Richard Wagner: SIEGFRIED

  • Die große Anteilnahme an den beiden Threads zum RHEINGOLD und zur WALKÜRE veranlassen mich, bereits jetzt auch den SIEGFRIED-Thread zu starten.
    Desweiteren verweise ich neuerlich auf den alten Thread DER RING DES NIBELUNGEN, in welchem speziell zu den Gesamtzyklen geschrieben werden kann.


    Nun aber zum dritten Teil der Tetralogie, zum Zweiten Tag.


    Siegfried gefiel mir bereits beim ersten Hören außerordentlich gut, gerade der 1. Aufzug ist von einer solchen Feurigkeit, daß es eine Freude ist. Ich zitiere mal den verehrten Edwin Baumgartner, der das im Wagner-Opern-Hitlisten-Thread sehr trefflich formulierte:


    Zitat

    Nichts als Dialoge, aber es geht Schlag auf Schlag, und das Orchester glitzert und leuchtet wie sonst kaum je bei Wagner.


    Siegfried bietet dazu eine auch dem Laien bekannte Szene: Den epischen Drachenkampf, für mich eines der absoluten Highlights der Tetralogie.


    Was uns nun alle interessiert: Welche Aufnahme des Siegfried hat Referenz-Charakter?


    Es folgt wieder eine kurze (natürlich unvollständige) Auflistung einiger Favoriten:



    Solti 1962



    Karajan 1968



    Böhm 1966 (nicht einzeln erhältlich)



    Keilberth 1955

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • George London darf natürlich nicht fehlen, und obwohl er den Solti-Ring nicht vollständig aufnehmen konnte, gibt es von ihm doch den gesamten Wotan/Wanderer zu hören:



    Richard Wagner (1813-1883)
    Siegfried


    Birgit Nilsson, Hans Hopf, George London, Jean Madeira,
    Paul Kuen, Ralph Herbert, Gottlob Frick, Metropolitan Opera
    Orchestra, Erich Leinsdorf
    Label: GoldenMelo , ADD, 1962



    ...und sehr beeindruckend sind auch die Schmiedelieder von Hans Hopf!



    LG, Elisabeth

  • Ich kann mir eigtl. kaum einen idealeren Mime vorstellen als Gerhard Stolze bei Solti. Sehr gut auch Wolfgang Windgassen in der Titelpartie und Kurt Böhme als Fafner, von Birgit Nilssons Brünnhilde mal ganz zu schweigen. Und ich mag auch Hans Hotters Wanderer.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Beim „Siegfried“ finde ich es etwas schwierig, eine Aufnahme hervorzuheben. Ich erfreue mich sehr an Kollos Darbietung der Titelpartie bei Janowski. Kein dummer Naturbursche, aber bei Tenören wird das ja nie so ganz klar, was die eigentlich draufhaben. Zu „kopfig“ jedenfalls wirkt dieser Siegfried auch nicht. Mit Schreier und Adam bildet er hier ein unbestechliches Gespann. Wäre da nicht diese Amerikanierin, die im dritten Akt ihre Stimme erhebt. Ihretwegen meide ich auch Janowskis „Walküre“. Nee, die Amerikanierin geht gar nicht (wie man heute jugendsprachlich sagt)…
    Marek Janowski ist vielleicht nicht der tiefauslotensten Dirigenten einer (gewesen), eher ein sachlicher Orchesterchef mit Ohr für Ausgewogenheit. Und das setzt er durchaus gewinnbringend hier ein.


