Dmitri Schostakowitsch

  • Hallo Wolfgang


    Ja, gegen einen eigenen Thread für die Erste hätten wir auch nichts einzuwenden, wollten diesen Schritt jedoch gerne Edwin überlassen.


    Leider haben wir die von Dir erwähnten Aufnahmen von Roshdestwensky und Kondraschin nicht. Wir danken Dir für Deine Einschätzungen. Auch wir sind über die Meinung von Edwin gespannt. Natürlich ebenfalls über weitere Meinungen speziell über Jansons Interpretation wo wir offenbar geteilter Meinung sind.


    Gruss


    romeo&julia

  • Hallo Romeo und Julia,


    ja, da sind wir geteilter Meinung. Das ist einfach eine logische Folgerung, wenn man Roshdestwensky und Kondraschin kennt.


    Edwin hat seine Meinung zu den Jansons-Aufnahmen in diesem Thread am 03.05.2006 bereits als Antwort auf meine Frage zur EMI-Jansons-CD mit der Sinfonien Nr.1 und den Klavierkonzerten Nr.1 und 2 geschrieben.
    (Ich dachte das wäre im Klavierkonzerte - Thread - nein - es war hier.)


    :hello: Schaut also hier im Thread: Datum 03.05.2006

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Den Komponisten Shostakovich habe ich - in meinem Fall geradezu zwangsläufig - über seine Opern kennengelernt. Neugierig geworden folgten dann seine Sinfonien, die mich auch sehr beeindruckt haben und die ich eine zeitlang sehr oft gehört habe.


    Die Bilder, die ich von Dmitri Shostakovich kannte, zeigten einen nachdenklichen, manchmal auch mürrischen, sehr verschlossenen Menschen.


    Da mir die Texte in den Booklets nicht genügten, besorgte ich mir die Biografie, die von S. Volkow herausgegeben wurde.


    Für Kammermusik habe ich mich nie wirklich interessiert, so habe ich bislang auch um die Streichquartette von Shostakovich einen Bogen gemacht: durch einen Zufall habe ich gestern eine CD mit dem Trio in e-moll von Shostakovich erhalten - ich bin total begeistert und habe das als Bereicherung meiner CD-Sammlung empfunden. Noch kämpfe ich, aber vielleicht mache ich doch mal einen Versuch mit den Streichquartetten dieses phänomenalen Künstlers....

  • Zitat

    Original von Alviano
    Für Kammermusik habe ich mich nie wirklich interessiert, so habe ich bislang auch um die die Streichquartette von Shostakovich einen Bogen gemacht: durch einen Zufall habe ich gestern eine CD mit dem Trio in e-moll von Shostakovich erhalten - ich bin total begeistert und habe das als Bereicherung meiner CD-Sammlung empfunden. Noch kämpfe ich, aber vielleicht mache ich doch mal einen Versuch mit den Streichquartetten dieses phänomenalen Künstlers....


    Das (2.) Trio und das Klavierquintett dürften die zugänglichsten Kammermusikwerke sein und sie sind beide grandios. Von den Quartetten scheint (nicht ganz zu unrecht) #8 das bekannteste. Weitere Favoriten sind #5 und das allerletzte #15, aber auch #3. Was gibts da überhaupt zu kämpfen? Kammermusik ist doch im Gegensatz zu Oper, die fast immer von Kitsch, Pomp und Pathos bedroht ist, völlig unverdächtig :D


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zum 80.Geburtstag des größten Cellisten aller Zeiten Mstislav Rostropowitsch hat jpc-Schallplatten seit ein paar Tagen die neue Schostakowitsch-Sinfonien-GA mit Rostropowitsch im Programm (bei amazon schon etwas länger).
    Die Aufnahmen lagen bisher als Einzel-CD´s bei TELDEC und APEX vor.


    Der Preis für die 12CD-Ausgabe von Warner beträgt nur 49,99€.



    Symphonien Nr. 1-15
    Vishnevskaya, Reshetin, Ghiuselev, London Voices,
    National SO, London SO, Mstislav Rostropovich

    WARNER, 1973-1991, ADD/DDD


    :yes: Diese Schostakowitsch-Sinfonien-GA gehört nach Roshdestwensky, Kondraschin und etwa gleich mit Barshai zu den bedeutensten GA.


    Die Aufnahmen sind Klangtechnisch alle sehr hoch angesiedelt und haben nur den Schwachpunkt, das die Blechbläser und der Gesamtorchsterklang nicht typisch russisch klingt. Edwin würde dies als "Brasssound" beschreiben, was ich aber für mein Empfinden nicht so entscheidend negativ empfinde. Rostropowitsch ist als Schostakowitsch - Freund und Kenner ein ganz heißer Tipp.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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  • Kitajenkeo hat sich in einem Gespräch anläßlich einer Veranstaltung der Karl Rahner Akademie Köln zur die Frage geäußert, ob russische Musik von russischen Orchestern gespielt werden müsse. Er hat diese Frage verneint und begründete dies mit dem Verfall der traditionellen russischen Orchesterkultur und dem Fortfall der Prägung eben jener Klangkörper durch Meister wie Svetlanov, Roshdestwensky, Kondraschin oder Mrawinsky. Ich meine, daß Edwin sich auch schon in diese Richtung geäußert hätte.


    Mit den beiden GA von Barschai und von Kitajaneko sind nun beide Kölner Orchester ins Rampenlich gerückt worden, und die Aufnahmen klingen unterschiedlich genug, um sie nebeneinander in der Sammlung zu haben. Ein wenig mehr Feinsinn liegt zuweilen über der Barschai-Einspielung, Kitajenko lässt das Gürzenich-Orchester in der elften Sinfonie streckenweise arg wuchtig Donnern, was die Brutalität der Musik allerdings nicht steigert sondern eher überbelichtet wirkt.


    Noch ein dritter Russe arbeitet gegenwärtig mit deutschen Orchestern an Schostakowitsch: Semyon Bychkov, Chef des WDR-Orchesters hat eine 5. eingespielt, dies aber mit den Berline Philharmonikern. Leider konnte ich diese Einspielung noch nicht hören, zumal ich Bychkov sehr schätze.


    Vergangene Woche ist Bychkov für den erkrankten Petenko in Berlin eingesprungen. Hatte man bei dem Wagner-Teil des Konzertes das Gefühl, daß der Dirigent etwas anderes will als das Orchester, so war Schostis 10 fabelhaft gespielt.


