Dmitri Schostakowitsch

  • Hallo Taministen,


    csm_1960_Schostakowitsch_Dresden2_b6d2981f07.jpg


    Genosse Schostakowitsch bereitet mir bei der Rezeption seiner Werke nicht unerhebliche Schwierigkeiten. Zwar wurde er mir aus allen Richtungen als legitimer Nachfolger Mahlers, den ich sehr schätze, anempfohlen, doch vermag ich seiner (Orchster)Musik - egal, wer dirigiert, nicht viel abzugewinnen: unmelodiös und ohne Spannung. Ganz anders dagegen seine Kammermusik (Streichquartette), die ich sehr schätze und seine Orchsterlieder: die Michelangelo-Suite Op.145a, die allerdings nicht sehr oft aufgenommen wurde: ich besitze eine alte Melodiya-Aufnahme aus den 70ern mit dem Bassisten Yewgenij Nesterenko und Maxim Schostakowitsch, der das RSO Moskau dirigiert – das ist wundervolle, unglaublich eindrucksvolle Musik - (leider ist sie meines Wissens nie als CD erschienen, so dass ich sie selber überspielen musste); Fischer-Dieskau hat’s auch aufgenommen, allerdings nicht ganz so eindrucksvoll.
    Wie steht ihr zu Schostakowitsch? Stehe ich allein damit? Und kennt jemand die Lieder?


    Grüße aus Hamburg
    Uwe

  • Ich habe ganz andere Probleme mit Shostakovichs Musik: Ich kann irgendwie nicht genug davon kriegen. Jetzt aber mal im Ernst: Einige deiner Aussagen kann ich kaum nachvollziehen.


    1. unmelodiös: Bei Shostakovich findet man halt nicht so schön "reine" Melodien, die Dissonanz ist eben schon sehr wichtig. Uwe: lass mich raten: Prokofiev hast du auch nicht so gern. Dass du die Kammermusik gut findest verblüfft mich doch.


    2. ohne Spannung: Die Musik allein ist schon toll, aber wenn man noch etwas darüber weiss ist's noch viel besser. Hierzu empfehle ich einmal die 7. "Lenigrader" Symphonie. Da muss man natürlich etwas darüber wissen. Also informiere dich mal, falls du es noch nicht getan hast, und dann hör' dir das Ganze mal an (gelungene Aufnahme mit guter Soundqualität: bspw. Gergiev/Kirov auf Philips).
    Wenn du jetzt keine Spannung empfindest, wenn das Invasionsthema "hineinkriecht" und sich zum Kriegsthema ausweitet, dann kann ich auch nicht helfen.:wacky:


    Jemanden als Nachfolger von einem anderen Grossen zu sehen, ist irgendwie schwer. Ich würde Shostakovich niemals als Nachfolger Mahlers sehen. Wer will schon Brahms als Nachfolger Beethovens und Dvorak als "kleinen slawischen Brahms" sehen, wo sie sich alle doch so unterschiedlich entwickelt haben?
    Grüsse...Cliowa

  • Hallo,
    ich hatte die Einordnung Shostakovichs als Nachfolger Mahlers noch gar nicht gehört, finde sie aber eigentlich - zumindest zur Beschreibung seiner Musik - gar nicht so unpassend. Shostakovich ist einer der wenigen Musiker des 20.Jahrhunderts (wenn ich's mir recht überlege, sind's gar nicht soooo wenige...), mit dessen Musik ich etwas anfangen kann.
    Mein Einstieg in seine Musik war die 5.Symphonie (Haitink); richtig begeistert hat mich aber erst die 10. von Karajan aus den 80er Jahren, die finde ich sehr spannungsvoll und faszinierend. Zuletzt habe ich seine 7. (wieder Haitink)gekauft und bin, wie von cliowa beschrieben, gerade angesichts des geschichtlichen Kontextes sehr beeindruckt und angetan.
    Karajan's Einspielung der 10. (er hat ja wohl früher schonmal eine ähnlich beeindruckende Einspielung derselben vorgelegt) ist übrigens nach meiner Meinung eines der Beispiele, welches das Vorurteil des modebewusten Schönklanglers Karajan eindrucksvoll widerlegt. Wobei mir klar ist, dass er dieses Vorurteil selbst auch oft genug genährt hat.
    Gruß
    Achim

    Herzliche Grüße
    Uranus

  • uwe schrieb:


    [Zitat]Genosse Schostakowitsch bereitet mir bei der Rezeption seiner Werke nicht unerhebliche Schwierigkeiten. Zwar wurde er mir aus allen Richtungen als legitimer Nachfolger Mahlers, den ich sehr schätze, anempfohlen, doch vermag ich seiner (Orchster)Musik - egal, wer dirigiert, nicht viel abzugewinnen: unmelodiös und ohne Spannung[/Zitat]