    Soltis dritter Wagner-Studio-Streich (nach „Rheingold“ 58 und „Tristan“ 60) ist vielleicht der erste, der nicht mehr unter deutlicheren Uneinheitlichkeiten im Sängerensemble leidet. Hotter noch etwas knackiger als drei Jahre später in der „Walküre“, Windgassen eine Bank, Stolze ein, wie vom Vorredner erwähnt, idealer Mime. Bei Karajan singt er mehr, hier geht es tatsächlich hart ans Sprechtheater. Aber alles vorgetragen und durchleuchtet von einer großen Sängerpersönlichkeit. Frau Nilsson braucht man nicht zu diskutieren, hoffe ich.
    Mir gefällt im "Siegfried" besonders Soltis wuchtiger Zugriff auf die Partitur. Wenn Fafner sich so schön ringelt und wälzt, Mime kräht und zetert, der Wotan-Wandrer scheppert, Siegfried den dicken Hannes macht, die Erda schwer beschwörend grunzt (sie alle auch und gerade im Orchester abgespiegelt) und allgemein die Wälder wogen, dann fühle ich mich aufgehoben, muß ich sagen.


    Karajan hat Jess Thomas als Siegfried. Nunja. Nicht schlecht, bestimmt nicht, aber was sagt Ihr zu ihm? Ich komme klar, mehr vielleicht nicht. Stolze, wie erwähnt, in seinem zweiten Studio-Mime, der etwas abgeklärter (und dadurch auch gefährlicher?) zu Werke geht als unter Solti. Stewart nach „Walküre“ in seiner zweiten Wotan-Rolle, die er für meine Begriffe ebenso souverän ausfüllt – er hat hier freilich weniger Gelegenheit sich zu präsentieren. Helga Dernesch soll wegen ihrer Beine für die Osterfestspiele besetzt worden sein, wovon wir freilich auf den Platten heute wenig haben. Sie war einer von Karajans „Fünf-Jahres-Lieblingen“ und ich vermag immer noch nicht zu sagen, ob mir das nun gefällt, wie sie singt, oder ob ich mich dem eher distanziert gegenüber verhalten sollte. Ich gestehe, ich lege die Dernesch nicht so furchtbar häufig auf. Ihre Isolde scheint mir irgendwie plausibler als ihre Brünnhilde?


    Klanglich sind die drei von mir genannten Einspielungen alle auf der Höhe ihrer Zeit. Die Schallplatten, mit denen ich ja immer ang´schissen komme, sie klingen herausragend, gerade auch die Solti-Aufnahme von 1961. Ich liebe es sehr, die schönen Scheiben mit dem schwarz-güldnen „Decca“-Etikett auf den Teller zu legen und den Lautstärkeregler auf „Zuversichtlich, daß die Nachbarn Nachsicht üben werden“ zu stellen.


    Mich würde sehr freuen, von den neueren Studioaufnahmen zu lesen, Dohnanyi, Levine, Haitink u. dergl.


    Liebe Elisabeth, Hopf als Siegfried interessiert mich sehr. Ich werde sehen, ob ich bei einem Freund werde hineinhören können.


    Liebe Grüße,


    Alex.

  • Verehrter Graf,


    wieder ein vorzüglicher Beitrag! :jubel:


    Ich fand den Mime und den Siegfried im Boulez-Video von 1980 auch nicht schlecht. Welche Sänger waren das damals gleich?


    Zitat


    Mich würde sehr freuen, von den neueren Studioaufnahmen zu lesen, Dohnanyi, Levine, Haitink u. dergl.


    Ich fürchte, Dohnányi nahm den Siegfried niemals auf.


    Liebe Grüße :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Zitat

    Original von Felipe II.


    Ich fand den Mime und den Siegfried im Boulez-Video von 1980 auch nicht schlecht. Welche Sänger waren das damals gleich?


    Manfred Jungwirth war Siegfried, Heinz Zednik der Mime.


    LG, Elisabeth

  • Hallo Alex,


    der "Ring" unter Dohnanyi ist leider nicht komplett: nur "Das Rheingold" und "Die Walküre" wurden produziert, da hat Felipe recht!



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Vielen Dank, liebe Elisabeth!


    Jetzt, wo ich die Namen lese, erinnere ich mich.


