Aussterbende Wörter

  • Zitat

    Original von Ulli
    Nehmen wir doch Puciqueen oder besser Puccini...?


    :baby:


    Puccini??????


    :motz: :motz: :motz: Nur über meine Leiche, oder besser die Leiche dessen, der sich das wagt!



    Liebe Severina, der "normale" Sprachgebrauch scheint sich in Österreich wirklich gazn erheblich von dem in Deutschland zu unterscheiden und ich bin bass erstaunt! "Sommerfrische" wird hier nur noch Urlaub oder Ferien genannt und ist ein durch und durch altmodischer Begriff, das Gleiche gilt leider für Labsal!
    Dass du/ihr solche Worte noch im Alltag im Munde führst, wäre fast ein Grund nach Wien auszuwandern!


    Lieber Peter, danke für diese schöne und gewohnt erschöpfende Auskunft.


    Ich sehe das Ganze mal etwas prosaischer udn erlebe gerade welch Labsal eine Banane sein kann, wenn man 48 Stunden nichts essen konnte .


    Ich habe nun noch ein einziges Wort anzubieten und das wäre


    hold


    Wohl bekannt aus Oper, Lied und sogar Oratorium (Haydn "Holde Gattin"), hat es heute'in Deutschland, (ich werde ja ganz vorscihtig angescihts der österreichischen Sprach-Uberlegenheit ;)) einen eher ironischen oder amüsierten Beiklang.


    Wenn mich jemand "Meine Holde" nennen, würde ich leider erstmal misstrauisch :(




    Lieber Michael, die Fisimatenten müssen wirklich serh rhgeinisch geprägt sein udn die von Dir gebrachte Erklärung halte ic hfür mehr als plausibel!


    Meine Kölner Oma führte dieses Wort jedenfalls ständig im Mund und es bedeutete jeden nur denkbaren Blödsinn, den man nur machen konnte.



    Fairy Queen

  • Buchstabe W:


    Bevor's in der Walküre wabert, wird noch über's Laben gelabert:


    SIEGLINDE
    Erquickung schaff' ich.
    Labung biet' ich dem lechzenden Gaumen:
    Wasser, wie du gewollt.


    SIEGMUND
    Kühlende Labung gab mir der Quell,
    des Müden Last machte er leicht:
    erfrischt ist der Mut,
    das Aug' erfreut des Sehens selige Lust.
    Wer ist's, der so mir es labt.


    HUNDING (kurz danach)
    Du labtest ihn?




    Was auch verschwindet, aber hiermit nur phonetisch etwas zu zun hat:



    Der lange Laban



    Laban, Kleinprotagonist im 1. Buch Mose, Schwager von Isaak, haut seinen multiplen Schwiegersohn Jakob übers Ohr und lässt ihn viezehn Jahre lang für sich schuften.
    Aus dem Zeitmaß wurde wohl über die Jahre ein Streckenmaß.



    audiamus



    .

  • Zitat

    Original von Fairy Queen
    Lieber Michael, die Fisimatenten müssen wirklich serh rhgeinisch geprägt sein udn die von Dir gebrachte Erklärung halte ic hfür mehr als plausibel!


    Meine Kölner Oma führte dieses Wort jedenfalls ständig im Mund und es bedeutete jeden nur denkbaren Blödsinn, den man nur machen konnte.


    Wie Michael schon andeutete, ist der Ursprung von Fisimatenten weniger farbig: Es gibt das Wort seit dem 16. Jahrhundert (da gab es noch keine Offizier mit ihren tentes vor Köln) und bedeutet "Ausflüchte, Winkelzüge". Es ist vermutlich eine Streckform zu frühneuhochdeutsch "fisiment" - bedeutungsloser Zierrat am Wappen. Es könnte aber auch eine Seitenform zu dem auch im 16. Jahrhundert belegten "visepatenten" = "dummes Zeug, Nichtigkeiten" sein, das eine Verballhornung von "visae patentes", einem kanzleisprachlichen mittellateinischen Begriff.


