Jón Leifs - Musik aus Island

  • Einleitung


    Heute möchte ich * hier einen, im Tamino-Klassikforum bislang wenig beachteten, Komponisten vorstellen. Er ist (wenn man Björk und Sigur Ros als Unterhaltungsmusik jüngerer Tage außen vor lässt) der bekannteste Musiker Islands: Jón Leifs





    Biographie


    Jón Leifs wurde am 1. Mai 1899 in Island gebohren. Nachdem er dort seine Kindheit verbrachte, ging er 1916 nach Deutschland, wo er nach Leipzig an der Musikhochschule Klavier und Komposition studierte und 1921 abschloss. In den kommenden Jahren profilierte er sich in Deutschland nicht nur als Komponist, sondern auch als Dirigent. Er heiratete die jüdische Pianistin Annie Riethof, mit der er zwei Töchter hatte. In dieser zeit lebte er in wernigerode (Harz) und zeitweise in Baden-Baden.


    Nach der Machtergreifung der Nazis wurde es für Leifs und seine Familie immer schwerer in Deutschland. Seine Werke wurden den Kritiken verrissen, es gab Anfeindungen wegen seiner jüdischen Frau und Kindern. 1944 schließlich konnte er mit seiner Familie nach Island auswandern. Dort lebte er bis zu seinem Tod am 30. Juli 1968.


    Seinem Leben und wirken ist der Film Tears of Stone von Hilmar Oddsson aus dem Jahr 1995 gewidmet.




    Werke


    Leifs schrieb insgesamt über 150 Werke. Die wichtigsten sollen im folgenden genannt sein:


    Sinfonien

    • Saga-Sinfonie


    Orchesterwerke

    • Trilogia piccola op. 1
    • Gudrunarkvida [Gudrunslied] op. 22
    • Reminiscence du Nord op. 40
    • Paintures abstaites op. 44
    • Geysir op. 51
    • Dettifoss op. 57
    • Hekla op. 52
    • Fine I op. 55
    • Fine II op. 56
    • Nott op. 59
    • Hlega kvida Hundingsbana op. 61
    • Grogaldr op. 62


    Orgelwerke

    • Orgelkonzert op. 7


    Ouvertüren

    • Iceland op. 9
    • Loftr op. 10


    Lieder

    • 2 Lieder op. 14a
    • Lullaby op. 14b
    • The Lay of Gu Ä'run op. 22
      geistliche Werke

      • MesseRequiem op. 33b
      • Oratorium 'Edda'


      Streichquartette

      • Streichquartett Nr. 1 op. 21
      • Streichquartett Nr. 2 op. 36
      • Streichquartett Nr. 3 op. 64


      somstiges
      [list]

    • Elegie op. 53
    • IntermezzoConsolation op. 66
    • Iceland Cantata op. 13
    • Lofts-Suite op. 6a
    • Night op. 59
    • Drift Ice op. 63
    • TanzIsländische Volkstänze op. 11
    • Variationen nach Beethoven op. 8




    Beschreibung seiner Musik


    Die Musik von Jón Leifs kann mit Fug und Recht als einzigartig bezeichnet werden. Es gibt keinen Komponisten, dessen Werke man mit denen von Leifs so recht vergleichen könnte.
    Leifs war stets sehr auf seine isländischen Wurzeln bedacht und verwendete daher sehr häufig musikalische Elemente der isländischen Volksmusik wie Tvísöngur (Zwiegesänge) oder Rímur (Reimweisen). Oft klingen, für westeuropäische Ohren eher ungewöhnliche, hohle Quinten. Die Musik wirkt dadurch oft sehr archaisch und ausgesprochen isländisch. Gekünzelte Phrasen sind ihr eher fremd.


    Auffällig sind die vielen Vertonungen von Naturerlebnissen und -phänomenen. Hier sind vor allem Geysir (der Name sagt bereits alles), Dettifoss (ein bekannter riesiger Wasserfall in Island), Hafís und Hekla (ein isländischer Vulkan) zu nennen. Diesen überaus gewaltigen, geradezu beängstigenden Naturphänomene nähert sich Leifs musikalisch auf seine ganz eigene Art.


    Zunächst erweist sich hier die erwähnte spezielle, archaisch wirkende Harmonik (die häufig in den extremen Höhepunkten im Sinne einer Steigerung den tonalen Raum verlässt) als sehr passend. Des weiteren lässt Leifs die Instrumente in extremen Lagen spielen. Orgel und Holzblasinstrumenten müssen häufig an der Grenze ihrer Möglichkeiten aggieren. Und schließlich verlangt Leifs oft wahnwitzige Besetzungen.


    In dem Werk Hekla wird ein Vulkanausbruch verton, den Leifs selbst miterlebte. Um die ungeheure und beängstige Gewalt und Kraft zu verdeutlichen, setzt er eine massive Schlagwerkgruppe ein. Insegsamt 19!!!!! 8o :faint: Schlagwerker spielen dabei gleichzeitig auf Instrumenten, die nach eigens Leifs Vorgaben hergestellt werden müssen. Dazu zählen u.a. riesige Stahlröhren, Kannonen, Steine, Glockenplatten oder Hämmer auf Holzböden. Die Aufführungen sind derart laut, dass sich viele der Musiker über die Lautstärke beschweren und nur mit Ohrenschützern spielen können. Diese Schlagwerkbesetzung, gepaart mit einem massiven Einatz von Blechbläsern, Orgel, Chor und allem sonstigen, was laut ist, lassen Hekla aberwitzig wirken. Gewaltig, archaisch, regelrecht brutal. Es ist ein echtes Erlebnis, die Musik zu hören, ebenso wie es ein Erlebnis sein muss, einen Vulkan beim Ausbruch zu beobachten.