    Nach der Auführung seiner 10. Sinfonie mit den Berliner Philharmonikern im Jahr 1973 sagte Schostakowitsch in einem Interwiev, er "empfinde sich als Epigone Gustav Mahlers"! Insofern hat er wirklich diesen Stellenwert, weil er die Verwerfungen, Verstörungen und das Leiden an seiner Zeit in genialer Weise aufgreift und damit zum großen "Bekenntnis-Komponisten" des mittleren 20. Jahrunderts wird. "Meldodiös" wäre wirklich das allerletzte, was ich von einem solchen Opus erwarten würde und das wäre in anbetracht dessen, was der Komponist erlebte (ihn zähle ich zu den wenigen Musikern, wo eine Kenntnis der Biografie hilfreich für die Rezeption ist) einfach verlogen und heuchlerisch.Ich kenne wenige Werke der Sinfonik, die derart attakierend und voller Binnenspannung sind wie seine erst 1962 uraufgeführte 4. Sinfonie.
    Allerdings muss man sich darüber im Klaren sein, daß er kein Komponist ist, den man "beiläufig" oder "nebenbei" hören kann. Hier ist voller Einsatz auch des Hörers gefordert! Ich persönlich schätze ganz besonders die 13. und 14. Sinfonie, aber auch die 5.,8., 10. höre ich immer wieder. Die Liederzyklen sind immer noch unterrepräsentiert, jedoch liegen auch sie alle in Aufnhmen vor, die Referenzcharakter haben. Für "Einsteiger" in Sachen Schostakowitsch
    empfehle ich folgende Boxen von Brilliant, die das wenige Geld, was sie kosten, wirklich wert sind:





    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Hallo


    für den Schostakowitsch Einstieg empfehle ich :


    Klavierkonzerte (IMO Referenz !) :




    Symphonie 8 (IMO die für Mahlerfreunde) mit Haiting / Decca.



    Klaviertrios :



    Als Alternative bei den Symphonien :



    Bzgl. der 7 Sym. muss eine Aufnahme natürlich besonders genannt werden, nicht nur wegen des historischen Bezuges, sondern auch wegen der besonderen Orchesteraufstellung :



    Grüße TW

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  • Hallo Taminos,


    da muss ich vielleicht noch einmal präziser werden:


    cliowa schrieb:


    [Zitat]lass mich raten: Prokofiev hast du auch nicht so gern. Dass du die Kammermusik gut findest verblüfft mich doch.[/Zitat]


    Nö, oder klarer: Bei Prokofieff geht es mir genau andersherum: seine Orchesterwerke höre ich lieber als seine kammermusikalischen Stücke oder Klavierwerke. Ansonsten bin ich immer recht vorsichtig mit diesen Vergleichen "wenn dies, dann das nicht oder erst recht oder etc.". Ganz so einfach liegen die Dinge eben nicht. Wenn ich seine Kammermusik mag, speziell die Streichquartette oder seine Klaviermusik, dann ist das für mich nur ein Zeichen, das Schostakowitsch mir in dieser kleinformatigen Art zu schreiben besser gefällt, bzw. mir näher ist, als in den großformatigen Symphonien, die mir einfach zu plakativ erscheinen.


    BBB schrieb:


    [Zitat]"Meldodiös" wäre wirklich das allerletzte, was ich von einem solchen Opus erwarten würde... [/Zitat]


    ...und natürlich erwarte ich auch keinen Melodiereigen herkömmlicher Sinfonik im Mozart'schen o.Ä. Sinne, das war sicher von mir schlecht formuliert, aber ich möchte, um mich einem Stück zu nähern, wenigstens etwas herausgreifen, spüren, etwas, das hängenbleibt. Viele Stücke, gerade auch moderne, sind sicher nicht im klassischen Sinne melodiös, und ganz besonders auch vieles nicht von Sofia Gubaidulina, die, so scheints, Schülerin von D.Sch. gewesen war, und die ich sehr mag, aber sie hat eine andere Tonsprache und hier entsteht für mich eine unglaubliche Spannung.
    Aber ich bleibe weiter am Ball. Seid schon mal bedankt für die Anregungen, einiges habe ich bereits, aber die Gergiev-Aufnahme und den Jansons werde ich wohl näher ins Auge fassen.


    Gruß
    Uwe

  • Uwe schrieb:


    [Zitat]..und natürlich erwarte ich auch keinen Melodiereigen herkömmlicher Sinfonik im Mozart'schen o.Ä. Sinne, das war sicher von mir schlecht formuliert, aber ich möchte, um mich einem Stück zu nähern, wenigstens etwas herausgreifen, spüren, etwas, das hängenbleibt.[/Zitat]


    Dann versuchs doch einmal mit Sinfonie Nr. 5 unter Rostropowitsch als Dirigenten: der langsame Satz
    hinreissend und von großem Wiedererkennungswert auch für jemanden, der mit der Tonsprache von DSch nicht so vertraut ist:



    voll berstend-bohrender Intensitaet ist die 8. unter Mrawinski, der mit Recht zu den großen Schostakowitsch-Interpreten zaehlt.



    jede Menge wierderkennbarer Melodien zum "mitsummen" findest du im Klavioerkonzert Nr.2



    ich sehe die 14. Sinfonie als den eigentlichen Gipfel im Schaffen von DSch an: selten wurde eindrucksvoller als hier die Macht des Todes und die Unmöglichkeit, im Angesicht dessen Hoffnung zu empfinden, in Musik verwandelt.