    Liebe Grüße Peter

  • Zitat

    Original von severina
    Sommerfrische - in diesem Wort liegt für den echten Österreicher und speziell dem Literatur liebenden Teil ein ganzer Kosmos, aber den zu erklären würde unser Forum sprengen. Die gesamte Literatur um 1900 (insbesondere auch die Kaffeehausliteraten) atmet die Atmosphäre und den Geist der Sommerfrische, und wenn man am Thalhof in Reichenau in Schnitzlers Autobiografie "Jugend in Wien" schmökert, spürt man ein klein wenig den genius loci.
    lg Severina :hello:


    Danke Severina für diese treffend schöne Beschreibung. Allerdings hat es mit dem "Aussterben" hier schon einiges aufsich. Wie sehr der genius loci inzwischen im Koma liegt, spürt man schmerzhaft, wenn man einmal einen Ausflug nach Mönichkirchen wagt oder auch eine Theateraufführung im Südbahnhotel am Semmering besucht. Man glaubt durchwegs eine morbide Filmkulisse zu besuchen, die allerdings mit einem Atemzug den ganzen von dir beschriebenen "Kosmos" in der Phantasie aufleben läßt.
    Mit Sommerfrische assoziiere ich auch die typische Montur von Wetterfleck und Gummistiefel, die den echten Sommerfrischler erst ausmacht. Wie der Wortteil "Frische" schon sagt, gehören zu einem echt österreichischen Sommer auch längere Regenperioden. (Oder gehörten, wer weiß was der Klimawandel hier noch bewirkt.)


    Ha! Mit Wetterfleck hab ich gleich noch ein bedrohtes Wort ins Rennen geworfen!


    PS: Fisimantenten ist bisher das erste Wort, das mir wirklich "alt" vorkommt :D


    Wünsch Euch einen schönen Tag. Liebe Grüsse von Eva :hello:

  • Lieber Micha,


    Danke für den wertvollen Hinweis! Mit Söhnen ist es halt leichter. Ich habe nur Töchter bzw. eine Enkelin und die achten streng darauf, daß der Opa keine schmutzigen Dinge lernt bzw. die, die er trotzdem kann, möglichst nicht anwendet.


    Wenn das so weitergeht, können wir Nebenberufsungarn bald das Forum aufrollen. Die Piefkes können sich bald nicht mehr untereinander verständigen, weil ihnen alle Wörter aussterben, und sind uns somit hilflos ausgeliefert. Rache für Königgrätz! Cordoba war nur der Anfang! :D


    LG / Sok üdvözlettel


    Waldi


  • Hallo Brangäne,
    da spüre ich doch eine Seelenverwandte! Hast schon recht mit dem schwächelnden genius loci, aber in glückhaften, wenn auch seltenen Momenten, ist er doch greifbar. Wie schon erwähnt, erlebte ich einen solchen einmal auf dem Thalhof, inclusive eines wunderbaren Gesprächs mit einer Nachfahrin der legendären Olga Waissnix (= ein G'spusi von Arthur Schnitzler, nur als Erklärung für alle, die mit diesem Dichter nicht so vertraut sind)
    Wobei ich gleich das nächste Wort in die Runde werfe, bei dem junge Leute vermutlich nur verständnislos reagieren: G'spusi!


    lg Severina :hello:


    PS: Fisimatenten - meine Oma fühlte sich angesichts meiner kreativen Einfälle zur Freizeitgestaltung öfters zu dem verzweifelten Ausruf veranlasst: "Was sind denn das schon wieder für Fisimatenten??"

  • Den G´spusi packe ich grad noch...bin aber ja auch nicht mehr so taufrisch. :D


    Was auch weitestgehend aus dem modernen Sprachgebrauch verschwunden zu sein schein, ist das Einholen im Sinne von Einkaufen. Zumindest schien es mir früher deutlich weiter verbreitet, während es jetzt nur von wenigen Dialektregionen entschlüsselt werden kann.
    Außerdem scheint mir die Wonne ähnlich dem Labsal aus der Mode gekommen.


    lg
    Sascha

  • Auf die rote Liste setze ich noch:


    - den Sonntagsstaat (Kein nur am Tag des Herrn existierendes Völkerrechtssubjekt, sondern die nur an Sonn- und Feiertagen zum Kirchgang oder anderen Festvitäten getragene, besonders edle und kostbare Kleidung, oftmals auch die regionale Tracht)


    - Altertümliche Verwandte: Oheim (Onkel), Muhme (Tante), Base (Cousine), Schwäher (Schwiegervater), Eidam (Schwiegersohn), Schnur (Schwiegertochter)


    - selbander (zu zweit)


    - spornstracks (sofort).



