Die "Bilder einer Ausstellung" neu instrumentiert - ein paar Anmerkungen

  • Hallo Liebestraum,


    das ist kein Standpunkt, das ist pure Dickköpfigkeit, gepaart mit nicht Lesen -oder nicht Verstehenwollen und obendrein Behauptungen und Unterstellungen die jeder Grundlage entbehren.


    Zitat


    Die Vorstellung, die Ravel-Fassung toppen zu wollen finde ich schon einen eher unangemessenen Anspruch. Denn welchen Zweck sollte sonst eine neuerliche Bearbeitung haben?


    Eine Scheinbehauptung und Unterstellung. Das ist doch kein Wettstreit und auch kein Wettbewerb, das hat Peter an anderer Stelle auch schon mal erwähnt, aber Du willst oder kannst es nicht verstehen. Kannst es nicht verstehen, daß es einem Musikschaffenden nicht immer darum geht, etwas altbekanntes durch sein Neues quasi zu ersetzen. :no::no:

  • Auch wenn es die Klavierfassung ist, die mich fasziniert, so muß daoch etwas ganz spezielles an dem Werk sein, was so viele - auch namhafte und berühmte - Musiker dazu verleitet hat, gerade dieses Werk zu instrumentieren.


    Und wenn Edwin das alte Problem auf eine hörbar andere Weise meistern will - dann ist das an sich begrüßenswert - und interessant.


    Ob das Ergebnis alles dagewesen übertrumpft oder nicht ist dabei nicht relevant. (obwohl es immmerhin möglich wäre)
    Jede Instrumentierung ist einerseits ein Kind der Zeit und andrerseits eine sehr individuelle Sache desjenigen der sie einrichtet.


    Oft können schon kleinste Veränderungen das musikalische Ergebnis drastisch verändern - obwohl das bei den "Bildern" bis dato eher nicht eingetroffen ist.


    Man wird sehen......



    mfg


    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Hallo Edwin.


    Dein Vorhaben klingt in der Tat sehr spannend. Und es gehört schon ein befremdliches Maß an Bockigkeit oder (man muss es wohl so sagen) Borniertheit dazu, so ein Projekt von vornherein abzulehnen oder als überflüssig zu apostrophieren.


    Wenn LT schreibt:


    Zitat

    Ich finde, dass es bereits genügend Bearbeitungen der "Bilder" gibt.


    macht mich das nachdenklich. Ich kann mir so ein "genügend" schwerlich vorstellen. Das gilt doch nicht nur für Fassungen von Werken, sondern auch für deren Interpretationen. Gäbe es nun so ein "genügend", dann hätten wir auch einen festen, quasi sakrosankten Kanon, von dem ein Abweichen sinnlos ist. Dies aber widerspricht doch zumindest meiner Erfahrung auf eklatante Weise. Indem man Neues kennenlernt, sieht man nicht zuletzt das Bekannte aus einem anderen Blickwinkel. Das ist bereichernd und erlaubt erst, sich ein umfassendes Bild machen zu können. Alles andere wäre Erstarren, wäre Stillstand, und das stelle ich mir im Zusammenhang mit dem Begriff der Kultur als schrecklich vor.


    Edwin hat meines Erachtens sehr gut nachvollziehbar erläutert, in welchen Punkten die Ravel- oder auch die Klavier-Fassung Schwächen hat. Allein seine Aussage


    Zitat

    Soll heißen: Das Werk ist in der Klavierfassung natürlich ein Meisterwerk und bewunderungswürdig komponiert. Es hat jedoch Facetten, in denen bestimmte Strukturen in einer instrumentierten Version deutlicher werden.


    lässt seine respektvolle Haltung deutlich werden.
    Es ist doch zumindestens interessant, später die Ergebnisse nebeneinander zu stellen. Und selbst wenn man dann die neue Fassung nicht überzeugend finden sollte, hätte sie doch den einen Effekt auf jeden Fall erzeugt: dass man sich mit dem Werk noch einmal sehr intensiv auseinandergesetzt hat. Das ist doch eine wunderbare Sache. Ich freue mich jedenfalls darauf, diese Bearbeitung einmal hören zu können und habe hohen Respekt vor dieser Arbeit.


    :hello:


    Gruß, Ekkehard.

    "Jein".

