Tournee durch Mitteleuropa und feierte große Erfolge bei Opernaufführungen und Konzerten in der Tschechoslowakei und in Wien. Dies brachte ihm seinen ersten internationalen Plattenvertrag ein und er begann, Opern und Lieder in der Originalsprache aufzunehmen. Eine seiner ersten internationalen Aufnahmen war „Celeste Aida“.


    Im Jahr 1937 unternahm Jussi neben dem Operngesang in Stockholm im Frühjahr eine längere Tournee nach Deutschland, Österreich, Ungarn und in die Tschechoslowakei. Im Herbst, nachdem er sein erstes Konzert in London gegeben hatte, reiste er für eine Tournee in die Vereinigten Staaten, die Radiokonzerte, Liederabende und sein amerikanisches Operndebüt in Chicago beinhaltete. In Schweden zeigte sich seine große Popularität beispielsweise bei seinen regelmäßigen Open-Air-Konzerten im Skansen und Gröna Lund in Stockholm.


    Im Herbst 1938 kehrte Jussi Björling in die USA zurück und gab im November sein Debüt an der Metropolitan Opera (La Bohème). Danach kehrte er fast jedes Jahr als führender Tenor an dieses Opernhaus zurück, mit Ausnahme der späten Kriegsjahre.


    Fortsetzung folgt

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Fortsetzung der Biographie Jussi Björlings


    Jussi Björling sang in zwei Operetten in Stockholm (Fledermaus 1935, Zigeunerbaron 1938) und nahm einige Operettenlieder auf, darunter auch eine seiner Lieblingszugabe „Ich hab‘ kein Geld“.


    1939 lief Jussi Björlings unbefristeter Vertrag mit der Königlichen Oper in Stockholm aus, dennoch kehrte er während seiner gesamten Karriere oft als Gast an dss Opernhaus zurück. Sein Operndebüt in Londongab er im Mai (Trovatore), wenig später gab er ein Radiokonzert in den Niederlanden. Im August sang er erstmals unter Arturo Toscanini, als Verdis Requiem in Luzern in der Schweiz aufgeführt wurde. Eine weitere Solistin war hier die schwedische Mezzosopranistin Kerstin Thorborg.


    Im Herbst 1940 gab Jussi Björling sein Operndebüt in San Francisco (La Bohème), sang zwei Konzerte in New York unter Toscanini (Verdis Requiem und Beethovens Missa Solemnis) und eröffnete als König Gustav in Verdis Ballo in maschera erstmals die Saison der Metropolitan Opera. Im Frühjahr machte er seine ersten Aufnahmen in den USA, wo er sich mit mehreren Schubert-Liedern auch als Liedsänger vorstellte.


    Nachdem er im Frühjahr 1941 nach Schweden zurückgekehrt war, blieb Jussi Björling für den Rest des Weltkriegs in Europa und größtenteils in seinem Heimatland. Sein wichtigster Auftritt im Ausland war sein italienisches Operndebüt in Florenz (Trovatore) im Frühjahr 1943. Er tourte ausgiebig durch Schweden, trat teilweise als Feldkünstler vor Soldaten und mehrfach im schwedischen Rundfunk auf.


    Im Oktober 1945 kehrte Jussi Björling nach dem Krieg für eine achtmonatige Tournee in die USA zurück und verbrachte in den nächsten Jahren einen Großteil des Jahres in Amerika, wo er in Opern und Konzerten sang. Einen Großteil des Sommers verbrachte er jedoch immer in Schweden, in seinem Sommerhaus auf Siarö im Stockholmer Archipel. Im August 1946 sang er zum ersten Mal mit dem Ensemble der Mailänder Scala (Rigoletto) und im Mai/Juni 1951 ein zweites Mal (Ballo in maschera). Ab 1947 hatte er oft seine Frau Anna-Lisa, eine Opernsängerin, die er 1935 geheiratet hatte, als Partnerin im Konzert und einige Male auch in der Oper. 1949 nahm er eine neue Rolle in sein Repertoire auf: Des Grieux in Puccinis Manon Lescaut, und im nächsten Jahr eine weitere, die Titelrolle in Verdis Don Carlo, die die Saison der Met eröffnete. 1950 begann er eine Reihe von Opernaufnahmen in New York, von denen das 1951 aufgenommene Duett aus den Perlenfischern mit Robert Merrill sicher der Höhepunkt ist.


