Finanzierung der Öffentlich-Rechtlichen

  • Kurze Korrektur: sofern es um die katholische Kirche geht untersteht die nicht oder nur bedingt dem deutschen Gesetz, es sei denn, sie liefert wen dem aus. Die katholische Kirche hat weltweit ihre eigene Gerichtsbarkeit auf Grundlage des CJC (Codex Jus Canonicum). Aus Imagegründen arbeiten die üblicherweise sehr geräuschlos. Das gilt m.W. auch heute

    Diese eigenständige Art der Gerichtsbarkeit galt und gilt aber nicht bei Schwerverbrechen - und der von mir geschilderte Fall dieses Totschlägerpfarrers lässt sich wohl als solches betrachten. Der Staat hätte hier jederzeit eingreifen können und es auch tun MÜSSEN.

    Aber deine Replik ändert wieder nichts daran - sondern verstärkt eher noch die Sichtweise, dass man damals besser schwieg, wenn es um die Kirche ging, dass man Kritik besser für sich behielt. Zumal die Kirchen in den 50ern ja wirklich Oberwasser hatten. Die Kirchen waren voll, es wurde allerorten noch eine verwurzelte Kirchenfömmigkeit gelebt. Gerade in ländlichen oder kleinstädtischen Zusammenhängen war da Vorsicht geboten.


    Zwanzig Jahre später sah dann alles schon anders aus.


    Grüße

    Garaguly

  • aber die Niveauabschmelzung der vergangen Jahrzehnte ist verstörend.

    Das empfinde ich auch so. Aber nicht nur der mediale Sektor bietet da zahlreiche Ansatzpunkte. Ich muss kurz auf einen anderen Sektor zu sprechen kommen: Besonders, wenn man miterlebt, wie beinahe Jahr um Jahr neue Erlasse aus dem Kultusministerium wieder einmal Lehrpläne "entrümpeln" (der "Faust" ist jetzt fast in allen Bundesländern raus, nun auch in Hessen. Keine Pflichtlektüre mehr), den Rechtschreibfehlerindex mal wieder abmildern, zusätzliche bürokratische Hürden einbauen, wenn Noten schlechter als "Ausreichend" vergeben werden (in der Hoffnung, dass überlastete Lehrer sich den Zusatzstress ersparen werden). Wenn Winfried Kretschmann in Baden-Württemberg verkündet, dass man sich angesichts toller Übersetzungs-Apps doch zukünftig das Erlernen einer Fremdsprache schenken könne ... und sowas ist Gymnasiallehrer von Beruf ... pfui der Schande. Ich kann kaum sagen, wie sehr ich solche Äußerungen geringschätze.


    Grüße

    Garaguly

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  • Zumal die Kirchen in den 50ern ja wirklich Oberwasser hatten.

    Das stimmt! Nach der repressiven Nazizeit hatten die Kirchen noch einmal einen überragenden Einfluß, so daß sich Kurt Schumacher, der damalige SPD-Vorsitzende, im ersten Bundestagswahlkampf 1949 zu der These veranlaßt sah: "Die katholische Kirche (bzw. der Vatikan) führt sich auf wie die fünfte Besatzungsmacht!" Vermutlich hat ihn dieser Ausspruch den Wahlsieg gekostet, denn ein solcher Frontalangriff kam bei der Nachkriegsbevölkerung ganz schlecht an, verschaffte seinem Herausforderer Konrad Adenauer eine tolle Steilvorlage und dem deutschen Episkopat einen bequemen Vorwand, in einem "Hirtenbrief" explizit zur Wahl "christlicher Parteien" aufzufordern, obwohl es davon ja eigentlich nur eine gab: Adenauers CDU (die wiedergegründete Zentrumspartei spielte nach 1945 keine nennenswerte Rolle mehr).


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Ach, wirklich? Welche sind das denn? Die sind mir noch gar nicht aufgefallen.

    Ehrlich, du führst dich hier auf wie ein Troll.

    Ich bin zwar nicht Werner Hintze, aber dieser Eintrag erfordert eine Erläuterung. Oder, noch besser, eine Begründung.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Das stimmt! Nach der repressiven Nazizeit hatten die Kirchen noch einmal einen überragenden Einfluß, so daß sich Kurt Schumacher, der damalige SPD-Vorsitzende, im ersten Bundestagswahlkampf 1949 zu der These veranlaßt sah: "Die katholische Kirche (bzw. der Vatikan) führt sich auf wie die fünfte Besatzungsmacht!" Vermutlich hat ihn dieser Ausspruch den Wahlsieg gekostet, denn ein solcher Frontalangriff kam bei der Nachkriegsbevölkerung ganz schlecht an, verschaffte seinem Herausforderer Konrad Adenauer eine tolle Steilvorlage und dem deutschen Episkopat einen bequemen Vorwand, in einem "Hirtenbrief" explizit zur Wahl "christlicher Parteien" aufzufordern, obwohl es davon ja eigentlich nur eine gab: Adenauers CDU (die wiedergegründete Zentrumspartei spielte nach 1945 keine nennenswerte Rolle mehr).