    Benjamin Britten, dem das Werk gewidmet ist, ist hier auch der Dirigent.

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Hallo Taminos,


    heute habe ich mich dann mal an den furchtlosen Selbstversuch 8) gemacht, und zwar mit Hilfe dieser



    ...und dieser Box.
    6324.jpg  konnte ich leider nicht restaurieren astewes als mod


    Also: ich muss mein harsches Urteil wohl ein wenig revidieren, oder anders: etwas mehr differenzieren.
    Die Symphonie, die mir am besten gefallen, sind die 14.und die 13., dann die 8. die 15. und die 10. Bei den anderen ist es nach wie vor so, dass mir vieles nicht so richtig zusagen will.


    [Zitat=BBB]jede Menge wierderkennbarer Melodien zum "mitsummen" findest du im Klavioerkonzert Nr.2
    [/Zitat]


    Lieber nicht. Summen und erst recht mitsummen gehören nicht zu meinen Stärken. ;)


    Es grüßt euch erschöpft
    Uwe

  • Hallo,


    Also ich darf nicht murren, warum momentan so wenig gepostet wird, und selbst mit schlechtem Beispiel vorangehen. :)


    Zu DS möchte ich sagen, daß ich eigentlich auf Grund meiner geschmacklichen Präferenzen kein DS-Liebhaber sein sollte.


    Jahrelang dümpelte die einzige CD mit Werken dieses Komponisten (Sinfonie Nr 1 und 9 Lonson Philharmonia Orchestra/Haitink -DECCA) im Archiv herum, bis ich sie eines Nachmittags aus einer Laune heraus mit Kopfhöreren anhörte.


    Ich ärgerte mich, hatte ich doch wieder einmal die falsche CD in der Hülle. So glaubt ich jedenfalls, denn was da aus dem Kopfhörer kam, klang durchaus vertraut, so hatte ich das Werk nicht in Erinnerung.
    Von diesem Tag an baute ich mein DS-Archiv aus, teilweise mit Naxos, (weil ich dem Frieden nicht traute)aber es war auch Melodiya dabei etc. Langsam ergänze ich das Repertoire.


    Interessant, so würde ich heute urteilen, hörenswert, sicher nicht langweilig und auch nicht verstörend. Daß ich "Wiener Klassik" präferierte ist sicher nicht die Schuld von DS ;)


    Gruß aus Wien


    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • An dieser Stelle vorerst nur lose Kommentare :)


    Von den kompletten Schostakowisch-Symphonien-Aufnahmen empfehle ich Haitink und Roshdestwenski. Barschai nicht - zu trocken.


    Einzelne Symphonien sind in der Reihenfolge kennenzulernen, falls Rezeptionsprobleme entstehen:


    N. 5,7,9,1,6,8,4,10,11,15,13,14.



    Und Gubaidulina war keine Schülerin von Schostakowitsch. Ihre Musik steht in einer ganz anderen Tradition, hat mit Schostakowitsch nichts gemeinsam.


    Viele Grüße in alle Richtungen ;)

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  • Hallo,
    dank des Musikunterrichtes an der Schule war mir Schostakowitsch eigentlich dauerhaft verleidet. Ich kann mich auch nicht erinnern, bei späteren Konzertbesuchen etwas von ihm gehört zu haben - zumindest nichts, was mir im Gedächtnis geblieben wäre. Es hat fast 30 Jahre gedauert, bis Schostakowitsch - hauptsächlich durch Internet-Foren - wieder in mein Bewußtsein geriet. Und jetzt merke ich, was mir über viele Jahre entgangen ist. Allzuviel von ihm habe ich noch nicht, aber das wenige intensiv gehört. (1. Sinfonie mit Kegel, 8. mit Jansons)
    Von der 5. habe ich leider nur den 4. Satz auf einem Sampler (mit Rostropowitsch), das wird meine nächste Anschaffung. Welche Aufnahme empfehlt Ihr?
    Eine meiner Lieblings-CD derzeit ist aber:
    8555949klein.jpg leider konnte ich die CD auch hier nicht finden astewes als mod


    Viele Grüße von Reinhard

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Hallo peet,


    Du schriebst:


    [Zitat]Und Gubaidulina war keine Schülerin von Schostakowitsch. Ihre Musik steht in einer ganz anderen Tradition, hat mit Schostakowitsch nichts gemeinsam.[/Zitat]


    Natürlich hat sie das nicht, das wollte ich auch gar nicht mit der Erwähnung von Gubaidulina ausdrücken, sondern hatte sie nur als Beispiel für eine nicht ganz einfach zu erschliessende, aber dennoch grossartige Musik, angeführt.
    Das mit der Schülerin Schostakowitsch hatte ich mal gelesen, aber in ihrer Biografie, steht, dass sie bei einem Assistenten Schostakowitsch Komposition studiert hat.