    Fettes Brot

  • Tatsächlich geht es nicht um einen Wettstreit, "und Ravel toppen zu wollen", wie Liebestraum unterstellte, wäre vertrottelt.


    Warum?


    Weil Ravel das Beste gemacht hat, was bei diesem Ansatz (Original = "Klavierauszug") möglich ist. Das beweist die Stokowski-Version, die Ravel zwar an Klangerzeugung übertrifft, das Werk aber dadurch in ein Sound-Bad taucht, das nicht angemessen ist.


    Nur: Genau darum geht es mir nicht. Ich will nicht Ravels Instrumentierung "toppen", sondern die Strukturen Mussorgskijs durch behutsamen Farbauftrag hörbar machen (als würde man eine alte Fotografie vorsichtig kolorieren) - und auch das Stück interpretieren.


    Ein Beispiel noch: Der "Gnomus". Bei Ravel wird das Groteske - brillant! - hervorgekehrt. Aber ist das Mussorgskij? Ist das der Komponist des menschlichen Mitleids, der aus seinem "Boris" ein ganzes Bild hinausschmiß, weil in ihm ein Mensch verspottet wird, was Mussorgskij als "Lüge über das russische Volk" bezeichnete?
    Ich glaube nicht.
    Ich höre dieses Mitleid auch im "Gnomus". Und habe dementsprechend versucht, es durch die Wahl der Farben auszudrücken.


    An einer anderen Stelle, in "Samuel Goldenberg und Schmujle", interpretiert Ravel die hektischen Figuren Schmujles als "Gezeter" und schreibt sie in die gestopfte Trompete. Eine glänzende Idee. Aber auch eine Karikatur: Der auftrumpfende reiche Jude, der zeternde arme.
    Ist das Mussorgskijs Welt?
    Ich stelle sie anders gegenüber: Der reiche tritt gewichtig auf, aber auch "angepaßt", daher die üblichen Instrumentenkombinationen, die man für Unisoni bzw. Oktavparallelen verwendet. Schmujle hingegen hat einen dünnen Klang, der nicht zetert und nicht höhnt, sondern ein wenig an Klezmer-Musik erinnert: Thema in der Es-Klarinette, dazu gedämpfte Solo-Bratschen als Äquivalent zu den Geigen, die an dieser Stelle zu hell wären, zumal sie in ihrer süffigsten Lage spielen würden.


    Nun die - pardon: - etwas alberne Frage, ob es nicht schon genug Fassungen gibt. Natürlich nicht. Jeder Komponist sieht dieses Werk ein wenig anders. Diese Vielschichtigkeit macht die Qualität des Werks aus. Der Farbauftrag ist die Möglichkeit des Komponisten zur Interpretation. Wenn jemand fragt, ob es nicht schon genug Fassungen gibt, dann muß er auch fragen, ob es spätestens ab 1975 nicht schon genug Aufnahmen der Fünften Beethoven gegeben hat etc.
    Die Frage ist aber stets: Was ist genug?
    Da Liebestraum aber in einem anderen Thread dankenswerter Weise schon bekannt hat:

    Zitat

    Zitat Liebestraum
    Ich muss gar nicht nachdenken, wass meinen Erwartungen nicht entspricht - lehne ich ab!


    subsummiere ich seine Auslassungen auch in diesem Fall unter dieses sein Motto.
    :hello:

    ...

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Tatsächlich geht es nicht um einen Wettstreit, "und Ravel toppen zu wollen", wie Liebestraum unterstellte, wäre vertrottelt.


    Lieber Edwin,


    Dich dafür zu rechtfertigen sollen, dass Du Dich produktiv mit den "Bildern" auseinandersetzt, ist absurd. Dass Du auf die dreisten Bemerkungen so viel Lesenswertes geantwortet hast, rechtfertigt eine solche Wadenbeißerei nicht im Nachhinein.


    Jeder, der sich mit der Bearbeitung Ravels beschäftigt hat, hat auch die Züge der Bearbeitung entdecken können, die etwas mit der spezifischen Aneignung Ravels zu tun haben, wo er also deutlich mehr Ravel als Mussorgsky ist. Das wertet seine Arbeit überhaupt nicht ab, zeigt aber dass auch eine Instrumentierung (die häufig als eine Nebensächlichkeit genommen wurde, die man Schüler erledigen ließ) einen eigenen künstlerischen Wert haben kann (Dir das zu sagen, heißt Eulen nach Athen tragen).