    Einspielungen


    Viele Werke von Jon Leifs sind bei dem schwedischen Label BIS erschienen. Diese Einspielungen sind uneingeschränkt zu empfehlen:





    Ganz neu erschienen ist Ende letzten Jahres der erste Teil des Oratoriums Edda





    Schlussbetrachtungen


    Jedem, der die Musik von Jón Leifs noch nicht kennt, sei eine Beschäftigung sehr empfohlen. Der Musik erzielt mit ihrer tiefen, ehrlichen Ursprünglichkeit eine große Wirkung und vermittelt wie kaum Werke andere Komponisten große Naturerlebnise auf beeindruckende Weise. :jubel:



    Liebe Grüße, der Thomas. :hello:




    Nachtrag


    Ein sehr interessanter Artikel zu Leifs Leben und Werken kann man hier finden:
    http://www.musikmph.de/rare_mu…sers/f_l/jon_leifs/1.html



    *) zur Feier meines 400sten Posting bei Tamino ;)

  • Lieber Thomas,


    Glückwunsch zu Deinem 400. Posting :jubel: und zu diesem verdienstvollen Beitrag.


    Leifs hat es bestimmt verdient, bei einer breiteren Schar Beachtung zu finden. Er gehört wohl zu den Komponisten, die man getrost auch jeder/m empfehlen kann, die/er gegenüber der Musik des zwanzigsten Jahrhunderts Berühungsängste pflegt: sie/er sollte nicht verschreckt werden.


    Ich selbst achte ihn noch höher als Björk. Meinen Einstieg habe ich - fast möchte ich rückblickend sagen: natürlich - über Geysir mit Osmo Vänskä und den Isländer Symphonikern gefunden: ein gewaltiges Werk, kurz und griffig, aber in dieser Konzentriertheit um so eindringlicher in seiner Bildersprache, die in ihrer Kraft vielleicht einem expressionistischen Caspar David Friedrich vergleichbar wäre.


    Das ist die wirkliche Stärke dieses Komponisten: er sieht mit seiner Musik - erzählt durch sie, was er sieht, und dies sehr unmittelbar eingängig.


    Liebe Grüße, Ulrich

  • Hallo Thomas,


    Danke für den Angekündigten Thread und alles Gute zum 400. Beitrag! :D


    Leifs habe ich - wie schon mal berichtet - erst kürzlich entdeckt.
    Ich habe mir die BIS-CD mit Hekla zugelegt und habe den Geysir auf einem BIS-Sampler.


    Seine Werke sind wohl wirklich eher als musikalische Geräuschcluster archaischer Natur zu bezeichnen denn als durchdachte, in Formen gepresste Musik. Absolut einzigartig und durchaus faszinierend - man sollte dabei auch den humoristischen Faktor nicht vergessen!


    Was ich allerdings, nach durchhören meiner CD feststelle ist, dass Leifs Werke sich zum Teil stark ähnen bzw sich gleichende musikalische Strukturen, "Melodien" und Schemata verwendung finden. Ich kann dies m moment nicht genauer definierten - muss es dafür nochmal alles genau hören.


    Alles in allem aber auf jeden Fall ein Erlebnis! :D


    LG
    Raphael

  • Dieser 400. Beitrag ist ein würdiges Jubiläum, denn er kommt einem sehr originellen Komponisten zugute.
    Ich frage mich hingegen, ob Leifs auch ein sehr guter Komponist war.


    Liebe Bundesgenossen auf Entdeckungsreise: Ich bin immer eher dafür, einen unbekannten Komponisten aufzuspüren als einen Vergleich zwischen Karajans dreiundzwanzigstem und seinem fünfunddreißigsten Beethoven-Zyklus zu ziehen.


    Aber Ihr merkt, wie ich mich winde: Ich halte Leifs für einen absolut nicht guten Komponisten. Originell - ja. Aber nicht gut.


    Meiner Meinung nach ist Leifs ein Selbstkopist reinsten Wassers. Seine modal intonierten kleingliedrigen Melodien und seine Quintenparallelen, das alles von meist sehr massiven Orchestern in erheblicher Lautstärke vorgetragen, scheinen mir relativ schnell abgenützt. Kennt man zwei oder drei Werke von Leifs, kennt man alle. Schlimmer: Es reicht, eine seiner (oben nicht angeführten) Hauptwerke zu kennen, nämlich "Baldr" (Baldur), eine Art Mimodram für Wortlosen Chor und Riesenorchester mit Ambossen und Luren. Innerhalb kürzester Zeit weiß der Zuhörer, wie der Hase läuft, und der Rest ist - nun ja, zumindest für mich nicht sehr spannend.


    (Übrigens: Ich kenne nahezu alle Leifs-CDs, die Behauptung, ich müsse es mit einer anderen versuchen, verfängt nicht. Für mich klingt das alles auswechselbar.)


    Der Witz dabei ist, daß ich Leifs dennoch für ein Original (aber nicht ein Original-Genie) halte: Seine Musik ist wirklich unverwechselbar, er erinnert mich in seinem Nirgendwo-Her-Kommen, nicht in seinem Stil, an Janácek - nur, daß Janácek trotz seines extrem markanten Eigenstils eben doch eine Entwicklung von Werk zu Werk aufweist, die jedes dieser Werke unverwechselbar macht.


    Leifs hingegen scheint mir seine Werke ohne Formung zu schreiben, weshalb sie auf mich orientierungslos wirken - und, wie gesagt, für mich austauschbar. Wobei mir klar ist, daß Leifs sich eben auf die isländischen Liedintonationen bezieht, denen diese Urtümlichkeit zu eigen ist. Wahrscheinlich aber liegt es ohnedies an mir, daß ich mich dann, wenn es urtümlich nordisch zugehen soll, doch lieber nach Norwegen zu Geirr Tveitt wende...


    Nichts desto weniger: Ein verdienstvoller Thread, der geeignet ist, die Aufmerksamkeit auf einen echten Eigenbrötler zu lenken.