    Wie beurteilt ihr denn den Boulez-Siegfried?


    Liebe Grüße :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Lieber Felipe, lieber Liebestraum, ich habe mich im Rheingold gewähnt. Dohnanyi hat natürlich weder "Siegfried" noch "Götterdämmerung" eingespielt - aus sehr durchsichtigen Gründen übrigens, falls die Plattenfirma mitliest...!


    Alex.

  • Heinz Zednik war meiner Meinung sicherlich einer der führenden Mimes seiner Zeit (wenn nicht sogar DER führende). Ich muss vorausschicken, dass ich ihn nur von der DVD her kenne (Boulez und dann in der Schenk-Inszenierung der Met unter Levine) und er hat mich sehr beeindruckt (übrigens auch als Loge!!!).


    Stolze kenne ich nur in der Solti-Aufnahme - auch hervorragend (aber ich finde nach wie vor, dass Stolze niemals so gut war wie in der Solit-Salome mit Nilsson als Herodes)...


    Was hält ihr übrigens von der Idee, dass nächstes Jahr in Wien der Loge von einem Bariton (Adrian Eröd - er war gerade ein hervorragender Beckmesser) gesungen wird ?

    Hear Me Roar!

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  • Lieber Kurt,


    Eröd als Loge halte ich für eine sehr gute Idee (wie sagt man so altertümlich "Singschauspieler")
    Zednik als Mime und Loge: Da biedere ich mich Dir rechtgebend an
    Stolze: Darf ich "seinen" David (Knappertsbusch-Bayreuth 1960) in den Lobpreisungen ergänzen.


    Bezüglich Dohnanyi: Beim letzten Ring-Zyklus hat er in Wien nach Walküre die Lust verloren. Vielleicht war das der Grund für den "Aufnahme-Stopp".
    Die Siegfried-Premiere dirigierte übrigens Pappano mit sehr viel "Italianitá", sodaß ich Dohnanyi's Ausscheiden aus der Produktion nicht allzusehr bedauerte.

    Otto Rehhagel: "Mal verliert man und mal gewinnen die anderen".
    (aus "Sprechen Sie Fußball?")

  • Ich glaube nicht, dass Dohnany die Lust verlor (zur Götterdämmerung war er ja wieder da - hat er nicht auch noch Siegfried-Vorstellungen dirigiert? weiß jetzt nicht mehr), er war vor der Siegfried-Premiere erkrankt, und Pappano sprang ein, mit ganz anderem - vom Publikum dankbar angenommenen - Stil. In meiner Erinnerung kann ich das musikalische Ergebnis in etwa mit dem heutigen Thielemann vergleichen. Mir hat aber Dohnanys kammermusikalische Lesart auch sehr gut gefallen.

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Beim Privatsender sat1 hat Richard Wagner heute dienstfrei. :D :D


    Siegfried
    Die Free-TV-Premiere am Ostermontag, 24.03. um 20:15 Uhr in Sat.1!


    Zitat

    Vor langer, langer Zeit fand der Schmied Mime ein Baby im Rhein, nannte es Siegfried und zog es wie seinen eigenen Sohn groß. Aber da Siegfried übernatürliche Kraft besaß, mit der er alles kaputt machte, war er im Dorf nicht sehr beliebt. So freuten sich alle, als er die hübsche Kriemhild erblickte und beschloss, ihr Herz zu erobern. Der einzige, der ihm auf seinem Weg folgte, war ein kleines Schwein, das ihn irgendwie mochte und das sich einfach nicht abschütteln ließ.
    Es war eine finstere Zeit, als der Rhein sich rot färbte vom Blut der Unschuldigen, eine Zeit des Tötens und Sterbens - der Kriege und Schlachten um den sagenhaften Schatz der Nibelungen, lange vor unserer Zeit. Aber es war auch die Zeit tapferer Recken und wahrer Helden. Der Rhein hat ihrer viele gesehen, damals, von denen die Legenden noch heute berichten. Aber einer von ihnen überragte sie alle, die Tapfersten der Tapferen. Er, dessen Wiederkunft die Unterdrückten der Erde ersehnen bis heute, den die dunklen Mächte aber fürchten wie ihren eigenen Untergang. Der Mutigste unter den Furchtlosen, der Held der Helden, der große Sohn unseres Volkes. Nach Jahrhunderten voller Lügen ist es nun an der Zeit, seine wahre Geschichte zu erzählen ...


