Mozart: Sinfonia Concertante Es-Dur KV 364

  • Hallo!


    Heute Nacht wird Mozart um 0:55 zum 216. Male sterben. Zudem wurde heute eine von wenigen erhalten gebliebenen Seiten des Autographs der Sinfonia Concertante versteigert: Es handelt sich dabei m. W. um ein Blatt mit einer Kadenz zu diesem "ersten Meisterwerk", die übrige Originalpartitur muß als verschollen gelten. Es muß sich um das Blatt handeln, auf dessen vorderer Seite sich der Schluß des 1. Satzes im Entwurf handelt und auf dessen Rückseite der Entwurf einer Kadenz zum Andante enthalten ist. Vielleicht aber auch eine Seite der autographen Kadenzen [2 Blätter mit drei beschriebenen Seiten].


    Die Presse meldet:


    Zitat


    Auf diesem Papier schrieb er eine Sinfonie
    228.500 Euro für ein Blatt Mozart-Meisterwerk


    London (RPO). Ein originales Blatt aus Mozarts Manuskript für die Sinfonia Concertante ist für den Rekordpreis von 228.500 Euro unter den Hammer gekommen. Auf dem Papier sind handschriftlich Noten notiert. Der Kunde, der das Blatt ersteigerte, wollte anonym bleiben.


    Der Verfasser des Zitierten sollte lieber auch anonym bleiben :stumm:


    Hätte er das Werk in Stein meißeln sollen? Eine Sinfonia Concertante ist keine Sinfonie und Manuskripte beinhalten stets Handschriftliches! Bei einem Musikwerk sollten zumindest ein paar Noten notiert sein...


    Sehr originell auch die Betrachtungsweise über den Sinn vom Notenschreiben:


    Zitat

    Original von [Quelle vergessen]
    Weil das Meisterwerk für zwei Instrumente bestimmt ist (Violine und Viola), hat Mozart für jedes Instrument separate Aufzeichnungen gemacht, um zu verhindern, dass die beiden Instrumente gleichzeitig improvisieren und so das Stück zerstören...


    Tja, zuviele Noten, mein lieber... :hahahaha:


    Kurzer Preisvergleich: Napoleons Liebesbrief an Josephine wurde für rund 410.000 € verhökert.


    Werden wir wieder ernst -


    Das Werk wurde im Sommer/Spätsommer 1779 in Salzburg - vielleicht auch noch 1778 in Paris - komponiert. Solistisch treten hier Violine und Viola in den Vordergrund. Die Viola wurde in D-Dur notiert und erhielt die Anweisung, einen halben Ton höher gestimmt zu sein. Diese Praxis war üblich, um dem Bratschisten das Spiel zu erleichtern. Zudem meine ich, dass es einen Klangunterschied zischen gespieltem Es- und gespieltem D- [aber klingendem Es-] Dur geben muss.


    Das Werk ist bekanntermaßen dreisätzig: Allegro maestoso [Es] - Andante [code=c] - Presto [Es]. Am dankbarsten bin ich für das c-moll-Andante - welch ein Wahnsinnssatz!


    Ich suche noch die ideale HIP-Einspielung - wer kann helfen!?


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Hallo lieber Ulli,


    danke für den Hinweis auf Mozarts Todestag und die Verhökerung der Manuskriptseiten (an einen Russen... oder Chinesen...oder Saudi-Araber... aber nichts gegen die Einwohner dieser Länder!)


    Der langsame Satz aus Mozarts „Concertante“ ist seit jeher genau diejenige Musik, die ich in meiner
    Todesstunde hören möchte! Das ist der Gipfel der musikalischen Kunst! Genau deswegen höre ich sie mir nicht allzuoft an. Ich besitze auch nur eine (wohl schon 20-jährige) Aufnahme davon, mit der ich aber restlos zufrieden bin: Perlmann/Zukermann/Mehta DGG


    Eine gute Nacht trotz der Todesstunde deines Lieblings wünscht


    Walter


    P.S. Immerhin dürfen wir morgen hoffentlich die Auferstehung des Mozartwirtes feiern

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  • Hallo!


    Ich habe mir diese CD (wahrscheinlich nicht gerade die von Ulli gesuchte Aufnahme ;) )



    eigentlich wegen des Brahms-Konzertes gekauft, zu einer Zeit, als mir Mozarts Musik ziemlich egal war. Das war dann aber recht schnell vorbei, und die Sinfonia Concertante war die Initialzündung dazu.