    :hello:

    ...

  • hallo, edwin, ich schließe mich deiner argumentation vollkommen an.
    das tut mir natürlich leid, wenn jemand - in diesem gfall chorknabe - mit solch großer begeisterung von einem komponisten schreibt ... (da tut kritik immer weh; sorry deshalb) aber dennoch: trotz des immensen aufgebotes, das leifs ins musikalische leben ruft, langweilt mich die musik bereits nach wenigen minuten. zu viel lärm - zu wenig inhalt - zu viel wiederholung in den anderen werken - jedenfalls für mich.


    :hello:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

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  • Hallo Edwin,


    Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Meiner Meinung nach ist Leifs ein Selbstkopist reinsten Wassers. Seine modal intonierten kleingliedrigen Melodien und seine Quintenparallelen, das alles von meist sehr massiven Orchestern in erheblicher Lautstärke vorgetragen, scheinen mir relativ schnell abgenützt. Kennt man zwei oder drei Werke von Leifs, kennt man alle.


    [...]


    Leifs hingegen scheint mir seine Werke ohne Formung zu schreiben, weshalb sie auf mich orientierungslos wirken - und, wie gesagt, für mich austauschbar.


    Du bringst es auf den Punkt, was ich in meinem Beitrag als negativ andeutete. (Jedoch nicht wußte, wie ichs genau ausdrücken soll). Wie gesagt, ich kenne bisher nur eine CD und höre darin ständig diese Selbstkopien...Ich werde mir vielleicht noch 1 oder 2 CDs bei Gelegenheit zulegen, denn: Hin und wieder bereiten mir die brachialen "Naturschauspiele" schon große Freude! :D


    LG
    Raphael

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Ich halte Leifs für einen absolut nicht guten Komponisten. Originell - ja. Aber nicht gut.
    ... relativ schnell abgenützt. Kennt man zwei oder drei Werke von Leifs, kennt man alle. ... Für mich klingt das alles auswechselbar.


    Der Witz dabei ist, daß ich Leifs dennoch für ein Original (aber nicht ein Original-Genie) halte: Seine Musik ist wirklich unverwechselbar ... Wobei mir klar ist, daß Leifs sich eben auf die isländischen Liedintonationen bezieht, denen diese Urtümlichkeit zu eigen ist.


    Lieber Edwin,


    in dieser Beurteilung bin ich eigentlich voll und ganz bei Dir. Ich bin auch nicht der Ansicht, Leifs gehöre zu den Komponisten, von denen man nun das gesamte Lebenswerk kennen müsse oder sollte.


    Aber gerade was seine Originalität angeht - Genie hin oder her -, besetzt er eine Art Nische. Deinen Begriff des Nirgendwo-Her-Kommens verstehe ich in dem Zusammenhang nicht so recht, außer er soll vielleicht gerade diese Originalität kennzeichnen? Denn das Herkommen Leifs von seiner isländischen Basis dieser heimischen Sagenwelt finde ich gerade deutlich. Dieser Bezug auf nordische Sagen lässt z. B. an Griegs Trolle denken. Nur dass Leifs hier zu einer sehr viel archaischeren Umsetzung findet: ganz nah am Erleben der Natur und ihrer Unwägbarkeiten, ganz nah an den ursprünglichen Mythen - so wie ich sie mir in meiner Unwissenheit ausmale. Auf die zugrundeliegenden isländischen Liedintonationen weist Du ja auch hin.


    Das muss man nicht alles hören, genauso wenig wie der Einstieg in die nordische Sagenwelt jederfraus Sache sein dürfte. Aber das Erleben, das diese Musik auslöst, wenn man sich ihr hingibt, lohnt eine "Verkostung" allemal.


    Liebe Grüße, Ulrich

  • Lieber Ulrich,
    das Nirgendwo-Her-Kommen beziehe ich auf die zeitgenössische Kunstmusik. Leifs wurde in Deutschland ausgebildet - und man spürt keine Regerschen Kontrapunkte oder sonstige Satzkünste auf der Basis von übereinandergelegten Terzen. Leifs hat sich seinen Stil auf der Basis anderer Einflüsse zurechtgezimmert. Nur macht er dann für mich zuwenig damit. Ich glaube aber, daß man zumindest ein Werk von ihm kennen sollte - wenn es nicht zu lang ist, kann es in seiner rohen Urtümlichkeit durchaus vergnüglich sein.
    :hello:

    ...

  • Jetzt bin ich neugierig geworden, denn Island ist meineInsel, wo ich oft war und viel Außergewöhnliches gesehen habe.
    Werde mir Geisir anschaffen und mal sehen, ob ich den Strokkur wiedererkenne, den ich so liebe.


    Lieben Gruß aus Bonn :hello:
    Übrigens Sigur Ros hören, während man durch das Land fährt, ist eine besondere Sache

    Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem andern zu

  • Hallo.


    Alles, was aus Island kommt und mit der Edda, Sagas und ähnlichem zu tun hat, weckt sofort mein Interesse. Daher wollte ich mich mal auf die Schnelle erkundigen, ob Leifs tatsächlich die altnordischen Originaltexte vertont hat oder eine modernisierte Form?


    Bin sehr an dieser Musik interessiert und werde mir das eine oder andere davon besorgen.

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

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  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Ich halte Leifs für einen absolut nicht guten Komponisten. Originell - ja. Aber nicht gut.[..]
    Meiner Meinung nach ist Leifs ein Selbstkopist reinsten Wassers. Seine modal intonierten kleingliedrigen Melodien und seine Quintenparallelen, das alles von meist sehr massiven Orchestern in erheblicher Lautstärke vorgetragen, scheinen mir relativ schnell abgenützt. Kennt man zwei oder drei Werke von Leifs, kennt man alle. Schlimmer: Es reicht, eine seiner (oben nicht angeführten) Hauptwerke zu kennen, nämlich "Baldr" (Baldur), eine Art Mimodram für Wortlosen Chor und Riesenorchester mit Ambossen und Luren. Innerhalb kürzester Zeit weiß der Zuhörer, wie der Hase läuft, und der Rest ist - nun ja, zumindest für mich nicht sehr spannend.