    Und da es mir um Schostakowitsch ging, hat es mich nicht im geringsten gestört, daß ich nach Berlin gefahren bin, um unseren Kölner Bychkov zu hören. Die Standing Ovations des Berliner Publikums waren sehr berechtigt.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Zitat

    Er hat diese Frage verneint und begründete dies mit dem Verfall der traditionellen russischen Orchesterkultur und dem Fortfall der Prägung eben jener Klangkörper durch Meister wie Svetlanov, Roshdestwensky, Kondraschin oder Mrawinsky. Ich meine, daß Edwin sich auch schon in diese Richtung geäußert hätte.


    Die Problematik ist längst nicht mehr zu leugnen. Außerdem steigen russische Orchester immer mehr auf West-Instrumente um. Sie werden also "leichter anhörbar" für den "Normalkonsumenten", verlieren aber ihren spezifischen Klang und ihre Identität. Komponisten, die mit diesem Klang im Ohr geschrieben haben, werden also auch von russischen Orchestern nicht mehr stilecht wiedergegeben.
    In einer Zeit, in der Experten die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn Bach auf modernen Instrumenten gespielt wird, müßte man auch alles tun, um den spezifischen russischen Klang zu retten, für den ein Glinka, ein Mussorgskij, ein Schostakowitsch und viele, viel andere hochbedeutende Komponisten ihre Werke instrumentierten.


    Daß natürlich auch der Wegfall dermaßen prägender Dirigentenpersönlichkeiten wie der genannten einen bleibenden Schaden anrichtet (und die Umfärbung des Klanges erst möglich macht), gehört zu dem Problem maßgeblich dazu.


    :hello:

    ...

  • Seit Edwin mich mit Svetlanov und den russischen Orchestern angefext hat und ich meine Plattensammlung auf diese Spezifik durchforstet habe, glaube ich diese Kitajaneko-Aussage aufs Wort. Zumal sich das ja bei den westlichen Orchestern ähnlich verhält. Oder hört noch jemand die Unterschiede von Wienern und Berlinern? Ich nicht.


    Interessant genug, daß es für Dirigenten wie Kitajenko, Barschai und Bychkov interessant ist, mit deutschen Orchstern zu arbeiten. Offensichtlich bieten diese Klangkörper die Möglichkeit, in diesem Klangsinne zu arbeiten.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

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  • Lieber Thomas,

    Zitat

    Offensichtlich bieten diese Klangkörper die Möglichkeit, in diesem Klangsinne zu arbeiten


    ich denke eher, daß dies daran liegt, daß der Rubel rollen muß.
    Überhaupt liegt ja die ganze Entwicklung weg vom orginalen Russen-Sound daran, daß die russischen Orchester wettbewerbsfähig bleiben wollen und sich dadurch dem hier vorherrschenden Geschmack anpassen.


    Liebe Grüße,


    :hello:
    Michael

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  • Zitat

    Original von Santoliquido
    ... Oder hört noch jemand die Unterschiede von Wienern und Berlinern? Ich nicht.
    ...


    Die sollten aber doch noch zu hören sein.


    Sprichst du aus eigener Live-Erfahrung oder von Plattenaufnahmen? Bei letzteren muss man berücksichtigen, dass zur unbestreitbaren Annäherung der Klangkörper eine Vereinheitlichung in den Tonstudios hinzukommt. Hier wird alles in den gleichen technischen Rahmen gepresst da keine Zeit vorhanden ist, sich mit den Besonderheiten der einzelnen Klangkörpern auseinanderzusetzen und sie gar herauszuarbeiten.


    Bei guten Rundfunkübertragungen hat man noch etwas mehr Chancen, die Klangkörper auseinander halten zu können.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von Theophilus


    Sprichst du aus eigener Live-Erfahrung oder von Plattenaufnahmen?


    Schon fussend auf Plattenaufnahmen. Du magst natürlich recht haben, daß der unterschiedliche Klang, der sich in den 1960er Jahren ausmachen ließ, auch auf die Studiotechnik zurückführen ließ. Allerdings habe ich vor geraumer Zeit in einem Zeitschriftenbeitrag gelesen, daß die Wiener die Stimmung ihrer Streicher verändert hätten (im Sinne von Vereinheitlichung), um Gastdirigenten die Arbeit zu erleichtern. Vielleicht lässt sich dieses OT kurz verifizieren, falsifizieren, zumindest erläutern, bevor es wieder zu Schostakowitsch zurückgeht.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

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  • Liebe Taminoianer,


    ich versuche den interessanten Thread hier mal wieder zu beleben.


    Schostakowitsch ist mein eindeutiger Lieblingskomponist, und ich entdecke immer wieder überraschend neues.


    Zu Schostakowitsch kam ich Mitte der 90er Jahre. Nach vielen Jahren Tschaikowsky, Beethoven, Brahms, Mozart, Rachmaninoff, ... hatte ich musikhörerisch eine kleine Krise, in der ich etwas Neues brauchte. Ich kam irgendwie auf Prokofieff, dessen Klavierkonzerte und -sonaten mich ansprachen. Seine Sinfonien sind seltsam, aber insbesondere seine 6. gefiel mir. Zu der Zeit kaufte ich als erste CD von Schostakowitsch seine 8. Sinfonie, Ashkenazy (Decca) (wie auch die 6. von Prokofieff). Bis heute ist die 8. Sinfonie einer meiner Favoriten, und auch diese Aufnahme finde ich bisher immer noch ungeschlagen. Die "katastrophale" Steigerung im ausgedehnten Satz hat eine unglaubliche Wirkungskraft, das anschließende Englischhornsolo als anklagende menschliche Stimme ist erschütternd. Der maschinenhafte 3. Satz ist einer der besten überhaupt, mit den unter die Haut gehenden Schreie der Es-Klarinette und Oboe.


    Sehr bald lernte ich die Musik auch im Konzertsaal kennen. Ich glaube, mein erstes Schostakowitsch Konzert war das 1. Violinkonzert mit Maxim Vengerov und Swetlanow. (Später hörte ich das Konzert mal mit Vengerov und Rattle bei den Proms in der Royal Albert Hall.) Die erste Sinfonie live war die 11. Sinfonie, NDR unter Semyon Bychkov. Das sicherlich beeindruckenste Konzerterlebnis bis dahin. Auch bei meiner Freundin war der Funke schnell übergesprungen, und sie hat meine Begeisterung geteilt.