    Kurtz schrieb:


    [Zitat]Anschließend setzte sie am Moskauer Konservatorium bei Nikolaij Pejko, dem Assistenten Schostakowitschs, ihr Kompositionsstudium fort. Wie Kurtz berichtet, verdankt Sofia Gubaidulina ihrem Lehrer auch eine kurze persönliche Begegnung mit Schostakowitsch, der sich ihre Examensarbeit anhörte. "Seien Sie Sie-selbst, haben Sie keine Angst, Sie-selbst zu sein. Ich wünsche Ihnen, dass Sie auf Ihrem eigenen falschen Weg weitergehen", zitiert Kurtz Schostakowitschs Worte, die für Gubaidulina lebenswichtig waren: "Ich war nun wirklich in der Lage, meinen eigenen Weg zu gehen."
    [/Zitat]


    Gruss
    Uwe

  • Hallo


    höre gerade eine Neuerwerbung : IMO die beste Jazz-Suite, gefällt mir noch besser als Chailly / Decca, die ich bis gestern noch für die Referenz hielt.


    Einfach Klasse :


  • @ Uwe


    Gubaidulina-Zitat steht in jedem Artikel über sie, sozusagen, und es stimmt. Pejko war ein sehr guter Kompositionslehrer, den Stil von Gubaidulina hat er trotzdem nicht geprägt, den hat sie tatsächlich selbst gefunden, mehr über Nono.


    @ Reinhard


    Die Fünfte von Schostakowitsch ist bei Kondraschin sehr beeindruckend. Bei Amazon, z.B.:


  • Reinhard schrieb:


    [Zitat]Von der 5. habe ich leider nur den 4. Satz auf einem Sampler (mit Rostropowitsch), das wird meine nächste Anschaffung. Welche Aufnahme empfehlt Ihr?[/Zitat]


    Hallo Reinhard: eine ähnliche Haltung zu Schostakowitsch stellte ich bei vielen Freunden aus der ehemaligen DDR fest, was wohl vor allem daran lag, daß der Komponist da wohl zur "Gallionsfigur des sozialistischen Realismus (lol)" erhoben wurde.
    Von der 5. gibt es viele gute und aus unterschiedlichen Gründen referenzverdächtige Aufnahmen. Meine Empfehlung der Einspielung unter Rostropowitsch, der mit dem Komponisten befreundet war, beruht vor allem auf der Gestaltung des Finalsatzes, der hier so garnichts von verordneter sozlialistischer Lebensfreude hat. Da bleibt einem das Lachen im Halse stecken...


    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

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  • Hallo Uwe,


    vielleicht hörst Du dir auch die Klavierkonzerte
    von Schostakowitsch an. Sie sind zwar nicht
    sein Hauptwerk, aber trotzdem lohnend.
    Ich habe eine Aufnahme der beiden Konzerte von
    ihm selbst gespielt (russian disc Aufnahme 1957 mono)
    Diese Aufnahme ist noch etwas dynamischer
    als die neue von Hamelin (die auch empfehlenswert ist)



    Gruß
    Rüdiger

    Gruß
    Rüdiger


    ________________________
    Lärm ist ... nur eines der Übel unserer Zeit, wenn auch vielleicht das auffälligste. Die anderen sind Grammophon, Radio und neuerdings die verheerende Television.


    C.G. Jung

  • GANZ INTERESSANT!


    EMI


    Klavierkonzerte Nr.1+2
    Sinfonie Nr.1


    Mikhail Rudy/Ole Edvard Antonsten
    Berliner Phil/London Phil


    unter der Leitung von Mariss Jansons


    zum klavierkonzert 1 (copy & paste vom ohrenschmaus thread)



    DMITRI SHOSTAKOVICH
    Klavierkonzert nr.1+2


    35a komponiert zwischen 1925-1935
    102b komponiert zwischen 1953-1961


    Das 1. Konzert sollte eigentlich ein Trompetenkonzert...doch es wurde schnell zu einem Klavierkonzert wobei die Trompete aber dennoch eine Rolle spielt.
    Dieses Stück ist eine Parodie! Viele Komponisten und Musikarten werden nebeneinander gestellt und total durch den Kakao gezogen.
    Mahler...Haydn...Beethoven (ganz deutlich zu hören....Anspielung auf sein "Wut über den verlorenen Groschen").
    Durch die "Komik" ist das Stück sehr lustig und interessant.
    Aber wer glaubt,es wäre leichte Kost,der irrt sich.
    Für einen Pianisten wie auch einem Zuhörer (der ja für dieses Stück am besten viel Musikerfahrung besitzen müsste) ein schwieriges Stück.