    Lieber Edwin, ich möchte Dir ebenfalls, teilweise, zustimmen. Viele Werke Leifs klingen tatsächlich recht ähnllich. Ein ganze Konzert mit seiner Musik wäre daher sicher eine ermüdende Angelegenheit, zumal zuviel "Getöse" den Zuhörer sicher nach spästens 20 Minuten eher enerviert als fasziniert.


    Dennoch bleibt Leifs' Monumentalwerke wirklich beeindruckende Musik, welche (auch hier möchte ich zustimmen) tatsächlich in ihrer Art einmalig und originell sind. Das Archaische und oft regelrecht brutale hat seine ganz eigene Ästhetik, der ich mich beim wohldosierten Hören dieser Werke nicht entziehen kann. Wie ich schon schrieb: die Musik ist weniger durchgeistigt als vielmehr ganz nah am Naturerleben. Dies mag eine Folge der begrenzten kompositorischen Möglichkeits Leifs's sein, auf der anderen Seite birgt dies, wie oben beschrieben, seine Chancen.


    Unbedingt erwähnen möchte ich hier zwei weitere Werke:
    Requiem
    Dieses Werk für Chor acapella ist in mehrerer Hinsicht das Gegenteil von bspw. Hekla. Ein gefühltes mezzo-piano wird nie überschritten, die Musik wirkt sehr still und in sich gekehrt. Die typische isländische Harmonik ist jedoch auch hier wiederzufinden. Das Werk soll stellvertretend zeigen, dass Leifs nicht nur "laut kann" :P


    Orgelkonzert
    Dies ist mein absolutes Lieblingswerk. Nach einer furriosen, durch voll-registrige Orgel, viel Blech und Perkussion geprägten Introition erklingt im Mittelteil eine Passacaglia nach Zitat Bach/Reger-Manier. Dabei steigert sich die Musik von leisen Orgelklängen zu wahren . Das Finale ist ein Klagfest in forte forte .. fortissimo. Klangmassen aus dickenOrgel-Clustern, viel viel Belch und noch mehr Perkussion scheinen die Möglichkeiten eines Ensembles mit klassichen Instrumenten neu zu definieren. Da das Werk mit einem regelrechten Orchesterschlag endet, lässt es den Zuhörer schweißgebadet, in den Sitz gedrückt und recht kleinlaut zurück. :faint:
    Übrigens findet man beim Orgelkonzert die mehrfach erwähnte Harmonik isländischer Volksmusik vergleichsweisel sparsam eingesetzt. Vielleicht macht dies die Musik etwas abwechlungsreicher als andere Werke von Leifs. Auf jeden Fall ist das Orgelkonzert aus meiner Sicht ein echtes Meisterwerk der Orgelmusik. :jubel:


    Bei Interesse:
    auf der CD "Dettifoss" ist das Orgelkonzert mit enthalten.


    Liebe Grüße, der Thomas. :hello:

  • Hallo Chorknabe,


    ich besitze 2CD´s auf denen sich Werke von Leifs befinden.
    1. Hekla (Volcano)
    auf der Ohropax-CD EARQUAKE mit Leif Segerstam.
    Dieser erste Kontakt, bei dem ein Vulkanausbruch dagestellt wird, machte mich neugierig auf weitere Werke von Jon Leifs.
    Es wären sicher alle von Dir im Eingangsbeitrag vorgestellten CD´s geworden, da mir der Komponist Leifs liegt. Auch wenn er sich, wie Edwin feststellte, wiederholt.
    Ich stellte fest, das diese BIS-CD´s alle sehr teuer waren. Und für diese manchmal wenig musikalischen Klangauswüchse, wollte ich nie diesen Preis dann doch nicht löhnen.


    2. Die BIS-CD mit der Aufschrift GEYSIR hatte ich dann aber letzten Sommer doch auf dem Flohmarkt Rheinaue Bonn preiswert erworben ---- und --- es hat sich gelohnt.
    Ich hatte dann auch irgendwann vor einen Thread dazu zu eröffnen, wollte aber erst abwarten bis ich noch mehr von Leifs zusammen habe.
    :hello: Danke für Deinen schönen Eröffnungsbeitrag.
    Wenn man zuerst diese CD hat, kommt man eigendlich nicht auf den Gedanken bei den 6 auf dieser CD vorhandenen Werken Wiederholungen festzustellen, da die Werke untereinander dort sehr kontrastreich sind.


    :yes: Es gibt jede Menge interessante Werke von Leifs !
    Schon auf dieser einen CD:


    Geysir, op.51(1961), mit seinem gefühlvollen Anfang ist sehr gelungen, hat aber für Stabia mit Sicherheit nicht den Wiedererkennungswert des Strokkur, sondern könnte auch Musik für einen Horrorfilm sein( :D statt Wasser spritzt Blut - Eimerweise) .


    Isländische Folkstänze op. 11(1929/31)
    Hier greift Leifs auf die isländische Folksmusik zurück und gestaltet (hier tonal) schöne Volksweisen, die gut und effektvoll instrumentiert sind.


    Mit Röhrenglocken und dann im Allegro molto hebt die Loftr-Ouvertüre, op.10(1927) an. Eine effektvolle Musik mit allem was das "Powerherz" begehrt - mir gefällts !



    8) Jedenfalls finde ich die Musik so spannend, dass ich mir so nach und nach alle Leifs-BIS-CD´s zulegen werde - aber den Vollpreis werde ich dafür nicht zahlen.
    Die gelieferte Klangqualität der BIS-CD ist zudem ausgzeichnet.



