Ist die Liebe zur "Klassischen Musik" genetisch vorprogrammiert ?

  • Warum brauchen wir Grundkenntnisse in Genetik?
    Daß ziemlich viele Sachen erblich sind, ist wohl unumstritten. Ebenso daß die konkrete Ausprägung der meisten genetischen Veranlagungen von der Umwelt abhängig ist. (Triviale Grenzfälle: Wer aufgrund seiner Gene taub geboren wird, wird wenig Spaß an Musik haben, wer in einer Umwelt/Kultur praktisch ohne Musik aufwächst, wird vermutlich kaum eine musikalische Begabung entwickeln).

    Loge und sein Bruder haben "nur" 50% ihrer Gene gemeinsam. Sie haben überdies, auch wenn das zunächst seltsam scheint, nicht dieselbe Umwelt in ihrer Kindheit erlebt. (Leibliche Geschwister müßten sich viel ähnlicher sein als sie es sind, mit 50% gemeinsamen Genen, wenn man ihre frühe Umwelt als 90 oder 100% identisch behandeln würde). Anscheinend hängen die erheblichen Unterschiede in Neigungen, Vorlieben und Charaktereigenschaften erwachsener Geschwister von relativ subtilen Umweltunterschieden (Reihenfolge der Geschwister führt zu unterschiedlichem Verhalten der Eltern gegenüber den jeweiligen Kindern und der Kinder untereinander).


    (Das Problem ist natürlich, daß man mit statistischen Theorien wie Genetik und Sozialwissenschaft über Einzelfälle wenig aussagen kann. Deshalb sind unsere anekdotischen Widerlegungen gewiß keine.)


    Außerdem scheint ebenfalls etabliert, daß für bestimmte Fähigkeiten, vielleicht auch aktive und passive musikalische, gewisse Zeitfenster im Laufe der kindlichen Entwicklung bestehen. Bei aktivem Musizieren ist das ziemlich deutlich. Wie es bei der Rezeption von Musik aussieht, weiß ich nicht. Drei meiner Geschwister hatten einige Jahre mehr oder minder klassischen Musikunterricht in ihrer Kindheit (Trompete, Geige, Akkordeon). Keiner von denen hört Klassische Musik, aber alle spielen seit Jahren in Freizeitrockbands, teils mit recht großem Engagement.
    Ich selbst habe erst mit dem Instrumentalunterricht begonnen, als ich schon als Hörer der Klassik verfallen war (mit 16 Jahren); ich spiele aber schon Jahre nicht mehr, bin m.E. nur mäßig musikalisch.
    Schlau werde ich daraus nicht.


    Dennoch bin ich ziemlich zuversichtlich, daß es kein "Klassik-Gen" gibt, daß nur ca. 10% der Bevölkerung haben. Wie Herbert sagte, gibt es sicher für allgemeine Musikalität genetische Voraussetzungen. Aber das ist sehr generell, nicht spezifisch für Musikrichtungen. Ich weiß auch gar nicht, wie man "passive Musikalität" so fassen sollte, daß man hier vernünftige Test für etwaige Korrelationen machen kann. (Ich habe einmal eine soziologische Untersuchung aus England gesehen, die hatte kein sehr hohes Auflösungsvermögen. Sie ergab, daß je höher der gesellschaftliche Status, desto diverser der Musikgeschmack, aber wäre nicht in der Lage gewesen zwischen einer Zahnarztgattin, die alle 4 Wochen in die Oper geht, um ihr Geschmeide auszuführen und einem Musikfanatiker, der mehrere Stunden pro Tag klass. Musik hört oder musiziert, zu differenzieren.)