    Hochachtung und Respekt,was man aus "komischen Tönen" alles herbeizaubern kann!!!


    Das 2.Klavierkonzert beginnt wie ein Marsch.
    Berühmt geworden ist sie sicherlich durch die Verwendung in einem Kurzzeichentrickfilm (Der (einbeinige?)Zinnsoldat; Walt Disney Fantasia 2000). Der 1. Satz wurde verwendet um die Geschichte des Zinnsoldaten (Märchen von Hans Christian Andersen) zu erzählen.
    Es wird in diesem Zeichentrickfilm überhaupt nicht gesprochen! Es läuft also nur der (Stumm)Film und die Musik.
    Melodien oder andere grössere künstlerische Kreativität zeigt sich in diesem Stück.
    Es komponierte so,dass man glaubte,er würde wieder auferstehen;wieder zu Kräften kommen.
    Nicht umsonst hiess die Zeitspanne,in der er komponierte, Regeneration.


    UNBEDINGT ANHÖREN!

  • Shostakovitch ist einer der Komponisten, die mir immer schon sympathisch waren, die ich aber erst in den letzten Jahren richtig zu schätzen lernte. Rückblickend glaube ich heute, dass mir seine Musik den Weg zur Moderne ebnete, so dass ich seit Anfang diesen Jahres auch endlich in die Zweite Wiener Schule eintauchen konnte.


    Bei Shostakovitch fasziniert mich vor allem das prägend "Russische" der Themen, die oftmals mitreißende Rhythmik und die oft dunkle und trostlose oder auch ironisch-ausgelassene Färbung.
    Meine neueste Entdeckung war die weniger bekannte sechste Sinfonie, die ich Anfang des Jahres live hörte.


    Ein Dauerbrenner in meinem Player sind die Streichquartette und vor allem das Klavierquintet in folgender Aufnahme:



    Empfehlen kann ich auch die vielgerühmte Gesamtaufnahme der Preludien & Fugen von Schwerbakov: Viel Musik für wenig Geld:



    Gruß
    Anti

  • Zitat

    BigBerlinBear: ... ihn zähle ich zu den wenigen Musikern, wo eine Kenntnis der Biografie hilfreich für die Rezeption ist. Ich kenne wenige Werke der Sinfonik, die derart attakierend und voller Binnenspannung sind wie seine erst 1962 uraufgeführte 4. Sinfonie.


    Ja genau. Speziell seine Vierte gehört zu meinen augenblicklichen (sinfonischen) Favoriten. Ein großartiges, sehr persönliches Werk, das schon aufgrund seiner Vorgeschichte Interesse auf sich zieht. Eingeschüchtert durch die Kritik an seiner Musik zog Schostakowitsch diese Sinfonie während der Orchesterproben 1936 zurück. Sie (und ihr Schöpfer) hätten die stalinistische Eiszeit wegen Formalismus kaum ungeschoren überstanden.


    Angesichts der ideologischen Rahmenbedingungen kann man sein musikalisches Lebenswerk insgesamt gar nicht hoch genug einstufen. Die sowjetischen Musikideale forderten Optimismus, Allgemeinverständlichkeit, Melodik, Bezug zur Volksmusik, Monumentalität und weiß der Kuckuck was noch alles.

    Schostakowitsch empfand solche Vorgaben als Demütigung. Aber er verstand es wie kaum ein Zweiter, aus dem "verordneten Primitivismus" das Beste zu machen bzw. ihm auf seine Weise zu trotzen.


    Er war um Einfälle nie verlegen, beherrschte nahezu alle Facetten: grotesk, sarkastisch, hochdramatisch, plakativ, von ergreifender Lyrik, monumental, rhythmisch und immer mal wieder gekonnt ein Thema durch Wiederholungen statt durch Vertiefung intensivierend ...


    Das Verhältnis der Dissidenten zu Schostakowitsch war zwiespältig. Er taugte nur bedingt als Vorzeigeopfer bzw. als einer der Ihren. Auf Attacken seitens der Staatsfunktionäre reagierte er mit Selbstkritik, worauf dann wieder hohe Auszeichnungen folgten. Die Gunst Stalins sicherteer sich vor allem mit Musik für Propagandafilme. So sehr Schostakowitsch unter den Sowjets litt, der Westen stellte für ihn keine wirkliche Alternative dar. Insgesamt drei angeordnete Besuche in den USA bestärkten ihn in seinem Vorurteil. Vor allem das Verhalten der amerikanischen Medien empfand er als unerträglich. Er fühlte sich zur Schachfigur des Kalten Krieges degradiert. Sicher auch ein Grund, warum manche westliche Medien Schostakowitsch als leichtgewichtig einstuften.