    Ich stoppe hier mal meine Vorgeschichte, die auch quasi als Vorstellung hier im Forum dienen soll.


    Im folgenden stichwortartig ein paar persönliche Anmerkungen/Gedanken, die mir gerade so in den Sinn kommen und daher auch keinen endgültigen Charakter haben.


    Unmelodiös. Ich kann nicht nachvollziehen, wie man (die Musik von) Schostakowitsch als unmelodiös bezeichnen kann. Sicherlich ist etwa Rachmaninoff melodiöser. Aber ich empfinde Schostakowitsch, auch gerade in den Sinfonien, als ausgesprochen melodiös, gespickt mit Dissonanzen.


    CDs vs. live. Man sollte die Musik unbedingt so oft wie möglich im Konzertsaal erleben. Wucht und Dynamik sind unübertroffen. Es ist oft unglaublich, wieviel Sch. mit kleinsten Mitteln aus dem Orchester herausholt. Das führt umgekehrt zu Problemen bei CD-Aufnahmen, wenn die Technick an ihre Grenzen stößt. Bei älteren Aufnahmen hört man oft, wie an den lauten Stellen runtergepegelt wurde, und man muss sich dann vorstellen, wie es im Konzertsaal wäre. Andererseits hat die Aufnahmetechnik in den letzten Jahren doch ernorm zugelegt. Andererseits, will man es sich mit den Nachbarn nicht verscherzen, muss man oft selbst runterpegeln :rolleyes: Zweischneidig ist dann aber auch, ältere oder historische Aufnahmen in minderer Klangqualität mit modernen in sehr guter Klangqualität zu vergleichen. Mir persönlich ist gute Klangqualität sehr wichtig.


    Sinfonien. Meine Favoriten: 4, 8, 10, 13, 14, auch 5, 6, 11. Die für m.E. schwächste ist sicherlich Nr. 12. Nr. 2 und 3 würde ich nicht als Propagandamusik sehen. Abgesehen von den Schlußchören bieten sie viel interessante Musik und gehören zu den experientierfreudigsten und avantgardistischen Werken von Sch. überhaupt.


    Nr. 1. Höre ich selten. Ich habe sie mal live erlebt, da war alles viel fesselnder. Finde hier die Jansons-Aufnahme mit den Berlinern auch enttäuschend. Insbesondere mag ich nicht, wenn die kleine (Militär-) Trommel wie hier windelweich klingt. Haitink finde ich hier viel besser.


    Nr. 4. Für mich ist das soetwas wie Schostakowitschs "Sacre". Rattle (Emi) ist guter Standard, in ähnlicher Liga spielen Gergiev (Philips) und Jansons mit dem BSO (Emi). Mindestens so gut wie alle anderen ist wohl auch Bychkov mit den Kölnern (Avie). Kondrashin (Melodiya 2006) ist leider klangtechnisch auf ganz anderem Niveau. Neulich ist mir die Version für zwei Klaviere in die Hände gefallen. Ist schon interessant, dass man dabei die Klangfarben des Orchesters alle "hört".


    Leider ist es mir bisher nie gelungen, die 4. mal live zu erleben. Es muss bombastisch sein. Zweimal hab ich erlebt, da wurde sie kurz vorher durch ein anderes Stück ersetzt. Ich vermute, dass die Größe des Orchesters problematisch ist. Die Aufführungen in Köln unter Bychkov dieses Frühjahr habe ich irgendwie "verschlafen".


    Nr. 5. Bernstein mit dem schnellen Finale gefällt mir nicht. M.E. geht die Musik dabei völlig verloren. Die beeindruckendste Stelle für mich in der ganzen Sinfonie ist im 4. Satz, wenn sich in den Holzbläsern im piano der Schluss aufbaut. Dies hat nur langsam gespielt eine Wirkung (etwa wie bei Barschai (Brilliant) oder Kondrashin). Bei Bernstein nehme ich diese Stelle garnicht war und wundere mich, dass sie schon vorbei ist.


    Nr. 8. Wie gesagt, am besten gefällt mir immer noch die von Ashkenazy.


    Nr. 10. Ich mag besonders die Aufnahme unter Levi mit dem Atlanta Sinf. Orchester (Telarc). Auch Roshdestwenskij (Melodia) ist sehr gut, aber klangtechnisch nicht auf höchstem Niveau (die Streicher klingen wie in einer Sporthalle aufgenommen). Bychkov mit den Kölnern (Avie) hat mich beim ersten Hören enttäuscht, ich weiss nicht mehr warum, aber inzwischen halte ich die Aufnahme für gut.


    Nr. 13. Mein eindeutiger Favorit: Barschai mit den Kölnern. Der Bass Aleksashkin ist absolute Spitze, aber auch der Orchesterklang. Die beeindruckendste Stelle der gesamten Sinfonie ist für mich, wenn im 1. Satz nach dem orchestralen Höhepunkt und der Überleitung des Männerchors der Bass wieder einsetzt, da kriege ich nur bei dieser Aufnahme eine absolute Gänsehaut. Zudem wird diese Stelle nicht zu leise vom Orchester unterstützt und die (tiefen) Bläser eine fantastische Klangfarbe erzeugen. Im Prinzip ist auch Jansons mit dem BSO und dem selben Bass gut, aber leider doch in vielen Details deutlich schlechter als bei Barschai. Auch Kondrashin (habe seit gestern die Melodiya 2006 Gesamtaufnahme) hält da nicht mit. Bei Kondrashin gefällt mir aber sehr der 2. Satz "Humor". Früher hatten für mich sowohl Haitink (gut hörbare hohe Holzbläser beim katastrophalen Höhepunkt im ersten Satz) als auch Järvi (Götenburg, DG; sehr schnelle, mechanisch klingende Orchestereinsätze) ihre Reize.


    Nr. 14. Haitink finde ich hier eine sehr gute Wahl. Zum Beispiel finde ich Rilkes "Tod des Dichters" hier unübertroffen. Das mag auch daran liegen, dass der Text hier in deutsch gesungen wird (was von Sch. autorisiert, sogar musikalisch angepasst worden ist). Leider finde ich hier die Aufnahme von Barschai nicht so überzeugend. Guter Bass, aber das Orchester agiert sehr zurückhaltend. Ich schreibe "leider", da Barschai ja die Uraufführung geleitet hat. Sowohl Bass und insbesondere Orchester gefallen mir bei Jansons mit dem BSO sehr gut, aber ich ich kann mich nicht mit der Sopranistin anfreunden. Zu Rattle mit dem BPO habe ich keine rechte Meinung, die Aufnahme reisst mich jedenfalls nicht vom Hocker.