    Daß eine engstirnige Tonträgerindustrie nur mäßigen Einfluß hat, wundert mich wenig. Eine andere Sache wäre es, wenn jedes Kind in der Schule ein Instrument lernen würde und obendrein durchgehend eine Stunde Unterricht in Musik/geschichte/theorie hätte. Auch wenn aktiv vielleicht "nur" Pop, Rock oder Blaskapellenmusik gespielt würde, bin ich mir recht sicher, daß das einen gewissen Einfluß auf die Verbreitung der Klassik hätte. Aber die für solche und andere wünschenswerte Bildungsmaßnahmen nötigen Ressourcen müssen wir ja leider dafür aufwenden, um u.a. die Folgeschäden verbrecherischer Zockerei auf Finanzmärkten zu mildern, Subventionserschleicher zu schmieren, oder als Steuergeschenke in der vergeblichen Hoffnung, daß dann etwas weniger ins Fürstentum L. oder sonstwohin verschoben wird, abschreiben. Dumm gelaufen. :kotz:


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Ich bin immer etwas irritiert, wenn menschliches Handeln, dass eindeutig kulturelle Voraussetzungen hat, auf die Gene zurückgeführt wird.
    Von der Schule her ist mir noch hängengeblieben: Die Gene basteln die Eiweiße zusammen, aus denen der Körper besteht. Da muss man wohl zumindest sehr vorsichtig mit Spekulationen sein, inwieweit die Gene mit kulturellem Verhalten zu tun haben.


    Mein erstes Lieblingsmusikstück war übrigens "Santa Maria", gesungen von Roland Kaiser. Ob man daran schon die Anlage zum Klassikhörer erkennen konnte?


    Viele Grüße


    :hello:

  • Zitat

    original Kontrapunkt
    Mein erstes Lieblingsmusikstück war übrigens "Santa Maria", gesungen von Roland Kaiser. Ob man daran schon die Anlage zum Klassikhörer erkennen konnte?


    :hahahaha: :hahahaha: :hahahaha:


    Nee die Anlage des heranwachsenden Mannes. (...den Schritt zu wagen, Santa Maria vom Mädchen bis zur Frau...) :untertauch: :untertauch: :untertauch:



    Aber zum Thema:


    Ich habe darüber nachgedacht, ob Alfred eventuell Recht haben könnte.


    Ich bin in einer klassikmusiklosen Familie aufgewachsen. Für die Künste im allgemeinen bin ich dennoch, von Kindheit an immer offen gewesen, obwohl es mir nicht anerzogen wurde. Woher kam also mein Interesse? Bin ich einfach nur notorisch neugierig, oder aber hat mein Interesse gerade an klassischer Musik nur in mir geschlafen bis es durch eine Initialzündung geweckt wurde? Ich weiss, dass es schon immer da war, ich dem nur nicht nachgegangen bin, aber woher kam es?


    Wenn Ihr mir diese Fragen beantworten könnt, haben wir vielleicht auch eine plausible Erklärung für Alfreds Threadthema.


    LG


    Maggie

  • Hallo Maggie,


    Zitat

    Original von Maggie


    Ich bin in einer klassikmusiklosen Familie aufgewachsen. Für die Künste im allgemeinen bin ich dennoch, von Kindheit an immer offen gewesen, obwohl es mir nicht anerzogen wurde. Woher kam also mein Interesse? Bin ich einfach nur notorisch neugierig, oder aber hat mein Interesse gerade an klassischer Musik nur in mir geschlafen bis es durch eine Initialzündung geweckt wurde? Ich weiss, dass es schon immer da war, ich dem nur nicht nachgegangen bin, aber woher kam es?


    Bestimmt war das Dein Weg, Dich von Deinen Eltern abzugrenzen. Andere Kinder werden deshalb in ihrer Jugend Punks, Du bist Klassikhörerin geworden.


    Viele Grüße


    :hello:


  • Glaube ich nicht, den ich habe erst vor kurzer Zeit zur klassischen Musik gefunden.


    LG


    Maggie

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  • Zitat

    Original von Maggie
    Glaube ich nicht, den ich habe erst vor kurzer Zeit zur klassischen Musik gefunden.


    Dann lässt sich darüber sicherlich mit Genen spekulieren, aber genauso gut mit komplizierten Wendungen der Psychodynamik. Schwierig.


    Viele Grüße


    :hello:

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Warum brauchen wir Grundkenntnisse in Genetik?
    Daß ziemlich viele Sachen erblich sind, ist wohl unumstritten. Ebenso daß die konkrete Ausprägung der meisten genetischen Veranlagungen von der Umwelt abhängig ist. (Triviale Grenzfälle: Wer aufgrund seiner Gene taub geboren wird, wird wenig Spaß an Musik haben, wer in einer Umwelt/Kultur praktisch ohne Musik aufwächst, wird vermutlich kaum eine musikalische Begabung entwickeln).