    Der Mensch DS war nicht frei von Schwächen. In seinen Memoiren finden sich einige Gehässigkeiten gegenüber Prokofieff. Vielleicht beruhte dieses Geplänkel ja auf Gegenseitigkeit.


    g

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  • Zitat

    Original von gaspard
    Der Mensch DS war nicht frei von Schwächen.


    Hallo gaspard,


    wenn du auch offensichtlich etwas Gutes über Schostakowitsch schreiben wolltest, ist dir das hier - in dem zitierten Satz - nicht so ganz gelungen. Der Mensch Schostakowitsch lebte in der lebensbedrohlichen kafkaesken Erwartung des Bösen und war durchaus dadurch geprägt. Er war den Kollegen gegenüber viel freundlicher und hilfsbereiter als Prokofjew - daraus entstammen Äußerungen Schostakowitschs und sind keine Ausnahme. Prokofjew war halt anders und griff den jüngeren Schostakowitsch viel eher an.


    Gruß

  • moin moin peet,


    Zitat

    wenn du auch offensichtlich etwas Gutes über Schostakowitsch schreiben wolltest, ist dir das hier - in dem zitierten Satz - nicht so ganz gelungen.


    OK ok, es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. :D
    Und es liegt ja auch gar nicht in meiner Absicht, einen Schostakowitsch vom Scheitel bis zur Sohle auf Hochglanz zu polieren. Zumindest seine gehässigen Äußerungen über Prokofieff, sie im einzelnen zu kommentieren würde jetzt den Rahmen sprengen, werte ich schon als gewisse Schwäche.


    Andererseit scheint er die von dir erwähnte Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft selbst seinen ärgsten Widersachern entgegenbracht zu haben - wie das obige Foto zeigt.

    Auch was Prokofieff anbetrifft, hast du natürlich völlig Recht. Der letzte Satz meines 1. Postings wurde garantiert nicht nachträglich angefügt. Mit Prokofieff (dessen Klavierwerk ich sehr schätze) war oft schlecht Kirschen essen. Aber er befindet sich damit in bester Gesellschaft. Man denke nur an Beethoven, dessen Notenstecher mit der unleserlichen Klaue und den Launen des Meisters zurecht kommen mussten ... 8o


    Gruß nach HB


    g

  • Kennt jemand die Aufnahme des Trio Wanderer ?
    Wie ist sie einzuschätzen? Gerade der Vergleich zum Grieg Trio würde mich interessieren.
    Richard ? :P

  • 1. Tatsache: Gubaidulina war keine Schülerin Schostakowitschs.
    2. Tatsache: Schostakowitsch riet ihr einmal, ihrem (in dieser Zeit extrem avantgardistisch wirkenden) Stil treu zu bleiben.
    3. Tatsache: Es gab eine Schülerin Schostakowitschs, nämlich die Komponistin Galina Ustvolskaja. Heiße Empfehlung für Musikliebhaber mit starken Nerven und/oder Glaubenskraft...

    Musik: Atem der Statuen. Vielleicht: Stille der Bilder. Du Sprache wo Sprachen enden. Du Zeit, die senkrecht steht auf der Richtung vergehender Herzen. (Rilke)

  • Auf einen Wesenszug in Schostakowitschs Orchestermusik will ich noch hinweisen; auch Gergiev hat ihn einmal in einem Interview hervorgehoben: die Ökonomie im Einsatz der verschiedenen Instrumentalgruppen oder Instrumente.
    Während es z.B. bei Prokoffief meist sogleich mit vollem Apparat zur Sache geht, läßt sich Schostakowitsch Zeit, zieht erst ein Register, dann noch eins, bis es irgendwann zum Tumult des ganzen Orchesters kommt.
    Prominentes Beispiel: die 5. Sinfonie. Hört Euch nur einmal ihren ersten Satz an, wie lange es dauert, bis zum ersten Mal das Blech - und dann irgendwann noch viel später das Schlagwerk - ertönt.
    Ein immer wieder faszinierender Aspekt im Werk Schostkowitschs.

    Musik: Atem der Statuen. Vielleicht: Stille der Bilder. Du Sprache wo Sprachen enden. Du Zeit, die senkrecht steht auf der Richtung vergehender Herzen. (Rilke)

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  • Zitat

    Es gab eine Schülerin Schostakowitschs, nämlich die Komponistin Galina Ustvolskaja.