    Darsteller (Rolle)
    Tom Gerhardt (Siegfried)
    Dorkas Kiefer (Kriemhild)
    Volker Büdts (Hagen)
    Axel Neumann (Alberich)
    Jan Sosniok (Gunther)
    Daniela Wutte (Anita)
    Michael Brandner (Mime)
    Mirco Nontschew (Auftragskiller Giuseppe)
    Markus Maria Profitlich (Metzger)


    Viel Spass! :baeh01:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zitat

    Original von Elisabeth


    Manfred Jungwirth war Siegfried, Heinz Zednik der Mime.


    LG, Elisabeth


    Manfred Jung. Seinerzeit auch in Düssedorf oft zu hören. Ein zuverlässiger Tenor, der vor allen Dingen auch sehr gut spielte. Dass er dann lange Jahre erse Wahl in BY war, lag zum einen daran, dass Kollo unzuverlässig (wohl auch zu teuer) war und sich außerdem mit WoWa verkracht hatte, und zum anderen daran, dass es auch vor über 30 jahren schon keine geeignten echten "Heldentenöre" gab. Wenn man Jung als Siegfried auf CD hört, ist das doch recht ernüchternd.
    Was ist eigentlich aus ihm geworden? Er verschwand plötzlich in der Versenkung, und das in einem Fernsehinterview von ihm selbst angekündigte Comeback in BY fand nie statt.

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Meines Wissens hat Jung 1994-1998 in Bayreuth den Mime im Kirchner-/Levine-Ring gesungen. Ansonsten besitzt Herr Jung auch eine Homepage, die eine Biographie enthält:


    "www.jung-manfred.de".


    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

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  • Zitat

    Original von Melot1967
    Ich glaube nicht, dass Dohnany die Lust verlor (zur Götterdämmerung war er ja wieder da - hat er nicht auch noch Siegfried-Vorstellungen dirigiert? weiß jetzt nicht mehr), er war vor der Siegfried-Premiere erkrankt, und Pappano sprang ein, mit ganz anderem - vom Publikum dankbar angenommenen - Stil. In meiner Erinnerung kann ich das musikalische Ergebnis in etwa mit dem heutigen Thielemann vergleichen. Mir hat aber Dohnanys kammermusikalische Lesart auch sehr gut gefallen.


    Im Gegensatz zur aktuellen "Ring" Produktion an der Wiener Staatsoper wurde damals (Inszenierung: Dresen, Bühne: Kapplmüller) mit dem "Rheingold" begonnen, ein paar Monate später folgte die "Walküre", dann "Siegfried" und die "Götterdämmerung". Es gab jeweils ein paar Vorstellungen und dann erst die vier Abende hintereinander (ungefähr innerhalb einer Woche).
    Dohnanyi fiel krankheitsbedingt in der Premierenserie beim "Siegfried" aus, dirigierte aber den ersten "Ring" Durchlauf komplett.


    Herzlicher Gruß
    Alexander

    Freundlicher Gruß
    Alexander

  • Stimme des Waldvogels

    Heute stieß ich zufällig darauf, dass im Wikipedia-Artikel des Siegfried bei der Stimme des Waldvogels tatsächlich Knabensopran notiert ist. Zuerst hielt ich das für einen Lapsus. Praktisch alle Aufführungen verwenden ja keinen solchen. Es gibt aber zumindest eine Einspielung, in der das tatsächlich berücksichtigt wird:



    Hartmut Haenchen hat an der Niederländischen Oper 2004/05 die Erstaufnahme nach der Neuen Richard-Wagner-Gesamtausgabe vorgelegt (Etcetera Records), wo Robin Schlotz, seinerzeit Mitglied des Tölzer Knabenchors, den Part des Waldvogels übernimmt.