    Konzerte. Hier fällt auf, dass die beiden Klavierkonzerte auf einem ganz anderen Niveau (humoristisch/"leichte" Musik) sind als die entsprechenden Paare für Violine bzw. Cello, die viel ernster und tiefer sind. Die Klavierkonzerte höre ich sehr selten. Das 1. Violinkonzert halte ich für eines der besten Violinkonzerte überhaupt, und sicherlich eines der intimsten Orchesterwerke von Sch. Ich war immer mit Vengerov/Rostropowitsch zufrieden. Allerdings war ich angenehm überrascht von Sarah Chang/Rattle BPO (EMI), und höre sie momentan lieber. Bei youtube habe ich mal Hillary Hahn mit dem 1. Violinkonzert gesehen (habe Dirigent und Orchester vergessen), ich empfand das aber als ziemlich emotionslos dargeboten. Bei den Cellokonzerten bin ich sowohl mit Maisky als auch mit Mork zufrieden.


    Kammermusik. Ein völlig andere Welt gegenüber den Sinfonien und Orchesterwerken. Das 2. Klaviertrio ist fantastisch. Für mich eines der intimsten und erschütterndsten Stücke von Dsch. Mir gefällt sehr gut die Aufnahme mit dem Beaux Arts Trio, auf der mir auch die Romanzen von Alexander Blok sehr gefallen, auch wenn ich darüber schon mehrmals negative Kritiken gelesen habe. Streichquartette mag ich besonders das 8., 9., 10. und das 13. Allerdings kenne ich nicht alle. Ich bin mit den Aufnahmen mit dem Eder Quartett (Naxos) zufrieden.


    Bei der Klaviermusik ist bei mir der Funke noch nicht so recht übergesprungen. Mir gefallen einige Stücke der 24 Präludien und Fugen sehr. Die 2. Klaviersonate hat sich mir noch nicht ganz erschlossen. Woran liegt das?


    Opern. Seit ich die DVD der Amsterdamer Inszenierung habe, bin ich von der Lady Macbeth begeistert. Beeindruckend ist auch "Die Nase", das vermutlich avantgardistischte Werk von Sch. Die Roshdestvenskij-Aufnahme (CD) ist absolut zu empfehlen. Mir gefällt auch dessen Aufnahme von dem Operfragment "Die Spieler". Es gibt zudem eine sehr schöne CD (Petrenko/Liverpool; Avie) mit "Die Spieler" und der Oper "Rothschilds Geige"von Schostakowitsch' Schüler Benjamin Fleischmann. Beeindruckend ist, wie unterschiedlich die drei Opern "Die Nase", "Lady Macbeth" und "Die Spieler" sind.


    Filmmusiken. Ballette. ... vielleicht ein anderes mal ...


    Dirigenten. Für sehr gute Schostakowitsch-Dirigenten (nach Mavrinski und Kondrashin) halte ich Roshdestwenskij, Barschai, Bychkov, und vermutlich auch Gergiev. Bei Roshdestwenskij sind die Einspielungen der Sinfonien leider tontechnisch nicht auf höchstem Niveau. Aber auch einige Aufnahmen von Ashkenazy, der ja von Haus aus Pianist ist, gefallen mir sehr. Die Gesamteinspieleungen von Haitink, Roshdestwenskij, Barschai und Ashkenazy sind mit Sicherheit zu empfehlen. Aufnahmen von Kurt Sanderling habe ich leider nicht. Eine Liveaufführung der 6. Sinfonie von Prokofieff lassen mich aber glauben, dass es sich lohnen würde. Von Rostropovich, der ja von Haus aus Cellist ist, kenne ich dirigiert nur die 11. (die fand ich früher gut), und seine Lady Macbeth, bei der ich viel gutes und schlechtes sehe. Und Gergiev? Gelungen finde ich bei ihm die 4. Auch die 7., je nach Laune. Seine 5. und 9. auf einer CD habe ich jetzt nicht so präsent. Sicherlich nicht herausragend. (Hier habe ich jetzt bestimmt den einen oder anderen Dirigenten vergessen aufzuzählen.)


    Jansons. Sehr gemischt. Es gibt für mich bei den Sinfonien einige Enttäuschungen. Etwa Nr. 1, 8, 10. Die 7. gehört wohl schon zu den besseren. Zu seinen besseren zählen m.E. aber die 15. mit dem LSO und insbesondere die mit den Bayern gemachten Aufnahmen, die 2., 13. und 14. (Übrigens finde ich seinen Le Sacre du Printemps von Strawinski unschlagbar gut.) Seine absolute Glanzleistung ist für mich aber die DVD-Aufnahme der Lady Macbeth mit dem Concertgebouw-Orch. Klar ist, dass er ein glühender Verehrer Schostakowitschs ist. Daher ist die hohe Anzahl der eher mittelmäßigen Aufnahmen für mich recht unverständlich. (Übrigens finde ich auch seine Aufnahmen der Rachmaninoff-Sinfonien nicht gerade mitreißend.) Schade.


    Bychkov. Es gibt ja schon einige Aufnahmen (ich habe Nr. 4, 10 und 11, allesamt zu empfehlen), man darf auf weitere Neuaufnahmen gespannt sein. Im WDR-Fernsehen habe ich vielversprechende Aufzeichnungen mit ihm der Sinfonien Nr. 5 (schon viele Jahre her) und Nr. 6 gesehen. Ich glaube, ich habe mal gelesen, die Avie-CDs soll es später mal als DVD geben? Kann das jemand bestätigen?


    Es ist jetzt doch länger geworden, als ich das geplant hatte. Und doch völlig lückenhaft, und außerdem spiegelt einiges nur meine momentane Stimmung wider...


    maticus


    P.S. Habe ja seit gestern die Kondrashin GA. Schön sind die "Zugaben", die man ansonsten nur selten bekommt. Ich hatte zwar schon die Stücke "Oktober" (Ashkenazy) und "Hinrichtung des S. Razin" (Jurowski) in meiner Sammlung. Aber diese beiden Stücke gefallen mir hier von Kondrashin sehr gut. Schade nur, dass bei "Oktober" zwischendurch völlig runtergepegelt wird. Es wäre sonst eine fantastische Aufnahme...