    :) Interessant Deine INFO über das Orgelkonzert.
    Das wird die nächste Leifs-Anschaffung werden: DETTIFOS.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo Thomas,


    kennst Du auch die SAGA Symphonie mit dem Inhalt altisländischer Sagas.
    Soll auch ein sehr ansprechendes Werk sein.


    Eine Frage zum Orgelkonzert auf der CD DETTIFOS:
    Titelverzeichnis
    1. Con, Op.7: I. Intro. Allegro Moderato
    2. Con, Op.7: II. Passacaglia. Tempo Moderato
    3. Con, Op.7: III. Finale
    4. Var On A Theme By Ludwig Van Beethoven, Op.8: Thema. Adagio E Molto Cantabile
    5. Var On A Theme By Ludwig Van Beethoven, Op.8: Var I. L'istesso Tempo
    6. Var On A Theme By Ludwig Van Beethoven, Op.8: Var II. L'istesso Tempo, Quasi Grave, Ossia...
    7. Var On A Theme By Ludwig Van Beethoven, Op.8: Var III. Allegro
    8. Var On A Theme By Ludwig Van Beethoven, Op.8: Var IV. Allegro Scherzando
    9. Var On A Theme By Ludwig Van Beethoven, Op.8: Var V. Moderato
    10. Var On A Theme By Ludwig Van Beethoven, Op.8: Var VI. Moderato Alla Marcia
    11. Var On A Theme By Ludwig Van Beethoven, Op.8: Var VII. Allegro Molto Ma Energico
    12. Var On A Theme By Ludwig Van Beethoven, Op.8: Var VIII. Allegro Vivace E Brillante
    13. Var On A Theme By Ludwig Van Beethoven, Op.8: Var IX. Quasi Grave
    14. Var On A Theme By Ludwig Van Beethoven, Op.8: Var (X). Finale (Reprise). Adagio Cantabile Ma Animato
    15. Fine II (Farewell To Earthly Life), Op.56: Andante
    16. Dettifoss, Op.57


    Heißt das Orgelkonzert CON, op.7 ???
    Leider ist beim Anbieter amazon ein Fehler unterlaufen und es sind andere Werke von Schostak.angegeben. Der Preis wäre OK.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat

    Original von teleton
    Jedenfalls finde ich die Musik so spannend, dass ich mir so nach und nach alle Leifs-BIS-CD´s zulegen werde - aber den Vollpreis werde ich dafür nicht zahlen.


    Bei Amazon Marketplace gibt es die CDs für durchschnittlich 10,- EUR. Plus obligatoischer 3,- EUR Versand macht das 13,- EUR pro CD, was ich als fairen Preis erachte.
    Bspw hier: http://www.amazon.de/Shostakov…ay&qid=1202465693&sr=8-13


    Zitat

    Interessant Deine INFO über das Orgelkonzert.
    Das wird die nächste Leifs-Anschaffung werden: DETTIFOS.


    Ich bin gespannt auf Deine Meinung :yes:


    Liebe Grüße, der Thomas. :hello:

  • Hallo, miteinander!


    Auch meinerseits vielen Dank an den Chorknaben Thomas!


    Ich könnte mir vorstellen, dass ich mit Leifs eine ähnliche Erfahrung mache wie mit dem englisch-armenischen Effektvielschreiber Alan Hovhaness. Drei CDs habe ich, und jetzt muss auch wieder Schluss sein, da ich mir keinen großen Neuigkeitswert mehr verspreche. Aber diese drei CDs höre ich doch in gewissem Abstand sehr gerne.


    Ich werde also mit der empfohlenen CD beginnen, die das Orgelkonzert enthält, und mich dann, wenn ich daran denke, hier wieder melden.


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

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  • Zitat

    Original von teleton


    Heißt das Orgelkonzert CON, op.7 ???


    Das Werk lautet: Konzert für Orgel und Orchester op. 7 (1930). Das "CON" ist bestimmt ein Druckfehler.



    Auch wenn mir persönlich nicht alles von Leifs' gefällt, kann ich dieses Werk wärmstens empfehlen:


    Edda - Teil I: Skopun heimsins (Die Schöpfung der Welt)


    Gunnar Gudbjörnsson
    Bjarni Thor Kistinsson
    Schola Cantorum
    Iceland Symphony Orchestra
    Hermann Bäumer


    BIS



    Konzipiert in vier großen Abschnitten (Die Erschaffung der Welt, Das Leben der Götter, Götterdämmerung, Auferstehung) mag das oberflächlich an Wagner erinnern – Leifs aber ging die Sache weitaus nüchterner und ohne gewichtigen Ballast an. Über der Komposition stand indes von Anfang an kein guter Stern. Der im Januar 1939 abgeschlossene erste Teil blieb zunächst unaufgeführt. Auch die (teilweise) Uraufführung in Kopenhagen (1952) endete aufgrund der Publikumsreaktionen in einem Desaster. Der zweite Teil des Oratoriums wurde erst 1966 abgeschlossen, der dritte blieb Fragment, und mit dem vierten hatte Leifs gar nicht erst begonnen.


    Die von Quinten, Dreiklängen, statischen Akkorden und mächtigem Schlagwerk geprägte Komposition wirkt durch den archaischen Text letztlich noch gewaltiger als Leifs instrumentale Partituren. Die ebenso engagierte wie präzise Interpretation sowie das beeindruckende klangliche wie dynamische Spektrum der Produktion sind Ergebnis einer kollektiven Kraftanstrengung – einer Kraftanstrengung, die dem fraglos hohen Rang der Partitur vollauf gerecht wird.