    Dass Ravels Bearbeitung so in den Vordergrund gerückt ist, dass sie häufig auch das Original verdeckt, ist nicht zufällig, hat aber auch ihre lästige Seite, eben die, dass es nur eine Interpretation von Mussorgskys Stück gibt, die man in der Regel zu hören bekommt.


    Wenn Du auf die ursprünglichen (unkorrumpierten) Noten zurückgehst, sie mit der entsprechenden künstlerischen Ernsthaftigkeit neu beleuchtest, kann ich nur als einen höchst erfreulichen Gewinn ansehen. Wenn ich Deine Instrumentationsideen lese, kommt bei mir schon großer Appetit auf, das einmal auch zu hören.


    Liebe Grüße Peter

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  • Hallo Lohengrins:


    Zitat

    Das gilt doch nicht nur für Fassungen von Werken, sondern auch für deren Interpretationen.


    Von den "Bildern" (Mussorgski / Ravel) gibt es ja fast jährlich eine Neuerscheinung auf CD. So kann man hier viele neue interpretatorische Ansätze erleben.

  • Zitat

    Original von Liebestraum
    Hallo Lohengrins:



    Von den "Bildern" (Mussorgski / Ravel) gibt es ja fast jährlich eine Neuererscheinung auf CD. So kann man hier viele neue interpretatorische Ansätze erleben.


    ... wobei zwischen einer reproduzierenden und einer ästhetisch produktiven Interpretation doch ein kleiner Unterschied ist ...


    Liebe Grüße Peter

  • Zitat

    Zitat "Liebestraum"
    Von den "Bildern" (Mussorgski / Ravel) gibt es ja fast jährlich eine Neuerscheinung auf CD. So kann man hier viele neue interpretatorische Ansätze erleben.


    Von der Schlegel/Tieck-Shakespeare-Übersetzung gibt es auch -zig Ausgaben in unterschiedlichen Editionen. Das ändert aber nichts daran, daß das "Kloster" im "Hamlet" falsch übersetzt ist.
    :hello:

    ...

  • Lieber Peter,


    zweifellos ist das ein Unterschied.


    Wie gesagt, es gibt schon eine große Vielzahl von Bearbeitungen der "Bilder". Was in mir noch mehr Unbehagen aufkommen lässt, ist das Unterfangen "ganz nahe an Mussorgskij" dranzubleiben. Von Mussorgskij stammt das Klavierwerk - das ist Mussorgskij! Wie er sich eine eventuelle orchestrale Umsetzung gedacht haben könnte, ist reinste Spekulation.


    Eine Bearbeitung ist auch immer ein Kind ihrer Zeit.


    Webers Witwe wandte sich an den Komponisten-Freund Meyerbeer um die "drei Pintos" zu vollenden. Es waren ja nur ganz wenige Nummern fertig und es gab einige Skizzen. Meyerbeer hatte jahrzehntelang die Entwürfe bei sich. Insgeheim wusste er bereits, dass es ein, wie es sich Weber gedacht haben könnte, nicht geben würde. Selbst als die Entwürfe an Gustav Mahler übergingen, entstand letztendlich ein Werk, dass "mehr gemahlt als gewebt ist".


    Und so ist es natürlich ganz selbstverständlich, dass auch Ravel seiner Bearbeitung der "Bilder einer Ausstellung" einen ganz persönlichen Stempel aufgedrückt hat. Und zum Glück hat er es so gehandhabt.


    Wie gesagt, einen Historismus in der Musik, in diesem Falle, lass uns mal etwas bearbeiten in Variationsformen, wie Mussorgskij sich in anderen Kompositionen in etwa so ausgedrückt hätte, um es so für die "Bilder" angeblich passender "authentischer" zum klingen zu bringen, lehne ich ab.

  • Ich dachte eigentlich, es sei inzwischen ein Allgemeinplatz, daß die Ravel-Fassung in vieler Hinsicht "zu glatt" und für viele Aspekte des Stücks unangemessen ist...
    Auf der einen Seite hat man ein wirklich kühnes, außerordentlich originelles Klavierwerk, auf der anderen ein (in der Folge dann nicht zufällig zu Tode gedudeltes) "orchestral spectacular". :rolleyes:


    Ich muß allerdings einräumen, mich mit alternativen Orchesterfassungen nie groß befaßt zu haben. Gewiß kann das interessant sein. Es gibt hier ja Teilnehmer, die sogar Orchesterwerke am liebsten in dubiosen Kammer- oder Klavierfassungen hören :D
    Aber letztlich doch eher ein Kuriosum wie die (weniger populären) Orchestrierungen Schönbergs oder Stokowskis von Bach oder Brahms usw.