  • Hallo maticus,


    herzlich willkommen, denn Schostakowitsch gehört auch zu meinen Lieblingskomponisten.
    Zu Deinem interessanten Beitrag gäbe es seitenlang zu antworten - ich versuche es kurz.


    Man ließt bei Dir zwischen den Zeilen, dass Du großen Wert auf gute Klangqualität legst. Bei mir ist das nicht anders und daher sind mir auch oft die interpretatorischen TOP-Aufnahmen mit Mrawinsky ein Grauss.
    Klar das Dir auch deshalb auch Ashkenazy (Decca) liegt. Das ist meine letze gekaufte Schostakowitsch-Sinfonien-GA --- an anderer Stelle hatte ich geschtieben, das ich diese für eine "moderne Referenz" halte.
    Ganz hervorragend neben der Nr.8, auch Nr.7, 11 mit dem Peterburg SO und 4, 13, 14 mit dem japanischen NHK SO, die alles geben.


    Doch dabei sollte man Kondraschin, dessen GA Du ja jetzt auch vorliegen hast, nicht vergessen. Nach genauem und intensivem Hören wirst Du feststellen, das Du mit diesem Neukauf der GA (die Du jetzt neu hast) einen Goldschatz für Schostakowitsch ausgehoben hast. Diese Aufnahmen liegen jetzt nun auch in gutem Remastering auf Melodiya (wie bei Dir) und bei mir als AULOS-GA vor; sodaß klangtechnisch keine Probleme auftauchen können.
    Die Sinfonie Nr.1, die Dir bisher nicht so fesselnd vorkommt, wirst Du mit Kondraschin nie wieder besser hören - das ist der Wahnsinn. Da ich diese Aufnahme vor mehr als 20Jahren schon auf LP hatte (meine erste Aufnahme), ist diese Sinfonie Nr.1 gleich von Anfang an eine meiner Liebsten geworden.
    Zustimmung das Jansons da "kalter Kaffee" ist (und nicht nur bei 1).
    Meine Kondraschin-Favoriten sind klar die Nr.1,5, 9 und 11.


    Du schreibst auch, das Roshdestwensky aber klangtechnisch nicht auf höchstem Niveau ist. Da erkennt man Deine klangtechnischen Bedürfnisse.
    Roshdestwensky ist der nächste große Schostakowitsch-Dirigent, der zu nennen wäre und mit dem ich allein schon auf Ewig zufrieden wäre.
    Durch die dankenswerte Empfehlung von Michael habe ich die Kondraschin-AULOS - GA und da haben so manche Interpretationen sogar den Roshdestwensky in seiner Favoritenrolle abgelöst.
    Ich habe alle Sinfonien mit Roshdestwensky auf Eurodisc-Einzel-CD´s und bin auch klangtechnisch, wenn auch nicht immer optimal, zufrieden - für mich muß es einfach so klingen ! Welcher Dirigent könnte die Sinfonien Nr.4,5,6,8,10,12,15 packender als er dirigieren ? Und Nr.2 und 3 kann ich ohnehin nur mit ihm durchhalten.


    Die Sinfonie Nr.5 mit Bernstein ist freilich von seinem Verständnis für das Werk nicht optimal, aber in ihrer emotionalen Aufgewühlheit finde ich beide Bernstein-Aufnahmen (CBS/SONY) auch für mich sehr hörenswert - besonders die Liveaufnahme aus Tokyo (CBS1979) ist der Wahnsinn. Natürlich sind die von Dir genannten Aufnahmen mit Kondraschin und Barschai(die GA schätze ich auch hoch) Spitzenaufnahmen, auch von mir höchstgeschätzt (s.o). Aber beide gehören trotzdem tempomäßig zu den schnelleren Interpretationen der Nr.5. Haitink (Decca) gefällt mir daher hier wegen seinem langen Auszelebrieren (besonders im ersten Satz) nicht so gut.


    Zitat

    Das 1. Violinkonzert halte ich für eines der besten Violinkonzerte überhaupt, und sicherlich eines der intimsten Orchesterwerke von Sch.


    Das sind Worte, die mir aus der Seele sprechen - ich empfinde genauso - es ist IMO das beste Violinkonzert aller Zeiten !
    Nur hast Du mit deiner Vengerov-Aufnahme durch die "muffige" und undurchsichtige Orchesterbegleitung unter Rostropowitsch (der es eigendlich als Schosty-Freund besser machen müßte) nicht die optimale Aufnahme.
    Auch die Sinfonien, die ich hier 2007 nur wegen des Preises angepriesen habe, sind mir zu zerdehnt mit Rostropowitsch - einzig Nr.8 ist TOP gelungen.
    Spitzenreiter für das VC Nr.1 ist David Oistrach/Mrawinsky (Melodiya, leider MONO), Igor Oistrach/M.Schostakowitsch (nur auf Eurodisc-LP), Sitovetzky,Davis (VIRGIN), Mordkowitsch/Järvi (Chandos) und ganz nah an Oistrach dran auch Perlmann/Metha (EMI).


    :hello: Ich hoffe noch viel von Dir und Schostakowitsch und sein Umfeld zu lesen.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,


    den Ashkenazy Zyklus finde ich soweit auch gut, obwohl ich ihn nicht vollständig habe. Z.B. habe ich die 4. noch in der Version mit dem RPO. Die hat einige gute Effekte. Andererseits fand ich im 3. Satz, wenn ich mich recht erinnere, das "Hochschaukeln" nach dem Trauermarsch für zu langsam, das weckte immer Ungeduld in mir. Die 7. und 11. mit den Petersburgern halte ich auch beide für sehr gut, sowohl interpretatorisch als auch klanglich. Beim Klang könnte ich allerdings einwänden, dass er einen eher "geschlossenen", leicht "wattierten" Charakter hat. Z.B. ist die Aufnahme der 8. mit dem RPO viel "offener". Vielleicht verstehst Du, was ich meine. Aber das soll keine wirkliche Abwertung sein. Die neue Nr. 4, und die Nr. 13 und 14 kenne ich nicht, wäre mal was für die Zukunft.