    :hello:


    GiselherHH


    @Sascha: "Einholen" sagt man in Hamburg und umzu heute immer noch statt "Einkaufen".

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Zitat

    Original von Fairy Queen
    Liebe Severina, der "normale" Sprachgebrauch scheint sich in Österreich wirklich gazn erheblich von dem in Deutschland zu unterscheiden und ich bin bass erstaunt! "Sommerfrische" wird hier nur noch Urlaub oder Ferien genannt und ist ein durch und durch altmodischer Begriff, das Gleiche gilt leider für Labsal!
    Dass du/ihr solche Worte noch im Alltag im Munde führst, wäre fast ein Grund nach Wien auszuwandern!


    Liebe Mitzi,
    es kommt allerdings leider auch in Österreich darauf an, mit wem man gerade parliert. Ich studiere Altgriechisch und Latein, und da kennen alle altmodische Begriffe und verwenden sie vorzüglich, um dem Aussterben abzuhelfen. Auch jene, die ein Klassikforum frequentieren, dürften sich überwiegend eines reichen Wortschatzes erfreuen und ihn auch gerne anwenden. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob eine Umfrage unter österreichischen Kfz-Mechanikern in sprachlicher Hinsicht reine Labsal wäre und Kleinodien in signifikanter Anzahl zu Tage förderte. (nicht, dass ich etwas gegen Mechaniker hätte!)



    "Holde" hat auch in meinem Sprachgebrauch einen zart ironischen - aber nicht bösartigen - Unterton. Ich sage aber selten zu einer Dame "meine Holde", verwende das Wort vielmehr, wenn ich über die Holden anderer Herren spreche.


    Mit dem Konkretum verschwindet leider zunehmend das Wort, eines meiner heimlichen Lieblinge: die (Holz-)Tram (Sg., eher ungebräuchlich, der Tram), die in vielen alten Häusern noch an der Decke sichtbar sind. Ich glaube, den Begriff kennen zumeist nur noch Leute, die Tram ihr Eigen nennen, aber nicht das durchschnittliche moderne Wohnungskind. (Zumindest muss ich mich regelmäßig erklären, wenn ich wieder irgendwo die schönen alten Tram bewundere.)
    Etwas völlig anderes ist die Tram, die in Graz nach wie vor gesund und munter und zumeist fahrplanmäßig verkehrt.


    Liebe Grüße,
    Martin

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  • Hallo Giselher,
    jetzt hast du's geschafft, ein mir bis dato völlig neues Wort in die Runde zu werfen: "Schnur" als Schwiegertochter - noch nie gehört!! Ist das regional gebräuchlich oder in ganz Deutschland?


    Für Großvater/mutter sagte man bei uns früher "Ahnl", auch Urahnl für Urgroßeltern. Vergleiche "Der Vogelhändler": "Wia mei' Ahnl zwanzig Jahr......"
    Die Taufpatin nannt man "Godl" oder "Godltant", das männliche Pendant war der "Göd".
    lg Severina :hello:

  • Zitat

    Original von severina
    ufpatin nannt man "Godl" oder "Godltant", das männliche Pendant war der "Göd".


    Das kenne ich wieder aus einer Gegend am Rhein, wo eine Patentante von allen immer als "de Got" bezeichnet wurde...


    lg
    Sascha

  • Hallo severina,


    das Wort "Schnur" hat, wie Du hier sehen kannst ("www.heinrich-tischner.de/22-sp/2wo/wort/alt/s/snusos.htm") sehr alte Wurzeln, die bis zu den Indogermanen reichen. Ich weiß nicht mehr, wo ich der "Schnur" zuerst begegnet bin - ob in irgendeinem der Grimmschen Märchen oder in der Lutherschen Original-Bibelübersetzung. Der Begriff scheint zumindest früher in ganz Deutschland verbreitet gewesen zu sein und geht übrigens auf die gleichen Wurzeln zurück wie die Schnur zum Binden (die Schwiegertochter als Band zwischen den Sippen).