    Eine kleine Korrektur: Ustwolskaja (geb. 1919) lebt noch. :-)


    Gruß

  • Hallo Taminoaner,


    meinen ersten Beitrag in diesem Forum möchte ich Schostakowitsch widmen. Meine erste Begegnung mit Schostakowitsch war in den 80er-Jahren, als ich die Klassiker Beethoven, Tschaikowsky, Liszt, Brahms und viele andere aus der Zeit kennengelernt hatte. das war meiner Ansicht nach eine wichtige Voraussetzung um an Schostakowitsch gefallen zu finden.
    :)Meine erste Schostakowitsch-LP war die Sinfonie Nr.1 mit Kondraschin. Ich war begeistert und habe so nach und nach alle 15 Sinfonien einzeln aus der Eurodisc-Rhehe mit den Dirigenten Swetlanow, Kondraschin, Barschei, Maxim Schostkowitsch gekauft und bin bis heute begeistert.
    Ich würde auf die Frage: Lieblingskomponist; mich heute auf keinen einzelnen Festlegen wollen, da es immer mehrere sind. Aber damals war es es alleine !
    :D Meine heutige Favoriten-Gesamtaufnahme auf CD ist die Gesamteinspielung mit Gennadi Roshdestwensky auf Eurodisc.
    Dieser Aufnahme wird zwar nachgesagt, daß sie klanglich nicht einwandfrei ist, aber die Interpretation hat in meinen Augen Referenzqualität und das zählt hier. Mit so einer Spannung und Härte im Zugriff kann kein anderer aufwarten.
    :) Einige Schostakowitsch-Sinfonien hatte ich als Vergleichsinterpretationen schon vorher mit Bernhard Haiting. Bei ihm finde ich die Sinfonie Nr.8 eine der besten Aufnahmen überhaupt.
    Dagegen gefällt mir seine Nr.9 und 15 gar nicht, weil hier der Spielwitz fehlt. Bei der 15.Sinfonie ist der Fernorchesterklang im Normalorchester integriert und der Hammer, die Stereokanäle der DECCA_Produktion sind vertauscht !?! Sehr gut auch die 6., 11.und 12.
    Insgesamt muß man der DECCA-Haiting-Aufnahme aber eine Superklangqualität zusprechen, die zum Boxentest geeignet ist.
    :] Die Sinfonie Nr.10 hat Karajan/Berliner PH auch in einer TOP-Einspielung vorgelegt. Von ihm hätte ich von Schostakowitsch gerne mehr gehört. Ich persönlich gehöre nicht zu seinen Gegenern- im Gegemteil. Davon mehr in anderen Threads.
    :]Eine ganz hervorragende Gesamtaufnahme habe ich mir dieses Jahr mit Barschai /Kölner RSO in der BRILLANT-Box für nur 17,99€ für 11CD´s zugelegt. Insgesamt erreicht Barschai fast die Qualität der Roshdestwensky-Aufnahme, da aber die Klangqualität voll zufriedenstellt und die Interpretation von einem Schostakowitsch-Kenner 1.Ranges stammt und der Anschaffungspreis unschlagbar ist, kann ich diese Aufnahme ohne Einschränkung jedem Neueinsteiger empfehlen. Die Aufnahmen sind Klasse.
    :PIch würde hier gerne zahlreiche Meinungen zu meinen Schostakowitsch-Ansichten lesen ! Was haltet ihr von Roshdestwensky, Barschai und anderen.
    Im Moment ist M.Jamsons dabei seine Gesamtaufnahme zu vervollständigen - scheint nicht schlecht zu sein, was er derzeit produziert.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Also komplett habe ich Barshai, Haitink und Kodrashin und würde die letzte als essentiell betrachten. Von Roshdestvensky habe ich ziemlich viele (es 2,3,4 glaube ich) und die stehen Kondrashin in nichts nach. Aber auch hier gilt: Einzelaufnahmen sind oft empfehlenswerter (und wenn's an den Kosten scheitert ist Barshai auf jeden Fall ein Top-Kauf), vor allem da man ansonsten auf Mravinsky (5,7,8,12), Mitropoulos (10), Stokowski (1,5,6,11) oder Karajan (10) verzichten müsste. Nicht zu vergessen: Klasse Einspielungen von Ashkenazy auf Decca, dessen Zyklus aber eingestellt wurde.


    Aber die Symphonien sind auch für mich nur ein Teilaspekt. Ohne die Kammermusik (Borodin für die Quartette), die Konzerte (Oistrakh für Violine, Argerich und Schostakovich für Klavier, Rostropovich für Cello) und die Klaviermusik (Nikolaeva und Sherbakov) ist Schostakovich für mich undenkbar.

    Gruß,
    Gerrit

  • Liebe Forianer,


    da in diesem thread die Biografie Schostakowitschs mehrfach angesprochen wurde, möchte ich auf die Biografie von


    Krzysztof Meyer, Schostakowisch, Lübbe Verlag 1995


    hinweisen. Dieses Buch umschreibt seine Lebensverhältnisse und Beziehungen in der Sowjetunion und unter Stalin spannend und wie ein Krimi und trägt auch erheblich dazu bei, die Entstehung der Werke nachvollziehen zu können.
    Also für mich war die Lektüre sehr bereichernd, by the way werden die politischen Verhältnisse in der Sowjetunion sehr plastisch. Ein biografischer Beitrag zum tieferen Verständnis des 20. Jahrhunderts.


