ZitatOriginal von Caesar73
Womit wir wieder beim Thema wären
Ist Lang Lang ein "Weltklassepianist" beziehungsweise kann er ein solcher werden?
Ob LL ein Weltklassepianist werden wird, muß die Zeit erweisen. Bislang sieht es ganz und gar nicht danach aus, aber es kann ja noch werden.
Aufgrund der Kulturrevolution ist es generell für Chinesen viel schwerer als zB für Japaner, "die europäische Klassik zu erfassen und zu durchdringen". Fou T'song hatte da mehr Glück. Er ist im Shanghai der 30er Jahre in ein Elternhaus hineingeboren worden, das von europäischer Literatur geprägt war (sein Vater Fu Lei war ein bekannter Übersetzer und Kulturtheoretiker). Seine Ausbildung war europäisch.
Siehe dazu http://www.chineseperformingarts.net/past_event14.htm
wo u.a. ein interessanter Brief von Martha Argerich, Leon Fleischer und Radu Lupu wiedergegeben wird.
Prinzipiell wird ein 25jähriger Chinese kaum in der Lage sein, Beethoven oder Brahms zu interpretieren, technisch beherrschen kann er die Partituren dagegen sehr wohl. Das hat auch nichts mit "Tonautomatismus" zu tun. Technische Perfektion sollte ja wohl Grundvoraussetzung sein. Sie reicht nicht aus, so wie auch Cortots Schumann zB trotz der vielen Fehler, die er im Alter gemacht hat, nicht seine interpretatorische Bedeutung verliert. Aber technische Perfektion als "Tonautomatismus" zu diffamieren schüttet das Kind mit dem Bade aus.
Auch müßte man im Vergleich mal die Zahl europäischer Pianisten sehen, die weder ihre klassische Musik durchdringen, noch über den Status eines "Tonautomaten" hinauskommen.
Interessant wäre auch mal ein Vergleich zwischen Japan (das grob 100 Jahre Kontakt mit klassischer Musikausbildung nach westlichem Muster besitzt) und China (wo diese Zeitspanne um die 20 Jahre beträgt). Wenn ich in meinem Pianistenlexikon nachsehen würde, würde ich mit Sicherheit noch einige Japaner finden, die internationale Bedeutung als Konzertpianist besitzen. Und dann sollte man diese Zahl mit der Zahl von Weltklassepianisten aus Albanien, Finnland, Rumänien usw. vergleichen. Wäre gespannt, ob der Unterschied wirklich so groß ist.
Franz Laier
Die Sache mit der Meister-Schüler-Beziehung ist mir bekannt, schließlich habe ich genug Kung Fu-Filme gesehen Im übrigen dürfte es auch in Europa vielen Schülern schwerfallen, aus dem Schatten ihres Meisters und Lehrers herauszutreten. Das ist daher nichts spezifisch asiatisches, dort allerdings für die Schüler deutlich schwieriger. Ich stimme mit Dir überein, daß diesen Schritt gehen muß, wer die höchste Stufe als Pianist erreichen will.
Ich habe mit rassistischem Unsinn aber die pauschalierende und diffamierende Betrachtungsweise von Rosenkavalier bezeichnen wollen. Das hört sich so an wie" Gelb, Schlitzaugen, grinst immer höflich und sagt nie was = asiatischer Tonautomat". Das sind Stereotypen, die sich von selbst verbieten, wohingegen ein Hinweis auf unterschiedliche kulturelle Traditionen sehr wohl angebracht ist, da sie eine erhebliche Rolle spielen (neben Charakter, technischer Perfektion, Marketing, Publikumsgeschmack usw).
Rosenkavalier
Jetzt sind die Japaner usw. also Südostasiaten. Du hast offenbar völlig die Orientierung verloren. Thailand, Vietnam, Burma usw, das ist Südostasien. China, Korea und Japan werden gemeinhin als Fernost oder Ostasien bezeichnet.