    Loge und sein Bruder haben "nur" 50% ihrer Gene gemeinsam. Sie haben überdies, auch wenn das zunächst seltsam scheint, nicht dieselbe Umwelt in ihrer Kindheit erlebt. (Leibliche Geschwister müßten sich viel ähnlicher sein als sie es sind, mit 50% gemeinsamen Genen, wenn man ihre frühe Umwelt als 90 oder 100% identisch behandeln würde). Anscheinend hängen die erheblichen Unterschiede in Neigungen, Vorlieben und Charaktereigenschaften erwachsener Geschwister von relativ subtilen Umweltunterschieden (Reihenfolge der Geschwister führt zu unterschiedlichem Verhalten der Eltern gegenüber den jeweiligen Kindern und der Kinder untereinander).


    Und dann: Lehrer, Peer-Groups undundund...


    Zitat

    Außerdem scheint ebenfalls etabliert, daß für bestimmte Fähigkeiten, vielleicht auch aktive und passive musikalische, gewisse Zeitfenster im Laufe der kindlichen Entwicklung bestehen. Bei aktivem Musizieren ist das ziemlich deutlich. Wie es bei der Rezeption von Musik aussieht, weiß ich nicht. Drei meiner Geschwister hatten einige Jahre mehr oder minder klassischen Musikunterricht in ihrer Kindheit (Trompete, Geige, Akkordeon). Keiner von denen hört Klassische Musik, aber alle spielen seit Jahren in Freizeitrockbands, teils mit recht großem Engagement.
    Ich selbst habe erst mit dem Instrumentalunterricht begonnen, als ich schon als Hörer der Klassik verfallen war (mit 16 Jahren); ich spiele aber schon Jahre nicht mehr, bin m.E. nur mäßig musikalisch.


    Eben. Bei mir sieht das ähnlich und ganz anders aus. Keines meiner vier Geschwister (alle älter, aber keineswegs dümmer als ich) hat überhaupt ein Interesse an klassischer Musik (oder an Kunst oder an Literatur). In meiner Familie (Bergleute seit mehreren Generationen. Den sozialen Kontext würde man hier im Forum also wahrscheinlich mit dem hübschen Begriff »Proleten« belegen) gab es kaum Berührung mit »Höhenkammkultur« – ich erinnere mich an eine einzige Klassik-LP, die meine Eltern Mitte der 1970er Jahre besessen haben: eine DGG-Scheibe mit dem Titel »Klassik Festival Vol. 2«, auf der solche Schmankerl wie u.a. »Für Elise«, »Der Vogelfänger bin ich ja...«, »Hornpipe aus der Wassermusik«, »Tritsch-Tratsch-Polka«, »In mir klingt ein Lied« oder »Ungarischer Tanz Nr. 5« zusammengewürfelt waren (die Platte befindet sich NATÜRLICH inzwischen in meinem Besitz :D ). Ein Instrument hat außer mir niemand in meiner Familie erlernt.
    Woher in diesem Kontext meine Manie für Musik/Literatur/Kunst/Philosophie/Geschichte und natürlich Soziologie ( ;) ) rührt? – Veränderte Zeiten (meine jüngste Schwester ist 9 Jahre älter als ich). Schule. Lehrer. Freunde. Geweckte Neugier....


    Zitat

    Schlau werde ich daraus nicht.


    Ich auch nicht. Aber Gene spielen dabei, da bin auch ich ziemlich zuversichtlich, offensichtlich kaum eine Rolle.


    Viele Grüße,
    Medard

  • Zitat

    JR
    Loge und sein Bruder haben "nur" 50% ihrer Gene gemeinsam.