    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)


  • Also mir sind alle diese Begriffe vorwiegend aus der Literatur, insbesondere den Libretti des 19. Jahrhunderts vertraut, aber der Schnur im Sinne einer Schwiegertochter bin ich da nie begegnet.


    Dabei hätte das doch köstliche Möglichkeiten gegeben. Man denke allein an das musikalische Lichtspiel DER VERSCHNURTE EIDAM, hinter dem sich die schillernde Geschichte eines Tochtermanns (s. FIDELIO) verbirgt, der sich in die Schwester seiner Frau verliebt. Allerdings bräuchte man wohl einen Ariadnefaden um zu wissen, welche Schnur gemeint sein könnte, an der sich der Eidam zu guter Letzt anknüpfen will, bevor er von seinem spähenden Schwäher daran gehindert wird. Das erklärt immerhin de alte Limerick:


    Wie Lisbeth erst zu spät erfuhr,
    Blieb ihrer Mutter Eidam stur,
    Wollt' nur noch ihre Schwester.
    Das alte Tschapperl lässt er
    Und leistet drauf der Schnur den Schwur.


    Ich liebe diesen Thread ja unter anderem deswegen, weil er uns alle veranlasst, immer wieder Etymologisches nachzuforschen. Dabei fand ich tatsächlich hier diese mir bislang unbekannten Wortstämme: (EDIT: sorry, parallel zu Giselher gepostet)


    idg. nusos 'angeheiratete junge Frau im Haus'
    aind. snusô 'Schwiegertochter'
    lat. nurus 'Schwiegertochter'
    griech. nyós 'Schwiegertochter'
    germ. *snu|a 'Schwiegertochter'


    Wieder was dazu gelernt. :yes:


    :hello: Jacques Rideamus

  • Zitat

    Original von GiselherHH
    Auf die rote Liste setze ich noch:


    - den Sonntagsstaat (Kein nur am Tag des Herrn existierendes Völkerrechtssubjekt, sondern die nur an Sonn- und Feiertagen zum Kirchgang oder anderen Festvitäten getragene, besonders edle und kostbare Kleidung, oftmals auch die regionale Tracht)


    Die vergleichsweise strikte Unterscheidung zwischen Sonntags- und Werktagskleidung war in der Kindheit meiner Mutter (um 1950) noch weitverbreitet und das gab es sogar noch teilweise bei mir und meinen Geschwistern ein Vierteljahrhundert später. Zumindest konnte meine (vorübergehend im Haushalt lebende) Großmutter entsetzt reagieren, wenn nach Spielen im Freien oder einem querfeldein ausgedehnten Spaziergang, die "sonntagsen Sachen" verschmutzt wurden.


    Zitat


    - Altertümliche Verwandte: Oheim (Onkel), Muhme (Tante), Base (Cousine), Schwäher (Schwiegervater), Eidam (Schwiegersohn), Schnur (Schwiegertochter)


    Die sind aber größtenteils schon ziemlich lange obsolet, außer vielleicht Vetter und Base. Zwar sind mir die Wörter schon seit meiner Kindheit größtenteils geläufig, aber eben nur aus Märchen etc. Habe das gerade im Kluge nachgeschaut: wie ich korrekt vermutete, war Oheim ursprgl. wohl nur der Bruder der Mutter, *Vetter* der Bruder des Vaters (also nicht dessen Sohn), während "Onkel" wohl nicht zwischen Vater- und Mutterseite unterscheidet.


    "Godi" und "Petter" (für den Patenonkel/Gevatter) sind dagegen in hiesiger Sprache (nicht nur Mundart) noch lebendig und ziemlich verbreitet. Das kann soweit gehen, daß gewisse (Paten-)Tanten (evtl. da unverheiratet mit etlichen Patenkindern unter den Vettern und Basen einer Sippe) hauptsächlich als "die Godi" bekannt sind.