    LG Nemorino

    Interessant, was Du über Schumacher berichtest. Das wusste ich bisher nicht. Fünfte Besatzungsmacht, sehr schön.

    Aber Deine Geschichte mit allen Weiterungen bestätigt ja nur meine Ansicht, dass es damals eben gerade nicht immer angebracht und möglich war, zu sagen, was man gerade so dachte. Und was dem SPD-Vorsitzenden im Großen um die Ohren fliegen konnte, das konnte Hänschen oder Lieschen Müller im Kleinen eben auch schaden.


    Grüße

    Garaguly

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  • dass es damals eben gerade nicht immer angebracht und möglich war, zu sagen, was man gerade so dachte.

    Das mit dem damals kann ich so nicht stehen lassen. Das gilt auch heute noch. Faktisch konnte man immer alles sagen. Nach 1945. Gesetzliche Verbote gab es nicht. Es gab lediglich gesellschaftliche Grundhaltungen, und die waren nicht begrenzt auf die Adenauer-Ära. Wie mit dem Gesagten umgegangen wird regelt die Gruppe, in der man was sagt. Das ist auch heute noch so. Sagen kannst Du alles, wenn Du das Echo vertragen kannst.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Das mit dem damals kann ich so nicht stehen lassen. Das gilt auch heute noch. Faktisch konnte man immer alles sagen. Nach 1945. Gesetzliche Verbote gab es nicht. Es gab lediglich gesellschaftliche Grundhaltungen, und die waren nicht begrenzt auf die Adenauer-Ära. Wie mit dem Gesagten umgegangen wird regelt die Gruppe, in der man was sagt. Das ist auch heute noch so. Sagen kannst Du alles, wenn Du das Echo vertragen kannst.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Lieber Thomas,


    ich glaube, Du weißt doch genau, was ich meinte. Wenn ein gesellschaftlicher Zustand so regressiv, reaktionär und verhärtet ist in vielen gesellschaftlichen und politischen Fragen, wie er das in den ersten 25 Jahren nach dem Krieg zweifelsohne war, dann konnte das Echo bedrohlichen Charakter annehmen, meist nicht staatlicherseits, aber auf sozialer Ebene, Ausschluss desjenigen, der Unliebsames aussprach,. Natürlich kann einem sowas heute auch wieder verstärkt passieren, sich etwa in bestimmten akademischen oder künstlerischen Milieus als pro-israelisch zu positionieren, kann dort zur Exklusion führen, unter Umständen sogar Gewalt auslösen. Da herrscht ein erschreckend intolerantes Klima. Ich sehe es so, dass wir mit den 70er bis zu den 2000er Jahren die drei liberalsten Jahrzehnte der bundesrepublikanischen Geschichte hinter uns haben. Und die Anfangsphase dieses Landes war eben von einer stärker illiberalen Stimmung geprägt, die es von Fall zu Fall, von Ort zu Ort, Region zu Region öfter geraten sein ließ, nicht alles zu sagen, was man dachte. In den 80er oder 90er Jahren musste man da sicher weniger Angst haben, weil das allgemeine Klima mehr dem Motto "Es möge jeder nach seiner Façon selig werden" ausgerichtet war. Vieles wurde weniger eng gesehen. Man konnte mehr riskieren.

    Heute hat sich das Fenster - in bestimmten Themenbereichen (siehe Israel) - wieder ein Stück geschlossen.


    Grüße

    Garaguly

  • ich glaube, Du weißt doch genau, was ich meinte. Wenn ein gesellschaftlicher Zustand so regressiv, reaktionär und verhärtet ist in vielen gesellschaftlichen und politischen Fragen, wie er das in den ersten 25 Jahren nach dem Krieg zweifelsohne war, dann konnte das Echo bedrohlichen Charakter annehmen,

    Ich habe das schon verstanden, lieber Garaguly, der Konsens scheint den Berichten nach allerdings von erheblicher Größe gewesen zu sein, das exakre Gegenteil unserer heutigen Splittergesellschaft, in der wir es schon als Gängelung empfinden, wenn sich ein Splitter lauter Gehör verschafft als ein anderer. Von den liberalen 70ern habe ich auch nicht so viel gemerkt (die CDU-freundlichen Hirtenbriefe wurden auch in den 70ern noch von den Kanzeln verlesen). Und darf ich Dich daran erinnern, wer als erstes auf die gewalttätigen Misstände in Kinderheimen aufmerksam gemacht und die bekämpft hat? Die Journalistin Ulrike Meinhof, später unterstützt von der Heimkampagne, einer Abspaltung der APO, bei der ein gewisser Andreas Baader (die dümmste Hirse der Bewegung und lt. Jean-Paul Sartre ein Arschloch) noch mitwirkte. Bis zur Verhaftung von Meinhof als Terroristin sind auf das Thema auch die öffentlich-rechtlichen auf das Thema angesprungen (für die Meinhof regelmäßig arbeitete und die ohnehin höchst gesellschaftskritisch waren) angesprungen, der von Meinhof verantwortete Film"Bamboule" wurde allerdings erst 1994 gezeigt. Kurz danach ging dann die zweite Welle der Aufarbeitung los, meiner Erinnerung nach mit einem Bericht der "Zeit" über die Misstände im Dortmunder Vinzenzheim, ein von Nonnen geführtes Heim für gefallenen Mädchen, in dem ich während meines Studiums kurzzeitig als Maler- und Lackierer gearbeitet hatte.