    Im philosophischen Sinne vielleicht. :P


    Interessant waere in diesem Falle allerdings Deine "Theorie" wieso sich Mensch und Schimpanse 98% aller Gene teilen.... :pfeif:
    Rein genetisch ist es wahrscheinlicher, dass sich Loge (oder sogar Edwin!) und Karajan etwa 99.99% aller Gene teilen. :hahahaha:

  • Zitat

    Original von flotan


    Im philosophischen Sinne vielleicht. :P


    Interessant waere in diesem Falle allerdings Deine "Theorie" wieso sich Mensch und Schimpanse 98% aller Gene teilen.... :pfeif:
    Rein genetisch ist es wahrscheinlicher, dass sich Loge (oder sogar Edwin!) und Karajan etwa 99.99% aller Gene teilen. :hahahaha:


    Harharhar. Das war unsauber ausgedrückt. Aber zumindest Dir sollte klar sein, was gemeint ist: Loge und sein Bruder sind sich insofern genetisch ähnlicher als Loge und der nächstbeste Typ (Du oder ich), als daß sie dieselben Eltern haben. Und was sie von denen spezifisch ererbt haben, teilen sie zu 50%, während es 100% bei einem eineiigen Zwillingsbruder und 25% bei einem Halbbruder wären. Oder habe ich das falsch in Erinnerung? Ich weiß nicht mehr, wie man das genauer bezeichnet.
    Die 98%, die dafür verantwortlich sind, daß es sich um Menschen und nicht um Affen oder Quallen handelt, sind ja egal für die Musikalität...


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
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    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Wo bleibt ergo bei alledem der Appell an die hohe Zukunftsverantwortung der Klassik-Liebes-Gen-Träger?


    Wie wäre es damit:


    " Taminos aller Regionen , seid fruchtbar und mehret euch!!!!!! Und sucht euch vor allem nur genetisch einwandfrei kompatible Partner. Solche die öffentlich zugeben, Crossover oder Schlimmeres zu mögen, sind bereits verdächtig , unbrauchbares Erbgut weiterzugeben. Auch bei radikalen Regietheater-Fans und Hip-Fanatikern ist erhöhte Vorsicht geboten. Falsche Paarungen könnten hier zu ernsthaften intra-uterinären Gen-Partisanenkämpfen führen.


    Wer sich aber ernsthafte Sorgen um die Zukunft der einzig echten und wahren klasssichen Musk macht und seine Sache wirkich liebt, sollte sich nicht länger zieren!


    Gerade in diesem Forum findet ihr mit hoher Wahrscheinlichkeit den genkompatiblen Partner, um die Klassikindustrie am Leben und die Ideale der aufrechten Melomanen hoch zu halten .
    Der Werbepartner JPC hat bereits-bei Vermehrungserfolg versteht sich- wertvolle Prämienpakete gestiftet ! Amazon wird angesichts des Threads" Was hört ihr gerade jetzt" sehr bald nachziehen.
    Angesichts des hohen Männerüberschusses und befürchteter jahrelanger Wartelisten wurden bereits Aufrufe im Internet zur vermehrten Anmeldung weiblicher Gen-Träger im gebärfähigen Alter gestartet. An dieser märtyrerhaften Opferbereitschaft sollten sich wahrlich Alle ein Beispiel nehmen! !!!!!
    :angel:

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  • Zitat

    Gerade in diesem Forum findet ihr mit hoher Wahrscheinlichkeit den genkompatiblen Partner, um die Klassikindustrie am Leben und die Ideale der aufrechten Melomanen hoch zu halten .


    Hallo Fairy,


    Bei dem doch recht hohen "Männerüberschuß" hier (nur so auf die Schnelle geschätzt) wird es wahrlich schwer, es sein denn einige sind aus einer schon fundamentalistisch, fanatisch geprägten Motivation heraus notfalls auch zu einer Geschlechtsumwandlung bereit...Alfred wird zwar dann ein wenig meckern wenn er die ganzen Kugeln mit Pfeil auf eine Kugel mit Kreuz umändern muß, aber dafür wäre ja im Gegenzug auch die Zukunft seines Forums gesichert wenn er sich noch in alten Tagen auf regen Zulauf freuen kann. :)
    lg
    Thomas

    „Eine Erkenntnis von heute kann die Tochter eines Irrtums von gestern sein.” (Marie von Ebner-Eschenbach)

  • Also Geschlechtsumwandlung ist da wohl nicht hilfreich, da die Umgewandelten ja unfruchtbar wären. ;)