    Die Entscheidung, bei dem Kükenballett Schlagwerk einzusetzen, kann man aber nur begrüßen. Das ist sicher eines der Bilder, wo die Klavierfassung höchstens durch so etwas erreicht werden kann.


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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  • Lieber Edwin,


    ich empfehle Dir das Buch "Erwachet! 99 gute Gründe, nix neu zu instrumentieren."
    Erschienen im Verlag der "Kinder Mozarts".


    Die Lektüre sparte hier viel vergebliche Unruhe.


    Ansonsten mein Tipp: Niemandem verraten, dass Mussorggskis Bilder neu gehängt wurden. Dann merkt's auch keiner.



    audiamus



    .

  • Zitat

    Zitat Liebestraum
    wie Mussorgskij sich in anderen Kompositionen in etwa so ausgedrückt hätte, um es so für die "Bilder" angeblich passender "authentischer" zum klingen zu bringen, lehne ich ab.


    Zitat

    Zitat Liebestraum
    Ich muss gar nicht nachdenken, wass meinen Erwartungen nicht entspricht - lehne ich ab!


    Aber eines muß man ihm lassen: Konsequent ist er. :hahahaha: :hahahaha: :hahahaha:


    :hello:

    ...

  • Klar bin ich konsequent: Ich höre eigentlich keine Sinfonie, die neu komponiert worden ist und wie Mozart klingt. Dann höre ich lieber das Original!

  • Zitat

    Original von Liebestraum
    Klar bin ich konsequent: Ich höre eigentlich keine Sinfonie, die neu komponiert worden ist und wie Mozart klingt. Dann höre ich lieber das Original!


    Wenn Du es jemals herausfinden könntest...


    :D

    Als Pumuckl sich zum Frühstück noch ein Bier reingeorgelt hat, war die Welt noch in Ordnung.
    (unbekannt)

  • Zitat

    Original von Liebestraum
    Wie gesagt, es gibt schon eine große Vielzahl von Bearbeitungen der "Bilder". Was in mir noch mehr Unbehagen aufkommen lässt, ist das Unterfangen "ganz nahe an Mussorgskij" dranzubleiben. Von Mussorgskij stammt das Klavierwerk - das ist Mussorgskij! Wie er sich eine eventuelle orchestrale Umsetzung gedacht haben könnte, ist reinste Spekulation.


    Lieber Liebestraum,


    ich habe mir gerade eine Bearbeitung aus dem Regal gefischt, die wahrscheinlich (noch) nicht unter den genannten Bearbeitungen steht, die von James Crabb und Geir Draugsvoll. Es ist eine Bearbeitung für Akkordeon-Duo. Die beiden Bearbeiter schreiben: "Die Ausdrucksmöglichkeiten des klassischen Akkordeons können mit den Orchesterfarben assoziiert werden, wobei aber auch der Klavieraspekt der ursprünglichen Version erhalten bleibt." Hier ist also ein Arrangement aus der Sicht von reproduzierenden Künstlern gemacht worden (wie es eben bei Horowitz oder seinem Schwiegervater Toscanini auch war) inHinsicht auch auf ein bestimmtes Publikum. Ich halte diesen Aspekt keineswegs für unredlich. Auch diese Fassung lässt einiges aufscheinen, was im Potential der Komposition liegt und nun auf diese Weise erst wahrgenommen werden kann.


    Eine Orchesterbearbeitung hat nicht zuletzt den Sinn, einen bestimmten Raum (den Konzertsaal) und ein bestimmtes Publikum zu erobern, das an dem ursprünglichen Werk vorbei gegangen wäre.


    Zitat

    Eine Bearbeitung ist auch immer ein Kind ihrer Zeit.


    So ist es - schon das ist Rechtfertigung für eine Neubearbeitung auf der Höhe der Zeit und ihres Wissens.