    Im Booklet heißt es dazu:


    "Selbst in der Uraufführung musste Wagner - vermutlich da kein geeigneter Junge in Bayreuth verfügbar war - von seiner ursprünglichen Idee Abstand nehmen und die 'Stimme des Waldvogels' mit einer Frauenstimme besetzen. Die originale Fußnote Wagners in der Partitur: 'Von einer Knabenstimme zu singen' wird in unserer Produktion wohl erstmals auf einer CD-Edition umgesetzt."


    In einer gefilmten und auf DVD erschienenen Produktion von 1999 hat Haenchen das offenbar auch schon so praktiziert. Dort singt Stefan Pangratz die Stimme des Waldvogels.



    Hat das jemand schon mal mit Knabensopran gehört?

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hat das jemand schon mal mit Knabensopran gehört?

    Ich kenne auch nur den etwas schmalbrüstigen CD-"Siegfried" unter Haenchen aus Amsterdam mit dem Tölzer Knaben als Waldvogel. Der ist natürlich völlig überfordert mit der zwar kleinen aber sehr anspruchsvollen Partie. Ich hielt das immer für einen Gag modernen Musiktheaters und wusste nicht, dass es Wagner so gewollt hat. Man lernt nie aus. Da ich die Aufnahme nur von Spotify kenne, ist mir das Booklet nicht zur Hand. Auf welche Quelle, lieber Joseph, bezieht sich denn der Autor bei der von Dir zitierten Aussage?

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Der ist natürlich völlig überfordert mit der zwar kleinen aber sehr anspruchsvollen Partie.

    Nachdem ich gerade in die betreffenden Abschnitte hineinhörte, bin ich geneigt, dem zuzustimmen. Mich überzeugt der Waldvogel derart besetzt letztlich auch nicht. Der Knabensolist ist kaum zu hören, wobei ich den Verdacht hege, dass das auch ein wenig an der fragwürdigen Akustik der Aufnahme liegen könnte, denn den Fafner hört man ebenfalls fast nicht.


    Der Einführungstext, den ich zitierte, stammt von Hartmut Haenchen selbst. Leider gibt er keine konkrete Quelle an. Obwohl ich es ihm als seriösen Interpreten durchaus abnehme, wäre ein Quellenverweis sachdienlich.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich kenne auch nur den etwas schmalbrüstigen CD-"Siegfried" unter Haenchen aus Amsterdam mit dem Tölzer Knaben als Waldvogel.

    Bezieht sich "schmalbrüstig" nur auf den Waldvogel, lieber Rheingold1876, oder auf die Aufnahme insgesamt? Das ist eine der wenigen Ring-Aufnahmen, die mir noch fehlt (ich rede hier von der DVD, nicht von der CD).

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

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  • Der Einführungstext, den ich zitierte, stammt von Hartmut Haenchen selbst. Leider gibt er keine konkrete Quelle an. Obwohl ich es ihm als seriösen Interpreten durchaus abnehme, wäre ein Quellenverweis sachdienlich.

    Dann werde ich mal versuchen, näheres zu erfahren.

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  • Bezieht sich "schmalbrüstig" nur auf den Waldvogel, lieber Rheingold1876, oder auf die Aufnahme insgesamt? Das ist eine der wenigen Ring-Aufnahmen, die mir noch fehlt (ich rede hier von der DVD, nicht von der CD).