    (Quelle: Nordische Musik)


    Davidoff

    Verachtet mir die Meister nicht

  • Hallo Thomas (Chorknabe),


    mit der Bestellung der CD DETTIFOSS bei amazon hat nicht geklappt.
    Mein Hinweis des Fehlers an amazon und den Anbieter gleichzeitiug führte zu einer Geldrückerstattung.
    So ein Mist. X( Wieso haben die nicht einfach die CD wie abgebildet gesendet.


    Die CD ist dort nochmal im Angebot. :no: Für den Preis nehme ich sie allerdings nicht !
    :boese2: Ich kann warten !





    P.S. :hello: Bitte denkt an den Termin für das TAMINO-Treffen in Bonn, voraussichtlich am 22.02.2008 und die Zusage im Thread "Kölner Treffen".

    Gruß aus Bonn, Wolfgang



  • Ja, Kraftanstrengung trifft es ziemlich gut. Wie anders sollte man sonst knapp 80 Minuten Musik beschreiben, die - abgesehen von wenigen, aber dafür sehr schönen und stimmungsvollen sanften Passagen - (gefühlt) nur aus Orchesterschlägen besteht. Rums - Rums - Rums - Rums - ...
    Mich hat das Ganze jedenfalls ziemlich kalt gelassen.



    herzliche Grüße,
    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Die CD "Dettifos" habe ich mittlerweile erhalten und gehört. Ich bin sehr angetan von der Archaik dieser Musik, die in der Tat recht unverwechselbar zu sein scheint. Eine weitere der genannten Einspielungen könnte ich mir durchaus vorstellen. Auch ich hatte - in einem allgemeineren Sinne - beim erstmaligen Eintauchen in Jon Leifs Oeuvre am ehesten die Assoziation mit Janacek, wobei dessen Originalität sicher nicht erreicht wird. Ausgeprägter scheint mir die Nähe zu betont malerischer Filmmusik.


    Am interessantesten, da in den Klangfarben und fast geräuschhaften Effekten ungewöhnlichsten, auch sehr assoziativ komponiert, ist die viertelstündige Titel-Komposition mit einem eher als Farbwert konzipierten Chor und einer relativ kurzen Textpassage des Bariton.


    Das Orgelkonzert ist nicht ganz so weit weg von Hindemith. Die modale Harmonik wird hier weniger in einen atmosphärischen Nebel getaucht. Dazu trägt auch die bestimmende strukturelle Form der Passacaglia bei.


    Die beiden anderen Kompositionen erscheinen mir weniger urwüchsig und eigenständig.


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Auch ich habe die DETTIFOSS-CD erhalten, obwohl es durch die fehlerhafte Einstellung der CD(beim preisgünstigeren Angebot) bei amazon zuerst so aussah, als wenn eine Lieferung nicht zustande käme.


    Ich möchte kurz auf die BIS-CD DETTIFOSS eingehen:


    Wie alle Jon Leifs-Werke leben auch diese Kompositionen wieder vom einem, dem "EFFEKT" und weniger von musikalischer und kompositionstechnischer Größe.
    Dies wird einem nach meiner nun 3.Jon Leifs - CD voll bewußt.
    :yes: Da ich aber effektbehaftete Musik mag, kommt diese toll instrumentierte Musik bei mir sehr gut an.
    Jon Leifs Musik ist absolut unverwechselbar - er hat seine Kompositionssprache gefunden und mag diese auch manchmal noch so einfach und banal sein.


    Orgelkonzert op. 7 (1930)
    Mit Wahnsinnspower beginnt und endet das Orgelkonzert (19:51), das man als Konzert für Orgel, Pauken und Orchester bezeichnen könnte. Da geht es rund, das hat Saft und Kraft. Der Mittelteil Passacaglia hat schöne Momente mit den Leifs-Klangfarben, die ihn unverwechselbar machen, um anschließend wieder "die Sau rauß zu lassen" - Klasse.
    Das Orgelkonzert erinnert mich an das Orgelkonzert von Bengt Hambreus (das ich auf TB habe), das allerdings kompositionstechnisch aus ganz anderem Holz geschnitzt ist.


    Beethoven-Variationen op.8 (1930)
    In 10 Orchestervariationen wird ein Thema aus dem Beethoven-Streichtrio op.8 variiert, das Leifs bei einem Gang durch Leipzig zufällig draußen hörte.
    Die erste Variation ist rechter Humbug, so empfinde ich es. Aber er ersetzt auch hier musikalische Größe wieder durch Effekte und daher sind einige Variationen dabei, die so richtig "vom Hocker hauen" - insgesamt gelungen.


    FineII für Vibraphon und Streichorchester op.56 (1963)
    Ich hatte große Erwartungen das Vibraphon betreffend, da ich das Instrument sehr mag.
    Das Vibraphon hat in dem 6:26-Stück genau drei Töne zu spielen.
    Der erste Ton im Anfangstakt und am Schluß zwei Töne.
    Ein Witz das da noch im Textheft groß der Vibraphonsolist angegeben ist.
    :D Der konnte sich ja in dem Stück so richtig austoben.
    In unseren Breiten würde so ein Stück nicht auf CD landen--- aber in Island ist ja wenig anderes da. Also Jon Leifs auf BIS, dann auch so etwas.
    Wenn man allerdings bedenkt was im POP-Bereich heute auf CD landet, dann wundert einen nichts mehr.


    Dettifoss op.57(1964)
    Ein typischer Jon Leifs mit einer weiteren Naturschilderung, eine Tondichtung über einen der größten Wasserfälle Europas. Dazu bedient sich Leifs noch zusätzlich eines Bariton und Chors. In der ersten Hälfte des Werkes zur 8.Minute ist noch nicht viel los, aber dann scheint der Wasserfall tosend zu Tal zu prasseln; Chor und Bariton haben dann kurze ruhige Momente, aber letztendlich nicht viel zu tun. Es ist ein Dialog zwischen Chor (Wasserfall) und dem Dichter (Bariton).
    An Thomas möchte ich die Frage stellen ob in dem Wasserfall nicht neben den Wassermassen eine Menge Steine dabei sind, die zu Tal fallen ? :D Ganz fette dicke Brocken sind dabei !
    Das Werk liefert schon anständigen Hörspaß, aber das es ein Wasserfall sein soll weis man im Prinzip nur durch die Beschreibung.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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  • Hallo, Namensvetter!