    Nebenbei: Die Nr. 11 empfinde ich nicht als die Propagandamusik, die ihr oftmals zugeschrieben wird. Interessant in dem Kontext ist auch die Ansicht Bychkovs darüber in dem Text zu seiner CD (Avie).


    Dass es klangtechnisch bei Kondrashin jetzt keine Probleme mehr gibt, halte ich für etwas übertrieben. Okay, soviel habe ich bisher noch nicht gehört. Ich habe schon seit langer Zeit als einzige Aufnahme von Kondrashin die der 4. Sozusagen als historisches Dokument, sie ist ja 1962 zeitnah zur Uraufführung entstanden. (Irgendwie glaubte ich immer, die Aufnahme sei Mono, aber ich fand das gestern nicht bestätigt.) In der Melodiya GA von 2006 steht dort als Aufnahmedatum 1966, aber das ist wohl ein Druckfehler. (Ich meine, ich hätte schon einmal eine Diskussion darüber gelesen.) Was ich gestern nur kurz verglichen habe, zeigt schon, dass das neue Remastering ein besseres Ergebnis liefert. Allerdings, mit modernen Aufnahmen ist das nicht zu vergleichen. Insbesondere das Runterpegeln ist auffällig. Aber was ich bis jetzt gehört habe ist interpretatorisch allererste Sahne.


    Zu Roshdestwenskij möchte ich noch die Aufnahme des Balletts "Das goldene Zeitalter" nennen. Eines der Werke aus der unbeschwerten Zeit von Sch., in dem es von Ideen, Witz und kraftvoller, "leichter" Musik nur so wimmelt, so dass es einem fast schon zu viel werden kann. Und auch interessant: Bei youtube findet man einige Filmaufnahmen mit ihm aus dem Jahre 1974/75 von Proben von "Die Nase", in Anwesenheit des Komponisten selbst. Sollte man sich als "Fan" nicht entgehen lassen.


    Ein weiteres Meisterwerk, fast ein Schwesternwerk der 14. Sinfonie, ist die Michelangelo-Suite. Sch. soll laut Maxim Sch. mal geäußert haben, er betrachte dies als seine 16. Sinfonie. Ich kann hier nur Jurowski (Capriccio) nennen. (Eine deutsch gesungene Fassung, ich glaube unter T. Sanderling, empfinde ich musikalisch als viel zu zerdehnt.) Empfehlungen würden mich interessieren. Gibt es eigentlich auch die (Original-) Fassung für Klavier und Bass?


    maticus

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  • Hallo maticus,

    Zitat

    Insbesondere das Runterpegeln ist auffällig. Aber was ich bis jetzt gehört habe ist interpretatorisch allererste Sahne.


    was den Kondrashin-Zyklus angeht, so kann ich nur immer wieder das Aulos-Mastering hervorheben.


    Dort sind diese Probleme weitgehendst gelöst worden und der Klang ist mehr als akzeptabel.


    Zitat

    Dass es klangtechnisch bei Kondrashin jetzt keine Probleme mehr gibt, halte ich für etwas übertrieben


    Jedenfalls ist es nicht bei der Aulos übertrieben, aber außer Wolfgang und mir hat diese sich niemand gekauft.
    Alle haben eine Meinung dazu, wägen ab, aber gehört hat sie fast niemand geschweige denn gekauft.

  • Hallo Michael,


    ich dachte, ich hätte mal gelesen, das klangliche Niveau von Aulos und Melodiya sei nahezu identisch. Aber das stimmt dann vielleicht nicht? Kennt jemand beide Aufnahmen?


    maticus

  • Hallo maticus,

    Zitat

    ich dachte, ich hätte mal gelesen, das klangliche Niveau von Aulos und Melodiya sei nahezu identisch


    das hat, so glaube ich, Edwin geschrieben.


    Aber die Melodijas sind von einem anderen (russischen) Team gemastered worden mit anderen technischen Mitteln.


    Die Aulos sind von koreanischen Enthusisasten in DSD- Technik http://de.wikipedia.org/wiki/Direct_Stream_Digital mit allergrößtem Aufwand erstellt worden.


    So kann es eigentlich nicht anders sein, als daß es Unterschiede gibt. Deine Beschreibungen haben mich dahingehend schon stutzig werden lassen.


    Aber: Ich kenne die neue Melodija- Ausgabe NICHT, sehe aber keinerlei Bedarf, nach den Orgin. Lps (Melodija, EMI, BMG usw.) und den alten CD-Ausgaben jetzt NOCH eine Ausgabe zu erwerben.


    Vor allem deshalb nicht, weil ich nach wie vor die Aulos für so überragend halte, daß ich wirklich mehr als zufrieden bin.


    Nun stelle ich allerhöchste Anforderungen an meine Anlage und an die Aufnahmequalität, und dahingehend finde ich, daß die Aulos-Leute ein kleines Wunder vollbracht haben.


    Ich bitte also meine letzte Post nicht so zu verstehen, daß ich die mir unbekannte neue Melodija-Ausgabe abkanzel, denn das kann ich nicht, da ich sie nicht kenne.


    Alles, was ich sagen kann ist, daß die von Dir beschriebenen Probleme mir vor allen von den älteren CD- Ausgaben bekannt sind und daß diese Probleme von Aulos weitgehendst behoben wurden.


    Gruß,
    Michael

  • Zitat

    Original von Michael Schlechtriem


    Aber: Ich kenne die neue Melodija- Ausgabe NICHT, sehe aber keinerlei Bedarf, nach den Orgin. Lps (Melodija, EMI, BMG usw.) und den alten CD-Ausgaben jetzt NOCH eine Ausgabe zu erwerben.


    Ist auch wirklich nicht nötig. Zumal über der Aufnahmetechnik die Interpretation nicht vergessen sollte.



    Und hier liegt für mich der Hase im Pfeffer: bei den von mir favorisierten Sinfonien 4, 5, 7, 10, 11 und 15 liegt Kondrashin immer ganz unten. Und das liegt nicht an der Technik (da bin ich wirklich schmerzfrei). Gegenüber meinen Favoriten für die jeweiligen Sinfonien


    Bychkov/Nr. 4 (Privatmitschnitt)
    Nicholas Milton/Nr. 5 (Privatmitschnitt)
    Karl Eliasberg/Nr. 7
    Karajan/Nr. 10
    Mrawinskij/Nr. 11
    Schostakowitsch/Nr. 15


    klingen die entsprechenden Deutungen von Kondraschin eher nach mechanischem Abarbeiten, so daß ich mich von meiner Box wohl trennen werde.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Hallo Thomas,


    ich habe gerade Deinen Beitrag - eigendlich mit Entsetzen - gelesen.
    Als Schostakowitsch-Liebhaber seit meiner Jugend habe ich nun wirklich alles durchgetestet, was an Schostkowitsch-Aufnahmen vorliegt und dabei waren schon damals die hervorragenden Kondraschin-Interpretationen auf Eurodisc-LP´s dabei, die ich dank Michael nun in den fabelhaften AULOS-Aufnahmen als GA besitze.
    :yes: Diese möchte ich nie wieder missen !