    Auch mich beeindruckt vor allem der zweite Satz, aber auch den ersten finde ich großartig. Der dritte reißt den Zuhörer schön aus der Melancholie des langsamen Satzes.
    Der Dialog zwischen Violine und Viola begeistert mich. Interessant eigentlich, dass die Idee mehrerer konzertierender Instrumente in späteren Jahren nur noch recht selten aufgegriffen wurde.



    Gruß,
    Spradow.

  • Lieber Walter,


    es ist gar nicht so einfach, einen Witz zu erklären. Selbst wenn er, wie dieser hier, ansich zum totlachen ist. Also, meine kurze Erwiderung war als tendenziöser Insiderwitz mit einem Schuß Schlagfertigkeit gemeint. Er spielt auf die Tatsache an, dass sich die Welt grob gesagt in HIPisten und A-HIPisten teilen lässt, wobei jenen HIP-Einspielungen als Ideal oder Offenbarung gelten, während die Gegner der HIP-Bewegung darin (überspitzt formuliert) nur eine aus einem übersättigten Hören gespeiste, hochgradig anmaßende und auf dringend wartungsbedürftigen Instrumenten praktizierte Knäckebrot-Ästhetik hören, bei der ein "Ideal" schwerlich zu finden ist. Bei meiner Erwiderung habe ich mich nun auf die Seite der A-HIPisten geschlagen und zum Ausdruck gebracht, dass ich auch (schon viele Jahre vergeblich) nach einer "idealen HIP-Einspielung" suche. Dabei habe ich den Worten Ullis (ohne sie zu verändern) eine andere Bedeutung untergeschoben, als er es vermutlich gemeint hat. Ich hätte auch erwidern können: Da kannst Du lange suchen! Oder: Sonderbarer Schwärmer! Aber das wäre ja bei weitem nicht so witzig gewesen.


    Loge

  • Danke, liebe Loge, für die Aufklärung. Als Noch-Nicht-Foren-Insider war mir auch nicht bewusst, dass HIP wohl Historische (Auff.)-praxis heisst.
    Na ja, man lernt dazu. Jetzt kann ich (vielleicht) ruhig schlafen.
    Grüessli aus Bern

  • Hallo!


    Irgendwie will mir der "Gag" nicht ganz einleuchten; scheint was für besonders intelligente zu sein... Jedenfalls ist doch mein Wunsch nach einer idealen HIP-Einspielung nicht besonders schwer zu erfüllen!? Bei anderen Werken ist es mir auch gelungen. Es gibt jedenfalls eine Ausführung des Labels DENON, an welche - wohl aus gutem Grund - nicht so einfach heranzukommen ist. Die Interpreten sind mir z. Zt. entfallen, da sie auch nicht so dermaßen bekannt sind. Ideal war beispielsweise auch die DENON-Einspielung der Beethovenschen Violinsonaten mit [zumindest mir] unbekannten Interpreten, oder Bekannteres: Beethovens Klavierkonzerte IV und V mit Arthur Schoonderwoerd und dem Ensemble Cristofori oder Immerseels Jeune-Homme-Konzert, um wieder bei Mozart zu landen.


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

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  • Zitat

    Original von Ulli
    Jedenfalls ist doch mein Wunsch nach einer idealen HIP-Einspielung nicht besonders schwer zu erfüllen!? Bei anderen Werken ist es mir auch gelungen. Es gibt jedenfalls eine Ausführung des Labels DENON, an welche - wohl aus gutem Grund - nicht so einfach heranzukommen ist. Die Interpreten sind mir z. Zt. entfallen, da sie auch nicht so dermaßen bekannt sind.


    Lieber Ulli,


    eine Einspielung, die mir sehr zusagt - nicht zuletzt, weil ich sie auch live in London unter Goodman erlebte - ist diese


    [amx=B00000FXO6]300[/amx]


    LG Peter


  • Vielleicht meinte er auch die in ihrer Authentizität umstrittene Sinfonia concertante für Bläser in Es-Dur, etwa KV App. 9/297B. Dann würde es Sinn machen, dass die Parts für Violine und Viola separat sind, weil sie gar nicht dazu gehören. :D


    Die habe ich in der Aufnahme der alten Philips Mozartbox unter Marriner. Die ist zwar nicht HIP aber durchaus hip.


    :hello: Rideamus

  • Die Einspielung die pbrixius genannt hat mit der Hanover Band ist schon gut - die würde ich Dir auch empfehlen.