    Ein frohes Fest


    Matthias

    Tobe Welt, und springe,
    Ich steh hier und singe.

  • Hallo,


    nun, dieser Thread ist zwar nicht gerade der aktuellste offensichtlich, aber zu diesem Thema muss ich mich einfach äußern. Zum einen, weil Schostakowitsch auch zu meinen absoluten Favoriten zählt. Vieles von ihm finde ich einfach sensationell. Andererseits ist er momentan mein tägliches Brot. Das liegt daran, dass ich als Thema meiner Zulassungsarbeit "Jazz-Einflüsse im Werk Schostakowitschs in den zwanziger und dreißiger Jahren" gewählt habe. Deshalb habe ich mich in den letzten Wochen sehr intensiv mit diesem Komponisten beschäftigt, und meine Begeisterung ist noch gewachsen.
    Wer ihn kennen lernen will, sollte meiner Meinung nach neben Cd-Aufnahmen vor allem seine Biographie von Kryztof Meyer und seine Memoiren anschaffen, weil man hierin wesentliche Dinge über seinen Charakter und seine Musik erfährt. Lustig zu lesen ist es obendrein, wenn er über seine Saufereien mit dem Kollegen Chatchaturian schreibt, oder über Toscanini herzieht oder seine Leidenschaften Skat und Fußball schildert. :D
    Der politische Kontext ist bedrückend, ich will hier aber nicht näher darauf eingehen, dieses Thema wird oft genug angesprochen.


    Zu seinen Werken:


    Die Symphonien (Gesamtaufnahme Barshai) sind wohl das bekannteste, was er geschrieben hat, allerdings gibts hier große Qualitätsschwankungen. Dies liegt an dem politischen Druck, unter dem manche Werke (z.B. die zweite und dritte) entstanden sind. Vieles klingt platt und bombastisch, naja, Propagandamusik halt. Trotzdem gibts auch herausragende Werke wie die erste (DS war erst 19!!!) oder die fünfte und die dreizehnte Symphonie. Schostakowitsch selbst hat sich von manchen Werken später distanziert.
    Die Streichquartette sind meiner Meinung nach die wichtigsten ihrer Gattung im 20. Jahrhundert, hier ist oft sehr persönliche Bekenntnismusik zu finden, wunderbare Musik, sehr eindrucksvoll. (Gesamtaufnahme Rubio Quartett)
    Für mich persönlich mit das schönste was es gibt, der Klavierzyklus Präludien und Fugen op. 87 (Aufnahmen: Scherbakov und Ashkenazy), mit denen ich mit sowohl aktiv als Pianist als auch passiv als Hörer sehr gerne auseinandersetze, hat etwas meditatives. Ich liebe diese Werke.
    Die Konzerte (jeweils zwei für Cello, Klavier und Geige) mag ich auch sehr gerne. (Klavierkonzerte: Schostakowitsch selbst mit Cluytens, Violinkonzerte: Vengerov/ Rostropowitsch und Oistrach/ Swetlanow, Cellkonzerte: Kliegel/Wit) Nähere Bewertungen an anderer Stelle.


    Was jedoch erstaunlich ist:
    Der Komponist, der durch extrem viele depressive Stücke der Nachwelt in Erinnerung bleibt, hat so viel Musik geschrieben, die einen grotesken Humor zeigt, den nicht viele Komponisten besaßen.


    Die Jazz-Suiten, die Ballette, manche Filmmusiken (andere sind reine Propagandawerke und grottenschlecht) sowie das erste Klavierkonzert, das macht einfach Spaß zu hören. In diesem Konzert nimmt er so einige Traditionen auf die Schippe, das ist Wahnsinn, unter anderem die Kadenz über Beethovens Wut über den verlorenen Groschen. Selten derart humorvolles gehört oder gespielt.


    Mein derzeitiger Favorit allerdings: Lady Macbeth von Mzensk (Rostropowitsch, EMI Great Recordings) Diese Oper, die DS im Alter von 26 bis 27 Jahren schrieb, ist derart expressiv und genial, Wahnsinn. Kein Wunder, dass Stalin und Konsorten sie verbieten ließen. Schostakowitsch wendet verschiedentse Stile (von jazzigen Elementen über Wiener Walzer und Operetten zu spätromantischen und impressionistischen Einflüssen) an, und ist dabei ein herausragender Dramatiker. Mein absoluter Tipp!


    Okay, jetzt habe ich so viel erzählt über Schostakowitsch, fast schon ein Roman.
    Langer Rede kurzer Sinn: Ich liebe seine Musik, für mich ist er der wichtigste Komponist des 20. Jahrhunderts


    Übrigens, die Aufnahmen in Klammern sind die, die ich besitze, nicht unbedingt die Referenz!


    Gruß, flo

    "Das Leben ist zu kurz für schlechte Musik"


    Wise Guys 2000

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