    Da würde ich doch eher für die uralte Taktik der Jäger und Sammler plädieren. Raus aus der Höhle, Weibchen mit Keule betäubt und in die Höhle verschleppt und dann solange mit Klassik traktiert bis......!! :D



    Was die Gene betrifft, daran kann ich auch nicht glauben. Dann wäre ich nämlich ebenfalls ein Kuckucksei. Weder meine Eltern noch meine Schwestern hatten oder haben Interesse an klassischer Musik, leider!
    Bei mir war es eher ein Zufall, der mich mit Klassik in Berührung brachte und dafür bin ich ewig dankbar! :jubel: :jubel: :jubel:


    Gruß
    Regina

  • Liebe Tamonoianer


    Ich lese ja mit Genuss Eure launigen Beiträge zu diesem Thema, versuche aber einige Irrtüner aufzuklären - zumindest das zu "korrigieren" was ich persönlich für Irrtümer halte.


    Ich glaube - selbst wenn die Gen-These stimmte , daß man nicht vereinfacht davon ausgehen könnte:


    Musikalischer Vater
    Musikalisches Mutter
    = Musikalisches Kind


    Eher wäre Musikalität eine "Laune der Natur", wie auch Homosexualität eine genetische Prägung sein düfte - aber man kanm davon ausgehen daß diese Prägung kaum auf übliche Weise vererbt worden sein dürfte - eine genetische Mutation also.


    Die Liebe zu "Klassischen Musik" - und nur um die geht es - ist übrigens ein Spezialfall - und man könnte analysieren, ab wo man den Terminus "Klassische Musik" anwenden darf und wo er naturgemäß endet.


    Ich würde hier das Ende der Tonalität ansetzen.


    Wenn das als Konsens zugestanden wird, dann wäre es einfach die grundlegenden Bedürfnisse des "Klassikliebhabers" festzuschreiben.
    Desto mehr dieser Grundbedürfnisse erfüllt sind, desto eher neigt jemand der klassischen Musik zu.


    Geschmacksfragen sind - zumindest in groben Zügen - genetisch vorbestimmt. Zwillinge reagieren hierin weitgegend ident - selbst wenn sie sich an anderen Orten befinden.


    Indes: Musikalkische Eltern müssen nicht notwendigerweise musikalische Kinder zeugen - das ist bestens belegt. Wenn Kinder berühmter Musiker ebenfalls die musikalische Laufbahn ergreifen, dann gelingt es nur einem signifikant kleinen Prozentsatz die Popularität bzw den Erfolg des Vaters/der Mutter zu erreichen.


    Warum das so ist?


    Sobald ich das weiß - werde ich sündteure Vorträge an den Universitäten dieser Welt halten - oder aber (wahrscheinlicher) auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden....



    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Bei sovielen Kuckuckskindern komme ich mir ja schon ganz aus der Art geschlagen vor, denn


    Vater, Mutter, Schwester - Brüder
    Gab es nicht - war'n rüder,
    Doch liebten die Klassik
    Und hörten sie massig.
    Warum bin ich ihr nicht müder?


    Im Ernst: bisher fehlt mir noch jegliches Beispiel, geschweige denn ein Beleg dafür, dass die Zuneigung zur Klassik genetisch bedingt sein könnte. Dafür gibt es schon eine ganze Reihe sehr verschiedener Beispiele dafür, dass die Sozialisation, die man bei gegebenem Interesse durchaus auch im Selbstversuch betreiben kann, von wesentlicher Bedeutung ist.


    Wie schon gesagt wurde: Musikalität kann erblich sein, ein bestimmter (Musik-)Geschmack dagegen kaum. Denken wir nur daran, wie sehr sich allein unser Klassikgeschmack ändern kann, und wie oft wir nicht nur uns, sondern vor allem unsere Umwelt mit bestimmten Vorlieben und Talenten - egal in welchem Bereich - überraschen. So hielt sich meine Tochter, die früher auch mal für den einen oder anderen Tenor schwärmte, getreu einer sehr alten Familientradition lange Zeit für mathematisch unbegabt, bis ein begabter Lehrer ihr vermittelte, dass das eine selbsterfüllende Prophezeiung sei. Danach machte sie einen Doktor in Wirtschaftswissenschaften mit Auszeichnung und interessiert sich heute kaum mehr für Klassik.


