Es gibt gute und schlechte Mono-Aufnahmen, und gute und schlechte Stereo-Aufnahmen. Stereo ist nicht per se besser. Hat z.B. jemand seine Lautsprecher irgendwie aufgestellt, nutzt Stereo auch nicht viel.
Ich habe vorgestern allen Ernstes mit meinem Tontechniker diskutiert, ob wir meine bevorstehende CD nicht in mono aufnehmen sollen! Die Abbildung und Wahrnehmung räumlicher Tiefe hat nämlich etwas mit Laufzeitunterschieden zu tun, also der Entfernung zum Mikrofon und zu den Raumwänden, und nicht mit der Position links und rechts - da kann man schön sehen, wie wenig viele darüber nachdenken, was sie eigentlich hören oder welche Begriffsverwirrungen oder -Ungenauigkeiten da vorliegen.
Im Jazzbereich wurden die meisten Aufnahmen bis in die späten 1960er Jahre noch in mono abgehört, der Stereomix ohne weitere Kontrolle sozusagen nebenbei gemacht. Auf der SACD-Version von John Coltranes Impulse LP mit dem Sänger Johnny Hartman wurde deshalb der Mono-Mix vorangestellt - Rudy Van Gelder hat es in diesem speziellen Fall bezeugt, und es gibt Legionen von Beispielen im Jazz, wo der Mono-Mix etwas besser klingt. Die Tontechniker von Capitol in Hollywood waren z.B. ausdrücklich angewiesen, den Mono-Mix mit besonderer Sorgfalt zu machen, weil die meisten Hörer damals noch keine Stereoabspielgeräte hatten.
Bei Stereo hängt es sehr vom Können des Tontechnikers ab, wie er die Instrumente verteilt, vor allem bei Nah-Mikrofonabnahme und nachfolgendem Abmischen. Nicht umsonst verwenden heute viele audiophile Labels das "One-Point-Recording", bei dem die zwei Mikrofone für das Stereo direkt nebeneinander stehen, um die Phasenunterschiede zu minimieren. Viele meiner am besten klingenden CDs wurden exakt so gemacht - Dorian hat die größten Symphonieorchester in den größten Hallen so aufgenommen, und es klingt ausgezeichnet!
Vor allem bei einem Solo-Instrument macht Mono oft mehr Sinn. Ich bedaure es sehr, dass mein Verstärker keine Mono-Taste hat.