    Zitat


    - spornstracks (sofort)


    kenne ich als "spornstreichs", -stracks ist vielleicht die noaddoitsche Variante. Mundartlich (west-südwest?) bedeutet "strack" seltsamerweise auch betrunken. Sehr seltsam, vielleicht euphemistisch, denn gerade laufen kann man dann ja gerade nicht mehr.


    Was ist eigentlich mit "Rock" als *männliches* Kleidungsstück? Ist zwar in Kombinationen noch sehr verbreitet ("Rotröcke" für britische Truppen des 18. Jhds. kommt sogar im Playmobilkatalog vor), aber sonst wohl kaum noch, seitdem der Gehrock (der Sonntagsstaat meines Großvaters (1895-1972) enthielt noch einen solchen) zum obsoleten Kleidungsstück geworden ist. Ein Sakko ist wohl kein Rock...


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Holder Martin, die Tram, da kann ich dich trösten, ist sogar hier in Lille ein fester Begriff für unsere Strassenbahn!


    Was deine Sprachrestaurations und Konnservationsarbeiten angeht: mes compliments !
    Du bist für mich aber ohnehin der erstaunlichste und beeindruckendste Vertreter deiner Generation, der mir je begegnet ist. :yes:


    Die Österreicher -Fraktion in Tamino wird mir mit diesem Thread so richtig herzig sympathisch :D und falls es hier bald eine KUK Kuschelecke geben sollte, melde ich mich mal als potentielles G'spusi da an.
    Für emigrationswillige und linguistisch sympathisierende Franco-Mitzis mûsste der Zutritt ja eigentlich möglcih sein. Ich hab auch wirklich fast gar ncihts Piefiges an mir :]


    Was die diversen Verwandtschaftsgrade angehtn scheinen die eher regional geprägt. mir ist das Meiste wenig oder kaum geläufig.


    Die Wonne finde ich persönlich doch noch etwas geläufiger als das Labsal. "Welch eine Wonne!" kommt mir leichter über die Lippen als "Was für ein Labsal.


    Aber in Zeiten wo angenehme Erfahrung jeder Sorte nur noch cool oder geil genannt werden, muss man wahrlich auch um die Wonne bangen!


    Fairy Queen

  • Zitat

    [i]Original von Philhellene[/


    Mit dem Konkretum verschwindet leider zunehmend das Wort, eines meiner heimlichen Lieblinge: die (Holz-)Tram (Sg. der Tram), die in vielen alten Häusern noch an der Decke sichtbar sind. Ich glaube, den Begriff kennen zumeist nur noch Leute, die Tram ihr Eigen nennen, aber nicht das durchschnittliche moderne Wohnungskind.


    Liebe Grüße,
    Martin


    Lieber Martin,
    ach ja, die gute alte Tramdecke! Wenn du in Wien allerdings von einer Tram sprichst, denken ältere Leute ziemlich sicher an die Straßenbahn (von Tramway) :D
    Ich fürchte übrigens, dass die von dir angeregte Umfrage auch unter Studenten ein ziemlich klägliches Ergebnis zeitigen würde. :wacky: (Du bist da sicher nicht die Norm!!) Das liegt nicht zuletzt daran, dass man heutigen Kindern offensichtlich nicht mehr zumuten kann, Märchen und Sagen im Original zu lesen, alles muss in ein saloppes, zum Teil völlig poesieloses Neudeutsch übertragen werden. Ich habe viele alte, teilweise wirklich ausgestorbene bzw. in ihrer Bedeutung veränderten Wörter aus meiner intensiven Lektüre der Deutschen Götter-und Heldensagen gelernt. Und muss heute noch lachen ob meiner Verwunderung, als ich mit 10 Jahren über den Satz stolperte: "Wes Zeitung bringt ihr mir?" und ich mich verblüfft fragte, ob man am Hof zu Worms nun Kurier oder Krone gelesen hatte.
    lg Severina :hello:



  • Oha, da kann ich jetzt nur hoffen, dass dein holder Göttergatte bei uns nicht mitliest! :D :D :D Und an wen hast du da als G'spusiobjekt so gedacht??? :pfeif: :pfeif:
    lg Severina :hello:

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    "Godi" und "Petter" (für den Patenonkel/Gevatter) sind dagegen in hiesiger Sprache (nicht nur Mundart) noch lebendig und ziemlich verbreitet. Das kann soweit gehen, daß gewisse (Paten-)Tanten (evtl. da unverheiratet mit etlichen Patenkindern unter den Vettern und Basen einer Sippe) hauptsächlich als "die Godi" bekannt sind.


    Das erinnert mich wieder an die Figur der "Marie-Goot" aus der "Heimat"-Trilogie von Edgar Reitz.


    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Zitat

    Original von Fairy Queen
    Für emigrationswillige und linguistisch sympathisierende Franco-Mitzis mûsste der Zutritt ja eigentlich möglcih sein.


    Wenn die Netrebko das darf, dann darfst Du das auch...


    :beatnik:

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

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  • Liebe Severina, ich bin wohl doch noch nicht reif für die KUK-Kuschelecke, denn ich hatte G'spusi hier in diesem Umfeld wohl eher als Sympathisantin verstanden..... :untertauch:



    Lieber Ulli, ich wil in der KUK-Kuschelecke nciht singen, sondern Sachertorte futtern und Walzer tanzen. :]
    Heisst die Netrebko bei euch eigentlch nun das Annerl oder einfach "A fesche Katz mit geläufiger Gurgel"?

  • Liebe Fairy,


    apropos "fesche Katz": Wie wäre es denn beim Eintauchen ins Wiener Nachtleben mit dem Decknamen "Madame Chauchat"? :D Literarisch erprobt und beziehungsreich... Aber die Mizzi sollte aufpassen, dass sie nicht an einen Strizzi gerät!


    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Meine Lieben,


    Die "Schnur" war mir zwar geläufig, aber dieses Wort ist wirklich schon ausgestorben.


    Das "G'spusi" hingegen keineswegs. Lippenleckend entgegne ich: Her mit den kleinen Französinnen! Kommt nur, kommt, ihr Ballsirenen, wir werden Euch in die wienerische Lebensart einführen!

    "G'spusi" ist am ehesten mit "Verhältnis" gleichzusetzen (im Sinne von: ein Verhältnis [= eine Liebschaft/Liebelei] haben), wobei die gleiche Bedeutungs-Bandbreite zwischen platonisch und sündhaft gegeben ist. Das Wort hängt zusammen mit "Gespons" bzw. mit dem italienischen "Sposi".


    LG


    Waldi

  • Zitat

    Original von Fairy Queen
    Liebe Severina, ich bin wohl doch noch nicht reif für die KUK-Kuschelecke, denn ich hatte G'spusi hier in diesem Umfeld wohl eher als Sympathisantin verstanden..... :untertauch:



    Lieber Ulli, ich wil in der KUK-Kuschelecke nciht singen, sondern Sachertorte futtern und Walzer tanzen. :]
    Heisst die Netrebko bei euch eigentlch nun das Annerl oder einfach "A fesche Katz mit geläufiger Gurgel"?


    Hihi, ich kann mir gut vorstellen, dass es einige sehr sympathisch fänden, folgtest du ihnen in die Kuschelecke :baeh01:
    Bevor wir aber jetzt gleich blau sehen: Ein G'spusi (oder Techtelmechtel) ist eine amoröse Beziehung, der etwas leicht Verbotens, nicht ganz Seriöses anhaftet und die selten vor dem Traualtar endet, oft aus dem schlichten Grund, weil zumindest einer der G'spusi-Partner schon vor einem solchen gestanden ist. Alles klar? ;) :D
    lg Severina :hello:


    PS: Ach ja: Bitte KuK, da sind wir pingelig! :D

  • Zitat

    Original von GiselherHH


    Das erinnert mich wieder an die Figur der "Marie-Goot" aus der "Heimat"-Trilogie von Edgar Reitz.