    Zitat

    Webers Witwe wandte sich an den Komponisten-Freund Meyerbeer um die "drei Pintos" zu vollenden. Es waren ja nur ganz wenige Nummern fertig und es gab einige Skizzen. Meyerbeer hatte jahrzehntelang die Entwürfe bei sich. Insgeheim wusste er bereits, dass es ein, wie es sich Weber gedacht haben könnte, nicht geben würde. Selbst als die Entwürfe an Gustav Mahler übergingen, entstand letztendlich ein Werk, dass "mehr gemahlt als gewebt ist".


    Das sehe ich nicht so, ich habe die beiden Einspielungen und höre hier deutlich Weber. Die Konzeption ist nun Mahler, der aber durch die Brillengläser Webers schaut. Leider hört (und sieht) man dieses liebenswürdige Werk noch immer zu wenig, was aber mehr mit der Rezeption Webers zu tun hat (die weitgehend auf den Freischütz, dann gerade noch die "Aufforderung" - allerdings hier mehr in der Bearbeitung von Berlioz - vielleicht noch das Konzeertstück - das habe ich immerhin in meinem Musikunterricht kennengelernt - und wenn's ganz weit geht noch ein Klarinettenkonzert umfasst - wenn man alle die 60 - 70%igen wegstreicht, bleibt da der Freischütz und nicht mehr).


    Liebe Grüße Peter

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  • Lieber Peter,



    Zitat:

    Zitat

    So ist es - schon das ist Rechtfertigung für eine Neubearbeitung auf der Höhe der Zeit und ihres Wissens.


    Ja, aber dann kein Mussorgskij-Epigonen-Stück!

  • Zitat

    Original von LT
    Was in mir noch mehr Unbehagen aufkommen lässt, ist das Unterfangen "ganz nahe an Mussorgskij" dranzubleiben. Von Mussorgskij stammt das Klavierwerk - das ist Mussorgskij! Wie er sich eine eventuelle orchestrale Umsetzung gedacht haben könnte, ist reinste Spekulation.


    Ja, das mag zunächst so aussehen – natürlich ist immer ein wenig Spekulatius mit im Spiel… Aber gerade bei Komponisten, welche selbst eigene Werke bearbeitet haben [und dies ist beim Betreffenden offenbar der Fall gewesen], hat man zumindest eine [Art] Vorlage. Was die möglichst große „Nähe zu Mussorgskij“ anbelangt, so gehe ich mal davon aus, daß damit dies


    Zitat

    Original von EB
    Ravel hat gute Arbeit geleistet - aber er hatte nicht Mussorgskijs originale Klavierfassung als Vorlage, sondern eine korrumpierte Ausgabe. Das mag die Fehler dieser Fassung erklären - nicht die instrumentationstechnischen, aber die vielen Ungenauigkeiten, Taktverschiebungen etc. Es ist außerdem gut, Ravels Fassung als Mussorgskij/Ravel zu bezeichnen, weil Ravel an einigen Stellen Hinzufügungen vornimmt, um einen bestimmten Klang zu erzeugen, der so mit Sicherheit nicht gemeint war.


    gemeint war [Hervorhebung durch mich]. Außerdem ist und bleibt es eine Bearbeitung durch eine fremde Person. Diese kann man, wie auch das Original selbst, als gelungen oder weniger gelungen betrachten, jenachdem, welche Maßstäbe man anlegt [persönlicher Geschmack oder eben Vergleichen von Vorlagen und Eigenbearbeitungen des jeweilgen Komponisten].


    Ich mag Bearbeitungen insgesamt sehr gerne, da sie in der Regel viele neue [klangliche] Aspekte eines altbekannten Werks hervorbringen, die man ohne die Bearbeitung vermutlich niemals kennengelernt hätte. Außerdem ist es [für mich] ein großer Anreiz, diverse Werke in verschiedenen Bearbeitungen zu hören. Und das macht große freude. Hinzukommt, wie ich es auch gerade selbst an mir feststelle, daß ich bei Bearbeitungen vermeintlich „bekannter“ Werke noch viel mehr Neues entdecke. Ich hoffe, daß dies Edwin genauso ergeht und wünsche ihm natürlich viel Erfolg bei der Produktion.


    :hello:


    Ulli

    Als Pumuckl sich zum Frühstück noch ein Bier reingeorgelt hat, war die Welt noch in Ordnung.
    (unbekannt)

  • Zitat

    Original von Liebestraum
    Aber vielleicht ist ja da schon eine mit dabei, die dir gefallen könnte (Ravel mal ausgenommen)...?