    Du siehst (und wirst Dich darin wohl wieder bestätigt finden): vom konservativen Establishment war nix zu erwarten. Halten wir dennoch fest: die Vermischung von Erlebtem und Gelernten hat in der Nachkriegszeit einen gesellschaftlichen Konsens bewirkt, der in späteren Jahren und bei den allfälligen Generationswechseln leider nicht positiv transformiert wurde, sondern per heute in einer unfassbaren Zersplitterung und Ansammlung von Egoismen endete. Aus der Perspektive eines Menschen, der die Nachkriegszeit erlebt hat verständlich festzuhalten, dass die Zeit angenehmer und wohlfühliger war als heute. Selbst ich, der die späten 1960er und 1970er bewusst erlebt hat, stehe fassunglos vor diesem egomanen Rüpelhaufen, der sich Gesellschaft nennt. Und ja: auch der Journalismus hatte in den 1950ern bis in die 1980er ein ganz anderes Kaliber als das meiste was man heute serviert bekommt.


    Zusammenfassend: wir beschrieben das Gleiche und bewerten es verschieden.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • in der Nachkriegszeit einen gesellschaftlichen Konsens bewirkt, der in späteren Jahren und bei den allfälligen Generationswechseln leider nicht positiv transformiert wurde, sondern per heute in einer unfassbaren Zersplitterung und Ansammlung von Egoismen endete.


    Zusammenfassend: wir beschrieben das Gleiche und bewerten es verschieden.

    Ja, dieser Konsens war in den 50ern sicher gegeben, da hast Du völlig Recht. Und wer sich mit seinen Ansichten im Rahmen dieses Konsenses bewegte, der konnte sicher alles sagen.


    Heute, ja, auch das ist leider wahr, ist dieser Konsens vollkommen verloren. Eine Zersplitterung der Einstellungen, Ansichten, Haltungen hat stattgefunden. Einerseits ist das ja nichts Verkehrtes im Sinne eines Meinungspluralismus, wenn aber nicht mehr erkannt wird, dass jeder für sich etwas beizutragen hat, damit das Ganze in einer für alle fruchtbringenden Weise funktionieren kann, geht das weit über Meinungspluralismus hinaus. Die Feuerwehr anzugreifen, wenn sie Brände löschen will, hat nichts mit Meinungspluralismus zu tun. Da ist etwas völlig kaputt gegangen und aus dem Ruder gelaufen. Und es fehlt an der nötigen Stringenz, um diese Klientel wieder in die Spur zu setzen.


    Grüße

    Garaguly

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  • Wozu die Sache extra "vergendert" werden musste (noch dazu mit so absolut gekünstelten Wortschöpfungen wie "Meiner" und "Meinerin"), ist vollkommen verblödet.

    Ich wäre eher für (meine) Meinung und (deine) Deinung.


    Wenn Dich meine Meinung überzeugt, dann ist das auch Deine Meinung und somit unsere Unsrung; Deine Deinung geht ad acta. 8-)

    Cnusper, cnusper, cnasam, qui cnusperat meam casam?
    (Hexa dixit)

  • Ich wäre eher für (meine) Meinung und (deine) Deinung.


    Wenn Dich meine Meinung überzeugt, dann ist das auch Deine Meinung und somit unsere Unsrung; Deine Deinung geht ad acta. 8-)

    toll, was man so alles gendern kann!!:thumbup::thumbup:

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  • Kommentar – Schlesinger, der RBB und das Ruhegeld: Das Problem ist der ÖRR


    Zitat

    Die Regelung in Schlesingers Vertrag ist unfassbar großzügig. Das haben Recherchen des RBB selbst enthüllt. Schlesinger darf Ruhegeld beziehen, auch wenn sie einen neuen Job hat. Nebeneinkünfte werden nur zu einem Teil angerechnet. Und wenn die ehemalige Intendantin sterben sollte, würde ihr Mann, dann ihr Witwer, das Geld weiterhin bekommen. Nicht alles, aber immerhin 60 Prozent.

    Berliner Zeitung, 16.1.2025

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*