Im Opernglas 7/8 gibt Hans Sotin ein Interview amläßlich seines Bühnenabschiedes. Ich zitiere daraus eine Passage:
"... bilden sich die Regisseure ein, daß man nur ins Theater geht, um die Umsetzung ihrer Ideen zu sehen. Wenn ich an den Bayreuther Tannhäuser vom letzten Jahr denke, dann ist das eine Katastrophe!!. Insofern bin ich froh, daß ich die Karriere hinter mir habe und gar nicht erst in Versuchung komme. Ich sehe doch, wie die Kollegen leiden, auch wenn sie nach außen so tun, als würden sie das gut finden. Als Sänger muß man eben auch an sein Portemonnaie denken. Ich habe mich so manches Mal gefragt: Wozu bilde ich die Studenten so penibel aus, damit sie wirklich schön singen, wenn dann auf der Bühne alles verloren geht? Viele Vorstellungsbesucher hören doch gar nicht mehr hin, sie sind mit dem Schauen viel zu sehr beschäftigt. Sitzen sie dann in einer konzertanten Aufführung, sind sie glücklich, weil sie nicht mehr abgelenkt werden. Mein Gott, Oper ist nunmal in erster Linie Musik!!
An dieser Entwicklung sind die Intendanten schuld, denn sie holen doch die Namen, die einen Skandal erwarten lassen. Wenn ich die Bayreuther "Ring"-Ankündigung mit FRank Castorf sehe, frage ich mich, warum verpflichtet man ihn? Er sagt, daß er keine Oper mag und stört sich daran, daß er die Texte nicht umschreiben darf. Ja, wo sind wir denn?
Hinzu kommt, daß die vielen aus der Dramaturgie entwachsenen Intendanten meist keine Ahnung von Stimmen haben, und manchmal steht ihnen noch ein GMD zur Seite, bei dem das nicht anders ist. Das hört man dann in den Aufführungen."
So weit Hans Sotin. Wer fragt da noch nach Anette Dasch??
Wir brauchen mehr Sotins, aber nicht erst zum Bühnenabschied! Aber - wie gesagt - ein Sänger braucht auch Geld zum Leben. Von der Überzeugung wird keiner satt.
La Roche