    Das die Interpretation eine ganz große Rolle spielt und nicht nur die Klangtechnik ist dabei selbstverständlich.
    :no: Das Kondraschin jemals "mechanisches Abarbeiten" geliefert hätte möchte ich für mich klar zurückweisen und als Unsinn bezeichnen.


    :hello: Es tut mir wirklich leid für Dich und jeden der diese Kondraschin - GA nicht zu schätzen weiss oder diese aus unwissenheit gar nicht besitzt.



    Die Aufnahmen die Du nennst mögen ja auch gut sein.
    Ich kenne davon 3Aufnahmen:
    Karajan/Nr.10, die ich auch TOP finde, aber hier in einem Atemzug Roshdestwensky und Kondraschin an die Seite stellen möchte.


    Mrawinsky/Nr.11, die klanglich aber für mich problematisch ist - etwas besseres als Kondraschon gibt es hier IMO nicht.


    Maxim Schostakowitsch /Nr.15 auf EURODISC (bei mir als LP) ist fabelhaft, da kann ich Dir ohne wenn und aber zustimmen, aber bitte nicht seine Neuaufnahme mit den PragerSO. Roshdestwensky und Kondraschin auch hier ebenfalls grandios.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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  • Nun, lieber Wolfgang,


    ich habe in meinem Beitrag ja auch meine Sicht der Dinge beschrieben und nicht absolut gesetzt (was ja auch nicht möglich ist). Wer sich die Mühe macht, unsere diversen Postings anzuschauen, käme nicht auf die Idee, eine Hörempfindungsähnlichkeit zwischen uns beiden festzustellen. So gesehen hatte ich mit Deinem gegenläufigen Standpunkt gerechnet (was Du bitte jetzt nicht negativ oder als gegen Dich gerichtet begreifst).


    Ist aber auch kein Problem. Immerhin: ich habe den Kondraschin ja (noch), schreibe also über etwas, was ich auch gehört habe.


    Das "mechanische Abarbeiten" mache ich als ein Beispiel am ersten Satz der 7. Sinfonie fest: den begreife ich durchaus als Programmmusik und finde in den Deutungen von Eliasberg und Swetlanow (um zwei russisch/russische Aufnahmen zu nennen) deutlich mehr Empathie (was Eliasberg bertrifft: logisch. Der war der Lenningrader Uraufführungsdirigent) als bei Kondraschin. Hierzu wollte ich allerdings in dem Thread zur 7. gelegentlich noch etwas schreiben.


    Grundsätzlich also: schön, wenn Kondrashin Deinen Nerv trifft, der meine wird eher von Mravinskij oder Bychkov berührt.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Mir ist neulich eine Idee für einen neuen Thread gekommen, der eigentlich eher eine lange Liste sein sollte. Nämlich eine Auflistung von Kinofilmen, Fernsehfilmen, Dokumentarfilmen, Werbung, Radiosendungen, etc., in der Musik von Schostakowitsch gespielt wird. (Lässt sich natürlich auch auf andere Komponisten übertragen.) Ich meine dabei natürlich nicht Aufnahmen von Konzerten oder dergleichen, auch keine Dokumentarfilme über den Komponisten (das wäre mal ein anderes Thema), auch nicht die Filme, für die Sch. die Musik geschrieben hat, sondern Filme oder Radiosendungen, in denen Musik von Sch. zur Untermalung (oder evtl. sogar als Erkennungsmelodie) verwendet wird.


    Gibt es hier so etwas schon? Wäre ein solcher Thread sinnvoll? Wo würde er hingehören?


    Ich kam auf den Gedanken, als ich neulich zufällig in dem Schwarzenegger-Film "Red Heat" eine von einer Trompete gespielte Melodie aus dem 8. Streichquartett zu hören glaubte. (Da ich den Film nicht auf Video oder DVD habe, konnte ich das nicht 100%ig verifizieren.) Aber das wäre etwa ein gutes Beispiel. Jedenfalls ist mir in dem Moment wieder bewusst geworden, wie oft Musik von Sch. in Film, Funk und Fernsehen vorkommt, wo man es nicht vermutet. Ich habe es schon so oft gehört, aber kann mich jetzt nur noch an einen winzigen Bruchteil davon erinnern.


    Weitere Beispiele, die mir so auf die Schnelle einfallen: Der Kaurismäki-Film "Ariel". Dort wird etwas aus der 9. Sinfonie gespielt (wenn auch nur sehr kurz und "unspezifisch"). Der "2. Walzer" lief mal in einem Bella Block Film. Vom Kubrick-Film "Eyes Wide Shut" mal ganz zu schweigen. Ich meine, in dem TV-Film "Ein Lied von Liebe und Tod" mit Joachim Kroel (Deutschland/Ungarn 1999) wurde etwas aus dem 10. (oder 9.) Streichquartett gespielt, aber ich könnte das auch verwechseln (habe den Film seinerzeit nur einmal im TV gesehen). Es gibt sicher viele weitere Filme. Dokumentationen mit untermalender Musik von Sch. gibt es massenweise, und Werbung sicherlich mehr als man denkt.


    Wie sieht es aus? Gibt es Interesse und auch genügend Stoff für einen solchen Thread? Oder geht es allen so wie mir: Viel gehört aber längst wieder vergessen.


    maticus

  • Hallo maticus,


    Zitat

    Gibt es hier so etwas schon? Wäre ein solcher Thread sinnvoll? Wo würde er hingehören?


    mach Dir nicht so viele Gedanken darüber. Wozu dafür einen neuen Thread eröffnen. Schreibe hier was Dich über DSCH in Film und TV berührt.
    Ansonsten eröffne einen Neuen.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Lieber Thomas,


    es wärte schlimm wenn jeder die gleiche Hörempfindung hätte.
    Da ich ohnehin sehr oft flottere Tempi bevorzuge, stört mich Kondraschins straffe Art keineswegs.