    Natürlich braucht man, wie in der "richtigen" Liebe auch, die Gelegenheit und möglichst anregende Begegnungen, weswegen ich mich ja in dem Parallelthread so sehr für eine GUTE Schule engagiere, die Beispiele bringt und zur eigenen Musikausübung anregt. Aber die Liebe zur Musik ist der "richtigen" ansonsten mindestens insofern ähnlich, als sie nur sehr bedingt steuerbar ist. Genetisch bedingt ist dann aber allenfalls die Fähigkeit, mit ihr mehr oder weniger anzufangen.


    Anders gesagt: Dass wir wen oder was auch immer lieben können und wollen, ist offenbar genetisch bedingt. Wer oder was es ist, jedoch sicher nicht. Der größte Unterschied zwischen den beiden Formen der Liebe ist vielleicht, dass es, wenn sie einmal ausgebrochen ist, anscheinend vor allem Männern leichter fällt, in der Liebe zu einer bestimmten Musik treu zu sein.


    :hello: Rideamus

  • Zitat


    Dafür gibt es schon eine ganze Reihe sehr verschiedener Beispiele dafür, dass die Sozialisation, die man bei gegebenem Interesse durchaus auch im Selbstversuch betreiben kann, von wesentlicher Bedeutung ist.


    Dein Statement enthielte dann aber - wenn ich richtig verstehe - implizit sdie Aussage, daß vorzugsweise Proleten der übelsten Sorte, Ignoranten, Unfähige und Stumpfsinnige für die musikalische Bildung - egal auf welcher Stufe - verantwortlich wären ???


    Oder - auch nicht besser - Technokraten von bescheidenen Geistesgaben ?


    :faint:


    So schaut nämlich das Ergebnis aus....


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Das ist zwar nicht das Vokabular meiner Denkungsart, aber etwas milder formuliert und rein statistisch betrachtet kann ich Dir eine gewisse Berechtigung Deiner Beobachtung nicht absprechen.


    Das sollte allerdings nicht dazu verführen, sich allein deshalb gleich als etwas Besseres zu betrachten, weil man klassische Musik kennt und mag. Ein bisschen mehr gehört schon noch dazu.


    :hello: Rideamus

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Die Liebe zu "Klassischen Musik" - und nur um die geht es - ist übrigens ein Spezialfall - und man könnte analysieren, ab wo man den Terminus "Klassische Musik" anwenden darf und wo er naturgemäß endet.


    Ich würde hier das Ende der Tonalität ansetzen.


    Wenn das als Konsens zugestanden wird, dann wäre es einfach die grundlegenden Bedürfnisse des "Klassikliebhabers" festzuschreiben.
    Alfred



    Mit Tonalität hat das IMO wenig zu tun und erklärt m.E. kaum eine Affinität zur klassischen Musik. Die ganze Pop/Rock-Musik - mit so wenigen Ausnahmen, daß man ruhig von ganze sprechen kann - ist doch voll von Tonalität. Ständige Dur/Moll-Wechsel, aus klassischer Sicht unsaubere Modulationen etc. Wenn sich aus der Tonalitätskiste die Liebe leicht erklären ließe, dann müßten alle, die Klassik hören und die sich auf Deine Def. bezieht auch ein Faible für Rock/Pop haben.


    Meiner Ansicht nach sind andere Punkte mindestens genau so, wenn nicht viel entscheidender. So. z.B. Struktur und Strukturentwicklung, Tiefe der Gedanken
    (wobei eher mit Vorsicht zu betrachten) und v.a. Instrumentierung.
    Wenn ich Dir ein Werk eines zeitgenössischen Komponisten auftischte - tonal aber aussdchließlich auf elektronischen Instrumenten basierend würdest Du, Alfred, dieses mit Sicherheit NICHT der klassischen Musik zurechnen.
    Obwohl Sotckhausen zur Klassik gezählt wird :P


    Hierin unterscheidet sich der Klassik-Liebhaber viel eher von demjenigen, der es nicht ist: die Liebe zum Orchesterklang, zur Instrumentenvielfalft, zur Besetzungsvielfalt etc.
    Sind es nicht die Streicherklänge, die Klänge der Holzbläser, der ganze Apparat, die klassisch ausgebildete Stimme, die Dich die klass. Musik so lieben lassen??