    Klar, die Fassung von Emerson, Lake and Palmer, die finde ich gut - die habe ich nämlich schon im Musikunterricht kennengelernt, als Vergleich zu Ravel, sowas bleibt hängen und prägt.

  • Zitat

    Original von Alviano
    [...] die Fassung von Emerson, Lake and Palmer, die finde ich gut - die habe ich nämlich schon im Musikunterricht kennengelernt, als Vergleich zu Ravel, sowas bleibt hängen und prägt.


    Stimmt, die habe ich auch noch, eine wirklich überzeugende Bearbeitung, die auch mich seinerzeit geprägt hat und die ich mir zur Überbrückung, bis ich Edwins Fassung hören kann, mal wieder zu Gemüte führen werde:


  • :faint: :faint: müßige Diskussion, Liebestraum: einfach mal abwarten, vielleicht wirst du dann alles Geschriebene bereuen?


    @Edwin: Wie wäre es denn mit einem Partiturausschnitt (1. Seite oder so), um unsere Neugierde zu stillen? :angel:

    "Das Große an der Musik von Richard Strauss ist, daß sie ein Argument darstellt und untermauert, das über alle Dogmen der Kunst - alle Fragen von Stil und Geschmack und Idiom -, über alle nichtigen, unfruchtbaren Voreingenommenheiten des Chronisten hinausgeht.Sie bietet uns das Beispiel eines Menschen, der seine eigene Zeit bereichert, indem er keiner angehört." - Glenn Gould

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  • Zitat

    Original von rappy
    :faint: :faint: müßige Diskussion, Liebestraum: einfach mal abwarten, vielleicht wirst du dann alles Geschriebene bereuen?


    @Edwin: Wie wäre es denn mit einem Partiturausschnitt (1. Seite oder so), um unsere Neugierde zu stillen? :angel:

    Genau, da kann ich mich nur anschließen :D

  • Ich möchte nochmals etwas aufgreifen, das mehrfach angeklungen ist: Ich will nicht Ravel ausstechen, verbessern, übertrumpfen etc. Es stimmt auch nicht, daß Ravel zu glatt ist.
    Nochmals: Er hatte eine korrumpierte Version als Basis. Dieser stülpte er sein Klanggewand über - das Ergebnis ist wunderbar. Es ist Ravels Sicht dieses Werkes.


    Wenn ich mich nun mit diesem Stück befasse, wenn ich die Noten lese, dann kann ich jedoch nicht verhindern, daß in meinem inneren Ohr Klangfarben entstehen. Es war bei mir immer so: Ich habe stets in Klangfarben gedacht. Eine bestimmte Linie war für mich immer mit der Geige oder mit der Oboe oder mit sonst einem Instrument verbunden.


    Dieses Denken in Klangfarben ist bei den "Bildern" besonders intensiv: Selbst wenn ich die Klavierfassung höre oder mit meinen eng begrenzten pianistischen Fähigkeiten unter Auslassung vieler Noten und Hinzufügung vieler falscher Töne herunterhacke, höre ich Farben - hier eine Klarinette, da eine Oboe, dort eine Bratsche, einen Streicherakkord, Hörner, denen ein beigemischter Trompetenakzent etwas Glockentonartiges verleiht usw.


    Diese Klangvorstellungen nicht umzusetzen - das wäre wirklich verrückt! Denn was soll passieren? Mussorgskij wird sich nicht im Grab umdrehen, sondern dort, wo er jetzt ist, weiter seinem geliebten Wodka zusprechen (und sich vielleicht freuen, wenn sich noch ein Komponist seines Werkes annimmt); Ravel wird's, dort wo er jetzt ist, mit einem Gläschen Armagnac goutieren und sich köstlich darüber amüsieren, daß schon wieder einer glaubt, er könne es besser als der, neben Koechlin, beste Instrumentator aller Zeiten. Die Dirigenten werden weiterhin vor allem zu Ravel greifen, kaum je zu Funtek, aus (ärgerlichen) Konkurrenzgründen kaum je zu Ashkenazy und auch kaum je zu einer anderen Fassung, meine miteingeschlossen.


    Na und?