    Du hast Recht, das er in der Sinfionie Nr.7, 1.Satz tatsächlich sehr flott unterwegs ist, was ich aber genau so angemessen finde.
    Auch unser Mitglied ThomasNorderstedt, der über die Schostakowitsch-Sinfonien seine fabelhaften analysierenden Beiträge verfasst (leider nicht immer hier bei Tamino), ist bei der Sinfonie Nr.7 ähnlicher Auffassung wie Du, das Kondraschin hier zu sehr überdreht (allerdings hat er nur Aufnahmen mit eingeschränktem Klang zur Verfügung, die den Eindruck wieder stark ins negative richten können).
    !!! Aber das ist eine Sinfonie, ein Satz, an dem man keineswegs Kondraschin verallgemeinern kann - und ihm schon gar nicht "mechanisches Arbeiten" andichten kann !!!

    Wenn Du Dich intensiv mit den Sinfonien Nr.1 und 9, die ich Beide in meiner Wertschätzung ganz weit oben sehe, dann wirst Du beide Werke nie besser hören als mit Kondraschin.
    :yes::hello: Schon deshalb mußt und solltest Du Deine Kondraschin-GA behalten.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,


    Zitat

    Schreibe hier was Dich über DSCH in Film und TV berührt.


    Egoistischerweise geht es mir aber eher darum, dass andere diesbzgl. ihr Wissen hier zur Verfügung stellen. Als Ideal würde ich eine möglichst vollständige Liste ansehen. (Ich weiss natürlich, dass das nicht möglich ist.)


    maticus

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  • Gibt es eigentlich einen DSCH-Film? Ich meine die ganze tragische Geschcihte, zwischendrin der Krieg und über allem schwebt der böse Mann mit Schnurrbart. Das schreit doch förmlich nach Verfilmung. Man hat ja sogar schon einen genialen Soundtrack parat.

  • Hallo Marcel,


    Zitat

    Original von iLLumination
    Gibt es eigentlich einen DSCH-Film?


    zwei Dokumentar- / Spielfilme über Schostakowitsch gibt es tatsächlich:


    Kunst zerstört das Schweigen - Schostakowitsch contra Stalin
    CDN/D Dok. 1995/96 - 1:15:00
    Interpreten: Solisten, Orchester des Marinsky Theaters, Nederlands Radio Philharmoniker, Valery Gergiev
    Drehbuch: David New, Larry Weinstein, Gemma van Zeventer
    Regie: Larry Weinstein


    Dieser Film lief bereits im Jahre 1998 im ZDF und ist als DVD erhältlich unter dem Titel:


    Shostakovich against Stalin - The War Symphonies
    CDN/D Dok. 1995/96 - 1:17:00
    Regie: Larry Weinstein




    Eine weitere Verfilmung, mit Ben Kingsley in der Rolle von Schostakowitsch, ist diese:


    Testimony - The Story of Shostakovich
    GB 1987 - 2:31:00
    Darsteller: Ben Kingsley, Sherry Baines, Terence Rigby, Ronald Pickup
    Regie: Tony Palmer


    auf Deutsch


    :hello:
    Johannes

  • Lieber Maticus,


    Zitat

    Original von Maticus
    eine Auflistung von Kinofilmen, Fernsehfilmen, Dokumentarfilmen, Werbung, Radiosendungen etc., in der Musik von Schostakowitsch gespielt wird. ...
    Wie sieht es aus? Gibt es Interesse und auch genügend Stoff für einen solchen Thread? Oder geht es allen so wie mir: Viel gehört, aber längst wieder vergessen.


    Darin liegt sicher das Problem. Beispiele gibt es bestimmt viele; diese zusammenzutragen, wird sich jedoch eher mühsam gestalten. :wacky:


    Beisteuern kann ich aus der Erinnerung nur ein Beispiel eines Schostakowitsch-Werkes, das in einem (deutschen) Spielfilm zur Untermalung verwendet wurde. Der Film heißt:


    Faustrecht der Freiheit
    D 1974 - 1:59:00
    Schauspieler: Peter Chatel, Rainer Werner Fassbinder, Karlheinz Böhm, Adrian Hoven, Christiane Maybach, Harry Baer, Hans Zander, Kurt Raab, Rudolf Lenz, Karl Scheydt, Peter Kern, Karl Heinz Staudenmeier, Walter Sedlmayr, Bruce Low, Marquart Bohm, Brigitte Mira, Evelyn Künneke, Barbara Valentin, Elma Karlowa, Ingrid Caven, Lilo Pempeit, Ulla Jacobsen u. a.
    Musik: Peer Raben
    Drehbuch: Rainer Werner Fassbinder, Christian Hohoff
    Regie: Rainer Werner Fassbinder


    In Fassbinders Film ist in der Szene beim schwulen Herrenausstatter, in der Franz Bieberkopf (Fassbinder) neu eingekleidet wird, als Hintergrundmusik der delikate 2. Satz (Andante) aus Schostakowitschs Klavierkonzert Nr. 2 F-dur, opus 102 (1957) zu hören.


    :hello:
    Johannes

  • Wenn andere einen Großteil der Arbeit bereits erledigt haben, ist es so mühsam dann doch nicht, es reicht ein Verweis:


    Die Internet Movie Database enthält auch die Rubrik Soundtracks mit Angaben zu der im Film verwandten Musik.


    Bei Eingabe von Shostakovich erhält man auf diese Weise die folgende, zwar sicher nicht vollständige, aber doch beachtliche Liste (auf Soundtracks achten):


    "http://us.imdb.com/name/nm0006291"


    :hello:
    Thomas

  • An Johannes:


    Ein guter und interessanter Hinweis. Interessant insofern als 1974 Sch. in Deutschland sicherlich noch als regimetreuer Sowjetkomponist galt.


    An Thomas:


    Danke für den Hinweis. Ich war selbst vor langer Zeit schon einmal auf der Seite, habe sie zwischenzeitlich wieder komplett vergessen. Die Liste ist ja schon sehr ergiebig. Allerdings ist z.B. der Fassbinder-Film von 1974 nicht mit dabei.


    Viel schwieriger ist sicherlich eine Erstellung einer Liste von Dokumentarfilmen und dergleichen.


    maticus

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