    :hello:
    Wulf

  • Hallo!


    Wenn dem so wäre, dann wäre der Segen aller Segen der, das Klassikgen zu extrahieren und jedem Neugeborenen zu injizieren. Das witzige daran: Einspruch diesbezüglich würde es garnicht mehr geben...


    Zitat


    Eher wäre Musikalität eine "Laune der Natur", wie auch Homosexualität eine genetische Prägung sein düfte - aber man kanm davon ausgehen daß diese Prägung kaum auf übliche Weise vererbt worden sein dürfte - eine genetische Mutation also.


    Man könnte zudem im gleichen Atemzug das Homogen - nein, Moment: die Rate würde ja automatisch steigen - etwas breiter fächern, das Reichseingen und das Gesundheitsgen... [mein Motto war schon immer: Lieber arm dran, als Arm ab].


    Die Klassikindustrie würde mit Produktionen nicht mehr nachkommen und man bräuchte jede Menge neue Komponisten für Klassische Musik.


    Dann könnten viele Grabenthreads bezüglich der Elite und auch Crossover etc. dicht gemacht werden.


    Und alle wären glücklich...*


    Schalom!


    :angel:


    Ulli


    *bis auf Alf, der nicht mehr Administrator des einzigen Klassikforums wäre...

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Zitat

    Original von Fairy Queen
    " Taminos aller Regionen , seid fruchtbar und mehret euch!!!!!! Und sucht euch vor allem nur genetisch einwandfrei kompatible Partner. Solche die öffentlich zugeben, Crossover oder Schlimmeres zu mögen, sind bereits verdächtig , unbrauchbares Erbgut weiterzugeben. Auch bei radikalen Regietheater-Fans und Hip-Fanatikern ist erhöhte Vorsicht geboten. Falsche Paarungen könnten hier zu ernsthaften intra-uterinären Gen-Partisanenkämpfen führen.


    Ach, ich könnte mich auch mit Hip-Fanatikern paaren, denn meine Gene übertrumpfen alles :baby:


    Mal im Ernst, ich kann mir nicht vorstellen, dass die Liebe zu einem bestimmten Musik-Genre angeboren sein kann. Das hat wie schon öfters erwähnt eher was mit Kultur, Gesellschaft und Individualismus zu tun.


    Ich interessiere mich auch erst für klassische Musik, seitdem ich mich für Philosophie, Soziologie etc interessiere. Irgendwann hats halt Klick gemacht ;)

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  • Sofern ich Wesentliches nicht übersehen habe, huldigen wir hier in bisher 48 Beiträgen unter Zuhilfenahme abartigster Paarungsanweisungen reinstem persönlichem Determinismus. Dass ich mich aus freiem Willen für Bach, Beethoven, Brahms oder Boulez entschied und täglich wieder entscheide :angel: und seit Jahren und Jahrzehnten nur ausnahmsweise oder unter Ausübung äußeren Zwanges mich dem Leiden unterwarf, Pop und sonstige Abstrusitäten mir zuzuführen, liegt für mich auf der Hand. Ich lasse mir doch nicht vorschreiben, welche Musik ich zu hören habe. Übrigens auch nicht, Musik nach dem "Ende der Tonalität" - wie immer Alfred sie verstehen mag :D - nicht mehr lieben zu dürfen. :baeh01:


    Rosenkavalier hat ja schon am 26.03. einen "Mehrfaktorenansatz ... - sprich: von allem ein bischen" eingefordert - das beinhaltet aber eben auch die Betätigung des freien Willens als einen der Faktoren. Ich entscheide mich dagegen, Pop zu hören, obwohl ich von Pop-Genen nachgerade überschwemmt bin ?( , wie andere sich dafür entscheiden, jede Gegenwehr gegen ihre Pop-Gene aufzugeben und sich mittreiben zu lassen. Wenn's nicht so wär, könnten wir ja kein Popsternchen mehr wegen Geschmacksverletzung und Schlimmerem drankriegen. :wacky:


    Liebe Grüße, Ulrich

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