    Das Wichtige ist doch, daß etwas entsteht. Ob es sich durchsetzt, obliegt den Ausführenden oder den Zuhörern.


    Weshalb ich auch Liebestraums Erregung nicht begreife. Übrigens hätte ich von Liebestraum gerne eine Erklärung - was ist gemeint mit:

    Zitat

    Ja, aber dann kein Mussorgskij-Epigonen-Stück!


    Ich wüßte gerne, welches meiner Stücke Liebestraum gehört hat, um zum Schluß zu kommen, ich sei ein Mussorgskij-Epigone. Nicht, daß mich das stören würde. Schließlich gibt es schlechtere Komponisten, deren Epigone man sein kann. Aber es ist mir neu.
    Ich flehe um Aufklärung...!


    :hello:

    ...

  • Hallo Rappy,
    leider habe ich keine Ahnung, wie das technisch zu bewerkstelligen ist. Sonst gerne - ganz in der Tradition des "Mächtigen Häufleins", die ja ihre Werke gegenseitig zur Diskussion stellten.
    :hello:


    P.S.: Peter Brixius, der schon so oft unser aller Nothelfer war, hat mir eben eine Möglichkeit eröffnet, wie man Partiturausschnitte eventuell zeigen kann. Ich bitte um etwas Geduld - und hoffe, daß es mir gelingt, Peter die Daten im Laufe der nächsten Tage zu übermitteln.

    ...

  • Zitat Alviano:


    Zitat

    Klar, die Fassung von Emerson, Lake and Palmer, die finde ich gut - die habe ich nämlich schon im Musikunterricht kennengelernt, als Vergleich zu Ravel, sowas bleibt hängen und prägt.


    ja, diese Bearbeitung kenne ich auch und dann noch die Tomita-Version.

  • Hallo Edwin,


    ich meinte es ganz allgemein, ich bin gegegen epigonenhafte Kompositionen, natürlich auch der von Mussogrskij. Damit unterstellte ich nicht, dass du ein Mussorgskij-Epigone bist.


    Eine heutige Bearbeitung müsste der Musik des 21. Jahrhunderts geschuldet sein, wie die Ravel-Fassung dem 20. Jahrhundert zuzordnen ist.

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  • Hallo Liebestraum,

    Zitat

    ich bin gegegen epigonenhafte Kompositionen, natürlich auch der von Mussogrskij.


    Verzeih, aber meine Verwirrung steigt: Welche epigonenhaften Kompositionen hat Mussorgskij abgeliefert?
    :hello:

    ...

  • Hallo Edwin,


    Ich meinte damit, dass ich Mozart-Nachahmer genauso wenig mag, wie eventuelle Mussorgskij-Nachahmer. Damit meinte ich nicht, dass Mussorgskij eine epigonenhafte Komposition geliefert hat und schon gar nicht, dass du ein Mussorgskij-Epigone wärst.


    Ich habe nur so meine Befürchtungen, dass beim "an Mussorgskij näher dran sein" so etwas entstehen könnte.

  • Zitat

    Original von Liebestraum


    ja, diese Bearbeitung kenne ich auch und dann noch die Tomita-Version.


    Und mit Tomita wird der Bogen zu Ravel geschlagen. Ein Ravel-Album hat der nämlich auch gemacht.



    Leider ist die Platte nur mühselig zu beschaffen heute.


    All dies nun beiseite gelassen: Allein die vorgetragenen Orchestrierungsideen finde ich spannend genug, um richtig Lust auf das fertige Ergebnis zu bekommen.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Hallo Liebestraum,
    verwechselst Du ganz bestimmt nicht "Epigone" mit "Instrumentator"? Denn was Du von Dir gibst, ist, ich bitte um pardon, daß ich es so direkt sage, kompletter Unsinn.
    Ich habe nicht eine Komposition im Stil Mussorgskijs angefertigt (dann wäre ich ein Epigone), sondern eine Instrumentierung, die sich ganz zwangsläufig an die Vorlage hält. Daß ich für sie ein bestimmtes Klanggewand gewählt habe, ist eine bewußte interpretatorische Entscheidung.
    Ich frage mich die ganze Zeit: Alle, die in diesem Thread mitdiskutieren, haben das verstanden - außer Dir. Ich helfe Dir gerne weiter zum Verständnis, aber ich begreife noch immer nicht, was konkret Du nicht verstehst.
    :hello:

    ...

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