    Im Frühjahr 1952 machte Jussi Björling mit Verdis Tovatore die erste von insgesamt zwölf Opern- und Oratorienaufnahmen.


    1953 eröffnete Jussi Björling erneut die Metropolitan-Saison, diesmal in Faust, doch es folgte eine Zeit mit Stimmproblemen aufgrund einer Kehlkopfentzündung. Jussi Björlings einzige Auftritte außerhalb Europas und Amerikas fanden im Herbst 1954 statt, als er eine Konzertreise nach Südafrika unternahm. 1955 sang er zum ersten Mal am Lyric Theatre (später Lyric Opera) von Chicago, zu dem er später oft zurückkehrte.


    Puccinis Bohème war die Oper, die Jussi Björling viel häufiger aufführte als jedes andere Werk seines Repertoires, und die Gesamtaufnahme, die im Frühjahr 1956 in New York entstand, gehört zu dem berühmtesten Opernaufnahmen im 20. Jahrhundert.


    In den letzten Jahren seines Lebens sang Jussi Björling weiterhin viel in den USA, obwohl er zwischen April 1957 und November 1959 nicht an der Met auftrat. Er begann unter Herzproblemen zu leiden, hatte aber immer noch einen vollen Terminplan. Im März 1960 hatte er seinen letzten Auftritt an der Königlichen Oper in Stockholm (Trovatore) und kehrte noch im selben Monat zum ersten Mal seit 1939 wieder an die Covent Garden Opera in London zurück (Bohème). Seine allerletzte Opernaufführung fand am 1. April 1960 in San Francisco mit dem Ensemble der Cosmopolitan Opera statt (Faust) und sein letztes Konzert in Stockholm war am 20. August. Am frühen Morgen des 9. September starb Jussi Björling im Schlaf in seinem Sommerhaus auf Siarö.


    Zufälligerweise war die letzte kommerzielle Aufnahme, die er im Juni 1960 machte, Verdis Requiem.

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Seine Turandot ist für mich die beste Aufnahme des Werkes, also der beste Calaf ever, obwohl ich ein großer Fan von Corelli bin !


    Ja, leider gibt es nur wenig Resonanz auf Erlebnisse im Opernbereich, da hatte ich auch mehr Diskussion erwartet, aber man kloppt sich lieber über RT.

  • Ich kann Nemorinos Frustration wegen fehlender Resonanz nur zu gut nachempfinden. Deshalb wenigstens ein kurzer Beitrag von mir.

    Ich oute mich als großer Anhänger Jussi Björling. Da ich aber (nicht dem Leben) der Musik bzw. dem Hören von Musik etwas abhanden gekommen bin, habe ich lange nicht mehr seine Aufnahmen gehört. In meinen jungen Jahren jedoch versuchte ich alle seine Aufnahmen (damals auf LP) zu sammeln.

    Meine damaligen Lieblingstitel : natürlich La Boheme, Don Carlos aus der MET, die Operettenaufnahmen, seine schwedischen Lieder, die Gralserzählung und natürlich die Duette mit Robert Merrill usw. Wie bei einem anderen meiner Tenorlieblingssänger, dem ebenso unvergessenen Fritz Wunderlich, geht es mir auch bei Björling : Ich brauche seine Aufnahmen nicht zu hören, ich habe sie im Ohr.


    Peter

  • In seinem letzten Konzert in Göteborg am 5. August 1960 sang Jussi Björling u.a. die Gralserzählung aus „Lohengrin“.

    Dies ist das letzte Tondokument, das es von diesem Sänger gibt.

    Lieber Orfeo,


    zunächst einmal ganz herzlichen Dank für die Kurzbiographie von Jussi Björling, die auch für mich, als lebenslanger Verehrer dieses Sängers, noch einige Neuigkeiten enthielt.


    Ich gehe davon aus, daß die Gralserzählung (schwedisch gesungen) auf dieser CD enthalten ist:

    Jussi Björling in Concert (CD) – jpc

    Da steht zwar unten vermerkt "Lohengrin's Farewell", doch das hat der Sänger m.W. nie auf Platte gesungen. Also wird die Gralserzählung gemeint sein, die ich auf einer "Gala"-CD habe, die aber nicht mehr im Handel zu finden ist.