    Die Denon Aufnahme habe ich leider (noch) nicht.
    Ausführender war Herr Kuijken.


    Soll aber angeblich nicht so gut gelungen sein.


    Ansonsten ist die Sinfonia Concertante KV 364 von den HIP Ensembles noch nicht entdeckt worden. :evil:


    Ich hatte gehofft, dass sie bei Hogwoods Gesamteinspielung der Sinfonien dabei sein würde, aber leider war dem nicht so.


    Zumindest gibt es die andere Sinfonia Concertante KV 9/297B in einer Einspielung des Freiburger Barockorchesters.



    :hello:

  • Die von Peter gezeigte Goodman-Einspielung mit Stephanie und Roger Chase und der Hanover Band ist IMO schon recht ideal. Sehr schön gelungen ist hier zudem auch die Einspielung der Violinkonzerte 3 und 5.
    Die Kuijken-Interpretation der konzertanten Sinfonie habe ich dagegen eher als fahl empfunden.
    Ganz herzlich,
    Medard

  • Guten Tag


    Zitat

    Original von Loge
    dass ich auch (schon viele Jahre vergeblich) nach einer "idealen HIP-Einspielung" suche.Loge


    Da bin ich mit dieser



    HIP-Einspielung restlos zufrieden :jubel: :jubel:


    Anscheinend aber schwer erhältlich ?( :(


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

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  • Hallo Benhard,


    genau die ist es, die Ulli und Lullist gemeint haben.
    Ich find sie nicht so toll, mag sein weil v.a. klanglich charakterlos, aber ich werde den beiden Gelegenheit geben, sich selbst zu überzeugen.


    Wer sie einfach so kopieren oder rippen will, sei gewarnt, das Ding ist mit Emphasis aufgenommen.


    Gruß,
    Khampan

  • Guten Abend


    Zitat

    Original von Khampan
    Hallo Benhard,


    genau die ist es, die Ulli und Lullist gemeint haben.
    Ich find sie nicht so toll, mag sein weil v.a. klanglich charakterlos,


    Gruß,
    Khampan


    Ich kenne nur die Aufnahme von Kuijken/Terakado; würde gerne noche eine andere HIP-Empfehlung hören.


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard


  • Hoere gerade obige Aufnahme, 2. Satz.
    Wenn ich mir vorstelle, dass da ein HIP- Duo (fast) KEIN vibrato gebrauchen koennte... Nein, das will ich mir erst garnicht vorstellen :D .

  • Zitat

    Original von Khampan
    genau die ist es, die Ulli und Lullist gemeint haben.
    Ich find sie nicht so toll, mag sein weil v.a. klanglich charakterlos, aber ich werde den beiden Gelegenheit geben, sich selbst zu überzeugen.


    Ryo Terakado ist doch m. E. eben jener, welcher auch die Beethoven-Sonaten bei DENON einspielte...!? Aus dem Grund mag ich das eigentlich haben - Kuijken ist da jetzt ausnahmsweise eher zweitrangig...


    Zitat

    Wenn ich mir vorstelle, dass da ein HIP- Duo (fast) KEIN vibrato gebrauchen koennte... Nein, das will ich mir erst garnicht vorstellen


    Ohjaohjaohja... kein Vibarto. :lips:


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Zitat

    Original von Khampan
    genau die ist es, die Ulli und Lullist gemeint haben.
    Ich find sie nicht so toll, mag sein weil v.a. klanglich charakterlos, aber ich werde den beiden Gelegenheit geben, sich selbst zu überzeugen.


    Zusatzfrage mit Publikumsjoker :D [SIZE=7][ist ein wenig ot, aber nur zu 50%][/SIZE]


    Trifft das Geschriebene auch [angeblich] auf die von Ryo Terakado eingespielten Violinkonzerte dieser Serie zu? Denn da habe ich auch noch nix brauchbares in meinem CD-Regal...


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

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  • Sodele,
    Napster meldet mir gerade eine Einspielung der Amsterdam Mozart Players aus den frühen Neunzigern (zumindest das Erscheinungsdatum). Da mitspielende Solisten u.a. auf den Namen Beths, Bylsma und Kußmaul hören, tippe ich mal blind und gewagt auf HIP... erschienen bei Channel Classics... Bei amazon über Marketplace erhältlich, nur krieg ich von dort das Bild nicht rein...