    Lohnt sich das Konzert von Bengt Hambraeus? Oder kannst Du sogar eine bestimmte Aufnahme empfehlen?


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Zitat

    Original von salisburgensis
    Rums - Rums - Rums - Rums - ...


    Laute Rock- und Popmusik - schädlich? Schwerhörigkeit!? - so'n Quatsch. Man möge sich mal diese CD zu Gehör führen - besonders das letzte Stück - Jon Leifs 'Hekla'.



    Aus dem Booklet:


    Zitat

    Das Schlußstück 'Hekla' ist vielleicht das lauteste Stück Musik, das je komponiert wurde. Es faßt unmißverständlich den Ausbruch von Islands größtem aktiven Vulkan Hekla in Töne. Das 140-Mann-Orchester bestand darauf, während der Aufnahmen Ohrenschützer zu tragen. Immerhin kommen Kanonenschüsse, ein Chor und eine 22 Mann starke Percussion-Abteilung zum Einsatz. Es werden Steine gehämmert, Schwermetallketten geschmiedet. Ambosse traktiert, Stahlplatten und Sirenen zum Klingen gebracht. Um das Maximum aus dieser Produktion zu holen, sollten Sie beim Hören die Lautstärke nicht nachregulieren. Nur wenn Lautsprecher und Ohren aufs äußerste belastet werden, ist das ganz neue Hörerlebnis garantiert. EARQUAKE - eine musikalische Explosion für Ihre Sinne.


    - was für ein unglaublicher Krach. Nach dem Hören stellt man sich unwillkürlich nach dem Sinn - und überhaupt! 'Was ist eigentlich Musik?'


    Gruß
    Jörg

  • Zitat

    Original von Arietis
    - was für ein unglaublicher Krach. Nach dem Hören stellt man sich unwillkürlich nach dem Sinn - und überhaupt! 'Was ist eigentlich Musik?'


    Gegenfrage: Welche musikalischen Mittel wären denn geeigneter, einen Vulkanausbruch zu vertonen? Bei einem Streichquartett will mir da keine rechte bedrohliche Gewaltigkeit aufkommen.


    Der Sinn der Msuik ist schon durch den Namen klar umrissen. Und dass es sich um Musik handelt, steht wohl völlig außer Frage.


    Liebe Grüße, der Thomas. :hello:

  • Zitat

    Original von WolfgangZ
    Hallo, Namensvetter!


    Lohnt sich das Konzert von Bengt Hambraeus? Oder kannst Du sogar eine bestimmte Aufnahme empfehlen?


    Besten Gruß, Wolfgang


    Hallo WolfgfangZ,


    ich glaube von dem
    Bengt Hambreus:Continuo für Orgel und Orchester (1975)
    (Länge 35Minuten) gibt es hierzulande keine CD !?!
    Meine Aufnahme ist noch aus der Zeit als ich noch TB-Aufnahmen machte, vom SWFII mit dem SWF SO Baden-Baden, Werner Jakob, Orgel; Ernest Bour.


    Es lohnt auf jeden Fall - ein Wahnsinnsorgelkonzert, wie ich es nie mehr in dieser Intensität hörte.
    -------------------------------------------------


    Hallo Aretis,


    die CD EARQUAKE habe ich auch.
    Das einizige Werk weshalb die CD lohnt ist Jon Leifs: HEKLA mit Leif Segerstam am Pult.
    Die restlichen Werke auf dieser CD (es sind ohnehin nur Ausschnittsätze und soetwas hasse ich) habe ich in weitaus besseren interpretationen und als Komplett-Werke auf CD vorliegen.
    Ich finde genau wie Thomas, das HEKLA ein Wahnsinns-Piece ist. Das ist eben nichts für zartbesaitete Naturen.
    Die Aufnahme auf BIS auf der CD HEKLA würde mich auch interessieren.


    :beatnik: Ist diese auch bessere als alles andere auf EARQUAKE ?
    Wenn ja, dann kann ich diese Ohropax-CD absetzen, denn HEKLA brauche ich nur einmal und das TOP.
    :D In dem klaren CD-Case befinden sich zwei gelbe Ohropax. Ein guter Witz vom CD-Hersteller ONDINE!

    Gruß aus Bonn, Wolfgang


  • Hallo Thomas,


    Nach dem ersten Hören war ich irgendwie geplättet. Was war denn das! Richtmikrofon beim nächsten Ausbruch des Vulkans drauf, auf CD pressen und man kommt zu einem ähnlichen Ergebnis ;)


    Musik sollte erbaulich sein - das hier ist einfach nur Effekt - aber, ich gebe es zu - ein gut gemachter.


    Zitat

    Original von teleton
    Die Aufnahme auf BIS auf der CD HEKLA würde mich auch interessieren.


    Hallo teleton,


    die BIS-Aufnahme ist aufnahmetechnisch und intepretatorisch der von Ondine weit unterlegen.


    Gruß
    Jörg

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  • Zitat

    Original von Arietis
    Musik sollte erbaulich sein - das hier ist einfach nur Effekt - aber, ich gebe es zu - ein gut gemachter.


    da haben wir schon den Grund für unsere verschiedenen Sichtweisen! :) Das, was wir beide in der Musik suchen (und finden), deckt sich offensichtlich nicht ganz (muss es ja auch nicht). "Erbaulich" ist für mich ein Aspekt von ganzen vielen, den ich in der Musik finde. Letztlich ist Musik wie das leben, und alles was es im leben gibt, kommt dort vor. Liebe und Schmerz, Föhligkeit und Trauer, und eben Stille und die welt erzitterndes Getöse. Und irgendwer muss eben auch die Grenzen, welche die Musik dabei bietet, abstecken. :D Ich denke, Jon Leifs war ein solcher Musiker..


