Hallo liebe Taminos,
Vor etwa zwei Wochen, durfte ich in der Wiener Stadthalle David Garrett live erleben. Vor ein paar Jahren, ich stecke noch auf der Oberstufe, bekam ich eine CD von ihm geschenkt die ich ab und an anhörte. Ich war also recht neugierig auf das Konzert, ich stellte mir David Garrett ja irgendwie als eine Art Teufelsgeiger vor der seine Geige für den perfekten Klang auf der Bühne zerfetzt und der Tourname "Explosive" versprach mir eine in Flammen stehende Bühne......Naja "explosive" eben
Vorausgeschickt werden sollte, dass jemand aus meiner Verwandtschaft bei einer Agentur arbeitet, die zu diversen Events Karten verkauft, Karten die überbleiben nutzen dann oft zu einem Vorteilspreis oder manchmal sogar gratis, die Mitarbeiter da besagte Karten dann sowieso verfallen bzw. nicht genutzt würden.
Das bewahrte mein studentisches Geldbörserl davor, einen wie ich finde recht geschmalzenen Preis von 79 Euro zu zahlen.
Aber zurück zur Musik! Der Boden der Bühne war rot bemalt, was für die nächsten 2 Stunden das einzig "explosive" bleiben sollte.
David Garrett begann also zu den Rock/Pop - Klassikern zu fideln, aber auch zu sehr aktuellen Nummern. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die armen Menschen die für ihre Karten bezahlt haben ganz fürchterlich verarscht worden sind. Ich meine, es war zwar nett aber es klang halt wie eine Karaoke - Version, im Prinzip spielt er ja nur Instrumentalmusik ohne Gesang der eben mit Garretts Instrument begleitet wurde.....
So weit so gut. So richtig gegen sich eingenommen hat Hr. Garrett mich aber, als er begann Tschaikowskys 1. Klavierkonzert zu spielen bzw. zu verhunzen.
Es war so nichtssagend und verwässert. Mann konnte nur erahnen wie schön dieses Werk von Tschaikowsky ist, bei Garrett verlor es sämtliche Magie, dass dieses Werk nach dem hundertsten Hören noch immer auf mich hat. Das war in der 2. Nummer. Nachdem sich mein Nervenkostüm halbwegs beruhigt hatte und ein paar Popnummern vorgetragen wurden, begann Mr. Garrett einen Anschlag auf das menschliche Gehör, indem er eine E-Violine heraus holte. Eine Gekreische begann, ich kann es gar nicht beschreiben....Eine E-Gitarre mag ja ein cooles und interessantes Instrument sein, aber eine E-Violine/Geige........Und das Publikum raste auch noch und klatschte mit?!!! Dieses unsägliche Instrument war einfach nur fürchterlich. Ebenso begeistert war das Publikum von den zwischen den Musiknummern eingebrachten Reden von David Garrett, in welchen seine Mutti erwähnt wurde, der Respekt für seine Mitmusiker, seine Liebe zur Musik, wie toll er Wien nicht findet und natürlich musste auch ein wenig Moral und Rührung her - "Bleibt so wie ihr seid" oder "man darf sich nicht unterkriegen lassen vom Leben" waren nur einige der "Brandreden". Mag sein, dass ich jetzt etwas zu kritisch berichte und Hr. Garrett hier verreiße, aber wer für seine Karten auf den hintersten Sitzreihen 79 Euro verlangt, muss eben auch etwas mehr bieten als lange Haare, Michael Jacksons "Thriller" mit der Geige zu begleiten und ein paar lauwarme Sprüche los zu lassen.
Nach der Pause ging es relativ langweilig weiter, David Garrett begleitete Popklassiker mit seiner Geige. Mir fiel auf, dass bei hohen Tönen auch sein normales Instrument nicht mehr wirklich nach einer Violine klang, sondern immer mehr einem Gequietsche gleichkam, was vielleicht auch an der Akustik in der Halle lag.
Kommen wir vielleicht noch einmal zum Namen der Tour bzw. dem Namen des Albums zurück, "Explosive". Bei drei oder vier Nummern flammten Feuersäulen um die Bühne auf, das war es aber auch schon. Wenn ich mich da an ein Rammsteinkonzert erinnere, da haben sogar die Instrumente gebrannt und sie haben weitergespielt (keine Ahnung wie sie das damals gemacht haben). Die paar Flämmchen die Garrett da als "Explosive" verkauft hat waren eher lauwarm.
Während des restlichen Konzerts, vor allem nach der Pause, besserte es sich etwas, Werke von berühmten Komponisten wurden nicht mehr verhunzt (stattdessen die heutige Popmusik) und man konnte ihm zuhören, allerdings kam bei mir ein Gefühl der Langeweile auf. Wie Eingangs glaube ich schon erwähnt, ist das was er bringt eben "nur" die Instrumentalversion anderer Lieder und man wartet als Zuschauer auf etwas das nicht kommt......
Gegen Ende beschloss Mr. Garrett aber noch einmal zu zeigen wie gut (haha) seine E-Geige klingt. Er setzte zu einem Duell mit einem E-Gitarristen an, ein infernalisches Geschrei begann, das Publikum rastete aus und die Show hatte ihr Ende erreicht.
Erwähnt seien hier noch die Tanzeinlagen die symbolisch unterstrichen wie lauwarm diese "explosive" Tour ist: 3-4 halbnackte die in roten Kostümen auf einer für die wenigen Tänzer viel zu großen Bühne herumhopsen und das noch nicht einmal im Gleichklang oder besonders ansprechend (das vor allem immer nur in eine Richtung, die Leute die auf der anderen Seite der Bühne gesessen sind, dürften von den 3-4 Tänzern relativ wenig mitbekommen haben) .
Für mich bleibt nur eine Frage: Wieso haben die Leute David Garrett nicht aus dem Saal gebuht? Selbst wenn einen die Instrumentalmusik nicht gelangweilt hat und man Abwechslung von normalen Hörgewohnheiten hatte muss einem doch aufgefallen sein, dass man für das viele Geld (und es gab noch viel teurere Karten für die man in der Oper einen Logenplatz bekommen hätte) eigentlich nicht viel bekommen hat? Weiters stellt sich mir die Frage ob er wirklich einen Nutzen für die klassische Musik hat. Die zwei, drei Nummern die er aus der Richtung gebracht hat, waren nicht gerade dazu gedacht Leute für die klassische Musik zu begeistern, es fehlt ihnen einfach an der Magie, der Würze....Vielleicht, ganz bestimmt, saßen aber auch Leute im Saal die sich jetzt für die Violine interessieren und auf Youtube nachsehen was es da sonst noch so gibt? Das wäre dann eines der wenig positiven Dinge die aus dem Abend mitnehmen konnte....
Für mich bleibt nur noch zu sagen, dass dies mein letzter Besuch eines David Garrett Konzerts war!