    Ja, genau sowas. Von den (Paten)tanten meiner Mutter hieß eine "Tante Sophie", eine andere "Gode-Marie" (praktisch in einem Wort gesprochen), IIRC beides Schwestern meines Großvaters, allerdings auch mit eigenen Nachkommen. Ich glaube eine weitere Verwandte mit demselben Vornamen hieß im Dialekt "Suffie-Goll" :D
    Keine Ahnung, durch Verschleifung muß wohl aus "God(el)" "Goll" geworden sein.
    Es mag aber auch dieselbe gewesen sein (ich habe nur sehr vage Erinnerung als ca. 5-10jähriger an diese alten Damen, die bei runden Geburtstagen meiner Oma mal auftauchten).


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)


  • Das ist auch in einigen Regionen Österreichs (zumindest Niederösterreichs so), ich selbst nannte meine inzwischen leider verstorbene Patin "Golli-Tante".
    Was Rock/Sakko betrifft: Mein 82jähriger Vater fragt immer noch: "Soll ich einen Rock anziehen?" womit er bei den Kindern meines Cousins immer Kichern auslöst. (Sie stellen sich wohl meinen Vater im schicken Mini vor :D )
    lg Severina :hello:

  • Einer Stresssituation gemach begegnen.


    Oder eine Redensart, die kaum noch Verwendung findet:
    Eine Neuigkeit nicht hinter den Berg halten.


    Ebenso die Redensart:
    Er hat Süßholz geraspelt.


    Mit lieben Grüßen,
    diotima. :hello:

  • Wendet man sich für ein paar Stunden von diesem Thread ab (die Brötchen wollen ja auch verdient sein) komm man mit dem Lesen gar nicht nach. Die aussterbenden, selten gebrauchten und originellen Wörter strömen nur so daher.


    Adventkalender haben ja schnöde 24 Fensterln.


    Ich glaub wir könnten bald einen Jahreskalender mit den hier angeführten Wortspenden füllen.
    :beatnik:


    Womöglich wär das wirklich eine Idee...


  • Ähm, werter Herr Prof.


    darf ich an dieses von Ihnen geschriebene Posting erinnern.


    Zitat

    Wenn meine Frau das liest, besteht auch die Möglichkeit, daß sie lächelnd meint, ich solle ihr soviel Männlichkeit einmal beweisen, ui je...


    :rolleyes:


    :hahahaha: :hahahaha: :hahahaha:


    LG


    Maggie

  • Zitat

    Original von severina


    Das ist auch in einigen Regionen Österreichs (zumindest Niederösterreichs so), ich selbst nannte meine inzwischen leider verstorbene Patin "Golli-Tante".


    Das Komische ist halt, daß man hier in der Gegend zum einen "Gode" mit ziemlich langem "o" spricht, zum anderen, daß ein angehängtes "l(e)" als Koseform eigentlich nicht üblich ist. Ich bin mir gerade gar nicht sicher, wie man auf oberhessisch Diminutive und Koseformen bildet, meistens vermutlich mit "-che(n)", möglich auch "-i". Ich kenne den Dialekt aber nicht richtig, "Godi" ist tatsächlich auch außerhalb der Mundart üblich, kann sein, daß die Kernmundart andere Bildungen vornimmt.


    Zitat


    Was Rock/Sakko betrifft: Mein 82jähriger Vater fragt immer noch: "Soll ich einen Rock anziehen?" womit er bei den Kindern meines Cousins immer Kichern auslöst. (Sie stellen sich wohl meinen Vater im schicken Mini vor :D )


    :hahahaha:


    Erstaunlich, ich kann mich nicht erinnern, diesen Ausdruck so verwendet gehört zu haben, obwohl man ihn natürlich schon als Kind in der Literatur kennenlernte.
    Aus wikipedia entnehme ich allerdings, daß es schneidertechnisch einen klaren Unterschied zwischen Rock und Jacke gibt. Jacken/Sakkos sind durchgehend geschnitten, während die Rockschöße in der Taille angefügt sind.


    :hello:


    JR

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