    Nein, nein, lieber Bartarido, den Knaben meinte ich nicht. Der macht seine Sache für seine Verhältnisse ja sehr gut. Meine Bemerkung zielte aufs Ganze. Allerdings kann ich mich nur auf die CD berufen, die DVD aus Rotterdam kenne ich nicht.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


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  • Also ich habe diese DVD mal gesehen und war durchaus angetan, sowohl von Kruse in der Titelpartie als auch von Haenchen, der als Wagner-Dirigent meines Erachtens immer lohnt.


    Hier ist ein Ausschnitt, auch mit Waldvogel:


    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ich finde den sensationell gut. Habe schon schlechtere Damen in der Rolle erlebt.


    Der wird namentlich allerdings als Stefan Pangratz

    (Tölzer Knabenchor)angegeben.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Ja, wie ich oben schon schrieb, singt Stefan Pangratz die Rolle auf der DVD, die auch nicht identisch ist mit der CD-Aufnahme, sondern bereits von 1999.
    Gefällt mir vom ersten Reinhören auch deutlich besser, stimmlich wie klangtechnisch.

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    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Was für ein merkwürdiger "Siegfried" - scheint zur Abwechslung mal in der Mandschurei zu spielen. Solche popeligen Videos sind für mich nur eines - das Ende der Oper. :no: Und das nach Chereau oder Friedrich. Nur schwer erträglich.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Auf alle Fälle ist Haenchen mit sienem schlanken, transparenten Wagner-Klangbild eine hochwillkommene Abwechslung zu dem großen Schleppern und Lärmern.


    Das man anhand eines solchen Schnipsels nicht die komplette Aufführung beurteilen kann, ist dir auch klar. Aber warum tust du es dann?


    "Das Ende der Oper" - eine Nummer kleiner hast du es nicht???

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Nö!


    Und Haenchen hat mich nie für sich einnehmen können, obwohl ich ihn sehr oft gehört und gesehen habe. Ich fand ihn immer langweilig.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Und Haenchen hat mich nie für sich einnehmen können, obwohl ich ihn sehr oft gehört und gesehen habe. Ich fand ihn immer langweilig.

    Tja, wenn man so Kna-fixiert ist wie du, dann ist das ja auch nachvollziehbar, denn gegensätzlicher könnte Haenchens Wagner nicht sein. Haenchen verlässt sich nicht auf eine schlampige Tradition, die in den Jahrzehnten nach Wagners Tod immer breiter, pompöser und schwülstiger geworden ist, sondern geht "ad fontes" und versucht das Original hinter dieser schlampigen Tradition wieder freizulegen.

    Die Noten geben ihm recht.


    Sein Leipziger "Tristan" 2002 (oder 2003) war für mich einfach nur grandios. Flüssig, bewegt, so muss Wagner meines Erachtens dirigiert werden. Langweilen würde mich viel eher Ka, wenn seine aufregenden Schmisse nicht wären...

    Auch Haenchens Amsterdamer "Elektra", die ich nur von einem (inoffiziellen) Video kenne, war für mich eine Offenbarung. Endlich mal kein Lärm, endlich wurde mal wirklich musiziert!



    Also gerade für einen Freund zeitgenössischer Lesarten wie "Bertarido", der nicht in der Vergangenheit verhaftet ist, kann dieser "Ring" gerade aufgrund des Dirigats, aber auch der Besetzung, sehr lohnend sein. Haenches schlankes und transparentes Klangbild ist wohl das, was hier als "schmalbrüstig" charaktersiert wurde. Ach, ist das angesichts der Burlekse, die die ersten beiden Akte auch sind, herrlich!


    Ich würde Haenchens Wagner nicht als "schmalbrüstig" (wobei "schlank" ja nicht verkehrt ist), sondern als "unschwülstig" bezeichnen.


    Und zur Inszenierung: So zu tun, als könne man nach Chéreau und Friedrich keine anderen Lesarten mehr akzeptieren, ist doch ziemlich absurd!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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