    Ich besuchte in Köln 1965 (lange bevor es SATURN gab) das damalige bestens sortierte Columbia-Musikhaus, das später in Electrola-Musikhaus umbenannt wurde. Von der Existenz der Gralserzählung mit Björling war mir nichts bekannt, und da griff der motivierte und hochversierte Verkäufer (so was gibt's heute nur noch im Traum) aus einem Regal eine LP mit Björlings Gralserzählung heraus und sagte, er habe in seinem Leben schon unzählige Gralserzählungen gehört, aber diese sei von allen, obwohl nicht in deutsch gesungen, die beste und vollkommenste, die ihm je zu Ohren gekommen sei. Natürlich habe ich die LP gleich gekauft und war nach dem ersten Hören derselben Überzeugung - und bin es heute noch!

    Auf Björling bin ich übrigens erstmals (als 15jähriger) im Jahr 1958 aufmerksam geworden, als im Rundfunk (auf Mittelwelle!) Verdis "Trovatore" gesendet wurde, in der RCA-Besetzung von 1952. Die Übertragung war grausam (dauernd Verzerrungen und Störgeräusche), aber die Stimme des Tenors hat mich so gefesselt, daß ich nicht geruht habe, bis ich die Aufnahme endlich ergattern konnte. So sah die Originalausgabe aus:

    VERDI - IL TROVATORE - Milanov / Bjoerling / Cellini  (RCA VICTOR LM 6008 (2))

    und sie hat, obwohl ich die Aufnahme längst auf CD besitze, immer noch einen Ehrenplatz in meiner Sammlung. Von da an war ich ein Björling-Fan, und bin es bis heute geblieben.

    Ich brauche seine Aufnahmen nicht zu hören, ich habe sie im Ohr.

    Lieber Peter Schünemann,


    es hat mich gefreut, daß Du Dich hier gemeldet hast. Mir geht es genauso wie Dir: Wenn mir eine bestimmte Arie einfällt, die ich von Björling einmal gehört habe, so höre ich sie im Geiste mit seiner unvergleichlichen Stimme.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Das Verdi Requiem höre ich gerade,


    ja das ist schon eine Referenz Aufnahme. Natürlich auch die schon vorgestellte Turandot Aufnahme.


    La Boheme besitze ich in dieser Aufnahme:



    Sonst habe ich noch einen Sampler der aber auch einen schönen Überblick bietet und auch schon genannt wurde :



    Beide sind nur noch gebraucht " woanders" erhältlich.

  • Lieber Nemorino,


    Björlings erste Aufnahme von „In fernem Land“ ist auf den 3. Oktober 1952 datiert.

    Das Programm dieses Konzerts in Stockholm, Concert Hall war:

    Wagner – Lohengrin: In fernem Land

    (Die Verlinkung funktioniert nicht, deshalb kopieren und direkt in die Adresszeile des Browsers eingeben.)

    Sibelius – Var det en dröm

    Sibelius – Säv, säv susa

    Sibelius – Svarta rosor

    Donizetti – L'elisir d'amore: Una furtiva lagrima

    Mascagni – Cavalleria rusticana: Mamma, quel vino.


    Es gibt/gab noch Mitschnitte aus Helsinki (1953), vom 20. Dezember 1954 aus Stockholm und das oben vorgestellte Tondokument von 1960


    Da die automatische Verlinkung zu den Aufnahmen nicht funktioniert, die folgenden URL kopieren und in die Adresszeile des Browsers eingeben.


    1952 https://www.historicaltenors.n…sound/113%20Lohengrin.mp3

    1960

    https://www.historicaltenors.n…sound/131%20Lohengrin.mp3

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Auch ich bedanke mich für die vielen Detailinformationen über Jussi Björling. Wie für so viele Opernfans ist er auch für mich eine erste große Tenorstimmenliebe und ich halte ihn nach wie vor für den vermutlich wohlklingendsten und komplettesten Tenor aller Zeiten.

    Mit weit geöffneten Lauschern habe ich von Josef Köstlinger, der bei Birgit Sternberg in Schweden studiert hat, die eine intime Freundin Björlings war, Insidergeschichten gehört, die vom bescheidenen Wesen aber auch vom Alkoholismus des Stars handelten.

    Eine meiner Lieblingsaufnahmen mit Björling ist ein Live-Mitschnitt von "Ballo" aus New Orleans. Einst hat diesen Gottfried Cervenka in einer seiner Sendungen angespielt, mittlerweile kann man ihn auf CD kaufen oder in YouTube hören: Jussi Bjorling in Verdi's Un ballo in maschera (1950 live excerpts) (youtube.com)

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