    Liebe Grüße, der Thomas. :hello:

  • Endlich ist die CD da, über caiman, New Sealand, man glaubt es kaum.
    Ich habe sie mit großem Vergnügen gehört.


    Und hier habe ich die Anwort auf die Frage "Wer ist Jon Leifs, und kennst Du ihn ?"- denn er kennt auch Laxness - von unserem Freund aus Reikjavik für Euch kopiert; -


    "Sicher was für den Jón Leifs, wenn er nicht seit 40 Jahren tot wäre.
    Ernst, ausgebildet, mit grosse Ideen und blitzblankgeputzte Schuhe kam
    er von Deutschland nach Hause in die 20ern, wollte ernste, grosse,
    richtige Musik machen mit die im Dorfstadt Reykjavík vorhandenen
    Musikern. Die haben Ihm Missverstanden. Eigentlich haben alle ihm
    missverstanden. Sein Musik wurde als Hochschnausige Kakophonie
    betrachtet und weitgehend verachtet, wenn auch wegen Jóns akademische hintergrund in gewisse, enge, winzige musikakademische Kreisen alsNeuklassik eingestuft.
    Jón habe Ich auch missverstanden, die Rede kannvon Hass sein. Und dann habe Ich als alter Mann kapiert dass JónsMusik nicht nur gross sondern auch grossartig war. Und ist
    Isländischer als Volksmusik. Muss also gut verdaut werden, und dann
    scheint die Schönheit durch den mal infernalischen Basaltlavatonwand."


    Zuerst das Orgelkonzert. Entwickelt einen faszinierenden Sound, Orgel und Pauke, Orchester so nebenbei. Wie toll nun die kompositorische Leistung ist, kann ich nicht analysieren. Es hört sich nie langweilig an.


    Dann ja etwas für mich, hatte nicht damit gerechnet;
    Natürlich kenne ich die Variationsvorlage aus dem Steichtrio Op. 8 von Beethoven.
    Aber in diesem Umfeld gehört, klingt das Thema wirklich anders.


    Ich verstehe, warum Leifs davon so angeregt wurde, daß er 10 Variationen - wohl nach herkömmlichem Muster - geschrieben hat. Das Thema hat ihn träumen lassen von der Landschaft seiner Heimat, und das ist nach 8-9 Islandreisen auch bei mir so angekommen.
    Beweist mir wieder mal die universelle Art Beethoven'scher Musik.
    Auch diese Variationen sind gut anzuhören.


    Bei Dettifos habe ich nun schrecklichen Lärm erwartet, aber nein.


    Der erst Teil war genau die Beschreibung der Annäherung an diesen gigantischen Wasserfall, der die Gewalt der Niagara- Fälle sicher erreicht, wenn nicht übersteigt, da er eine schmälere Fallniesche hat.
    Man kommt an den Rand eines Hochplateaus, steigt langsam in einen Canyon hinab, um dann wieder auf einem Plateau langsam dem Wasserfall immer näher zu kommen. Das ist schon ein bißchen zu laufen.
    Und etwa da, wo das Getöse sehr deutlich hörbar ist, setzt Leifs den Chor und den Bariton ein. Leider weiß ich nicht, was sie singen, stelle mir aber so etwas wie eine altgriechische Musik in einer Tragödie vor, wo dem Gott und Geist eine Hymne gesungen wird.
    Dann kommt man den Wasserfall nahe. Und hier ist die Natur wesentlich lauter, als das, was Leifs uns in relativ kurzer Zeit zumutet.


    Den Schluß bildet dann noch mal so etwas, wie eine Hymne an diese Naturgewalt, so habe ich es gehört.


    Also Lautmalerei, die man dann mit Freude hört, wenn man es so gut kennt, wie ich das Glück habe.


    Was das ganze "wert" ist, kann ich nicht beurteilen, ich teile nur meine Empfindungen mit.
    Das habe ich sicher nicht zum letzten Mal gehört. Bin eigentlich nun auf Geisir neugiierig, denn dieses Naturschauspiel könnte ich stundenlang betrachten, wozu es leider nie kommt.


    Lieben Gruß aus Bonn :hello:

    Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem andern zu

  • Liebe Freunde isländischer Musik und besonders derjenigen Jón Leifs,


    wenn man nur den gewaltigen, sehr lauten, nicht selten grob dreinhauenden Leifs nennt, dann übersieht man, dass er auch ganz anders komponieren konnte. Sein "Requiem" für a capella Chor, auf das Stabia schon einmal hingewiesen hat, ist ein wunderbares und sehr trauriges, gar nicht lautes, grobes Musikstück, sondern genau das Gegenteil von alledem. Man muss es an die Seite seines zweiten Streichquartettes op.36 stellen, das den Titel "Vita et mors" trägt: eine eindringliche Trauermusik auf den Tod seiner Tochter Líf (Leben).


    Ich habe in allen Forum-Beiträgen zu den Streichquartetten bezeichnenderweise recht wenig gefunden. Diese Kammermusik, die sich über weite Passagen hin im piano, pianissimo oder mezzopiano bewegt, natürlich auch gelegentlich schmerzhaft im forte aufbegehrt, "schreit", hat mich sehr berühert, und ich kann die Einspielung mit dem Yggdrasil-Quartett (bei BIS erschienen )nur allen ans Musikerherz legen. (Übrigens ist Island auch "meine" Insel, nächstes Jahr werde ich zum vierten Mal dort sein.)
    Allen einen herzliche Gruß, Volker Freywald

    Fr